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I hate that I love you

L x Light
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Juhu, ich komme endlich zum Weiterschreiben - nach gefühlten 10 Jahren. Tatsächlich waren es "nur" drei und ein paar Monate. *drop*
Keine Ahnung, ob das hier überhaupt noch einer liest, aber ich beende es trotzdem. Ich mag es nicht, wenn die Story so unfertig vor sich hingammelt. Komplett anzeigen

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Vertrauensbruch

Kapitel 11: Vertrauensbruch
 

Verbrechen.

Es gibt große und kleine Verbrechen.

Verbrechen, die aus Hass begangen wurden, aus Habgier oder aus Verzweiflung.

Manche Verbrechen sind nachvollziehbar – andere scheinen dagegen unverzeihlich.

Was fühlt ein Verbrecher, wenn er auf frischer Tat ertappt wird?

Nervosität?

Wut?

Angst?

Bedauern?

Reue?

Light Yagami empfand im Moment alles davon.

Dabei hatte er sich selbst nie als Verbrecher gesehen. Vielmehr sah er sich selbst als denjenigen an, der die Verbrecher bestraft und Gerechtigkeit walten lässt.

Daran hatte er fest geglaubt.

Bis heute…

Doch jetzt, wo er quasi auf frischer Tat ertappt wurde – noch dazu von seiner großen Liebe – fühlte er sich zum ersten Mal wie ein kaltblütiger Mörder.

Tausend Dinge gingen ihm gleichzeitig durch den Kopf. Verzweifelt suchte er nach Worten, die das hier erklären konnten – doch gab es solche Worte überhaupt?

Light war so in Gedanken versunken, dass ihm gar nicht auffiel, wie Ryuzaki sich Misa’s Leiche näherte, vor ihr stehen blieb und das schwarze Notizbuch in ihren kalten, toten Händen anstarrte. Das gleiche Notizbuch, mit dem Light das blonde Mädchen getötet hatte.

Wie hatte er das nur angestellt?

War das etwa Kira’s Macht, mit der er unzählige Verbrecher gerichtet hatte?

Wie funktionierte das?

Was war sein Geheimnis?

Ohne auf Light zu achten, beugte sich Ryuzaki zu Misa hinunter und streckte seine Hand nach dem Death Note aus, zögerte aber noch.

Light bemerkte das immer noch nicht – aber dafür Ryuk.

Zum Glück.

Schnell beugte er sich zu Light hinunter und zischte: „Light! Wenn der Besitzer eines Death Note stirbt, wird Derjenige, der es dann unmittelbar als Nächster berührt, der neue Besitzer des Death Note!“

Light musterte ihn fragend, verstand nicht, wieso der Todesgott ihm jetzt diese Information gab. Doch als Ryuk genervt mit dem Kopf in Misa’s Richtung deutete und Light dort hinsah, verstand er sofort: Ryuzaki war dabei, Misa’s Death Note zu berühren!

Light geriet in Panik. Auf gar keinen Fall dürfte Ryuzaki in den Besitz eines Death Note gelangen! Was, wenn er der Macht des Death Note erliegen würde? Wenn es seine negativen Eigenschaften verstärken würde? Und was wäre mit Rem? Würde Ryuzaki Misa’s Death Note berühren, müsste Rem an seiner Seite bleiben. Was würde sie dann mit ihm machen? Würde sie ihn dann dazu bringen, ihn – Light – zu töten?

Nein, er dürfte dieser rachsüchtigen Todesgöttin nicht erlauben, Macht über Ryuzaki zu haben!

„Fass das nicht an!“, rief Light und eilte zu Ryuzaki.

Der Schwarzhaarige zuckte zusammen und sah auf. Als Light die Hand nach ihm ausstreckte, sprang er auf und wich sofort zurück.

Light blieb stehen, senkte die Hand aber nicht. Trotz der prekären Lage versuchte er, zu lächeln. „Ryuzaki… komm da bitte weg, ja? Dieses Heft… ist nichts für dich.“

„Ach, und warum nicht?“ Ryuzaki warf Light misstrauische Blicke zu. „Was ist das für ein Heft? Ich weiß genau, dass es kein normales Heft ist!“

Light lachte nervös und tat so, als wüsste er nicht, wovon Ryuzaki sprach. „Kein normales Heft? Weißt du, was du da sagst?“

„Wenn es harmlos ist, dann kann ich es ja anfassen!“, erwiderte Ryuzaki verärgert und wollte das Death Note aufheben.

Light packte seinen Arm und zog ihn weg. „Nein, das darfst du nicht!“

Nun reichte es dem Meisterdetektiv endgültig! Schluss mit dieser nervenden Geheimniskrämerei! Er wollte jetzt wissen, was hier gespielt wurde! „Sag mir, was das für ein Heft ist!“, forderte er gereizt. „Warum darf ich das nicht anfassen? Und was hast du mit Misa gemacht? Ich hab genau gesehen, dass du etwas in dein Heft geschrieben hast und kurz darauf ist Misa gestorben! Ist es das? Ist das die Art, wie Kira seine Opfer tötet? Du schreibst die Namen hinein und dann sterben die Menschen?“

Light schwieg. Er wusste nicht, was er sagen sollte. Eigentlich könnte er jetzt genauso gut auspacken, aber er irgendwie wusste er nicht, wie er es sagen sollte.

Sein Schweigen wurde prompt bestraft: „Es stimmt also, ja? Es ist genauso, wie ich von Anfang an vermutet hatte. Du bist Kira!“

Ryuzaki schnappte nach Luft. Er kam sich so dumm vor. Es gab doch unzählige Indizien, die gegen Light sprachen. Warum nur war er so dumm gewesen, sie alle zu ignorieren und mit ihm mitzugehen? Was sollte das überhaupt? Wieso war Light mit ihm abgehauen? Was hatte er wirklich vor?

„Light… warum bist du mit mir zusammen weggelaufen? Was hast du jetzt mit mir vor?“

Light verstand die Frage nicht. „Wieso ich… Aber Ryuzaki, das weißt du doch!“, erwiderte Light und wollte den Älteren berühren, doch dieser schlug Light’s Hand wütend weg.

„Komm mir nicht mit diesem Ich-Liebe-Dich-Quatsch! Du willst mir doch nicht weißmachen, dass sich Kira in mich verliebt hat! Kira verliebt sich in L! Das ist doch… lächerlich! Gib es zu, du wolltest mich nur reinlegen! Du wolltest dir meine Zuneigung erschleichen, damit ich dir vertraue und du die Gelegenheit bekommst, mich zu töten, nicht wahr?!“

„Was redest du da? Wieso glaubst du auf einmal nicht mehr, dass ich dich liebe? Ich hab dir das nicht vorgemacht!“

„Ach, hast du nicht? Du hast es also ernst gemeint? Genauso ernst, wie mit der Studentin, mit der ich dich in der Uni zusammen gesehen habe? Oder mit Misa?!“

Jetzt wurde Light sauer. „Was soll das denn jetzt? Vorher haben dich die Frauen doch auch nicht gestört! Okay, das mit Takada… da wusste ich noch nicht, was ich für dich empfinde. Es ist ja auch nichts mit ihr gelaufen! Und mit Misa übrigens auch nicht! Ich hab ihr nichts versprochen! Misa hat sich da in etwas verrannt!“

Ryuzaki senkte den Kopf. „Ich weiß, dass Misa ein schlechter Mensch ist. Und ich weiß auch, dass sie Kira 2 ist.“

„Du weißt es?“

„Wir haben an den Umschlägen, in denen die Videobänder an Sakura-TV verschickt wurden, Haare von Misa und Rückstände von dem Make-up, das sie benutzt, gefunden. Am Tag, als Kira 2 zum ersten Mal aufgetaucht ist, war sie im Sender und hat ein Interview gegeben. Danach stand für uns fest, dass sie Kira 2 ist. Allerdings hat sich gleichzeitig der Verdacht gegen dich erhärtet. Immerhin kanntest du sie und sie war verliebt in dich.“

„Deswegen hast du geglaubt, ich wäre Kira?“ Light überlegte kurz. Vielleicht gab es ja doch einen Weg, wie er das hier wieder gerade biegen konnte. Er packte Ryuzaki an den Schultern. „Hör zu, Ryuzaki. Ich bin nicht Kira. Allerdings war mir auch aufgefallen, dass sich Misa seltsam benimmt. Also hab ich auf eigene Faust ermittelt und dabei habe ich Unglaubliches herausgefunden: In Wirklichkeit gab es von Anfang an nur Misa als Kira. Aber als sie mir dann begegnet ist, hat sie den wahnwitzigen Plan gefasst, dass ich auch zu Kira werden soll, um gemeinsam mit ihr eine neue Weltordnung zu erschaffen.

Sie schickte daraufhin die Videobänder an Sakura-TV, um den Eindruck zu erwecken, dass es zwei Kiras gibt. Als sie mir das erzählt hat, hat sie mir dann dieses Heft gegeben und wollte, dass ich es benutze, aber… ich wollte das nicht. Als sie dann noch erfahren musste, dass ich mich in dich verliebt hatte, ist sie völlig ausgerastet und wollte dich töten. Aber ich bin ihr zuvorgekommen…“

Ryuzaki kaute auf seinem Daumennagel herum. Er wusste nicht, ob Light ihm schon wieder einen Bären aufbinden wollte. Er hatte zwar gesehen, wie Light etwas in dieses Heft geschrieben hatte und Misa dann gestorben war, aber er hatte nicht hören können, was sie gesagt hatten. Schon möglich, dass Light die Wahrheit sagte…

Dafür sprach schließlich, dass eines der Opfer, die der erste Kira getötet hatte, der Mörder von Misa’s Eltern war. Misa hätte viel eher Grund gehabt, den zu töten, als Light.

Dagegen sprach allerdings, dass der Mord an diesem Mann erst viel später stattfand. Warum hatte Misa ihn nicht gleich getötet, nachdem sie herausfand, dass sie das konnte?

Irgendwie passte das Alles nicht zusammen.

Er wurde einfach das Gefühl nicht los, dass Light ihn schon wieder anlog. Umso schlimmer war es für ihn, dass sein Herz ihm unbedingt glauben wollte.

Ryuzaki schüttelte den Kopf. Seit er Light begegnet war, geriet er ständig in Situationen, in denen selbst er nicht wusste, wie es weiterging. Situationen, die seinen Verstand völlig überforderten.

Doch bevor Ryuzaki seine Gedanken soweit ordnen konnte, dass er Light sagen konnte, ob er ihm glaubte oder nicht, hörten sie beide das Quietschen von Bremsen, gefolgt vom Geräusch hastiger Schritte. Im nächsten Moment sahen sich die beiden jungen Männer mit dem Rest der Kira - Sonderkommission konfrontiert.

In Light’s überraschtes Gesicht blickend, erklärte Ryuzaki sofort: „Ich habe sie hierher gerufen. Als Misa mich entführt hatte, hatte ich Angst, sie könnte dir etwas antun. Also hatte ich ein Notsignal an Watari gesendet, damit sie herkommen und uns helfen. Das… ist doch in Ordnung?“

„Es ist mehr als in Ordnung“, mischte sich Watari schnell ein, ehe Light antworten konnte. „Es ist sogar besser so. Wir haben nämlich herausgefunden, dass Light Yagami Kira ist.“

Light zuckte zusammen und wich einige Schritte zurück.

Ryuzaki sah abwechselnd Light und Watari an, hoffend, dass einer von ihnen ihm diese Neuigkeit erklären möge. Als er keine Erklärung erhielt, wandte er sich hilfesuchend an die anderen Männer. In ihren Augen konnte der Schwarzhaarige ablesen, dass Watari die Wahrheit sagte. Ryuzaki schüttelte wieder den Kopf. „Aber… wie?“

„Wir haben ein Videoband erhalten“, fuhr Soichiro fort. „Es stammt von Rika Katsuragi, der jüngsten Tochter von Genta Katsuragi. Sie lebt für gewöhnlich in Norden Japans und studiert dort Biologie. Vor einiger Zeit hatte sie seinen Haushalt aufgelöst und ist dabei auf versteckte Videokameras gestoßen, die unter anderem als Buch getarnt waren. Offenbar fürchtete sich Genta davor, dass man ihm wegen des Mordverdachts an Romy etwas antun könnte. Rika hat sich die Videobänder angesehen und suchte mich dann sofort auf, um sie mir ebenfalls zu zeigen. Und darauf… ist zu sehen, wie Genta getötet wird… von dir, Light. Und es ist ebenfalls zu hören, wie du planst, die Verbrecher dieser Welt auf dieselbe Weise zu töten.“

Zum ersten Mal an diesem Abend sah Soichiro in das Gesicht seines Sohnes. „Light. Die Beweise sind eindeutig. Es wäre besser für dich, wenn du mit uns kooperieren würdest. Gib uns jetzt das Notizbuch.“

Light brach der kalte Schweiß aus. Seine Atmung wurde heftiger. Dennoch versuchte er, nachzudenken. Irgendetwas musste ihm einfallen. Er dürfte jetzt auf gar keinen Fall verhaftet werden!

Verzweifelt schnappte er sich Ryuzaki’s Handgelenk. „Ryuzaki! Schnell, lass uns fliehen!“

Ryuzaki war entsetzt. War das etwa alles, was er zu sagen hatte?

„Was?! Nein, das werde ich nicht tun!“

Innerlich schalte sich Ryuzaki für seine Dummheit. Er hätte doch eigentlich wissen müssen, dass Light nur Quatsch erzählte. Aber es schien zu stimmen, was alle sagten: Liebe macht blind. Verflucht soll sie sein! Diese dämliche Liebe. Und dieser miese Betrüger, dem sie galt.

„Du hast schon wieder gelogen…“, hauchte er verbittert.

„Ryuzaki, bitte. Ich erklär dir alles in Ruhe, das verspreche ich dir. Aber jetzt komm bitte mit! Du willst doch nicht, dass sie mich verhaften, oder? Du liebst mich doch!“

Ryuzaki war sprachlos. Es stimmte also tatsächlich. Light hatte ihn nur ausgenutzt, genau wie Misa und diese Takada. Aber nicht mit ihm!

Wütend riss sich Ryuzaki von Light los, seine Augen glühten vor Widerwillen. „Nein! Ich gehe nirgendwo mit dir hin! Mir ist egal, ob du verhaftet wirst! Du bist ein Lügner und ein Mörder!“

Light schnappte wieder nach Ryuzaki’s Arm, diesmal griff er energischer zu und zerrte heftig an ihm. „Bitte, du musst mit mir kommen! Du willst doch nicht sterben, oder?!“

Das war zuviel! Wütend ballte Ryuzaki eine Hand zur Faust und schlug kräftig zu.

Light taumelte zurück und hielt sich die Nase. Er blutete. Geschockt sah er seinen Geliebten an.

Dieser wandte sich von dem Brünetten ab, damit dieser seine aufkommenden Tränen nicht sehen konnte. „Du bist widerlich…“, hauchte der Meisterdetektiv.

„Ryuzaki…“, flüsterte Light. Er ging einige Schritte auf ihn zu, um ihn zu berühren. Doch dann ertönte ein lauter Knall und ein stechender Schmerz durchfuhr seine Schulter. Vorsichtig fasste Light an seine Schulter und sah nur Blut. Fast wie in Zeitlupe wandte Light seinen Kopf in Richtung der Polizisten und sah mit Entsetzen, dass Watari auf ihn geschossen hatte.

„Lassen Sie Ihre Finger von Ryuzaki“, sagte Watari kühl und senkte die Waffe.

„Watari, war das denn wirklich nötig?“, warf Ryuzaki ein. Er war wütend und enttäuscht, sicher, aber ihn gleich anschießen?

Ängstlich sah Light seinen Vater an, aber der hielt die Augen schmerzverzerrt geschlossen. Dann schließlich sagte er: „Wir sollten nicht noch mehr Blut vergießen. Aizawa, Mogi, nehmt Light fest.“

Aizawa und Mogi holten ihre Handschellen hervor und machten einige Schritte auf Light zu.

Der stolperte ängstlich zurück. Der Tatsache ins Auge sehend, dass ihm keiner helfen wird, drehte sich Light schnell um und rannte weg.

„Stehen bleiben!“, rief Watari und zielte wieder auf den Brünetten.

Doch diesmal ging Ryuzaki dazwischen. „Nein, tun Sie das nicht!“, rief er und stellte sich schützend vor Light.

Diesem gelang es dadurch, zu fliehen.
 

Im Nachhinein konnte Light nicht sagen, wie er es trotz der Schmerzen und dem Blutverlust geschafft hatte, den Beamten überhaupt zu entkommen, ganz zu Schweigen davon, sich erfolgreich vor ihnen zu verstecken.

Aber irgendwie hatte er es doch geschafft.

In einem verlassenen Lagerhaus hatte er schließlich Zuflucht gefunden.

Zum Glück war er so geistesgegenwärtig gewesen, seine Wunde grob zu verbinden, damit das Blut aufhörte, zu tropfen, und die Polizisten seine Spur nicht länger verfolgen konnten.

Im heruntergekommenen Sanitärraum des Lagerhauses fand er dann auch noch Verbandszeug. Zum Glück stellte sich die Schussverletzung dann als bloßen Streifschuss heraus. Allzu viel Blut hatte er auch nicht verloren. In seiner Panik hatte er den Schuss schlimmer wahrgenommen, als er es tatsächlich gewesen war.

Ob Watari sich wohl dessen bewusst war? Dass er seinen Arm nur gestreift hatte, statt ihn richtig zu treffen?

Egal, darüber konnte er sich auch noch später Gedanken machen.

Jetzt musste er sich erstmal überlegen, wie es nun weiterging.

Das wollte auch Ryuk wissen. „Da steckst du ja in einem schönen Schlamassel“, kicherte er.

Der Todesgott saß auf einer Kiste und bohrte in der Nase. Das Light angeschossen wurde, dass man ihn überführt hatte und seine große Liebe nun offenbar auch gegen ihn war, schien Ryuk überhaupt nicht zu stören.

Er wirkte eher belustigt.

Light’s Augen verengten sich vor Zorn. Das konnte er nun wirklich nicht brauchen!

„Ryuk, wenn du nichts Hilfreiches zu meiner Situation beizusteuern hast, dann halt gefälligst deinen Mund!!“, schimpfte er und zog dann mit der rechten Hand und seinen Zähnen den Verband fest.

Der Todesgott schwieg kurz, dann wandte er ein: „Ja, aber was wirst du nun tun? Wirst du Ryuzaki und die Sonderkommission ausschalten? Die Möglichkeit dazu hättest du.“

Light antwortete nicht darauf.

Er legte die Hände zusammen und dachte nach.

Lief es am Ende tatsächlich darauf hinaus?
 

Misa war tot.

Das war alles, woran Rem im Moment denken konnte.

Daran, und dass dieser verdammte Light Yagami daran Schuld war.

Wie oft hatte sie Misa gewarnt? Dass man Light nicht trauen kann und sie sich vorsehen sollte.

Aber Misa hatte ständig die rosarote Brille auf und wollte sie auch nicht abnehmen.

Deswegen hatte sie auch nicht gesehen, dass Light diesen Ryuzaki liebte und nicht sie.

Aber auch Rem’s Blick war getrübt – von Zorn und Rachegedanken. Und deswegen wollte sie

den Gedanken, dass Misa ihren Tod provoziert haben könnte, nicht zulassen.

In ihren Augen war allein Light Yagami schuld an Allem.

Zuerst verführte dieser Teufel die naive, sich verzweifelt nach Liebe sehnende Misa, nur um sie dann eiskalt umzubringen, als er sie nicht mehr brauchte.

Und mit diesem Ryuzaki würde es sicher auch nicht anders werden.

Ryuzaki…

Der Gedanke an den Detektiv brachte Rem zum Schmunzeln. Ihr kam eine gute Idee, wie sie sich an Light für all den verursachten Schmerz rächen konnte. Die Menschen hatten wohl recht: Rache war wirklich süß.

„Hey, Kalkleiste!“

Das Schmunzeln erstarb und endlich widmete sich Rem der Gruppe von Männern, die Misa’s Death Note vor sich auf dem Stahltisch zu liegen hatten, um es zu analysieren.

An der Spitze des Tisches saß besagter Ryuzaki und starrte sie aus kalten Augen an. Er deutete mit dem Zeigefinger auf das Buch und fragte: „Stimmt alles, was darin steht?“

Rem wandte sich ihm zu und nickte. „Natürlich. Die Regeln wurden vom König selbst festgelegt.“

„Und mit diesem Notizbuch kann man tatsächlich Menschen töten?!“, rief Matsuda ungläubig. „Ich kann mir das nicht vorstellen.“

„Du kannst es ja mal ausprobieren“, schlug Rem mit lockender Stimme vor.

Matsuda wurde kalkweiß im Gesicht.

„Niemand wird es ausprobieren“, fuhr Ryuzaki entschieden dazwischen. „Überlegen wir lieber, was wir jetzt damit machen?“

„Es vernichten!“, schoss es aus Aizawa’s Mund wie aus einer Pistole.

„Wir können es nicht zerstören“, widersprach Mogi sofort. „Wir brauchen doch irgendeinen Beweis, dass damit all die Morde verübt wurden!“

„Wir könnten es ja sicher in einem Safe verschließen“, schlug Soichiro vor. „Einen, für den man mehrere Codes braucht und die teilen wir dann unter uns auf. So kann keiner allein den Safe öffnen.“

„Wenn ich etwas vorschlagen dürfte“, mischte sich Rem ein. „Warum lässt du dich nicht als sein neuer Besitzer des Death Note registrieren, Ryuzaki? Du bist doch der Leiter dieser Sonderkommission?“

„Nein! Ich finde die Idee vom Chef viel sicherer und besser!“, schrie Matsuda.

„Denk doch mal darüber nach. Light Yagami ist immer noch im Besitz seines Death Note – und er weiß jetzt, dass ihr seine wahre Identität kennt. Was, wenn er hier auftaucht, um euch alle auszuschalten? Solltet ihr euch dann nicht verteidigen können?“

Die Polizisten zuckten alle schockiert zusammen.

An diese Möglichkeit hatten sie noch gar nicht gedacht.

Ryuzaki hingegen blieb ungerührt. „Light kennt sämtliche Mitglieder, außer mir und Watari, beim Namen und Gesicht. Hätte er vorgehabt, uns alle zu töten, hätte er das schon längst getan“, beruhigte er die Anderen.

„Aber was unternehmen wir jetzt wegen Light?“, erkundigte sich Aizawa und warf seinem Chef besorgte Seitenblicke zu.

„Auf jeden Fall sollten wir auf alles gefasst sein“, ereiferte sich Matsuda. „Immerhin hat er nicht einmal davor zurückgeschreckt, seine Geliebte zu töten, um sein Geheimnis zu wahren.“

„Wir werden uns in Ruhe überlegen, was zu tun ist. Solange uns Light nicht angreift, dürfte uns keinerlei Gefahr drohen“, sagte Ryuzaki und stand auf. „Rem? So heißt du doch, oder? Ich möchte mit dir unter vier Augen sprechen.“

Rem folgte Ryuzaki in sein Zimmer.

Der Meisterdetektiv stand vorm Fenster und sah schweigend in die dunkle Nacht hinaus.

Schließlich wagte er es, die Frage, die ihn quälte, zu stellen: „Was für eine Beziehung hatten Light und Misa tatsächlich? Und wie… wie stand er wirklich zu mir? Weißt du das?“

Rem öffnete den Mund und war versucht, ihm die Wahrheit zu sagen. Doch dann fiel ihr der Groll gegen Light wieder ein und sie hielt inne. Dies war die Chance für ihre Rache!

„Misa hat Light geliebt… doch er sie nicht. Er hat ihr seine Gefühle nur vorgegaukelt, um sie als Werkzeug zu benutzen. Light liebt niemanden, außer sich selbst… Das gilt auch für dich. Er hat nur auf die Gelegenheit gewartet, um dich töten zu können.“

Gequält schloss Ryuzaki die Augen. Er hatte mit dieser Antwort irgendwie gerechnet, aber… es die Wahrheit zu hören, tat immer weh.

„Was hast du jetzt vor? Willst du dich einfach so von ihm umbringen lassen? Mein Angebot von vorhin gilt noch. Erheb einfach die Besitzansprüche auf das Death Note und du kannst es nutzen, um Light zu töten“, lockte Rem eindringlich.

Ryuzaki schüttelte den Kopf. „Ich lege keinen Wert darauf, der Besitzer eines solchen Mordinstrumentes zu werden.“

„Du musst auch nicht sein Besitzer werden! Ein dritter kann es einmalig verwenden, um jemanden zu töten. Führe es mit dir, damit du gewappnet bist, sobald Light dich angreift!“, versuchte es Rem erneut.

Ryuzaki wollte gerade eine Antwort darauf geben, als ein Stückchen Papier vor seine Füße fiel. Verwirrt bückte er sich, um es aufzuheben. Als er sich wieder aufrichtete, erschrak er leicht, denn plötzlich stand noch ein Todesgott neben ihm.

Der Shinigami grinste ihn breit an. „Wenn du unbedingt wissen willst, was Light als Nächstes vorhat, warum fragst du ihn das nicht selbst?“

„Du bist der Shinigami von Light, nicht wahr?“, schlussfolgerte Ryuzaki sofort.

Ryuk hob begrüßend eine Hand. „Jupp. Mein Name ist Ryuk. Light hat mich hergeschickt, damit ich dich für einen kleinen Plausch abhole. Was ist? Kommst du mit?“
 

~ Fortsetzung folgt ~



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Rajani
2015-02-03T20:51:36+00:00 03.02.2015 21:51
OOoooohhh jetzt wird es interessant
Übrigens einfach aber seeehr gut beschrieben, wie Ryu sich jetzt fühlt :D

bin mal gespannt was Light ihm zu sagen hat :D
Von: abgemeldet
2014-12-09T06:33:53+00:00 09.12.2014 07:33
Hi (^O^)
ich habe grade deine ff für mich entdeckt obwohl ich so mit death note nichts anfangen kann
komme ich von der story nicht weg
das war ja schon wie ein zwang
ich musste sie komplett durch lesen
wie gesagt die story gefällt mir sehr gut

LG kai
Antwort von:  Tamanna
15.12.2014 02:05
Oh, hallo auch.
Das freut mich, dass ich nach all der Zeit noch neue Leser für diese Story begeistern kann ^^
Ich werde bald noch das letzte Kapitel und den Epilog schreiben. Und keine Sorge: das wird keine drei Jahre dauern -.-


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