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Opfergaben

von

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Der Versuch

Ich bin erstaunt als Wheeler mir die Tür öffnet. Meine Überraschung kann ich nicht verbergen. Nachdem ich eine geschlagene halbe Stunde unschlüssig in meinem Wagen den kleinen Laden von Yugi´s Großvater betrachtet habe, stehe ich nun endlich vor der Tür. Ich weiß selbst nicht was mich zu diesem Entschluss getrieben hat. Fast kommt es mir vor wie ein innerer Zwang. Das Ganze hier kostet mich schon wahrhaftig genug Überwindung, muss jetzt ausgerechnet Wheeler hier sein? Verflucht, warum habe ich auch wirklich geklingelt?
 

Der Köter starrt mich entgeistert an und ich starre wahrscheinlich genauso zurück. Keiner von uns rührt sich und ich brauche wieder viel zu lange, um mich zu fassen.
 

"Aus dem Weg, Köter, ich muss mit Yugi reden!" zische ich ihn an und fast hat meine Stimme die altbekannte Härte. Er zuckt zumindest leicht zusammen und sein Kopf wird puterrot.
 

"Du hast sie wohl nicht alle!" schreit er mich an und ich grinse ihn eiskalt an. Zumindest bei Wheeler funktioniert es noch. Danke, ein Teil meiner Würde habe ich mir somit bewahrt.
 

"Wheeler, ich bin nicht in der Stimmung, mich mit dir und deinem armseligen Verstand auseinander zu setzen. Also geh zur Seite oder hol mir Yugi her!" Nicht in der Stimmung? Hm, eigentlich bin ich nicht in der Verfassung. Ich stehe jetzt und hier keinen verbalen Schlagabtausch mit diesem Streuner durch, dafür liegen meine Nerven zu blank. "Kaiba..." Er reckt seine Faust in die Höhe und ich zucke nicht mit der Wimper. Ich sehe ihn so gelassen an wie immer, obgleich ich innerlich am brodeln bin und das nicht, weil er mich wieder einmal zur Weißglut treibt. "Du solltest meine Nerven heute nicht überstrapazieren, Köter!" warne ich ihn, was allerdings keinerlei Eindruck auf ihn macht und ich rechne sogar fast damit, dass er tatsächlich plant mir seine schmutzige Pfote ins Gesicht zu schlagen. Wir funkeln uns wütend an.
 

"Schon gut, Joey." vernehme ich dann diese furchtbare Stimme, die es vermag Wheeler zu beruhigen und mich zugleich in allerhöchste Aufregung zu versetzen. Neben dem blonden Dummkopft erscheint ER. Ich schlucke automatisch, weiche aber nicht zurück. Immerhin. Inzwischen kann ich diesen Reflex doch wieder einigermaßen kontrolliern. Wheeler wirft seinem Freund einen fragenden Blick zu und dieser sieht ihn fest an. Dann wendet er sich mir zu. Und da ist es wieder... dieses grausame Lächeln, dass direkt an meinem Innersten rührt. Verflucht noch mal, warum bin ich hergekommen?
 

"Kaiba." Ich hasse es, wie er meinen Namen sagt. Dieser wissende Ton bringt mich zum rasen. Er scheint nicht einmal wirklich überrascht mich zu sehen. Mit einem Mal weiß ich nicht mehr was ich sagen wollte. Ich weiß nicht einmal warum ich überhaupt hier bin. Wheeler blickt mich wieder fragend an, wahrscheinlich erwartet er irgendeine Erklärung, aber ihm werde ich ganz sicher keine geben und Yugi... Yugi bedarf keine wie mir scheint. "Komm rein." sagt er einfach als wäre das hier die normalste Situation überhaupt, als würde ich tagtäglich nichts anderes tun als hier in diesem schäbigen Laden...
 

Während Wheeler ein Stück zur Seite tritt, zögere ich. Yugi wendet mir den Rücken zu und lässt mich einfach stehen. Vermutlich geht er davon aus, dass ich ihm ohnehin folge. Hat hier sonst noch jemand das Gefühl sich in Zeitlupe zu bewegen? Ich schreite an dem Köter vorbei und folge ihm. Als die Tür hinter mir ins Schloss fällt, verspüre ich einen Anflug von... Angst? Unsinn! Ich habe lediglich das Gefühl, dass man mir die Rückzugsmöglichkeit genommen hat, was mich irritiert. "Yugi, soll ich...?" höre ich Wheeler hinter mir fragen. Der Kleine schüttelt nur den Kopf. Gott sei Dank, die Anwesenheit des Köters hätte ich nicht länger ertragen und der Gedanke, dass er diesem Gespräch beiwohnen würde...
 

Dann stehe ich ihm wieder gegenüber. Er trägt natürlich seine unbeschreibliche Gelassenheit zur Schau, was mich unwillkürlich zum kochen bringt. Ich sehe keine Frage in seinen Augen, auch macht er nach wie vor nicht den Eindruck als wäre mein Erscheinen eine Überraschung. Perfider Weise vermag er es sogar mir das Gefühl zu geben als hätte er mich erwartet. Was natürlich vollkommen unmöglich ist! Ich habe heute morgen selbst nicht gewusst, dass ich jetzt hier stehen würde. Wie hätte er es wissen können?
 

Ich will daran glauben können, dass etwas Außergewöhnliches möglich ist.
 

Vorhin hatte ich noch so etwas wie eine Strategie. Zumindest war ich kurzfristig dieser Ansicht. Jetzt ist alles weg und ich komme mir albern vor. Was soll ich hier? Was will ich überhaupt von ihm? Meine Fragen wird er auch dieses Mal nicht beantworten. Dennoch...
 

"Nun?" höre ich ihn amüsiert fragen und er sieht mich erwartungsvoll an.
 

Ich schlucke und höre wieder wie mein Herz sich überschlägt. Es pocht so laut und heftig, dass ich fast befürchte er könnte es tatsächlich hören.
 

"Bist du dir im Klaren, dass ich nicht ignorieren kann, was du gestern... getan hast?" Die Frage geht mir flüssiger von den Lippen als ich dachte.
 

"Natürlich." erwidert er gelassen und setzt sich gemächlich auf einen der Sessel, die hier herum stehen.
 

Wieder irritiert mich diese so einfache Erwiderung. Ich kann nicht anders, ich starre ihn an.
 

Er lächelt. "Ich will doch hoffen, dass du es nicht ignorieren kannst."
 

Verflucht, dieser kleine, überhebliche... Ich verspüre den Wunsch ihm eine Ohrfeige zu verpassen und...
 

"Was soll dieser Unsinn?" schreie ich ihn an.
 

Er zuckt gleichgültig mit den Schultern. "Willst du mir nun sagen, welchen Wert du..." Seine schönen Augen sind erfüllt von diesem unbeschreiblichen Lächeln. "Meinem Kuss zugeordnet hast?"
 

Oh Mann, ich fasse es einfach nicht. Er spielt wirklich weiter dieses Spiel. Was zur Hölle soll das? Warum interessiert ihn das? Interessiert es ihn überhaupt ernsthaft? Wieder bringt er mich aus dem Konzept. Nun, inzwischen müsste ich mich doch daran gewöhnt haben, dass er meine Fragen nur mit obskuren Gegenfragen zurück wirft.
 

"Kaiba." sagt er mit unglaublich sanfter Stimme, fast schon erscheint es mir als läge Mitleid darin. Mitleid und Traurigkeit. Aber vermutlich bin ich schon wieder an dem Punkt an dem ich nichts mehr verstehe. Bin ich da nicht schon seit Tagen?
 

Ich frage mich instinktiv mit welcher Art von Geisteskrankheit ich es hier zu tun habe.
 

"Fragen bringen dich nicht ans Ziel, Seto." Nein, dieses Mal überrascht er mich nicht. Ich habe zwar keine Ahnung wie er es anstellt, vermutlich steckt irgendein Trick dahinter oder er kombiniert einfach verdammt gut.
 

Irgendwie schaffe ich es mich aus meiner geistigen Erstarrung zu lösen. Ich spüre wie die Wut in mir sich ins Unermessliche steigert. Ja, Wut... blanke, nackte, verzweifelte Wut, weil er dieses Spiel mit mir Spiel und ich keinen Sinn und Zweck darin begreife.

Ich öffne den Mund und will ihn anschreien, aber bevor ich etwas sagen kann, beginnt er schon wieder zu reden. Ruhig, fast sachlich... als würde er wirklich einem Kind etwas erklären.
 

"Du trägst soviel Liebe in dir, von der du keine Vorstellung hast... und Wut, die nicht ihresgleichen kennt... und wenn dich das eine nicht erfüllen kann, dann gibst du dich dem anderen hin, nicht wahr?" Sein Blick ist noch immer sanft, fast gütig.
 

Ich bin zu perplex, um zu reagieren. Ich fühle mich wieder so hilflos wie in unserem Klassenraum bevor er mich... Ich hasse mich selbst dafür, dass ich es nicht schaffe mich wieder unter Kontrolle zu bringen. Wieder läuft alles vollkommen falsch!
 

"War das nicht absehbar?" fragt eine Stimme in meinem Kopf.
 

Ich glaube, ich bin nicht mehr ich selbst in diesem Moment. Ich sehe mich auf ihn zu stürzen und meine Hände packen seine Schultern und reißen ihn hoch. Ich glaube mein Gesicht ist gerade eine gräßliche Maske, aber ihn scheint das nicht zu kümmern. Ich keuche atemlos und mein eigener Herzschlag dröhnt mir so in den Ohren, dass ich mir wünsche, ich wäre taub. Einen kurzen Augenblick starre ich ihn nur an und er, er hält meinem Blick mit unerschütterlicher Ruhe stand. Was tue ich hier? Ich weiß gar nicht mehr was ich machen wollte. Er soll aufhören mich so anzusehen und ich möchte auch nichts mehr hören. Kein Wort. Kein einziges, verdammtes Wort. Meine Hände wandern wie von selbst zu seinem Hals und ich glaube seinen Herzschlag wahr zu nehmen. Ich zittere, ja, meine Finger zittern.
 

"Tu es einfach." flüstert er und ich gehorche.
 

Meine Augen schließen sich unwillkürlich als meine Lippen sich auf die seinen senken.
 

desperatio



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  jyorie
2012-12-30T17:47:49+00:00 30.12.2012 18:47
Hi^^

Obwohl der neue Kuss noch nicht passiert ist, klingt er schon sehr gut :) wo hin will atemu kaiba bekommen? Er hat es doch sicher nicht nur auf einen Kuss abgesehen :D

Liebe Grüße Jyorie



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