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Shinji's World

(wo-men 2)
von

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12. - Von Spitznamen und Spaziergängen

12. - Von Spitznamen und Spaziergängen
 

Am Ende kam alles bunt durcheinander auf unseren Tisch. Von Sushi über Pizza, ein paar Onigiri, Nudeln (wir verfügten über einen Wasserkocher in unserem Proberaum, wahrer Luxus, nicht wahr?) irgendwelche eigelegten Früchte, auf die Nabu so scharf war, bis zu Chips, Cola, Tee und ein wenig Süßes, was Mi-chan noch ausgesucht hatte.

Und wer hatte es uns bezahlt? Die Eule. Ja, im Ernst. Dieser hinterlistige, mistige Kerl… ich war mir mittlerweile so im Klaren darüber, dass er es geplant hatte. Wozu hätte er sonst das ganze Geld mitgehabt? Shoppen wollte er ja wohl kaum noch gehen und selbst so- wenn wir zur Probe gingen hatten wir beide eigentlich kein bis eher wenig Geld dabei. Er bemerkte meinen Blick und wuschelte mir darauf lachend durch die Haare. „Hamsterbäckchen~“

„Hör auf…“

„Du nennst mich aber auch immer Eule.“

„Ich habe meine Gründe…“

„Sauer?“

„Wer ich? Wieso?“

„Weiß nicht…weil ich euch nichts gesagt habe?“

„Hmm…ein wenig vielleicht…“

„Sorry. Aber ich wollte euch überraschen. Man, tut mir echt leid Shin. Ich weiß, ich mecker viel zu oft, tut mir leid. Ich weiß nicht, woher ich das habe, von meinen Eltern nicht…wahrscheinlich färbt die Gesellschaft deines Mapas ab. Aber ich hoffe, ich bleibe euch nicht als alter Giftspucker in Erinnerung. Deshalb dachte ich…ich überrasche euch damit.“

„Gut eingefädelt…es klang alles so spontan.“

„Ich weiß, sollte es auch.“, grinsend drückte er mich.

Ich erwiderte die kurze Umarmung lachend. „Keine Sorge, wir behalten dich immer gut in Erinnerung.. Du weißt, wie viel ich dir immer zu verdanken habe.“

„Danke…aber du weißt, ich mach das gern.“

„Trotzdem… und Giftspucker…ich muss sagen, deine Wortkreation ist interessant.“

„Nicht so interessant wie manch einer von deinen schrägen Einfällen.“

„Wenn ihr beiden Turteltäubchen fertig seid, euch gegenseitig Komplimente in die Schlappen zu schieben, dann sagt’s, ich hab nämlich Hunger! Ich will nicht ewig auf euch warten müssen, sonst fang ich einfach mit Mi-chan schon an!“, maulend hatte Nabu sich auf die Couch unserer Sitzecke fallen lassen.

„Ist ja gut, du fresssüchtiger Farbtopf, mecker nicht herum, sonst darfst du nachher alles allein wegräumen.“, murrte Satoru fast schon liebevoll und zog mich mit zu der Ecke. Mi-chan saß neben Nabu und amüsierte sich köstlich über uns, „Ihr seid echt süß…diese Dialoge! Kami-sama, ich werde meinen Spaß hier bei euch haben!“

„Na hoffentlich…und jetzt Hintern runter auf die Couch Shinji, wir wollen anfangen!“, damit zerrte Eulchen mich auch schon neben sich, bevor er fies grinste und lächelnd ein „Braves Hamsterchen~“ abließ. Doch ich ließ ihm seinen Triumph, sodass wir uns ohne weiteres dem Tisch zuwenden konnten.

„Na dann…haut rein!“
 

~*~
 

Ich weiß nicht mehr, wie lange wir beisammen saßen, aßen und quatschten. Es war eine gemütliche, schöne Runde und es wirkte, als wäre es nie anders gewesen. Ich vermisste Ken nicht wirklich. Mit ihm hatte man nie so über privates geredet und sonst war er auch eher schweigsam gewesen. Mi-chan war ganz das Gegenteil.

Sie blödelte herum, lachte viel und gern und mit ihr konnte man gut reden. Auch wenn wir beide am Ende eher über Gitarren quatschten und Nabu und Satoru irgendwas anderes gefunden hatten, was erzählungswert war.
 

Wir vier schafften es sogar, all das Essen zu verputzen. Kein Wunder, bei uns Essenssüchtigen. Mi-chan hatte nicht so viel verdrückt, Satoru kam gleich danach; das Meiste hatten wohl Nabu und ich verdrückt, wie immer.

Anschließend räumten wir auf, entsorgten den Müll und ja…räumten unser Zeug zusammen. Mi-chan hatte ihre Eltern angerufen gehabt, dass sie später kommen würde, wollte nun jedoch langsam los. Deshalb machten wir uns alle aufbruchsbereit.

„Shin? Ich bring Nabu zum Bahnhof und schaff auf dem Weg die Flaschen mit weg, du musst also nicht auf mich warten.“

„Eh…okay, geht klar…“, murmelte ich etwas überrumpelt, dann drehte ich mich jedoch unserer Jüngsten zu, „In welche Richtung musst du?“

„Ich? Wenn man zum Gebäude rauskommt nach links, die lange Straße entlang…“

„Cool, ich auch. Ich bring dich ein Stück, okay? Ist ja schon fast dunkel draußen…“

„Keine Sorge, ich kann auf mich aufpassen, zur Not ruf ich Dad an, der müsste wieder zuhause sein von seinem Geschäftsessen.“, lachte sie und warf sich die Gitarre auf den Rücken.

„Ach was, ich begleite dich.“, ich trat mit ihr an die frische Luft und lief vor zu der Straße.

„Gut, ich muss aber kurz vorm Park abbiegen.“

„Ah, schade, ich muss am Park lang. Aber die Strecke bis dahin können wir zumindest gehen.“

„Macht’s gut, Shinji und Mi-chan!“, meinte Nabu lächelnd, der sich mit Satoru schon in die andere Richtung gedreht hatte. „Ja, macht‘s gut!“, wir drückten uns alle nochmal, dann trennten sich unsere Wege- der Farbtopf lief mit dem Eulchen los, während der Hamster mit der bezauberten Mi-chan die andere Richtung einschlug. Oh man, ich brauchte einen Spitznamen für sie.
 

„Mi?“

„Ja?“

„Welches Tier sieht dir ähnlich?“

Scheinbar hatte sie mit allem gerechnet, nur nicht damit. Erst blinzelte Mi-chan, dann begann sie zu lachen.

„Was?! Wie kommst du denn darauf?“

„Naja, mein Mapa hat schon seit ich existiere -oder eher- für jeden Menschen einen Tiernamen. Und ich bin halt der Hamster, Satoru die Eule…Nabu fällt etwas aus dem Rahmen, er ist ein Farbtopf- undefinierbar als Tier. Und jetzt brauche ich noch etwas für dich.“

Jetzt begann sie erst recht heftig loszulachen und hielt sich den Bauch, „Ahaha, ist das geil!“

„Das ist mein Ernst…!“, brachte ich etwas entrüstet hervor. Sie lachte noch eine ganze Weile weiter.

„Also…du willst einen Spitznamen für mich…?“, begann sie noch einmal. Ich nickte.

„Ja…hast du noch andere außer Mi-chan?“

„Naja…mein Papa nennt mich immer Prinzessin…unter anderem. Der Rest sind nur Kürzel meines Namens. Außer Mama…die lässt sich immer was neues Einfallen…Schatz, Häschen, solche Sachen eben.“

„Prinzessin? Das ist auch nicht schlecht…ich hab schonmal überlegt, ob ich Satoru Diva nenne.“

„Was? Ich dachte, der ist eine Eule?“

„Ich weiß…aber der hatte mal so eine zickige Phase, da habe ich ernsthaft mit dem Gedanken gespielt…“

„Ach, ihr seid schon toll.“, sie klopfte mir auf die Schulter und lachte wieder, schüttelte dann grinsend den Kopf. Ich zuckte nur die Schultern und lief mit ihr weiter.
 

Irgendwann kamen wir jedoch leider auch am Park an. Ich blieb stehen und lächelte sie an. „Also…der erste richtige Tag mit dir als Mitglied war toll…ich hoffe, es bleibt so.“

„Na dass hoffe ich auch…wenn es nicht sogar noch besser wird!“

„Oder so.“, grinste ich zustimmend.

„Na dann…bis morgen, oder? Vielleicht sehen wir uns ja schon auf dem Weg zur Schule oder danach…“

„Danach eher als davor, wir fangen etwas später an als ihr.“

„Oder so.“, kam es nun von ihr, ehe sie noch einmal so süß lachen musste, „Na dann…danke für den schönen Tag.“

„Gleichfalls. Aber soll ich dich nicht doch bis nach Hause bringen?“

„Nein, mach dir keine Umstände. Mein Paps kommt mir eh dann entgegen, ich schreibe ihm eine Nachricht.“

„Ach so…“, murmelte ich und überlegte, musste schließlich grinsen, „Deinen Dad würde ich ja gern mal kennenlernen. Ist der auch so wie du?“

Kurz verspannte sie sich, doch schließlich lächelte sie wieder und musste lachen. „Schlimmer. Nein Spaß, er ist total lieb. Aber kennenlernen kannst du ihn ja wann anders…er ist wie gesagt erst von seinem Geschäftsessen zurück, denke ich…das ist immer anstrengend mit so vielen Kollegen…aber wem sag ich das, du kannst dir das sicher vorstellen.“

„Also so ein typisch japanischer Geschäftsmann? Oha…Aber er holt dich ab…das ist lieb.“

„Ja... Meine Mum würde ja auch kommen, aber wie ich sie kenne, macht sie gerade essen für alle, meine Geschwister sind sicher auch schon zuhause.“

„Dann will ich dich nicht weiter aufhalten. Komm gut nach Hause…Prinzessin.“

Erneut erklang ihr süßes Lachen, dann drückte sie mich, „Bis morgen Shinji. Pass auf dich auf.“

Sie löste sich und lief flink los, drehte sich jedoch noch einmal um und wank mir. Ich erwiderte die Geste, sah ihr noch eine Weile nach, dann trugen meine Füße mich auch langsam weiter.
 

~*~
 

Ein Tag mit Karyu
 

Seufzend lugte ich zu meinem Zero. Der Gute starrte schon seit Ewigkeiten ganz traurig durch das Fenster hinaus in den Garten. Ich glaubte, er realisierte gar nicht, was er da eigentlich betrachtete, seine Gedanken waren wo ganz anders.

Und ich wusste auch wo. Er hatte wieder Verlustängste um Shinji oder dergleichen. Denn nach einigen Wochen war das der erste Sonntag, an dem wir keinen Familiensonntag hatten. Wir hatten das Ganze auf den Vormittag bis zum Mittagessen verlegt, dann musste Shinji los, weil er zu seiner Band wollte- und seinem Eisesstreffen. Zero hatte es gar nicht so gestört, dass er sich mit dem Mädchen traf. Viel schlimmer war gewesen, dass unser Hamsterchen einfach nur nicht da war.

Wenn wir nicht auf Tour waren, hielten wir uns immer an den Familiensonntag. Andererseits hatten wir in letzter Zeit so viel mit Shinji zu tun gehabt, dass mir das eine Mal nicht tragisch vorkam. Zero schon.

Tief durchatmen, Karyu. Dann fasste ich Mut und ging langsam auf ihn zu, berührte schließlich sanft Zeros Schulter, „Michio…? Geht es dir gut, Schatz…?“

Eine Weile starrte er weiter aus dem Fenster, dann senkte mein Engelchen seinen Kopf und schloss seufzend die Augen. „Ich vermisse ihn.“

„Ich….ich weiß.“, ruhig setzte ich mich zu ihm, legte einen Arm schutzbietend an seinen Rücken. „Aber das holen wir nach, ja?“

„Hmm…“

„Michio…sei doch nicht traurig.“

„Doch..“

„Warum denn? Dieser eine Tag…wir kommen oft nicht dazu, wenn wir unterwegs sind.“

„Ja, aber da liegt es an der Arbeit, das ist was anderes.“

„Ist es nicht…er hatte eben heute etwas anderes vor, das müssen wir akzeptieren und einmal ohne ihn auskommen. Denk nur mal daran, wie oft er sonntags auf uns warten musste und noch muss. Ich denke, da war er auch nicht immer glücklich, dass wir nicht da waren…“
 

Eine Weile schwieg Zero, bevor er sich mit dem Rücken an mich lehnte. „Ich hasse dich manchmal echt, weißt du das eigentlich?“

„Was?! Warum?!“, nun war ich ernsthaft erschrocken.

„Weil…du immer alles so formulieren kannst, dass ich mich schlecht fühle.“

„Das ist aber nicht meine Absicht und das weißt du auch, Liebling!“, ich wollte nicht, dass er es so auffasste… Doch Zero drehte den Kopf zu mir und lächelte sanft. „Schon okay. Deine Worte geben mir so oft Halt und sagen eigentlich dass, was ich tief im Inneren auch weiß, aber entweder ist mein Verstand oder mein Mutterherz zu laut und übertönt es.“

„Keine Sorge, ich nehme immer wieder gern Verstärker, damit du mich hörst.“

Nun musste Michio lachen und schlug mir gegen den Arm, „Du Spinner!“

„Stet’s zu Diensten. Einer muss es ja machen.“

„Ach, sei ruhig.“, sein Grinsen zeigte überdeutlich, dass es ihm wieder besser ging. Doch da wich es schon einem nachdenklichen Ausdruck.

„Und was machen wir jetzt den Rest des Tages, Karyu?“

„Ich weiß nicht…Lust, Spazieren zu gehen?“

Sein Gesicht zierte nun ein äußerst amüsierter Ausdruck. „Spazieren? Mit dir? Wohin das denn?“

Ich plusterte die Wangen auf. „Du tust gerade, als wär das ein Akt des Unmöglichen!“

„Da, ich wusste es!“, er sprang auf, ich blinzelte nur verwirrt, „Was denn…?“

„Du hast Akt gesagt! Also doch was Schweiniges!“

„Wie? Was, nein! Man Zero, ich will nur mit dir spazieren, mehr nicht…!“

Er fing an, mich auszulachen. Daraufhin zog ich nur eine traurige Schnute. Ich mochte sowas ganz und gar nicht und kam mir dann so doof vor. Mein Prinz schien das zu bemerken. Er hörte wieder auf und lehnte sich an mich, lächelte geradezu liebevoll. „Komm schon Yoshi, schau nicht so. Du bist süß, lass dich nicht von meinem Lachen verunsichern. Ach und: Ich würde gern mit dir spazieren gehen.“

„Wirklich?“, meine Augen weiteten sich, während das etwas kleinere aber umso hübschere Wesen vor mir leicht nickte. „Klar, denkst du, das sag ich aus Spaß? Mir ist langweilig und ich hab Sehnsucht nach Shinji…aber du kannst das wegmachen.“

„Woher bist du dir da so sicher?“, fragte ich unschuldig und erntete darauf leider erneut einen Schlag.

„Tu nicht so doof, Giraffenvieh! Los jetzt, du wolltest spazieren!“, damit zerrte er mich mit sich mit. Wie schnell seine Stimmung doch immer noch springen konnte…
 

~*~
 

Und so schliff mich mein Prinz zur Garderobe und wickelte mich in eine Jacke ein, bevor die Schuhe vor meiner Nase landeten. Bis eben dachte ich noch, dass ich wohl auch aufgestiegen wäre, vom Bauern zum Adel; aber jetzt sollte ich doch wieder etwas selbst machen. Scheinbar musste ich wohl auch ziemlich blöd dreingeschaut haben, denn Zero begann zu lachen. „Schau nicht so, dass nehme ich dir nicht auch noch ab…deine Quadratlatschen würde ich sowieso nicht da rein bekommen.“

„Woher willst du das denn wissen? Und hey, das sind keine Quadratlatschen!“

„Stimmt, so quadratisch sind sie nicht..aber Sarglatschen war selbst für mich und meine Vulgärsprache zu fies. Also los, schlüpf rein und komm.“

„Du scheinst es ja plötzlich ganz schön eilig zu haben..“, bemerkte ich, während ich wie befohlen meine Schuhe anlegte. „Ich will nur endlich mal raus…ich hab das Haus heute noch nicht verlassen, fällt mir auf. Selbst den Müll…den hast du rausgebracht.“
 

„Na dann wird es Zeit, mein Häschen.“

„Seh ich aus wie ein Playboybunny?“

„Was? Nein! Wie kommst du darauf?!“

„Du erzähltest was von Häschen…“

„Ach man, ist doch auch egal, raus jetzt hier!“, damit schob diesmal ich ihn weiter, nun jedoch ganz zur Tür hinaus. Was mich jedoch überraschte, war, als Zero nicht zu grummeln anfing, sondern lachen musste. Und das so süß, dass ich sanft zu lächeln begann. Er konnte so….niedlich aussehen und teilweise sah ich in manch seiner Bewegungen, Reaktionen oder Äußerungen die weibliche Michio vor mir.

Ob ich sie vermisste? Manchmal schon…aber es war ja immer noch Zero. Und so als Mann war es eben besser mit ihm, wegen der Band und unserem Umfeld. Aber manchmal dachte ich an früher zurück und fragte mich, wie es wohl wäre, wäre Zero immer eine Frau gewesen. Wäre alles genauso wie jetzt? Hätten wir gar noch mehr Kinder? Wär Shinji anders geworden, weil er eine Mutter gehabt hätte? Wäre unser Job derselbe geblieben? Ich wusste es wirklich nicht. Aber manchmal wünschte ich mir heimlich die Zukunft/Vergangenheit/Gegenwart zu sehen, wie sie mit der weiblichen Version gewesen wäre. Nur mal kurz reinschauen…aber tauschen würde ich wahrscheinlich nicht wollen. Es war so perfekt, wie es eben war. Ich war noch immer glücklich mit meinem süßen Zickchen, das nach wie vor seine Hörner ausfahren konnte und mich damit rammte. Das mir jedoch wiederum auch aus der Hand fraß und mir ein Junges geschenkt hatte…auch wenn ich bis heute nicht wusste, wie eine Ziege und eine Giraffe einen Hamster bekommen konnten..
 

„Yoshitaka.“, wurde ich sanft gerufen, weshalb ich schließlich auch aufblickte und Zeros Blick suchte. Dieser war sanft und warm, wenn auch etwas belustigt. „Du träumst, aber gut, ich nehme es heute mal so hin.“, schmunzelnd hakte er sich bei mir ein. „Wo lang wollen wir eigentlich?“

„Ich denke, irgendwo durch die Straßen hier…die, wo es ruhig zugeht.“

„Okay.“, langsam lief Michio mit mir los, während ich noch etwas verwirrt war. Das war‘s? Kein Gemecker, kein Augenrollen, keine fiesen Worte und überhaupt nur so ein ruhiges, zufriedenes ‚Hm‘? Ich war erstaunt. War Michi vielleicht doch irgendwo noch weiblich und ich erlebte hier gerade seine Wechseljahre, die ihn zu einem äußerst liebevollen Wesen werden ließen?!
 

Dann folgte ein Stupsen gegen meine Nase. Erst nahm ich es kaum war, dachte, es wär ein Insekt gewesen, blickte schließlich jedoch auf.

„Guck nicht so. Ich bin nicht krank oder was du dir gerade zusammenreimst. Ich bin nur ausgeglichen.. es ist Sonntag, ich gehe spazieren mit meinem Freund…was gibt es besseres, als zu entspannen?“

„Weiß nicht…Sex?“

„Karyu!“, entrüstete er sich, und dann kam etwas, dass ich Zero nie und nimmer zugetraut hätte: „Sex ist nicht alles.“

„Du bist doch krank!“, kam es mir sofort herausgerutscht und ich löste mich etwas, um ihn geschockt anzuschauen. „Wer bist du und was hast du mit meinem Michio gemacht?! Aliens, Hilfe!“

Michio hingegen blinzelte verwirrt, dann verzog er das Gesicht.

„So ein Quatsch, man! Du kannst einem auch alles versauen! Da versucht man mal, sich gut zu benehmen, dann ist es auch nicht Recht!“

„Entschuldige…“, ich zog ertappt den Kopf ein.

„Ich wollte gerade sagen, du hast einen guten Einfluss auf mich und jetzt das! Du machst mich zum Engel und ich dich zum Bengel, oder wie?!“

„Michio-“

„Pah! Und ich bin nochmal nett zu dir…“, er verschränkte grummelnd die Arme und ging auf Abstand. Ich erschrak und holte schnell den Abstand zu ihm wieder auf. „Michi…Süßer! Bitte nicht! Das war nicht böse gemeint! Ich war überrascht, ja, aber es tut mir leid…vielleicht bin auch nur ich mittlerweile zu pervers? Vielleicht ist es bei Giraffen auch einfach nur genetisch bedingt, so zu denken? Ich weiß es nicht…“, murmelnd und seufzend ließ ich die Schultern hängen. Das hatte ich nun davon.

Doch entgegen meiner Vermutung wetterte Zero nicht weiter- nein, sein Körper fing plötzlich an zu zittern. „Michio?!“, erschrocken legte ich eine Hand auf seine Schulter und drehte ihn zu mir um. Erneut wurde ich überrascht- denn Zero weinte nicht still, sondern lachte. Mehr als durcheinander musterte ich ihn; war mir nun gar nicht mehr sicher, was hier los war.

„Schau…nicht so..!“, presste der lachende Teufel schließlich hervor und fasste mir an den Oberarm. „Genetisch bedingt…oh man! Du bist echt genial…Yoshi…Du hättest…dein Gesicht sehen sollen!“, kicherte er, bevor es erneut in Lachen überging. Ich verstand ihn zwar noch immer nicht, schmunzelte schließlich aber mit. Hauptsache, er hatte seinen Spaß. Dann war ich auch zufrieden.
 

~*~
 

Zero, der Freund der Samtpfoten
 

Es war schön, mit Karyu einfach nur umherzuschlendern, sich die Gegend anzuschauen und sich über die Leute lustig zu machen, die nicht einen so schönen Garten hatten wie wir. Okay letzteres tat nur ich, Karyu empfand das als zu unhöflich. Verklemmter Typ. Ich dachte eigentlich immer, wir beide waren eher weniger typisch japanisch, aber in solchen Moment spürte ich, dass es doch nicht so war. Schon lustig. Wenn ich mir da unseren Sohn anschaute… der lebte eben schon in einer ganz anderen Generation. Und er war teilweise noch verpeilter als mein lieber Freund hier neben mir.

Zu eben jenen blickte ich nun wieder. Er bemerkte es und blickte mich unendlich sanft an. Kurz erstarrte ich; die Sonne, die gerade hinter ihm unterging, ließ ihn förmlich leuchten. „Michio? Alles okay?“

„Was? Ah ja, na klar.“, grinste ich schief und kratzte mir verlegen am Kopf, bevor ich meinen Blick wieder schweifen ließ. Das Wetter war schön, herbstlich, auch wenn mich die dunkle Wolke dahinten störte. Obwohl…Wolkenfront traf es schon eher. Dieses hässliche Ungeheuer passte nicht zu den sanften Farben rings herum und zerstörte mir gerade meine Laune.

„Michi-Schatz? Schau nicht so grimmig drein.“

„Doch.“, antwortete ich trotzig. Ja, auch ich konnte starrköpfig und kindisch schmollen wie unser Sohn.

„Warum?“

„Die Wolke da ist doof.“

„Hä?“, sein Blick wanderte hoch, ehe er einen verstehenden Laut ausstieß. „Aber keine Sorge. Wir biegen hier ab, da kommen wir von der weg.“

„Karyu?“

„Ja?“

„Du bist naiv. Das da ist ein Ungeheuer, keine schwarze Schäfchenwolke.“

„Na und? Es ist und bleibt eine Wolke.“

„So wie die aussieht, geht gleich ein Donnerwetter los.“

„Deshalb biegen wir wie gesagt nun auch ab!“, ehe ich mich versah packte die Giraffe mich mit ihren langen Griffeln und zog mich hinter sich hier durch eine der Seitengassen.
 

~*~
 

Und natürlich hatte -wie sollte es auch anders sein- Mister Karyu Unrecht. Die Wolke zog in Rekordgeschwindigkeit (ich bildete mir ein, sie hatte die Form eines Ferraris) genau über uns und begann so dermaßen über uns loszugießen, dass wir uns in ein Bushäuschen flüchten mussten. Bis nach Hause hätten wir es sowieso nicht geschafft. Nun saßen wir also hier und warteten, dass dieses blöde schwarze Ding da oben endlich mal fertig wurde. Denn keiner von uns war so schlau gewesen, einen Schirm mitzunehmen. Missmutig stützte ich meine Ellenbogen auf meine Knie und meinen Kopf in die Handflächen, starrte dabei die hämische Wasserfront direkt vor uns an.

„Ach Michio…schau doch nicht so.“

„Wie soll ich sonst schauen?! ‚Oh toll, schau mal, es regnet! Wenn wir jetzt nach Hause laufen, brauchen wir nicht mehr duschen und haben gleich gratis noch eine dicke Erkältung dazu, ist das nicht toll!‘“

„Naja, das ja nun auch wieder nicht…versuch einfach das Beste aus der Misere zu machen.“

„Ach, an diesem Blödsinn hier gibt es etwas Gutes?!“

„Ja.“

„Und was!?“

„Wir…haben trotzdem unsere Ruhe und Zeit füreinander.“, Karyu legte mir seinen Arm um und wäre das nicht momentan schon schlimm genug, wurde meine Schulter auch noch als Anlehne für seine Birne missbraucht.

„Yoshitaka!“

„Lass mich…nur einen Moment..“

„Der ist schon um.“

„Michio..“, der Braunhaarige neben mir seufzte schwer und nahm seinen Kopf wieder weg, fasste stattdessen nach meiner Hand und legte sie in seine. „Genieß einfach mal die Ruhe und Einsamkeit mit mir…“

Ich musterte ihn skeptisch. Doch Yoshi blieb still, blickte nun ruhig nach draußen in den Regen und hielt meine Hand fest. Langsam folgte ich seinem Blick und versuchte es ihm gleichzutun. Etwas Entspannung in so einer Situation war nicht schlecht.
 

Eine Weile saßen wir einfach nur da und schauten zu, wie der Regen etwas nachließ. Da mir aber langsam kalt wurde und auch Karyu meine Hände nicht mehr warm bekam, entschieden wir uns, endlich weiter zu gehen. So ein bisschen Wasser war nicht schlimm, zuhause würden wir uns eben gleich duschen und umziehen. Karyu versprach mir einen heißen Tee und ich ertappte mich, wie ich von weichen Pantoffeln und einem Kuschelmantel träumte…

Trotzdem liefen wir relativ ruhig zurück. Mein Freund hielt weiter meine fast abgefrorene Hand -wie sollte ich nur je wieder Bass spielen?!-, während er irgendein Lied vor sich daher summte. Ich glaubte darin ein Kinderlied zu erkennen, dass er Shinji früher zum Einschlafen vorgesungen hatte, war mir aber nicht ganz sicher. Und fragen würde ich die Giraffe mit dem Plapperschnabel jetzt sicher nicht. Einmal die Ruhe genießen war schön, denn dank des Wetters war kaum jemand auf den Straßen.
 

Wir nahmen die Abkürzung durch den Park, der auch nochmal ein Tick ruhiger als die Straßen war. Ich wusste nicht, wie lange wir liefen, bis mich etwas aufhorchen ließ. „Yoshi, hast du das auch…da!“

„Hä, was?“, er blinzelte nur und ich blieb stehen, um besser lauschen zu können.

„Da…! Das klingt wie…wie ein kleines Tier!“

„Vielleicht ein Vogel.“

„Quatsch, das klingt wie eine Katze…aber eine kleine!“

„Na und? Lass sie doch.“

„Aber bei dem Wetter? Karyu, sie wird doch nass..!“

„Vielleicht will sie das ja.“

„Glaub ich nicht. Nicht, so wie sie maunzt…“

„Und wo ist deine Katze?“, er blickte sich um und auch ich begann mit den Augen alles abzusuchen, „Weiß ich doch nicht! Komm, wir suchen sie jetzt.“

„Gerade eben wolltest du noch nach Hause.“

„Aber nicht, wenn ich weiß, dass hier so ein kleines Wesen herumirrt.“, ich beugte mich zu den Büschen und schob einige der Zweige beiseite, „Und sag jetzt ja nichts von wegen Mutterinstinkten!“

Dass musste gesessen haben, denn Karyu begann augenblicklich, mich zu unterstützen. Also begannen wir beide wie verrückt, nach dem Tierchen zu suchen.
 

„Also ich find überhaupt nichts Zero…“, rief Yoshi nach einer Weile, „Ich glaube, die ist schon lange wieder weg…“

Ich ließ mich in meiner Suchaktion jedoch nicht unterbrechen- zumindest nicht von Karyu. Jedoch unterbrach mich etwas anderes, weshalb ich spitz aufschrie. Peinlich, vor zwanzig Jahren wäre das vielleicht noch gegangen aber jetzt noch zu schreien wie eine Frau? Ich hätte wohl eine bleiben sollen…

„Michio! Was ist los?!“, augenblicklich kam der tollkühne Held angesprungen. Ich hielt ihm meine Entdeckung entgegen. „Was siehst du, Karyu?“

„Eh…einen triefenden, nassen Sack…“, murmelte er, nachdem er es ausgiebig beobachtet hatte. „Ja…und da ist was drin…“, bestätigte ich, bevor es leise mauzte. Ich blickte Karyu verdattert an, er mich genauso.

„Ne…oder..?!“, war alles, was er hervorbrachte. Ich sagte gar nicht erst was, sondern begann an dem festen Knoten zu rütteln. „Scheiße! Wie kann man nur…!“, in mir stieg Wut auf diejenigen auf, die das getan hatten. Karyu schob mich sanft beiseite und nahm mir den Sack ab- also den Stoffsack meine ich. Denn zum Glück, und darüber war ich nun wirklich überaus dankbar, hatte mein Freund ein Taschenmesser dabei, was er nun auch einsetzte, um grob dieses Ungetüm aufzuschneiden und dann abzulegen. Vorsichtig lugte er hinein, ich schaute über seine Schulter. „Das sind ja zwei…! Und dazu noch so klein!“, entkam es ihm halb erstaunt, halb entsetzt. „Verdammter Mist, wer macht denn so was?!“

„Herzlose, gefühlskalte, widerliche, abartige, verdorbene Menschen.“, würgte ich hervor und ballte meine zitternden Hände zu Fäusten. Dann beruhigte ich mich wieder und griff mir eine der beiden heraus. „Na du…Kami-sama, bist du nass…du zitterst ja! Du armes Kätzchen…“, ich merkte gar nicht, wie gluckenhaft ich mich wohl gerade wieder benahm. Aber das war mir in solchen Notsituationen nie wirklich bewusst. Auch wann immer Shinji sich fast Hals über Kopf ins Unglück gestürzt hatte, hatte ich so muttermäßig reagiert.

„Die kleine Süße hier genauso…“, murmelte Karyu und drückte sie an sich. Ich nickte leicht und hatte nun nur Augen für die Kleinen. Es tat so weh zu wissen, wie herzlos manche Menschen waren. Aber im Grunde hatte ich das ja schon lange gewusst….Auch wenn Karyu und ich nicht offiziell zu unserer Beziehung standen, kamen doch immer ab und an dumme Kommentare, oft wenn man nur einkaufen war- und das manchmal auch schon, wenn mein überschwänglicher Freund mich einfach nur drückte oder dergleichen. Beziehungsweise bei Shinji in der Schule hatten es dann viele Kinder gewusst und ihn dafür gehänselt. Dass wir berühmt waren, wussten sie zum Glück nicht…
 

„Michio…?“

„Ja?“

„Was….was machen wir denn jetzt? Ich meine, hier lassen können wir sie nicht, sie erfrieren doch sicher…“

„Ich….“, treuherzig blickte ich zu meiner Giraffe auf, „Können wir sie behalten…?“

Karyu blinzelte verwundert. Irgendwann schien der Groschen zu fallen und ihm entkam ein: „WAS?!“

„Willst du sie doch hier lassen?!“

„N-nein..! Aber wir haben doch Ryu Junior…“

„Na und, der Opi….der wird das schon verstehen.“

„O…p..i?“

„Naja, der benimmt sich doch schon wie einer. Ich glaube, da gibt es keine Probleme.“

„Meinst du?“

„Na klar, Shinji wird sich freuen.“

Ein schelmisches Grinsen legte sich auf Karyus Lippen, „Wohl eher du.“

„Ach halt die Klappe!“, zischte ich ihn an und stapfte auch schon los, um mich nach wenigen Metern wieder umzudrehen, „Kommst du endlich? Die beiden haben sicher Hunger und wir müssen sie trocknen, bevor sie krank werden!“

„Ich eile, mein Prinz! Möge die Aktion ‚Rettet die Königstiger‘ beginnen!“

Ich verdrehte nur schmunzelnd die Augen. Er war albern, aber so war er eben, mein Freund.
 

~*~
 

Zuhause angekommen verfrachtete ich beide Samtpfoten ins Bad und schnappte mir den Föhn. Karyu hatte ich zum Napf füllen beauftragt.

Okay, es tat mir zwar leid, die beiden Kleinen jetzt mit diesem lauten Gerät zu stören, aber überraschender Weise schien sie das gar nicht weiter zu kümmern. Komisch, Ryu 2 ergriff bis heute noch immer die Flucht, wenn er meinen Föhn hörte…egal. Jetzt kümmerte ich mich um die beiden Kinderchen hier. Sie sollten trocken werden, das war das Wichtigste. Und so föhnte ich, bis beide aussahen, wie aufgeplatzte Sofakissen. Obwohl…die eine sah eher aus wie ein Schneeball, so weiß, wie sie war, wenn man den Schmutz abwusch. Ich legte den Föhn also erst einmal weg und säuberte die beiden lieber. Dazu musste nun die Badewanne herhalten, die ich nur minimal füllte. Sie sollten ja nicht absaufen…

Also noch ein bisschen Seife und los ging’s. Maunzend ließen sie es nacheinander über sich ergehen, auch wenn sie nicht begeistert schienen. Dafür erkannte man nun, wie schön sie eigentlich waren. Ich hatte Recht, die eine sah aus wie aus Schnee…sie erinnerte mich an Shiro, wie ich schmunzelnd bemerkte. Die andere war graugetigert mit schwarzen und weißen Stellen. Lustige Combo, aber äußerst hübsch.

Ein Grund mehr weshalb ich so eine Tat nicht verstand. Wozu gab es Tierheime? Aber Pech, jetzt waren das meine Kleinen. Und ich würde sie behüten wie Augäpfel. So würde auch wieder etwas Leben ins Haus kommen, jetzt, wo Shinji kaum mehr Zeit für mich hatte…

Mittlerweile stand ich übrigens wieder mit dem Föhn da und träumte grinsend vor mich daher. So bemerkte ich auch nicht meinen hinterlistigen Freund, der sich einfach anschlich und auf einmal die Arme um mich schlang.

Der Föhn ergab einen seltsamen Ton von sich, als ich mit ihm in die Luft sprang. Dann drehte ich mich zu Karyu um und funkelte ihn an. „Was!?“

„Nichts…ich war nur schon fertig und wollte nach dir schauen.“

„Ich bin fast fertig.“, meinte ich nur und drehte mich wieder meinen Engelchen zu. Wenig später blickte ich jedoch wieder zu Karyu.

„Ach ja, was du mal noch machen kannst…“

„Ja, ich bin ganz Ohr?“

„Hol im Wohnzimmer mal die Kuscheldecken raus. Wenn sie gefressen und getrunken haben, also falls sie wollen, dann können wir uns jeder mit einer in die Decken kuscheln…immerhin waren sie so lang draußen im Nassen und Kalten, ich habe Angst, das sie krank werden.“

„Einverstanden, schon so gut wie erledigt.“; und so stakste die Giraffe davon.
 

Ich kämmte den beiden durch das mittlerweile wieder saubere und schöne Fell. Solche Prachtexemplare. Solche Juwelen. Nie würde euch Mama Zero wieder hergeben…

Kurz darauf trug ich sie in die Küche. Natürlich hatten sie Hunger und Durst. Ryu 2 kam jedoch auch gleich an, als er seinen Napf hörte- und erstarrte, als da zwei so kleine Flöhe vor ihm standen. Sein Gesichtsausdruck, als sie auch noch zu seinem Napf rannten, war göttlich. So angepisst konnte nicht einmal ich schauen. Sofort schoss er zu seinem Eigentum und wollte sie vertreiben, doch ich war schneller und schupste ihn mit dem Bein quer über den Küchenboden. Sein Blick war verdattert, dass ausgerechnet ich ihm so etwas antat.

„Schau nicht so…die sind klein und fast verhungert! Du bist fett und hast erst bekommen. Ab sofort wird hier gerecht geteilt.“

Kurz leckte er sich wahrscheinlich aus einer Verlegenheit heraus die Pfote, dann lief Ryu ohne mich eines weiteren Blicks zu würdigen raus aus dem Raum.

„Oha, da hat es aber jemand verschissen…“, murmelte Karyu der seinem Kater nachsah und zu mir kam. Ich zuckte nur die Schultern. „Er war ungezogen.“

„Toll…dann haben wir jetzt zwei Flöhe und einen Eifersüchtler?“

„Sieht so aus…aber er muss lernen, dass er jetzt teilen muss.“

„Du willst beide behalten?“

„Natürlich! Das sind meine Perlen! Schau sie dir doch mal an…sowas Süßes kann man nicht weggeben…“

Neugierig musterte Yoshi mich, dann begann er zu grinsen. Eben jenes ließ mich skeptisch dreinblicken. „Was ist denn schon wieder?“

„Nichts…ich habe nur gerade nachgedacht…“, er drehte sich schmunzelnd um und werkelte etwas herum, „Du auch Tee, Michi?“

„Ja, bitte….aber jetzt sag schon, ich hab deine widerlichen Gedanken doch fast gehört, so laut waren sie.“

„Ach ja? Dann müsstest du ja wissen, was ich gedacht habe.“

„Haha.“, ich verschränkte die Arme und wartete. Doch Karyu schwieg, was mich fast wieder auf die Palme trieb. „SAG ES ENDLICH!“

„Ganz ruhig!“, er hob abwehrend die Hände, „Ich hab nur gerade gedacht, dass du wieder aussahst wie damals, als Shinji sie winzig war. Und das du danach immer glücklich warst, nicht noch mehr Kinder zu haben. Aber wenn ich mir das so momentan ansehe, glaube ich, dir hätten ein paar mehr sicher auch gefallen…“

„Karyu!“, rief ich entsetzt, „Das glaubst du doch nicht ehrlich?! Nur weil du immer mehr wolltest!“

„Na und? Shinji hätten ein Bruder oder ein Schwesterchen oder beides gut gestanden.“

„Mal den Teufel nicht noch an die Wand! Ein Kind reicht voll und ganz mein Lieber. Außerdem bin ich mittlerweile auch zu alt, falls du auf die dumme Idee kommen solltest, die Alte von damals aufzusuchen.“

„Die Hexe?“, fragte Giraffenboy neugierig, während er das Wasser eingoss, „Auf die Idee bin ich ja noch gar nicht gekommen…hmmm…“

„Untersteh dich! Mittlerweile bin ich zu alt, das hätte dir eher einfallen sollen, haha.“

„Ach was, man ist nie zu alt.“

„Als Frau hätte ich sicher schon Wechseljahre.“, grinste ich nur und setzte mich, blickte den beiden Schmatzern vor meinen Füßen entgegen.

„Ach was. Es gibt Frauen, die wurden mit 60 noch Mütter.“

„Bitte?! So alt bin ich aber noch lange nicht.“

„Na siehst du, deine Chancen stehen noch ganz gut.“

„Karyu!! Ich glaube nicht, dass Shinji begeistert wäre mit so einem Altersunterschied zu Geschwistern.“

„Ach was. Der würde sich freuen.“

Ich blickte in Karyus grinsendes Gesicht und bemerkte: Ja, Shinji würde das durchaus wohl gefallen. Seufzend schlug ich mir die Hand vor den Kopf. „Hör jetzt auf mit dem Scheiß, Karyu. Vielleicht, wenn ich zwanzig Jahre jünger wäre.“

„Echt? Naja, vielleicht verjüngt uns die Alte ja!“

„SPINNST DU!?! Nein, verdammt! Ich will keine Kinder mehr, auch kein adoptiertes. Selbst wenn die Alte das hinbekommen würde, wie du das gern hättest…ich als Kind hätte nicht gern alte Eltern.“

„Ach, manche werden mit 90 noch Vater.“

„Aber ich bin nicht manche! Außerdem weißt du nicht mal, wie es ist, Mutter zu werden!“, ich räumte den leeren Napf der beiden weg und nahm sie hoch, ging ins Wohnzimmer. Karyu lief mir mit den Teetassen nach. Nachdem er alles abgestellt hatte, gab ich ihm eine der Kätzchen, nahm mir die andere und kuschelte mich in die Decke.

Karyu tat es mir gleich und musterte mich. „Du hast Recht, ich weiß nicht, wie das ist.“, begann er nun wieder dieses Thema. Ich verdrehte nur die Augen.

„Sei froh! Und nein, du willst es auch nicht wissen, glaub mir! Hör jetzt auf mit dem Mist. Wir sind zu alt.“

„Schatz, wir sind Anfang, Mitte 40. Das ist nicht alt, wir sind zeitig Eltern geworden.“

„Trotzdem..hör auf. Ich will nichts mehr davon hören.“

„Hmm…“, er nippte an seinem Tee, „Meinst du, Shinji beschafft mir dann wenigstens bei Zeiten Enkel, mit denen ich Ball spielen kann wie mit ihm früher?“
 

Dummerweise trank ich auch gerade und spuckte meinen Schluck, den ich genommen hatte, fast über den kompletten Tisch. Hustend blickte ich ihn an, „BITTE?“

„Naja, wär doch schön.“; er lächelte freudig. Meine Augen verengten sich zu Schlitzen.

„Du spinnst total, Yoshitaka! Lass Shinji, der ist selbst noch ein halbes Kind. Und nein, ich will nicht schon O-mapa werden.“

„Das wär doch cool..~“

„Nein, dann komm ich mir erst Recht alt vor.“

„Schade…“, murmelnd streichelte der Braunhaarige mir gegenüber nun sein Kätzchen. Dann war das Thema beendet.

Ich runzelte die Stirn. War dieses Dummgequatsche eben wirklich sein Ernst gewesen? Das konnte er sich aber sowas von abschminken! Jedoch erntete ich kurz darauf einen liebevollen Kuss, als Karyu eng neben mich rutschte. „Das war nicht ernst gemeint, schau nicht so, Michio. Ach und: Ich liebe dich.“

„Ich dich ja auch…auch und: Die Kleinen schlafen fast, schau mal.“

„Ja, ich seh‘s, sie sind süß…ach und: Ich bin auch dafür, dass wir beide behalten.“
 


 

~~**~~
 


 

Ich hoffe, ihr hattet Spaß mit dem kleinen Flohzirkus in diesem Kapitel *schmunzel*
 

Liebsten Dank an meine fleißigen Reviewschreiber:
 

@Genchou: Hmm, ich kann nur sagen, einige glauben jetzt, eine Ahnung zu haben, aber die Vorstellungen gehen echt gewaltig auseinander und für mich ist es sehr amüsant x'D Abr man wird schon noch mehr über Mi-chan erfahren, ja.
 

@Sixty69Nine: Ich find den Namen auch toll, aber eigentlich sollten sie erst [un]chain:ed heißen, in Anlehnung an eines meiner Lieblingspv's. Jedoch fand ich für mich keine sinnvolle Erklärung, wie der entstanden sein soll, deshalb hab ich es auf unchanged abgeändert.
 

@Lucel: Das geht mir genauso. Wir nehmen die deutsche Sprache im Unterricht auseinander, dan hatten wir Englische Grammatik, dann hab ich jetzt Grammatik der DGS gehabt und dann jetzt Japanisch- ist nicht leicht sag ich dir xD
 

@RaysCupcake: Bist du noch da? Ich vermisse dich schon, ehrlich ;.;"
 

Über Kommentare meiner anderen Leser würde ich mich übrigens auch sehr freuen!

(Nein Mexx, das ist keine Bettelei, nur eine ehrliche Mitteilung- ich freue mich wirklich über Kommis, zwinge jedoch keinen dazu, welche zu schreiben ist doch jedem selbst überlassen ^^!)
 


 

Bis bald!
 

~~**~~



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von: abgemeldet
2010-11-21T19:32:46+00:00 21.11.2010 20:32
:DDD es geht weiter!!! :DDD

hach süß ^^
(damit meine ich sowohl die "party" als auch den spaziergang ;) )

die armen kleinen kätzchen :(
und ai ai ai war das noch ein gezeter am schluss >.<
...naja wenigstens hat sich die situation wieder beruhigt...
hat sie doch oder?!

zum glück behalten sie die kätzchen ^_^ *quietsch*
Von:  Yoru_Kurayami
2010-11-21T13:53:28+00:00 21.11.2010 14:53
*___________*
*gleich auf Kapitel gestürzt hab*
*freu*
x3333
so süße Kätzchen~ hehe.. und toll, dass wieder mal so viel Karyu x Zero war~ die zwei sind echt unschlagbar <33
Von:  Sixty69Nine
2010-11-21T12:12:54+00:00 21.11.2010 13:12
Oha wie kann jemand den kleinen Kätchen sowas schlimmes antun...=(
Naja der Tier-Name für Mi-chan ist etwas komisch ich meine es gibt viele Eltern die ihren Töchtern Prinzessin sagen(so auch meine xD) & ein Tiername ist ja auch nicht xD aber er passt schon etwas zu Mi-chan <3


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