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Blauer Himmel

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Zeit für einen Szenenwechsel ;)
Wir schauen mal bei Ryo und Taro vorbei, den beiden netten Auftragsmördern von nebenan. Komplett anzeigen

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Ausflug in die Tierwelt

Sie wollte schreien,

doch nur ein klägliches Wimmern war zu hören,

ihre Kiefer waren starr vor Angst aufeinander gepresst.

ER grinste.

Kalter Schweiß bildete einen zarten Film auf ihrer Haut, während sie sich mit zitternden Händen panisch an der geblümten Tapete entlang tastete. Roch er ihre Angst?

Der Ausgang, wo war er?

SEIN Blick folgte ihr, schlitzte sie auf.

ER hatte es nicht nötig, sich ihr in den Weg zu stellen, sie aufzuhalten.

ER wusste, dass sie nicht entkommen konnte.

Sie bekam etwas zu fassen, was war es? Die Türklinke?

Nur ein Kleiderbügel.

Mit einem Schrei der Enttäuschung warf sie das Ding zu Boden und begann zu rennen. Sie rannte, rannte dorthin, wo sie die Tür vermutete.
 

Ihr Ärmel blieb an einer Kommode hängen und riss, mit einem ohrenbetäubenden Scheppern stürzten all die niedlichen Nippes-Figuren hinab, in die Tiefe, und weiße Scherben schnitten durch den zarten Stoff ihrer Strumpfhose.

Der Schmerz öffnete die Blockaden, die ihr Körper errichtet hatte, und plötzlich verschwamm alles vor ihren Augen, sie schmeckte das Salz ihrer eigenen Tränen.

Der Boden war so nah, war sie gestürzt?
 

Sie hob die Hände, wollte sich die Augen wischen, aber ihre Hände waren so voller Blut, ihrem Blut.

Sie spürte die Scherben in ihren Händen.

Ihre Ohren schmerzten von den immer und immer wiederhallenden Schreien im Raum, wer schrie denn so?

Sie kannte die Stimme, es war ihre eigene.

Sie schrie, als würde es IHN davon abhalten, näher zu kommen.

Sein Grinsen wurde breiter, er zog die Waffe.

Sie schloss die Augen, wollte es nicht sehen, IHN nicht sehen.

Vielleicht sah er sie auch nicht, wenn sie ihn nicht sah?
 

Sie schluchzte.

Ihre Beine zuckten wie die eines träumenden Hundes, wollten weglaufen, ohne sie.

Verräterische Beine.
 

ER kam näher, sie hörte die Scherben unter seinen Füßen knirschen.

Ein jämmerliches Ende.

Sie hörte, wie er die Waffe entsicherte, ein harmloses Klicken.
 

In einem letzten, trotzigen Akt des Überlebenswillens warf sie sich nach vorne, wollte ihn umwerfen, sich wehren - aber er war nicht da.

Der Boden war hart, und die Scherben bohrten sich in ihr Fleisch.

Ihr wurde schwindlig.

"Wie..wie hast du mich..gefunden..?!" keuchte sie.

ER antwortete nicht, wo war er?
 

Da legte sich eine behandschuhte Hand auf ihr Gesicht, streichelte sanft einen Schnitt auf ihrer Wange, der die weiche Haut entstellte.

Er brannte wie Feuer.

Mit der Sorgfalt einer Mutter strich ER ihr das zerzauste Haar glatt; sie spürte den kalten Stahl nicht, der ihren Kopf berührte.

Es war zu absurd.

Sie würde hier nicht sterben,

diese sanften, fürsorglichen Hände würden ihr nichts tun.
 

Irgendwo begann plötzlich ein Handy zu klingeln, entfernt und doch unnatürlich laut.

Die Melodie war fröhlich, ein Kinderlied, völlig unpassend zur Situation, aber sie hatte das Gefühl, dass es zu den warmen, freundlichen Händen passte.

Unter ihren Fingern war der Boden feucht.

Sie blickte nach unten und bemerkte die Blutlache in der sie lag, ohne es zu merken, wälzte sie sich in den Scherben.

Das kleine Mädchen, welches das Lied sang, zeigte kein Interesse an ihren Leiden.

Der samtene Handschuh berührte ihre Lippen.

Sie lachte auf, laut, ein Lachen, das schnell in panisches Kreischen überging.

Das Handy klingelte lauter.

Klick.

Der Klingelton war zu laut, als dass der gedämpfte Schuss hörbar wurde, der gefallen war.
 

"Uaah, was ist das denn für 'ne Schweinerei hier?!"

Die Tür hatte sich geöffnet, ein hoch gewachsener junger Mann mit hellem blondem Haar stand im Türrahmen.

Er stieß die Leiche der Frau mit dem Fuß an und fragte:

"Was denn, schon fertig?"

Der Junge, der mitten im Raum stand, antwortete nicht.

Er starrte den jungen Mann nur mit einem undefinierbaren Blick an, bevor er diesen einfach ignorierte und an ihm vorbei den Raum verließ.

Der Mann lief ihm nach.

"Wenn du irgendeinen Hinweis übersehen hast bring ich dich um."

Der Tonfall des jungen Mannes ließ keine Zweifel zu wie ernst es ihm damit war.

Stumm gingen die beiden die Treppe hinunter und verließen das kleine Haus, in dem sie sich befunden hatten.

Eine salzige Brise schlug ihnen draußen entgegen.

Der Junge blieb stehen und ließ den Blick schweifen.

In der Ferne zeichneten sich Lagerhäuser in der Dunkelheit ab, rechts von ihnen lag das Meer als schwach glitzernde, bedrohlich rauschende Fläche da.

Zum ersten Mal sprach nun auch der Junge, mit einer leisen, ruhigen Stimme, die dem Gesagten etwas Endgültiges verlieh:

"Wir können jedenfalls nicht die S-Bahn nehmen. Jemand könnte uns sehen."
 

Der andere nickte und begann, in die entgegengesetzte Richtung der Lagerhallen loszumarschieren.

"Komm. Wir haben noch einen ganz schönen Weg vor uns."

Der Junge folgte ihm.

In dem Moment erklang die fröhliche Melodie ein weiteres Mal.

Der Junge blieb stehen und zog ein Klapphandy aus der Tasche.

Einen Moment lang starrte er es nur an, als würde er die Melodie genießen, dann drückte er auf den grünen Hörer und hielt es sich ans Ohr.
 

"Magst du Nektar, Butterfly?", fragte eine seltsam verzerrte Stimme.

Einen winzigen Moment lang schien sich auf dem Gesicht des Jungen so etwas wie Unwillen abzuzeichnen, dann antwortete er:

"Ja, vielleicht. Hängt von der Qualität ab. Aber ich bin nicht allein. Schlangen mögen anderes Futter, wissen Sie?"

Der blondierte Mann, der bisher desinteressiert aufs Meer hinausgestarrt hatte, wandte ihm nun ruckartig den Kopf zu.
 

Die Stimme am anderen Ende der Leitung lachte leise.

"Ihr scheint ja wirklich aneinander zu hängen! Keine Sorge, mir ist bewusst, dass auch Snake belohnt werden will. Aber vergiss nicht, dass man Tiere immer gut trainieren muss: Belohnungen gibt es immer erst, nachdem ein Befehl erfolgreich ausgeführt wurde."

Der Junge schwieg, obwohl der Mann an dieser Stelle kurz wartete, um ihm die Möglichkeit zur Antwort zu lassen.

"Euch muss ich das wohl nicht extra erklären. Die Aufgabe ist diesmal ganz einfach – fangt mir einen Vogel. Heute noch.

Ihr findet ihn in der 94. Straße Nord, Block 7-3. Er hat ungewöhnlich helles Haar, dürfte euch also nicht entgehen."

Kurz darauf klappte der Junge das Handy zu und steckte es zurück in seine Hosentasche.
 

"Was war?"

Der junge Mann fragte in einem beiläufigen Tonfall, während er sich wieder in Bewegung setzte.

"Arbeit.", war die gleichgültige Antwort des zierlichen Jugendlichen.

Der blonde Mann blieb aprupt stehen.

"Wie bitte? Und du frägst nicht mal, ob ich will oder nicht?!"

Mit einem kühlen Seitenblick erklärte der Jüngere:

"Bisher hast du heute schließlich noch nichts getan. Wird Zeit, dass du auch mal arbeitest, Ryo."

Er zog die blutigen Handschuhe und das ebenfalls mit Blut ihres vorherigen Opfers beschmierte Hemd aus, das er getragen hatte, und ließ beides ins Wasser fallen.

Darunter trug er nur ein eng anliegendes, schwarzes, ärmelloses Shirt.

Der Blondhaarige stürzte auf ihn zu um ihn noch davon abzuhalten, aber es war schon zu spät.

Er riss ihn von den Beinen und die Kleidung segelte sanft hinunter in die Dunkelheit.

Geschockt starrte der blonde Mann ihnen nach.

"Fuck! Hast du 'nen Vollknall?! Die werden das Zeug finden!!", brüllte er, während er den Jungen zu Boden drückte.

Dieser funkelte seinen Unterdrücker kalt an, dann holte er blitzschnell aus und gab ihm eine Ohrfeige.

"Fass mich nicht an, du Schwein. Sollen sie das Zeug doch finden! Niemand kennt uns, wir existieren eigentlich nicht! Wen zur Hölle interessiert es, ob sie meine DNA oder sonst was haben?"

Einen Moment lang starrten sie sich einfach nur an, dann stand der Größere auf.

Er drehte dem Jungen, der langsam aufstand und sich den Dreck von der Kleidung klopfte den Rücken zu und raufte sich die Haare.

"Oh man, ich glaub's einfach nicht.."

Als er sich dem Jungen wieder zuwand, der gelangweilt den Boden anstarrte und wartete, hatte er sich wieder gefasst, seine Miene war ruhig und kühl.

"Jetzt lässt sich sowieso nichts mehr ändern, Taro. Also wohin?"

Der Junge hob den Kopf und sah ihn mit dem gleichen, kühlen Blick an, dann erklärte er es ihm.
 

Akio öffnete benommen die Augen.

Es war dunkel um ihn herum, nur unterbrochen von gelegentlich vor dem Fenster aufblitzenden Lichtern, vermutlich fuhren Autos vorbei.

Es musste mitten in der Nacht sein; Akio wusste nicht, wie lange er geschlafen hatte, doch er fühlte sich schon deutlich besser.

Eine Erinnerung aus seinem letzten Traum vor dem Aufwachen kam ihm in den Sinn:
 

Akio schlief in einem großen, weichen Bett, als jemand ihn sanft weckte. Als Akio die Augen aufschlug, beugte sich der attraktive Fremde von zuvor über ihn und rüttelte ihn sanft an der Schulter. Wie im Auto fielen ihm einzelne dunkle Strähnen ins Gesicht, und er hielt es offensichtlich nicht für nötig sie zurückzustreichen.

Sein Gesicht kam immer näher, Akio's Blick war auf die Lippen fixiert, die sich ein wenig geöffnet hatten. Der intensive Blick des Fremden ließ Akio erschaudern.

Als er nur noch wenige Zentimeter von ihm entfernt war, formten die Lippen Worte und fragten Akio: "Wo wohnst du?", und "Wie lautet deine Adresse?"

Akio überlegte, aber sein Gehirn arbeitete noch sehr langsam.

Würde er ihn etwa auch noch nach Hause fahren?

Belustigt antwortete Akio mit seiner Adresse und streckte ganz natürlich die Hand aus um sie im dunklen Haar vergraben zu können, das sich dazu geradezu anbot. Mit sanftem Druck zog er den Fremden näher an sich, die Gänsehaut ignorierend die ihn überkam als er die Wärme des anderen Körpers spürte. Wie praktisch es doch war, einen eigenen, gutaussehenden Chauffeur zu haben!
 

Akio schloss die Augen wieder und atmete tief durch.

Er konnte sich beim besten Willen nicht erinnern, wie der Traum weitergegangen war. Um ehrlich zu sein, wollte er es auch gar nicht.

Der Traum hatte schließlich von diesem seltsamen Fremden gehandelt, also konnte er gar nicht positiv sein. Und diese fast vertrauliche Geste die sein Traum-Ich da gemacht hatte...die behagte ihm am Wenigsten.

"Jetzt werd' ich schon bis in meine Träume verfolgt.." murmelte Akio verstimmt, bevor er wieder in einen sanften Schlummer hinüberglitt.
 

Miu spürte, wie ihre Fingerspitzen kalt wurden, die den kühlen Stein des Fensterbretts umklammerten.

Ihre Füße spürte sie schon nicht mehr, sie waren wohl zu Eiskristallen erstarrt.

Sie musste nicht gegen die Müdigkeit ankämpfen, viel eher war sie hellwach.

Der Garten war im Licht des Halbmonds nur schwer zu erkennen, und sie hätte die sich langsam bewegenden dunklen Schatten für Menschen halten können, die sich im Garten bewegten, wüsste sie nicht, dass eben jene Schatten nur Eibenbüsche waren, welche die hohe Mauer vor ihren Blicken versteckten, die das Anwesen umgab.

Der Mond spiegelte sich mehrfach in der Glasscheibe, und Miu strich vorsichtig mit den Fingerspitzen über die Spiegelung.

Die Scheibe war kälter als das Fensterbrett, aber Miu genoss das Gefühl in ihren Fingern.

Eine innere Wärme füllte sie, welche von dem kalten Glas nicht gelöscht werden konnte.

Akio zu sehen, mit ihm zu sprechen, war für Miu wie ein kleiner, wahr gewordener Traum.

Sie wusste nicht, wann sie ihn das nächste Mal sehen konnte, deshalb wollte sie diesen Moment für ewig festhalten.
 

Sie hob den Kopf, und ihr Blick flog über die Mauer des Anwesens hinaus, zu den hellen Lichtern, die sich bis zum Horizont erstreckten, in die Nacht über der niemals schlafenden Stadt hinaus, bis alles plötzlich vor ihren Augen verschwamm und ein sanftes Lichtermeer wurde.

Miu wischte sich über die Augen.

Nur in solchen Momenten konnte sie ehrlich zu sich selbst sein.

Ihr Schicksal bedauern, eingesperrt hinter Mauern, wohlbehütet, und doch gefangen.

Und wie sehr sie sich wünschte, in jene Welt hinausgehen zu können, wie ihr Bruder.
 

Ein fernes Grollen riss sie aus ihren Gedanken.

Ein Gewitter schien sich zu nähern.

Miu seufzte leise und wandte dem Fenster den Rücken zu.

Ihr Leben war eben wie es war, und sie hätte es weit schlimmer treffen können.

Mit von der Kälte steifen Gliedern schwankte sie zum Bett zurück und kuschelte sich unter die weiche Decke.
 

Ryo betrachtete fasziniert das Schloss und pfiff leise durch die Zähne.

"Wow, das muss ja ein sehr wertvolles Vögelchen sein, wenn es so ein teures Vorhängeschloss hat.."

Er war kein Spezialist, was Schlösser anging, aber selbst er erkannte mühelos, dass dieses Schloss wohl jemand ganz Besonderen schützen sollte.

Taro warf seinem Partner einen wütenden Blick zu, der ihm wohl bedeuten sollte, nicht zu sprechen, antwortete dann aber selbst:

"Lass das nur meine Sorge sein. Hast du die Überwachung ausgeschaltet?"

Währendessen öffnete er einen Beutel, der unter seinem Shirt an seiner Hüfte befestigt war, und zog einen verhüllten, länglichen Gegenstand heraus.
 

"Natürlich, schon bevor wir hier reinspaziert sind.

Glaubst du es macht Sinn, erst mal gut sichtbar zur Vordertür zu spazieren, und erst DANN dafür zu sorgen, dass man nicht gesehen wird..?", knurrte der junge Mann verärgert.

Er ließ den winzigen Taschencomputer, das er bis eben noch in der Hand gehabt hatte, in seiner Hosentasche verschwinden.

"Du hältst mich wohl für total unfähig..."
 

Taro warf ihm einen kurzen Blick zu der Bände sprach, dann zog er das längliche Gerät aus seiner wohlgepolsterten Hülle.

Es hatte eine schmale, drahtähnliche Spitze, die nach wenigen Zentimetern in einen festeren Griff überging, in dem sich feine Elektronik verbarg.

"Wie lange brauchst du wohl, um den Code für den elektronischen Teil des Schlosses zu knacken..?" murmelte er leise.
 

Ryo betrachtete das Schloss genauer, das in der Dunkelheit nicht gut sichtbar war.

Es bestand aus einem normalen, aber ungewöhnlich schmalen Schlüsselloch, über dem ein Tastenfeld angebracht war.

Er nahm das Tastenfeld genauer in Augenschein, dann erklärte er:

"Ein paar Minuten vielleicht. Aber ich müsste es vorher aufbrechen, sonst kann ich meinen Comp nicht anschließen."
 

Ein kaltes Lächeln umspielte Taro's Lippen.

"Ja, sowas in der Art dachte ich mir. Na dann schau mal gut zu!" meinte er.

Daraufhin zog er einen kleinen, runden Gegenstand aus dem Beutel und setzte ihn an das Tastenfeld an.

Der Gegenstand blieb kleben, als Taro die Hand wegzog.

Seelenruhig begann dieser daraufhin, die Spitze des dünnen Geräts in das Schlüsselloch einzuführen.

Ein befremdeter Blick von Ryo traf ihn.

"Hast du keine Angst einen Alarm auszulösen, wenn du versuchst das Schloss zu öffnen, ohne vorher den Code eingegeben zu haben..?" fragte dieser leicht verwirrt.
 

Der Junge bewegte das Gerät vorsichtig im Inneren des Schlosses, um es richtig zu platzieren, bevor er es schließlich einschaltete.

Die Spitze begann mit hoher Frequenz leicht zu vibrieren.

Da dadurch so gut wie kein Geräusch entstand, war Taro's Stimme gut zu hören, als er antwortete:

"Nein, wieso? Dieser Teil des Schlosses ist längst lahmgelegt."

Irritiert fuhr Ryo sich durch das helle Haar.

"Wie hast du das bitte gemacht? Mit dem schwarzen Klumpen da? Was ist das für ein High-Tech-Ding?"
 

Amüsiert erwiederte Taro:

"Ein Magnet. Ein starker Magnet. Dein ganzer elektronischer Kram gibt dabei den Geist auf. Soll ich ihn mal an deine Hosentasche halten..?"
 

Das Ende seines Arbeitsgeräts mit ansehen zu müssen blieb Ryo dann Gott sei Dank erspart, denn in diesem Moment öffnete sich die Tür mit einem leisen Klick.

Sofort war aller Spaß vergessen, beim Arbeiten waren beide bei der Sache.
 

Auch Taro packte seine Gerätschaften schnell wieder ein, nickte Ryo kurz zu und drückte dann vorsichtig die Tür auf.

Drinnen war es dunkel und still.

Taro machte zwei vorsichtige Schritte ins Haus hinein, lauschte, erst dann gab er Ryo ein Zeichen ihm zu folgen.
 

Während Taro sich im unteren Stockwerk umsah, näherte Ryo sich der Treppe.

Obwohl es dunkel war, konnte er leicht erkennen, dass der Besitzer des Hauses nicht gerade ein Bettler war. Das war zwar auch draußen - oder an der Adresse - erkennbar gewesen, aber hier drinnen zeigte sich der Reichtum des Hausbesitzers noch deutlicher.

Eine große Freitreppe führte von der Mitte des Raumes ins Obergeschoss, rechts und links von ihr führten zwei große Torbögen in zwei lange Flure, die von Türen gesäumt waren.
 

Taro zog die Waffe, bevor er einen der beiden Gänge an der Seite der Freitreppe betrat.

Bei all den Türen konnte man nie vorsichtig genug sein.

Mit der entsicherten Waffe im Anschlag erkundete er so die menschenleere Küche, das Wohnzimmer und ein Speisezimmer.

Auch auf der anderen Seite hatte er nicht mehr Glück; aber das war fast zu erwarten gewesen.

Der Junge kehrte in den Eingangsbereich zurück und sah sich nach Ryo um, entdeckte den jungen Mann aber nirgendwo.
 

Dieser war indessen ins obere Stockwerk vorgedrungen.

Es war Nacht, und die Bewohner des Hauses schienen zu schlafen.

Da die meisten Menschen, die mehr als ein Stockwerk ihr Eigen nennen konnten, ihre Schlafzimmer im Obergeschoss hatten, wollte Ryo keine Zeit damit verschwenden, sich noch länger im Untergeschoss aufzuhalten.

Er schlich sich also leise den Flur entlang, der am oberen Ende der Freitreppe begann.
 

Taro nahm an, dass Ryo vermutlich schon ins obere Stockwerk vorgegangen war. Leichte Wut stieg in ihm auf.

Abgesehen von der Gefahr, in die Ryo damit beide brachte, konnte Taro es nicht ausstehen, wenn Ryo einfach tat, was er wollte.

Eilig, aber dennoch aufmerksam, folgte er seinem Partner.
 

Ryo betrachtete fasziniert die Schilder, die an den Türen hingen.

Ein einfaches, farbloses Schild mit dem Namenszug "Nancy" prangte an der linken Tür, an der Tür gegenüber hing ein federförmiges Schild mit einem verschnörkelten Schriftzug, den Ryo mühselig im Dunkeln als "Miu" entziffern konnte.

Frauennamen also.

Ihr Ziel war männlich, also würden sie bis zum letzten Moment vermeiden, diese Räume zu betreten.

Natürlich war es möglich, dass ihre Zielperson sich auch in einem dieser Räume hier aufhielt, aber ebenso groß war auch das Risiko, dass jemand anderes sich dort aufhielt.

Ryo hatte keine Skrupel etwaige Einmischungen zu beseitigen, aber es wäre einfach eine unangenehme, in diesem Falle leicht zu vermeidende Angelegenheit.

Plötzlich hörte er das Geräusch von leisen Schritten hinter sich.

Ryo wirbelte herum, seine Rechte hatte sich schon zur Faust geballt und schoss auf die kleine, dunkle Gestalt zu, die von hinten auf ihn zugekommen war.
 

Taro wich keinen Zentimeter, als Ryo's Faust auf ihn zuraste.

Erst im letzten Moment wich er knapp aus, die Faust streifte noch seinen Oberkörper, und drückte dem jungen Mann den Lauf seiner Waffe gegen die ungeschützte Brust.

Ihre Blicke trafen sich.

Ryo starrte auf seinen deutlich kleineren Partner hinab, ein Funkeln lag in seinen Augen, das nichts Gutes versprach.

Er senkte die Hand, die sich sofort an den schmalen Hals gelegt hatte, als er die Waffe an der Brust gespürt hatte, und drehte Taro den Rücken zu.

Sie sprachen nicht miteinander.

Es war schon gegen die Regeln gewesen, bei ihrem vorherigen Auftrag zu reden.

Es war gegen die Regeln gewesen, sich dort unten vor der Tür zu unterhalten.

Und beide Male war ER es gewesen, der diese ungeschriebene Regel gebrochen hatte, diese Regel, die ihre Leben schützte.

Er wollte nicht den selben Fehler ein drittes Mal begehen.
 

Ryo ging ein paar Schritte, bis er die nächste Tür erreichte, die nicht von einem Schild geziert war.

Mit einem schnellen Schulterblick vergewisserte er sich, dass Taro ihm folgte. dann öffnete er geräuschlos die Tür.
 

Akio hörte ein leises Klicken, wie vom Öffnen einer Tür, und aus irgendeinem Grund beunruhigte ihn das so, dass er erwachte.

Nun gut, vielleicht hatte er auch einfach nicht besonders tief geschlafen.

Es war immer noch dunkel, und die weiche Unterlage kam ihm nicht mehr ganz so weich vor.

Das nächste Licht vor dem Fenster war ein Stück entfernt, und obwohl Akio sich sicher war, das Fenster geschlossen zu haben, bevor er sich auf das weiche Bett fallen gelassen hatte, wehte ihm ein leichter Luftzug entgegen.

Plötzlich zutiefst beunruhigt rappelte Akio sich auf.
 

Ryo's scharfe Augen durchdrangen die Dunkelheit und suchten das Zimmer ab.

Es schien ein Gästezimmer zu sein, mit einem Schrank, Bett und kleinem Tisch.

Doch halt, da bewegte sich etwas auf dem Bett!

Ryo wich zur Seite um Taro in den Raum zu lassen, der besser bewaffnet war.

Hatten sie ihre Zielperson so leicht gefunden?


Nachwort zu diesem Kapitel:
Falls der Wechsel heraus aus den bekannten drei Perspektiven (Akio, Renjiro, Miu) jetzt zu verwirrend war...sorry x)
Ich hoffe es ist klar geworden hinter wem das Duo her ist; falls nicht beantworten vielleicht die nächsten beiden Kapitel etwaige Fragen. Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Schlomo-chan
2010-09-15T11:44:03+00:00 15.09.2010 13:44
Noch keine Kommentare? Versteh ich gar nicht. *lach*
Es ist eine sehr schöne Geschichte und dein Schreibstil lässt sich sehr gut lesen. =)
Die Geschichte an sich ist noch ziemlich verwirrend, gerade das Auftreten der beiden Herren gegen Ende, aber ich hoffe, das wird sich noch aufklären. *_*

Ich mag Ren-kun. o.o Keine Ahnung warum, aber er ist mir symphatisch. *lach* Vielleicht weil er gradlinig denkt und nicht versucht so zu sein, wie es anderen gefallen würde.
Akio ist auch putzig. Seine gelangweilte, genervte Art bringst du sehr gut rüber. Aber ich glaube, an seiner Stelle würde ich genauso sein. Den mag man ärgern und beobachten wie er sich aufregt. *lach*

Alles in allem sehr schön bisher und ich freue mich auf die weiteren Kapitel!

liebe Grüße
Schlomo


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