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Unerwarteter Besuch meiner toten Schwester

"Wo sind die normalen Leute? Ich sehe niemanden." "Es gibt keine." "Oh."
von

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Ein völlig normales Leben

Bells Leben war anscheinend langweilig. Egal ob sie mal meinem heißen Nachbarn aus Versehen beim Stolpern in den Schritt fasste oder mit nassem weißen Oberteil durch die Schule spazierte, wo drunter sie natürlich einen BH mit zwei fetten Bären trug. Egal ob sie schon am ersten Arbeitstag die Kaffeemaschine zum Explodieren brachte oder das Jungsklo mit dem Mädelklo verwechselte und mitten ins ’Geschäft’ platze. Chloe war immer der Meinung, sie erlebe nicht genug in ihrem Leben. Dabei ging sie nur nicht auf diese Orgienpartys, von denen so viele in der Schule schwärmten. Was soll sie denn dort? Sie hasste es sich durch die Menge zu zwängen, um zu den Tresen zu kommen und dabei von jeder Seite mindestens eine ’männliche Verlängerung’ zu spüren, die sich nach ihr streckt. Einfach widerlich für sie zu wissen, dass sich diese Dinger an ihrem neuen teuren Kleid reiben. Bah!
 

Aber sie war wie immer machtlos und man kannte ja Gruppenzwang! Also wurde sie mal wieder mitgezehrt und war gerade dabei sich einen sicheren Weg durch die tanzenden Leute vor sich zu suchen. Letztendlich entschied sie sich doch dafür, sich einfach an der Wand entlang zu drücken, egal ob es bescheuert aussah oder nicht. Es war notwendig! Sie war ja kein Mauerblümchen oder total verklemmt. Natürlich blieb ihr der Mund bei Sixpacks offen stehen und sie schaue ihnen gerne auf den knackigen Po, doch was die Praxis angeht, da war sie vorsichtig und keine Schlampe. Doch wer kann schon einem perfekten Modelkörper widerstehen? Anschauen ist ja nicht verboten! Doch spätestens beim ersten Gespräch hört die Liebe zum Aussehen auf. Wenn die Kerle ihren Mund aufmachen, heißt es nur rennen! Denn war es egal wie sie aussehen, was ihr Kumpel in der Markenjeans will, ist immer dasselbe. Bell war nicht eingebildet, doch sie wusste, dass sie recht hübsch war. Jedenfalls war sie mit sich selber zufrieden. Chloe dagegen meinte, dass ihr viele Kerle zu Füßen lagen, sie bemerkte es bloß nicht!
 

Aber Chloe durfte man nicht jedes Wort abkaufen! Sie war eine wundervolle Freundin, natürlich, doch sie ging manchmal in die Richtung, die Bell abschlug, genauso wie jetzt. Isabel hatte den Laden erst vor einer guten viertel Stunde betreten und hatte schon jetzt die Schnauze voll. Wieso kleben immer die abscheulichsten Säcke an ihr? Sie konnte mir nicht einmal was zu Trinken bestellen, als auch schon Mickey Maus sich an sie ranmachte. Weshalb der Name? Hört man sich ihn an, dann ist die Frage sofort beantwortet. Isabels Blick in seine Richtung sagte jedoch alles und er war zu meinem Glück so Einer, der sich danach sofort verzog. Sie stornierte ihre Bestellung und stöckelte zu Chloe, die in der Ecke auf einem der Sofas saß. "Ich hab die Schnauze voll!", sagte Bell schmollend und ließ mich neben sie auf das Mobiliar fallen.
 

"Das ist jetzt nicht dein Ernst, Süße? Oder?", entgegnete Chloe ihr mit fassungslos verzerrtem Gesicht.

"Was guckst du mich so an, Chloe? Ich hab dir schon davor gesagt, dass es wieder genauso scheiße sein wird."

"Du treibst dich auch immer alleine rum und so schlimm ist es auch nicht!"

Es war Bell egal was sie meinte, sie hatte einfach keinen Bock mehr auf die Leute hier. Sie war sich noch nicht einmal sicher, ob sie überhaupt noch eine Stunde bleiben würde. Chloe sicher, sogar bis in den nächsten Morgen hinein. So war sie eben, egal ob am nächsten Tag Schule war oder nicht. Sie feierte immer durch. Bell jedoch bewegte, nach einer guten halben Stunde, ihren hübschen Hintern aus diesem Laden. Auf der Straße neben der Laterne stehend rief sie ihren Dad an und bat ihn darum sie hier abzuholen.

"Wieso denn schon wieder so früh, Liebes? Ist was passiert?", war sofort Dads Frage.

Isabel beruhigte ihn. Sie log ihm schnell vor, dass es dort eine kleine Schlägerei gegeben hatte und darauf die Stimmung verschwunden war.
 

Während sie die zwanzig Minuten wartete, rollte ein potthässlicher Wagen an ihr vorbei. Was kam denn jetzt, fragte sie sich und verdrehte schon die Augen. Hoffentlich nur jemand, der den Weg suchte. Obwohl... so spät Abends? Sie sollte vorsichtiger sein. Ein Kerl mit Koteletten sah sie mit einem Rape-Grinsen an. "Was nimmst du, Schnecke?" Bell blieb einfach nur der Mund offen stehen. Anscheinend verwirrte dies den Fahrer und er fragte nochmal nach. "Jetzt sag schon!", herrschte er sie schließlich an.

Noch ehe er seinen Satz zu Ende aussprach, schrie sie ihn wie eine wilde Furie an. "Sag mal, denkst du etwa ich bin eine Schlampe? Seh ich etwa so aus? Das ist ein elegantes kurzes Kleid von Gucci! Das mich verdammte dreihunderfünzig Doller gekostet hat und du willst mir sagen, dass ich damit wie eine Schlampe aussehe? Weißt du eigentlich wie lange ich dafür gespart habe?"
 

Sie kümmerte sich eher darum, dass sie anscheinend wie eine Schlampe aussah, als dass sie die Leute um sie herum nun völlig verstört ansahen. Schnell machte er die Fensterscheibe hoch und startete seinen verdreckten Wagen. Bell schrie ihm immer noch hinterher, wie aufwendig ihr Kleid genäht war und wie lange sie heute mit ihrer Frisur vor dem Spiegel stand, als er wie ein Irrer davondüste. Die Strähnen hingen ihr schon völlig verwuschelt ins Gesicht und sie pustete beleidigt eine aus ihrem Blickfeld. Sauer verschränkte sie die Arme und drehte sich auf ihrem Absatz um, der ihr auch dann prompt abbrach. Am liebsten hätte sie ihre Schuhe ausgezogen und sie dem Nächsten ins Gesicht geworfen, doch sie hielt sich davon ab, sondern schnauzte nur ihre Schuhe an, wie sehr sie sie hasste und sie ihr auf den Wecker gingen. Klarer Fall für die Nervenanstalt, dachten sicher die anderen, doch das war ihr völlig egal. Ihr Daddy sah sie komisch an, als sie mit den kaputten Schuhen in den Wagen stieg.
 

"Hast du etwa bei der Schlägerei mitgemacht und jemanden erstochen?", fragte er sie und nickte auf die Schuhe. Bell wusste, dass er sie aufziehen wollte, doch sie hatte gerade kein Bock drauf. Also verengte sie nur die Augen zu Schlitzen und blitze ihn an.

"Das ist nicht witzig.", zischte sie.

"Ist es auch nicht. Weißt du wieviel Papierkram das bei einem Mordfall ist?"

Er wollte sie tatsächlich auf die Palme bringen! Doch Bell verhielt sich weiterhin ruhig und starrte auf die Armatur vor ihr. Dad war Polizist, ein gutmütiger Kerl, doch er konnte genauso hochgehen wie sie. Anscheinend war das so in ihrer Familie. Sie liebte ihr Haus, genauso wie es ihre Eltern taten. Es war so ein typisches Häuschen wie aus Sex and the City. Mit schönem Garten und einer gut gepflegten sauberen Straße. Das Einzige was hier beängstigend war, was Bells Nachbar Tott. Bell war mir sicher, dass er irgendso ein Killer war.
 

Er spannerte ihr ständig hinterher. Wenn sie morgens aus dem Haus ging, stand er 'zufällig' am Fenster, wie er immer sagte und sah sie. Wenn sie nach Hause kam, stand er auch dort und ging natürlich denselben Weg von der Schule hier hin, obwohl er eine völlig andere besuchte. Und auch jetzt stand er wieder am Fenster und grinste Isabel entgegen. Am liebsten hätte sie ihm jetzt mit ihrem kaputten Absatz erstochen! Genervt ging sie hinein, wünschte ihrer Mum einen guten Abend und verzog sich sofort nach oben in ihr Zimmer. Seufzend fiel sie aufs Bett. "Gott... bitte lass am Sonntag Hirne vom Himmel regnen für die armen Menschen in meiner Umgebung!", flehte sie und verschränkte ihre Hände.

Doch ihr inniges Gespräch wurde durch ein nerviges Klingeln unterbrochen. Sie wusste wer das war. "Entschuldige mich bitte kurz, Vater, ich muss nur jemanden umbringen.", sagte sie kurz ihrer Decke entgegen und griff nach ihrem Handy. "Jhaa?", war ihre langgezogene Frage.

"Bist du jetzt wirklich nach Hause?"

Bell antwortete nur mit einem: "Ahaa."

Dann hörte sie ein Aufatmen. "Mädchen, du verpasst hier grad was."

"Wenns nicht Johnny Depp ist, verpass ich nichts!"
 

Sofort legte Isabel auf. Chloe würde morgen vielleicht sauer auf sie sein, doch das interessierte sie in diesem Moment kein bisschen. Sie schälte sich aus ihrem zu engen und überteuertem Kleid und duschte sich. Ihre Mum und ihr Dad waren schlafen gegangen, als sie wieder in ihr Zimmer stolperte. Sie schlüpfte in ihr geliebten Kleinmädchenpyjama und tauchte unter ihre bunte Decke. Bell entglitt ein Seufzer, bevor sie die Augen schloss.

"Was für ein großartiger Tag.", meinte sie nur und schlief daraufhin ein.



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