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Vampirkinder

Vampirkinder
von

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Schweigen des Patienten

Nachdenklich wusch er sich die Hände in der Schale mit Wasser. Es dauerte seine Zeit, als er etwas aufblickte und gegen die kahle, weiße Wand des Raumes sah. Die leisen Schritte ließen ihn aufhorchen. Sie waren so schleichend, gar schleppend, als würde der Jenige mit letzter Energie sich vorantreiben. Langsam drehte sich der Dreiundvierzigjährige um, nur um einen Schritt auf den Stuhl zuzumachen und das Handtuch in die nassen Hände zu nehmen. Leicht trocknete er seine prächtigen Hände ab, blickte mit den dunklen Augen, den jungen Mann an, der mit hängendem Kopf hineinkam. Dicht neben ihm gefolgt eine Krankenschwester.

Der etwas ältere Herr schwieg und beobachtete den jungen Mann, der sein etwas längeres, pechschwarzes Haar ins Gesicht fallen ließ. Es war gestuft und die längsten Strähnen waren fast bis zur Schulter, aber auch nur fast.

Er beobachtete wie die Krankenschwester, den jungen Mann zum Tisch führte, dort wo zwei Stühle herumstanden. Vor einem stand der Arzt selber. Die Krankenschwester, welche sich Amaya nannte, schob den freien Stuhl etwas nach hinten, nur um den Patienten vor diesem zu schieben und ihn langsam auf den Stuhl nieder sinken zu lassen. Noch immer erhob der junge Herr seinen Kopf nicht. Nun ließ sich auch der Arzt nieder. Sein Name war: Kawasaki, Daisuke.
 

Kawasaki sah den, in einem weißen Pyjama bekleideten Patienten an, bevor er dann diesen ausgiebig musterte. Die Krankenschwester ging.

Kawasaki lauschte den Schuhen und verschränkte dann seine Finger ineinander, nachdem die Türe zuflog. Ein lautes Einatmen war von ihm zu hören. Kurz darauf ertönte seine ruhige und etwas genervte Stimme. Kein Wunder, er arbeitete heute schon seid mindestens neun volle Stunden.

„Wie war Ihr Tag heute?“

Seine braunen Augen waren auf den hängenden Kopf des jungen Mannes gerichtet.

„Geht es Ihnen gut?“

Es kam allerdings keine Antwort, weshalb Kawasaki seinen Kopf für einen Augenblick schief legte. Vielleicht auch, um ein Blick auf das Gesicht des Patienten zu werfen.

„Also …“, er drückte auf den Knopf seines Diktiergerätes und verzog seine Mundwinkel etwas zu einem Lächeln, „Möchten Sie sich ein wenig mit mir unterhalten? Hmm? Erzählen Sie mir erst einmal von sich …“

Keine Reaktion war zu vernehmen.

„Ist Ihnen bewusst, wer Sie sind?“

Nach jeder Frage wartete Kawasaki etwas ab, um dem Patienten etwas Zeit zu lassen. Doch nichts kam. Nur das leichte und regelmäßige Atmen war vom anderen zu sehen. Nicht einmal zu hören. Aber man konnte dass seichte fallen und aufheben der Brust und der Schulter beobachten. Ab und an sah man auch eine Haarsträhne vom Gesicht flattern. Aber auch nur dann, wenn der junge Mann vor Kawasaki etwas fester ausatmete.
 

Er entfaltete seine Hände und kramte irgendetwas aus seinen Papieren heraus. Es schien ein Foto zu sein, was er nun in seinen Händen hielt und langsam zu ihm drehte.

„Sehen Sie her, wissen Sie, wer das ist?“

Auf dem Bild waren mindestens fünf Personen abgebildet, alle standen recht nah beieinander vor einem Kirschblütenbaum. Aber der Patient richtete nicht einmal für eine Sekunde ein Blick auf das Bild. Kawasaki wartete bestimmt eine halbe Minute auf diesen, verengte aber kurz seine Augen zu schlitzen.

„Wissen Sie es nicht? Sehen Sie bitte genauer hin … Das ist Ihre Familie.“

Er hielt ihm das Bild etwas mehr entgegen. Aber noch immer bewegte sich der Junge nicht, sagte auch nichts. Saß dort wie eine atmende Puppe.

„Hmm… Na schön …“, meinte er seufzend, während er das Foto wieder zurücklegte, nur um dann wieder seine Hände zusammen zu falten.

„Können Sie schildern, was an diesem Tag passiert ist?“, er schluckte dabei und sah den Jungen schon ein wenig mitleidig an. Er hatte bestimmt einiges hinter sich, so zusammengefaltet, wie er seelisch schon zu sein musste.

„Beschreiben Sie, was sich damals zugetragen hat …“, er atmete wieder tief ein und aus, „An irgendetwas werden Sie sich doch noch erinnern können? Hmm?“, er klang mit dem `Hmm´ schon ein klein wenig liebevoll.

„Das ist in Ordnung … Erzählen Sie mir einfach, woran Sie sich erinnern können … Kommen Sie, versuchen Sie es. Hmm?“
 

Er sah, wie sein Atem etwas schneller wurde. Auch wenn man es kaum sah, aber der Junge erhob tatsächlich langsam seinen Kopf. Sehr langsam. Doch drehte er ihn dabei Richtung Fenster, als wenn es für ihn beruhigender und einfacher gehen würde.

Kawasaki hatte das Gefühl, das er die Schicht langsam gebrochen hatte.

Jetzt würde er gewiss alles erfahren.

Er sah auf die blutroten Lippen, die leichte Bissspuren aufwiesen. Anscheinend hatte der Patient die ganze Zeit auf seiner Unterlippe herumgekaut. Nicht blutig, aber dennoch genug um die Spuren zu sehen, die nun Schuld an den blutroten Lippen waren.

Seine Augen schienen einen traurigen und einen gewissen verstörten Ausdruck zu haben.

Und Augenringe, vom nicht schlafen können, waren auch in das bleiche Gesicht des Patienten zu sehen. Es quälten ihn anscheinend Albträume …



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Asmodina
2010-08-09T17:18:18+00:00 09.08.2010 19:18
Sehr spannend...will mehr


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