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butterFLY

Ryouga/Reno ... Shin/Ko-Ki
von

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Pyrit

[butter]FLY
 

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Pyrit
 

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Dunkel rankte sich die Nacht um den bescheidenen Tanzclub an der Grenze zum Gewerbegebiet, das MunjA war mäßig gefüllt, doch so hatte der junge Barkeeper etwas Zeit zum Verschnauben gefunden, lehnte sich an die Arbeitsplatte und lauschte der Musik.
 

Erst als ihm auf die Schulter geklopft wurde, registrierte er, dass man mit ihm sprach; irritiert drehte er sich um, zum Glück war es kein Kunde, der um Aufmerksamkeit flehte.
 

"Ko-Ki, was machst du denn hier?"
 

Ein begrüßendes Lächeln umspielte die Lippen des Brünetten hinter dem Tresen, als er seinen kleineren Kollegen aus dem Café Platja wiedererkannte.

Der Angesprochene stützte einen Ellenbogen auf die Fläche mit ein paar leeren Getränkegläsern darauf und bettete das Kinn auf die Hand.
 

"Ich dachte, ich treffe mal meinen werten Nebenjobber beim zweiten Job des Tages, während ich bereits Feierabend und morgen gar frei habe.", schadenfroh erwiderte der Pinkhaarige das Grinsen des Größeren.
 

"Na toll, ich hoffe, du hast Uni.", sprach der andere halb enttäuscht; er hätte auch zu gerne mal frei, aber er hatte sich nunmal ein Leben mit zwei schlicht bezahlten Jobs und keiner Fortbildung nach der Oberschule ausgesucht.
 

Der Student schüttelte da nur den Kopf. "Nein, ich habe morgen wirklich komplett frei, Reno. Komm, sei beleidigt."
 

Doch dieser Bitte ging der Brünette dann nicht nach, räumte lieber ein paar Gläser beiseite und spülte sie.
 

"Bin ich nicht, Studenten sind nunmal faul, muss ich mit leben. Darf ich dir was bringen?"
 

Ko-Ki nickte, es sollte wohl dasselbe wie immer sein, wenn er seinen Kollegen mal hier antraf, und so stellte Reno ihm ein kühles Asahi hin.

Der Ältere stellte sich nebenbei mental darauf ein, morgen alleine im Platja zu kellnern und Ko-Ki darum zu beneiden, dass er einen Tag lang nichts tun brauchte; machte sich selbst einen Asahi auf eigene Rechnung auf und trank einen Schluck.
 

Reno arbeitete zum Glück im MunjA nicht voll, sonst wäre er morgens nie aus dem Bett gekommen, um direkt danach im Platja zu jobben – so nahm er aus dem Lagerraum noch eine Flasche Wodka mit und verließ zum Feierabend hin mit Ko-Ki den Club.
 

Der Pinkhaarige schmunzelte kopfschüttelnd bei der Idee des Größeren – doch er selbst musste schließlich nicht früh aufstehen und trank dementsprechend gern mit, denn er kannte Renos Tick, sich bei Gelegenheit munter zu betrinken.
 

Dementsprechend angeheitert liefen sie eine Straße entlang, breit und lang war sie, eine typische Straße, die tagsüber stark befahren und nachts wie tot war.
 

Gibbelnd schmiss Reno die leere Wodkaflasche in die Ecke einer Einfahrt, es schepperte laut, doch davon ließen sich beide nicht abschrecken, und wandt sich an Ko-Ki.
 

"Kommst du noch mit zu mir oder setzt du mich nur ab?"
 

Der Angesprochene sah auf die Armbanduhr, schüttelte schwach den Kopf. Für ihren Zustand liefen sie ausgesprochen normal den Bürgersteig entlang, doch der Kleinere bangte dennoch um leichte Kopfschmerzen am nächsten Morgen.
 

"Lieber nicht, Shin will wohl auch seine Ruhe."
 

"Der schläf doch schon.", Reno lachte – sein Mitbewohner war gerne mal ein braves, fleißiges Ding, welches Azubi bei einem Augenoptiker war; ein Kontrast zum schuleverneinenden Minijobber, aber dennoch verstanden sich beide auf Anhieb, wenn der Größere nicht betrunken die Wohnung auf dem Kopf stellte.
 

Aufgrund dieser Tatsache bestand Ko-Ki auf sein Wort.
 

In der Ferne vernahmen sie plötzlich Motorengeräusche – keine große Sache wäre es gewesen, wäre es nicht bereits bedrohlich laut. Beide drehten ihre Köpfe in die Richtung, aus der sie kamen.
 

"Nicht schon wieder ein Rennen." Reno klang genervt, seufzte; Ko-Ki tat es ihm gleich.
 

Sie nahmen intuitiv von der Straße Abstand, da fegten schon die lauten Motorräder entlang, wirbelten die Luft den beiden unfreiwilligen Zuschauern um die Ohren, verschwanden fast wieder aus deren Blickfeld, da ertönte ein mechanischer Knall, Bremslaute wie hysterisches Kreischen, das Zerreißen von Karrosserie, als sei es Papier, erschreckend im Klang und bedrohlich nahe.
 

Aufgrund des Geräusches und des Nachklingens im Ohr vernahm Reno erst spät das entsetzte Fluchen des Studenten neben ihm und blickte die Straße entlang; alle Motorräder waren verschwunden, nur zwei standen angehalten, aber unberührt auf dem Asphalt, ein drittes lag auf dem Boden, es schien zu dampfen.
 

Ko-Ki kniff die Augen ein wenig zusammen. "Der eine, der ist gerade in einen Fußgänger geschmettert."
 

Es klang ungläubig, er bewegte den Kopf hin und her, konnte es nicht wahrhaben.
 

Reno schluckte hart, hatte es doch genau wie der andere gesehen, trotz des Alkohols war alles mit einem Mal wieder glasklar und kalt in der Realität. "Lass die Polizei rufen."
 

Ko-Ki nickte, griff nach seinem Handy, während Reno Richtung Unfallort sah – sie standen nicht weit weg, konnte zwei Menschen regungslos auf der Straße liegen sehen, einen großen Fleck auf dem steinernen Boden, die Erkenntnis darüber, was es war, ließ ihn für einen Moment schlecht werden.
 

Er hörte Ko-Ki unsicher telefonieren, eine Beschreibung abgeben, starrte aber immer noch die beiden Männer auf den Motorrädern an, die direkt neben dem Unfall mit ihren Maschinen standen, wohl nichts erwischt oder abbekommen hatten.
 

Einer von ihnen fuhr schon bald weiter, hatte für einen Moment den Helm abgelegt, geschaut, aber nichts getan, als sei es schon in Orndung so.
 

Der andere blickte für einen Moment zu ihnen herüber, hatte ebenfalls den Helm abgezogen, Reno lief es kalt den Rücken hinab, als sich ihre Blicke – wirres Haar, Rastazöpfe im längerem Haar, dunkle Augen, die den Betrachter verschlangen – zu treffen schienen, doch dann zog ihn Ko-Ki an der Schulter zu sich.
 

"Du... Sie kommen gleich, wir sollen warten."
 

Der Größere fasste die Worte auf, drehte sich wieder zum Unfallplatz, doch die beiden Fahrer waren verschwunden, zurück blieben ein Motorrad und zwei menschliche Hüllen, Täter und Opfer.
 


 

Erst am Frühstückstisch wurde Reno gewahr, dass Shin sich wohl doch Sorgen gemacht hat – der Kleinere hatte mitbekommen, dass der Brünette zur typischen Feierabendzeit nicht erschienen war und hatte den Großteil der Nacht wachgelegen.
 

Mit einem dementsprechenden Blick – beide mussten schließlich früh zur Arbeit – wurde Reno begrüßt, als er die Küche betrat und vom Schlafmangel noch benommen am Küchentisch Platz nahm.
 

"Verdammt, wo warst du noch?"
 

Shin stellte mit erbostem Unterton beide Kaffeetassen auf den Tisch, setzte sich zum Älteren, der nervös die Finger um den Tassengriff legte und wieder entgleiten ließ, ohne die Tasse anzuheben, sich räusperte.
 

"Ko-Ki und ich hatten was getrunken, sind dann einfach den schnellsten Weg nach Hause gelaufen."
 

Reno blickte auf, sah Shin mit den Augen rollen, ehe jener sich Zucker und Milch in den Kaffee tat, aufstand und zum Kühlschrank ging, den Größeren leise knurren ließ, solle er doch nicht immer direkt so angewidert beim Wort 'Alkohol' reagieren.
 

"Jedenfalls sind wir den direkten Weg gegangen und da fand wieder ein Rennen statt. Die Chiroptera."
 

Das war anscheinend die treffendere Aussage, denn Shin drehte sich überrascht um, hatte noch das Brot gefischt und aus dem Kühlschrank etwas Belag geklaut und trat damit zurück an den Tisch.
 

"Du bist dir sicher, dass es sie waren?"
 

"Du wirst es nachher in den Nachrichten sehen oder in der Zeitung lesen: zwei Tote, darunter mehr als deutlich ein Chiroptera. Ko-Ki und ich mussten mit unseren benebelten Köpfen noch Zeugenaussagen machen, wir waren unmittelbar am Unfallort."
 

Shin nickte stumm, woraufhin Reno seine Tasse nahm und trank; ein flüchtiger Blick auf die Uhr und Letzterer sprang auf und eilte zur Türe, sich verabschiedend und den Türrahmen streifend, deshalb leise fluchend.
 

Shin machte sich noch ein Frühstück fertig, er kannte da schon seinen Mitbewohner, der morgens gerne mal chaotisch das Haus verließ – gerade hörte er ihn die Tasse irgendwo abstellen und schnell die Zähne putzen, zumal Reno dabei immer durch die gesamte Wohnung lief, um seine Sachen zu packen, was die vielen Zahnpasta-Flecken auf Hosen und Oberteilen erklärte – und beschmunzelte jenen meist nur noch.
 

Danach stand er ebenfalls auf, packte sich das Brot in Alufolie und den ungebrauchten Rest wieder ins Brotfach beziehungsweise Kühlschrank.
 

Gerade betrat er das Bad, da war Reno bereits hinausgestürmt. Er musste ihn mal unbedingt zu einem Aufräumtag überreden, die Wohnung sah schrecklich aus: im Wohnzimmer schmückten ein leerer Pizzakarton und eine halbvolle Chipstüte den Tisch, auf der Couch prangten alte Anziehsachen.
 

Die beiden anderen Zimmer hatten sie sich jeweils zu ihrem Reich eingerichtet, wobei Renos Zimmer minimal kleiner ist, als das Shins – aber diese Einteilung hatte der Orientierungslose dem Azubi so angeboten, nachdem beide auf ihrem Weg zum selbstständigen Leben festgestellt hatten, dass Wohnungen in einer Großstadt teuer waren.
 

Auf jeden Fall wollte Shin gar nicht erst daran denken, wie Reno es mit der Ordnung in seinem Zimmer anstellte; der Blonde selbst hatte nun mal auch nicht einen großen Orndungsfetisch, aber die Wohnung im Ganzen bereitete ihm seit einer Woche Kopfschmerzen.
 

Der Augenoptiker – heute musste er nicht zur Schule, sondern nur im Laden stehen mit einem aufgesetzten Verkäufergrinsen – machte erst später auf, so fuhr Shin noch seinen Laptop hoch, um das gerade Gehörte noch einmal besser zu verarbeiten, indem er hoffend auf News-Seiten surfte.
 

Der Bericht war knapp, fasste aber das, was Reno und Ko-Ki hatten sehen müssen, in seiner Schrecklichkeit gut zusammen:
 

... Dieser Unfall kostete zwei Männern das Leben. Einer von ihnen, der Motorradfahrer, gehörte wahrscheinlich der Gruppe Chiroptera an, welche seit einem halben Jahr nachts die Straßen unserer Stadt mit illegalen Rennen unsicher macht. Der andere war ein Familienvater aus der Nachbarschaft. Es ist Vorsicht geboten. Zeugenaussagen und Erstellungen von Phantombildern waren bislang unzureichend. Über die Chiroptera ist bisauf den risikoreichen Straßenrennen nichts Weiteres bekannt...

Achat

[butter]FLY
 

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Achat
 

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Der blonde Auszubildene stützte seufzend die Ellenbogen auf den Tisch, legte die Stirn auf die Handflächen, summte irgendwann beinahe verrückt eine Kinderliedmelodie, die ihm gerade in den Sinn kam.
 

Er konnte sich nicht auf das bisschen Papierkram konzentrieren, dabei war es noch nicht einmal viel oder gar schwierig, aber die Unruhen letzte Nacht, von denen er an sich nichts mitbekommen hatte, zerrten an seiner Arbeitsmoral, baten um Aufmerksamkeit; Reno schien den Unfall leicht verkraftet zu haben, obwohl es selbst aus Zuschauersicht definitiv nicht angenehm gewesen sein musste.
 

Nachdem er sich nun doch dazu aufringen konnte, ein paar Bestellungen abzuschließen, ging er in den Servicebereich; er sollte heute auch Kunden bedienen, nicht nur hinter dem Angestellten hocken, lächeln und zusehen.
 

Er rechnete nur nicht mit dem dummen Zufall, der jenen Bekannten zum Optiker lockte: Shin vernahm das Klingeln des Bewegungsmelders, blickte interessiert auf, zog allerdings alsbald eine Augenbraue hoch.
 

"Guten Tag, wie kann ich Ihnen helfen?"
 

Sein Gegenüber schmunzelte, ging sich verlegen durch das schwarze mit knalligem pink akzentuierte Haar – auch er hatte den Blonden wiedererkannt.
 

"Ich möchte neue Kontaktlinsen bestellen lassen. Wir kennen uns, oder?"
 

Die Frage brach dann die erste Respektsbarriere, lockerte zudem Shins Gemüt beim ersten Kundegespräch, welches er ganz alleine führte. Er wendete den Blick Richtung Monitor ab, gab den Namen ein, blinzelte hin und wieder zum Kunden auf.
 

"Ja, tun wir. Du arbeitest im Platja mit Reno zusammen, hm? Ko-Ki, richtig?"
 

Der Angesprochene nickte, Shin bearbeitete derweil die Daten, zum Glück war er bereits Kunde, so ging alles schneller – der Ältere wunderte sich, dass er es nicht schon vorher gewusst hatte, tat diesen Gedanken dann aber ab.
 

"Ja, und du wohnst bei ihm? Ich sehe dich total selten, zuletzt einmal, da hast du Reno vom Platja abgeholt."
 

Shin stierte stur auf den Monitor, besonders, nachdem er den Wink mit dem Zaunpfahl deutlich aufgefasst hatte – sein Interesse, Ko-Ki außerberuflich zu treffen, ging arg ins Negative, doch der Pinkhaarige machte keine Anstalten, das auch zu berücksichtigen.
 

"Die gleiche Sehstärke wie zuvor?", wimmelte der Größere ab, sah einen Moment zu Ko-Ki auf.
 

Ganz leise seufzend nickte der andere, damit Shin weiterarbeiten konnte – als Azubi machte er sich hervorragend, als erhabener Ignorant ebenfalls...
 

Nach einer Weile rieb sich jener Ignorant die Hände, nickte sich selbst bestätigend. "So... Alles fertig, die Dinger sind in vier Tagen abholbereit."
 

"Ist in Ordnung, danke. Dann werde ich wohl wiederkommen."
 

Ko-Ki machte kehrt, winkte zum Abschied – er würde wohl noch ein paar Male auf Shin zugehen, die Frage blieb offen, ob jener es auch wollte.
 


 

Am selben Tag arbeitete Reno wieder im MunjA, noch etwas neben der Spur, aber das konnte auch daran liegen, dass er Schlafmangel und mittags noch gearbeitet hatte.
 

Ko-Ki hatte er heute noch nicht gesichtet, dabei hatte der Student frei; gerade dann war er gerne mit dem Größeren unterwegs, alberte herum oder konnte doch tatsächlich mal ein offenes Ohr für alles mögliche haben, beispielsweise auch für das Geschehen letzte Nacht.
 

Dementsprechend machte sich der Brünette auch etwas Sorgen, wer wusste schon, wie die Chiroptera auf Beobachter reagierten, wie sie tickten, wenn sie schon belanglos einer ihrer Kameraden und einen Außenstehenden tot auf der Straße liegen ließen.
 

Er bediente gerade ein paar Kunden, da wich sein Blick in die ferneren Menschenmengen, die meisten tanzend und lachten, aber ein Fleck wirkte so bewegungslos, beobachtend, lauernd; Reno fixierte den Blick darauf, erkannte irgendwann das Augenpaar wieder.
 

Ungeachtet wurde das Glas an einen Kunden weitergereicht, der junge Barkeeper konnte den Blick nicht abwenden, als sich Gedanken, Erinnerung und Ängste vermischten und ebenso in seinen Seelenspiegeln anscheinend zur Geltung kamen, denn die anfokussierte Person grinste ihm überlegen entgegen, verschwand plötzlich in der Menge.
 

Die Bitten der Menschen am Tresen schlichtweg überhörend, stürmte Reno an einem Kollegen vorbei und tauchte in die bedrohlich unüberschaubare Masse aus Körpern ein, nur hin und wieder die dunklen Haare oder das markante Gesicht erhaschend, indirekt seiner Körpergröße dankend, dass er den Angepirschten dadurch überhaupt sehen konnte.
 

Jener schien aber auch nicht klein zu sein, was ihn zum Glück schneller mal wieder zwischen den tanzenden Leuten auftauchen ließ; er schien den Ausgang aufzusuchen, so sah Reno ihn aus der Menge schreiten und hinauslaufen, ehe er selbst das Meer aus Schweiß, Polyester und Haut erst verlassen konnte.
 

Raus aus der Geräuschkullisse – hinein in die unbeleuchtete Schwärze und in die nächtliche Kühle, drehte Reno den Kopf suchend in beide möglichen Richtungen und erst beim zweiten Anlauf erkannte er den Schatten, der in eine Seitenstraße einbog.
 

Er rannte ihm gedankenlos hinterher, musste ihn einfach noch einmal sehen, irgendetwas in ihm zwang ihn dazu – hinter der Kurve sah er eine Laterne gelblich und alt leuchten, der Rest leblos und kalt.
 

Nach Luft ringend näherte er sich der nächsten Kreuzung am Ende dieser Straße, da zogen ihn zwei Hände aus dem Lichtkegel, zu schnell für eine selbstverteidigende Reaktion spürte er die raue Häuserwand im Rücken und einen schlanken, aber kräftigen Unterarm schmerzlich unterm Kinn.
 

"Du hast Nerven, mich hierhin zu verfolgen."
 

Gezischt drangen die Worte in sein Ohr, keuchend versuchte Reno Sauerstoff in die Lungen zu bekommen, als sich der Arm näher an seinen Hals presste.
 

Er hatte reflexartig die Hände daran gelegt, krallten sich ins Fleisch des anderen, sich dessen Gesichtszüge trotz der Furcht – oder gerade deshalb – beschauend, einprägend. Schwer suchte er sich die Worte zusammen, die er noch über seine Lippen schieben konnte, ohnegleich in Ohnmacht zu fallen.
 

"Ich wollte nur wissen, ob du es wirklich bist."
 

Sofort ließ der wenig Kleinere von ihm ab, nahm einen Schritt Abstand, schnaubte verächtlich, ehe es zu einem kurzen Lachen ausartete.
 

"Selbst mit funktionierendem Mundwerk bist du nicht klüger."
 

Er musterte ihn eindringlich, schien erst in dem Moment zu verstehen, zu realisieren, und schätzte demnach stumm die Situation neu ab – Reno glaubte bereits, in diesen Sekunden würde über sein Abdanken oder Weiterleben entschieden.
 

Der Größere rührte sich nach einer Weile, drückte sich langsam von der Wand ab, beobachtete den anderen in seinem Tun, hielt gar seinem Blick stand, den er nicht zuordnen konnte, kalt, wütend, überrascht, blieb aber sonst ruhig stehen.
 

Sein Gegenüber neigte den Kopf zur Seite, kniff die Augen abwägend zusammen. "Du hast mit dem einen den Unfall gesehen, hm? Habt ihr die Polizei gerufen, Aussagen gemacht? Und dann läufst du mir hinterher – du spielst ziemlich mit deinem Leben."
 

Unbewusst spielte Reno mit seinem Lippenpiercing, knabberte darauf herum, zog es mit der Unterlippe in den Mund, ließ erst bei einem schwachen Schmerz wieder davon ab – das Herz schlug ihm bis zum Hals, er musste mehrere Anläufe starten, um zu schlucken, so zugeschnürt war seine Kehle.
 

"Wir riefen einen Krankenwagen, wir haben sonst nichts erzählt."
 

Beschwichtigend ruhig klang Renos Stimme, er unterdrückte jegliches Zittern, jegliche Anzeichen für die Angst, ertappt zu werden – sein Blick blieb standhaft, obwohl der Dunkelbraunhaarige ihm sichtlich keinen Glauben schenkte.
 

Als jener hart die Luft einsog, zuckte der Größere minimal zusammen, schickte ein Stoßgebet gen Himmel – und atmete zugleich erleichtert aus, als ihm ein milderer Unterton erreichte.
 

"Sie sehen es nicht gern, wenn Außenstehende so etwas mitbekommen."
 

Er schaute zur Seite, wirkte nachdenklich, doch Reno konnte es nicht interpretieren, war irritiert, dass sein Gegenüber sich selbst distanziert von den Chiroptera sah, wenn er die Worte richtig verstanden hatte.
 

"Wieso 'sie'? Du nicht?"
 

"Ich gehöre nicht zu denen, ich unterwerfe mich keinem Regelwerk, auch nicht einem, dass gegen das höchste Regelwerk verstößt."
 

Nahezu fasziniert nickte Reno – er wusste nichts mit dem anderen anzufangen, aber dessen Gestalt, das Auftreten, dessen Meinung und Stimme fesselten ihn, trotz der prekären Situation.
 

"Wir werden auch nichts sagen, wir-..."
 

"Halt den Mund. Ich brauche keine Abspeisungen, die aus Furcht entstehen. Hau ab und gut ist, wir werden uns nie wieder sehen."
 

Der Dunkelbrünette drehte sich um, ein paar Rastazöpfe glitten von den Schultern auf den Rücken, als er sich umblickte – wider Erwarten griff Reno nach dessen Schulter, wollte ihn zum Stehenbleiben animieren mit dieser etwas verloren wirkenden Art.
 

"Warte -..."
 

Er schnappte gerade nach Luft zum Weitersprechen, da fühlte er einen starken Griff an dessen Hand, einen stechenden Schmerz im Handgelenk, als die Hand nach unten gegen den Unterarm gedrückt wurde, drohend, nicht zerstörend.
 

Ihm entfuhr ein schmerzlicher Laut, da drehte der etwas Kleinere seinen Arm, presste ihm diesen gegen den Rücken, die Hand immer noch so gebogen, dass das Handgelenk bei jeder falschen Bewegung gebrochen wäre.
 

"Lauf mir nie wieder über den Weg."
 

Er stand hinter ihm, das Kinn fast auf seiner Schulter, die Worte wie zuvor fauchend und gefährlich an sein Ohr schmetternd, dann ließ er ihn los und ging.
 

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"Was? Spinnst du?"
 

Fast wäre dem Studenten eine Tasse aus den Händen geglitten, als er sie vom Tablett anhob; ungläubig starrte er den Größeren an, welcher sich nervös an seiner Platja-Schürze herumzüppelte, und auch ein wenig wissend, schließlich kannte er seinen manchmal kopflosen Freund gut.
 

"Komm, was hättest du denn getan?"
 

Reno machte gerade einen Cappucino fertig, fischte ein Gebäck aus einem Behälter und legte diesen auf einem Teller, das Getränk dazu. Nachdem Ko-Ki eine Schweigesekunde eingelegt hatte, blickte er ihn wieder an und sprach weiter.
 

"Ich bin ihm halt gefolgt, er merkte das wohl und versteckte sich so, dass ich ihn zuerst nicht mehr sah und er mich dann festhalten konnte. Ich musste ihm sagen, dass wir keine Aussagen bei der Polizei gemacht haben, sonst wäre es recht ungemütlich geworden, wie ich ihn einschätze... Mehr war auch nicht, ich bin froh, dass er mich einfach laufen ließ."
 

"Idioten haben immer Glück, sagt man."
 

Ko-Ki hatte sein Tablett fertig, sah Reno fast vorwurfsvoll an, schüttelte anschließend den Kopf; verstand einer die Leute, die Hals über Kopf in Situationen krachten und dann auch noch heil herauskamen.
 

"Komm, Idioten finden ihre Inspiration immer beim besten Freund, dem Deppen."
 

Gegenwehr war zwecklos, als Reno den kleineren, lauthals Protestierenden übertrieben lieblich umarmte und ihm in die Seite piekte, sich schlussendlich das eigene Tablett krallte und dann hinaus zu den Tischen schritt.
 

Nach einer viertel Stunde trafen sie sich wieder per Zufall in der Küche, Ko-Ki räumte gerade schmutziges Geschirr in die große Industriespülmaschine, blickte für einen Moment zu Reno auf, welcher ein paar gebrauchte Teller hinzupackte, leise seufzend.
 

"Mach trotzdem so einen Scheiß nicht noch einmal, das hätte heftig ins Auge gehen können."
 

Der Angesprochene summte desinteressiert und dennoch akzeptierend; als ihm das Schweigen zu lange wurde, fiel ihm etwas ein, worauf er den Pinkhaarigen noch ansprechen wollte.
 

"Du... Ich brauche jemanden, der Shin beim Street Fighter IV schlägt, ich verzweifel an seinem Können."
 

"Klingt gut, heute Abend?"
 

Reno stutzte bei der schnellen Antwort. "Musst du gar nicht mehr zur Uni?"
 

"Semesterferien."
 

Ko-Ki lachte belustigt auf, als Reno verzweifelt wimmernd und vor sich hin zeternd die Küche verließ und sich den Bestellungen widmete – dabei konnte der Student doch auch nichts für seine Freizeit...
 

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Die Playstation 3 inmitten von getragenen Socken und leeren Getränkeflaschen surrte noch munter vor sich hin, das Spiel war mittendrin angehalten, Shin, Reno und Ko-Ki auf der Couch, lachend und sich kringelnd – der Betrachter, der nicht sofort die sechs leeren Bowlenflaschen und ein paar Klopfer auf dem Tisch sah, hätte sich spätestens dann gefragt, wann denn in diese Männer gefahren sein mochte.
 

Es hatte tatsächlich mit dem Spiel angefangen, führte mit Renos Idee, den Keller getränketechnisch zu leeren, fort und endete mit dem Bild, welches sich gerade auf der Couch gab.
 

Ko-Ki machte immer deutlicher Shin an, der Blonde zeigte nicht mehr so viel Gegenwehr, wie zuvor – was spätestens am Tag darauf auf den Alkohol geschoben werden würde – und Reno sah dies als Stille Aufforderung, zu gehen.
 

"Ich gehe eine Runde um den Block, ich darf hier in der Wohnung nicht rauchen, werter Anti-Raucher."
 

"Aber Reno, du kannst jetzt nicht alleine raus."
 

"Ah, Mama Shin, kann ich sehr wohl."
 

Reno blickte erhaben auf den flehend schauenden Gleichaltrigen hinab, Ko-Ki grinste triumphierend; wenn der Brünette rauchen gehen wollte, brachte ihn keiner davon ab.
 

Shin hat sich nach kurzem Protest gegenüber Renos angekündigtem Verschwinden sogar an Ko-Ki gelehnt, um einen letzten Klopfer für den Abend bettelnd, da zog sich Reno seine Lederjacke über und simple Boots an, schloss die Türe hinter sich.

Malachit

[butter]FLY
 

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Malachit
 

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Die Kälte kletterte durch Jeans- und Jackenstoff, obwohl Letzteres gar ledern war, der Brünette hatte nicht mit einem solchen Temperaturumsturz gerechnet, schlang demnach einen Arm enger um den Körper.
 

Die Zigarette hielt er in der freien Hand, führte hin und wieder ihr Filterende zwischen die Lippen, zog daran, entließ den blauen Dunst wieder durch Mund und Nase.
 

Er bog in eine Seitenstraße, wollte von da aus eine kleine Schlaufe aus Häusern laufen, um zurück nach Hause zu kommen, doch da hörte er aus der Ferne Gelächter und blökende Männerstimmen, die ihn kurz aufhorchen ließen.
 

Um sie zu ignorieren, kamen sie zu nahe.
 

"Na, dich kenn ich doch."
 

Kaum drehte sich Reno zum Ursprung der Stimme um, hatte er bereits eine kräftige Hand an der Kehle, zuschnürend und grob, sie gab ihm nicht die Zeit, auch nur überrascht die Luft einzuziehen, hätte er bei seinem Rausch überhaupt reagieren können.
 

Die Stimme kam ihm nicht bekannt vor, er wusste, es war nicht der Mann von gestern hinter dem MunjA, dieser hier war breiter im Körperbau, hatte stärkere Arme und Schultern.
 

Reno erkannte schemenhaft die Züge wieder, sie kamen ihm bekannt vor, vielleicht der zweite Motorradfahrer, der überlebt hatte, der neben dem anderen stand, neben dem mit den Rastazöpfen... Er konnte nichts sagen, jeder versuchte Atemzug stoppte in verzweifelten Japsgeräuschen – und die anderen lachten gehässig.
 

Die Pranke drückte zu, der Überfallene ließ die Zigarette fallen und klammerte sich an die Hand.
 

"Lass ihn los, er gehört zu mir."
 

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"Reno ist lange unterwegs, findest du nicht auch?"
 

"Ach, du hast nur kein Zeitgefühl mehr, Azubi."
 

Shin konnte den lässigen Tonfall des Jüngeren nicht leiden, schnaubte demnach leise, besonders, als der andere den Arm um seine Schulter legte.
 

"Lass das, das muss nicht sein..."
 

Der Blonde schubste die Hand des anderen weg, neigte sich zur Seite; selbst betrunken musste es nicht sein, dass sich Ko-Ki ihm näherte, obwohl er bei dem Spaß schon seit Beginn des Abends Gefallen zeigte.
 

"Was denn? Ich tu doch nichts..."
 

Der Größere funkelte den nicht mehr und nicht weniger Betrunkenen neben sich an, an welchen er sich gerade noch kichernd gekuschelt hatte, ehe er dann doch zu direkt geworde war, wodurch er sich gezwungen fühlte, wieder auf Abstand zu gehen.
 

Der noch wütend aufblitzende Blick änderte sich, wurde milder, wärmer; Shin war sich sicher, dass er Ko-Ki mochte, aber nicht so, wie es der Kleinere tat – so wie Letzterer es seit kurzer Zeit mit viel Aufwand demonstrierte.
 

Er mochte ihn sehr, der Azubi den Studenten, er mochte ihn ziemlich... - und schlussendlich doch nicht.
 

"Ich versuch jetzt, Reno zu erreichen."
 

Shin sprang auf, versuchte leicht biegend wieder das Gleichgewicht zu finden, die drehende Welt um sich auszuknipsen, und griff dann nach seinem Handy mitten im Chaos auf dem Tisch. Er wählte, hielt sich das Handy ans Ohr, wartete darauf, dass es eine Verbindung zu seinem Mitbewohner herstellte.
 

Nach einigen Sekunden ertönte aus der Ecke ein Klingelton, charakteristisch Richtung R'n'B, charakteristisch für Renos – nach Ko-Ki, welcher lieber die gesamte Metal-Palette durchhörte – ziemlich verdorbenem Geschmack.
 

Shin seufzte, Ko-Ki tat es ihm gleich.
 

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Sofort wurde von ihm abgelassen, er konnte den Hustenreiz nicht unterdrücken, hielt sich demnach die Hand vor den Mund, betrachtete dabei die Gruppe beim auftrennen, als sich ein Schatten durch die paar Männer schlängelte.
 

"Ihr geht, er kommt mit mir."
 

Reno lernte diese Stimme erbost und aggressiv kennen, nun zeigte sie ihre dominante, gefährlich ruhige Seite, die selbst solche Schränke von Männern herrisch zum Gehen aufforderte; der Respekt der Gruppe gegenüber diesem einen Mann war greifbar.
 

Dabei war dieser so zierlich neben den anderen, aber der Brünette selbst wusste schließlich bereits um dessen Kraft.
 

In dieser Situation völlig überrumpelt, starrte Reno den anderen an, der zwar kleiner als die anderen – die kräftiger Gebauten überragten selbst den Brünetten um gut einen Kopf im Durchschnitt – war, aber unter ihnen mit seiner Macht groß wirkte.
 

Nebenbei verschwanden die anderen Gestalten ohne Widerstand, während der gerade erst Aufgetauchte vor Reno stehen blieb, die Arme still vor der Brust verschränkte und grinste.
 

"Es ist eine Kunst, der Gefahr nicht auszuweichen."
 

"Das tat ich auch nicht mit Absicht."
 

Reno wusste nicht auf den anderen zu reagieren, Letzterer spielte ein wenig mit seinen längeren Haarsträhnen, den unverkennbaren Rastazöpfen, und blickte den Größeren mit einer Mischung aus Arroganz und wissender Sicherheit an.
 

"Glaub ich dir bei der Fahne."
 

"Was waren das gerade für Typen?"
 

Der Angesprochene schüttelte langsam den Kopf, schlug die Augen nieder, lachte leise.
 

"Man wird dich eh nicht mehr los, oder? Das waren gerade Chiroptera, zumindest ein Teil von denen – der eine hat dich wiedererkannt. Nun bist du gewiss nicht mehr sicher, jetzt kennen viele von denen dein Gesicht."
 

Reno schluckte, war andererseits auch erleichtert, dass der andere mal ein wenig mit ihm sprach – und sei es, dass er nur glaubte, der Größere könnte sich am nächsten Tag nicht mehr erinnern.
 

"Wer bist du, dass du mit denen unterwegs bist, aber strikt sagst, dass du nichts mit denen zu tun hast? Du fährst auch ein Motorrad, das hab ich doch-..."
 

"Schweig. Du fragst zu viel."
 

"Nur, weil du dich nicht erklärst. Ich will doch nur wissen, wer versucht, mich aus der Sache herauszuhalten, und zugleich angeblich nichts damit zu tun hat."
 

"Ich habe nicht bestritten, dass ich nichts damit zu tun habe. Ich bin kein Chiroptera, nur das habe ich gesagt."
 

Der Kleinere schien langsam mehr zu reden, wobei er den Brünetten weiterhin musterte, sich insgeheim sicher zu sein wirkte, dass Reno die nächsten paar Tage nicht mehr überleben würde, würde er weiter in diese Szene eintauchen, grünschnäbelig und stur.
 

Da konnte er doch auch mehr erzählen.
 

"Du fährst diese Rennen aber mit, oder?"
 

"Tauchst du irgendwann gar nicht mehr auf, wenn ich dir nun ein paar Dinge erzähle?"
 

"Ich glaub nicht."
 

Reno war nur ehrlich – hasste sich aber einen Moment dafür, als sein Gegenüber dunkel knurrte, mit sich kämpfte. Der Größere räusperte sich nervös.
 

"So lebensmüde habe ich noch keinen erlebt. Die waren immer froh, dass man sie laufen ließ und ließen sich nie wieder blicken, lebten ihr Leben weiter – und du?"
 

"Ich will doch nur wissen, wa-..."
 

"Es gibt nichts zu wissen!"
 

Man hörte förmlich den Geduldsfaden knirschend reißen, als der Kleinere auf Reno zuging, ihm so nahe kam, dass der Brünette scharf die Luft einzog, ihn erschrocken ansah, man seine Furcht besonders aus der minimalen Entfernung roch.
 

Als Reno nicht reagierte, starr da stand, wendete sich der andere von ihm ab, entfernte sich stumm von ihm.
 

"Kann ich dich wiedersehen?"
 

Der Größere war sich nicht sicher, woher diese Frage kam, aber er wusste, dass er sie selbst formuliert hatte, in einer kindlich-naiven Sehnsucht; er konnte nicht beschreiben, was es war, aber diese Unwissenheit über die Person vor ihm, die mittlerweile stehen geblieben war, ihm den Rücken zukehrte, zwang ihn dazu.
 

Er glaubte, den Kleineren seufzen zu hören, deutlicher war hingegen das folgende Lachen, schallend und verspottend, sodass er die Zähne aufeinander biss, registrierend, dass er sich selbst zum Vollidioten der Situation machte.
 

"Wiedersehen?", hallte irgendwann die amüsierte Wiedergabe, ehe sich der Kleinere umdrehte.
 

"Wiedersehen." Reno nickte, sprach es unsicher, aber dennoch bestätigend aus, sah etwas hoffnungsvoll den anderen an.
 

"Wenn ich einen dämlich-treuen Begleiter suche, gehe ich in den Zoofachhandel und gabel' keine betrunkenen Deppen von der Straße auf."
 

"Wohlbemerkt Deppen, die du rettest. Warum?"
 

Daraufhin erhielt er keine Antwort, stattdessen drehte sich der Angesprochene erneut weg, ging die Straße entlang, erwähnte etwas ein bisschen sich geschlagen gebend und genervt von der Hartneckigkeit des Größeren.
 

"Morgen Abend im MunjA, bis dahin habe ich mir überlegt, was ich mit dir anstelle."
 

~
 

Vom Restalkohol im Blut war nichts mehr spürbar, als Ko-Ki die Wohngemeinschaft verließ, bereits halb angezogen in der Tür stand, den Größeren, welcher müde und ungeduldig in der Diele stand, schmunzelnd musterte.
 

"Und du meldest dich?"
 

"Klar, wenn ich Frühstückspause beim Optiker habe."
 

Shin glaubte seinen eigenen Worten nicht, aber etwas Bestätigendes musste er schließlich sagen, nachdem der Pinkhaarige ihm seine Handynummer aufs Auge gedrückt hatte, der Blonde sie sogar ins Mobiltelefon eingespeichtert hatte.
 

"Okay, dann bis irgendwann mal!"
 

"Ja... Irgendwann mal."
 

Es war nur gemurmelt, Ko-Ki hatte es definitiv nicht gehört, zumal dieser plötzlich leise zu jubeln begann und der Blonde fragte sich, was denn an einem Anruf so interessant sein konnte, doch kurz darauf merkte er, dass es nicht ihm gewidmet war.
 

"Da ist der Zweifach-Jobber ja wieder! Jetzt ist aber Schicht."
 

"Kein Problem, ich will eh nur noch schlafen."
 

Reno erschien in der Wohnungstür grüßte die beiden nickend, zog sich die Jacke aus und ging an Ko-Ki vorbei in die Wohnung.
 

Letzterer verabschiedete sich und verschwand recht schnell.
 

Eine viertel Stunde später stand Reno Zähne putzend vorm Badezimmerspiegel, während Shin in einem übergroßen weißen T-Shirt im Türrahmen lehnte.
 

"Musstest du unbedingt Ko-Ki einladen?"
 

Der Angesprochene spuckte die Zahnpasta aus, beugte sich vor, um den Mund auszuspülen, ehe er sich diesen abtrocknete und Shin ansah.
 

"Du hast es heraufbeschworen, nachdem du mich das sechste Mal im Spiel geschlagen hattest."
 

"Siebte Mal.", korrigierte der Blonde fies grinsend und schritt zum Waschbecken, an dem Reno brav Platz machte, sich im Hintergrund die Haare kämmte, ein paar Spitzen zwischen die Finger nahm und besah.
 

"Die müssten auch mal wieder geschnitten werden, ist das Spliss?"
 

"Lenk nicht ab!", warnte der Kleinere, ehe er sich die Zahnbürste in die Schnüss schob, der Ertappte leise knurrend.
 

"Komm, ich wusste nicht, dass Ko-Ki dich anbaggert. Und du bist sicher, dass es nicht nur am Alk lag?"
 

Verschmitzt grinste der Brünette, als Shins Augen protestierend aufleuchteten – als brauchten alle Männer bei ihm Alkohol, um ihn erst attraktiv zu finden, welch eine Frechheit – doch jener putzte sich geduldig weiter die Zähne.
 

Der Blonde schenkte die Zahnpasta auch irgendwann dem Waschbecken, wusch sich noch und klaute dem Größeren die Haarbürste.
 

"Wo warst du eigentlich noch so lange?"
 

"Ich habe noch jemanden getroffen."
 

"Um die Uhrzeit?"
 

Der Azubi war durchaus irritiert, legte die Bürste zurück in die Schublade, aus der sie sein Mitbewohner zuletzt geholt hatte, und schaute Reno an.
 

"Wer ist denn da noch unterwegs?"
 

Der Angesprochene überlegte eine Weile, wusste nicht, ob er so aus dem Nähkästchen plaudern sollte, andererseits war Shin eine vertrauenswürdige Person – bestimmt würde er noch einmal darauf zurückkommen.
 

"Ist jetzt nicht wichtig. Ich gehe schlafen."
 

Reno sah den Kleineren eine Augenbraue hochziehen, senkte den Blick, verschwand aus dem Bad, ohne darauf weiter einzugehen; zügig für seine Verhältnisse ging er in sein Zimmer, ließ seine Anziehsachen zu Boden fallen – generell sah sein Zimmer danach aus, als wären seine Sachen von seinem Körper geplatzt – und zog sich noch was Lockeres über, ehe er sich ins Bett legte.

Jaspis

[butter]FLY
 

~
 

Jaspis
 

~
 

„Schönen guten Morgen hier im Platja, was darf's denn sein?“
 

„Das erste Frühstücksmenü mit Kaffee.“
 

„Alles klar, danke, kommt bald.“
 

Reno neigte sich leicht vor und verließ den Tisch, ging Richtung Küche und begann sofort mit der Bedienung des Vollautomaten, neben welchem Ko-Ki gerade eine Bestellung fertig machte.
 

„Hi, schon da?“
 

„Nein, Hirn zieht noch hinterher, dauert etwas...“
 

Der Größere schmunzelte bei der grummeligen Antwort, konnte sich aber einen Kommentar nicht verkneifen. „Hast dir ja auch gestern so einiges erlaubt, um deinen Durst zu stillen.“
 

Ko-Ki schnaubte leise, schmunzelte dennoch ungewollt, wahrscheinlich auch wegen der Doppeldeutigkeit im Satze des Brünetten.
 

„Mach mal einen Cappuccino bitte mit.“
 

„Ist Okay... Darf ich mal fragen, was ihr so gestern getrieben habt?“
 

Der Angesprochene sah vorsichtig auf, widmete sich schnell wieder dem Gebäck, rief anderen Kollegen herüber, dass sie für etwas Bestimmtes Nachschub besorgen mochten, räusperte sich dann verlegen.
 

„Was hat Shin denn gesagt?“
 

Ein Schweigen, ein sehr langes Schweigen war die Antwort, welches den Studenten wesentlich nervöser machte.
 

„Ich habe ja nichts verpasst, von wegen Partner und so, also kann ich doch schauen, wie ich bei Shin stehe, oder?“
 

„Wie du bei ihm stehst?“
 

„Ja... Bis jetzt hat er sich noch nicht gemeldet, wollte es bis jetzt eigentlich getan haben.“
 

„Autsch...“
 

Reno reichte dem geschlagen dreinschauenden Hund das geforderte Getränk und stellte sich sein Geordertes auf ein frisch geputztes Tablett, aber schaute den anderen daraufhin wieder an, da er wirkte, als würde ihm etwas auf dem Herzen liegen.
 

„Shin sagte nicht viel zum Abend.“
 

Die kleine Lüge ließ Ko-Ki hoffend, aber auch etwas ungläubig aufsehen. „Was hat er denn gesagt?“
 

Der Ältere zuckte mit den Schultern, wollte diese komplizierte Lage möglichst glimpflich umgehen.
 

„Er erwähnte nur, dass du ihn angegraben hast – er ist mein Mitbewohner, stehe ich jetzt immer für eure Ich-will-dich-doch-du-willst-mich-nicht-Spielchen parat?“
 

„Ich habe nur die Lage abgecheckt!“
 

„Ja ja, von wegen Partner und so...“, folgte das Zitat.
 

„Ich fühle mich verarscht.“
 

So bitter hatte Reno Ko-Ki bereits lange nicht mehr erlebt, die Situation ließ ihn gar unbeholfen mit dem Lippenpiercing spielen, die schwarze Spirale, die er sich stechen ließ, als Ko-Ki einst auf die Idee gekommen war, zusammen zum Piercer zu rennen.
 

Der Größere legte dem Pinkhaarigen eine Hand auf die Schulter, schmunzelte ihm beschwichtigend entgegen.
 

„Shin ist nicht auf der Suche, so wie es mir scheint. Warte doch einfach ab und gut ist.“
 

„Du hast leicht reden, wenn du einfach so abhaust und später trotzdem die Hälfte nur aus einer Sicht weißt.“
 

„Willst du mir deine auch noch auftischen?“
 

„Nein, ich tisch jetzt anderes auf.“
 

Sprach der Jüngere und verließ mit dem Tablett die Küche, hinterließ einen seufzenden Reno mit elegant hochgezogenen Augenbrauen, der allerdings auch nicht länger hadern konnte, sein eigenes Tablett zu nehmen und rauszutragen.
 

Ein paar Minuten später liefen sich die beiden Freunde wieder über den Weg, Ko-K wirkte grübelnd.
 

„Du warst gestern lange weg.“
 

Reno gab einen bestätigenden Laut von sich, lehnte sich gegen die Ablage, atmete intensiv ein und aus, ehe er den anderen ansah, unruhig, fragend.
 

„Möchtest du eine rauchen?“
 


 

Im Innenhof standen die Mülltonnen beinahe überfüllt an der grauen Häuserwand, zum Glück weit genug entfernt, um dem Geruch zu entgehen – Ko-Ki nahm dankend eine Alaska aus der hingehaltenen Schachtel, bekam kurz darauf ein Feuerzeug gereicht.
 

Reno tat es ihm gleich, verlagerte das Gewicht von einem Bein auf das andere, schob die Hüfte vor und lehnte die Schulterblätter gegen die kühle Mauer.
 

„Die kennen unsere Gesichter, zumindest haben sie mich wiedererkannt, ich denke mal, da wird es bei dir nicht anders sein. Zumindest-...“
 

„Hey, hey, hey... Noch einmal zum Anfang: Wer?“
 

Erst beim Einmischen des Kleineren merkte Reno, dass er bereits zu tief im Gedankengestrüpp eingetaucht war – er stellte fest, dass ihn nicht der Unfall an sich fesselte, sondern die Gruppierung, aber auch besonders der Mann mit den ausgefallenen Haaren.
 

„Diese Chiroptera.“
 

„Ach so...“
 

„Ja, es ist zurzeit etwas unsicher für uns.“
 

„Etwas?“ Ko-Ki klang geschockt. „Komm, die haben Menschenleben auf dem Gewissen!“
 

„Mich haben sie gestern Nacht abgefangen, taten mir aber nichts, weil der eine von vorher dazwischenfunkte.“
 

„Und du arbeitest so seelenruhig weiter?“
 

„Miete zahlt sich nicht von allein, Shin würde mich köpfen.“
 

„Wenn er es nicht tut, dann die Chiroptera.“
 

„Auf Shin habe ich weniger Lust, der tötet bestimmt nicht so schnell und schmerzlos, der Tollpatsch.“
 

Ko-Ki war mit seinem Latein am Ende, Renos Einwände gingen ins Sarkastische, was eine schreckliche Eigenart des Größeren war, Dinge herunterzuspielen, harmlos zu machen – der Pinkhaarige seufzte gedehnt.
 

Reno zog an seinem Glimmstängel, atmete den Rauch wieder aus, neigte den Kopf zur Seite. „Okay... Nicht lustig.“
 

„Wirklich nicht lustig.“, bestätigte Ko-Ki leicht schmollend. „Und nun?“
 

„Ich wollte den einen wiedertreffen.“
 

„Nein...“
 

„Doch...“
 

„Nicht...lus-tig!“, der Kleinere schien es gar zu buchstabieren, schüttelte den Kopf, konnte es nicht wahrhaben, lachte verzweifelt und fertig mit den Nerven.
 

„Dir geht es nicht ganz gut, oder? Lass den Alk am Abend!“
 

Der Brünette sah zur Seite, seufzte müde. „Ich weiß selbst nicht.“
 

„Das merk ich. Lass den Scheiß, halte dich doch einfach fern von denen und wenn sie wieder auftauchen, dann hol die Polizei.“
 

Ko-Kis mahnender Blick ruhte eindringlich starr auf seinem Freund, bis dieser sich gezwungen fühlte, ihn anzusehen, zu nicken, wissend, dass der Student ihm nicht glaubte.
 

„Und sonst ist dir nichts passiert? Keine Drohung oder sonstiges?“
 

„Ich hätte es dir sonst nicht erzählt, das kannst du mir glauben. Ich schätze uns beide nicht in Gefahr und deshalb rede ich mit dir auch so freischnauze darüber.“
 

Der Jüngere war überrascht, mit einem Mal auf so viel Naivität zu stoßen, war es seit Ewigkeiten nicht mehr von Reno gewohnt.
 

„Der Typ scheint dir wichtig zu sein.“
 

Nachdenklich summte der Größere, senkte den Blick... Er konnte es selbst nicht in Worte fassen, vielleicht, wenn er mit Shin noch einmal darüber sprechen würde – Ko-Ki war auf seine Art noch zu sehr involviert, er hatte Angst, was Reno auch in gewisser Form nachvollziehen konnte.
 

Auf das Schweigen reagierte der Pinkhaarige nicht mehr, beendete vorzeitig das Thema, schluckte schwer; er hatte das Gefühl, noch häufiger mit diesem Thema konfrontiert zu werden und dabei wollte er es nicht, sondern nur noch vergessen – und gerade sein bester Freund machte ihm da einen Strich durch die Rechnung.
 

~
 

Die Beschreibung war nahezu perfekt gewesen, er hatte ihn sofort erkannt, den hochgewachsenen Barkeeper mit dem braunen, breit gesträhnten Haar, schmunzelnd, immer wenn er die Leute bediente, selbst nur verhalten an seiner Bierflasche nippte.
 

Lange noch beobachtete er ihn nur, er schien ihn nicht zu bemerken, war viel zu sehr in seine Arbeit vertieft...
 

Erst nach einer Weile schritt der Mann mit dem blaugefärbten Haar auf den Tresen zu, setzte sich auf einen freigewordenen Hocker, neigte sich lässig ein Stück vor.
 

„Einen Wodka Bull, bitte.“
 

Reno sah von ein paar Gläsern auf, die er gerade spülte, erblickte den Kleineren, lächelte nach wie vor.
 

„Klar, kommt sofort.“
 

Er drehte sich um, öffnete eine Red Bull-Dose und kippte den Inhalt in ein mittelhohes Glas, fügte einen angemessenen Schuss Wodka hinzu, nickte kaum merklich zur etwas rockigen Musik im Hintergrund.
 

„Hast einen guten Abend, wie mir scheint.“, meinte der andere, als er sein Getränk vor die Nase gestellt bekam, nippte anschließend daran.
 

Der Angesprochene sah sich schnell um, merkte, dass der Kundenansturm vorerst vorbei war, die meisten nun tanzen gingen, und blickte dementsprechend offen für einen Small-Talk den Blauhaarigen an.
 

„Ja, ist heute angenehm. Keinen Stress mit Kunden, gute Musik – mehr will man nicht, wenn man hier regelmäßig arbeitet. Bist du öfter hier?“
 

„Mal so, mal so. Heute komme ich speziell wegen dir hier.“
 

Reno stutzte, wog zuerst ab, ob es ein schlechter Anmachspruch war, oder ob sich mehr dahinter verbarg.
 

„Aha?“
 

„Ja, du triffst heute jemanden.“
 

Der Größere sagte nichts dazu, sollte der Fremde sich doch erklären, was er zugleich tat.
 

Letzterer schob seine linke Hand auf dem Tresen gelegt ein Stück weiter vor, Renos Augen fokussierten die schwarze Stulpe, die das Handgelenk schmückte, ehe der andere diese ein wenig runterschob.
 

Dunkle Linien, tribalartig zu einem Bild zusammengefügt – ein Motorrad, inmitten einer dynamischen Bewegung festgehalten, getragen von verschlungenen Fledermausflügeln, die sich weit spreizten.
 

„Chiroptera.“
 

Leise war das Wort im Vergleich zur Musik, aber als einziges so deutlich, so klar, dass Reno für eine Sekunde versteinerte, den Blick auf das Symbol gerichtet, kurz darauf vernahm er das Lachen seines Gegenübers.
 

„Nur keine Angst, ich überfall dich nicht hiermit.“
 

„Sind viele von euch hier?“
 

„Nein... Ich mach hier die Wetten.“
 

Der Kleinere grinste überlegen, sah den Brünetten herausfordernd an.
 

„Ich könnte die Polizei rufen.“, sprach Reno ruhig, aber bestimmt.
 

„Tust du aber nicht.“
 

Da hatte der andere Recht, aber woher sollte er Reno so gut kennen...
 

Der Blauhaarige legte den Kopf etwas kindlich schief, machte ohnehin einen sehr jungen Eindruck, redete dann weiter. „Diese Wetten werden dich zukünftig auch interessieren, gerade, wenn du mehr mit Ryouga und den Chiroptera zu tun hast.“
 

„Werde ich das?“
 

„Du rennst Ryouga doch hinterher.“
 

Spätestens bei jener Aussage war der Groschen gefallen und Reno war um ein wichtiges Stück Wissen reicher, nickte langsam und verstehend, woraufhin wieder nur ein amüsiertes Lachen zu hören war.
 

„Ah... Ist er hier?“
 

„Vermisst ihn schon, hm?“
 

„Ich habe noch zu tun.“
 

„Alles klar.“, der andere sah sich um, zuckte mit den Schultern. „Aber nein, er braucht wohl noch, ist gerade bei einer Rallye – deswegen bin ich hier.“
 

„Wegen den Wetten?“
 

„Ja.“
 

„Verstehe. Wie heißt du?“
 

„Nenn mich Iv. Wir werden uns noch häufiger sehen, glaube mir.“
 

„Glaube ich dir gerne, wenn du schon so offenherzig auf mich zugehst, fast familiär.“ Reno beugte sich zu einer Frau vor, die gerade dazu gekommen war, etwas bestellte, woraufhin er ihr ein Getränk hinstellte, sie mit diesem in der Menge verschwand.
 

Iv lachte erneut auf, er hatte seinen Spaß am Barkeeper gefunden – er war einfach zu genau, wie er beschrieben worden war, fragend, interessiert, fasziniert und gefesselt; ein sich selbst bestätigendes Klischee im Reiche Chiroptera.
 

„Ich musste dich einmal von Nahem sehen, ich verschwinde bald schon wieder. Ryouga müsste gleich auftauchen.“
 

Mit den Worten krallte sich der Blauhaarige sein Getränk und tauchte zwischen den tanzenden Menschen unter, Reno konnte ihm nur kurz hinterherschauen, eingenommen von der Gewissheit des Kleineren, dass der Brünette ihm nichts anhaben konnte – er fühlte sich machtlos, aber nicht schlecht dabei, nahm es hin wie die beiden Biker den Unfall.
 

Sein Blick schweifte noch einmal über die sich rhythmisch bewegenden Schatten, da haftete er sich wieder an ein bekanntes Augenpaar, ließ ihn erschaudern.
 


 

„Habe ich es richtig verstanden – du bist Ryouga?“
 

Der Angesprochene nickte stumm, lehnte gegen die Häuserwand hinter dem Club, sah den Größeren abwägend an. „Richtig. Iv hat bestimmt mit dir geredet, hm? Neugieriger Zwerg...“
 

„Was ist nun? Anscheinend hast du dich damit abgefunden, dass wir uns häufiger sehen werden.“
 

Reno überdachte das Gespräch vorhin an der Bar, der Blauhaarige hatte einen solchen Eindruck gemacht, als wüsste jeder, dass Reno den Chiroptera hinterherging, wie ein Hund jedem potentiellen Rudelführer – war der Brünette wirklich so orientierungslos wie ein Welpe?
 

„Um dich abzuwimmeln, reicht es vielleicht, dich etwas mehr einzuweihen, abschrecken ist vermutlich besser als abstoßen bei dir.“
 

Der Barkeeper legte verwirrt den Kopf zur Seite, gab einen fragenden Laut von sich, zeigend, dass er im Gespräch nicht mehr mitkam.
 

„Du kommst morgen Nachmittag in den Convenience Store hinterm Ostbahnhof, ich zeige dir was.“
 

„Erfahre ich dann mehr über dich?“
 

„Was bist du eigentlich so gierig hinter mir her?“, Ryouga klang angewidert, rümpfte gar die Nase, während er den Größeren grob musterte.
 

„Ich kann es nicht erklären.“
 

Reno senkte den Blick, woraufhin der Kleinere sich geschlagen gebend seufzte, sich von der Wand abstieß und umherging, den Brünetten umkreiste, ehe er hinter ihm stehen blieb – doch jener drehte sich nicht mit zu ihm um, lauschte nur seinen Worten.
 

„Schon gut... Was möchtest du über mich erfahren?“
 

Der Angesprochene blickte zur Wand, wollte sich nicht zum anderen umdrehen, er hatte das Gefühl, sonst von seinem Aussehen – die blasse Haut, Kontrast zum schwarzen, engen Oberteil, die lederne Hose, die die dünnen Beine betonte – zu sehr vom Zuhören abgelenkt zu werden.
 

„Was hast du mit den Chiroptera zu tun?“, hörte er sich schließlich selbst fragen, da er wieder zu tief in andere Gedanken eingetaucht war, um sich auf Frage und Antwort zu konzentrieren.
 

„Nichts. Ich fahre nur Rennen, es ist meine Leidenschaft.“
 

„Was für eine Stellung hast du unter ihnen?“
 

„Sie respektieren mich, weil sie mich nicht schlagen können.“
 

Es kam so nüchtern, beinahe desinteressiert an sein Ohr, dass Reno vermutete, Ryouga hätte noch nicht einmal viel Wert darauf gelegt, erster zu sein, sondern nur seine Lust am Fahren befriedigt, und schenkte ihm Glauben, nickend.
 

Er hörte wieder Schritte, leise, nahezu gleitend, die sich entfernten; da drehte er sich doch zum Kleineren um, welcher bereits weiter abseits stand, in Aufbruchstimmung.
 

„Das reicht für heute, du musst noch arbeiten – morgen Nachmittag Convenience Store.“
 

„Morgen Nachmittag Convenience Store.“, bestätigte Reno, während er dem Dunkelbraunhaarigen hinterhersah, welcher in der Dunkelheit verschwand.

Amethyst

[butter]FLY
 

~
 

Amethyst
 

~
 

Schlaftrunken torkelte der Brünette in die Küche seiner Wohngemeinschaft, grüßte murmelnd den Jüngeren, der derweil an der Arbeitsplatte lehnte und auf seinem Handy herumtippte.
 

"Was machst du da?"
 

Shin zuckte zusammen und blickte zu Reno auf, legte das Mobiltelefon beiseite und machte sich auf dem Weg zur Kaffeemaschine. "SMS schreiben. Kaffee?"
 

"Gern, ja. An wen schreibst du?"
 

"Geht dich nichts an."
 

"Stimmt.", sprach der Größere gelassen und setzte sich an den Küchentisch, gähnte und streckte sich ausgiebig.
 

"Netten Abend gehabt, Shin?"
 

"Soweit ja." der Angesprochene brachte beide Tassen Kaffee an den Tisch, Reno setzt seine sofort an, sah ihn an, schien zu warten, aber Shin hatte keine Lust, mehr zu erzählen, außer lernen war nichts Spannendes passiert. "Und im MunjA?"
 

Es brannte ihm schon auf der Seele, aber inwiefern er seine Gedanken dem anderen mitteilen konnte, das war ihm nicht klar – aber es führte kein Weg ans ausprobieren vorbei.
 

"Anhänger der Chiroptera sind dort hin und wieder, sie kennen mein Gesicht."
 

Das war sichtlich zu früh und zu unerwartet für den Kleineren, der sich kläglich an seinem Kaffee verschluckte, hustete und röchelte, Tränen in den Augen hatte, ehe er Reno ankrächzte.
 

"Du meine Güte, und du arbeitest dort noch?"
 

"Du machst dir jetzt keine Sorgen und rufst auch nicht die Polizei, das würde nur mehr Probleme machen, zur Zeit passiert nichts mit mir. Ich habe mit denen kaum zu tun; einer, der nicht zu ihnen gehört, aber an den Rennen teilnimmt, redet hin und wieder mit mir, scheint mich aber nicht wirklich abhaben zu können, aber abwimmeln will er mich auch nicht vollends."
 

Shin starrte nur, ihm entfielen jegliche Vokabeln.
 

"Es ist komisch, aber der Mann ist faszinierend..."
 

"Ähm, wer?" Der Blonde verstand nichts mehr, Reno packte so unstrukturiert seine Vorstellungen und Eindrücke aus, dass es der Gleichaltrige nicht verstand.
 

"Ryouga heißt er, er fährt bei den Rennen mit, hat aber nichts mit den Chiroptera an sich zu tun, er ist kein Anhänger ihrer Gruppierung."
 

"Und das macht ihn so ungefährlich, dass du ihn faszinierend findest?"
 

"Shin, doch nicht faszinierend."
 

"Du hast es selbst gesagt."
 

"Echt?" Es war nicht Kaffeemangel, besonders nicht, wenn man in die Tasse hineinmurmelte und nebenbei die Koffeinsuppe schlürfte; Reno steckte einfach noch zu tief in den Empfindungen von gestern Abend.
 

"Du machst mir Sorgen, du hast noch nie über jemandem so gesprochen, doch nicht etwa Gefallen an einem Straftäter gefunden?"
 

"Nein!"
 

"Du klingst mir danach und das ist nicht gut. Die Straßenrennen sind illegal, halte dich von solchen Leuten fern, bitte."
 

Reno schwieg dazu, war sich jetzt sicher, dass er es doch nicht hätte erzählen sollen, Shin machte sich einfach zu viele Gedanken.
 

"Hör zu, Shin: Du greifst nicht ein und ich bau keinen Mist, ist das Okay so?"
 

"Du hast mir gerade erzählt, dass du mit den Chiroptera immer mehr in Kontakt trittst, einem Rallyefahrer halb verfallen bist und keine Polizei willst – was erwartest du von mir?"
 

Der Kleinere war fassungslos, aber Reno kannte diesen Blick bereits; er hatte ihn gestern schon bei Ko-Ki gesehen, seine beiden wichtigsten Freunde hießen seine Vorstellung nicht gut.
 

"Vertrauen." Mehr erwartete der Brünette nicht, mehr brauchte Shin ihm nicht geben für die nächste Zeit.
 

Sein Gesprächspartner knurrte erweicht.
 

"Solange du keinen von denen spontan zum Street Fighter IV–Abend einlädst, weil ich dich wieder einmal siebenmal geschlagen habe, ist alles gut."
 

"Waren es nicht sechsmal?"
 

"Immer noch nein."
 

Shin grinste wieder, und das mit einer erleichterten Spur, was auch Reno beruhigte, ehe der Kleinere mit der Tasse in der Hand aufstand.
 

"Reno, du machst mich fertig, weißt du das?"
 

"Entschuldige."
 

"Entschuldige dich nicht, sondern pass auf dich auf."
 

"Ich treffe heute diesen Ryouga.", musste Reno erwähnen, ehe es für Shin bereits ein nicht-aufpassen war... Und es war ein deutliches nicht-aufpassen, das sah man dem Azubi an.
 

"Du machst mich echt fertig..."
 

"Entsch-..."
 

"Nicht schon wieder."
 

"Ich muss ihn wiedersehen, ich kann es nicht in Worte fassen."
 

Shin stand im Küchentürrahmen, sah Reno wissend, aber auch unsicher an – der Kleinere kämpfte mit den Befürchtungen, die er aufgrund der Situation hatte und dem, was er erfahrungsgemäß daraus bereits deutete.
 

Nach einer Schweigeminute ließ er den Teilzeitkellner in der Küche sitzen und verschwand Richtung Bad, mit den gesummten Worten auf den Lippen: "Ich bin da echt mal gespannt, was daraus wird und wen du mal mit nach Hause schleppst."
 

~
 


 

Reno hatte Glück, denn Ko-Ki hatte an dem Tag frei und fragte nicht nach, denn der Brünette hatte ohnehin keine Lust mehr auf solche Diskussionen mit Menschen, die ihn nicht zu verstehen schienen, die sich sorgten, wenn er selbst noch nicht einmal in Betracht zog, dass es gefährlich werden könnte.
 

Die Arbeit vollzog sich träge und mühselig, aber umso freudiger machte der Kellner Schicht, machte sich auf dem Weg zum Ostbahnhof, ein Weg, der in den Seitenstraßen noch halbwegs zügig ging – auf den größeren Straßen hätte Reno mit seinem alten Wagen nur im Stau gestanden, was der Micra aus dem Baujahr 1994 kaum ausgehalten hätte – und nach einer Weile zu einem kostenfreien Parkplatz führte.
 

Reno stellte dort den Wagen ab, ging den Rest zu Fuß; der Kombini lag keine zehn Minuten Fußweg entfernt, er kannte diesen Laden, kaufte da aber höchstens nie ein, was erklärte, warum er zuvor Ryouga nicht gekannt hatte.
 

Im Convenience Store angekommen, blickte sich der Brünette suchend um, wurde von einer Verkäuferin gegrüßt, gefragt, ob er etwas Bestimmtes suchte – er verneinte es höflich und ging an ein paar Regalen vorbei.
 

Aus dem privaten Bereich traten zwei weitere Angestellte, als Reno sie ansah, musste er für einen Moment schmunzeln: Ryouga sah in der typischen Schürze, die hier Pflicht waren, und den nach hinten gebundenen und hochgesteckten Rastazöpfen unglaublich ungewohnt aus, schon fast zu androgyn für sein Wesen.
 

Er band sich gerade die Schürze ab, hatte wohl Feierabend gemacht und verabschiedete sich, da erblickte er den Besucher, verzog dabei keine Miene.
 

Nach ein paar Minuten standen sie sich vor dem Laden gegenüber, es wirkte, als wüsste einer mit dem anderen nichts anzufangen, beide saßen aber in der Situation fest, so sprachen sie miteinander.
 

"Du bist wirklich wie ein Hund."
 

"Ich belle hoffentlich nicht zuviel."
 

"Nein, bist nur zu neugierig."
 

Ryouga musterte den Größeren, stellte eine große Tasche auf dem Boden ab, verschränkte die Arme vor der Brust, sah sich ruhig um, ehe er ihn wieder anblickte, mit einem Nicken auf seine Kleidung deutete.
 

"Du hast sonst nichts dabei?"
 

Reno blickte an sich herunter, fand seine Jeans und sein figurumspielendes T-Shirt in schwarz bei dem Wetter nicht zuviel oder zu wenig. "Nein... Warum?"
 

"Ich habe nun frei, da bleibe ich doch nicht beim Arbeitsplatz."
 

Ryouga nahm die Tasche, ging an Reno vorbei den Bürgersteig entlang, woraufhin der andere ihm folgte, neben ihm herschritt. "Es ist komisch, dich in einem einfachen Lebensmittelgeschäft arbeiten zu sehen."
 

"Ist weniger auffällig, nebenher ein normales Leben zu führen."
 

Reno nickte verstehend, betrachtete Ryouga von der Seite, welcher sich die Haare wieder öffnete, sodass sie wieder über die Schultern glitten.
 

"Wohin gehen wir jetzt?"
 

Der Angesprochene schnaubte laut. "Warte doch mal ab."
 

Nach ein paar Metern bog Ryouga Richtung Straße ab, blieb vor einem Motorrad stehen, einer VMAX von Yamaha in silber-schwarz – Reno vermochte sich nicht mehr an die Unfallnacht erinnern, um zu vergleichen, meinte aber schon, dass es ein anderes Modell war.
 

Ryouga öffnete die Tasche, reichte daraus Reno einen Helm, der farblich zu der Maschine passte, während der Helm des Kleineren Richtung blau-schwarz ging. Daraufhin bekam Reno einen Nierengurt hingehalten.
 

"Den bindest du dir um und den Helm setzt du dir auf."
 

"Stell dir vor: Andersherum hatte ich es nicht vor."
 

Ryouga setzte sich seufzend den Helm auf, legte den Riemen unterhalb um und schloss die Sichtschutz, Reno tat es ihm gleich, da fischte der Dunkelbraunhaarige den Nierengurt und schlang die Arme um die Taille des anderen, der nur überrascht an sich hinabsah, soweit es der Helm zuließ, um den Schutz herumzuführen und zu schließen.
 

Der Biker näherte sich dem Motorrad, setzte sich vorne drauf und deutete Reno, sich zu setzen, welchem er auch nachkam.
 

Etwas nervös pflanzte er sich hinter der recht schmalen Gestalt, bekam die mittlerweile leere Tasche auf den Schoß gestellt – als Ryouga auf einen Gurt deutete, nahm Reno diesen, um das Gepäck sicher um sich zu schnüren und um die Hände wieder frei zu haben.
 

Andere Leute auf Motorrädern durch die Gegend fahren sehen, das war dem Brünetten bekannt, aber selbst hinter jemandem zu sitzen, überhaupt auf einer solchen Maschine zu sitzen, das war ihm neu.
 

Viel konnte er nicht darüber nachdenken, da griff Ryouga nach hinten und packte Renos Hände, führte sie um seinen Oberkörper herum und der Größere verstand, hielt sich am Rennfahrer fest, hoffend, dass es ausreichen würde.
 

Die Maschine vibrierte leicht, als Ryouga sie startete, aus der Parklücke fuhr und die Straße entlang fegte – beim Anfahren schlang sich Reno erschrocken enger an den Körper vor sich, der Rest der Fahrt war angenehm, ein völlig neues Erlebnis.
 

Ryouga fuhr nicht brav, aber auch nicht so, wie es Renos Vorurteil gegenüber Rallye-Junkies bestimmt hatte; in der Regel zu schnell, aber nicht im Bereich, in dem man um seinen Führerschein hätte bangen müssen, scharfe Kurven, spätes Bremsen.
 

Der Brünette erkannte sich gar im Fahrstil wieder, nur, dass er sich von der Karrosserie umgeben und auf vier Reifen sicherer fühlte.
 

Sie kamen an einem alten Schotterplatz im Industriegebiet an, da stoppte Ryouga das Gefährt und Reno löste den Griff.
 

"Manchmal schienst du dir heftige Sorgen um dein Leben zu machen, so wie du dich festgeklammert hast.", sprach er leise lachend, während er sich vom Helm befreite.
 

Reno zog sich den Helm ebenfalls vom Kopf, vernahm die Worte, musste selbst dabei grinsen.
 

"Dazu gehören immer zwei, mein Lieber.", neckte der Größere zurück, stellte die Tasche auf den Boden, legte daraufhin den Nierengurt ab, packte ihn in die Tasche, Ryouga nahm den Helm, blickte sich suchend um, ehe er den silber-schwarzen zurück in die Tasche packte.
 

"Wir gehen gleich da hinten ins Haus, die anderen müssten bald kommen. Du wirst nicht mit denen reden, du erzählst sonst zuviel."
 

Reno zog bei der Anweisung eine Schnute, war sich nicht sicher, ob er sich gar angegriffen fühlen sollte, nickte niedergeschlagen.
 

Ryouga führte Reno in eine ehemalige Gaststätte – sie war leer, wurde aber deutlich benutzt und gepflegt, da die Einrichtung charakteristisch für eine Gaststätte in Betrieb war; der Brünette ging davon aus, dass das eine Art Sammelpunkt war, der von den Behörden nicht wahrgenommen wurde.
 

Der Kleinere wirkte in diesen vier Wänden wie ausgewechselt, rannte zur Bar, sprang seitlich über den Tresen, eine Hand auf die Ablage pressend und drehte sich anschließend zum überrumpelt dreinschauenden Reno, nach wie vor perplex am Eingang stehend, um.
 

"Ein Bier?"
 

"Gern, sofern ich nicht auch mit solchen Turnübungen ankommen muss..." Langsam näherte er sich der Theke, setzte sich auf einen Hocker.
 

"Was passiert gleich eigentlich?"
 

Reno bekam eine Asahiflasche vor die Nase gestellt, öffnete diese mit dem Feuerzeug und schaute Ryouga fragend an, welcher überlegend ein- und ausatmete.
 

"Nun... Hier kommen gleich ein paar Gestalten hin, die ihr Geld für Wetten ausgeben, die anderen sind Anhänger der Chiroptera, Rennfahrer. Hier in der Gegend findet gleich eine Rallye statt, die Strecke ist recht klein – von hier bis zur Nähe des Westbahnhofs und zurück. Eine Runde nur, die zirka fünfzehn Minuten dauert – für Anfänger."
 

Der Brünette konnte das Grinsen nicht deuten, welches er für eine Sekunde erblickte – nippte stattdessen an seinem Bier.
 

"Du wolltest einen Einblick, hier wirst du ihn haben. Nun erzähl mir was von dir, ich habe einen mir ziemlich Unbekannten hierhin gebracht und das nur, weil er neugierig und lebensmüde ist. Wie heißt du eigentlich?"
 

"Reno."
 

Ryouga nickte, öffnete sich selbst eine Bierflasche.
 

"Ich arbeite halt im MunjA und tagsüber im Platja, kellner dort."
 

"Studiengeld?"
 

"Nein, ich gehe nicht studieren, habe keine Ausbildung. Ich lebe so, dass ich mir das Nötigste, das, was ich brauche, leisten kann und meinen Spaß im Leben habe, mehr brauch ich nicht."
 

Reno hatte zur Seite geschaut, registrierte aber Ryougas eindringlichen Blick, wie jener die Flasche ansetzte, ihm zuhörte, sich etwas in seinem Ausdruck regte.
 

"Ich kenne das."
 

Reno sah ihn unsicher an. "So?"
 

"Ja, nach der Schule stand einem alles frei, also wollte man leben."
 

Zum ersten Mal schienen sie sich ohne weiteres Erklären zu verstehen, Reno glaubte, so etwas wie Akzeptanz in Ryougas Augen zu erkennen.
 

In diesem Moment hörte man Motorengeräusche vor der Tür, das Reden von Menschen folgte.
 

Als die fremden Gesichter Reno erblickten, wurde Ryouga kurz darauf von mindestens drei Seiten ausgequetscht, während Reno zwar das Schaubild schlechthin war, aber eben nur ein Stummes; wer er wäre, was er hier tun würde... Er war von der ersten Sekunde an überfordert, während Ryouga lässig reagierte, Getränke ausschenkte und erklärte.
 

Es dauerte keine zehn Minuten, da sammelten sich die Menschen draußen, neben dem Schotterplatz war eine noch recht glatt asphaltierte Straße, die wahrscheinlich in die Stadt zurückführte; an einer eher notdürftig angebrachten Markierung sammelten sich dreizehn Männer mit ihren Motorrädern, fein in einer Reihe.
 

Reno beobachtete vom Straßenrand aus, wie sie sich auf ihre Maschinen setzten, mit dem Gas spielten, Sprüche um sich warfen, wobei Ryouga auf seinem Bike fast den seriösesten Eindruck machte – es war nicht das Motorrad, mit dem sie angekommen waren, es war eine nachtblaue Hayabusa, verhängnisvoll elegant und einladend dynamisch.
 

Als sich einer vor die Rallyeteilnehmer stellte, den Arm hochstreckte, reihte sich der Brünette etwas weiter hinten in die Zuschauerreihe, wurde plötzlich an der Schulter gepackt und herumgedreht.
 

"Ich wusste, ich sehe dich wieder."
 

Mit weiten Augen starrte Reno den blauhaarigen, jungen Mann aus dem Club an, beruhigte sich, nachdem er ihn erkannte – aber das überraschende Rumreißen hatte ihn schon aufgewirbelt.
 

"Wir setzen und gleich doch bestimmt rein, oder? Die haben Kameras an ihren Maschinen, da können wir alles sehen, jeder hat seinen eigenen Bildschirm dort."
 

Der Größere war sprachlos, öffnete den Mund, bekamm allerdings nur einen undeutlichen Laut heraus, woraufhin Iv lachte, ihn anschließend sanft an den Wangen hielt und somit seinen Blick wieder zu Ryouga lenkte.
 

"Da, es geht los."
 

Der hochgestreckte Arm schnellte nach unten und die Atmosphäre spalteten die trommelfellzerschneidenden Motorengeräusche, ehe die Motorräder vorschossen, durch den Schwung zuerst auf jeweils einem Reifen balancierend.
 

Die Handvoll Menschen jubelten, Reno stand stumm dazwischen, sah den Fahrern hinterher, unter denen sich Ryouga spätestens jetzt ganz vorn eingeordnet hatte, erst dann führte ihn der Jüngere neben ihm ins Gasthaus.
 

Sofort fiel Reno die Pyramide von kleinen Röhrenbildschirmen auf, darauf deutlich erkennbar, was die Rennfahrer sehen würden, nur mehr auf Scheinwerferhöhe. Ein paar Zuschauer tummelten sich bereits davor, alles dunkelgekleidete Männer mit dem Chiroptera-Tattoo auf den Handgelenken.
 

Iv ging vor, winkte den Brünetten zu sich hinter den Tresen, wovon man auch noch die Bildschirme sehen konnte – doch hinter der Bar zeigte der Blauhaarige ihm einen LCD-Monitor, der zurzeit nur ein Bild gab.
 

"Hier sieht man gerade Ryougas Kamera, man kann aber zu jedem switchen, aber ich denke, so groß ist dein Interesse für das Rennen dann doch nicht."
 

"Ich wusste bis vor kurzem ja noch nicht einmal, was hier passieren würde. Ryouga bot mir nur einen Einblick in sein Leben – dass es ein solches ist, das-..."
 

"...wusstest du nicht? Quatsch."
 

"Nein... Ich komme doch nicht auf die Idee, als Außenstehender sofort so eingeweiht zu werden."
 

Iv nickte nachdenklich. "Das stimmt, normalerweise geschieht so etwas auch nicht. Du hast da echt Glück, überhaupt... Ryouga ist verschlossen, macht hier nur sein Ding, zieht seine echt geniale Show ab bei den Rennen – dieses hier ist ein recht langweiliges aufgrund der Strecke – und gut ist, mehr will er bei uns nicht. Und dann kam er mit dir an, ich versteh ihn nicht."
 

"Tut mir ja leid, ich kann auch gehen.", schmunzelte Reno; er fing an, sich in der Szene wohl zu fühlen, wie die Männer jubelnd und genervt aufstöhnend vorm Fernseher hockten, wie man mit ihm umging (wenn er nicht ignoriert wurde, was angenehm war bei den Gestalten, dann wurde er auf eigenartige Weise Willkommen geheißen).
 

Der Kleinere merkte, dass man ihm nicht böse war, dass er Gedanken so offen dalegte – er seufzte nach einer Weile, beide sprachen nicht mehr viel miteinander, was beiderseits ein gewisser Sicherheitsabstand war, man könnte schließlich zuviel sagen.
 


 

Es dämmerte, als die ersten bewohnten Straßen auftauchten, Ryouga den anderen weit voraus aus dem Industriegebiet raste, den kalten Wind, krallend, peitschend, an seinem ledernen, engen Rennanzug spürte – trotz der Isolierung.
 

Das laute Surren des Motors nahm er bereits nicht mehr wahr, zu sehr ging der Adrenalinpegel in den besonders knappen Kurven hoch, ließ alle unwichtigen Nervenenden ausschalten.
 

Zurück am Schotterplatz sah er nur noch schemenhaft die paar Menschen am Straßenrand stehen, die zuvor noch in der Gaststätte waren, laut rufend – da preschte er schon ins Ziel, ließ seinen düsteren, gefährlichen Schatz ausrollen, hielt ihn mit Mühe auf Kurs.
 


 

"Wahnsinn."
 

"Ja, das sagte jeder, der es das erste Mal sieht."
 

Iv drehte sich vom stauenden Brünetten weg, ging zu ein paar anderen Zuschauern, ignorierte die anderen ins Ziel kommende Fahrer.
 

Ryouga erschien wieder in Renos Blickfeld, tauchte wie eine Raubkatze aus dem Dunkel auf, triumphierend grinsend.
 

"Na? Hattest du deinen Spaß?"
 

Reno lachte. "Dasselbe wollte ich dich fragen... Ich hab deine Kameraperspektive gesehen, manchmal kam das Ding mit der Geschwindigkeit nicht zurecht oder ging fast in den Kurven drauf."
 

"Das liegt an der Hayabusa, sie ist schwer in den Kurven zu halten – das gefährlichste Motorrad weltweit, lerne damit mal fahren."
 

Der Größere nickte, obwohl er nicht viel verstehend und dementsprechend verpeilt schmunzelte, sich durch die Haare ging.
 

"Es reicht mir auf jeden Fall für einen ersten Einblick in deine Welt."
 

"Der erste? Du willst echt nicht gehen, kann das?"
 

"Du hast mich Blut lecken lassen mit der Sache hier."
 

Diesmal konnte Reno sogar mit einem Hauch von Spott auflachen, als Ryouga fast geschlagen den Kopf senkte.
 

"Komm, ich fahr dich jetzt erst einmal nach Hause."
 

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Vielen Dank den Kommi-Schreibern, ihr motiviert einen so sehr ♥♥♥

Sugilith

[butter]FLY
 

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Sugilith
 

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Diesen Morgen wollte der Student einmal nutzen, um zum einen zu lernen und zum anderen für ein ordentliches Frühstück; drei Hühnereier schlug er in die Pfanne, es zischte und brutzelte munter vor sich hin, allein beim Geruch lief ihm das Wasser im Mund zusammen.
 

Er suchte sich gerade einen Wender für das Spiegelei, da hörte er eine altbekannte Melodie, merkte erst nach einer Weile, dass es sein Handy war – es war die Müdigkeit, definitiv.
 

„Moshi moshi?“
 

„Hi, stör' ich?“
 

„Shin?“
 

Der Gesprächspartner hatte es selbst nicht geglaubt, aber er summte bestätigend, zupfte sich am Pony herum, nervös, ebenfalls zusätzlich müde.
 

Er hörte Ko-Ki nach Worten ringen, hatte er ihn wohl zu einem unpassenden Zeitpunkt erwischt, oder einfach nur überrascht, zumindest räusperte sich der Jüngere.
 

Der Blonde stellte sich seinen Kaffee auf den Küchentisch, ging dann zurück zur Arbeitsplatte, hatte dort noch Reis und Misosuppe stehen.
 

„Ich wollte mich einfach mal wieder melden, vielleicht hast du die nächsten Tage vielleicht Zeit? So irgendwann? Ich weiß nicht...“
 

„Doch, doch, bestimmt!“, Ko-Ki drehte sich vom Herd weg, war urplötzlich etwas durch den Wind, lief die Küche auf und ab. „Ich habe Semesterferien.“
 

„Das klingt gut.“
 

Shin setzte sich an sein Frühstück, trank aber zuerst einen Schluck Kaffee, verzog dabei das Gesicht: er war so in Gedanken an das Telefonat gewesen, da hatte er Zucker und Milch vergessen, hasste den übelst bitteren Geschmack des Kaffees, ertrug ihn nur weiß mit Liebe.
 

Er drehte sich auf dem Stuhl etwas vom Essen weg, musste zuerst mit dem Ungewohnten auf der Zunge klarkommen. „Dann vielleicht schon morgen?“
 

„Gerne!“
 

Der Ältere schmunzelte; er hatte eine solche Antwort erhofft, konnte nicht leugnen, den Pinkhaarigen wirklich wiedersehen zu wollen.
 

Mitten im Gespräch platzte Reno in den Raum, die Haare noch wirr vom Schlafen, aber schon ordentlich gekleidet, Shin leise grüßend, welcher ihn anfunkelte.
 

„Ich dachte schon, du wohnst nicht mehr hier!“, zischte der Blonde ihn an, doch Reno murmelte nur etwas und setzte sich an den Tisch, die Tasse musternd sowie die Fressalien.
 

Shin stellte daraufhin beim Telefonat sicher, dass er mit dem Gemecker nicht Ko-Ki gemeint hatte, stand hastig auf, klang beschwichtigend.
 

Ko-Ki merkte das Chaos an der anderen Leitung, grinste aber nur darüber – so in etwa hatte er sich schon immer die Wohngemeinschaft vorgestellt... Doch dann hörte er wieder Shin entsetzt keifen, kam nicht zu Worte.
 

„Verdammt, Reno! Das ist meins!“
 

„Aber es ist schwarzer Kaffee, da dachte ich...“
 

„Gib mir den Reis!“
 

„Hm... Hilfe?“, fragte der Student vorsichtig in den Hörer.
 

„Gomen... Was ist noch?“
 

„Äh... Nichts. Soll ich dich morgen Abend abholen?“
 

„Ja, tu es, ich freu mich schon.“
 

Davon hatte Ko-Ki nicht mehr viel vernehmen können, denn die Antwort kam patzig, gar beleidigt, aber er konnte sich denken, dass es nicht an ihm lag, legte dennoch etwas niedergeschlagen auf, ehe ihm ein komischer Geruch in die Nase kam, leicht verbrannt... Kurz darauf schaltete er und stürmte zum Herd zurück – Chaosmorgen...
 

„Wer war das?“
 

„Ko-Ki.“
 

„Aha.“, kam es gedehnt vom Brünetten, während er Shin beobachtete, wie er sich einen neuen Kaffee, diesmal für ihn trinkbar machte. „Nervte er dich?“
 

„Nein, nicht so wirklich.“
 

„Aha?“, erwiderte Reno umso gedehnter, nachdem er die Tasse mit dem schwarzen Kaffee ansetzte.
 

„Hör auf damit; ich wollte ihn mal wiedersehen.“
 

Der Größere blinzelte irritiert, da setzte sich Shin bereits wieder an den Tisch, den Reis nebenbei essend, wobei Reno sehnsüchtig auf die Schüssel schaute.
 

„Ist noch etwas davon da?“
 

„Nein, hab ich gestern Abend zubereitet. Wo warst du eigentlich?“
 

„Habe Ryouga getroffen.“
 

„Der Typ von den Chiroptera?“
 

„Nein, mit ihnen hat er in dem Sinne doch nichts zu tun.“, erinnerte Reno mit leichtem Nachdruck.
 

„Behauptet er.“, Shin stellte die Schüssel ab, sah Reno an, als hätte er ihm noch etwas fürs Leben zu lehren.
 

„Er fährt bei den Rennen mit. Ich war dabei, es hatte was.“
 

„Was Gefährliches? Was Illegales? Komm, lass hören.“, der Blonde beugte sich gespielt interessiert vor, sprach derweil so abfällig, dass jeder ab diesem Punkt wusste, wie er dazu stand, und er machte Reno dadurch für einen Moment ungewollt aggressiv.
 

„Ich brauch nicht mit dir darüber reden!“
 

Shin fuhr zusammen, hatte mit dieser Reaktion sichtlich nicht gerechnet. „Tschuldigung...“
 

Reno trank den Kaffee aus, stellte die Tasse hörbar zurück auf den Tisch. „Es ist nichts Schlimmes passiert, ich bin wohl auf, also war es doch in Ordnung.“
 

„Ich mache mir halt Sorgen, ich habe das Gefühl, es ist nicht richtig. Warst du gestern überhaupt bei der Arbeit?“
 

„Im Platja, nicht mehr im MunjA.“
 

„Denkst du, es ist richtig so?“
 

„Einmal blaumachen... Da ist nichts bei. Ich gehe heute wieder hin, mir fällt schon eine Ausrede ein.“
 

„Hm...“ Shin hatte die Misosuppe nach ein paar Löffeln wieder abgestellt, ihm schien der Appetit vergangen zu sein, er blickte etwas unfokussiert gen Boden. „Du magst diesen Ryouga wirklich, oder?“
 

„Ich weiß es nicht, aber so in der Richtung.“
 

Shin schmunzelte bei der Wortwahl des Gleichaltrigen, dieser tat es ihm gleich – beide wirkten in ihren Unterhaltungen manchmal etwas verloren, hielten sich dadurch aber auch wieder freundschaftlich, halfen und stützten sich dadurch.
 

Reno stand auf, warf einen Blick in den Küchenschrank, erblickte freudig eine geöffnete Packung Stapelchips, fischte dieser heraus und ging noch einmal zu Shin, wuschelte ihm durch die Haare, als für ihn leicht zu deutendes Zeichen, dass alles gut wäre, ehe er die Küche verließ.
 

„Bin dann mal schuften.“
 

„Alles klar, kämm dir vorher die Haare.“
 

Anhand des leisen Fluchens aus dem Zimmer nebenan konnte Shin sich sicher sein, dass Reno die Runde ins Bad beinahe vergessen hätte – ein sympathischer Kellner, so ungepflegt...
 

~
 

Dem Brünetten verging augenblicklich das Interesse, nachzufragen, als er Ko-Ki breit grinsend kellnern sah, nahezu himmlisch die Kunden bediente und Reno herzlich begrüßte – im Grunde genommen wusste er ohnehin bescheid.
 

Bisauf ein paar kurze Gespräche hatten sie nicht viel miteinander geredet, vielleicht auch, weil Reno für den Pinkhaarigen einen solch getretenen Eindruck machte und er ihn nicht stören wollte.
 

Erst am Abend kam der Größere etwas aus sich heraus, ihn schien es auch nicht zu stören, dass Ko-Ki das Treffen beziehungsweise sinnfreies Gesellschaft leisten abgesagt hatte, meinte, er müsste noch die Wohnung putzen, was ein Ritual war, welches die Häufigkeit einer Sonnenfinsternis aufwies.
 

Da stand Reno hinter der Bar, bediente durstige Kunden, blickte hin und wieder suchend in die Menge, sah allerdings nichts, was er hätte sehen wollen, seufzte enttäuscht und mischte weiter Getränke.
 

Ein Kollege sagte ihm, dass ein paar Beamte für den Abend Razzia vorgesehen hatten, was Minderjährige, Alkohol und Aufenthaltserlaubnisse anging – vielleicht ließen sich weniger der Chiroptera blicken, obwohl Reno mittlerweile wusste, wie geschickt sie waren.
 

Der junge Barkeeper verschwand für einen Moment im Lager, da entstand ein wirrer Strudel in der Menschenmasse, ungeduldig wanderten die Besucher umher, es wurde nicht mehr getanzt und gefeiert, die Musik war nur noch ein überhörter Klang im Durcheinander.
 

Reno kehrte zurück in das Chaos, riss die Augen erschrocken auf, konnte mit der Situation nichts anfangen, erkannte schließlich die polizeiliche Uniform in der Menge, fragte bei einem Kollegen nach, ob das Teil der Razzia gewesen wäre, aber dieser schüttelte auch nur irritiert den Kopf.
 

Sein Augenmerk war großteils auf die verwirrten Menschen und die Polizei gerichtet, er rätselte, ob es eine Prügelei gegeben hatte, ob jemand gesucht wurde, oder ähnliches – da fiel ihm jemand ins Auge, der gerade den Club verließ.
 

Es war wie ein Déjà-vu, als Reno das MunjA verließ und sich zuerst umsehen musste, nur, dass diesmal mehr Leute um ihm herum die Sicht versperrten, dennoch sah er Ryouga hinten den Weg entlangschreiten, lief ihm ein Stück schnell hinterher, bis er seinen Namen nicht übetrieben laut brüllen musste.
 

Jener Gerufene drehte sich zum ersten Mal überrascht um, als hätte er damit nicht gerechnet.
 

„Musst du nicht arbeiten?“
 

„Ich hab dich gerade rausgehen sehen. Ist irgendwas?“
 

Der Dunkelbraunhaarige sah sich kurz um, ehe er Reno ernst anblickte, erst beim genauesten Hinsehen den Eindruck von Nervosität machte – aber der Größere tat diese Wahrscheinlichkeit als Einbildung ab.
 

„Ein paar Anhänger der Chiroptera haben Probleme gemacht, nun ist die Polizei hier – hier kann man sich nicht mehr blicken lassen, die Chiroptera sind welche, die in solchen Situationen jeden, ob Freund oder Feind, verraten und hintergehen – wenn die Bullen einen von ihnen packt, wird ein Großteil, der sich nicht versteckt, mit untergehen. Missgünstig.“
 

Das letzte Wort sprach er sehr angewidert aus, zischte es verurteilend, schnaubte und verschränkte die Arme vor der Brust, schaute den Brünetten wieder durchbohrend an.
 

„Sie kennen dein Gesicht auch.“
 

„Was machst du nun?“
 

„Verschwinden, abwarten – mit dem Scheiß habe ich nichts zu tun, aber mit meinem Hobby kommen die Behörden dennoch nicht zurecht.
 

Reno schluckte, wusste nicht so wirklich – Zuhause könnte er Shin zur Last fallen, müsste er sich nun wirklich verstecken, zumal sein Mitbewohner in Gefahr geraten könnte.
 

„Wohin willst du?“
 

„Einfach nur weg, ist ja nicht für die Ewigkeit.“
 

„Ich komm mit.“
 

Die Aussage kam so plötzlich – lustigerweise für beide, Reno selbst hatte damit nicht gerechnet, seinen Gedanken so schnell und problemlos über die Lippen zu bringen – dass Ryouga doch tatsächlich für eine Sekunde der Mund aufging, aber kein Ton herauskam.
 

Erst dann zog er angespannt die Luft ein. „Das ist nicht dein Ernst.“
 

„Doch, warum auch nicht?“
 

„Warum auch nicht?“, wiederholte sein Gegenüber fassungslos. „Du kennst mich erst seit ein paar Tagen und kommst auf die Idee, mit mir mitzugehen?“
 

„Ich kann nicht nach Hause, das würde andere Leute in Gefahr bringen, die nichts damit zu tun haben, ich bin da auch schon zu bekannt. Außerdem verfolgen wir ein Ziel, wie wir gestern herausgefunden haben.“
 

„Laber keinen Mist, was soll das sein?“
 

„Leben.“
 

Ryouga lachte auf, es war verspottend, belustigt, ließ es verstummen; er drehte sich vom Gegenüber weg, ging eine kleine Runde im Kreis, sah gen Boden, ehe er leise knurrend den Kopf in den Nacken warf, den dunklen Himmel ansah, das eine Wort des anderen immer wieder durch den Kopf gehen lassend.
 

„Leben?“
 

„Du meintest, als einem alles offen stand, wollte man leben – in dieser Lage steht einem alles offen, bis auf das, was hinter einem liegt.“
 

Es trat Schweigen ein, Reno hatte nach dem letzten Argument den Kleineren eindringlich angeschaut, ließ irgendwann dann doch den Blick sinken, wusste nicht weiter; er war sich sicher, dass er Ryouga überall hinfolgen würde, sobald es ihn aus dem Alltagstrott herausholen konnte, sobald er beim mit sich selbst ringenden Biker war – und dies war die Situation, jetzt, nun, sofort.
 

Ein nachdenklicher Laut erklang aus Ryougas Richtung, schließlich trafen sich ihre Blicke wieder.
 

„Wehe, du nervst mich zu sehr.“

Chrysokoll

[butter]FLY
 

~
 

Chrysokoll
 

~
 


 

Erst nachdem der Größere nicht in der Küche zur üblichen Zeit erschien, ging Shin zu dessen Zimmer, klopfte, hörte nichts, öffnete deshalb die Zimmertüre – er hatte Reno in der Nacht noch heimkommen hören – spähte in den abgedunkelten Raum.
 

"Reno?"
 

Er vernahm nichts; keine Bewegung, kein Atemzug, keine Reaktion, da griff der Blonde nun doch in den Raum ertastete an der Wand den Schalter, knipste das Licht an und erblickte das, was er sich bereits überlegt hatte, dennoch leise fluchend.
 

Er wusste nicht, was er darüber denken sollte, ob es schon in Ordnung so war, ob etwas geschehen war, ob... Es passierten in letzter Zeit zu viele schleierhafte Dinge, da konnte Shin dieses Geschehen nicht als irrelevant abtun, eilte zurück in die Küche, nahm das Handy.
 


 

Ko-Ki hatte bis zu diesem Moment geschlafen, das Handy wie immer neben sich liegend, schlummerte in halber Aufwachphase, da dudelte das Mobiltelefon direkt munter los, wobei sein Besitzer nur knurrte.
 

"Hm?"
 

"Stör ich?"
 

"Shin? Lass das nicht zur Gewohnheit werden."
 

Der Pinkhaarige musste grinsen; da hatte ihn der Azubi einst abgewimmelt und nun telefonierte er ihm regelmäßig hinterher – für ihn war es definitiv ein angenehmes Gefühl.
 

"Tut mir leid, aber... Ist Reno bei dir?"
 

So schnell stürzte der Student von seinem Höhenflug ab – dennoch setzte er sich verwirrt auf, konnte die Frage und überhaupt die Lage nicht abschätzen.
 

"Nein, habe ihn seit gestern Nachmittag nicht mehr gesehen. Warum?"
 

Ein nachdenklicher Laut drang an sein Ohr, Shin schwieg sonst, was dann auch Ko-Ki besorgte, sodass er sich leise räusperte, mit einer Hand durch das noch zerzauste Haar ging.
 

"Komm... Ist er dann halt mal unangekündigt weggeblieben... Ist jetzt nicht die Welt."
 

Beschwichtigend drangen die Worte durch, Shin seufzte jedoch nur. "Das ist nicht normal."
 

"Shin'sche Intuition?", fragte Ko-Ki ruhig, in der Hoffnung, den Älteren wieder etwas fröhlicher zu hören.
 

"Keine Ahnung... Bin etwas zerstreut, ich muss gleich arbeiten."
 

"Mach dir keinen Kopf, schreib ihm eine SMS und dann warte ab."
 

"SMS klingt gut. Bis heute Abend."
 

"Ja, bis dann mal."
 


 

Gegen Abend stand Shin im Bad, fixierte sich die Haare mit etwas Haarspray, zupfte an ein paar Strähnen herum – er hatte sich den ganzen Tag über nicht gut ablenken können, schaute so oft auf sein Handy, dass ihn der Ausbilder darauf bereits aufmerksam machen musste, damit er es ließ.
 

Seufzend betrachtete er sich im Spiegel, seine Gedanken schweiften hin und her, aber das nur zwischen zwei, den Tag dominierenden, Gesichtern: Reno und Ko-Ki.
 

Er selbst konnte es sich nicht erklären – bei Reno waren es die Sorgen, da er ohnehin ein Tagträumer und nach keinen besonderen Gesellschaftsnormen lebte und nun auch noch vom Erdboden verschluckt war, und bei Ko-Ki waren es die Gedanken, diesen eigenartigen Studenten wiedersehen zu wollen, ihn nicht aus dem Kopf zu bekommen.
 

Plötzlich schellte es an der Türe.
 

Shin platzte aus dem Bad und öffnete mithilfe eines Schalter neben der Wohnungstüre die Haustür ein paar Stockwerke tiefer; zuerst hoffte er, dass Reno geschellt hatte, aber jener hatte auch einen Schlüssel... Erst als Ko-Ki vor ihm stand, merkte er, wie wenig ihm der Tag gefiel und wie gering der Abend wert war.
 

"Guten Abend, Ko-Ki."
 

"Hi! Dir geht's immer noch nicht besser."
 

Der Blonde blickte seinen Gegenüber überrascht an. "Woher willst du..."
 

"Man sieht es dir sofort an. Setz dich ruhig noch etwas. Soll ich draußen warten?"
 

Der Pinkhaarige sah Shin gelassen und mit einer Ruhe an, die er in ziemlichen Ausnahmefällen nur an den Tag legte – wenn er sich sorgte.
 

Doch der Größere schüttelte den Kopf. "Nein, komm rein. Kaffee?"
 

Langsam zauberte sich ein Lächeln auf die Lippen des Gastes, welches den anderen ebenfalls zum Grinsen animierte. "Gern."
 


 

Es dauerte eine Weile, ehe sie miteinander warm wurden, sich flüssiger unterhalten konnten, ohne immer auf die Wortwahl zu achten, ohne den höflich-leisen Ton aufzulegen.
 

Shin und Ko-Ki saßen auf der Couch, die Tassen standen leer auf dem Tisch, eine geöffnete, noch fast volle Kekspackung hatte daneben einst ihren Platz gefunden, beide Männer redeten und schwiegen darauf wieder.
 

"Und zu dir hat er sicher nichts gesagt?"
 

"Fragst du noch ein viertes Mal, gibst du mir aber sicher einen aus, ich sehe schon über das übliche Sprichwort hinweg."
 

"Gomen...", Shin sah betreten zur Seite. "Ich weiß, ich spinne – ich mache mir die Sorgen auch nur wegen den Chiroptera."
 

"Das ist auch gefährlich.", stimmte Ko-Ki nickend zu, betrachtete nebenbei seinen Gegenüber, zum einen verträumt, aber deutlicher enttäuscht; wäre Reno nicht verschwunden, würde sich der Blonde weniger Sorgen machen.
 

"Er hat auf die SMS nicht geantwortet, ich hab's auf der Arbeit mit anrufen versucht, doch er ging nicht ran."
 

"Jetzt fahr doch mal einen Gang tiefer, du bist nicht seine Mutter – klar kann es gefährlich sein, aber das muss es nicht sein. Komm, lass uns etwas raus gehen."
 

Der Pinkhaarige sprang auf und reichte Shin die Hand, welche der andere ergriff, zuerst irritiert aufsah, ehe er hochgezogen wurde und neben Ko-Ki stand.
 

Sie zogen sich Schuhe und Jacken an und verließen das Haus, gingen die Straßen entlang, mit Mühe bekam der Student den Azubi auf neue Themen, vom alten bloß langanhaltend abgelenkt, und der Größere schien sein Gemüt wirklich zu lockern.
 

Sie bogen gerade wieder die Straße ein, in der Shin und Reno wohnten, da seufzte der Ältere so gedehnt, dass Ko-Ki fragend summte und zu ihm herüber schaute.
 

"Ich möchte jetzt nicht hoch."
 

"Brauchst du auch nicht, ich wollte dich eh zu mir einladen."
 

Bei der Zerstreutheit musste Ko-Ki kritisch eine Augenbraue hochziehen, das war selbst für Shin zu kopflos, um normal zu sein, aber Kommentare solcher Art ließ er lieber.
 

"Ach ja... Wollen wir jetzt fahren?"
 

"Selbstverständlich doch", säuselte der Kleinere und hüpfte den restlichen, noch kurzen Weg zum Auto, welches er in der Nähe geparkt hatte, schloss es mit der Zentralverriegelung auf und schmunzelte Shin an, welcher zurücklächelte und einstieg.
 

Der Wagen war alt, machte allerdings einen gepflegten Eindruck, schien beinahe Sammlerqualitäten zu haben, wie der Auszubildene empfand.
 

Ko-Ki wohnte ein wenig abgeschieden in einer Wohnung mit Küche, einem sehr kleinen Bad und einem Wohnzimmer mit Schlafcouch, der (Un-)Ordnung nach hätte jeder mit ein wenig Verstand auf Studentenwohnung getippt, ohne Ko-Ki zu kennen; notdurftig beiseite gelegte Bücher und vom Eingang aus konnte Shin so in die Küche schauen, dass ihn ein Berg Geschirr aus der Spüle heraus anschtrahlte.
 

"Entschuldige, ich kam nur halb zum Aufräumen."
 

"Immerhin etwas.", sprach der Größere unglaubwürdig aufmunternd, während er sich weiterhin musternd umsah, aber nichts weiter dazu sagte.
 

Schlussendlich fanden sie sich auch dort auf der Couch wieder, Ko-Ki hatte Shin seine Unibücher gezeigt, es war purer Smalltalk, bestehend aus den beiden Themen: Brillen und Technik.
 

Das Sofa was so klein, dass jeder seine Ecke bekam, um die Beine bequem hochzuziehen und anwinkeln zu können, sie aber durch diese trägen Positionen nicht dran vorbei kamen, ihre Füße je nach Bewegung und Gestik aneinander zu reiben – wenn dies passierte, sahen beide dennoch eher peinlich gerührt zur Seite.
 

Als dies ein drittes Mal geschah, wechselte Ko-Ki abrupt das Thema: "Du hattest mir mal eine SMS geschrieben, einfach so."
 

Sein Gegenüber räusperte sich. "Ja, einfach so."
 

Der Pinkhaarige musste grinsen, als Shin nach zwei Anläufen immer noch den Blick nahezu beschämt abwandt.
 

"Du machtest nicht den Eindruck, als würdest du dich freiwillig noch einmal melden, Shin."
 

"Nun..."
 

Er holte Luft, konnte allerdings nichts erwidern, brachte den Kleineren zum kichern, was ihn wiederum etwas verärgert aufblicken ließ.
 

"Was? So lustig?"
 

"Schon, findest du nicht?"
 

Ko-Ki reagierte gelassen auf die patzige Frage, schmunzelte selig dem schmollenden Gesicht entgegen, welches nach zu langem Blickkontakt erneut wegsah.
 

"Komm, du magst mich!", lachte der Pinkhaarige nach ein paar Atemzügen Stille, sodass Shin mit peinlich ansteigender Röte auf den Wangen aufsprang, entrüstet auf den Studenten hinabsah, mit den Worten deutlich überfordert.
 

Eine Weile merkte man es sichtlich hinter den aufgerissenen Augen rattern und arbeiten, der Blonde rang um Worte, doch das mehr als vergebens, atmete zum Konter die Luft harsch ein, entließ sie wieder über sich selbst enttäuscht und vom Wortmangel überwältigt.
 

Ko-Ki winkte ihm mit einer ruhigen Handbewegung zu sich, seufzte, schraubte den Tonfall runter, schon ehe sich der Ältere neben ihn gesetzt hatte – als er es getan hatte, sah er ihn an, weniger herausfordernd und milder frech, für einen Augenblick einfach nur liebevoll.
 

"Also ich –", der Kleinere selbst blickte nun gen Boden, suchte die passende Formulierung. "ich mag dich sehr, wirklich. Ich weiß nicht, wie du zu mir stehst und deine Anrufe direkt nach oder gar vor dem Aufstehen bringen mich natürlich durcheinander."
 

Shin, der sich etwas angespannt wieder neben Ko-Ki gesetzt hatte, die Situation nicht recht einschätzen, sich selbst nicht verstehen konnte, beobachtete die Regungen des anderen stumm, abwägend.
 

Schließlich seufzte er. "Inwiefern magst du mich?"
 

"Inwiefern magst du mich?"
 

"Ko-Ki... Bitte."
 

"Nein, ich meine es ernst – ich mecker selbst Reno an, wenn er mich aus dem Bett klingelt, doch bei dir tat ich es nicht. Gib mir nur zu verstehen, ob ich dich demnächst freundschaftlich empfangen soll, oder..."
 

Shin wartete ab, aber sein Gegenüber stoppte im Satz. "... Oder nicht freundschaftlich? Wie denn dann?"
 

Ko-Ki schien für einen Moment zu überlegen, erhob sich schließlich ein Stück, spürte den fragenden Blick auf sich ruhen, unterließ den Kontakt ihrer Blicke jedoch stur, setzte seine Knie auf das Polster, ein Bein über Shin schwingend, sich allerdings so hinkniend, dass er den anderen nicht berührte, ihn insoweit nicht einengte.
 

Als kein Protest folgte, stützte er sich mit einer Hand direkt neben dem Blonden an der Rückenlehne ab, suchte erst dann unsicher mit dem Blick in seinen Augen nach etwas – einer Art Zuneigung, Sehnsucht, einer Art Zustimmung, Offenheit.
 

Langsam legte sich ein Lächeln auf die Lippen des Jüngeren, als sich der Azubi immer noch nicht rührte, viel mehr abwartend, aber bereits schwach ahnend, zu ihm aufsah.
 

Der Pinkhaarige senkte den Kopf, schlug die Augen sinnlich nieder, ehe er die vollen Lippen des anderen mit seinen eigenen streifte, Shin daraufhin selbst auf das Spiel einging und die fremden Lippen einfing, sie ebenfalls nur leicht berührte, aber dann die Augen schloss und beide den Kuss intensivierten.
 

Ko-Ki kroch ein angenehmer Schauer den Rücken hinab, als er die warme, zarte Haut spürte, der Ältere den Kopf gar etwas neigte, um mehr von ihm zu spüren, um ihm zu zeigen gab, dass er nichts gegen diese Näherung hatte.
 

Nahezu zeitgleich teilten sich ihre Lippen, ihre Zungen trafen sich mittig, stachelten sich gegenseitig zu einem kleinen Machtkampf an, doch nachdem kein Sieger hervorging und sie sich uneinig einig wieder hinter dem jeweiligen Lippenpaar verbargen, beendete der Student seine kleine Demonstration, den Kopf wieder erhebend, neckend den Blick auf den hübschen Mann unter ihm gehaftet.
 

"So in etwa."
 

"Aha...", entkam es Shin tonlos, nur schwach gehaucht – nicht, dass Ko-Ki ihn zu sehr gefordert hätte, aber ihm fiel nichts anderes ein, verträumt und verwirrt schaute er nur auf.
 

Erst einige Sekunden später fasste er sich wieder soweit, dass er Worte fand, gar schlagfertig darauf reagierte, leise schnaubend, spöttisch grinsend, doch damit kam er beim Kleineren nicht weit.
 

"Ich hoffe, du erwartest so etwas nicht durch's Telefon."
 

Ko-Ki lachte leise, stieß sich in einer geschmeidigen Bewegung von der Lehne ab, stand schließlich vor dem Größeren, die Hände lässig in die Hosentaschen schiebend, den Kopf schüttelnd.
 

"Nein, soweit habe ich mitgedacht."
 

"Gut...", sprach Shin schmunzelnd, räkelte sich kurz auf der Couch, ein Bein über das andere legen konnte, einen Arm über die Lehne so legte, dass er den Kopf mit der Hand stützte.
 

Er musste zugeben, dass er weder aus dem Studenten noch aus sich selbst wirklich schlauer geworden war, aber nach wie vor Gefallen an dem Spiel gefunden hatte, sich nach einiger Zeit Einsamkeit auch gerne darauf einließ.
 

"Und so würdest du mich nun auch immer empfangen, würde ich jetzt gehen?"
 

"Du machst mir nicht den Anschein, als würdest du gehen wollen."
 

"Letztens machte ich auch einen anderen Anschein als die Realität aussah."
 

Da musste Ko-Ki nickend zustimmen, sah seinen Gesprächspartner selbstgefällig grinsen. "Dennoch kann ich mir sicher sein, dass du nicht gehen wirst. Es ist dunkel, dir könnte draußen etwas passieren, Hals- und Beinbruch und so."
 

"Klar, richtig gefährlich bei Dämmerung und die Straßenlaternen brennen noch nicht einmal..."
 

"Dann sind wir uns ja einig."
 

Die Ironie war beid- und gegenseitig perfekt aufeinander abgestimmt, die Herren wussten sich selbst zu einem Abend zu zweit gut überreden zu können.
 

"Werde ich wohl hier bleiben müssen, du hast nur die Couch zum Pennen, hm...?"
 

~
 

Und ein herzliches Dankeschön an alle Kommi-Schreiber, ihr seid so süß *~*v

Nächstes Kap wird ein pures Ryouga&Reno-Kapitel, also reine Gleichberechtigung! xD

Was mit den beiden wohl ist...? *schnurr*

TBC ♥

Obsidian

Noch einmal zuvor schleimen:

Vielen ♥lichen dank für alle bisher geschriebenen Kommis, ihr seid voll putzig ^.^

Natürlich allerherzlichsten Dank an die Dauerkommiverfasser, mein Ryouga und Shinchen, ihr seid echt goldig, was ihr euch so einfallen lasst an Lob xDD
 

Alle Neueinsteiger sind selbstverständlich ebenfalls willkommen ♥~

Ich warne nur vor: die nächsten Kappis werden auf sich warten lassen, denn nun ist mein vorgeschriebener Vorrat vollends erschöpft und Arbeit ruft nunmal... In der Bank fallen FFs nunmal schnell auf, es sei denn, ich baue Zinsen und Kontonummern ein Oo''
 

Nun: VIEL SPASS MIT...
 

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[butter]FLY
 

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Obsidian
 

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Der Tau sammelte sich auf den Grashalmen, ein schwacher Nebel lag auf dem Rastplatz, kroch an den stehenden Autos vorbei, umschmeichelte die Fenster, die dösig beschlagen waren.
 

Lange war Ryouga bereits wach, blickte stumm in die morgendliche, graue Kälte hinter der Frontscheibe des geräumigen Nissan Quashquai, kurz durch den Rückspiegel auf die drei Sporttaschen, die voller Anziehsachen und anderen Reisehabseligkeiten waren, schauend.
 

Er stellte sich abermals die Frage, was ihn hierhin geführt hatte, wo der Ursprung des ganzen lag, wohin dies führen sollte...
 

Tonlos seufzte er, lehnte den Hinterkopf an die Stütze hinter sich, drehte ihn dann so zur Seite, dass er die brünette, schlafende Gestalt neben sich betrachten konnte, die mit einer Wolldecke grob bis zum Kinn bedeckt dasaß, den Mund ein wenig geöffnet, ruhig und geborgen atmend.
 

Der Kleinere hatte den Blick gerade abgewandt, da streckte sich Reno so gut es in der Position und in dem blutrotlackierten Gefährt eben ging, gähnte wohlig, ehe er den Dunkelbraunhaarigen ansah.
 

"Morgen, bist du schon lange wach?"
 

"Nicht bemerkenswert lang. Ich wollte gleich weiter."
 

"Hai..." Der Größere murmelte noch schlaftrunken, blinzelte vor sich hin, ehe er sich über die Augen rieb.
 

Ungewollt lange sah Ryouga ihm dabei zu, doch dann suchte er schließlich den Wagenschlüssel, startete das Auto sofort.
 

"Lass uns zu einem Café oder so fahren. - Der, der den Vorschlag grad gemacht hat, gibt das Essen aus.", meinte der Brünette grinsend, grob schätzend, wie viel er noch haben musste.
 

Sie waren tatsächlich noch bei ihm und Shin gewesen, Reno hatte alles gepackt und sein gesamtes Geld genommen, welches er so parat hatte, konnte aber noch etwas bei einer Bank holen, wenn er es wollte.
 

Shin musste nichts davon mitbekommen haben, jener konnte schlafen wie ein Toter, er hörte sich nur manchmal wesentlich anders an – seitdem der Blonde jedoch seine Zimmertüre immer schloss, hörte Reno ihn nicht mehr schnarchen...
 

Ryouga fuhr von der Autobahn ab und an einer eher ländlichere Straße entlang, ein Zeichen, wie weit sie bereits gekommen sein mussten... menschenleer war es jedoch nicht.
 

Tatsächlich fand sich bald eine kleine, alte Raststätte, auf deren Parkplatz sie hielten und ausstiegen.
 

"Ist auch mal was neues, selbst bedient zu werden.", meinte der sonst selbst kellnernde Nebenjobber, als sie im Café bedient wurden.
 

"Wäre dasselbe, als wenn ich auf dem Motorrad Beifahrer wäre."
 

Reno schmunzelte zustimmend, sah Ryouga glücklich über die Situation an – immerhin hatte der Biker lange gebraucht, um aufzutauen, der Größere hatte letzte Nacht um jeden Satz von ihm gerungen, damit sie sich nicht nur anschwiegen – biss in das Gebäck, kaute kurz und spülte mit Kaffee nach.
 

"Was nie vorkommen wird, wenn du mich schon wegen dem Quashquai anfauchst...", grummelte er dann.
 

Ryouga lachte leise, aber gemein auf. "Mein Baby fährt niemand anderes."
 

"Aber ich bin auch Nissanfahrer~"
 

"Hör auf, erst nach deinem Modell kam Klasse in die Autos dieser Marke."
 

Unglaubwürdig wütend gestellt, ließ Reno die Tasse klangvoll auf dem Tisch landen. "Du bist fies!"
 

"Ich hab dich nicht entführt, du bist freiwillig mitgekommen."
 

"Oh ja, ich sehe es dir an, wie du es bereust, nachgegeben zu haben, Ryouga."
 

Belustigt, aber auch anstachelnd und sich gegenseitig hochschaukelnd, saßen sich beide Männer gegenüber, mal eine Tasse an die Lippen haltend, mal in ein belegtes Brötchen oder etwas Süßes beißend.
 

"Bin schon schlecht in Kindererziehung, ich weiß..."
 

"Kindererziehung? Ich brauch nicht mehr bellen?"
 

"Können Welpen eh nie deutlich, sie janken nur."
 

Es blitzte ihn ein Augenpaar an, den Rest des Gesichts hinter einer Kaffeetasse verborgen, ehe sein Gegenüber jenes Geschirrstück wieder elegant von den Fingern gehalten sinken ließ, er hinaussah, plötzlich so verträumt wirkte.
 

Ryouga wunderte sich, wie schnell für den leidenschaftlichen Kaffeeschlürfer – war das normal unter Kellnern? - auch mal Schluss bei Diskussionen war, wenn sie mal belanglos waren und nicht entschieden, ob sie sich gegebenenfalls nie wiedersahen.
 

Der Dunkelbraunhaarige konnte nicht leugnen, dass er die Entscheidung in Ordnung, wenn nicht gar genial fand, den Frischling mitzunehmen, es war nur keinerlei Taktik, nicht mit Gewinn verbunden... Es war – einfach aus Neigung geschehen.
 

Genau dies machte die Sache für Ryouga ungewohnt bis gruselig.
 

Er folgte irgendwann dem Blick des anderen, merkte erst dann, dass er auf das dreckige Schlamm-Blutrot auf vier Reifen gerichtet war, es ihn entnervt aufstöhnen ließ.
 

"Wir waschen nachher mal die Kiste, das sieht scheiße aus."
 

"Du sprichst mir aus der Seele, das Ding ist hässlich."
 

"Hey, beleidige mein Baby nicht."
 

"Ich war's nicht~" Reno schob sich noch das letzte Stück seines fast reinen Zucker-Frühstücks in die Schnüss, ehe er beschwichtigend die Hände hob.
 

Ryouga aß noch schnell auf und erhob sich. "So, hier nebenan kann man auch tanken und waschen. Lass mal loslegen."
 

Der Brünette nickte einverstanden, zahlte und verließ mit dem Kleineren das Café wieder.
 

Nach dem Tanken fanden sie sich in einer SB-Wäsche wieder, Ryouga kramte in den Jacken- und Hosentaschen nach Kleingeld, sich bei dieser Aktion wild verrenkend, während Reno mehr als vorfreudig den Wasserschlauch bereits mit beiden Händen hielt.
 

Kaum rollten die ersten Münzen in den Kasten an der Wand, kam auch schon Seifenwasser aus dem Schlauch geschossen, welchen Reno stramm auf den Wagen richtete, der Dreck allein schon vom Druck absprang.
 

"So, und nun hier vorne, mach schnell sonst kostet es mehr."
 

Ryouga lotste Reno um den Wagen, winkte ihn zu den schlimm verdreckten Stellen, warf noch Münzen hinterher, wandt sich dann wieder dem Größeren zu.
 

"Mach mal schneller, wir müssen uns gleich auch noch wenigstens grob waschen, ehe wie weiterfahren."
 

Kaum hatte der Biker es ausgesprochen, spürte er schon den eiskalten, heftigen Druck am Bauch und an seinem Brustkorb, die lässig offen gelassene Jacke wurde ihm in Windeseile beinahe von den Schultern gezerrt – erst, als Reno den Schlauch wieder auf den Wagen richtete, kam Ryouga dazu, den anderen entsetzt und gleichzeitig gefährlich geladen anzustieren.
 

Reno genoss seinerseits den patschnassen Anblick vor sich, die Jacke triefend und schwer auf den schmalen Schultern, die Kleidung durchnässt am dünnen Körper klebend, die Rastazöpfe tropfend und platt hinabhängend.
 

"Reicht das so mit dem grob waschen?"
 

"Du..."
 

Durch das laute Geräusch des Gerätes, hörte der Größere nur unterschwellig das Knurren des Dunkelbraunhaarigen, doch da wurde er schon an den Schultern gepackt und zu Boden gezerrt; der Wasserschlauch knallte ziemlich gegen die Karrosserie, als beide einen Moment darum rangen, ehe Ryouga das Ding zu greifen bekam, vom überschwemmten Boden aufstand und die Öffnung des Schlauches auf eine keifende Person auf dem Beton richtete.
 

Reno wäre nicht zum Aufstehen gekommen, wäre das Guthaben nicht aufgebraucht gewesen und das Wasser ausgegangen; nach Luft ringend und nässer als der andere, sah er zum Sieger des morgendlichen Waschkampfes auf, welcher böse und triumphierend herabblickte.
 

"Ja, reicht, siehst sauber aus... Und ich?"
 

"Dich würd' ich gerne noch ein wenig waschen."
 

"Nicht so rachsüchtig, mein Lieber."
 


 

Wohl oder übel mussten sie dann aus Preisgründen am anderen Ende der Raststätte, nachdem sie triefend durch die Räumlichkeiten, sich harsche Sprüche an die Köpfe schmetternd, geschritten waren, dennoch Geld für ein paar Minuten in der Sammeldusche opfern, damit sie den Schaum aus Haaren und Klamotten bekamen.
 

Mit einem ekelig schmatzenden Geräusch landeten die Sachen auf den Kacheln, Reno hatte sich vorgebeugt, um sich zuletzt noch die Socken auszuziehen, da merkte er Ryouga an sich bereits vorbei in den Duschraum gehen, blickte aber nicht auf.
 

Um diese Uhrzeit kamen sonst keine Reisende auf die Idee, für wenig Geld das Angebot der Gaststätte anzunehmen, so hatten die beiden die wohl doch etwas kompakter als erwartete Sammeldusche für sich alleine.
 

Der Kleinere seufzte, als er den noch kühlen Raum betrat; vier Duschbrausen hingen je zu zwei an den Wänden, die zueinander parallel verliefen, kein Blickschutz, kein gar nichts, sodass er sich für die Dusche ganz hinten links entschied, das Wasser einschaltete und die Temperatur regelte.
 

Schließlich dreht er sich um und sah Reno gerade den Raum betreten, auch er schaute sich um, wich seinem Blick aus, stellte sich einfach unter die Dusche vorne rechts, sich dem Biker am besten nur geringfügig nähernd.
 

Nachdem er das Wasser nach Empfinden richtig eingestellt hatte, stellte er sich unter das laufende Nass, welches eine wahre Genugtuung war, nachdem die beiden kalt tropfend die Duschen gesucht hatten.
 

Ryouga hatte Duschgel und Shampoo neben sich auf dem Boden stehen gehabt, seifte sich derweil ein, jedoch hafteten seine Augen auf dem jungen Mann am anderen Ende des Raumes, der die nasse Wärme durchaus zu genießen schien, die Augen geschlossen und den Kopf etwas zurückgeneigt hatte.
 

Unbewusst, nebenbei ließ er das Wasser über den Körper rinnen, den Schaum von sich hinabgleiten, strich sich über Brustkorb und Arme, musterte er Reno, dessen entspannten Gesichtsausdruck, so sorglos und frei von den inneren Fragen und Rätseln hatte er ihn noch nie gesehen, dann dessen Hals, dessen Oberkörper...
 

Erst, als der Größere den Kopf wieder nach vorne drehte, sich mit den Händen über das Gesicht ging, um die Augen zu öffnen, ohne gleich Wasser da hinein zu bekommen, schaute Ryouga beiseite, hatte sich erst in diesem Moment bei seiner Tätigkeit ertappt.
 

"Du hast Shampoo und Seife hier reingetragen, oder?", fragte Reno, hatte dann aber auch schon die beiden Behälter zu Ryougas Füßen entdeckt.
 

"Sieht so aus, oder?"
 

Der Brünette reagiert nicht darauf, ging auf den Kleineren zu, welcher sich bereits nach den Flaschen bückte und die ihm hinhielt.
 

"Wir brauchen nicht unsere Kilometer hier ablaufen, du kannst auch die Dusche neben mit nehmen, dann müssen die Flaschen nicht immer hin- und hergereicht werden."
 

Reno hörte die Worte des anderen, grinste leicht. "Schlaues Köpfchen, mach ich doch gleich mal."
 

Die Flaschen in einem fairen Abstand zu ihnen beiden hinstellend, ging der Teilzeitkellner zu der Dusche, die sich an derselben Wand befand, regulierte das Wasser wieder, ließ seinerseits ebenfalls den Blick über den Körper des anderen wandern – aber eher, weil sein Blick an etwas Silbernes am Bauch der schmalen Gestalt hängen blieb.
 

"Interessant?"
 

Reno zuckte zusammen, beinahe, als habe man ein Kind beim Kekseklau erwischt, blinzelte Ryouga an, schüttelte den Kopf. "Nein, mich überraschte nur das Piercing am Bauchnabel."
 

"Ach, das?" Man sah dem anderen an, dass er an diese Selbstverständlichkeit von Körperschmuck nicht mehr gedacht hatte, zumal er für einen Moment verwundert den Blick am Körper hinab sinken lassen musste.
 

"Alte Jugendsünde."
 

"Hey, mit diesem Spruch machst du mich wahrscheinlich auch älter, als ich bin... So reden doch nur die Rentner."
 

"Aber das Piercing entstand schließlich im letzten Lebensjahrzehnt.", brachte Ryouga lachend ein, sich das Shampoo nehmend.
 

"Was bei uns beiden noch nicht so lang her zu sein scheint."
 

Daraufhin nickte der Dunkelbraunhaarige anerkennend, wusch sich vorsichtig die Haare, was wohl deutlich machte, wie wichtig ihm manche dekorativen Körperstellen sein konnten, seien es Rastazöpfe oder Piercings, die er schon fast wieder vergessen hatte.
 

Reno nahm das Duschgel, verteilte es über Schultern, Arme, Brust, ehe er damit auch grob über die Oberschenkel ging, stellte sich dann wieder gerade hin und unter den Duschkopf, blickte dennoch fragend zum Gesprächspartner.
 

"Sonst noch mehr oder minder besondere Jugendsünden?"
 

"Dito...?"
 

"Nein, Ryouga, ich hab zuerst gefragt, no way."
 

"Hm... Ach, eines zeig ich dir, wenn wir den passenden Ort finden. Vielleicht heute Abend beim Erreichen der nächsten größeren Stadt."
 

Die Augen Renos weiteten sich irritiert, mit der Antwort konnte er – wieder einmal? - nichts anfangen, krallte sich das Shampoo und wusche sich ebenfalls die Haare, schloss dafür wieder die Augen.
 

"Und nun zu dir."
 

Der Angesprochene gab einen überlegenden Laut von sich, entfernte den letzten Schaum und trat in den Raum, fertig gewaschen und sichtlich nachdenkend, ehe er sich zum Biker drehte.
 

"Mir fällt da nichts ein, abgesehen von vielleicht dem Lippenpiercing ... Wäre mein Leben von vornherein spannender gewesen, hätte ich auch mehr aus mir gemacht.", erklärte er sich schließlich. "Und was ist nun das eine, was du angesprochen hast?"
 

"Nachher... Nachher..."
 

Ryouga warf den Kopf für einen Moment in den Nacken, schüttelte den Kopf so, dass der restliche Schaum abgespült wurde – nach einer Weile merkte der bereits Fertige, wie seine Mundhöhle und der Rachenraum trocken wurden, schob es weitestgehend auf die schwüle, feuchte Luft hier, beobachtete den Kleineren weiterhin, da er den Blick nicht abwenden konnte, sich dafür einen Augenblick verfluchend.
 

Shins Worte kamen wieder auf, knallhart, urplötzlich.
 

Reno schnappte nach Luft, dass selbst Ryouga ihn schließlich verwirrt ansah.

"Hm? Ist was?"
 

"Nein, bin fertig."
 

"Hängst du irgendwo fest?"
 

"Nein, ich geh ja schon.", ungewollt patzig antwortete Reno, schmollend verließ er die Sammeldusche, trat hinaus in den kalt wirkenden Umkleideraum, kramte ein Handtuch aus der Reisetasche und trocknete sich ab.
 


 

Auf der Weiterfahrt hatten sie nicht viel miteinander gesprochen, meist lief das Radio und sie unterhielten sich über Musik und deren Interessen, die sich minimal trafen, aber dann doch wieder unterschieden.
 

Nachdem ein weiteres Mal getankt worden war und sie ein Stück weiter gefahren waren, beschlossen sie, in der jetzt erreichten Stadt zu bleiben, wenn alles gutlief auch etwas länger, sie schätzten ihren Aufenthalt auf eine Woche, schauten sich demnach nach einem kleinen Hostel um.
 

Eines war mit einem Doppelzimmer noch frei, hatte einen Parkplatz im Innenhof und war in der Preisklasse der beiden Flüchtigen, sodass schnell eingecheckt wurde.
 

Mit den Taschen in den Händen betraten sie das kleine, nur notdürftig gepflegte Zimmer mit einem Ehebett und einem kleinen Waschraum mit Badewanne, beim Erblicken des Schlafplatzes rissen beide Mieses vorahnend die Augen auf, sprachen ihr Problem nicht laut an, ihr Verhalten sagte weitaus genug.
 

"So.", meinte schließlich Ryouga, der die Tasche auf einem alten Sessel geschmissen hatte und sich ausgiebig streckte. "Lass uns irgendwoher Essen organisieren und dann die Stadt erkunden."
 

Reno nickte, schaute dabei aus dem Fenster – es dämmerte bereits, doch die Supermärkte mussten noch auf haben. "Find ich gut."
 

Er wollte eigentlich noch gerne anmerken, dass ihm der Dunkelbraunhaarige noch etwas zeigen wollte, eine sogenannte 'Jugendsünde' offenbaren wollte, aber er dachte sich, es würde schon an die passende Stelle kommen.
 

In einem Convenience Store holten sie sich ein paar Getränkedosen, deren Inhalt war mal Cola, mal Bier, mal Kaffee, und eingepackte Lebensmittel, die man schnell verzehren konnte – sie ließen sich soweit von der Farbenpracht der Ware und deren Mägen leiten und nach keinen zwanzig Minuten war der Einlauf erledigt.
 

Im Hostel bunkerten sie alles soweit im Zimmer, aßen und tranken etwas, ehe sie sich genauso eifrig etwas Frisches an Klamotten anzogen und sich wieder auf den Weg machten.
 

Sie gingen eine noch recht belebte Straße entlang, besahen sich die geschlossenen, aber dennoch beleuchteten Geschäfte beziehungsweise ihre Schaufenster, bis sie vom wahrscheinlichen Einkaufsviertel zum Gaststättenbereich kamen, welches noch reger besucht war.
 

Eine Menschentraube sammelte sich vor den Türen eines Clubs, Ryouga sah zuerst den Kopf abwägend hin- und herbewegend von einem gewissen Abstand aus die Leute an, die es anscheinend darauf anlegten, auf jeden Fall da hinein zu kommen.
 

"Wenn das mal nicht eine Fundgrube ist..."
 

Reno vernahm die Worte, hob jedoch nur irritiert eine Augenbraue, ließ seinen Blick zwischen Club und dem Dunkelbraunhaarigen pendeln. "Inwiefern?"
 

"Ich soll dir schließlich noch was zeigen."
 

Der Größere konnte das Funkeln in den Augen des anderen nicht deuten, es war lauernd, vorfreudig und einen Hauch bedrohlich, aber es weckte umso mehr die Neugier.
 


 

Allzu schnell fand er sich im Club wieder, umringt von schunkelnden Gästen und von bunten Lichtern, beides tanzend und berauscht von der Musik und Diversitäten.
 

Für eine Weile musste sich Reno anderen Betrunkenen annehmen, nippte selbst nur im wahrsten Sinne des Wortes nüchtern an seinem Asahi, schielte hin und wieder zu Ryouga herüber, der weit abseits mit einem eigenartigen Mann sprach, sie beide sich beim Musikvolumen regelrecht anschrieen.
 

Ein Handschlag folgte, Reno hätte vermuten können, dass Geld geflossen war, konnte aber nicht gewiss sein, da die Situation nicht einzuschätzen schien – da sah er Ryouga auf ihn zukommen.
 

Auf dem Weg führte sich jener Daumen und Zeigefinger an die Lippen, durch die Lichtspiele erkannte Reno nicht mehr, aber er schien für einen Moment zu kauen, dann kurz darauf etwas zu schlucken.
 

Allein von der Entfernung, was definitiv noch ein paar Meter waren, trafen sich ihre Blicke mit einer klingenartigen Schärfe – die sich mit jedem Schritt, die der Kleinere auf den Brünetten zuging, geschleift, verfeinert wurde, sich zuspitzte, bis er schließlich vor ihm stand, sich an ihn schmiegte, mit einem arroganten, düsteren Grinsen auf den Lippen, sodass Reno zurückwich, bis ihn eine kühle, schwarzgraue Wand stoppte.
 

Fingerkuppen von Daumen, kleiner Finger und Ringfinger legten sich kräftig und dennoch geschmeidig an sein Kinn, ehe die anderen agierenden, schlanken Finger des Bikers etwas an Renos Mund beförderten, die Lippen herrisch teilten und etwas Zuckerwürfelgroßes auf die Zunge legten.
 

Noch bevor der Größere den Kopf zur Seite drehen konnte, legte Ryouga seine Lippen an das Ohr des anderen, befahlen ihm, zu kauen – es war eine papierartige Konsistenz, metallischer Geschmack, sodass Reno lieber schnell schluckte, am besten nicht dran denkend, was es gewesen sein konnte...
 


 

Nie hatte er so empfindlich auf stumpfes, flackerndes Licht reagiert, dass er die Augen verdrehend den Handrücken auf Augenhöhe hob, den Kopf leicht in den Nacken legte, die Musik nur noch weit entfernt wahrnahm.
 

Den anderen Arm hatte er auf die Schultern der Person vor sich gelegt, in der Menge gingen die beiden mit den wirren, dennoch zu den Klängen um sie passenden Bewegungen unter, Ryouga sog trotz des leichten Rausches im Unterbewusstsein – er war einfach zu viel gewohnt – jede Regung des Größeren gierig und interessiert auf, als habe er gerade mit Todeslust Mäuse und Schlangen in ein Terrarium geworfen.
 

Mit jener mörderischen Verspieltheit leckte er sich über die Lippen, als Reno den Kopf wieder vorwarf, sich nun mit beiden Armen an Ryougas Schultern stützte, ihn aus halb geschlossenen Augen mit stecknadelgroßen Pupillen ansah, fragend und verstehend zugleich, aber sichtlich mit den farblichen Halluzinationen überfordert.
 

Als jener drohte, den Halt vollends zu verlieren, hielt der Dunkelbraunhaarige ihn stark und sicher an den Hüften, Reno schlang die Arme fester um ihn, senkte den Kopf.
 

"Dieser Sünde gehe ich wohl noch zu oft nach...", gab Ryouga überlegen schmunzelnd zu bedenken, als er endgültig feststellte, dass er kaum noch auf die Drogen reagierte, die in der Anfängerdosis den Brünetten nahezu außer Gefecht setzten.
 

Er legte das Kinn auf der Schulter des anderen ab, welcher einen noch bei der Lautstärker um sie herum hörbaren Laut von sich gab, ihn vielleicht wirklich verstanden hatte, oder auch nicht...
 

Reno fasste die Worte auf, konnte mit ihnen aber soviel wie mit einer fremden Sprache anfangen, darum ringend, nicht komplett das Gespür aus den Gliedmaßen zu verlieren – nach einer Weile registrierte er, wie die beiden da stehen mussten, hob leicht den Kopf, berührte unbewusst mit den vollen Lippen den Übergang von Wange zum Ohr des Kleineren, atmete den herb-karamelligen Geruch der weichen Haut ein, schloss zugleich die Augen.
 

Ryouga reagierte mit einem leisen Lachen darauf, dass der Brünette anfing, die Lippen tastend und forsch gegen seinen Kiefer presste, am Ohr entlangküsste, schließlich die Wange liebkoste, schloss aber genießend die Augen, hatte solche Zärtlichkeiten fast nie zu spüren bekommen.
 

Bereits erwartend schnappten die Lippen des Bikers nach den des anderen, als er sich ihnen genähert hatte, hungrig drang die Zunge in Renos Reich ein, erkundete und beraubte es grob, lüstern, als habe Ryouga nur noch darauf gewartet, ihn so devot zu erleben.
 

Heiß keuchte der Größere in den Kuss, entfachte die Kampfeslust des fremden Körpers in seiner Mundhöhle mit seiner eigenen Zunge, zwang die andere auch irgendwann zum Rückzug, was beide den Kuss beenden ließ, sie sich unfokussiert anstarrten, ehe Reno den Griff lockerte – er hatte sich unbewusst heftig in die langen Haare des anderen gekrallt – und sie sich von einander lösten.
 

Ryouga durchbohrte seinen Gegenüber mit seinem Blick, schien etwas zu fordern, doch als Reno die Lippen zu einem "Gomen" formen wollte, schüttelte er nur den Kopf, deutete dem Größeren mit einem Nicken Richtung Ausgang, dass er gehen wollte.

Lapislazuli

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Karneol

Hab schon Ärger wegen dem Cliffhanger bekommen... xD

Dabei musste das sein, das Kapitel hat für meine schreibfaulen Standards Überlänge *lol*
 

Vielen Dank an allen Mitlesern ♥

Sind ja schon weit gekommen und die Geschichte neigt sich auch langsam dem Ende zu... Ui, das klingt bei dem Cliffhanger so spannend *lol*

Aber nein, ein paar Pitel werden es noch werden x33
 

Viel Spaß nun!
 

~
 

[butter]FLY
 

~
 

Karneol
 

~
 

Grau und träge ruhte das Schweigen im blutroten Qashqai, der auf Hochtouren die nahezu freie Straße entlangfegte, doch innerhalb der massiven Karrosserie war es still, es glich einem Vakuum.
 

Stumm hatten sie alle ihre Sachen gepackt und das Auto beladen, der Kleinere hatte nicht weiter gefragt, nachdem ihm die nüchtern, aber präzise formulierte Ein-Satz-Aussage entgegenschwappte, ohne Regung im Gesicht der Person, die es gesagt hatte.
 

Jene Person konnte dazu aber auch nicht mehr sagen, die Fahrt über schwieg sie, deutlich einen inneren Kampf führend, ein bitterer Glanz lag auf den sonst so klaren, braunen Augen.
 

Als die Verkehrsteilnehmer in ihrer Anzahl zunahmen und die lange, ziellos wirkende Straße in ihre Stadt mündete, sie nur noch per Stop-'n'-Go zwischen den Häusern durchkamen, war die Nervösität und Angst greifbar.
 

Bebend atmete Reno ein, als ihm der Fahrer beruhigend eine Hand auf den Oberschenkel legte, er sah zu ihm hinüber, doch Ryouga schaute sonst konzentriert auf den Wagen vor sich.
 


 

Nach einer gefühlten Ewigkeit parkte der Nissan in der Tiefgarage des Krankenhauses, beide Insassen stiegen aus und machten sich auf die Suche.
 


 

In einem Patientenzimmer des Krankenhauses saßen Shin und Ko-Ki in einem Bett, Ersterer hatte sich beim Optiker krank gemeldet, um den Kleineren zu sehen, ihm den zum Glück nur kurzen Aufenthalt hier angenehmer zu gestalten – und wäre es, dass er seine alten Mau mau-Karten mitgekommen hatte und sie nun dieses Spiel auf dem Bett spielten.
 

Als es an der Tür klopfte, blickten beide irritiert zur Uhr auf, festellend, dass es noch nicht die Zeit war, in der die Schwester vorbeikam – wobei Shin dann sofort an nur eine Person denken konnte.
 

Ein Seufzen kam ihm über die Lippen, als genau diese Person vorsichtig das Zimmer betrat, die Schultern leicht eingefallen, als hätte er sie ganze Schuld für das Geschehnis bereits auf sich genommen.
 

Langsam hob sich sein Blick vom Boden, wanderte zum Blonden, dann zaghaft zum Pinkhaarigen, ehe sich Reno den beiden näherte.
 

Ko-Ki ließ sofort die Karten aus der Hand gleiten und streckte freundschaftlich zum Größeren einen Arm aus, schmunzelte lässig.
 

"Na da ist ja mein Großer~"
 

Der Brünette lächelte schwach, beide hatten so ihre Eigenschaften, Ernstes zu drosseln und auf eine lockere Umgangsart herunterzuspielen, aber eigentlich war ihm nicht danach und dies bewies er mit seinen Worten:
 

"Ko-Ki, was ist passiert?"
 

Doch der Angesprochene wunk ab, sah zu Reno auf – Shin beobachtete die beiden, ohne etwas zu sagen, wollte die Lage neu eingliedern, denn mit der schnellen Ankunft seines Mitbewohners hatte er nicht gerechnet, immerhin hatte jener gesagt, er wäre "etwas weiter weg".
 

"Als ich nachts unterwegs war, hatten sie mich erwischt.", Ko-Ki zuckte mit den Schultern; bis auf ein paar blauer Flecken, Schrammen und Pflastern im Gesicht, schien er noch unversehrt geblieben zu sein.
 

"Sie haben mich wohl auch wiedererkannt, wollten anscheinend sichergehen, dass ich nichts mehr in Zukunft sagen könnte, aber zum Glück war ein Fußgänger mit Hund in der Nähe, der die Polizei geholt hatte."
 

"Es tut mir so leid...", rutschte es dann dem Brünetten leise heraus. "Ich wollte nicht, dass dir etwas-..."
 

"Es hätte anders enden können.", unterbrach ihn dann Shin, dem deutlich anzumerken war, dass er sich zurückhielt; als Reno zu ihm hinübersah, schluckte er hart – noch nie hatte ihn ein solch eisiger, von Wut geprägter Blick des Auszubildenen getroffen.
 

"Ohne sein Glück hätten sie ihn kalt gemacht."
 

Der Brünette konnte dazu nichts sagen, wich dem Blick aus.
 

Ko-Ki bewegte sich etwas unruhig auf der Stelle hin und her, schüttelte summend den Kopf, als die beiden ihn anschauten. "Es ist nun so gekommen, wie es gekommen ist. Heute Nachmittag geht's für mich auch schon wieder nach Hause, es ist nun alles gut."
 

"Nichts ist hier gut!", entfuhr es dann den beiden WG-Bewohnern gleichzeitig, sodass die sich verwundert über ihre Einigkeit ansahen und der Zusammengestauchte nicht minder verpeilt in die Runde schaute, ehe sich Shin als erster räuspernd zu Wort meldete.
 

"Bei dir in der Nähe sind die Chiroptera überhaupt aufgetaucht, ich will dich nicht allein zu Hause wissen."
 

Eine Augenbraue hebend, ließ Reno seinen Blick Richtung Blondschopf wandern, ziemlich irritiert über die Aussage und Fürsorge, stimmte ihm nach einigen Sekunden Bedenkpause nickend zu.
 

"Shin hat Recht, Ko-Ki; es ist zu gefährlich. Die Polizei sucht seit drei Tagen die Anhänger der Chiroptera zusammen. Wenn sie 'aufgeräumt' haben, ist es auch wieder sicherer."
 

"Wo soll ich hin?"
 

Als hätte Shin damit gerechnet, sprang er auf und griff Hilfe suchend nach Renos Schultern, ehe er ihn vorsichtig vor die Tür drängte – der Größere konnte sich schon denken, welche Frage folgen würde, aber für jegliche Reaktion war ihm das Gedränge zu plötzlich gewesen.
 

Kaum fanden sie sich im Flur der Station wieder, wanderte Shins Blick verwundert zu Ryouga, welcher seelenruhig an der Wand neben der Tür zu Ko-Kis Zimmer lehnte, die Arme vor der Brust verschränkt.
 

"Wer sind Sie?"
 

Auf Shins Frage antwortete Reno nahezu beiläufig, in der Hoffnung, das Gespräch von gerade schneller weiterführen zu können: "Das ist Ryouga."
 

"Ryouga...?"
 

Der Brünette fuhr überrumpelt zusammen, als die Sicherung beim Azubi gnadenlos auf Anhieb durchbrannte, er auf den Biker losging und ihn – für beide ehemals Geflohenen überraschend – am Kragen packte.
 

"Du hast es doch eingeleitet, dass die Chiroptera alle Zeugen aus dem Weg räumen sollen, oder?!"
 

Aufgrund Shins Lautstärke, warf Reno einen Blick den Gang hinab, als eine Schwester einige Meter weiter zu ihnen hinübersah, sodass der Größere gerade zwischenspringen wollte, da hatte Ryouga den Kleineren seinerseits gegen die Wand gedrückt.
 

"Ich habe rein gar nichts mit ihnen zu tun!", zischte er dem Blonden entgegen, da ertönte schon eine weibliche Stimme aus der Ferne.
 

"Meine Herren... Was ist hier los?"
 

Reno packte beide an den Schultern, sah den Dunkelbraunhaarigen bestimmt, aber auch bittend an. "Ryouga, bitte, wir besprechen das gleich." Daraufhin sah er wieder zur Schwester, die auf sie bereits zuging, lächelte gezwungen. "Alles wieder in Ordnung, wir sind ruhig."
 

Nach einem beschwichtigenden Nicken seinerseits, verstand die Dame und machte wieder kehrt, was den Brünetten erleichtert ausatmen ließ.
 

Mit einem groben Ruck löste sich Ryouga vom Griff der anderen beiden und ging ein paar Schritte weiter abseits, ohne etwas zu sagen, geschweige Shin eines Blickes zu würdigen – Letzterer wusste es nicht, aber Reno war nach eigener Erfahrung bewusst, wie empfindlich der Biker auf solche Äußerungen und Vermutungen reagierte, und ließ ihn dementsprechend in Ruhe.
 

Shin stand noch immer perplex und sauer zugleich an die Wand gelehnt da, starrte Ryouga zuerst hinterher, funkelte daraufhin aber Reno an, doch dieser schüttelte nur den Kopf, in der Hoffnung, der Auszubildene verstand.
 

Schnaubend kam er wieder auf sein eigentliches Anliegen zu sprechen. "Ich will, dass Ko-Ki zuerst zu uns kommt."
 

"Shin... Er macht vielleicht manchmal den Anschein, aber Ko-Ki hält man nicht in einem Käfig. Wo soll er schlafen?"
 

"Bei mir. Ich, ähm..."
 

Es dauerte nicht lange, da erklärte das leicht errötende Gesicht alles weitere, was Shin nicht sagen konnte – und Reno musste ungewollt schmunzeln.
 

"Ist in Ordnung, lass wieder zu Ko-Ki gehen und ihm von seinem Glück erzählen – und später erkläre ich euch alles."
 

Flüchtig warf er noch einen Blick zu Ryouga, welcher weiter weg dastand und definitiv zugehört hatte, aber ihnen den Rücken zugekehrt hatte, und dann schubste er den Blonden zurück ins Patientenzimmer.
 


 

Es dauerte nicht lange, da kehrten Ryouga und Reno zum Wagen zurück – der Größere hatte sich noch von den beiden anderen verabschiedet, sie würden sich eh heute Abend wiedersehen, und so kam es, dass die beiden Braunhaarigen das Krankenhaus wieder früh verlassen konnten.
 

Am Qashqai angekommen verfinsterte sich Ryougas Blick, als er auf den sonst so makellosen Lack schaute; vom Kotflügel bis zum Kofferraum zogen sich zwei schmale, tiefe Furchen, von denen in hauchdünnen Wirbeln an manchen Stellen Material von der Verkleidung abstand.
 

Der Kleinere ging auf sein immer noch prächtiges Gefährt zu, kniete sich neben die Fahrertüre, fluchte laut auf.
 

"Woher können sie wissen... Nein, uns ist niemand gefolgt, das hätte ich gemerkt. Sie müssen das Auto einfach nur wiedererkannt haben."
 

"Das heißt, im Endeffekt wissen sie immer, wo du bist.", schlussfolgerte Reno aus Ryougas Satz. "Lass zum Kombini fahren und meinen Wagen nehmen, der steht dort noch."
 

In den Augen des Dunkelbraunhaarigen war der Protest deutlich zu sehen, aber ihm war klar, dass man mit dem Wagen vor Renos Haustür jederzeit auf Ryougas Anwesenheit schließen konnte.
 

"Ich setz dich dort nur ab und du fährst allein nach Hause."
 

"Nein, das werde ich nicht tun. Verdammt, Ryouga, du lebst gefährlich!"
 

"Du etwa nicht?!"
 

Ihre letzten geschrieenen Worte hallten in den Gemäuern nach, als Schweigen einkehrte, ehe der Größere leise flehend erneut ansetzte. "Bitte, Ryouga... Komm mit. Man wird dich entweder von den Chiroptera oder von der Polizei fassen, wenn du dorthin gehst, wo du sonst auch immer warst."
 

"Ist mir immer noch lieber, als dich in Gefahr zu bringen."
 

Der Blick des Kleineren war abgewandt, er konnte den Brünetten mit den Worten auf der Zunge nicht ansehen – wie ein Zeichen im rechten Augenblick pulsierte die Wunde an seinem Hüftknochen, die gereizte Haut, die geschwollenen Stiche unter dem Verbandsmaterial...
 


 

Die Entscheidung war unausgesprochen irgendwann auf dem Weg zum Parkplatz gefallen, und wurde ausgeführt, als beide – und nicht nur einer – das Auto wechselten, den blutroten und zerkratzten Wagen gegen den bescheiden dreinschauenden Nissan Micra.
 

In der Wohnung von Shin und Reno angekommen, ließen die beiden ihre Taschen zuerst achtlos im Wohnzimmer stehen, gingen in die Küche.
 

Ryouga wurde darum gebeten, sich einfach an den Tisch zu setzen, während Reno ihnen einen Kaffee zubereitete, sich nach diesen paar Minuten dazusetzte, beide Tassen hinstellte und den Sitzenden verwundert ansah, als jener leise knurrte
 

"Was ist, Ryouga?", fragte er dann ruhig, ehe er zum Kühlschrank ging und eine Packung Milch herausholte, diese ebenfalls auf den Tisch stellte.
 

Der Angesprochene schüttelte den Kopf. "Ich habe eigentlich keine Lust auf den Stress mit deinem Mitbewohner."
 

"Du bereust es, hierher gekommen zu sein, oder?"
 

"Ich bereue es, in diese Lage gekommen zu sein. Mehr nicht." Er schüttete einen Schluck von der Milch in seinen Kaffee, schaute den Größeren an, der ihm schräg gegenüber Platz genommen hatte. "Aus dieser kommt man nicht so leicht raus. Wäre es nicht, würde ich nichts bereuen."
 

Reno hielt dem eindringlichen Blick stand, konnte den Dunkelbraunhaarigen verstehen, nickte dementsprechend, ließ dann den Blick sinken und sah auf die Tasse, die er in seinen Händen hielt.
 

"Hätten wir uns unter anderen Umständen kennengelernt, wäre es schöner."
 

Ryouga gab einen bestätigenden Laut von sich, hielt sich dann den Rand der Tasse an die Lippen, nahm einen Schluck, setzte daraufhin die Tasse wieder ab.
 

"Das ist das Problem."
 

Es trat für einen Atemzug Schweigen ein, doch dann stand Reno auf, ging zu Ryouga und setzte sich rittlings auf dessen Schoß, das Gesicht zu seinem gewandt.
 

"Man kann ja dennoch das beste draus machen."
 

Mehrdeutig blitzten die dunkel Augen des Brünetten auf, ein Schmunzeln lag auf den Lippen, welches Ryouga für einen Augenblick erwiderte, dann allerdings wieder ablenkte.
 

"Das wird ne schwierige Zeit, vorübergehend vier Männer in einer Wohnung für höchstens zwei unterzubringen."
 

"Wird schon gehen."
 

Bei manchen Denkweisen und Argumenten Renos waren jegliche Erklärungsversuche zum Scheitern verurteilt, das musste Ryouga langsam begriffen haben – so lächelte er geschlagen, bevor sich ihre Lippen berührten.
 

Sanft schmiegten sie sich aneinander, was sie seit dem Hostelaufenthalt nicht mehr getan hatten – trotz der Gefühle für einander blieben sie aus Sicherheitsgründen voreinander und Selbstschutz meist auf einer Grunddistanz, die sie anscheinend nie überbrücken würden.
 

Solange sie die kleinen Momente dafür hatten,...
 

Mit den Zähnen hielt Ryouga sachte das schwarze Lippenpiercing des anderen, zog leicht daran, merkte dann, wie sich der dazugehörige Mund zu einem Smirken formte, ehe sich Reno ebenfalls mit verspielten Bissen wehrte.
 

Dessen Hände wanderten derweil an den Oberarmen entlang, hoch zu den Schultern, die Finger flochten sich in die Rastazöpfe; er neigte den Kopf zur Seite, als sich der Kleinere vom Kinn zur Nackenpartie voranküsste.
 

Tonlos, aber schwer atmete der Brünette aus, konzentriert auf die Lippen, die ihn liebkosten, bis er den Kopf nach vorn senkte und in das Ohr des anderen biss, dann leicht darüber striff, ein zu unterdrücken versuchtes Keuchen dann an seinem Hals wahrnahm.
 

Für einen Moment lösten sie sich voneinander, sahen sich an, doch ohne eine Sekunde länger verstreifen zu lassen, näherten sich wieder ihre Lippen, die Zungen berührten sich sofort neckend und herausfordernd – da zuckten sie bei dem nächsten Geräusch ertappt zusammen.
 

"Ich bin entsetzt."
 

Erschrocken starrte Reno zur Küchentüre, in deren Rahmen Ko-Ki stand, in dessen Grinsen etwas schwach Fieses lag, und die Arme vor der Brust verschränkt.
 

"Ist der Kaffee etwa leer und ihr müsst ihn euch so teilen? Ich weiß ja um deinen Kaffeedurst, Reno, aber bitte, lass doch deine Gäste damit zufrieden."
 

Total perplex, dass die beiden anderen bereits hier waren, brachte Reno keinen Ton hervor; als er verstohlen zu Ryouga hinabschielte, erblickte er nur ein amüsiertes Grinsen und war über diese Tatsache auf eine Art entrüstet, auf eine andere Weise erleichtert.
 


 

Nach ein paar Stunden Express-Wohnungsputzen, war der Fernseher eingeschaltet, Ko-Ki hatte Ryouga zu sich auf die Couch gebeten und zwei Dosen Asahi auf den Tisch gestellt – der Biker schien sich immer noch etwas schwer zu tun, in dieser Wohngemeinschaft aufgenommen worden zu sein und dies dann auch noch mit einem frischen Opfer der Chiroptera...
 

... Allerdings war dies für Ko-Ki kein Problem, nachdem Reno die Situation erklärt hatte, sie alle voneinander Schritt für Schritt nun halbwegs wussten – Einzelheiten zu diversen Nächten wurden selbstverständlich nicht weiter ausgetauscht.
 

Die einzige Kluft, die deutlich zu spüren war, lag zwischen Shin und Ryouga.
 

"Ich kann das nicht einfach so glauben."
 

Reno, der gerade den Kühlschrank schloss und in der anderen Hand eine angebrochene Flasche Sake hielt, seufzte bei den Worten des Blonden, welcher die Arme nahezu trotzig vor der Brust verschränkt hatte und an der Spüle lehnte.
 

"Ich kann dir nicht mehr sagen, als die Wahrheit."
 

Shin schüttelte den Kopf. "Das ist es nicht. Ich glaube dir, aber es fehlt mir das Vertrauen in Ryouga – seine Art oder auch die Tatsache, dass er mit den Chiroptera irgendwas zu tun hat, aber nicht zu ihnen gehört... Das ist schwer. Zumal es Ko-Ki fast das Leben gekostet hätte."
 

"Bei dem, was er mir so von euch beiden in den letzten paar Tagen erzählt hatte, wäre er auf jeden Fall glücklich gestorben."
 

"Das ist nicht witzig. Das macht ihr beiden Idioten ständig, solche Ernsthaftigkeiten schaukelt man nicht runter!"
 

Der Kleinere hatte noch nie einen solch angespannten und gedehnten Geduldsfaden, was nun Reno auch langsam begriff und dementsprechend hart schluckte.
 

Shin konnte es auch schon bei Ko-Ki – soviel er ihm auch bedeutete – nicht leiden, wenn dieser wichtige und entscheidende Dinge ins Lächerliche zog.
 

"Ich kann jetzt nicht so tun, als sei alles in Ordnung; Ryouga ist in meinen Augen eine Gefahrenquelle und diese hat um meinetwegen tausend Ecken – aber dennoch – mit den Angriff auf Ko-Ki zu tun. Tut mir leid."
 

"Ich kann dich verstehen, dass du da so hin- und hergerissen bist. Nur... Er ist mir so wichtig."
 

Die Vokabeln gingen dem Brünetten in dem Moment zur Neige, er kratzte sich nervös am Hinterkopf, wich Shins Blick aus, bis dieser auf ihn zuging, den Sake abnahm und auf die Arbeitsplatte stellte, um ihn anschließend zu umarmen.
 

Bei einer Aussprache in diesem Themengebiet konnten sich beide nicht einig werden, das war ihnen klar... So musste die Freundschaft wie der Fels in der Brandung bis zum Bersten standhalten.
 

Erst nach ein paar Sekunden merkte Shin, wie die Anspannung aus dem Körper vor ihm wich und Reno die Umarmung erwiderte, als hätte er sich nichts anderes gewünscht.
 


 

Der Abend verlief trotz Bedenken von vielen Seiten glimpflich, Versöhnung brachte zum Schluss ein PlaySe-Spektakel, Starring: Shin und Reno, bei dem Reno schlussendlich wieder geschlagen, den trotzdem wunderbaren zweiten Platz hinter dem immer noch währenden besten Daddler in diesem Hause, Shin, einnahm.
 

Das einzige, was den zweiten Platz schlechtredete, war die Tatsache, dass es nur zwei Spieler gab...
 


 

"Du kriegst Falten, wenn du dir so viele Sorgen machst, Süßer."
 

Ko-Ki zog sich sein Shirt über den Kopf, ließ es auf dem Boden fallen, betrachtete den in Gedanken versunkenen Blonden, welcher nur noch in Shorts gekleidet auf dem Bett saß, zu ihm dann aber aufsah, als er merkte, dass die Worte an ihn gerichtet waren.
 

"Bekomme ich nicht..."
 

Kam es irgendwann müdetrotzig zurück – und der Pinkhaarige lachte auf, woraufhin sich Shin mit der Hand über ein Auge rieb und sich bedröppelt zurückfallen ließ.
 

Ko-Ki betätigte den Schalter an der Wand, sodass das Licht erlosch und nur noch etwas goldenes Licht von der kleinen Nachttischlampe aus den Raum minimal erhellte.
 

Der Kleinere krabbelte auf das Bett, kniete über den Blonden, lächelte ihn warm an.
 

"Ihr Studenten denkt es euch auch immer so einfach.", nörgelte Shin, nachdem er das Lächeln erwiderte, schnurrend und strich dem anderen durch das Haar, legte die Hand in dessen Nacken und zog ihn zu einem Kuss zu sich herunter.
 

Bald wurde er intensiver, suchend und reizend zugleich wanderte eine Hand über Shins Oberkörper, umspielte die Brustwarzen energisch, sodass ihm ein wohliger Seufzer entwich, den anderen in den Kuss schmunzeln ließ.
 

Sie beendeten den Kuss, zogen sich ihre letzten Kleidungsstücke aus, bevor sich der Pinkhaarige an das Kopfende setzte, sich an das kühle Bettgestell lehnte, dabei nie den Blickkontakt zum Größeren verlor, welcher ihm katzenartig auf der Matratze folgte, die Hände zu den Seiten seines Kopfes an das Gestell legte.
 

Shin legte die Lippen auf die Wange des anderen, der ihm über den Rücken streichelte, dann seitlich an den Oberschenkeln hinab, sachte in die Kniekehlen greifend, sodass dem Blonden ein fragender Laut entfuhr, ehe Ko-Ki den schlanken Körper vor sich breitbeinig auf ihn platzierte, die Beine ein Stück anwinkelte, sodass der Azubi gezwungen war, sich mehr als gezielt auf seinen Schoß zu setzen.
 

Ihre Körpermitten rieben sich erregend aneinander, was beide leise, tiefe Laute entlockte, als sie sich gegenseitig streichelten und liebkosten.
 

Irgendwann lösten sie sich voneinander, da Ko-Kis Aufmerksamkeit für einen Moment der Schublade der Kommode galt, er daraus eine kleine Tube holte, die Shin ein wenig selig lächeln ließ.
 

"Du hast daran gedacht?"
 

"Was bringt es mir, dich wieder stundenlang überreden und vorallem vorbereiten zu müssen, wenn es mit etwas davon bereits geklärt und fast geschafft ist?"
 

Nahezu beschämt wandt der Blonde den Blick ab, doch der andere gab ihn ein Küsschen auf die Wange.
 

Der Student öffnete die Tube und gab sich etwas von dem Gleitgel auf zwei Finger, sah dann zum anderen auf, welcher verstehend sich ein wenig erhob, die Hände an die Wand stützte.
 

Zuerst drang vorsichtig ein Finger in den schmalen Körper, allein jetzt merkte Ko-Ki, wie eng und verspannt auch sein Liebster war, doch er scheute nicht, alsbald den zweiten Finger einzuführen.
 

Shin stöhnte verhalten auf, beugte sich vor, fuhr willkürlich mit einer Hand die Wand entlang, spürte dann die heißen Lippen des Kleineren an seinem Brustkorb und zugleich die sich vorantasteten Finger in ihm, die ihn lasziv reizten und ihn an seinem Lustpunkt stimulierten.
 

Gequält keuchte der Blondschopf auf, bewegte sich dann gegen die quälend präzisen Fremkörper, machte mit dem Becken unbewusst kreisende Bewegungen, die dem unter ihm Sitzenden auch auf ihre Weise einheizten.
 

Ko-Ki zog nach einer Weile die Finger zurück, griff noch ein zweites Mal zum Gleitgel, welches vorerst nebensächlich am Bettrand gelandet war, doch dann schaltete sich Shin ein, nahm die Tube dem überrascht Dreinschauenden ab und packte sich davon selbst etwas auf die Hand.
 

Lüstern funkelte er den Pinkhaarigen an, ehe er dessen Wange und daraufhin dessen Ohr liebkoste, daran knabberte, und anschließend das Gel auf dessen erigiertem Glied verteilte, es mit kräftigen Bewegungen rieb und massierte.
 

Dunkel stöhnte der Student auf, krallte eine Hand in das blonde Haar, zog den Mann über sich ein Stück zurück, um seine Lippen mit seinen eigenen einzufangen, ihre Zungen gierig miteinander kämpften.
 

Schließlich unterbrach Shin den Kuss, hielt die Erektion stützend, als er sich genau darüber platzierte und sich dann langsam sinken ließ, den Kleineren in diese Enge trieb, sich selbst mit ihm ganz füllte, berauscht den Kopf in den Nacken wirft.
 

Beide Hände auf Ko-Kis Schultern abgelegt, sich leicht in die Haut krallend, bewegte der Blondschopf sein Becken vor und zurück, stöhnte auf, versuchte sich direkt darauf wieder zu beherrschen, sich wieder entsinnend, dass sie nicht alleine hier waren.
 

Dieser Teil des Verstandes setzte schnell aus, als der andere von unten zustieß, erregt knurrte, die Oberschenkel des Mannes auf ihm streichelnd, darüber kratzend, und immer wieder mit dem Unterleib hochschnellte, verrückt von dieser hitzigen Enge um ihn.
 

Den Schmerz ignorierend, zog Shin den Studenten an sich, packte in das weiche Haar, keuchte dessen Namen, bettelte nach mehr, spürte dessen Finger an seinem Rücken, fühlte dessen Härte immer tiefer in ihn stoßen, bis ihm schwarz vor Augen wurde.
 

Den hübschen Mund direkt an Ko-Kis Ohr, stöhnte er immer wieder erregt und heiß auf, bewegte sich den Stößen hungrig entgegen.
 

Der andere hatte sich in die warme Schulter des Größeren gebissen, stöhnte leise dagegen, atmete rasselnd und unrhythmisch, während er sich immer schneller in den Körper trieb, dessen Prostata striff und mal mit voller Wucht traf, das Beben, das durch jenen Körper ging, genießend.
 


 

"Sag mal, wer sollte den letzten Schub Wäsche in den Trockner schmeißen?", fragte Ryouga, der in einer übergroß wirkenden Jogginghose und hochgebundenen Haaren im Türrahmen zum Bad stand und Reno beim Zähne putzen beobachtete, welcher nur mit den Schultern zuckte, den Mund daraufhin vom Schaum gefreite und ausspülte.
 

"Ich mein, Shin wollte... Weiß nicht."
 

Der Kleinere gab einen überlegenden Laut von sich, als der Brünette an ihm vorbeiging, auf dem Weg ins Schlafzimmer, und drehte sich mit um.
 

Sie gingen gerade den Flur entlang, da beschloss der Teilzeitjobber für sein Pech viel zu spontan, noch einmal nachzufragen.
 


 

Das erregte Stöhnen direkt im Ohr animierte ihn, weiter in diesem Tempo zu stoßen, wanderte dann mit einer Hand von Shins Rücken aus nach vorn, umfasste dessen Erektion, pumpte diese im Takt, trieb sie beide der Klippe entgegen.
 

Da warf der Azubi den Kopf zurück, stöhnte heiser auf, kam zitternd in der stimulierenden Hand, ließ den anderen so auch zu seinem Höhepunkt kommen, in dem er sich heiß ihn ihm ergoss, noch in der Enge verbleibend, bis der pochende Orgasmus ausklang.
 

Es sprang die Tür auf, unschuldig stand eine hochgewachsene Person im Türrahmen, deren Augen sich erst an die dunkleren Lichtverhältnisse gewöhnen mussten.
 

"Sag mal, Shin..."
 

Er blinzelte, konnte zuerst nicht schalten, was er sah... Verließ dann in aller Seelenruhe das Zimmer wieder, murmelte noch so etwas wie "Entschuldigt..."
 

Ryouga befand sich weiter abseits, sah Reno mit hochrotem Kopf wieder im Gang stehen, was ihn verschmitzt grinsen ließ.
 

"Oh... Haben sie gerade-...?"
 

"NEIN!"
 

Da rauschten die vor Scham tiefroten Wangen bereits flink am Biker vorbei, die Türe zum Hausflur aufreißend, da – wie Ryouga am Nachmittag bereits erfahren hatte – die Waschmaschine und der Trockner unten im Keller standen, ließen den Dunkelbraunhaarigen bedröppelt und dennoch amüsiert schmunzelnd zurück im Flur, ehe sich dieser in Renos Zimmer begab, um auf seinen Liebsten zu warten.
 

~
 

Klar, gemein, wegen den Adultteilen, da ich ein paar minderjährige Leser habe, aber die bekommen den Spaß ja separat zugeschickt ^^

Ist nur doof, weil ich so kommentargeil bin *lol*
 

Vielen lieben Dank an alle Leser nochmal!

Hämatit

Es geht nur schleppend voran, da es mir die Arbeit gerne etwas schwer macht ^^''

Tut mir so unendlich leid ><
 

Vielen Dank noch einmal an allen Leserinnen, ihr seid so süß x3~
 

Es ist nun offiziell, es werden dreizehn Kapitel – anfangs sollten es nur zwölf werden, aber der guten Aufteilung halber mach ich dreizehn ^^

Mir gehen nur bald die Pitelnamen aus... Oo
 

Noch etwas, da das bei mir (natürlich nur lieb und freundlich xD) kritisiert wurde: Ich schreibe viele Szenen nur knapp, reiße manche Dinge nur an, gehe selten ins Detail – Ich lebe meist nur von Eindrücken, so kleinen Fetzen, verarbeite sie für mich, aber die Eindrücke bleiben auf einem Minimum, der Rest ist Kopfsache. Ich weiß nicht, ob ich das verständlich hinbekomme >.<''
 

Worauf ich hinaus will, ist, dass die Grunddistanz mein wichtigster eigener Schreibstil ist und ich will mich dafür entschuldigen, dass es nie ausführliche Streit-, F**k- oder Schnulzszenen geben wird *verbeug*
 

Keine Ahnung, ich hatte diesen Rechtfertigungsdrang ^^
 

Ich bin dankbar für jede Kritik, ich will auch dazu stehen und mich verbessern, wenn ich glaube, das ist verbesserungswürdig x3

Macht mich also ruhig auf alles Unschöne aufmerksam! (Lob überlebe ich auch xDDDD)
 


 

Nun aber wirklich viel Spaß mit...
 

~
 

[butter]FLY
 

~
 

Hämatit
 

~
 


 

Dröhnend wurde er aus dem Schlaf gerissen, knurrte genervt und schlug den schrill hallenden Wecker nieder, drehte sich dann noch einmal um, kuschelte sich an den Mann neben sich, welcher ihn dann aber nach einer Minute Dösen gnadenlos wachhielt.
 

"Wir müssen gleich eh aufstehen."
 

Shin murmelte quengelig vor sich hin, aber Ko-Ki stand auf und hinterließ eine kühle, freie Stelle, die den Blonden dann auch nicht mehr im Bett verweilen, sondern ebenfalls aufstehen ließ.
 

Sie zogen sich nur grob etwas über und verließen ihr Zimmer; während Shin das Bad ansteuerte, ging Ko-Ki in die Küche, erblickte dort jemand Bestimmtes, welcher sofort betreten den Kopf senkte, als er den Pinkhaarigen im Türrahmen stehen sah.
 

Letzterer neigte den Kopf zur Seite, zog die Augenbrauen zusammen – er hatte nie geglaubt, seinen altbekannten Kumpel so beklemmt zu begegnen, weil er ihn und Shin inflagranti erwischt hatte.
 

"Jetzt schau nicht so, als hättest du deine Eltern beim-..."
 

"Ist gut, ist gut, ist alles Okay! ... Kaffee?"
 

Doch ehe Reno eine Antwort erhielt, vernahmen beide einen erschrockenen Aufschrei außerhalb der Küche und beiden war klar, wer das nur sein konnte...
 

Jene Person hatte die Türe zum Bad wieder verschlossen, noch schnell etwas Entschuldigendes geschrieen, stand nun hellwach und mit vom Schlafen noch zerwühlten Haaren vorm Bad, starrte die beiden aus der Küche, die den Rest des Spektakels gesehen hatten, an.
 

Kein langer Augenblick verging, da öffnete sich die Badezimmertüre und Ryouga mit tropfenden Rastazöpfen und einem Handtuch um die Hüfte, was interpretationsgemäß noch nicht lange da verweilt haben konnte, kam heraus.
 

"Ich hoffe, du hast jetzt nichts gesehen, was dich so erschreckt haben könnte. Ansonsten stehe ich dir gerne mit Rat bei."
 

Lässig – für Shin zu lässig – und leicht herablassend im Tonfall, sah der Größere zum Azubi hinunter und ging an ihm vorbei, Letzterer schaute, nachdem der Biker in dessen und Renos Zimmer verschwunden war, die andern beiden entrüstet an.
 

Doch die beiden konnten nicht anders, sie rissen sich schon sehr zusammen, und prusteten leise vor sich hin, bis Shin wütend im Bad verschwand und die Türe zuknallte, sodass Ko-Ki schlussendlich mit beschwichtigenden Worten an jener Tür kleben blieb.
 

"Der Spruch war jetzt heftig, Ryouga.", meinte Reno, als er ebenfalls ihr Zimmer betrat, einen Milchkaffee auf die Kommode stellte.
 

"Der musste einfach mal sein. Shin kann mich eh nicht leiden."
 

"Er macht sich nur Sorgen-"
 

"Die Sorgen sind bereits überflüssig. Was soll ich ihm denn noch erzählen?!"
 

Reno fuhr zusammen, hatte nicht damit gerechnet, gleich am Morgen so angepflaumt zu werden, obwohl bis gerade noch alles in Ordnung wirkte.
 

"Das bringt hier nichts. Gleich ist Shin eh arbeiten und heute Abend bin ich unterwegs."
 

Der Größere hob irritiert die Augenbrauen, schüttelte ungläubig den Kopf, ging ein paar Schritte auf Ryouga zu.
 

"Wie 'unterwegs'?"
 

"Iv hat sich gerade gemeldet. Er braucht mich für ein Rennen."
 

"Ryouga! Die Polizei arbeitet die letzten Tage mit Hochdruck!"
 

"Dem Risiko bin ich mir bewusst!", zischte der Kleinere energisch zurück, entzog sich der drohenden Nähe des Brünetten, ging das Zimmer entlang, um sich Anziehsachen zusammenzusuchen.
 

Hilflos beobachtete Reno ihn; als er angezogen Anstalten machte, das Zimmer zu verlassen, stellte er sich ihm in den Weg, was Ryougas Augen bedrohlich aufleuchten ließ – man spürte ihn regelrecht darum kämpfen, sich zusammenzureißen.
 

"Du gehst mir jetzt aus dem Weg."
 

"Bitte überleg dir das noch mit dem Rennen, ich habe Angst."
 

Es war mit zu bebender Stimme gesagt, sodass der Dunkelbraunhaarige wusste, dass er Reno nur bei den Schultern greifen musste und ihn beiseite schieben konnte – anders handgreiflich hätte er es bei dieser Person nicht gekonnt und dafür hasste er sich.
 

Doch auch so schaffte er es schließlich, die Wohnung zu verlassen, er musste frische Luft tanken, sich über ein paar Dinge im Klaren werden, er brauchte Ruhe und Abstand.
 

Die Freiheit, selbst die über seine Gefühle, wurde ihm geraubt – das hatte er gerade gemerkt, denn jede andere Person, die ihm so in die Quere gekommen wäre, sähe nun anders aus, aber gegenüber Reno war er prinzipiell zurückhaltender, er konnte ihm nichts tun, und das schränkte ihn in seiner Freiheit ein.
 


 

Unbewusst des Gedankenchaos seines anderen Teils, begann Renos Tattoo zu pochen, als er sich selbst Kaffee in der Küche einschüttete – irgendwie wollte er bereits den Verband abmachen und nachsehen...
 

Vorsichtig schob er sein Oberteil hoch und besah sich das Riesenpflaster aus Klebestreifen und Verbandsstoff – wenig zimperlich löster er es von der Haut, sog angeekelt und schmerzlich die Luft ein. Ob es bei Ryouga auch so rot und entzündet aussah?
 

"Was machst du denn da?"
 

Der Ertappte zuckte zusammen, drehte sich sofort Richtung Türe, sah Shin darin stehen.
 

"Ich, äh..."
 

"Meine Güte, was ist das?"
 

Der Blonde ging prompt auf den Größeren zu, beugte sich vor, um die selbstverursachte Verletzung genauer zu sehen.
 

"Sieht aus wie ein Schmetterling."
 

"Soll auch einer sein..."
 

"Ah..."
 

Shin stellte sich wieder gerade hin, warf Reno einen Blick zu, der ihn beschämt zur Seite schauen ließ, woraufhin der Kleinere den Kopf schüttelte.
 

"Du hast innerhalb der letzten Woche Anwandlungen, die kann man noch Frühpubertierenden zumuten, aber dir...?"
 

"Nanu...? Wo ist denn Ryouga?", platzte Ko-Ki für Reno mehr als passend in die Küche.
 

"Gegangen..."
 

Es sollte nur eine Auskunft werden, aber Reno hatte es in einem solch enttäuschten Tonfall und mit einem verloren wirkenden Gesichtsausdruck gesagt, da merkten außenstehende Taube und Blinde, was Sache war.
 

Der Größte unter ihnen sah in die Runde, wollte gerade entnervt etwas zur betretenen Stille sagen, da ging sein Handy, welches auf der Arbeitsplatte lag.
 

Er nahm den Anruf an, stellte sich vor – doch nach ein paar Sekunden ersteinerten seine Züge und er verließ den Raum, ließ zwei zurück, die partout nichts mit der Situation hätten anfangen können.
 

Erst dann sah Ko-Ki auf seine Armbanduhr und summte Schlechtes ahnend, verließ ebenfalls die Küche, lehnte sich in den Türrahmen und schaute Reno beim Telefonat zu, welches nicht lange brauchte.
 

"Es war unser Chef, richtig?", fragte der Pinkhaarige schließlich, nachdem Reno aufgelegt hatte und nun leise seufzte, nickte.
 

"Wirst die nächste Zeit wohl allein weiter kellnern müssen."
 

Offensichtlich hatte es das Platja nicht gern, wenn Aushilfen unangekündigt und ohne Erklärungsgrund ein paar Tage stiften gingen...
 

Den mitleidenden Blicken der anderen beiden zuwider, verließ Reno die Wohnung und ging die Straßen entlang – vielleicht auch insgeheim mit der Hoffnung, irgendwo schnell wieder einen Arbeitsplatz zu finden, denn die Wohnung allein mit Shins Azubieinkommen und seinem Minigehalt vom MunjA zu finanzieren wäre eine große Einschränkung.
 

Der Spielplatz galt als Treffpunkt für die, die es eigentlich nie drauf angelegt, aber es sich im Grunde genommen doch gewünscht hatten – und auch diesmal sollte diese Aussage keine Lügen strafen, als Reno den Biker nachdenklich auf einer runden Schaukelplattform für gut fünf Kinder, halb liegend erblickte.
 

Ryouga rührte sich nicht, hatte die Augen geschlossen, nahm die Anwesenheit des frisch Gefeuerten aber deutlich wahr, zeigte selbst, als sich jener ihm gegenüber hinsetzte und die Plattform leicht ins Schwingen brachte, keine Regung.
 

Als nach einigen Sekunden Schweigen nur ein verzweifeltes Seufzen erklang, öffnete der Kleinere die Augen, musterte den anderen ein wenig.
 

"Wann beginnt deine Arbeit?"
 

"Gar nicht, Chefchen hat mir grad hinterher telefoniert."
 

"Hm...", erklang es nur leise vom Dunkelbraunhaarigen, der sich dabei ein Stück gerader aufsetzte.
 

Es trat für einen Moment Stille ein, man hörte noch keine kleinen Kinder hier spielen, da sie entweder im Kindergarten oder noch Zuhause waren, generell ließen sich nur ein paar vereinzelte Passanten blicken, die allerdings nichts mit dem Spielplatz zu tun hatten.
 

"Sag mir bescheid, wenn ich gehen soll."
 

"Warum solltest du gehen?"
 

Die Frage kam in einer angenehmen Ruhe, die der Kleinere definitiv nicht intus hatte, als sie sich noch in der Wohnung befunden hatten, aber auch tatsächlichen Verwunderung.
 

"Nun... Du hast mich nicht hierher bestellt, also kann ich doch auch unerwünscht sein."
 

"Jeder ist in diesem Moment unerwünscht, aber nicht du."
 

War das dumpfe Geräusch des Aufpralls zu hören, das der Stein in diesem Augenblick verursachte, welcher von Renos Herzen fiel?
 

Erleichtert und gerührt sah er seinen Gegenüber an, der den Blickkontakt zurzeit mied und lieber einen imaginären Punkt fixierte.
 

"Du wolltest immerhin gerade unbedingt raus – du wirktest, als hättest du es keinen Moment länger ausgehalten, Ryouga."
 

"So war es auch."
 

Ihre Blicke trafen sich endlich, doch da verspannte sich jede Muskelfaser im Rücken des Größeren, als er die Mischung aus Sturheit und... Verletzlichkeit erkannte, was ihn hart schlucken ließ; solche Situationen waren welche, mit denen beide nichts anfangen konnten, aber kläglich wollten und versuchten.
 

Für einen Atemzug schweifte Ryougas Blick zur Seite, wanderte über die Wege, die Wiesenbereiche, den Holzburgen, solange, bis er für sich selbst zu begreifen schien, dass er nicht einfach so wieder hätte aufstehen können.
 

"Was ist dein Problem?", fragte Reno irgendwann dann doch, mit seinem Latein ziemlich am Ende.
 

"Was mein Problem ist?"
 

Ein gereiztes Schnauben ertönte, danach ein höhnisches Lachen, als läge die Antwort klar auf der Hand, und er schüttelte seicht den Kopf, winkelte ein Bein an, dass er auf dessen Knie sein Ellenbogen stützen konnte.
 

"Um das Gefühl der Freiheit, das Leben, kämpft man so lang. Und schließlich büßt man es ein - man nimmt es nicht immer wahr, außer in kleinen, unwichtigen Situationen, die so unscheinbar sind, dass Außenstehende diese nicht als etwas derart Eingrenzendes sehen."
 

Schwammiger hatte man es nicht formulieren können, aber da konnte Reno nicht weiter nachhaken, denn eigentlich hatte er ihn verstanden – aber sichergehen konnte man immer noch.
 

"Und wenn du diese Freiheit nicht eingetauscht hättest?"
 

Bitter-süß war das schmale Lächeln auf Ryougas Lippen, als er den Kopf leicht schief legte.
 

"Dann hätten wir uns nicht die Schmetterlinge stechen dürfen."
 

Damit war alles geklärt.
 

Der Brünette wusste nicht, ob er über diese Tatsache enttäuscht sein musste, ob er sich wegen anderen Teilaussagen freuen musste, vor Glück weinen, vor schmerzlichen Wahrheiten heulen.
 

Vielleicht war er ihm einfach nur dankbar, wobei insgesamt eine gewisse Ratlosigkeit Platz nahm.
 

"Und was mach ich jetzt am besten?"
 

Der Kleinere grinste breiter, streckte die Arme aus.
 

"Komm mal her."
 


 

Eine ganze Weile ruhten sie so aneinandergekuschelt, die große Schaukel schwang noch ein wenig von dem, als Reno vom einen Ende zum anderen gekrabbelt war, hin und her.
 

"Du bist mir wichtiger als diese Freiheit, es ist nur manchmal..."
 

Der Größere schüttelte langsam den Kopf, drehte ein paar Rastazöpfe des anderen so zwischen seinen Fingern, dass sie diese weich umschmeichelten, lehnte mit dem Rücken an dessen Brustkorb, hatte die Augen verträumt geschlossen.
 

"Nennen wir es Entzugserscheinungen."
 

Ryouga brauchte nichts zu entschuldigen, allein, als Reno ihn hier auf der Schaukelplattform erblickt hatte, hatte er ihm schon verziehen.
 

Noch ein paar Minuten der Ruhe vergingen, doch dann erhob sich Reno flink und drehte sich vor Ryouga, der etwas perplex dreinschaute, knieend zu ihm um.
 

"Lass mal deinen Schmertterling sehen!"
 

"Der Verband soll noch nicht ab, Reno.", ermahnte der Kleinere und sah sich einen Moment lang um, doch nachdem ihm das Schweigen des anderen, das ertappte Schweigen des anderen, suspekt vorkam, seufzte er gedehnt.
 

"Du hast es getan, sag es doch einfach..."
 

"Nein, ich hätte es gleich heimlich Zuhause wieder draufgemacht."
 

Leise lachte der Dunkelbraunhaarige auf, als er die vorgezogene Schnute reden hörte.
 

"Ja, so schön aus dem Hausmüll gekramt, oder ein frisches Verband?"
 

"Ich wollte doch nur wissen, ob sich unsere nun so ähnlich sehen wie erhofft."
 

"Jaa jaa..."

Ryouga schob das Becken ein wenig vor und zog sein Shirt hoch, bevor er mit ein wenig Herumzüppeln das Verband abgezogen bekam.
 

Renos Augenbrauen zogen sich prüfend zusammen.
 

"Bei mir ist das auch so komisch gerötet."
 

"Entzündet sich halt leicht... Zuhause desinfizieren wir das noch einmal neu und kleben jeweils ein großes Pflaster drauf und gut ist."
 

Der Kleinere zuckte von der Entzündung recht unberührt mit den Schultern, betrachtete Renos Tattoo umso gespannter, als dieser gerader vor ihm kniete und das Hemd hochzog, bis der Schmertterling zumindest zu sehen war.
 

"Ich finde, beide sind echt prächtig geworden."
 

Ryouga nickte zustimmend und zugleich anerkennend.
 

"Für Laienstiche echt nicht schlecht."
 

Reno kletterte wieder ordentlich angezogen von der Schaukel und strahlte seinen Gegenüber nahezu an. "Dann gehen wir mal nach Hause~"
 

In – eigentlich nur – Shins und Renos Wohnung angekommen, stürmte der Größere kurzerhand in die Küche und kramte aus einem Schrank eine Kiste voller nichtiger Arzneimittel und Erste-Hilfe-Zeug hervor, seufzte dabei wohlig.
 

"Wollen wir 'ne Pizza bestellen?"
 

Ryouga glaubte, hoffte gar, sich verhört zu haben, sah etwas irritiert auf die Uhr.
 

"Wir haben keine elf Uhr..."
 

"Und?"
 

Der Kleinere schüttelte den Kopf, musste dann aber doch leise lachen, als ihm gewahr wurde, dass es der Brünette ernst gemeint hatte.
 

"Gibt es hier überhaupt einen europäischen, geschweige italienischen Laden, der auch liefert?"
 

"Hai... Einen richtig Guten sogar."
 

"Trotzdem nein, um diese Uhrzeit kann ich so etwas nicht essen."
 

"Boah, wie langweilig, was du nicht alles wann essen kannst."
 

Der Dunkelbraunhaarige legte den Kopf schief, seine Augen schienen für einen Moment provoziert aufzublitzen, doch dann musterte er den anderen nur arrogant und zugleich amüsiert.
 

"Du frisst eh alles, was und wann du willst."
 

Stille...
 

Renos Augen vor Empörung dafür tellergroß...
 

Entrüstet schnaubend, drehte er sich wieder um und suchte Pflaster und eine passende Salbe heraus, murmelte dabei etwas wie "So eine Frechheit... Was er sich erlaubt...!", bis er sich wieder zu Ryouga umdrehte.
 

"Das stimmt so gar nicht!"
 

"Hast aber lang gebraucht, um diese Aussage treffen zu können."
 

Als der Biker auch noch begann, zu lachen, blies Reno die Wangen auf und dirigierte den Kleineren mit einer Handbewegung, sich das Shirt hochzuziehen.
 

Ohne Zwischenkommentar ging Ryouga dem nach; beobachtete den Größeren, der sich mit Desinfektionsmittel und einem feuchten Tuch vor ihn kniete.
 

Bevor irgendetwas Heilendes drauf durfte, sollte gereinigt werden – und diese Prozedur ließ der Biker auch über sich ergehen, trotz Schmerzen, die Reno ihm mit dem Tuch zufügte, verzog er keine Miene, als er über die gestochenen Kleinstverletzungen mit Farbe im Gewebe strich.
 

Unberührt wendete er den Blick ab, besah sich die Küchenzeile, ohne viel darüber nachzudenken, doch genau in dem Moment entwich ihm ein leichtes Keuchen; heiß hatten sich die vollen Lippen auf das Tattoo gelegt, das kühle Piercing umschmeichelte einen Flügel des Schmetterlings.
 

"Gehört das zur Desinfektion?"
 

Der Angesprochene, der noch immer vor der schmalgebauten Gestalt kniete, blickte verstohlen zu ihm auf, ein filigranes Lächeln auf den Lippen.
 

"Ist ein Geheimrezept."
 

"So?"
 

Tuch sowie Flasche mit der desinfizierenden Flüssigkeit lagen noch auf dem Boden, als Reno vom Kleineren hochgezogen wurde, welcher ihn bedrohlich grinsend ansah.
 

"Wäre ich in dieses Geheimnis eingeweiht gewesen, hätte ich mich noch ganz woanders tätowieren lassen."
 

Als bei dieser Äußerung des Dunkelbraunhaarigen Renos Gedanken in nichts Jugendfreies umschlugen, trafen sich bereits ihre Lippen, pressten sich begehrend aneinander.
 

Renos Hände wanderten unter Ryougas Oberteil, tasteten sich an der makellosen Haut entlang zu den Brustwarzen, reizten diese sanft, bis sie sich erigiert durch den Stoff drückten, als die Hände den Bauch hinabwanderten und am Hosenbund ankamen.
 

Urplötzlich fegten die Hände des Kleineren über die, die sich verspielt soweit vorangetastet hatten, wischten diese grob von seiner Hose, sodass der Brünette überrascht die Augen öffnete, den Kuss unterbrach, doch da griffen die die Situation beherrschenden Hände nach seinen Handgelenken, umschlossen diese stark.
 

Ihre Blicke hatten nicht die Zeit, sich zu treffen und auszutauschen, da drängte Ryouga den Größeren zum Esstisch, schmiegte sein Becken an das des anderen, als sich ihre Lippen wieder gegenseitig einfingen.
 

Reno hatte zum besseren Halt die Tischkante mit seinen Fingern umgriffen, sich dabei auf die Handballen stützend; noch immer hielt ihn Ryouga mit einem festen Griff an den Handgelenken davon ab, selbst wieder aktiv zu werden.
 

Die weichen Lippen des anderen mit den eigenen abtastend und liebkosend, knurrte Reno leise in den Kuss, als der Griff kräftiger wurde, nachdem er Anstalten machte, die Arme erneut zu heben, kassierte jedoch nur als Reaktion darauf ein undeutbares Grinsen.
 

Fordernd leckte die Zunge des Größeren über die Oberlippe des anderen, welcher lieber harsch in die Unterlippe mit dem schwarzen Piercing biss und seinerseits mit seiner Zunge darüber leckte, mit dem Metall spielte, bis ihm heiß und leicht keuchend gegen den Mund geatmet wurde.
 

Sie lösten den Kuss, schlugen ihre Augen langsam auf; den Mund leicht geöffnet, die Lider nur halb die dunkle Iris freigebend, sah Reno den Kleineren an, begehrend und sich nach ihm zehrend, jedoch auch wissend, dass sich Ryouga dennoch nicht erbarmen lassen würde und die Fesseln beließ.
 

Die Augen schloss er wieder, als sich die gnadenlosen Lippen vom Mundwinkel des Brünetten zum Kieferknochen küssten, dann weiter hinab wanderten und den Hals liebkosten, der sich großzügig freigab, als Reno genießend den Kopf in den Nacken legte, sich den erregenden Empfindungen hingebend.
 

Auch beim Biker blieben diese Reaktionen nicht ohne Effekt, dessen er sich bewusst wurde, als sich der Größere auch noch schwer atmend mit dessen Unterleib gegen Ryougas rieb, anfangs langsame, kreisende Bewegungen ausführte, aber mit der Zeit verlangender, bis der Dunkelbraunhaarige die Gier des anderen sich, welcher nicht minder erregt war, deutlich hart entgegenbewegend spürte.
 

Ein diabolisches Grinsen zauberte sich erneut auf die Lippen des Bikers, als er unter seinen schlanken Fingern fühlte, wie sich die Muskeln an den Handgelenken anspannten, da sich Reno in die Tischkante krallte, versuchend, sich zu beherrschen – was den Kleineren dazu animierte, seine Zähne in den Hals des Größeren zu schlagen, sachte, reizend und scharf, dass es den Brünetten gepeinigt seufzen ließ.
 

Würde er ihn nicht festhalten... Er wollte den Körper berühren, der ihn so wahnsinnig machte; doch mehr als wortlos um Erlaubnis flehen konnte er auch nicht.
 

Reno warf den Kopf wieder vor, legte seine Lippen an Ryougas Schläfe, tastete sich mit ihnen bis zum Ohr vor, keuchte recht unbeherrscht und sehnsüchtig, ehe er überhaupt Worte finden konnte.
 

"Ryouga... Quäl mich nicht so."
 

Ein leises Lachen folgte, ehe Ryouga den Kopf hob, den Größeren mit seinem Blick durchbohrte.
 

"Wer erlaubte dir denn solche Befehle?"
 

Etwas überfordert, in dem Moment Antwort zu geben, wobei man das Denkzentrum ein paar Etagen tiefer angesetzt hatte, was nicht mehr für das Denken zuständig war, lächelte Reno, setzte wieder zu einer Bewegung der Hände an, aber Ryouga griff nur kräftiger zu.
 

"Ich will dich berühren.", kam es ihm dann leise über die Lippen, die Augen nur angestrengt geöffnet, berauscht von der Erregung, die ihm durch das Blut schoss, der Sehnsucht, den begehrten Körper zu ertasten.
 

"Ich will dich hören, wenn du nur eines fühlst und nicht den Gedanken daran verschwenden kannst, mich zu berühren.", raunte sein Gegenüber in einer tiefen Stimmlage, die bedrohlich und erotisch zugleich war, allein so bereits ein Kribbeln in den Gliedern des Brünetten entfachte.
 

Jeglicher Widerspruch hätte nicht mehr gegolten, allerdings war Reno zu diesem ohnehin nicht mehr in der Lage gewesen – spätestens, als Ryouga den Griff löste, ein Stück zurückwich, aber dabei den Größeren mitführte.
 

Ohne viel dagegen tun zu können, wurde Reno auch schon mit dem Gesicht zum Tisch gedreht und eine dirigierende Hand an seinem Rücken drückte ihn leicht vor, ehe Ryouga um ihn herumgriff und die Hose öffnete, ihm diese hinabzog.
 

Anfangs irritiert, aber allmählich verstehend stützte er sich auf der Oberfläche ab.
 

Eine Hand des Mannes hinter ihm wanderte über die Hüfte und den Bauch des Brünetten, strich über das Tattoo, doch das Brennen trat nichtig in den Hintergrund, ehe sie die pochende Erektion umgriff, aber sonst noch nichts tat – jedoch keuchte Reno allein bei der Berührung auf, es wirkte alles so empfindlichst elektrisiert.
 

Die andere Hand wanderte forsch zwischen die Pobacken, massierte den Muskelring mit einem Finger, entlockte dem Größeren ein erregtes Seufzen nach dem nächsten, ehe beide Hände wieder weggezogen wurden.
 

Es war nur eine gefühlte Sekunde, in der sich Ryouga selbst aus der Hose befreite und sich zwei Finger in den Mund führte, diese mit der Zunge benässte und wieder an den Muskelring legte; ohne viel Vorbehalt drangen sie in die heiße Enge ein.
 

Eine Welle der Erregung schoss durch den Leib des Brünetten, seine Lider sanken, als er seinen Kopf zurücklegte; verhalten stöhnte er auf, sich auf die Fremdkörper in sich konzentrierend, die suchend die Innenseiten entlangstrichen, sich neckend vordrängten.
 

Das Stöhnen gewann leicht an Lautstärke, als Ryouga energisch den Lustpunkt reizte und stimulierte, zufrieden dabei zusah, wie Reno am Leib leicht zu zittern begann und auf die Ellenbogen auf die Tischplatte sank, den Kopf nach vorn hängend, aber dennnoch mit jeder Sehne angespannt und aufs Äußerste gereizt.
 

Rasselnd ging sein Atem, je länger er der süßen Qual ausgeliefert war, sich mit Mühe noch auf den Beinen hielt, für einen Moment leise wimmerte, dass Ryouga, ohne jegliche Anmerkung, schwach erschauderte, sich seiner eigenen Gier wieder bewusst werdend.
 

Nur länger verharrend hätte es selbst der Biker nicht ausgehalten, entzog die beiden Finger wieder und positionierte sich hinter Reno, drang langsam und tief in ihn ein, füllte ihn komplett, sodass er den Kopf wieder hochreckte, in den Nacken warf, den Mund zu einem tonlosen Lustlaut öffnete.
 

Berauscht von der hitzigen Enge schloss Ryouga leicht die Augen, das Schwindelgefühl nahezu genießend, und bewegte sich anfangs träge und leicht quälend; ein dunkles Stöhnen entwich ihm, während er sich in die Hüften des Größeren krallte, ihn bloß an Ort und Stelle behielt.
 

Unruhig keuchte Reno, drückte die Unterarme auf den Tisch und stemmte sich gegen die langsamen Stöße, animierte den Dunkelbraunhaarigen, den Rhythmus zu steigern; energischer versenkte er sich in dem bebenden Leib, entzog sich fast wieder komplett und stieß wieder kraftvoll zu, stöhnte selbst leise auf.
 

Von den Reizen überwältigt, beugte sich Ryouga etwas vor, um sich schneller zu bewegen, blind vor Erregung immer wieder hastig und tief in die pulsierende Enge zu stoßen, dem Größeren verzweifelte und zugleich lustvolle Laute entlockend.
 

Renos Zunge schlich über die trockenen Lippen, ehe er die Zähne um Beherrschung ringend aufeinander biss, hastig durch die Nase atmend, was dem Biker nicht entgangen war – er liebte es einfach, genoss alles bis ins kleinste Detail.
 

Derweil verfiel er immer mehr in den Rausch, die süße Erlösung heraufzubeschwörend, stieß härter, unkontrollierter zu, streifte die Prostata des anderen mit einer Wucht, dass dem Brünetten Sterne vor den zusammengekniffenen Augen tanzten, er den Mund zu einem heiseren Schrei aufriss und sich zitternd verspannte.
 

Der Verstand setzte vollkommen aus, Ort und Zeit waren nichtig, es galten nur noch die heißen Schauer, die durch den Körper fuhren – nahezu winselnd wurde Renos Stimme, als Ryouga gnädig eine Hand um sein Glied legte, es kräftig im Rhythmus seiner Stöße pumpte.
 

Um sein eigenes verengte es sich hitzig, machte die Bewegungen mühseliger, aber nicht weniger erregend; tief stöhnte der Dunkelbraunhaarige auf und schlug die Augen nieder, verrückt von diesem so extrem reagierenden Körper vor sich.
 

Langsam hoben sich die Lider ein kleines Stück, er warf einen Blick auf den verschwitzten Rücken, grinste düster – quälend entzog er sich ihm fast ganz, rammte sich direkt danach tief in den heißen Leib, sah ihn sich winden, aber dennoch bewegungsunfähig, verzweifelt und zugleich erregt, hörte ein leises, gedehntes Stöhnen.
 

Zugleich massierte er die Erektion weiter, schob die Vorhaut zurück und rieb mit dem Daumen energisch über die Spitze, genoss das leise Wimmern des Größeren, der völlig überfordert aufkeuchte, schließlich in der stimulierenden Hand kam, Ryouga derweil zuckend in sich einkerkerte, dass auch er sich in ihm ergoss, verhalten und leicht knurrend aufstöhnte.
 

Sie blieben noch eben in dieser Position, kämpften um eine geregelte Atmung, während sich der Kleinere soweit versuchte zu sammeln, bis er sich schließlich aus dieser lieblichen Enge entziehen konnte.
 


 

"Ob die sich wieder vertragen?", merkte der Blonde an, als er nach der Arbeit von Ko-Ki abgeholt worden war und mit jenem durch die Straßen tingelte.
 

"Wenn denen etwas aneinander liegt, dann bestimmt. Zur Not gibt es Versöhnungssex."
 

Shin stutzte, als er die Worte vernahm. "Ich hab Reno immer als zu romantisch dafür eingeschätzt."
 

Fragend sah er den Kleineren an, doch dieser zuckte nur mit den Schultern.

"In dieser Hinsicht habe ich noch keine Erfahrungen mit unserm Großen gemacht."
 

"Ich hoffe, das bleibt auch die nächste Zeit so.", murmelte Shin; zustimmend schmiegte sich Ko-Ki an den Azubi, knuffte ihm in die Seite.
 

Ihre Blicke trafen sich, sie einigten sich ohne Worte auf ein schweigendes Schmunzeln.
 

Ohne genau zu wissen, was sie anstellen sollten, gingen sie an mehreren Cafés und Geschäften vorbei – bis Ko-Ki an einem bestimmten Eingang stehen blieb:
 

"Wollen wir ins Kino?"
 

"In was für einen Film denn?", Shin zog eine Augenbraue hoch, wusste nicht so recht.
 

Der Student sah das Zögern, knurrte gespielt genervt und ergriff Shin bei dem Handgelenk. "Was Dämliches oder so – einfach blind aussuchen und dann sehen, was passiert."
 

Manchmal sollte man sich nicht so schnell überreden lassen, doch zu seiner eigenen Enttäuschung war der Blonde leicht zu überreden und zügig fanden sie sich in einem mehr als schlechten Film wieder.
 

"Du bist dir sicher, das Geld hätte man nicht besser investieren können?", fragte Shin deutlich genervt, das Kinn in die Handinnenfläche gebettet und den Ellenbogen auf die Sitzlehne ruhend, stur auf die Leinwand starrend, um Ko-kis Blick ausweichen zu können.
 

Sie hatten sich die letzte Reihe im Kinosaal gekrallt, was keine große Kampfaktion erfordert hatte, da nur wenige Leute ausgerechnet diese Augen- und Ohrenquälerei gewählt hatten.
 

Trotz der Lautstärke des Filmes hörte der Pinkhaarige das Seufzen des anderen, merkt zudem, wie dieser beabsichtigt keinen Augenkontakt aufnahm, sodass er sich unausgesprochen gezwungen fühlte, dem Blonden ins Blickfeld zu gelangen – was ihm auf die Weise gelang, indem er quer über Shin die Armstütze ergriff, den Oberkörper so frechweg halb vor ihn ziehen konnte, auch wenn er für diese Aktion wieder fast aufstehen musste.
 

"Du hast dich auch dafür entschieden. Außerdem war die Fernsehwerbung immer ansprechend.", meinte der Kleinere dann und legte die freie Hand auf den Oberschenkel des Azubis, welcher die Beine übereinander geschlagen hatte.
 

"Hierzulande wird man zugespamt von Werbung, da ist man manchmal irritiert.", erwiderte der Blonde, über die Versuche des anderen leicht schmunzelnd.
 

"Verstehe, also meine Schuld?", schmollte der Student mehr als schlecht geschauspielert. "Kann ich das wieder gut machen?"
 

"Materiell? Ich kann dir meine Bankverbindung geben...", smirkte der Größere.
 

"Ich kenn was viel Billigeres, Liebster."
 

So süffisant und gesäuselt konnten Lächeln und Worte nur sein, wenn Ko-kis Gedanken nicht mehr bei einer miesen Actionkomödie im Kino waren – und diese Tatsache ließen Shins Augen nervös aufblitzen.
 

"Ko-ki, bitte-...", begann der Blonde, sich gerade hinsetzend und die Füße fest nebeneinander auf den Boden absetzend, zum Aufstehen tendierend, doch da führte der Pinkhaarige erste, ziemlich hinterlistige Überredungsversuche aus. "... Nimm die Hand da weg."
 

"Sag mir das noch dreimal."
 

Shin stutzte nicht schlecht, da begegnete ihm ein dunkler, herausfordernder Augenaufschlag des anderen, welcher anschließend die Lippen auf die Wange des Auszubildenen legte, sich langsam zu dessen Ohr küsste.
 

"Nimm die Hand da weg."
 

"Diese...?", neckte der Kleinere weiter, rieb währenddessen mit dem bereits mehrmals erwähnten Übeltäter über den Schritt des Blonden, knabberte an der Ohrmuschel entlang, registrierte das etwas amüsierte Grinsen des anderen.
 

Amüsiert war die eine Seite; andererseits war sich Shin unsicher, sich in der Öffentlichkeit so fallen zu lassen, trotz der sinnlichen Berührung und der betörenden Lippen, die sich immer wieder an sein Ohr legten, es liebkosten, ihm mit heißen Atemzügen eine Gänsehaut verpassten.
 

"Du musst noch zweimal.", erinnerte ihn der Pinkhaarige mit rauer Stimme, seinem Gehörgang so nahe, dass der Größere schwerfällig die Luft aus den Lungenflügen entließ und für eine Sekunde zu lang die Augen schloss, dementsprechend jedem anderen Sinn Vorrang gewährte und dies zu intensiv, um gegen das kurzweilig aufkochende Blut etwas zu tun.
 

"Nimm..."
 

Einige Sekunden vergingen, doch vom Azubi kam nichts mehr, sodass Ko-ki den Kopf hob, Shin in die Augen sehend, die dieser erst dann langsam wieder öffnete, einerseits gnädig, andererseits geschlagengebend den Kleineren anblickte.
 

Ko-ki grinste triumphierend. "Wie? So schnell umgestimmt?"
 

Doch da wurde er schon am Kragen gepackt und an den anderen gezogen, welcher die Lippen des Studenten mit den eigenen einfing, ihn begehrend küsste.
 

Eine Weile führten ihre Zungen einen kleinen Kampf, bis Ko-ki merkte, dass Shin immer schwerer durch die Nase atmete, das Becken wohl eher unbewusst leicht vorbewegte, die derweil nicht mehr ignorierbare Beule in der Hose gegen die stimulierende Hand reibend.
 

Der Pinkhaarige löste den Kuss, sah den Größeren verspielt an, kniete sich dann vor diesen, mit beiden Händen fahrig über die Oberschenkel streichelnd, ehe er den Hosenbund ergriff, doch da legte Shin die Hände stoppend auf die des Studenten.
 

"Bitte, Ko-ki. Das darf man nicht, wir-..."
 

"Du lässt mich jetzt einfach mal machen, du entspannst ja gar nicht mehr!", zischte es plötzlich von unten hoch, dass Shin unsicher an sich hinabblickte, in die düster funkelnden Augen des Pinkhaarigen schaute.
 

"Also, diese Verspannung vor dir ist deine Schuld.", merkte der Blonde für seinen Zustand sehr trocken an.
 

"Auf die bin ich auch stolz."
 

Noch einmal blickte sich Shin um – der Film lief, die handvoll Zuschauer starrten auf die flackernde Leinwand und zwischen seinen Beinen kniete der Mann, den er wollte, der ihn zum Glück zu einer Beziehung und zu körperlicher Nähe hatte überreden können und dies nicht weniger geschickt als in der jetzigen Situation.
 

Hart schluckend lehnte Shin den Kopf an die Wand hinter sich, legte die Hände seitlich von sich auf die Armlehnen, schloss die Augen – da spüte er schon, wie Ko-ki die Hose öffnete, mit wenigen Handgriffen die Erektion des Größeren hervorholte, kräftig die Finger um sie schloss und derweil mit der anderen Hand über das Bein strich.
 

Shin überkam ein kurzes Schwindelgefühl, als er zunächst die Finger spürte, aber dann noch die weichen Lippen des anderen hinzukamen, die die Eichel sanft küssten, ehe sie sich teilten, das harte Fleisch zu einem kleinen Teil umschmeichelten.
 

Der Blonde keuchte heiß auf, als er die feuchte Mundhöhle an der Spitze spürte, alsbald von der flinken Zunge empfangen wurde, die ihm über die Eichel leckte, die kleine Öffnung an der Spitze neckte – da lösten sich die Finger von seiner Erektion und Ko-ki nahm sie ganz in den Mund, mit der Zunge über den Schaft leckend, leichten Druck ausübend.
 

Egal, da es ohnehin niemanden außer sie interessierte, ob es jemand hätte hören können, stöhnte Shin auf, kniff kurz die Augen zusammen, als ihm eine süße Welle der Erregung durch den Leib fuhr, ihm unglaublich heiß wurde, je tiefer er in dieses warm-feuchte Gebiet tauchte.
 

Seine Finger krallten sich in das Polster der Armlehne, trotz der Beherrschung schnellte sein Becken unkontrolliert leicht vor, er wollte mehr von diesem verruchten Mund, mehr von der lasziven Zunge; und dieser unerwähnten Bitte kam Ko-ki liebend gerne nach.
 

Anfangs hob er wieder leicht den Kopf, blickte kurz auf, sah den Größeren mit den Empfindungen ringend, die Augen genießend geschlossen und ungeduldig atmend, an, genoss ebenfalls – genoss den Anblick, die Genugtuung, dass sich der Blonde doch fallen lassen konnte, wenn man ihm die passenden Reize gab.
 

Der Pinkhaarige senkte den Kopf wieder, nahm seinen leicht bebenden Liebsten wieder vollends in sich auf, begann, quälend und intensiv zu saugen, hörte deutlich das erotische Stöhnen des Azubis, dass dennoch im Saal für Unbeteiligte unterging.
 

Gerade, weil es nicht die legalste Aktion der beiden war, spielte Ko-ki aber auch nicht viel mit dem Blonden, verwöhnte ihn hin und wieder mit der Zunge, strich mit ihr über das pulsierende Glied, schloss die Lippen fester um das Fleisch, machte energische Schluckbewegungen, merkte den Körper vor sich erzittern, unruhig und schwer atmend.
 

Shin spürte, wie sich die Hitze mit einem Schlag in seiner Körpermitte sammelte, warf den Kopf vor, schrie leise und erregt auf, als er zuckend im Mund des vor ihm Knieenden kam, welcher die liebliche Flüssigkeit schluckte, noch einmal über die Länge des Glieds leckte, dann den Kopf wieder hob und die Schenkel des Größeren streichelte.
 

Ihre Blicke trafen sich, als Shin die Augen langsam öffnete, zuerst alles verschleiert sah, aber alsbald den anderen fokussiert anschmunzeln konnte, der das Lächeln nur allzu gerne erwiderte.
 

Der Kleinere erhob sich, beugte sich jedoch erneut zum anderen vor. "War doch Okay, hm...?"
 

"Wesentlich spannender als der Film."
 

Sie küssten sich kurz, ehe sich Ko-ki neben den Blonden setzte, welcher sich jedoch nur schnell wieder komplett anzog und dann Anstalten machte, aufzustehen, doch als er den Pinkhaarigen neben sich anschaute, beugte er sich zuvor noch zum ihm rüber.
 

"Trotzdem komm ich noch einmal hierauf zurück."
 

Doch diese Äußerung ließ den Studenten nur grinsen, während er den Größeren dabei beobachtete, wie er sich erhob, ehe er selbst aufstand.
 

"Gehen?"
 

"Gehen. Wer den Anfang verpasst, komm meist in den Rest des Filmes auch nicht mehr rein."
 

"So viel Einsicht muss sein."
 

~*~*~
 

Boah, ich bin so mies geworden Xx

Wie es auch meine Ausbildung will....... Irgendwann wird auch das nächste Kapitel kommen ♥
 

Gomen, dass der Blow Job sparsam war, aber ich bin tot Xx



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Kommentare zu dieser Fanfic (64)
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Von:  MEL_R
2011-11-29T22:36:55+00:00 29.11.2011 23:36
man ich mag renos charakter
er ist so was von nem rockenrolla

richtig cool

ich wollte auch so sein aber ich glaub ich ende eh wie Koki in dieser geschichte^^

naja der ist auch ganz ok

MEL<3
Von:  MEL_R
2011-11-29T22:33:44+00:00 29.11.2011 23:33
um ehrlich zu sein
ich hab die geschichte schon gelesen

abgespeichert und auf dem handy gelesen

gomen

aber da ich die story einfach der hammer finde (der hammer ist bei mir das höchste Lob)

schreib ich noch nachträglich kommentare
und hoffe das es bald wieder weitergeht
auch wen ich um ein gutes ende bange
den ich mag keine sadendings u
und meine freunde denen ich die FFs schicke die ich gut finde auch nicht

also

MEL<3
Von:  saku_ngs
2011-04-03T09:35:25+00:00 03.04.2011 11:35
hey ho hab gestern nacht deine story endeckt und konnte nichmehr aufhörn zum lesen XDDDD

hast du mal zeit zum weiterschreiben?
*liebguck*
würd mich echt Intressiern~
Renooo is mein Liebling*.*

weiter so die FF is LIEBE ^^
Von:  klene-Nachtelfe
2011-01-09T21:56:52+00:00 09.01.2011 22:56
Das war einfach nur enial!
Ich hoffe du kommst zum weiter schreiben!
Das hier ist wie eine Droge!!!
Man MUSS mehr davon bekommen!!!
Wirklich klasse!
LG -^.^-
Von:  klene-Nachtelfe
2011-01-09T20:57:29+00:00 09.01.2011 21:57
OmG das war...WOW...genial....fabelhaft....unbeschreibar ut!!!
Einfach klaaaaasseeeee!!!!
LG -^.^-
Von:  klene-Nachtelfe
2011-01-09T08:35:29+00:00 09.01.2011 09:35
OmG das ist einfach nur WOW!
TOLL!!!
GENIAL!!!
USW...
LG -^.^-
Von:  klene-Nachtelfe
2011-01-09T08:13:49+00:00 09.01.2011 09:13
WOW...das war echt schöööööön!!!!
Ich bin einfach nur begeistert von deiner FF!
Ich mag deine schreibweise sehr!
LG -^.^-
Von:  klene-Nachtelfe
2011-01-09T07:54:54+00:00 09.01.2011 08:54
Wieder ein tolles Kapitel!!!
Da bin ich ja mal sehr gespannt ob Reno auch nicht zuviel nervt! xD
LG -^.^-
Von:  klene-Nachtelfe
2011-01-08T22:17:08+00:00 08.01.2011 23:17
WAHNSINN!!!
Ich weis schon garnicht mehr mit welchen worten ich hier loben kann...!
Also sag ich einfach mal nichts...!
TOLL!!!
LG -^.^-
Von:  klene-Nachtelfe
2011-01-08T21:57:01+00:00 08.01.2011 22:57
Ui...ui....ui...
Das war wieder sehr gut!
Diese storie ist wie eine Droge...man kann nicht aufhöhren weiter zu lesen.
Ich bin sehr froh das ich hier gelandet bin!
LG -^.^-


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