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Shinji's World

(wo-men 2)
von

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53. - Leviten

53. - Leviten
 

Satoru ist noch daheim
 

Eine Stunde später hatten sich die beiden zurückgezogen in ihr Musikzimmer. Es war zwar Sonntag und heute arbeitete mal keiner im Studio- würden sie eh nicht können. Michio saß sicher gerade geschockt daheim, weil Shin bei ihnen war. Er war ergo gerade eine körperliche Hülle, da sein Verstand wohl sicher schon abgehimmelt war. Aber trotzdessen, dass offiziell kein Arbeitstag war, hieß es ja nicht, dass sie nicht doch was tun durften. Und ich wollte meinen Eltern erst einmal Zeit zum nachdenken, erholen und sacken lassen geben, und wie konnte man das besser, wenn nicht mit Arbeit und Musik zur Ablenkung.

Ich hatte mich bereit erklärt, ein wenig in der Küche aufzuräumen, bevor ich dann später nach Hause gehen würde. Ich wusste nicht einmal, ob Shinji schon da war. Er wollte mir eine SMS schicken, wenn er heim ging…doch bis jetzt musste er noch bei seinen Eltern sein, denn es war nichts angekommen. Oder aber er war schon von Michio erwürgt worden, bevor er mir hatte schreiben können. Letzteres traute ich seiner herzallerliebsten Mutter sogar zu.
 

Gerade war ich beim Abtrocknen des Geschirrs, als es an der Haustür klingelte. Fragend horchte ich auf, rief dann aber auch schon „Komme sofort!“, ehe meine Eltern von oben runter flitzen mussten. Das Tuch hing ich noch weg, dann lief ich auch schon gemütlich zur Haustür und öffnete. Dort angekommen entgleiste mir etwas überrascht das Gesicht, als Jewelie vor mir stand. Vielleicht kam es mir nur so vor, aber sie blickte etwas böse drein. Doch das störte mich nicht, ich ging gar nicht so genau darauf ein.

„Eh…schön dich zu sehen, Jewel…aber was machst du hier..und woher weißt du, dass ich hier bin..?“

„Ich war bei euch zuhause, doch da war keiner! Und dann dachte ich, ich probier es hier…ich weiß von Love, dass du hier wohnst..Oder eher deine Eltern…“

„Aha…“, entkam es mir immer noch etwas verwirrt, während ich mir am Kopf kratzte. Dann trat ich beiseite und deutete in den Gang. Es war kalt draußen und sie sah aus, als wenn sie fror. „Komm doch rein.“

„Ich will nicht lange bleiben“, beharrte sie stur und sah dabei etwas schmollig aus. Irritiert hob ich eine Braue, zuckte dann aber die Schultern.

„Ist doch egal. Draußen ist es kalt, also komm rein. Willst du Tee? Warmen Kakao?“

„Na gut“, seufzte sie und zog ihre Jacke aus, schob die Schuhe beiseite und folgte mir schließlich, „Nein, ist schon okay.“

Ich führte sie ins Wohnzimmer und setzte mich ihr gegenüber auf die Couch. Lächelnd betrachtete ich sie. „Was liegt dir auf dem Herzen?“
 

Oh oh, ich bereute die Frage Sekunden später fast, als ihr Blick plötzlich bitterböse wurde.

„Du hast meine Schwester geschwängert!“, platzte es aus ihr auch schon hervor.

Überrascht von dieser Ehrlichkeit blinzelte ich sie an, dann antwortete ich ihr jedoch ruhig.

„Ich weiß. Das tut mir auch sehr leid. Ich kann verstehen, dass du mir sauer bist.“

„Pah! Ich…ich dachte, ihr seid nicht so..! Love rennen seit Jahren blöde Typen nach…und dann kommt ihr, ich denke gut, und dann- bamm! Ihr nehmt sie mir weg!“

„Aber wir waren doch schon lange zusammen…also auch das mit Shin…“

„Ja ich weiß doch! Aber jetzt…sie ist noch nicht einmal ganz 18! Ich habe ein Gespräch zwischen ihr und meinen Eltern gehört…sie haben darüber geredet, dass sie wahrscheinlich ausziehen will. Musste das denn ernsthaft schon sein?! Hätte das nicht noch Zeit gehabt?!“

„Jewelie…“, ich seufzte schwer...wo sollte ich nur beginnen und wie sollte ich sie ruhig stimmen?

„Das…war alles ein großes Missverständnis…und nun-“

„Und nun muss sie das ausbaden?!“

„Jewel…es war doch nicht nur ich! Shinji kann es genauso gut sein.“

„Weiß ich doch! Aber erstmal mach ich dich fertig. Du hältst mehr aus als er.“

„Danke für die Blumen“, bemerkte ich trocken und strich mir durch die Haare. „Jewelie…du weißt, ich hab dich eigentlich sehr gern. Ich habe eure ganze Familie sehr gern.“

„Was ist das zu Love?! Liebst du sie?! Oder war sie dir Mittel zum Zweck?“

„Lovelie ist die einzige Frau, die mich sowohl emotional, charakterlich als auch sexuell gereizt hat. Wenn das Liebe ist, dann nenne es so. Ich hasse das Wort langsam allmählich nämlich…“

„Bitte?!“, nun zog sie verdattert die Brauen hoch und überschlug die Beine, „Du…ich hab mitbekommen, dass du angeblich ja Shin liebst.“

„Lovelie ist die einzige Frau. Er der einzige Mann.“

„Aha…na toll..“

„Schwer zu erklären und verstehen, ich weiß. Aber ich liebe Lovelie…auf eine andere Weise als ich es bei Shinji tue. Aber ich tu es.“

„Wie dem auch sei…was…was ist DAS da zwischen euch…? Wer ist nun mit ihr zusammen…? Wer ist der Vater?“

„Das wissen wir nicht, von wem das Kind ist. Zumindest sagt Love, sie weiß es nicht. Und ich glaube ihr da genauso sehr, wie du es wohl tust. Und unsere Beziehung ist so, dass Shinji und ich sie uns jetzt quasi teilen werden..“

„Teilen? Sie ist kein Ding!“

„Das wissen wir doch. Aber sie selbst war es, die sagte, sie kann sich nun nicht mehr zwischen uns entscheiden. Sie möchte uns beide.“

„Du lügst doch!“

„Frag sie doch selbst, Jewelie. Sie wird dir nichts anderes erzählen, als ich es tu. Du vertraust deiner Schwester doch, oder?“

„Natürlich tu ich das…“, sie senkte den Blick und seufzte schwer. Die Angriffslust war ihr scheinbar vergangen und sie sah nur noch etwas geknickt drein. „Trotzdem…wie konntet ihr nur so fahrlässig sein…sie muss nun die Konsequenzen tragen…im wahrsten Sinne des Wortes.“

„Jewelie…ich habe alles getan für deine Schwester. Glaub mir, ich habe ihr jeden Wunsch erfüllt. Und wenn ich sie geliebt habe…ich habe immer verhütet. Doch so ein kleines Teil kann auch mal kaputt gehen. Wirklich, es war nie meine Absicht. Ich wollte ja noch nicht einmal Kinder.“
 

Sie blickte langsam zu mir auf. Lange musterten mich ihre dunklen Rehaugen. Ich erwiderte ihren Blick offen und ruhig. Schließlich fragte sie: „Ist das wahr?“

„Ja. Aber es ist nun nicht mehr zu ändern.“

„Was hast du vor? Du und Shin und…?“

„Wir…müssen uns damit abfinden, denke ich“, ich zuckte die Schultern, „Ich weiß es auch erst seit gestern und muss es selbst erst verarbeiten… aber deine Schwester ist optimistisch. Und Shinji auch… Wir werden auf jeden Fall das Kind alle drei zusammen irgendwie groß ziehen.“

„Aha…und…eure Band?“

„Wir werden wohl eine Pause machen. Aber wir drei zumindest wollen weiter machen. Nur muss erst noch das Management informiert werden.“

„Verstehe.“

Ich seufzte leise und rutschte neben sie. „Jewelie? Es war wirklich nie meine Absicht, dir das Gefühl zu geben, sie dir wegzunehmen. Wirklich nicht, dass tut mir leid.“

Sie schüttelte nur den Kopf. „Schon gut…Ich…es ist nur sie ist wie ein Vorbild für mich…meine große Schwester… und nun will sie ausziehen und wird…Mutter…ich dachte, ich hätte sie noch ein paar Jahre für mich. Es tut mir leid, wie ich reagiert habe, Satoru…aber als ich Mama gestern weinen sah, brannte bei mir eine Sicherung durch.“

Ruhig hörte ich ihr zu und konnte nicht verhindern, dass sich mir ein seltsames Gefühl in die Magengegend schlich. Ich mochte Melody mindestens genauso sehr wie Miyavi und ihre Meinungen waren mir sehr wichtig.

„Wie…geht es ihr?“

„Mama? Besser als die letzten Wochen. Es wird langsam. Sie meint, sie muss Lovelie langsam loslassen.“

Ich nickte nur und schwieg gedankenverloren. „Ich..ich konnte wirklich nicht wissen, dass es irgendwann so endet, Jewelie, ich…“

„Psst. Es endet doch gar nicht…es beginnt doch erst für euch.“

„Ja aber…ich wollte dir oder deiner Mama nicht weh tun…Shinji genauso wenig. Aber ich verspreche dir hoch und heilig, immer auf sie Acht zu geben. Und dann später auch auf deinen Neffen oder deine Nichte. Und bei deiner Mama werde ich mich auch entschuldigen kommen.“

„Ach was. Das will sie sicher nicht. Lass sie….Papa sagt, sie ist bald wieder fröhlicher drauf, es…ist nur etwas überraschend für sie gekommen. Und das du auf Love aufpassen kannst, hast du bisher schon ganz gut gezeigt…Shinji ja auch. Also denke ich, dass ihr das auch weiter schafft.“

„Danke Jewelie“, meinte ich ruhig, aber unendlich ehrlich. Ich wusste, es verlangte ihr viel ab, hergekommen zu sein. Ich konnte nachvollziehen, wie sie sich fühlen musste.

„Schon okay…nur…ihr müsst es auch wirklich tun. Und…sollte irgendeiner von euch beiden ihr jemals das Herz brechen…ich sag euch, da bekommt ihr meine Rache zu spüren, auch wenn ich nicht so aussehen mag! Ich lass mir dann schon was einfallen!“

Ich schmunzelte und nickte leicht. „Damit kann ich leben. Willst du noch zu Shin?“

„Nein, deshalb sage ich dir das ja jetzt. Richte es ihm aus…“

„Werde ich machen, keine Sorge.“

„Gut dann ehm…werde ich jetzt wohl lieber gehen. Ich wollte nicht im Haus deiner Eltern so böse werden, das tut mir sehr leid.“

„Schon in Ordnung, du wolltest nur deine Schwester beschützen. Soll ich dich noch ein Stück begleiten? Ich mach jetzt selbst auch los.“

Als ich auf ihre Antwort wartete, vibrierte in dem Moment mein Handy. Fragend zog ich es heraus und las Shinjis Nachricht.

„Ist das Love..?“

„Nein, Shinji…er will mich abholen…“

„Na dann. Viel Spaß, ich mach jetzt los.“

„Warte doch, da kannst du ihm hallo sagen.“

„Nein ich…ich will nicht noch mehr Leute angehen…das tut mir wirklich leid. Entschuldige meine Störung. Bis demnächst.“

„Eh..okay…“, stirnrunzelnd brachte ich sie noch zur Haustür und ließ sie raus. Dann ging ich in Ruhe meine Eltern suchen und verabschiedete mich von ihnen. Beide drückten mich sanft und ich konnte fühlen, dass sich wirklich etwas ändern würde. Sehr bald sogar.
 

Im Flur zog ich mir meine Jacke und Schuhe wieder an, schlang mir noch meinen Schal um, bevor ich draußen auf Shinji wartete. Der ließ auch nicht lange auf sich warten.
 

„Hey!“, begrüßte ich ihn grinsend, „Du warst doch schon losgelaufen, als du mir geschrieben hast.“

„So ungefähr“, lachte dieser und schloss sogleich die Arme um mich.

„Sato…Mapa dreht frei..~“, ningelte er auch schon und vergrub das Gesicht beinah in meiner Schulter. Ich lachte gemeinerweise nur. „Das war doch abzusehen. Aber hey, war es arg schlimm?“

Er löste seine Umklammerung wieder und blickte mich an. „Nein, eigentlich ging es…also er war geschockter über die Tatsache, dass er Großmapa wird, als über die Tatsache, dass wir drei jetzt irgendwie…naja.“

Ich nickte nur leicht. „Konnte ich mir fast denken.“

„Und wie waren deine drauf?“

„Ach, es ging. Sie dachten, sie hätten mich nicht richtig aufgeklärt“, ich grinste, „Aber naja, sie sahen es irgendwie ein…schlimmer war für mich eher das Gespräch über mich…“

„Du hast ihnen gesagt, dass du eine Therapie machen willst?“

„Ja…und Hizu hat es ziemlich mitgenommen…er hat sogar geweint. Er dachte, es ist seine Schuld, dass ich mich seelisch nicht gut fühle.“

„Hast du ihm das ausgeredet?“

„Ich hoffe…ich denke, zumindest Kenji hat mich verstanden…er wird ihm schon gut zureden. Hiroshi ist extrem empfindlich bei sowas…er hat das ja selbst ein wenig…“

„Oh man…ob sich das auch auf ihre Band auswirkt?“, Shinji lächelte schief.

„Du meinst musikalisch? Keine Sorge, ich denke nicht, dass sie anfangen werden, einen Baby Blues zu schreiben.“

„Haha. Naja…aber..hm…“

„Wir beeinflussen sie schon seit 20 Jahren, Shin. Egal, was wir getan haben…es hat sie alle irgendwie beeinflusst, auch wenn sie es vielleicht nicht zugeben würden.“

„Hm, du hast Recht. Hauptsache, sie bekommen keine Midlife Crises.“

„Nimm es mir nicht übel…aber das würde ich am ehesten noch Michio zutrauen.“

„Und ich würde dir da dummerweise sogar Recht geben.“

„Tja, er ist eben manchmal sehr vorhersehbar. Aber ganz ehrlich…ich würde mich freuen, wenn er so blinke-blinke Augen bekommt, wenn das Baby erst einmal da sein sollte. Zumindest erzählt Dad, also Hiroshi, immer davon, wie er dich damals angeschaut hätte.“

„Verdammt, wie gern würde ich mich daran erinnern.“

„Tja…gibt’s keine Familienvideos?“

„Doch…da sieht er ja auch ziemlich stolz aus…nur…manchmal wüsste ich gern, wie er geguckt hat, als er mich das allererste Mal sah“, Shinji kicherte leise und hakte sich fröhlich bei mir ein. Mich verwunderte seine Nähe, hatte ich es doch nicht erwartet, aber ich hatte nichts dagegen. Wie auch.

„Kann ich mir gut vorstellen, wie…“

„Du meinst so wie ich dann, sollte unseres mal da sein?~“

„So ungefähr…du freust dich ja wirklich schon.“

„Ja, irgendwie schon“, er lachte fröhlich, „Ich wollte immer Geschwister…aber Mapa..naja. Kinder sind toll…diese Einstellung hab ich von Dad.“

„Merk schon..“, ich sah nach vorn, wo unser Haus auftauchte, „Habt ihr was gegessen?“

„Ja…aber ich hab schon wieder Hunger…ich glaub, ich mach mir ein Schnellgericht. Willst du auch?“

„Hm…vielleicht, mal sehen.“

Shinji nickte und eilte zur Haustür, ehe er aufschloss und mich rein ließ.
 

~*~
 

Nachdem wir wirklich noch eine Kleinigkeit gegessen hatten, ging Shinji in sein Zimmer, da wohl Chiyoko anrufen wollte. Ich ließ ihn und ging ein wenig lesen. Später dann verschwand ich unter die Dusche, da mir dann doch ziemlich kalt wurde.

Gerade, als mir das Wasser schön heiß den Rücken runter rann, klopfte es an die Badtür. „Satoru, bist du hier?“

„Hmm….komm rein, ist offen“, murmelte ich und strich mir durch die Haare. Schmunzelnd bemerkte ich, dass Shin der Aufforderung wirklich nachkam.

„Eh…schöne Grüße von Chi…sie ist sauer, dass wir ihr nicht ‚eher‘ bescheid gesagt hätten.“

„Im Ernst?“

„Ne. Sie freut sich total und will uns bald mal alle zusammen wiedersehen..“

„Ah, cool. Dann ist die Sache zwischen dir und ihr jetzt auch vorbei?“

„Woher weißt du davon?!“

„Komm…es war offensichtlich.“

„Nur weil ich zu ihr gegangen bin..?“

„Nein…ihr hattet einmal bei dir im Zimmer Sex…du hast nur nicht gemerkt, dass ich mal kurz daheim war, um was zu holen.“

„Ehrlich…?! Ach du scheiße..“, als ich durch die halb angelaufene Duschscheibe zu ihm sah, konnte ich trotzdem erkennen, wie er rot wurde. Grinsend bejahte ich. „Ich war mir nur nicht so sicher, was ich davon halten sollte, weißt du?“

„Es…war nur Sex. Trost für sie und mich…“

„Sicher?“

„Ja. Ich kenne Chi…und sag jetzt nichts! Sie zeigt ihre Gefühle so offen, da weiß sogar ich Naivling, woran ich bin.“

„Wenn du meinst. Hauptsache, sie wird nicht auch noch schwanger.“

„Hör auf, dass hab ich sie auch gleich gefragt..! Aber sie war sich äußerst sicher, dass da nichts wäre. Da kamen Details, die ich nicht wissen wollte.“

„Lass mich raten, die Gute hat gerade ihre-“

„Lalala, ich hör dich nicht~~“

„Wie du meinst“, schmunzelte ich nur und shampoonierte mir die Haare. Ich konnte Shinjis Blick auf mir spüren, ehe er sich räusperte. „Ich geh dann gleich nach dir, denk ich.“

„Warum nach mir, wenn du jetzt auch kannst“, murmelte ich und musste nur noch mehr grinsen, als er ein unsicheres „Was..?“, hervorbrachte.

„Hier ist noch genug Platz, du kannst gern zu mir kommen“, wiederholte ich es deshalb etwas genauer.

Shinji bekam große Augen. „Ehm…“

„Keine Sorge, ich belästige dich nicht. Naja, vielleicht ein bisschen.“

Nun musste er ebenfalls lachen und schüttelte den Kopf. „Du bist echt blöd manchmal“, meinte er, zog sich dann aber tatsächlich aus und stieg zu mir. Ich konnte nicht anders als sanft zu lächeln, als ich in sein Gesicht blickte. Er betrachtete mich schmunzelnd und neigte den Kopf, „Was ist?“

„Nichts“, ich schüttelte den Kopf. „Ich musste gerade nur daran denken, wie glücklich es mich macht, dass du und ich wieder normal miteinander umgehen. Das hat mir sehr gefehlt.“

„Mir ehrlich gesagt auch“, seufzte er. „Deshalb bin ich über unsere jetzige…Beziehung zueinander ganz froh…aber sie könnte durchaus noch tiefer werden.“

Verwundert sah ich ihn an, „Ach?“

„Ich…hab nachgedacht…ich denke, auch wenn wir keinen Sex oder sowas haben, teilen wir jetzt schon mehr miteinander als ‚normale‘ Freunde. Ich meine Nabu ist mir auch ein super Freund aber zu dir ist es anders…unser Band ist…“

„Besonders“, ich nickte, „Das war es schon immer.“

Lächelnd blickten wir uns ab, bis Shinji verlegen den Blick abwendete. „Würdest…du mich..in den Arm nehmen…so ein bisschen vielleicht..?“

Ich schmunzelte, tat ihm dann aber den Gefallen und zog ihn eng an mich, vielleicht sogar enger als er wollte. Doch ich sehnte mich gerade nach Nähe. „Shinji…egal was ist…ich hätte es dir schon eher sagen müssen…bevor der ganze Mist passiert ist…weißt du, auch wenn du meine Gefühle niemals erwidern würdest…ich möchte dass du weißt, dass ich immer für dich da sein werde. Ich will mich wirklich ändern, ja…ich will mich selbst lieben lernen…aber für dich würde ich meine Hand weiter bedenkenlos ins Feuer halten. Ab sofort und für die Zukunft.“

Es klang in meinen Ohren schleimig, wie aus einem billigen Film. Aber ich meinte es sehr, sehr ernst. Und da ich selten so über meine Gefühle sprach, war es noch komischer als ohnehin schon.
 

„Du…ich danke dir…“, flüsterte Shinji und schloss langsam die Arme um mich, drückte mich dann fest, während sein Kopf an meiner Schulter ruhte. „Ich hätte wirklich nicht so austicken sollen…“

„Hey. Das ist vorbei. Vergangenheit. Und außerdem…hat es uns doch geholfen, oder? Ich denke, sowas macht Freundschaften fester…also wenn sie sowas überstehen.“

„Stimmt…“

Ich lächelte nur und streichelte zärtlich seinen Rücken auf und ab. Unter meinen Fingerspitzen konnte ich spüren wie Shinji kurz erschauerte, dann jedoch genießend seufzte.

„Wir sollten uns wohl auch bei Lovelie bedanken. Ohne sie..wäre das hier gerade unmöglich..“

„Ich weiß…ich wünschte, sie wäre auch mit hier…“

„Zur nächsten Probe sehen wir sie wieder“, flüsterte ich leise und schloss einen Moment die Augen. Dann blickte ich jedoch wieder zu Shin. Sanft strich ich ihm ein paar Strähnen aus dem Gesicht, ehe ich ihm das Duschgel hinhielt. „Möchtest du?“

„Oh ja…danke..“, flüsterte er scheinbar etwas überrascht, begann sich dann aber einzuschäumen. Ich hätte es zwar auch gemacht- aber ich wollte nichts überstürzen. Shinji war womöglich noch nicht so weit. Von daher…ruhig angehen.

In Ruhe sah ich ihm beim Einschäumen zu, ehe ich mir die Brause schnappte und ihn abspülte. Danach hängte ich sie wieder ein und zog ihn wieder an mich. Fragend hob ich eine Braue, als Shinji zu glucksen begann. „Du…bist ganz schön verschmust, heute.“

„Hmm…bauch ich nach dem Tag einfach mal. Mal nicht…an all das Kommende denken, weißt du?“, ich legte eine Hand an seine Wange und streichelte zärtlich darüber.

„Ja, ich weiß.“ Shinjis Blick war ungewohnt liebevoll- etwas, dass mich aus dem Konzept brachte. Ich atmete tief durch, bevor ich mich etwas vorbeugte. „Ich weiß, du wolltest alles ganz langsam…aber bitte erlaube mir, dich nur noch einmal zu küssen, Shinji.“ Ich strich ihm durch die nassen Haare und blickte ihn abwartend an. Es dauerte einen Moment, bis sein Gesicht einen verlegenen Ausdruck annahm. Hinter seiner Stirn konnte ich es quasi arbeiten hören. Er überlegte, wie ich gut an seinem schief geneigten Kopf und dem herum kauen auf seiner Unterlippe erkennen konnte. Es war so typisch für ihn und ich kannte es seit Jahren, jedoch mochte ich es…liebte es. Es waren seine Eigenarten und Macken, die Shinji unglaublich einzigartig und interessant machten.

„Ich…Gott, Sato…“

„Du musst nicht“, flüsterte ich ihm leise zu und strich ihm über den Rücken. „Es ist okay.“

„Nein ich…es ist eher gerade etwas überraschend für mich…dass ich dem nicht einmal abgeneigt wäre.. Ich weiß nicht warum. Aber…“

„Du merkst langsam, dass du dich nicht schuldig fühlen musst wegen Lovelie. Es ist okay…ich liebe sie ja auch auf eine ganz andere Art als dich“, zärtlich lehnte ich meine Stirn an seine und schloss die Augen. Shinjis Körper war angenehm warm und ich konnte sein Herz schlagen spüren. Als ich ihn wieder anblickte, neigte er etwas den Kopf und schloss die Augen zur Hälfte, während ich mich lächelnd seinen Lippen näherte. Nur wenige Zentimeter, dann hatte ich sie mit meinen versiegelt und seufzte wohlig. Es war nicht zu vergleichen mit den Küssen in jener Nacht. Ich war betrunken und ziemlich fahrig gewesen…im Nachhinein bereute ich, an dem Abend nicht noch mehr alles ausgekostet zu haben. Andererseits…tat Shinji mich dieses Mal im nüchternen Zustand küssen, freiwillig. Und er schien nicht ganz unbegeistert zu sein. Zärtlich bewegte ich meine Lippen gegen seine und spielte ein wenig mit ihnen, koste von ihnen. Es war ein schönes Gefühl. Auch, wenn mein Unterbewusstsein immer wusste, dass es vielleicht die letzte intime Berührung mit Shinji sein könnte…umso mehr genoss ich. Meine Hand wanderte langsam in seinen Nacken, durch diesen ich nun etwas kraulte. Shinjis Hände glitten haltsuchend über meinen Rücken, als ich seine Lippen mit meiner Zunge teilte und mit seiner zu spielen begann. Er keuchte leise in den Kuss und war etwas zurückhaltender, gab sich jedoch spürbar Mühe, mir in nichts nachzustehen. Eine Weile noch hielt unser Kuss an, ehe ich vorsichtig meine Lippen wieder löste und ihn anblickte. Schmunzelnd strich ich ihm seine nassen Strähnen aus dem Gesicht. „Das war schön…danke.“

Er wurde rot. Oder war er es schon vorher durch das heiße Wasser gewesen?

„Ich ehm…hast du schon..in jener Nacht so geküsst..?“

„Hm…ich glaube nicht. Da habe ich nur an mich gedacht…jetzt wolltest du ja auch und ich wollte, dass es dir gefällt…naja“, nun wusste ich nicht Recht, was ich sagen sollte, also grinste ich schief, wie er es sonst tat.

Hamsterchen begann ebenfalls zu grinsen. „Es…hat mir gefallen, komischerweise…ich..“

„Du dachtest nicht, dass das geht, wegen deiner Gefühle für Love.“

„Neija…ich hatte nicht erwartet, dass es sich so schön anfühlt…“

„Hmm, ich auch nicht…aber es überkam mich gerade so.“

Er lächelte nur, seufzte dann aber. „Trotzdem…ich glaube zwar, deine Chancen steigen dezent, jedoch…will ich es langsam..angehen..“

„Weiß ich doch. Habe ich dir doch auch schon versprochen“, grinsend wuschelte ich meinem Bassisten durch die Haare, „Du bist echt einmalig, Shin. Aber komm, lass uns raus…deine Haut schrumpelt schon.“

„WAS?!“

„Ja, du siehst schon aus wie ein Opa, äks.“

„Ey!“

„Hier!“, ich war rausgetreten und warf ihm ein Handtuch zu. Shin fing es umständlich und begann sich ebenfalls abzutrocknen. „Willst du schon schlafen gehen?“

„Weiß nicht..du?“

„Ja…ich bin irgendwie total k.o…muss das Wetter sein. Die Kälte macht müde.“

Lachend verdrehte ich die Augen. „Du und deine Ausreden, Langschläfer. Aber gut, dann gute Nacht.“

„Kommst du nicht mit?“

„Zu dir?“

„Naja, wir müssen ja an unserer Beziehung zueinander arbeiten…denk dran, wir hatten einen schweren Streit!“

„Du willst doch nur nicht allein schlafen.“

„Gar nicht wahr!“

„Außerdem, was hat bei dir pennen mit Beziehungsarbeit zu tun?“

„Naja ich…muss nicht allein sein…und kann kuscheln…und….ach manno!“

Lachend hing ich das Handtuch weg und schnappte mir Kamm und Zahnbürste. „Ist ja gut, ich schlaf bei dir. Obwohl…wir können auch bei mir…“

„Mir egal, Hauptsache, ich bin nicht allein.“

Ich nickte nur und gab ihm Zahncreme, während ich selbst zu putzen begann.
 

„Ach übrigens…“, nuschelte ich mit dem Mund voller Schaum nebenher, „Jewelie war heute bei mir…wo ich bei meinen Eltern war.“

Shinji verschluckte sich, würgte kurz, eher mich fragend anblickte. „Wie kommt sie dahin? Und warum war sie bei dir, also wollte zu dir?“

„Sie…war sauer...“, begann ich zaghaft und spülte aus.

„Wegen der ganzen Sache mit Lovelie oder wie?“

„Ja…sie hat mir ein wenig die Leviten gelesen.“

„Eh…?“

„Naja, ich kann sie verstehen. Sie sagt, sie sieht in Lovelie ein Vorbild. Und sie hatte eben gehofft, noch wenig ihre Jugend mit ihr zu verbringen. Aber Lovelie hatte ja nun schon Ideen zum Thema ausziehen. Also für mich steht eigentlich schon fest, dass sie irgendwann zu uns zieht- oder?“

„Natürlich. Das Haus hat noch genug Platz.“

„Hab ich mir schon gedacht…nur eben Jewelie war sauer. Sie denkt, wir hätten Lovelie was verbaut. Aber ich habe ihr versucht zu erklären, dass Lovelie glücklich ist. Sie will es ja selbst so.“

„Hm…“

„Naja, Jewelie war einfach enttäuscht…und dann hat sie eben auch noch mitbekommen, wie es Melody geht.“

„Wegen Mel hab ich ein ganz schlechtes Gewissen..“

„Miyavi sagt aber, sie braucht nur etwas, dann geht es wieder.“

„Ich weiß, Sato. Aber trotzdem…ich kann mir vorstellen dass es schwer ist, sein Kind gehen zu lassen. Schau dir doch einmal Mapa an.“

„Der ist mittlerweile gar nicht mehr so unglücklich, dass du ausgezogen bist, oder?“

„Ne, es ist dahingehend alles wieder im Lot. Nur die Enkelsache macht ihn jetzt erst einmal die nächste Zeit fertig, denk ich. Also nicht so fertig wie unser Streit und mein Rausschmiss…aber er wird schon ein wenig am Rad drehen…armer Dad.“

„Ach, der ist schlimmeres gewohnt, Shin.“

„Stimmt auch wieder. Aber wie hast du das mit Jewelie nun…geklärt..?“

„Ich habe ihr meine Meinung erklärt. Und irgendwann hat sie es wohl eingesehen und sich angefangen zu entschuldigen- mir hat es eigentlich ja nichts ausgemacht. Ich konnte sie sehr gut verstehen und nachvollziehen, wie sie sich fühlt. Dann ist sie auch schon wieder gegangen… Ach und ich soll dir ausrichten, wenn du Lovelie jemals das Herz brichst, bekommst du Jewelies Rache zu spüren. Aber ich denke, durch die aktuelle Situation wird das nicht passieren..uns drei verbindet ja jetzt mehr miteinander als je zuvor, von daher.“ In Ruhe legte ich meinen Kram weg, während Shinji wohl noch in Gedanken versunken nickte, ehe er aufsah.

„Ich…habe nicht vor, ihr weh zu tun…außerdem will ich mit ihr und dem Baby zusammenleben. Und dir natürlich.“

Ich grinste nur schief und nickte, trat dann aber endlich mal aus dem Bad. „Tja, Jewelie ist eben eine Ishihara, die lieben ihre Familie über alles. Komm, mein Zimmer müsste jetzt schön warm sein, hab vorhin ein wenig an der Heizung herum geregelt.“

„Oh, na dann…“, er folgte mir still in mein Zimmer, wo ich ihn auch gleich ins Bett schob. Bei seinem Blick hob ich fragend eine Braue. „Was?“

„Nichts…nur wirkst du gerade mehr wie eine Oberglucke, als wie eine Eule.“

„Tja, ich bin eben vieles“, grinste ich und rutschte mit zu ihm, seufzte dann aber.

„Die Woche wird nervig…wir müssen noch die Hausarbeit für die Uni fertig machen.“

„Scheiße, hilfst du mir?! Ich kann das gar nicht..“

„Ja, keine Sorge. Das wird schon. Viel wichtiger ist, wie wir das nächstes Wochenende Kato alles erklären..und Nabu und überhaupt…“

„Das wird schwer.“

„Ja, nervenaufreibend. Aber wir schaffen das. Irgendwie.“

„Denk ich auch…“, gähnte Shinji und schloss die Augen, während er sich schon halb im Schlaf an mich kuschelte. Schmunzelnd zog ich ihm die Decke über die Schultern und schloss ebenfalls die Augen. Ich würde nun wie er die ruhige Zeit genießen, bevor der ganze Stress beginnen würde.
 


 

~~**~~
 


 

Ach, ich mag Jewelie in dem Kapitel *lach*

Schön, dass die Homepage so gut ankommt :) Aber alles, was die HP betrifft, könnt (/sollt xD) ihr mich gerne dort fragen, nicht umsonst gibts dort die Kommentar-, Nachrichten-, und Gästebuchfunktion. Auch für Anonyme, also keine Angst ;)!
 

Vielen Dank an:
 

@Lucel: Jaja, der süße Hizu, ne^^? Keine Angst, ich will dir kein schlechtes Gewissen machen ;.;" Es reviewn dort leider nur zu wenig >.<" Von daher finde ich es schön, wenn sich jemand meldet, von daher vielen Dank <3
 

@Morumotto: Wenn es hier mehrere Zero-Mamas gäbe dann...wäre wohl nur noch Chaos xDD
 

Bis bald!
 


 

~~**~~



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2012-01-02T20:12:49+00:00 02.01.2012 21:12
also... Jewelie...
irgendwie war sie am anfang so agressiv und dann plötzlich nicht mehr...
ach mensch... keine ahnung... ich bin ja selbst auch "nur" die große schwester...
deswegen kann ich mich da eh nicht so gut hineinversetzen ^^°

aber das zwischen Shinji und Sato finde ich im moment einfach nur unendlich süüüüüüß!! ^///^
*quietscht*

(ist doch okay... ;)
dann werde ich dort eben zur motivation auch was schreiben ;D )


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