Zum Inhalt der Seite

Geliebte Verräterin

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Die nächsten beiden Tage blieb sie einfach zuhause beim Professor. Sie hatte heute einfach keine Lust auf Kudo oder auf die in einigen Hinsichten nervige Naivität der Kinder. Sie hatte es satt, sich in dieser Schule mit Sachen zu beschäftigen, die sie seit Jahren kannte und konnte. Sie mochte die Kleinen zwar, aber diese dauernden Camping-Ausflüge gingen ihr nur noch auf die Nerven, zusammen mit den Leichen, die dann immer auftauchten. Seufzend lehnte sie sich in ihrem Stuhl zurück. Sie hoffte, dass Kudo wirklich darüber nachdachte, aber sie bezweifelte es. Er wollte es nicht verstehen, wie gefährlich es war.

 

„Ai? Shinichi ist hier und will mit dir reden, soll ich ihm sagen-“ „Sie müssen ihr gar nichts sagen, Professor! Ich rede selbst mit ihr!“, wurde der ältere Mann unterbrochen und der geschrumpfte Detektiv kam ins Labor. „Ai, dürfte ich den Grund dafür erfahren, dass du geschwänzt hast? Anders kann man es ja nicht bezeichnen, da es dir ja eindeutig gut geht!“, rief Conan wütend. „Schön für dich, aber meine Beweggründe gehen dich rein gar nichts an.“, erwiderte sie kühl. „Und die Kinder wollten die gleich besuchen, wie sie dachten, dass du krank bist! Wie bitte schön wolltest du ihnen das erklären?“, fuhr er sie weiter an. „Tja, da ging es mir wohl einfach morgens nicht gut und mittags ging es mir dann wieder besser.“, warf sie ihm an den Kopf, „Im Übrigen kannst du das Fehlen heute als Ausgleich für die Zeit nehmen, die ich gestern  unfreiwillig im Einkaufszentrum vergeudet habe.“ „Ai! Denk doch mal nach! Das, was du tust ist Unverantwortlich! Was ist denn mit dir los!“, schrie der Detektiv wütend. Ai schwieg kurz, ehe sie antwortete. „Du glaubst also, ich bin unverantwortlich? Hast du dir gestern die Zeit genommen, über dein Handeln nachzudenken oder hast du meine Argumente vergessen? Erstens: Du gehst mir absolut auf die Nerven, da du jede Stunde oder jeden Tag nach Fortschritten fragst. Zweitens: Mit deinem Verhalten an Tatorten gefährdest du unser Leben. Drittens: Immer wenn ich dir eine Kapsel mit einem Prototyp überlasse, dann setzt du dich über meine Bedingungen hinweg und zeigst dich als Kudo in aller Öffentlichkeit. Gin mag vielleicht die Gesichter und Namen seiner Opfer vergessen, aber Vodka nicht. Wenn er dich sieht, kannst du unsere Tarnung vergessen.“, zählte sie nüchtern auf.

„Shinichi ist mein wahres Ich! Ich kann mich in diesem Körper bewegen wo ich will! Du kannst mir meinen freien Willen nicht verbieten!“, erwiderte der Schwarzhaarige sauer. „Aber ich kann an deinem Verstand appellieren! Du bringst mit deinem Verhalten alles in Gefahr, womit wir uns schützen wollen!“ „Aber die Polizei braucht mich!“, rief er entschlossen. „Und ansonsten kannst du doch eh nichts dagegen tun.“, meinte er leise. „Wogegen kann ich nichts tun?“, wollte sie wissen. „Dass ich der Polizei helfe.“, sagte er überheblich. „Kudo. Es geht nicht darum, dass du der Polizei hilfst, sondern darum, dass du immer, wenn ich dir einen Prototyp gebe, dich in die Öffentlichkeit und den Mittelpunkt drängst!“, versuchte sie ihm klar zu machen. „Wofür erstellst du denn das Gegenmittel dann? Warum forschst du dann immer weiter?“, fragte er neugierig. „Wenn du das nicht weißt, Kudo, dann bist du dümmer, als ich immer geglaubt habe. Verzieh dich von hier und komm mir nicht wieder unter die Augen, bevor du es weißt! Und bis dahin, wirst du keine einzige Kapsel mehr von mir bekommen! Du bist von deinem gesamten Detektiv-Ruhm, egal in welchem Körper, viel zu gelbendet, um deine Umgebung richtig erfassen zu könne, wenn du es nicht weißt!“ „Ai?“ „Raus!“, schrie sie ihn an und griff bereits nach einigen Reagenzgläsern und er floh aus dem Raum. Als er am oberen Ende der Treppe war, drehte er sich noch einmal um. „Ich und die Kinde haben mit dem Professor einen Ausflug geplant, bei dem du mitkommen wirst! Die Kinder freuen sich bereist drauf! Du musst einsehen, dass ich in der Hinsicht am längeren Hebel sitze!“, rief er und schloss die Tür, an der keine Sekunde später ein weiteres Glas zerschellte.

Wütend wandte sich Ai wieder ihren Forschungen zu und öffnete ihren E-Mail Account. Als sie die neue Mail sah, blinzelte sie irritiert und klickte sie an. Dann lächelte sie. Es war nicht das freundliche Lächeln von Ai, sondern ein kaltes, berechnendes Lächeln, das sie in ihrer Zeit als Sherry gelernt hatte. „Soso, Kudo… Du sitzt also am längeren Hebel? Das werden wir sehen…“

 

Gin ahnte von alldem nichts. Er hatte nämlich noch ein Versprechen einzulösen. Er hatte heute wieder seinen Lamborghini genommen und steuerte diesen geschickt durch schattige und enge Gassen, eines Viertels, dass ganz in der Nähe vom Industriegebiet lag, in dem die Arzneifabrik stand, die von der Organisation genutzt wurde. Wenn die Informationen, die er sich besorgt hatte, richtig waren, dann müsste der kleine Laborant, der seine Klappe nicht halten konnte, jeden Tag diesen Weg nehmen. Er stellte den Wagen in eine leere Lagerhalle und begab sich zu einer Gasse, die Kaum zu sehen war. Er trug weder den Mantel, noch seine privaten Freizeit Klamotten, sondern eine feste, schwarze Lederjacke, eine schwarze Stoffhose, Stiefel, die man bei näherer Betrachtung als Kampfstiefel identifizieren konnte und eine Tarnmütze, unter der er seine gesamten Haare versteckte, dazu noch Lederhandschuhe. Er wartete letzten Endes über eine Stunde, ehe die gesuchte Person auftauchte. Er schob sich noch ein Stück mehr in den Schatten und in dem Moment, wo der Mann an der Gasse vorbei lief, griff er ihn sich, hielt ihm den Mund zu und riss ihn in den Schatten zu sich. Der Mann reagierte sofort panisch, kam aber gegen Gin nicht an, der ihn sofort in die Lagerhalle schaffte und ihn erst dort wieder los ließ. „W-Was s-s-soll das?“, stotterte der Mann aufs höchste verängstigt, dann erkannte er Gin und wurde leichenblass. „W-W-Wieso b-b-bin ich her?“, brachte er hervor. „Bereits von meinem bloßen Anblick so verängstigt? Dabei hatte ich dich doch extra gewarnt, was passieren würde, wenn Vermouth etwas von der Analyse erfährt…“, meinte Gin ganz nebensächlich, als würde er über das Wetter reden und nicht jemanden an eine Prophezeiung für einen Krankenhausaufenthalt erinnern.  Der Mann schien noch blasser zu werden. Der Silberhaarige hatte den Laboranten bereits an ein altes Eisengestell gefesselt, an dem wohl man ein Bockssack gehangen hatte, jedenfalls schwebte der Mann an seinen Armen gefesselt wenige Zentimeter in der Luft. Gin grinste und zog ein Messer. Überlegte kurz und verpasste dem Mann einen Knebel, ehe er ihm das Messer zeigte. „Ich gebe dir einen Tipp: Wenn du die Muskeln entspannst, wird es nicht so weh tun und du wirst weniger Blut verlieren.“

 

Knapp eine Stunde später hatte Gin den Mann genug leiden lassen, einen Arzt der Organisation angerufen und sich wieder auf den Heimweg gemacht. Oder eher, er hatte im Wagen Oberteil und Schuhe gewechselt und trug nun die Kunstlederstiefel, und ein einfaches dunkelblaues Hemd, während er durch die Straßen von Tokio schlenderte. Immerhin hatte er heute noch frei. Gegen Mittag setzte er sich in ein Café und bestellte sich einen Kaffee zusammen mit einem Stück Schoko-Himbeer-Torte. Manchmal musste man seinen Geschmacksnerven etwas gönnen, obwohl er selbst eher Fan der italienischen Küche war und sich seine Mahlzeiten selbst zubereitete. Es war viel billiger, als immer etwas zu bestellen und man konnte genauer kontrollieren, was hinein kam, aber im Moment dachte er nicht genauer darüber nach, sondern genoss den Geschmack des Tortenstückes. Er blieb noch etwas länger in dem Café, bis er draußen Chianti und Korn zusammen mit Vodka entdeckte, die sich verwirrt umsahen. Er zog eine Braue hoch und zuckte fast zusammen, als sein Handy klingelte. Überrascht blickte er auf die E-Mail von Anokata.

 

Gin, ich weiß, was du dem Laboranten getan hast, war nicht grundlos, aber zwei der Scharfschützen und dein Partner wissen davon nichts. Sie haben versucht dein neues Handy zu orten und suchen dich, um den Grund zu erfahren. Erkläre es ihnen.

 

Gin steckte das kleine Gerät wieder weg und bezahlte schnell, ehe er das Café verließ und sich nach draußen begab, um die nicht noch länger vergeblich suchen zu lassen.

 

Chianti sah sich um. Wo bitteschön war Gin denn nun? Die Ortung hatte doch diese Kreuzung angegeben! „Wo ist der nun?“, fragte sie Vodka, der ebenfalls ziemlich ratlos dreinsah. „Genau hier drüben Chianti!“, meinte eine bekannte Stimme nicht weit entfernt von ihr. Sie fuhr herum und blinzelte irritiert. Auch die anderen beiden schienen fassungslos zu sein. Gin…wirkte nicht wie Gin! Der Hut fehlte und der Mantel ebenfalls, genauso wie die Ausstrahlung, aber es war eindeutig Gin! Wenn auch mit einer merkwürdigen Augenfarbe. „Aniki? Was ist mit dir passiert?“, fragte Vodka verwirrt. „Mitkommen. Erkläre ich euch woanders.“, meinte der Silberhaarige knapp und zog Chianti einfach an einem Arm durch einige Gassen zu einer Nebenstraße, wo er seine Wagen geparkt hatte.

 

Gin musterte die drei kurz, die vollkommen den Faden verloren zu haben schienen. „Also, was wollt ihr genau wissen?“, fragte er mit einem leichten Grinsen und lehnte sich gegen seinen Wagen. Chianti fand ihre Stimme als erste wieder. „Warum hast du das mit dem Laboranten gemacht, wieso läufst du so rum, was ist mit deinen Augen los und…ist das dein Wagen?“, bei dem letzten Frage klang sie sehr interessiert. „Sonst noch was?“, wollte er wissen, aber Korn und Vodka schüttelten den Kopf. „Also, ich hatte beim Labor etwas abgeliefert, von dem Vermouth  nichts erfahren sollte und der Verantwortliche war der besagte Laborant. Ich hatte ihm eine Drohung ausgesprochen, was mit ihm passiert, wenn Vermouth etwas davon erfährt, aber er schien der Meinung zu sein, meine Anweisung ignorieren zu können. Ich laufe so rum, weil das mein privater Kleidungsgeschmack ist und meine Augen...Nun, ich scheine die farbigen Kontaktlinsen nicht mehr zu vertragen.“, erklärte er mit einem neutralen Tonfall, „Dann dürfte ja alles geklärt sein oder? Is zum nächsten Auftrag, ich habe heute noch frei und zuhause einiges zu erledigen. Und ja, es ist mein Wagen.“, grinste er, stieg ein und ließ die drei stehen. Er lachte fast auf, als er im Rückspiegel ihre Gesichter sah, aber dann wurde er wieder ernst. Er hatte wirklich noch zu tun. Er musste nämlich die gesamten Möbel aus dem Keller in den ersten Stock schaffen.

 

Ai notierte konzentriert die Veränderung der Flüssigkeit, ehe sie diese erhitzte und abkühlen ließ. Ein Vorgang, den sie mehrere Male wiederholte, ehe sie das Mittel in eine Zentrifuge gab. Wenn sie richtig lag, und sie hoffte, dass es so war, dann würde es nicht mehr lange dauern, bis sie durch die Straßen gehen konnte, ohne dass sie von irgendjemandem gefragt wurde, ob sie sich verlaufen hätte. Sie nahm das Serum aus der Zentrifuge und füllte es in eine Spritze, dann nahm sie eine Maus aus dem Käfig und injizierte vorsichtig die Flüssigkeit, ehe sie das Tier in einen anderen Käfig setzte, um besser das Ergebnis beobachten zu können. Noch erstellte sie nicht das Gegenmittel, sondern ein gezieltes Schrumpfgift. Sie hatte einigen Mäusen das APTX verabreicht und als eine geschrumpft war, ihr ein temporäres Gegenmittel gegeben, bevor sie ihr dann Körperzellen entnommen hatte. Bei Kudo war das ja nie möglich gewesen, weil der ja immer sofort zu Ran rannte. Bisher hatte sie das Mittel darauf ausgelegt, dass der Körper schnell viele Zellen erstellte, damit man erwachsen blieb, aber das war der falsche Weg. Durch die Probe von der Maus wusste sie nun, dass das Problem nicht die Geschwindigkeit des Zellenwachstums war, sondern deren Lebensdauer. Diese Zellen lebten im Durchschnitt nur wenige Minuten, da half auch die schnelle Nachbildung nicht. Gespannt wartete sie, was passierte. Die Maus legte sich hin und schien kurz Krämpfe zu haben, dann tat das Phänomen auf, welches sie hervor rufen wollte. Der Schrumpfungsprozess. Innerlich stieß sie einen Jubelschrei aus und speicherte die fertige Formel des Serums ab, ehe sie begann diese fachmännisch auseinander zu nehmen, um ein geeignetes Gegenmittel zu finden. Das zeigte Mal wieder, wieso Labormäuse besser waren als Menschen. Sie blieben, wo sie bleiben sollten und machten brav alle Tests mit.

 

Gin hatte es geschafft, die Sachen in das Zimmer zu räumen, dass neben seinem eigene Schlafzimmer lag. Da er am Sonntag, also gestern bereits angefangen hatte, war er jetzt fertig. Ein beiger Teppich bedeckte den Boden und die Wände waren in einem dunklen Rot gestrichen, während die Decke in einem Rotton war, der fast schwarz wirkte. Insgesamt war der Raum genauso wie der Raum im Keller eingerichtet, nur waren nun in der Wand, rechts vom Schreibtisch zwei große Fenster, an deren Gardinenstangen dicke, schwarze Vorhänge hingen. Zufrieden begab er sich in die Küche, um sich etwas zum Abendessen zu machen. Er überlegte kurz, ehe er einige Sachen aus dem Kühlschrank nahm, Nudelplatten aus einem normalen Schrank und eine Auflaufform aus dem Backofen. Heute hatte er einfach Lust auf Lasagne.

 

Ai war todmüde am Schreibtisch eingeschlafen, als der Professor den Keller betrat, um nach ihr zu sehen. Er seufzte, als er das kleine Mädchen betrachtete. Shinichi hatte sich lautstark bei ihm über ihr Verhalten beschwert und er hatte ihm zugestimmt, zumindest in diesem Moment, damit sich der Junge beruhigte. Ai hatte Recht. Er machte sich Sorgen, wenn Shinichi sich so oft nach dem Gegenmittel fragte, dass es geradezu besessen wirkte. Er fragte sich, wieso der Junge es nicht verstand, dass es zu gefährlich für ihn war. Seufzend betrachtete er die chemischen Formeln, die auf einige Blätter geschrieben waren. Kopfschüttelnd räumte er sie zusammen und legte dann eine Decke über Ai. Sie musste wirklich intelligent sein, wenn sie es schaffte so etwas zu berechnen. Er verstand kaum die Hälfte davon, was auch daran liegen könnte, dass er sich hauptsächlich auf das zusammenschrauben von Dingen spezialisiert hatte. Gerade als er den Raum verlassen wollte, hörte er Ai etwas murmeln. Kurz sah er zu ihr zurück und sah sie lächeln. Dann schüttelte er den Kopf. Er musste sich geirrt haben. Sie würde nicht lächeln, wenn sie von diesen beiden Personen träumte. Vor der einen hatte sie panische Angst und um die andere trauerte sie. Allerdings waren ja auch Träume seltsam und man verstand sie manchmal selbst nicht. Schulterzuckend ging er wieder nach oben.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück