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I hate that I love you

L x Light
von

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Experimente

Kapitel 4: Experimente
 

Wie soll ich bloß aus dem Schlamassel herauskommen?

Misa will unbedingt meine Freundin werden, aber ich empfinde nicht das Geringste für sie. Ich finde sie total nervig und besonders hübsch ist sie auch nicht… Ich stehe echt nicht auf blond. Aber da sie immer noch so tut, als wäre sie mit Sayu befreundet, geht sie ungehindert bei uns ein und aus. Und ich kann ihr das nicht verbieten. Aber das sie mir einfach verbieten will, mit anderen Mädchen auszugehen… Was denkt die sich? Ich kann mit Mädchen ausgehen, wann ich Lust dazu habe!

Am meisten stört es mich, dass sie töten kann, wen sie will, ohne, dass ich sie daran hindern kann. Denn wenn ich das tue, bringt Rem mich um. Zwar würde Misa das nie zulassen, aber es ist trotzdem extrem lästig.

„Light?“

Der Angesprochene wandte seinen Kopf zur Seite. Dort saß eine hübsche junge Frau mit einem eleganten Kurzhaarschnitt. Sie blickte unauffällig zu ihm rüber, damit auch niemand etwas von ihrem Gespräch mitbekam. „Was ist denn los? Ich dachte, wir beide gehen miteinander oder habe ich da was falsch verstanden?“ flüsterte sie so leise, wie möglich.

Light lächelte. „Ja, wir beide gehen miteinander. Deswegen sitzen wir ja auch in der Vorlesung nebeneinander.“

„Aber du scheinst mit deinen Gedanken ganz woanders zu sein. Es scheint, als würdest du dich gar nicht darüber freuen, dass wir zusammen sind.“

„Ach was. Ich habe mir nur Gedanken darüber gemacht, was wohl die Anderen dazu sagen, wenn ich so kurz nach Semesterbeginn mit der amtierenden Miss Touou ausgehe. Du bist eine Schönheit, Takada…“

Takada errötete und hüstelte verlegen in ihre Faust. „Mir gefällt aber gar nicht, was du da sagst. Dieses Miss Soundso…“

Light lachte leise. „Ja, ich hab verstanden. Entschuldige. Kümmern wir uns einfach nicht um die anderen, okay?“

Trotzdem ist die Kleine echt hübsch…

Romy’s Tod ist schon ein paar Monate her und zum ersten Mal fühle ich mich wieder in der Lage, auf ein Date zu gehen. Das lass ich mir doch nicht von so einer Ziege vermiesen!
 

Nachdem die Vorlesung vorbei war, schlug Light vor, dass sie beide noch etwas essen gehen.

Tatsächlich zogen die beiden alle Blicke auf sich.

„Hey! Das ist doch Kyomi Takada, die »Reine«! Seit wann ist die denn mit Yagami zusammen?“

„Angeblich seit gestern.“

„Dann schnappen sich also doch die gut aussehenden Elitetypen alle schönen Frauen weg.“

„Nein, es soll von ihr ausgegangen sein.“

„Was?! Von Takada, der Reinen?! Da enttäuscht sie mich aber!!“

Light ignorierte das Geschwafel. Es kümmerte ihn einen Dreck, was die Anderen dazu sagen. Und um das zu verdeutlichen, hakte er Takada bei sich ein und schenkte ihr ein charmantes Lächeln. Takada errötete, schmiegte sich aber dennoch an Light’s Arm.

Aus ihrem schönen Date wurde allerdings nichts. Schuld daran war diesmal ausnahmsweise nicht Misa, sondern eine Person, über dessen Anblick Light genauso wenig erfreut war: auf der Bank, im Schatten eines Baumes, hockte Ryuzaki alias Hideki und las in einem Buch. Dabei fiel Light auf, dass der Schwarzhaarige nicht nur eine komische Sitzhaltung hatte, sondern auch das Buch in einer eigenwilligen Art festhielt. Trotz seines Ärgers musste Light schmunzeln – dieser Typ schwamm wirklich in jeder Hinsicht gegen den Strom.

Nun schien auch Ryuzaki die beiden zu entdecken. Fröhlich winkte er ihnen zu. „Hallo, Light!“, rief er, dann erstarb sein Lächeln so plötzlich, wie es kam. „ Und? Wie geht’s?“

Resigniert löste Light Takada von seinem Arm. „Bitte entschuldige. Ich fürchte, aus unserem Date heute wird nichts. Aber wir holen das ganz bestimmt nach! Versprochen!“

Takada nickte nur. Sie war recht konfus. Zuerst hakte er sie bei sich ein, will mit ihr ausgehen… und nun wimmelte er sie einfach so ab. Versteh einer die Männer! Schulter zuckend stakste Takada davon.

Light sah ihr nach. Ich hoffe, du willst etwas Wichtiges von mir. Dafür, dass du mir ein Date mit so einem hübschen Mädchen versaust…

Er näherte sich der Bank.

Ryuzaki steckte sein Buch in seine Hosentasche. „Ist das wirklich okay, wenn du sie einfach so wegschickst?“

„Ja sicher. Das ist kein Problem. Aber was führt dich hierher? Ich habe dich seit unserem Spiel nicht mehr in der Uni gesehen.“ Light spürte einen dicken Kloß im Hals. Die Erinnerung daran warf die Enttäuschung wieder auf. Am Liebsten hätte Light ihn angeschrieen; warum er ihn belogen hätte.

Aber Ryuzaki setzte noch einen drauf: „Keine Sorge. Wenn du Kira bist, stecke ich eh schon längst in der Klemme. Schließlich bist du der Einzige hier draußen, der weiß, dass ich L bin. Ich habe deinem Vater und den anderen Ermittlern gesagt, sollte ich in den nächsten Tagen sterben, dann bist du mit Sicherheit Kira.“

„Fängst du schon wieder damit an?!“, schnauzte Light ihn an, riss sich aber wieder rasch zusammen.

„Der Verdacht gegen dich ist nun einmal noch nicht ausgeräumt“, erklärte Ryuzaki ruhig. Das Light gekränkt war, war deutlich aus dessen Stimme zu hören, aber dies schien den Meisterdetektiv entweder nicht zu kümmern oder er bemerkte es tatsächlich nicht. Jedenfalls ignorierte er Light und schlüpfte gemütlich in seine Turnschuhe hinein. „Gehen wir in die Mensa Kuchen essen?“, fragte Ryuzaki ganz beiläufig und musterte den Brünetten typisch ausdruckslos.

Dieser zuckte mit den Schläfen. „Ryuzaki…“

„Nenn mich hier draußen Hideki. Schließlich kennt man mich hier unter dem Namen.“

„… Hideki. Wolltest du mir nicht sagen, was du hier willst?“

„Darf ich nicht zur Uni kommen? Ich bin schließlich Student hier.“ Ryuzaki wirkte beleidigt.

Light unterdrückte einen tiefen Seufzer. Manchmal kam es ihm so vor, als rede er mit einem kleinen Kind. „Natürlich. Aber du bist nicht der Typ, der grundlos etwas tut. Du bist doch nicht bloß zum Kuchen essen hergekommen!“

Ryuzaki lächelte verschmitzt. „Du hast mich durchschaut. Ehrlich gesagt, bin ich hergekommen, weil ich dich um einen Gefallen bitten möchte. Einen Gefallen, von dem dein Vater nichts mitbekommen soll, um genau zu sein.“

Light hob beide Augenbrauen. „Worum geht es denn?“

„Nicht hier. Ich habe jetzt meinen Psychologie-Kurs. Lass uns in den Hörsaal gehen, dann erkläre ich dir alles in Ruhe.“

Ohne eine Antwort abzuwarten, schlürfte Ryuzaki in Richtung Hörsaal, wohl wissend, dass Light ihm sicher folgen würde. Einen Gefallen, von dem sein Vater nichts erfahren dürfte. Was sollte denn diese Geheimniskrämerei? Was hatte er nur vor?
 

Im Hörsaal steuerte Ryuzaki zielstrebig die letzte Reihe an, gut darauf achtend, dass sich niemand in ihre Nähe setzte.

„Wenn du nicht zuhören willst, warum gehen wir dann in die Vorlesung? Warum setzen wir uns dann nicht in ein Cafe?“

Ryuzaki, der sich gerade seine Turnschuhe auszog, um sich in üblicher Position hinzusetzen, hielt inne und sah Light verdutzt an. „Was meinst du? Natürlich will ich zuhören. Warum sonst will ich hier mit dir reden? Das eine schließt das andere nicht aus. Komm, setz dich!“

„Du kannst gleichzeitig mit mir reden und der Vorlesung folgen?“ Light konnte es nach außen hin gut verbergen, aber insgeheim war er ein wenig beeindruckt. Er selbst konnte sich immer nur auf eins von beiden konzentrieren. Nicht, dass sich das irgendwann mal negativ auf sein Leben ausgewirkt hätte…

Light zuckte mit den Schultern, setzte sich neben Ryuzaki und beobachtete, wie der Dozent die Vorlesung begann.

Die ersten Minuten geschah nichts, sie saßen nur nebeneinander und lauschten den Worten des Dozenten. Light fand das gar nicht mal so schlecht. Es erinnerte ihn an den schönen Tag, den sie in der Kirmes verbracht haben. Sein Ärger war zwar immer noch nicht verraucht, dennoch mochte Light Ryuzaki immer noch sehr gern. Gut, dass Ryuzaki in Wirklichkeit der berühmte Meisterdetektiv L war, war schon eine böse Überraschung gewesen. Und eigentlich hätte Light das stören müssen, immerhin war es L’s Aufgabe, Kira zu fassen. Aber in Ryuzaki’s Gegenwart verspürte Light nicht das Bedürfnis, seinem Werk als Kira nachzugehen. Als ob die Nähe des Schwarzhaarigen seine Wut besänftigen könnte.

Light musterte Ryuzaki unauffällig. Er würde sonst was dafür geben, wenn er wüsste, wie der Schwarzhaarige über all das dachte. Seit er ihm aber eröffnet hatte, dass er L war, sprachen sie nur noch über Kira. Keine Chance, ihre Freundschaft zu vertiefen.

Light seufzte und beschloss, das Schweigen zu brechen. Ryuzaki war auf ihn zugekommen, um ihn um einen wichtigen Gefallen zu bitten. Vielleicht ging es diesmal ja nicht um Kira. Vielleicht hatte ihre Freundschaft ja noch eine Chance…

„Wolltest du nicht mit mir reden?“, flüsterte der Brünette leise.

„Sicher. Es geht um das hier.“ Ryuzaki kramte in seiner Hosentasche herum und zog einen Lolli und einen Zeitungsausschnitt hervor. Den Zeitungsausschnitt gab er Light, damit dieser ihn lesen konnte.

Es war ein Bericht über den Pharma-Konzern Ikagu.
 

Mysteriöse Todesfälle bei Ikagu

Der Pharma-Konzern Ikagu weißt zurzeit eine Vielzahl von Todesfällen innerhalb des Personalkreises auf. In den vergangenen drei Wochen sind immer wieder Mitarbeiter des Entwicklungslabors ums Leben gekommen.

Seltsam sind dabei die Umstände, die den Tod verursacht haben: ein Mitarbeiter, der ehrenamtlich als Pfleger im Zoo gearbeitet hat, wurde von Raubtieren zerfleischt, nachdem er sich mit deren Futter übergossen hatte.

Eine andere Mitarbeiterin stürzte sich aus dem 39. Stock eines Hochhauses.

Der Konzern weist jegliche Schuld von sich.

Trotz intensiver Ermittlungen konnten die Todesfälle nicht aufgeklärt werden.

Einige behaupten sogar, dass Kira die Männer und Frauen bestraft hatte.
 

Light verzog das Gesicht. Soviel zu dem Thema „diesmal geht es vielleicht nicht um Kira“.

Aber wieso sollte Kira etwas damit zu tun haben? Abgesehen davon, dass Light tatsächlich nichts damit zu tun hatte – warum auch? Diese Menschen hatten doch gar nichts getan.

Und wieso kam Ryuzaki darauf? Schließlich war es bekannt, dass Kira seine Opfer nur durch Herzversagen tötet.

Ryuzaki, der den Lolli inzwischen ausgewickelt und sich in den Mund gesteckt hatte, schien Light’s Gedanken erraten zu haben. „Ich glaube nicht, dass Kira dahinter steckt. Er tötet seine Opfer nur durch Herzversagen. Diese Todesursachen sind zu abstrakt. Wenn Kira nicht gerade Handlungen und Todesursache bestimmen kann, ist er nicht dafür verantwortlich.“

„Natürlich nicht. Wenn ich das hier so lese, klingt das für mich eindeutig nach Selbstmord. Zwar ungewöhnlich, so zu sterben, aber…“

„Genau darum geht es ja. Es waren eben keine Selbstmorde.“

„… Und wie kommst du darauf?“

„Eine Frau brachte mich darauf. Sie war die Ehefrau des Mannes, der ehrenamtlich im Zoo gearbeitet hatte. Einige Tage nach seiner Beerdigung besuchte sie das örtliche Polizeirevier und wollte Anzeige wegen Mordes erstatten.“

„Wegen Mordes? Wie kommt sie darauf? Es sieht doch alles nach Selbstmord aus!“

„Das dachten die Polizisten auch, daher schickten sie sie wieder weg. Trotzdem schrieben sie ihre Aussage ins Protokoll. Sie war der festen Überzeugung, dass ihr Mann diese Tat nicht aus freien Stücken begangen haben kann. Er hatte nämlich… panische Angst vor Katzen.“

Jetzt war Light überrascht. „Er hatte eine Katzenphobie? Ich verstehe…“

„Ja. Ihr Mann arbeitete zwar im Zoo, meidete allerdings das Raubtiergehege. Und er ging nicht einmal in die Nähe von den Wildkatzen. Und ausgerechnet er stirbt, weil er von solchen Raubkatzen zerfleischt wird? Das klingt doch sehr unglaubwürdig. Und es war nicht nur bei ihm so. Die Frau, die aus dem Fenster sprang, hatte schreckliche Höhenangst. Sie traute sich angeblich nicht einmal auf die 2 Meterbretter im Schwimmbad. Und dann soll sie aus dem 39. Stock gesprungen sein? Du siehst, der Verdacht liegt zumindest nahe, dass sie das nicht aus freien Stücken getan haben.“

„Wurde eine Autopsie vorgenommen, um festzustellen, ob sie vielleicht irgendwelche Drogen genommen haben?“

„Mit welcher Begründung denn? Man kann nicht einfach eine Autopsie vornehmen, nur weil man einen wagen Verdacht hegt. Für die Polizei war es Selbstmord und solange es keine Beweise gibt, die dagegen sprechen, gibt es auch keinen Grund, die Leichen zu untersuchen.

Dennoch bezweifele ich, dass Kira damit etwas zu tun hat. Das sieht ihm einfach nicht ähnlich.“

„Wie kommen die überhaupt darauf, dass Kira etwas damit zu tun hat? Wofür sollte er diese Menschen denn bestrafen? Was haben sie so schlimmes verbrochen?“

Ryuzaki zückte noch einen Artikel und gab ihn Light, zusammen mit einem zweiten Lolli.

Light nahm beides entgegen – wobei er den Lolli diskret in die Tasche steckte – und las auch den zweiten, viel kürzeren Artikel:
 

Immer mehr Kinder sind wegen einem seltsamen Virus in den letzten Wochen ins Krankenhaus eingeliefert worden.

Die Ursache des Virus ist bislang unklar. Trotz Untersuchungen konnte weder ein Erreger, noch sonst eine Ursache für die Krankheit festgestellt werden.

Auffällig ist jedoch, dass das Krankheitsbild bei allen Kindern gleich aussieht.

Ansteckungsgefahr besteht nicht.
 

„Diese Kinder sind zwei Tage, nachdem dieser Artikel veröffentlicht wurde, gestorben. Die Ursache für den Virus konnte nie geklärt werden. Aber einige der Eltern waren der Meinung, dass Ikagu schuld daran war.“

„Und wie kommen die darauf? Haben die ein Medikament hergestellt, dass den Kindern nicht bekommen ist?“

„Ich habe auch nicht verstanden, warum sie sich da so sicher waren. Darum habe ich Naomi Misora gebeten, Nachforschungen anzustellen. Sie ist eine sehr erfahrene FBI-Agentin. Sie schlich sich undercover in die Firma ein. Vor ein paar Tagen dann rief sie mich an und teilte mir mit, dass sie etwas Unglaubliches herausgefunden habe; irgendein Geheimprojekt, dass der Konzern heimlich ausgeführt hatte. Frau Misora wollte erst noch mehr Beweise sammeln, aber dann brach der Kontakt zu ihr ab. Ich kann sie einfach nicht mehr erreichen.“

„Glaubst du, ihr ist etwas zugestoßen?“

„Davon gehe ich aus.“

„Und… was soll ich da jetzt machen?“

„Ich würde gerne herausfinden, was es mit all dem auf sich hat. Ich schaffe das aber nicht allein und Frau Misora kann ich nicht mehr erreichen… Vielleicht hast du ja eine Idee, was ich jetzt tun soll, um die Wahrheit herauszufinden.“

Light glaubte, sich verhört zu haben. Bat er ihn wirklich gerade um seine Hilfe? Darauf lief es doch hinaus. Warum sonst sollte sein Vater nichts von diesem Gespräch erfahren?
 

„Das klingt voll krass. L und Kira arbeiten zusammen an einem Fall und strecken einen Verbrecher nieder! Das hätte ich nicht erwartet.“ Ryuk biss herzhaft in einen Apfel hinein. „Das ist ungefähr so spannend, wie Unkraut beim wachsen zuzusehen“, leierte er kauend.

Light massierte sich die Schläfen. Konnte dieser vorlaute Todesgott nicht mal die Klappe halten? Er musste nachdenken. Ryuzaki hatte ihn um Mithilfe gebeten. Das war die Chance, den Verdacht von sich abzulenken. Und er hätte da auch schon einen Plan, wie er dafür sorgen könnte, dass er nicht mehr verdächtigt wird, Kira zu sein.

Trotzdem sollte er erst gründlich darüber nachdenken. Immerhin war dieser Fall nicht ungefährlich. Light war sich sicher, dass diese Naomi Misora getötet wurde, weil die Mitarbeiter des Konzerns sie erwischt hatten. Und auch der Tod der Mitarbeiter war mit Sicherheit nicht einfach nur irgendein Testlauf. Wenn etwas schief lief, könnte er ebenso draufgehen.

Dann fiel Light wieder der Ausdruck in Ryuzaki’s Augen ein, als er ihm von den Todesfällen erzählte. Diese Sache ging dem Meisterdetektiv gründlich an die Nieren und es quälte ihn, dass er nichts dagegen tun konnte. Light war seine einzige Chance, den Hinterbliebenen Gerechtigkeit widerfahren zu lassen – und war das nicht genau der Grund, warum Kira überhaupt erschaffen wurde? Hatte er, Light Yagami, sich nicht dazu verpflichtet, die Welt von allem Bösen zu befreien? Es war quasi seine Aufgabe, diesem Abschaum das Handwerk zu legen.

Entschieden nahm sich Light seinen Kugelschreiber und klappte das Death Note auf. Zeit für die Vorkehrungen…
 

Ryuzaki schob sich genüsslich eine Stück von der Erdbeertorte im Mund.

Sein leerer Blick war auf den Bildschirm vor sich gerichtet.

Gerade hatte er die endgültige Nachricht von Watari erhalten: die Leiche von Naomi Misora wurde am Ufer eines Sees gefunden. Was auch immer sie herausfand, es musste ihr zum Verhängnis geworden sein...

Ryuzaki wollte sich gerade noch ein Stück können, da musste er zu seinem Bedauern feststellen, dass der Teller schon leer war. Glücklicherweise war die Erdbeere noch da. Gedankenverloren kullerte Ryuzaki mit der Gabel die Erdbeere hin und her.

Wie sollte es jetzt weitergehen?

Wie auf Stichwort klingelte sein Handy. Mit der freien Hand fischte Ryuzaki es aus seiner Hosentasche, ohne die Erdbeere ruhen zu lassen, und ging ran.

Es war Light.

„Ryuzaki? Ich habe mich entschieden. Ich werde mich in die Firma einschleichen und Infos sammeln.“

„Bist du verrückt? Das ist viel zu gefährlich! Naomi Misora hat dasselbe getan und nun hat man ihre Leiche gefunden. Wenn sie dich erwischen, bist du in Lebensgefahr!“

„Mach dir keine Sorgen. Ich gehe nur rein und sammele Infos. Sobald ich herausgefunden habe, was mit den Menschen geschehen ist, verschwinde ich sofort von da. Aber ich brauche deine Hilfe, um Zugang zu der Firma zu erhalten. Kannst du da was machen?“

Ryuzaki legte die Gabel beiseite und knabberte wieder an seinem Daumennagel. Was sollte er tun? Wenn irgendetwas schief ging, könnte Light sterben. War es das wirklich wert?

„Vertrau mir, Ryuzaki“, meldete sich Light wieder zu Wort. „Ich weiß, was ich tue. Und wenn irgendetwas schief laufen sollte, bist du immer noch da. Du wirst nicht zulassen, dass mir etwas zustößt. Du würdest niemals zulassen, dass einem Unschuldigen Leid widerfährt.“

„… Du weißt, wie ich ticke?“

„Ja. Und ich vertraue dir.“

„… Gut. Ich bringe dich da rein. Ich melde dich dann bei dir. Und sag deinem Vater nichts davon. Er liegt immer noch im Krankenhaus und ich will nicht, dass er sich aufregt und wohlmöglich noch einen Herzinfarkt erleidet.“

„Sehe ich auch so. Bis dann also.“

Ryuzaki legte auf, starrte das Handy in seiner Hand aber noch lange an. Es war doch die richtige Entscheidung gewesen, Light um Hilfe zu bitten. Hoffentlich würde er auch das Ergebnis erhalten, dass er sich erhofft hatte…
 

Nur drei Tage später hatte Ryuzaki sein Versprechen eingelöst und Light als Mitarbeiter in der Firma eingeschleust.

Light arbeitete nun für zwei Wochen neben dem Studium als Assistent im Chemielabor. Abgesehen von der wirklich guten Bezahlung und dem überraschend angenehmen Arbeitsklima unter den Angestellten, gab es aber nichts Auffälliges zu berichten.

Nach 9 Werktagen erfolgloser Suche war Light schon dabei aufzugeben, als ihm der Zufall zur Hilfe eilte.

Es war nach Feierabend und Light war gerade dabei, die Chemikalien wieder einzuräumen, als ihm dabei etwas auffiel: Hinter dem Regal versteckt befand sich in der Wand ein leicht zu übersehener Riss in Form eines Vierecks.

Konnte man es reindrücken, sodass sich ein Geheimgang öffnet? Das wäre ja wahnsinnig klischeehaft!

Sorgfältig sah sich Light um, ob auch niemand in der Nähe war, dann drückte er vorsichtig gegen das Viereck. Und tatsächlich: die Wand hinter ihm öffnete sich und gab die Sicht auf einen Fahrstuhl frei.

Light verzog das Gesicht. Das hier war wirklich Klischee pur. Aber wenigstens befand sich dahinter ein Fahrstuhl und keine vermoderte Treppe, die mit Fackeln erhellt wurde.

Noch einmal vergewisserte sich Light, dass niemand ihn beobachtete, dann betrat er den Fahrstuhl und drückte auf den einzigen Knopf.

Der Fahrstuhl fuhr lange nach unten. Mit jeder Sekunde wurde Light nervöser. Das hier erinnerte ihn an einen Horrorfilm. Hoffentlich erwarteten ihn unten nicht irgendwelche Zombies oder ein Typ alla Frankenstein.

Großer Gott, jetzt werde bloß nicht albern, Light!

Ein melodisches „Ping“ kündigte die Ankunft des Fahrstuhls an. Die Türen öffneten sich. Vorsichtig spähte Light nach draußen. Vor ihm erstreckte sich ein langer Korridor, rechts und links davon befanden sich Labore, das konnte Light durch die riesigen Glaswände sehen. Weit und breit war keine Menschenseele zu sehen.

Light trat vorsichtig von einem Fuß auf den anderen. Was forschten die Leute nur hier unten? Es wirkte zwar alles recht kalt und steril, aber es war nichts Ungewöhnliches an diesen Labors. Was gab es hier nur zu verheimlichen?

Vielleicht wäre es ja jetzt an der Zeit, Ryuzaki zu informieren.

Light schnappte sich das Handy und wählte dessen Nummer. Leider lag dieser Bereich so weit unter der Erde, dass Light keinen Empfang bekam.

Beunruhigend.

Ein Grund mehr, so schnell wie möglich herauszufinden, was hier gespielt wird und dann von hier zu verschwinden.

„Wer bist du?“

Light schreckte zusammen. Hatte ihn jemand entdeckt? Hastig sah er sich um – niemand zu sehen. Woher kam bloß diese Stimme?

„Ich bin in dem Labor links von dir. Du kannst einfach darauf zugehen. Ich öffne die Tür für dich.“

Verwirrt und doch neugierig befolgte Light die Anweisungen der Stimme und ging auf die Tür zu seiner Linken zu. Sie öffnete sich von selbst, obwohl man dafür eigentlich einen Code eingeben musste. Noch merkwürdiger war der Raum dahinter: er war eingerichtet, wie ein Kinderzimmer. Lauter Spielzeug und Puppen, alles in Rosa – eindeutig ein Mädchenzimmer, auch sehr klischeehaft eingerichtet. Die Leute hier hatten wohl nicht viel für Innovation übrig. „Und? Sagst du mir jetzt, wer du bist“, ertönte wieder die Stimme, diesmal klar und deutlich. Und diesmal entdeckte Light auch die dazugehörige Person.

In einem Berg aus Plüschtieren und Rüschenkissen saß ein junges Mädchen und musterte ihn ausdruckslos. Wegen ihrer roten Haare und ihrem rosafarbenen Kleid war sie beinahe nicht zu erkennen.

„Äh… Ich bin Light Yagami. Und wer bist du?“

„Mein Name ist Arisa Maki“, antwortete sie sehr höflich. „Du bist keiner von diesen Leuten, die hier forschen.“ Es war eine Feststellung, keine Frage und das überraschte Light.

„Du fragst dich, woher ich das weiß. Ich kann deine Gedanken lesen. Ich hab sie schon gelesen, seit du aus dem Fahrstuhl gestiegen bist.“

„Du… du kannst Gedanken lesen?!“ Light musste sich auf dem Boden setzen.

„Ein Nebeneffekt, hervorgerufen durch das Medikament, dass man mir verabreicht hat.“

„Du… wie alt bist du denn?“

„8 ½ , wieso?“

„Du redest wie eine Erwachsene.“

„Das Medikament hat zusätzlich die Leistung meines Gehirns verdreifacht.“

„Und was ist das für ein Medikament?“ Ein Medikament? Vielleicht war das ja die Lösung.

Arisa drückte den Teddy in ihren Armen ganz fest an sich. Zum ersten Mal wirkte sie wie ein Kind auf Light – ein verängstigtes, einsames Kind.

Light hätte sie am Liebsten in den Arm genommen. Er kroch zu ihr rüber und setzte sich neben sie. „Was ist passiert? Was war das für ein Medikament?“ fragte er sanft.

Arisa druckste herum. „Es ist besser, wenn du nichts davon weißt. Wenn sie erfahren, dass ich irgendjemandem davon erzählt habe, steckst du in großen Schwierigkeiten.“

Light schüttelte den Kopf. „Mach dir keine Gedanken. Ich komme im Auftrag von L.“

„L?“ Arisa bekam tellergroße Augen. „Dem weltberühmten Ermittler?“

„Ja. Wir wollen diesen Leuten hier das Handwerk legen. Aber dafür müssen wir Beweise finden, sonst können wir nichts unternehmen. Darum ist es ganz wichtig, dass du mir sagst, was das für ein Medikament war, dass man dir verabreicht hat.“

„Nicht nur mir.“

„Wie?“

„Man hat es nicht nur mir gegeben. Auch anderen Kindern. Wir waren alle noch Babys. Ikagu hat vor 8 Jahren mehrere Säuglinge mit einem neuartigen Medikament geimpft. Natürlich mit dem Einverständnis ihrer Eltern. Ich war eines dieser Babys. Der Wirkstoff im Medikament sollte angeblich unser Immunsystem verstärken und zudem unsere Leistungen verbessern. Das war allerdings eine Lüge… wie die Eltern erst vor einigen Monaten erfahren sollten…“

„Die Todesfälle der Kinder?“

„Das Medikament… war ein Prototyp. Es wurde nicht ausreichend getestet. Das Medikament reagierte in ihren Körpern wie ein Virus, er hat nach und nach sämtliche Zellen zerstört. Bis sie… … Nur bei mir nicht…“

„Bei dir hat es so gewirkt, wie es sollte?“

Arisa nickte. „Und sogar noch mehr. Ich kann seitdem die Gedanken anderer Menschen lesen. Und außerdem…“ Arisa fixierte ein Kissen in der anderen Ecke des Zimmers – und plötzlich schwebte es wie von Geisterhand zu ihnen rüber.

Light rutschte erschrocken von Arisa weg und beobachtete fassungslos, wie das Kissen zur ihr schwebte und in ihrer Hand landete.

„Wie gesagt, meine Intelligenz ist um das dreifache gestiegen… aber wie das geschehen ist, kann sich niemand erklären. Daher bin ich hier. Sie wollen herausfinden, wie das möglich ist… und welche Möglichkeiten sich ihnen dadurch bieten.“

„Deine Eltern sind damit einverstanden?“

Wieder wurde Arisa ganz traurig, wirkte einsam und verlassen.

Da wurde Light die Antwort von alleine klar. „Sie sind… tot?“

Arisa schniefte und nickte. „Schon seit zwei Jahren. Ich hab seitdem bei meinem Onkel gelebt. Er ist Architekt und viel unterwegs. Es kam ihm ganz recht, dass die Leute von Ikagu mich zu sich holen wollten, dann bräuchte er nicht immer dafür zu sorgen, dass sich jemand um mich kümmert, wenn er verreist.“

Light schüttelte den Kopf und dachte kurz nach. „Arisa… kann man irgendwie nachweisen, dass dieses Medikament existiert?“

„Sicher. Wenn ich davon erzähle und mich untersucht, werden sie es sicher noch nachweisen können.“

Light überlegte. Das wäre sicher ein Grund, um die Leichen der Kinder zu untersuchen. Die Eltern der Kinder würden Arisa’s Aussage bestätigen… aber damit ist die Sache mit den Mitarbeitern noch nicht geklärt. Egal. Ich sollte erst einmal dafür sorgen, dass Arisa von hier verschwindet. Sie darf auf gar keinen Fall an so einem Ort bleiben. Außerdem muss ich mich mit Ryuzaki beratschlagen, was wir als Nächstes tun.

Light erhob sich und klopfte sich den Dreck von den Händen und der Hose.

„Komm, Arisa. Ich bringe dich von hier weg.“

„Das bezweifle ich, Herr Yagami“, sagte eine Stimme hinter ihm.

Das Letzte, das Light mitbekam, war ein dumpfer Schlag auf seinen Kopf…
 

~ Fortsetzung folgt ~



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Ryuura
2011-01-18T14:27:38+00:00 18.01.2011 15:27
Oh Gott, die Kleine mag ich ja jetzt schon richtig^^

Aber erst mal Sry, dass jetzt alles so spät ausgefallen ist bei mir... Doch wie versprochen, hab ich mir das Kapitel durchgelesen und du bekommst dein heiß-ersehntes Kommi von mir^^

Richtig spannend gerade, zum Glück kann ich ja das nächste Kapitel gleich lesen^^ Natürlich ist dir auch da ein Kommi gewiss ;)

Bis gleiiiiich *zum nächsten Kapitel flitz*
Von:  Rajani
2011-01-15T21:28:06+00:00 15.01.2011 22:28
*_* spannend... ja das ist wirklich spannend... bin fasziniert und ich mach mir grad schon beinah sorgen, was nun mit light passiert und ob L ihn retten wird... hach das stell ich mir so schön vor ^^

*vor spannung nicht mehr stillsitzen kann* *mehr will*

LG Raj+


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