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Black Widow Circus

"Herzlich Willkommen im Zirkus der schwarzen Witwe"
von

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Ankunft in Bistritz

Die Stadt, die wir ansteuerten, nannte sich Bistritz, einer der schönsten Städte in Rumänien. Ein wenig erinnerte sie mich an meine Heimatstadt, nur war dieser hier etwas kleiner und ein Fluss durchzog das Stadtzentrum. Ich konnte die Aussicht gar nicht genießen, da ich die ganze Zeit an Dario und den Zirkus denken musste. Ich gab es nur ungerne zu aber ich wollte wieder zurück.

Wenn Levo mit mr ein Gespräch anfangen wollte, nickte ich nur zustimmend und zeigte mit meiner Reaktion eher Desinteresse. Dabei erzählte er mir so einiges über die Sehenwürdigkeiten der Stadt, unteranderem dass 1470 eine Kirche hier gebaut worden war mit einer Höhe von 75 Metern. Die Kirche erinnerte mich ein wenig an die schwarze Kirche in Kronstadt, nur fand ich unsere viel eindrucksvoller.

Als wir Levos Anwesen erreichten, staunte ich dennoch nicht schlecht. Es war ein riesiges Anwesen mit vielen Fenstern und Terassen. Hie und da standen diverse Pflanzen und am Eingang wurden wir freundlich von einer seiner Dienerinnen begrüßt. Sie verbeugte sich und gewährte uns Einlass.

„Willkommen, junger Herr. Fühlen sie sich wie Zuhause.“ Ich staunte nicht schlecht über diese unglaubliche Architektur des Hauses. Die Inneneinrichtung war unglaublich.

„Entschuldigen sie, junger Herr, dürfte ich euch euer Gepäck und euren Mantel abnehmen?“

Die Stimme klang sehr freundlich und ich wandte mich zu ihr. Die Stimme gehörte einer von Levos Dienern. Es war ein Junge ungefähr in meinem Alter und ein paar Centimeter kleiner als ich. Er hatte volles schwarzes Haar, die ihm bis zum Steißbein reichten und einen Mokkaton als Hautfarbe. Seine Augen waren in tiefes Braun gehüllt und er hatte ein liebevolles Lächeln aufgesetzt.

„Darf ich vorstellen, Ari? Das ist Emilian, mein Hausdiener. Er wird sich um dein leibliches Wohl kümmern. Wenn du etwas brauchst, ruf ihn einfach.“

Ich nickte. Emilian verbeugte sich. „Es ist mir eine Ehre. Bitte folgen sie mir, ich zeige ihnen ihr Zimmer.“

Das Haus war riesig. Hätte Emilian mir nicht den Weg gezeigt, hätte ich mich sicher verlaufen. Das Zimmer, in dem ich untergebracht wurde, hatte ein riesiges Bett am Fenster. Die Fenster ersteckten sich von der einen Seite bis zur anderen Seite des Raumes und ich hatte eine herrliche Aussicht auf die Stadt und die weiten Felder.

„Fehlt euch etwas, junger Herr oder ist es ihnen recht so? Ich kann ihnen auch gerne ein anderes Zimmer zur Verfügung stellen wenn dieses ihnen hier nicht zuspricht.“

Ich wandte mich zu ihm um und lächelte zufrieden. „Danke, Emilian, das Zimmer ist vollkommen in Ordnung. Aber bitte tu mir einen Gefallen und nenn mich einfach Ari. Ich bin doch selber in deinem Alter.“

Der Junge errötete leicht und verbeugte sich. „Verzeiht, mein Herr aber das steht mir nicht zu. Es ist mir nicht erlaubt, die Gäste des werten Herr Octavian zu duzen. Und bitte verzeihen sie, wenn sie bis jetzt keine Wünsche mehr haben, so empfehle ich mich nun. Das Abendessen muss vorbereitet werden. Bitte entschuldigen sie mich.“

So schnell, wie wir hergekommen waren, so war er auch wieder verschwunden. Ich blickte noch eine lange Zeit aus dem Fenster und dachte darüber nach, wie es den anderen wohl gehen würde und ob sie an mich dachten. Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen als Levo selbst in all seiner Pracht das Zimmer betrat und sich neben mich stellte. Ein angenehmer Duft von Parfüm ging von ihm aus. Anscheinend hatte er eine Vorliebe für Aramis.

„Nun, mein werter Ari, gefällt es euch? Ein Zimmer mit herrlicher Aussicht auf die Stadt. Von hier aus könntet ihr schnell in die Stadt wenn ihr ein paar Erledigungen hättet aber geht am besten nur mit Emilian zusammen. Verzeiht meine Aufdringlichkeit, ich möchte nur, dass es euch so gut ergeht wie möglich. Ich möchte nicht, dass meine Gäste sich unwohl fühlen.“

Ich starrte wie benommen aus dem Fenster. Ich merkte, dass Levo mich besorgt ansah.

„Bitte, ihr müsst meinem Freund Dario verzeihen. Eigentlich...war es eher meine Schuld dass ihr jetzt hier seid. Ich habe so eindringlich auf ihn eingeredet euch zu haben, dass er nur noch einwilligte und euch mir überließ. Ihr müsst wissen, ich bin ein einflussreicher Mann und habe sehr viele Vorlieben.“

Er zog mein Gesicht leicht zu sich. Ich sah ihm ausdruckslos in die Augen.

„Ihr seid wie ein ungeschliffener Diamant in meiner Krone, ein kostbares Kunstwerk in meiner Sammlung. Ari, ihr seid einzigartig, ich musste euch einfach haben.“

Unbeeidruckt schob ich sanft seine Hand beiseite, worauf er mich überrascht ansah.

„Also bin ich für euch auch nichts anderes als ein Besitz, ein Gegenstand um eure Lust zu befriedigen. Tut mir leid aber auf eure Höflich- oder Nettigkeiten kann ich verzichten. Mit eurem Verhalten seid ihr nicht anders als Dario selbst. Und nun verzeiht, ich möchte mich gerne noch etwas frisch machen vor dem Abendessen.“

Ich drehte ihm den Rücken zu. Ich wusste, dass ich ihn gerade in seinem Stolz gekränkt habe aber das war mir recht so.

„Bedauere euch enttäuschen zu müssen aber ich bin keinesfalls wie mein Freund Dario. Ganz im Gegenteil, ich bin in Längen und ganz und gar im Weiten anders als er. Und nun lasst euch Zeit, ich werde mich nach dem Abendessen erkunden, bitte entschuldigt mich.“

Als er den Raum verlassen hatte, ließ ich mich gedankenverloren aufs Bett fallen und fragte mich, ob ich jemals wieder zum Zirkus zurückkehren würde. So wie ich Dario kannte, würde er sicher so skrupellos sein und keinen Finger für mich rühren und vorallem nicht nachdem ich ihm auf so extreme Art und Weise die Wahrheit ins Gesicht gesagt habe. Ich hatte ihn sicher sehr verletzt.

Nachdem ich mich umgezogen hatte, holte mich Emilian zum Essen hinunter. Der Speisesaal war in wunderschönes Maragoniholz getaucht, die Wände waren mit goldenen Mosaiken verzierrt und überall hangen diverse Gemälde von berühmten Künstlern oder Malern. Eines musste ich diesem Levo lassen, er hatte Geschmack was Kunst betraf.

Ich setzte mich auf den vorgegeben Stuhl und wartete, bis alle Anwesenden sich eingefunden hatten. Levo setzte sich ans Tischende und eröffnete somit das Essen.

Ich musste zugeben, von goldenen Gabeln und Messern zu speisen, war ein tolles Gefühl aber es brachte mir nichts. Die angerichteten Speisen waren mehr als köstlich. Es gab Pellkartoffeln, ein Spanferkel, gefüllte Äpfel mit Rosinen und vieles mehr.

Emilian kam schließlich zu mir an und wollte mir ein Glas Wein einschenken, doch er schien etwas nervös und schüttete den Großteil daneben und auf meine Hose. Krampfhaft versuchte er sich verzweifelt zu entschuldigen.

„Oh Gott, mein Herr, ich bin untröstlich! Verzeiht meine Ungeschicklichkeit! Ich werde das sofort wieder in Ordnung bringen!“ Ich versuchte ihn zu ermutigen, während er schon drauf und dran war die Weinflecken vom Boden und meiner Hose zu wischen.“

„Aber nicht doch, das ist doch nicht nötig! Mach dir dodch keine Umstände.“ Plötzlich hob Levo wütend seine Stimme.

„Emilian, hast du wieder den guten Wein verschüttet? Dummes Ding, du bist wirklich zu nichts zu gebrauchen! Sieh zu, dass du das wieder in Ordnung bringst oder dir blüht eine gewaltige Strafe! Du Nichtsnutz, du bist wirklich unverbesserlich! Verzeiht bitte, Ari aber der Junge ist unfähig wie er im Buche steht und ich kann es nicht dulden, dass er mir andauernd meine Gäste erzürnt. Ich bin es einfach nicht gewohnt mit solch unfähigem Personal.“

Ich sah dass sich Emilian wirklich schämte und auch Angst hatte. Ich warf Levo einen widerspenstigen Blick zu.

„Bitte verzeiht aber mir macht es nichts aus. Er ist doch auch nur ein Mensch und Menschen machen nun mal Fehler! Ob ich es als schlimm empfinde, ist doch eher die Sache und es macht mir nichst aus.“

Damit war die Sache für mich beendet. Levo zuckte nur mit den Schultern und Emilian verließ augenblicklich den Raum.

Nach dem Essen begab ich mich sofort auf mein Zimmer. Es war bereits dunkel und ich wollte ins Bett gehen als Emilian nochmal eintrat.

„Verzeiht, wenn ich euch störe aber ich wollte euch nur frische Lsken bringen für das Bett.“ Ich nickte freundlich und bat ihn sie auf den Stuhl neben dem Bett zu legen.

„Ach, Emilian, wegen heute, mach dir da nichts draus. Ich finde, du hast es nicht verdient so behandelt zu werden. Ich kann es einfach nicht leiden wenn jemand so mit einem Menschen umgeht.“

Er blickte mich kurz verwundert an, dann sah ich, wie im Röte vor Verlegenheit ins Gesicht zog.

„Ihr seid so freundlich, junger Herr. Normalerweise ist Herr Octavian auch nicht so, nur wenn er Gäste im Haus hat. Aber es wäre nicht das erste Mal, dass er mich tadelt. Es macht mir auch nichts mehr aus.“

Ich schenkte ihm ein verständnisvolles Lächeln. „Das sollte dir aber nicht egal sein und nochmal, nenn mich einfach Ari.“ Er musste kichern. „Nun gut, Ari. Dann wünsche ich euch eine angenehme Nachtruhe.“

Ich hielt ihn nochmal kurz zurück. „Ach, Emilian, würdest du mir morgen die Stadt zeigen? Ich würde gerne etwas mehr über sie erfahren und ich denke, dass du der richtige Begleiter dafür bist.“

Er wurde verlegend rot. „Gerne, wenn du möchtest. Das würde mich freuen.“

„Dann wünsche ich auch dir eine gute Nacht, Emilian.“ Mit einer letzten Verbeugung verließ Emilian das Zimmer. Bevor ich ins Bett ging, schaute ich mir nochmal die Sterne am Himmel an und dachte daran, ob ich jemals zurückkehren würde. Ich gab es ungerne zu aber ich hatte Sehnsucht. Ich wollte nach Hause. Nach Hause zum Black Widow Circus, wo ich hingehörte.“



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