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122 Tage...

122 Tage, die alles zerstörten.
von

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Kapitel 27


 

Tag 87
 

T.O.P
 

Noch immer umklammert deine heiße Hand meinen Arm mit einer Kraft, die man dir in deinem jetzigen Zustand eigentlich gar nicht zutrauen würde. Natürlich wäre es für mich dennoch keine große Schwierigkeit, mich aus deinem Griff zu befreien aber deine Stimme hat vorhin so flehend geklungen, dass ich es einfach nicht übers Herz bringe, dich mit dem Arzt alleine zu lassen.
 

“Um Himmels Willen, warum haben Sie mich nicht viel früher gerufen?”

“Ich… Wir wussten nicht… Wir dachten, es wäre eine harmlose Erkältung.”
 

Kopfschüttelnd verabreicht der Doktor dir eine Spritze. Du stöhnst leise auf und dein Arm zuckt reflexartig zurück, doch sonst zeigst du keine Reaktion. Besorgt sehe ich dem älteren Herren dabei zu, wie er deinen Puls und den Herzschlag überprüft. Sein Blick verfinstert sich immer mehr, bis er schließlich seine Utensilien zurück in seinen Koffer packt und mir einen fragenden Blick zuwirft.
 

“Ich kann ihm im Moment lediglich ein Mittel gegen die Halsschmerzen verabreichen. Viel dringender bräuchte er jedoch Flüssigkeit, um gegen das Fieber ankämpfen zu können… Ich schätze, er hat sich eine Lungenentzündung zugezogen - wahrscheinlich wird er Schluckbeschwerden haben und nur wenig trinken oder?”

“Ich glaube, außer ein paar Schlücken Tee hat er heute gar nichts zu sich genommen…”

“Sein Körper wird es ohne genügend Flüssigkeit nicht schaffen, gegen die hohe Temperatur anzukämpfen… Am besten wäre es, wenn er die Nacht in meiner Praxis verbringt. Dort könnte ich ihm Infusionen verabreichen.”
 

Eilig nicke ich und löse mich aus deinem Griff, um dir ein paar Dinge in eine Tasche zu packen. Sofort flattern deine Lider und deine Hand tastet sich suchend über das Laken. Noch immer zitterst du am ganzen Körper. So schnell es mir möglich ist, werfe ich meinen Geldbeutel, den Haustürschlüssel und einige Klamotten in die Tasche, ehe ich zurück zum Bett eile, an dem der Arzt soeben seinen Arztkoffer schließt.
 

“Könnten Sie ihn in meinen Wagen bringen oder soll ich lieber einen meiner Assistenten bitten, zu kommen und ihn in meine Praxis zu schaffen?”

“Nein, nein! Natürlich helfe ich Ihnen… Ich darf doch mitfahren und bei ihm bleiben oder?”
 

Der Arzt antwortet nicht auf meine Frage, sondern schreitet einfach nur eiligen Schrittes aus dem Schlafzimmer. Schulterzuckend hänge ich mir die Tasche um die Schulter, um beide Hände für dich freizuhaben. Selbst durch die Wolldecke, in die ich dich vorsichtig einwickle, spüre ich die Hitze, die von deinem Körper ausgeht. Behutsam hebe ich dich an und trage dich aus dem Zimmer. Du gibst ein leises, hustendes Geräusch von dir, stöhnst leise auf und hebst langsam deinen Kopf einige Millimeter an, um mich aus glasigen Augen ansehen zu können.
 

“W-wir gehen doch… raus? Wir… wir müssen unbedingt… einen Schneeengel machen… ja?”
 

Immer wieder wird deine brüchige Stimme durch ein heiseres Husten unterbrochen, doch du hörst erst auf zu sprechen, als du deine Bitte vorgetragen hast, obwohl dein Hals vom vielen Husten inzwischen völlig aufgeraut sein muss. Wahrscheinlich liegt es an der Spritze, dass du die Schmerzen nicht wahrzunehmen scheinst. Ich überlege, ob ich dir antworten soll, doch du scheinst mit deinen Gedanken schon wieder ganz woanders zu sein. Dein Gesicht ist bleich, deine Wangen und deine Augen, die in die Leere blicken, gerötet und dennoch ziert ein verträumtes Lächeln deine Lippen.
 

Langsam lasse ich dich auf der Rückbank des Autos sinken, ehe ich auf den Beifahrersitz Platz nehme. Keine halbe Minute später befinden wir uns bereits auf der Hauptstraße. Obwohl es dunkel ist und der Regen die Straße rutschig gemacht hat, scheint der Doktor nicht langsamer zu fahren. Ohne auf das Vorfahrtsschild zu achten, passiert er die Kreuzung und verlangsamt seine Fahrt erst, als wir die Einfahrt zu seiner Praxis erreichen. Vor der Eingangstüre erwarten uns bereits zwei junge Männer mit einer Trage, die der Arzt scheinbar angerufen hat, während ich dich ins Auto getragen habe. Einer von ihnen legt dich vorsichtig auf dieser ab und trägt dich zusammen mit dem Arzt in das Haus, während mich der Zweite zu sich winkt und mit einem Formular schwenkt.
 

“Wenn Sie so freundlich wären?”

“Ja, aber Ji-Yong…? Kann ich das nicht später ausfüllen?”

“Der Doktor kümmert sich um ihn. Da wären Sie sowieso nur hinderlich. Trinken Sie einen Kaffee, füllen Sie das Patientenblatt aus und sobald es möglich ist, können Sie zu Ihrem Freund.”
 


 


 

Tag 87
 

G-Dragon
 

Verschlafen blinzle ich durch meine halb geöffneten Augen. Immer wieder fallen sie auf halber Höhe zu, weshalb ich mich schließlich damit begnüge, nur immer wieder kurz zu blinzeln. Verwirrt blicke ich mich um. Das ist nicht unser Bett. Das ist auch nicht unsere Tapete. Allerdings liegt unverkennbar ein mir bekannter Geruch in der Luft, der mich an zu Hause erinnert. Ich schnuppere einige male und versuche erneut, meine Augen zu öffnen.
 

Ein grelles Licht blendet mich und zwingt mich dazu, sie schleunigst wieder zu schließen. Reflexartig möchte ich mir die Decke über den Kopf ziehen, doch meine Kraft reicht nicht aus, um die Decke zu bewegen. Verwirrt zerre ich erneut an einem der Deckenzipfel und zucke erschrocken zusammen, als plötzlich ein stöhnendes Geräusch ertönt.
 

“Oh… Du bist wach! Ich… ich bin wohl eingeschlafen. Hab ich dich zerquetscht?
 

Völlig überstürzt erhebst du dich von dem Stuhl, den du neben dem Bett platziert hast. Erst jetzt fällt mir auf, dass die Decke mir ziemlich schwer vorkam. Nach und nach kann ich mir zusammenreimen, dass du wohl mit dem Kopf auf meinem Oberkörper eingenickt bist. Jetzt stehst du neben dem Bett, fährst dir mit den Händen nervös durch die Haare und wirkst wie ein kleiner Junge, der eine Vase zerstört hat und jetzt auf die Standpauke wartet.
 

“Zerquetscht…? Nein, ich hab mich nur erschrocken… Warum sind wir hier?”

“Dein Fieber ist gestiegen und du hast nichts getrunken - da hat der Arzt gemeint, dass du Infusionen bräuchtest…”

“… und jetzt meint der Arzt, dass es Zeit wird, dass sich der Patient in Ruhe mit mir unterhält. Wenn ich Sie also bitten dürfte…? Sie können nachher wieder kommen.”
 

Ich kann deinem Gesicht ansehen, dass du den Doktor genauso wenig hineinkommen hören hast, wie ich. Es dauert einige Sekunden, bis du die Überraschung verdaut hast und nickst. Für einen Moment treffen sich unsere Blicke und du bleibst unschlüssig im Raum stehen, ehe du dich schließlich seufzend umdrehst und Richtung Türe läufst. Der Doktor wirft mir ein unechtes Lächeln zu. Es kommt mir vor wie das typische Lehrer- oder eben Doktorenlächeln, wenn diese einem eine schlechte Note oder eine Diagnose erteilen, die nicht positiv ist.
 

“Kann er nicht hier bleiben…?”
 

Schlagartig hältst du inne und drehst dich wieder zu mir um. Es scheint geradezu so, als hättest du nur darauf gewartet, dass ich dir ein Zeichen gebe, dass ich dich brauche. Deine Gesichtszüge lockern sich auf und die Hände, die, seit ich meine Augen geöffnet habe, entweder durch deine Haare streifen oder in deiner Hosentasche stecken, nehmen eine entspannter Haltung ein. Du willst gerade einen Schritt in meine Richtung gehen, als der Doktor dich abweisend ansieht und mit dem Kopf schütteln.
 

“Das ist… es geht um etwas Privates. Es wäre mir wirklich lieber, wenn Sie draußen warten.”

“Okay… Aber du mich brauchst, rufst du mich, ja? Ich bin direkt vor der Türe im Flur!”
 

Langsam und mit misstrauischem Blick verlässt du das Zimmer und lässt mich alleine mit dem älteren Herren, der sich auffällig räuspert. Ich versuche, meine Hände im Schoß zu falten, damit man mir die Nervosität nicht ansieht, doch die Kanüle, die meinen Arm mit einem Schlauch verbindet, hindert mich daran.
 


 


 

Tag 87
 

G-Dragon
 

“Und Sie sind sich sicher, dass Sie nicht wissen, wie sich sich eine derartig heftige Lungenentzündung zuziehen konnten?”

“Keine Ahnung… Wirklich nicht…”
 

Der Doktor nickt, doch ich sehe ihm an, dass er mir kein Wort glaubt. Immer wieder versucht er, Blickkontakt mit mir aufzubauen, doch ich starre auf die Decke. Glaubt dieser Mann wirklich, nur, weil er mir ein paar Infusionen verabreicht hat, würde ich ihm nun meine gesamte Lebensgeschichte offenbaren? Ganz sicher würde ich ihm nicht erzählen, dass ich stundenlang im T-Shirt im Freien war, weil mein Freund ausgerastet ist.
 

“Dann wissen Sie sicher auch nicht, woher die Kratzer, Schürfwunden und blauen Flecke stammen, nicht wahr?”

“Aber… woher…?”

“Sie hatten hohes Fieber und haben viel geschwitzt. Ihr Freund hat ein paar Klamotten für Sie gepackt und ein Pfleger hat vor einigen Stunden Ihre Kleidung gewechselt, damit sie sich in ihrem nassen Shirt nicht noch mehr erkälten…”
 

Völlig überrumpelt suche ich nach Worten. Was fällt ihm ein, mich nach solchen Dingen zu fragen? Was haben Schürfwunden denn mit einer Lungenentzündung zu tun? Empört blicke ich den Arzt an, ehe ich zur Seite blicke und mir nervös in die Unterlippe beise. Was weiß er schon? Hast du ihm etwas erzählt?
 

“Bin gestolpert. Wenn Sie es genau wissen wollen - ich war im Keller, bin auf der Treppe zur Wohnung gestolpert und wollte aus dem Kofferraum ein Pflaster aus dem Erste-Hilfe-Kasten holen und hatte aber meinen Schlüsselbund vergessen. Als ich das gemerkt hab, war die Türe allerdings schon zu und ich draußen. Ich bin ein Schussel, zufrieden?”
 

Ich sehe seinem Blick an, dass er nicht zufrieden ist. Kein Wunder. Diese Geschichte würde ich auch keinem abkaufen. Schön und gut, wenn man ein Schussel ist - aber warum sollte man überhaupt ein Pflaster aus dem Auto holen, wenn man Schmerzen beim Gehen hat, die Wohnung viel näher als die Garage ist und man nur ein T-Shirt trägt? Und wie kommt es, dass ein Pflaster meine Hand ziert, obwohl ich doch angeblich den Schlüssel vergessen hatte und somit gar nicht den Kofferraum öffnen konnte?
 

“Ihnen ist bewusst, dass alles, was Sie mir sagen, der ärztlichen Schweigepflicht unterliegt?”

“Na prima… Ich hab schon befürchtet, morgen kann ich in jeder Zeitung lesen, dass ich ein vergesslicher Idiot bin, der zu dumm zum Laufen ist.”

“Nichts, das Sie erzählen, wird diesen Raum jemals verlassen… Auch, wenn Sie mir - nur so als Beispiel - erzählen würden, dass einige dieser Prellungen am Arm, von denen einige im Übrigen nachweislich durch zu starken Druck entstanden sind, kein Unfall waren… Ich könnte Ihnen einige Stellen empfehlen, an die Sie sich wenden können, würde allerdings nicht aktiv eingreifen. Verstehen Sie…?”
 

Mit großen, mitfühlenden Augen sieht der ältere Herr mich an und streckt mir seine Hand entgegen. Irritiert blicke ich auf die Infozettel und Prospekte, die er in dieser hält. Informationen über Stellen, an die man sich wenden kann, wenn man ein Mobbing-Opfer, eine unterdrückte Ehefrau oder das Opfer einer Gewalttat geworden ist, ein Handzettel einer Anstalt, die geschlagenen Kindern und Ehepartnern die Möglichkeit bietet, für einige Tage Zuflucht zu finden und einige Zettel mit Tipps, wie man sich aktiv gegen Gewalt in der Arbeit, Schule oder Partnerschaft wehren kann.
 

“Ach… Sie denken, dass ich in der Band gemobbt werde? Um Gottes Willen, nein! Ich bin der Bandleader, die anderen respektieren mich. Wahrscheinlich kommen die Prellungen vom Training, da kann es schon mal passieren, dass man stürzt oder vom Trainer etwas fester angepackt wird, als man es eigentlich wünscht.”
 

Erleichtert atme ich auf. Die reiche Auswahl an Informationsblättern hat mir gezeigt, dass der Arzt lediglich vermutet, dass nicht nur eine Reihe von Unfällen daran Schuld ist, dass, vor allem meinen Arm, einige blaue Flecke zieren. In Gedanken schicke ich ein Stoßgebet in den Himmel, dass er auf die Geschichte mit dem Mobbing anspringt und nicht gleich versucht, mich auf Gewalt in der Partnerschaft anzusprechen. Schließlich hat er doch gesehen, wie lieb du dich gerade um mich gekümmert hast. Sicher hast du ihn in der Nacht auch angerufen und bestimmt hat er auch gesehen, dass du so lange an meiner Seite gewacht hast, dass du schließlich sogar auf meiner Brust eingeschlafen bist. Würde das eine Person machen, die einem etwas Schlechtes will? Sicher nicht.
 

“Nun ja… Ich wollte Ihnen sicher nicht zu nahe treten. Ich dachte nur… aber wenn Sie meinen, dass Sie keinerlei derartigen Probleme haben, freut mich das natürlich. Aber dann sollten Sie beim Training wirklich mehr auf sich Acht geben…”

“Das werde ich, danke.”

“Ich… ich werde Ihnen diese Zettel auf den Nachttisch legen. Nehmen Sie sie oder lassen Sie sie liegen, es ist Ihre Entscheidung.”



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  TayaTheStrange
2011-03-26T06:56:28+00:00 26.03.2011 07:56
Die Stellen mit dem Arzt gefallen mir. Das klingt alle sehr kompetent. Du wusstest genau, was du schreibst, oder? Sowas les ich gern.
Vor allem ist es wichtig fuer die Geschichte, wenn soetwas gut rueberkommt.
Und dass er GD auf seine Verletzungen anspricht und ihm Hilfe anbietet, komnmt auch sehr gut. Einem Arzt muss es immerhin einfallen. Allerdings finden die Gedanken ueber das Bandmobbing etwas seltsam XD Aber OK, man kann ja von vielen Leute auf viele Arten gemobbt werden (was sehr traurig ist)

Gut, ich kann verstehen, dass GD Tab wieder in Schutz nimnmt. Aber auch wenn er sich gut um ihn gekuemmert hat, ist er doch Schuld daran, dass es eigentlich soweit gekommen ist. Wiederum ihn in solcher Weise anzuzeigen ist sicher nicht leicht. Es ist ihm sicher unangenehm.
Von:  i3aby_dont_Cry
2011-02-02T18:30:47+00:00 02.02.2011 19:30
ich glaube der doktor hat schon so seinen verdacht, aber was soll er tun?

wenn Ji Yong ihm nichtssagen will, dann sagt er auch nichts! was soll das bitteschön daran ändern?

als das mit der "schlechen nachricht" kam dachte ich schon, dass Ji Yong in lebensgefahr schwebt... ein glück ist das nicht so xD

ich mochte es als er nach dem Schneeengel gefragt hat... so unendlich süß <3

ich hoffe es geht ihm bald wieder... wie lange hat er nun schon diese lästige Krankheit???
ich hab nicht die tage gezählt >///<


Von: abgemeldet
2010-12-13T13:59:06+00:00 13.12.2010 14:59
ja, wies scheint hat er ihm verziehn aber was wenn TOP wieder ausrastet... was aber unwarscheinlich ist da er sich so lieb um ihn kümmert, aber wer weiss... ich freu mich auch aufs nächste kapi!! :)
Von:  InspiredOfMusic
2010-12-13T06:27:22+00:00 13.12.2010 07:27
Ich hab auch schon Angst bekommen, dass der Doktor was weiß..
Aber wie es aussieht hat GD TOP ja jetzt doch verziehen, oder?
Ich bin schon gespannt,wie es weitergeht.. :3


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