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Black Widow Circus

"Herzlich Willkommen im Zirkus der schwarzen Witwe"
von

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Geplagte Seelen

Es verging eine weitere Woche und immer, wenn ich mit Valo sprechen wollte, kam jemand dazwischen oder er verweigerte von sich aus mit mir zu reden. Wenn er nicht mit mir sprechen wollte, konnte ich es ja noch verstehen und hatte vollstest Verständnis dafür, dennoch spannte mich die Warterei allmählich auf die Folter und dann hatte ich immer noch Dario im Rücken.

In der Woche schafften wir es immerhin das Stück mit dem Maskenball umzusetzen und Cecilia und Amaris lobten mich immer dafür, was für ein wundervolles Schauspielertalent ich doch hätte. Die Vorführung sollte nun an dem Tag, wo wir fertig waren, in einer Woche stattfinden.

Dennoch blieb es nicht lange bei der Ruhe. Am vorletzten Tag sollte mein Leben das Wort Schmerz kennenlernen.

Ich bekam von Valo den Auftrag noch einmal in der Manege gründlich aufzuräumen, als ich einen furchtbaren Schrei aus der Manege seitens Cecilia vernahm.

„Nein! Warum? Warum hast du das getan? Amaris, nein, halte durch!“ Ohne zu zögern stürmte ich in die Manege und starr vor Schreck blickte ich auf ein Blutbad. Da war Cecilia, vollkommen aufgelöst weinend am Boden neben Amaris kniend. Er war blutüberströmt und lag mittlerweile in einer riesigen Blutlache. Dann wanderte mein Blick nach rechts und mit Schrecken sah ich, dass Silvo eine Klinge in der Hand hilet, die einem Schwert gleich kam, doch die Klinge selbst war voller Blut und seine Kleidung auch. Er sah auf die zwei herab als ob sie nur Abschaum wären.

„Er hatte es nicht anders verdient! Du weißt doch selber, dass sich niemand gegen Dario stellen darf! Und warum versucht ihr alle auf einmal diesen Menschen zu schützen? Er ist es, der alles hier verändert und zerstört! Er bringt nur Unglück!“

Cecilia hatte Amaris' Kopf auf ihren Schoß gelegt und hielt ihn schützend umklammert. Sie würdigte Silvo mit einem hasserfüllten Blick.

„Was weißt du denn schon, Silvo? Du bist doch eh nur der Speichellecker von Dario und nur, weil du den Jungen so hasst, heißt das nicht, dass wir das auch müssen! Was kann er denn dafür dass er hier ist? Er wurde genauso wenig wie wir gefragt, ob wir das wollten! Er ist mehr wert als du, er ist unser Freund! Du bist einfach nur minderwertig und bemitleidenswert! Du hast doch einfach nur Angst vor Dario, deshalb tust du immer schön, was er dir befiehlt und schlachtest für ihn sogar deine Mitmenschen ab! Ich verachte dich!“

Silvo würdigte sie keines Blickes in der ganzen Zeit. Eiskalt starrte er an die Decke und hob die Schultern.

„Glaub mir, Cecilia! Irgendwann wird Ari noch sehen, wo er bleibt! Er wird Darios Zorn nicht einfach davonkommen! Deshalb wäre es besser, wenn ich seinem Leben sofort ein Ende setzen sollte, was denkst du?“

Mit seiner Zunge leckte er grinsend das Blut von der Klinge. Cecilia war sprachlos, sie hatte keine Worte dafür. Ich spürte nur eine unbeschreibliche Wut in mir aufsteigen und ehe ich es mich versah, war ich schon auf Silvo losgegangen und schlug wutentbrannt auf ihn ein. Sein Blick war mehr als erstaunt und seinen Augen nach zu urteilen, war er schon im Blutrausch gewesen. Ich hatte keine Kontrolle mehr. Meine Fäuste schlugen immer wieder auf ihn ein, mein Blick hasserfüllt auf seine grässliche Visage gerichtet. Wie konnte man nur so grausam sein? Ich hasste mich selber dafür, dass meinetwegen die anderen Artisten, meine Freunde, leiden mussten. Ich ließ meinen ganzen Frust und meine Wut an ihm aus.

„Wie kannst du nur so grausam sein, Silvo? Wie kannst du nur, einfach so ohne jegliches Gefühl von Reue, andere Menschen abschlachten? Findest du es schön andere leiden zu sehen? Liebst du es ihre schmerzerfüllten Gesichter zu sehen? Du bist einfach nur schrecklich! Du bist wirklich das, was man ein Monster nennen kann und du sollst all diese Schmerzen selbst erfahren!“

Cecilia schrie auf mich ein, dass ich aufhören sollte, doch ich hörte schon gar nicht mehr hin. Plötzlich ergriff Silvo meine Hände und ich rechnete damit selber erstochen zu werden, doch er hielt einfach nur meine Hände feste.

„Was weißt du denn schon, Ari? Du kommst hierher aus deiner heilen Welt und denkst, du könntest etwas verändern mit deiner Menschlichkeit! Was hattest du denn vor großartig zu tun? Du weißt nichts über uns, du hast keine Ahnung was wir durchgemacht haben, kein Wunder, du bist ja auch kein Monster so wie wir! Du hast noch keine Ahnung, was es heißt Schmerzen zu erleiden und Angst zu haben und das sein Leben lang! Hast du jemals in deinem Leben richtig Angst gehabt? Wir schon, wir mussten es am eigenen Leibe erfahren! Du hast recht, ich habe kein Problem damit andere Menschen abzuschlachten aber dann sag mir, bist du in dem Moment, wo du auf mich einschlägst, ein besserer Mensch? Gerade bist du wirklich nicht anders als wir oder jene, die sich ihrer Angst gestellt haben und dafür mit dem Tod bezahlen mussten! Ich könnte auch dich einfach so töten, ich könnte es tun ohne mit der Wimper zu zucken! Aber versetz dich nur mal in unsere Lage, wir leben jeden Tag mit der Angst und unser wahres Gesicht verstecken wir hinter Masken. Jeder von uns hier weiß, wie Schmerz und Leid sich anfühlen und wenn du mir sagen kannst, wie es ist den wichtigsten Menschen im Leben zu verlieren, dann sag es mir, denn ich habe den wichtigsten Menschen in meinem Leben verloren, indem er einfach so vor meinen Augen abgeschlachtet wurde! Er wurde von einer grauenvollen Bestie abgeschlachtet um mich zu retten, also warum sollte ich, der einer Bestie gleich kommt, mich zurückhalten und nicht genauso handeln? Los, Ari, sag es mir!“

Ich war sprachlos. Ich sah auf diesen Jungen herab, der sich stark gab und nun unter mir lag mit verheulten und schmerzerfüllten Augen. War es das, was Valo mir sagen wollte? Angst vor etwas zu haben? Furcht zu empfinden?

Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Ohne ein weiteres Wort hob ich Silvo hoch und drückte ihn an mich. Er zitterte am ganzen Leib und wehrte sich auch nicht gegen meine Umarmung, doch erwiderte er sie auch nicht.

„Nein, ich weiß nicht, wie es sich anfühlt einen wichtigen Menschen zu verlieren aber auch nur...weil ich noch zu klein war. Ich konnte dieser Person nicht helfen weil ich noch zu klein und schwach war als sie bei einer Kutschfahrt ums Leben kam. Ich habe viele Jahre mein sorgloses Leben gelebt, bis ich hierher kam. Und weißt du was, Silvo? Ich bin froh darüber und bereue es gleichzeitig, denn meinetwegen müsst ihr die schreckliche Vergangenheit des Zirkus erneut durchleben und meinetwegen ist es so weit gekommen oder besser gesagt, durch meine Mutter. Sie war der Auslöser von allem, was vor 23 Jahre hier passiert ist und dafür verurteile ich sie. Ihretwegen müsst ihr nun leiden, dennoch war sie meine geliebte Mutter. Ich hatte das alles bis vor kurzem nicht gewusst aber weißt du? Ich habe auch wirklich keine Ahnung was es heißt Angst zu haben weil ich nie einen Grund hatte mich zu ängstigen! Ich spüre weder Angst noch Furcht! Und das ist es doch, warum du mich so hasst, hab ich Recht?“

Er antwortete nicht. Er sah mich mit einem mitleidsvollen Blick an und bekam kein Wort heraus. Erst jetzt spürte auch ich, dass mir Tränen die Wangen runterliefen und ich am liebsten gen Himmel geschrien hätte, wie leid mir alles tat.

„Es tut mir so leid, Silvo! Es tut mir alles so unendlich leid! Hasse mich, veruteile mich für euer Leid, ich habe es verdient!“

Ich brach in leidvolles Weinen aus. Der Schmerz in meiner Brust zog sich zu und ich wusste, dass dieses Gefühl nicht verschwinden würde, denn ich war es, der diesen armen Kreaturen das alles angetan hatte. Ich war schuld und das konnte niemand enden.

Silvo war nach einer Weile wortlos aufgestanden und holte ohne en Wort Hilfe von Valo und Dario. Als sie das sahen, waren ihre Blicke mehr als nur mit Schrecken geplagt. Valo kümmerte sich zusammen mit Cecilia sofort um den verletzten Amaris, doch warf er mir einen schnellen Blick zu und schenkte mir eine sher besorgte Miene, bevor sie den Raum verließen.

In der Zeit hatte ich es noch nicht geschafft mich zu beruhigen und ich rechnete damit, dass Silvo Dario erzählt hätte, dass ich ihn so zusammengeschlagen habe, doch nichts passierte.

„Silvo, sieh zu dass hier alles wieder in Ordnung gerät! Bis zur Aufführung muss alles wieder in bester Ordnung sein! Und du, Ari, du kommst später in mein Zimmer! Ich muss mit dir sprechen!“

Er zog schnell wieder ab aber an seiner Stimme erkannte ich, dass er mich tadeln wollte. Vielleicht wusste ich ja nun doch zu viel und er wollte mich nun bestrafen.

Plötzlich legte sich eine Hand auf meine Schulter und ich blickte etwas erschrocken auf als ich Silvo neben mir knieen sah. Ich konnte es nicht genau erkennen, doch hatte ich das Gefühl, dass er mich anlächeln würde.

„Geh zu Amaris, Ari. Kümmer dich auch um ihn, ich erledige hier meine Aufgabe.“

Ich nickte schwach und stand auf. Beim Rausgehen warf ich ihm nochmal einen schnellen Blick zu und war mir sicher, dass ich durch diese Geste von ihm eine kleine menschliche Regung seinerseits gespürt habe.



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