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Joli Rouge

Fräulein Navigatorin liebt Schlangenprinzessin?
von

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Charis

Kapitel 5: Charis
 

Erschrocken riss ich die Augen auf, als sich unter brausendem Donnern ein riesiger Schatten vor uns erhob. Meine Haut rieb an der Rinde, als ich mich panisch noch fester an den Baum klammerte, meine Muskeln waren verkrampft. „Ruffy!“, schrie ich, in meiner Stimme hallte eine Mischung aus Wut und Verzweiflung. Durch das Beben konnte ich nicht genau erkennen, was für eine Bestie sich vor und entfaltete, doch langsam klärte sich der Blick.

Das Wesen hatte zerzaustes, braun-schwarzes Fell, das an einigen Stellen wie Lumpen hinab hing, die Arme waren um einiges Länger als die Beine, Die Finge waren lang und endeten in gigantischen, hakenförmigen Krallen, die sich in den Boden bohrten. Die Augen, groß und glänzend Schwarz, starrten regungslos geradeaus, der Mund stand weit offen und zeigte einige schiefe Zähne, aus dem Rachen kam ein tiefes Grollen, das ich glatt für ein Gähnen halten würde. Entgeistert starrte ich das Viech an, das scheinbar gar nicht vor hatte uns zu attackieren.

„Das Tier sieht aus wie…“, setzte Sanji an, der mit ernstem Blick die Bestie musterte. Er stand nur wenige Meter von ihr entfernt.

„Wie unser Abendessen!“, beendete Ruffy ungefragt den Satz und ballte schon die Fäuste, um das Monster niederzustrecken.

„Eigentlich wollte ich sagen, wie ein Faultier, aber mal sehen, ob man daraus was Ordentliches machen kann…“, erwiderte Sanji. Langsam hob er sein rechtes Bein, und wollte gerade zu einem Tritt ansetzen, als er augenblicklich von einem Schrei unterbrochen wurde.

„Nein!“, hallte eine Mädchenstimme durch die Bäume. Ich zuckte zusammen, und sah, wie gegenüber von mir, ein junges Mädchen, etwas jünger als ich, stand und erschrocken uns musterte. Sie war kleiner als ich, trug ein weißes Kleid und hatte etwa Schulterlange, braune Haare, die sich leicht lockten. Ihr Blick wankte zwischen unseren Gesichtern und dem „Abendessen“ hin und her. „Was macht ihr da?“, fragte sie plötzlich, sie klang nur noch halb so entschlossen wie vorhin. Langsam ging sie auf uns zu, obwohl der Boden immer noch wankte war ihr Schritt fest.

„Wir wollten gerade dieses Faultier in die Pfanne hauen!“, antwortete Ruffy, taktlos wie immer, und ich sah, wie sich die Augen des Mädchens vor entsetzen weiteten.

„Ihr… wolltet was?“, flüsterte sie mit gesenktem Haupt, ich hatte Mühe, ihre Worte zu verstehen. Vorsichtig ließ ich den Baum los und ging langsam auf die Fremde zu. „Hör nicht auf ihn, er…“, wollte ich sie beruhigen, doch plötzlich fixierte sie mit wütendem Blick den Gummipiraten. „Wie kannst du es wagen, meinen Puschel anzugreifen…?“, zischte sie, mich schüttelte es glatt, als ich die Gefahr in ihrer Stimme hörte. Auch Ruffy schien etwas irritiert zu sein, legte den Kopf schräg und sah so aus, als würde er nachdenken.

„Puschel?“, sagte Zorro währenddessen und blickte zwischen dem Mädchen und dem Faultier-Monster hin und her.

„Ja, Puschel! Puschel ist mein Haustier!“, das Mädchen stapfte mit dem Fuß auf, der nur im wichen Boden versank, und ballte die Fäuste, das angesichts ihrer kleinen, zierlichen Händen eher lächerlich aussah. Ich konnte mir ein leises kichern nicht verkneifen, sah es doch zu niedlich aus, wie sich die Fremde aufregte.

„Dein Haustier? Man musst du ein riesiges Haus haben, wenn das Viech da rein passt…“, erwiderte Franky und betrachtete zögernd das Tier, aus dem aufgerissenen Maul drang immer noch ein unendliches röcheln. War das gerade echt Sabber, was anfing vom Mundwinkel hinab zu tropfen? Sanji, der immer noch direkt neben „Puschel“ stand, wich dem Speichel aus, der mit einem lauten Platschen auf dem wabbelnden Boden aufschlug, und doch glatt eine Pfütze hinterließ.

„Nein, nein, nein!“, für jedes Nein schlug das Mädchen mit ihren Fäusten in die Luft und schüttelte hysterisch ihren Kopf, wobei ihre braunen Locken hin und her hopsten, „Er lebt nicht im Haus, sondern vorm Haus!“

„Ist es dann überhaupt noch ein Haustier?“, diesmal war es doch tatsächlich Hancock, die sich einmischte. Emotionslos blickte sie auf die Kleine, die beim Anblick der Schlangenprinzessin doch glatt errötete, dann aber seufzte. „Ihr seit doof!“, beschwerte sie sich wie ein kleines Kind, „Wer seit ihr überhaupt und was macht ihr hier?“

„Abende…“, wollte Ruffy gerade erwidern, ich unterbrach ihn aber, „Wir sind von einer seltsamen Strömung hier angetrieben wurde. Darf ich fragen, wohnst du auf dieser Insel? Alleine? Oder gibt es hier eine Stadt?“ Letzteres konnte ich mir wirklich nicht vorstellen, war es mir doch ein Rätsel, wie man auf dieser Insel überhaupt leben konnte“

Ich beobachtete das Mädchen, das kurz auf mich blickte, dann aber wieder Hancock anstarrte und mit verträumter Stimme antwortete: „Es gibt auf der anderen Seite der Insel ein kleines Dorf“ Die Insel war also wirklich bewohnt. „Magst du uns etwas über diese Insel erzählen? Warum sie so wabbelig ist, und was es mit dieser Strömung auf sich hat?“

Das Mädchen löste endlich den Blick von der Schlangenprinzessin, was mich irgendwie erleichterte, und schaute demonstrativ mit gehobenem Blick von uns weg. „Warum sollte ich das tun?“, sagte sie mit hoher Stimme, „Ihr wolltet doch eben noch meinen Puschel verspeisen!“ Eben jener Puschel bewegte sich plötzlich. Erschrocken wichen wir alle einige Meter zurück, als er seinen gewaltigen Arm hob, um dann schließlich festzustellen, dass er sich nur am Kopf kratzen wollte.

„Es tut mir leid, das mein Kapitän so einen Quatsch redet, er ist nicht gerade eine Leuchte, weißt du, wir wollen deinem Puschel wirklich nichts“, versuchte ich dem Mädchen zu erklären, auf meinen Lippen ein liebes Lächeln. Sie musterte mich, danach wanderte ihr Blick über die anderen. „Okay…“, sagte sie, ich seufzte erleichtert, „Ich heiße Charis. Und… diese Insel wabbelt ein bisschen!“

„Was du nicht sagst!“, schoss es aus mit raus, das war doch echt eine unglaublich beeindruckende Erkenntnis. Das Mädchen ging auf das riesige Faultier zu, bis sie schließlich genau dort stand, wo vorhin noch Sanji war.

„Der Grund dafür ist das hier!“, erzählte Charis und deutete neben sich auf den Boden, Ich ging einige Schritte näher, wackelnd, um zu sehen, worauf sie zeigte.

„Das ist doch der Sabber vom Abendessen!“, erkannte Ruffy. Ich betrachtete den Speichel, der vorhin herunter getropft ist, etwas genauer. Dort wo er seine Pfütze gebildet hatte, war inzwischen eine kleine Kuhle entstanden, die Flüssigkeit schimmerte leicht wie Eis.

„Das ist ein Witz, oder?“, fragte ich und blickte zu Charis, diese schüttelte den Kopf. Sie drehte sich um, nahm einen Stock, der auf den Boden lag, und berührte damit den Speichel, der Anfing wie Wackelpudding zu zittern. „Ah, genau wie diese kranke Insel!“, stellte unser Gummi-Kapitän fest, er hockte sich neben die Kuhle und begann in dem Zeug rumzustochern.

„Hör auf damit ruffy, das ist widerlich!“, fauchte ich ihn an, dann wandte ich mich wieder zu Charis, „Was genau hat es damit auf sich?“

„Also, das ist so. Puschel ist ein Godzilla-Faultier, so ist das, eine seltene Tierart, die nur hier in diesen Wäldern lebt. Sie sondern sehr viel Speichel ab, dieser regiert sofort mit dem Sauerstoff, wahrscheinlich müssen sie ihn deswegen ausspucken, und nimmt dann diese Konsistenz an“, erklärte sie.

„Aber wie kann es sein, das deswegen die ganze Insel so wackelt?“, erkundigte sich Robin.

Charis blickte zu ihr und sprach weiter: „Ist der Speichel einmal so fest, bleibt er das auch, aber der Boden saugt ich auf, und wird dadurch ebenfalls Viskos. Jedenfalls vermuten das die Forscher, eine andere Erklärung gibt es nicht.“

„Ach, ja?“ Zögernd betrachtete ich das gigantische Faultier, das noch immer vollkommen ausdruckslos in die Leere starrte. Eigentlich war die Vorstellung, dass wir hier auf einem mit Speichel voll gesogenen Boden standen, mehr als ekelig. Bei dem Gedanken bekam ich richtig Schüttelfrost.

„Wenn ihr wollte, führe ich euch ins Dorf!“, sagte Charis, und wir nahmen ihr Angebot dankend an. Sie führte uns zielsicher durch die Wälder, hinter uns stampfte Puschel hinterher, der dem braunhaarigen Mädchen wohl auf Schritt und Tritt folgte. Durch sein enormes Gewicht wackelte der Boden nur noch mehr, wild schlug er Wellen, und haute mich mehrmals fast um.

„Ich habe es satt!“, fluchte ich als ich wieder nur mit Mühe das Gleichgewicht halten konnte, „Wie kann man bloß auf dieser Insel leben?“

„Der Boden ist nur in den Wäldern so extrem weich, wo die Godzilla-Faultiere leben, auf der anderen Seite der Insel ist er fester…“, erklärte Charis mit ruhiger Stimme, sie streichelte Puschel das Bein, der wiederum kriegte wohl gar nichts davon mit.

„Und wie lange dauert es noch, bis wir endlich da sind?“, fragte ich,

Charis antwortete, das es noch ein langer Weg wäre, aber sobald wir aus den Wäldern draußen wären, das laufen leichter würde.

„Das will ich auch hoffen…“, murmelte ich genervt, während ich durch den wabbeligen Boden stampfte. Die anderen nahmen die ganze Sache mehr oder weniger gelassen auf. Ruffy sprang durch die Gegend, genoss das die Insel ein riesiges Trampolin war, Brook lachte hysterisch „Yohohoho“, Robin und Hancock waren ganz gelassen, Sanji versuchte wie immer cool zu wirken, Zorro und Franky dagegen hatten auch so ihre Probleme.

Als wir den Wald verlassen hatten, wurde der Boden tatsächlich langsam fester, und nach einiger Zeit konnte man problemlos laufe, sackte nur noch eine Zentimeter ein.

„Charis, was genau hat es jetzt eigentlich mit dieser Strömung?“

„Oh, davon weiß ich nicht so viel, im Dorf könnt ihr ja mal den Professor fragen…“

„Professor?“, es war Robin, die sich plötzlich interessiert ins Gespräch einmischte. Hinter uns stritten sich Zorro und Sanji über irgendwas unverständliches, Ruffy fluchte, weil er nicht mehr so gut hüpfen konnte wie im Wald.

„Ja, er ist der schlauste Mensch den ich kenne!“ Charis gestikulierte wild, riss die Arme in die Höhe, als wollte sie uns klar machen, wie großartig dieser Mann war. Nun, meine Neugierde war auf jeden Fall geweckt.

Es dauerte nicht mehr lange, bis wir endlich in dem Dorf ankamen. Es bestand nur aus wenigen Häusern, allesamt aus roten Backsteinen geziegelt, die inmitten einer flachen Ebene standen. Nur wenige Leute liefen durch die Straßen und betrachteten interessiert unsere Gruppe. Hinter den Häusern erkannte ich einige Felder und Weide, Tiere grasten und liefen durch die Wiesen.

„Wir sind da!“

Vor einem der größeren Häuser blieben wir stehen. „Hier wohnt der Professor!“ Charis klopfte an der Tür und ohne dass eine Antwort kam, öffnete sie diese auch gleich.

Kaum waren wir drinnen, flog uns plötzlich eine Flasche entgegen, ehe ich reagieren konnte drückte Ruffy mich auf den Boden, die Flasche flog über mich hinweg und zerschellte an der Wand hinter uns in hunderte kleine Scherben, die mit einem lauten Scheppern zu Boden fielen. Erschrocken starrte ich auf die funkelnden Glassplitter, nicht auszudenken, was passiert wäre, hätte die Flasche mich getroffen.

„Hey, was soll der Scheiß?“, schrie Ruffy, sein Blick wanderte umher. Doch der Raum war dunkel, man konnte nicht erkennen, woher das Geschoss kam.

„Du Drecksack, warum hast du das getan, wenn ich dich kriege…!“ ruffys stimme brauste durch den Saal, hallte zurück zu uns. Noch immer auf den Boden hockten, schaute ich mich um, alles wirkte so leer, wie eine verlassenes Geisterhaus, Staub tanzte durch die Luft.

„Du hast gute Reaktionen, junger Mann…“, sagte plötzlich eine fremde Stimme, ich zuckte zusammen, konnte nicht lokalisieren woher sie kam. Auch die anderen schauten sich irritiert um. „Mach euch nichts draus, der Professor ist immer so…“, schmunzelte Charis, ruffy knurrte wütend anstatt ihr zu antworten.

„Ihr seit Piraten, nicht wahr? Nun, ich begrüße euch in meinem bescheidenen Anwesen, es tut mir leid, dass das Licht momentan kaputt ist…“ Eine Kerze erhellte plötzlich wenigstens ein bisschen den Raum, und ich erkannte einen Mann, der an einem kleinen Tisch saß. Soweit ich erkennen konnte, war er mittleren Alters, vielleicht Anfang 40, seine Haare waren schwarz und leicht wellig, graue Strähnen fielen ihm ins Gesicht. Seine Augen schauten still in unsere Richtung, er sah keineswegs gefährlich aus.

„Mein Name ist Sjard, und ihr seid mit Sicherheit hier, um etwas über die Insel zu erfahren?“

Plötzlich bekam ich ein mulmiges Gefühl in der Magengegend, es kribbelte und meine Muskeln verkrampften sich. Mein Instinkt sagte, dass etwas nicht stimmte, doch mein Verstand fand den Fehler nicht. Es war faul.
 

Kapitel 5 - Ende
 

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Dieses Kapitel widme ich einer Freundin von mir, deren Name ich missbraucht habe... Puschel, ich hoffe du verzeist mir, das du nun ein riesiges, sabberndes Faultier bist...



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Schatten_des_Lichts
2010-08-23T08:33:31+00:00 23.08.2010 10:33
Das Kapitel ist mal wieder klasse, bin schon gespannt was so Faul an der Insel ist!


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