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Verwirrte Welten

"Eine Multiversenodyssee"
von

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Manifestierter Bohnenkaffee

Unsicherheit zeichnete den Blick des jungen Mannes aus, als er von den Plänen zu der Konstruktion blickte – und wieder zurück.

Er rückte seine Brille zurecht und wandte sich in Richtung des Erzkanzlers der Unsichtbaren Universität – der größten Ausbildungsstätte für Zauberer auf vermutlich der gesamten Scheibenwelt (Genauere Angaben sind nicht zu machen – viele Leute zeichnen sich einfach dadurch aus, dass sie denken ihre Kultur und Wissenschaft sei all dem ausländischen Kram ohnehin überlegen – warum sich also Sorgen machen, dass sie vielleicht gewaltige Macht und umfassendes Wissen hätten? Es war wenn ohnehin nur eine Lüge die sich diese Ausländer ausgedacht hatten um wichtig zu erscheinen – jawohl!).

Der Erzkanzler schien den Blick bemerkt zu haben und stellte die Frage, die immer in derartigen Situationen gestellt wurde: „Was Stibbons?“

Der junge Mann rückte abermals an seiner Brille herum und räusperte sich um auch die Aufmerksam des Restes der Fakultät der Universität auf sich zu ziehen – was kläglich misslang – lediglich der Bibliothekar schenkte ihm ein breites Lächeln, dass diverse Zähne entblößte die eines sagten: Ich mag Bananen und Nüsse – aber deinen Arm kann ich trotzdem abreißen, wenn du mir eines von beidem wegnehmen willst.

„Nun – ähm…“, begann Stibbons in der typischen Manier eines Mannes, der wusste, was man von ihm erwartete – oder zumindest dachte, er wüsste es (bei Zauberern kann man niemals sicher sein – außer über Mahlzeiten und Stunden im Raum 3B).

„…Also“, setzte Stibbons erneut an. „HEX hat alles exakt ausgerechnet und wir haben uns strickt an seine Vorgaben gehalten – und natürlich auch an die Ursprungspläne vom… Absolut Bekloppten Johnson.“ Der Klang in dem er diesen Namen aussprach sagte vor allem eines – es war nicht einfach nur ein Spitzname wie Knochenbrecher oder Hälsedreher – es war eine ernst gemeinte Warnung an die Welt im allgemeinen und Erfinder im speziellen.

Der Erzkanzler runzelte die Stirn und blickte zu den anderen Zauberern eh er sich wieder dem jungen Mann zuwandte.

„Ihr habt an Johnsons Plänen rumgespielt? Ob da was funktionierendes entstehen kann?“

Stibbons wollte den Mund öffnen – ein: Besser als wenn man die Pläne von Johnson allein genommen hätte – lag auf seiner Zunge. Er schluckte die Worte schnell herab und hüstelte.

„Mustrum – ich glaube schlimmer als Johnsons Erfindungen selbst kann es diese …Denkmaschine kaum gemacht haben.“, warf der Professor für unbestimmte Studien ein.

„Was haben nur alle gegen seine Erfindungen – ich meine – sie funktionieren!“, erwiderte der Erzkanzler mit der Überzeugung eines Mannes, der einen explodierenden Springbrunnen im Park des Patriziers für durchaus akzeptable Erfinderkunst hielt.

„…Verzeih – aber du erinnerst dich an das Bad des Erzkanzlers, Mustrum?“, warf der Oberste Hirte ein, dessen Name keinerlei Verbindung mit Vieh hatte – oder mit Wiesen und Flöten.

„Ach – papperlapapp! Johnsons Erfindungen funktionieren immer – irgendwie…“

An den Minen diverser Zauberer war abzulesen, dass gerade dieses „irgendwie“ eine gewisse Unruhe in ihnen auslöste.

Stibbons räusperte sich um die Aufmerksamkeit auf seine Person und ihre Erkenntnisse zu lenken.

„Nun.. HEX hat die Pläne durchgesehen und ist zu dem Ergebnis gekommen, dass diese Erfindung durchaus funktionsfähig ist. Nur leider….“

„Ja?!“, unterbrach der Erzkanzler ungeduldig. Er gehörte zu jenen Männern, die durchaus im Stande waren geduldig zu sein – nur nicht jetzt.

„Nun… HEX ist immer noch schleierhaft, was genau diese ..Maschine bewirken soll… deswegen.. ähm…“, stockte der junge Mann vor sich hin, während er den Bleistift hinter seinem Ohr hin und her drehte.

„Deswegen hältst du es für eine dumme Idee, die Maschine zu starten, Stibbons?“, schlussfolgerte Ridcully mit der Präzision einer alten aber einwandfrei funktionierenden Armbrust.

„Nun… direkt so würde ich es nicht sagen Erzkanzler – jedoch besteht ein gewisses Risiko, dass die Maschine Veränderungen im Gefüge von Raum und Zeit durchführt, da HEX eindeutige Anzeichen hat ausmachen können, die Vektoren nutzen, die…“

Der Erzkanzler runzelte die Stirn. „Deine Denkmaschine denkt also, dass die Maschine den Raum neu einrichten könnte und die Uhren umstellt.“

Stibbons seufzte innerlich, als Ridcullys einfache Denkweise, was komplizierte Vorgänge betraf auf dieses Thema traf. Um weitere Diskussionen und anschließende Zweifel an den Gesetzen von Natur und Logik zu verhindern tat er das einzig richtige.

„…Ja Erzkanzler – so könnte man es durchaus ..ausdrücken.“

„Ach – ihr jungen Studenten seid viel zu ängstlich.“, schnaufte der Erzkanzler und bewegte sich auf den unförmigen Kasten zu. Diverse Rädchen und Pumpen wiesen auf die Komplexität der Konstruktion hin und wollten wohl einschüchternd wirken. Jedoch schien der Erzkanzler diese Absicht nicht zu verstehen und trat mit zerstörerischem Interesse an das Steuerpult.

„Als ich ein Student war…“, begann der Erzkanzler, während sein Blick über diverse Tasten schweiften, auf denen merkwürdige Symbole standen, die gewisse Assoziationen mit Geschirr auslösten. „…da hatten wir keine merkwürdige Denkmaschine, die uns sagte, dass etwas schief gehen könnte…“

Diverse Mitglieder der Fakultät denen Ridcullys geradezu selbstzerstörerische Haltung gefährlichen Dingen gegenüber bekannt war gingen wenig diskret unter Tischen oder hinter Säulen in Deckung – sie hechteten hin, was angesichts ihrer Leibesfülle durchaus der Anerkennung wert war.

„…Wir haben einfach herumprobiert – ich meine, darum geht es bei Magie doch! Herum probieren bis es auf die richtige Weise explodiert oder funktioniert.“

Den Gesetzten seiner eigenen Natur folgend tat Ridcully nun eines – er drückte die große rote Taste mit der Aufschrift : GEFAHR! – und blieb vor der Maschine stehen.

Ein Ruck ging durch die Konstruktion, deren hauptsächliche Bestandteile glänzten oder schwarz waren. Zahnrädchen griffen geräuschvoll ineinander und trieben eine Kettenwinde am Rand des Kastens an. Ein Klackern ertönte, das klang, als würde man einen Eimer gegen einen Holzklotz schlagen (Diese Assoziation war gar nicht mal so falsch – es schlug tatsächlich ein Eimer gegen etwas… was ist jedoch nirgendwo näher beschrieben).

Ein selbstzufriedenes Lächeln bildete sich auf Ridcullys Zügen.

„Ha! Es funktioniert – hab‘ doch gesagt, dass die Erfindungen vom alten Johnson noch immer funktioniert haben!“

„Ja Erzkanzler.. aber meist nicht so, wie sie sollten….“, wandte Stibbons ein, der sich gemeinsam mit dem Bibliothekar hinter HEX in Sicherheit gebracht hatte.

„Ach – Unfug! Ihr Studenten heutzutage denkt viel zu viel mit Maschinen… Da muss man es haben – sonst nirgendwo.“ Er tippte mit dem Zeigefinger gegen seine Schläfe.

Einen stummen Seufzer im Blick sah Stibbons zum Bibliothekar.

„Ugh?“ – „Ja… große Probleme – immerhin ist es eine von Johnsons Erfindungen.“

„Ugh.“ – „Ja – ich weiß dass wir darauf bestanden haben es zu bauen… aber wer konnte ahnen, dass der Erzkanzler es testet?!“

„Ugh!“ Stibbons resignierte ob der Auffassungsgabe des Orang-Utans. „..Ja… wir hätten es ahnen müssen.. du hast recht..“

„Ugh!!“ Er seufzte und gab dem Affen eine Hand Erdnüsse aus der Schale auf HEX‘ Tastatur.

„Ugh.“ Der Bibliothekar schenkte ihm wieder eines der breiten Orang-Utan Lächeln und begann glücklich die Erdnüsse aus ihren Schalen zu lösen.

Ein unheilverkündendes Knacken ertönte. Ein Rasseln von Ketten drang aus der Maschine – gefolgt von einem langgezogenen Schwuuurrp.

Die Zauberer duckten sich etwas weiter in ihre Verstecke hinein. Ridcully schüttelte den Kopf über so viel Rückratlosigkeit der Fakultät.

Einige Funken stoben aus einem Kasten, dem der Erzkanzler prompt einen Tritt versetzte, worauf nur noch mehr Funken aufstoben und Rauch, der ihn einhüllte.

„Erzkanzler – geht es dir gut?“, klang es besorgt hinter einer Säule hervor.

Ein Husten aus der Wolke vermischt mit einigen herzhaften Flüchen bejahte diese Frage.

„Erzkanzler – vielleicht solltest du von der Maschine wegtreten.“

„Ach Papperlapapp! Das sind doch nur Rädchen und Ketten!“, hustete es zurück.

Ein lauter Knall ertönte und schleuderte die Rauchwolke in einer Druckwelle vom Epizentrum des Knalls fort. Der Blick auf einen rauchig aussehenden Erzkanzler wurde frei – er hatte einen dicken Stock in Händen – und die Maschine eine erhebliche Delle.

„Verfluchtes Ding – wollte mir den Hut klauen!“, entfuhr es ihm, während er seinen spitzen Hut zurecht rückte.

Einige klägliche Fünkchen stoben von der Maschine auf – dann erklang ein Plopp und eine Tasse fiel aus einem Schacht der Maschine auf eine Art Tablett. Dann ertönte erneut das Schwuuurrp – wenn auch röchelnder als zuvor.

Eine teerfarbene Flüssigkeit ergoss sich in die Tasse – dann… standen alle Rädchen, Kettenzüge und andere Teile der Maschine still.

Lediglich etwas Qualm erinnerte noch an ihre Laufzeit.

Offenbar unsicher ob das Schlimmste schon vorbei sei lugten die Zauberer aus ihren Verstecken hervor, während Ridcully die Tasse in die Hand nahm.

„…Das riecht doch wie.. Kaffee…“,meinte er.

Stibbons entfernte sich diskret aus seinem Versteck, in dem er niemals war, und trat an den Erzkanzler heran.

„Ich glaube nicht, dass es eine gute Idee wäre, das zu trinken, Erzkanzler.“, versuchte er Zweifel zu sähen, damit der Zauberer nicht auf die Idee kam, etwas aus einer von Johnsons Maschinen zu trinken.

Ausnahmsweise schien der Erzkanzler diesen Einwand durchaus Bedeutung zukommen zu lassen. Er drückte Stibbons die Tasse in die Hand.

„Was sagt deine Denkmaschine dazu, Stibbons? Sollte die Maschine so funktionieren?“

Beide blickten zu HEX hin – eine ausgefahrene Sanduhr deutete darauf hin, dass er offenbar zugehört hatte und eine Antwort berechnete.

+++ Offenbar Ja +++ schrieb eine Feder auf die Papierrolle.

„Was soll das heißen?!“, entfuhr es dem Erzkanzler.

+++ Moment – Daten Werden Berechnet +++ Wieder klappte die Sanduhr aus – mehr Ameisen liefen durch die Glasröhren und Gänge. HEX sirrte vor Geschäftigkeit, während auf den Langzeitdatenspeicher zugegriffen wurde.

+++ Die Maschine Arbeitet Offenbar +++

„Mehr weißt du nicht?“ Der Erzkanzler wirkte skeptisch.

+++ Nein +++

„Oh“

+++ Ja +++

Stibbons räusperte sich um die unangenehme Lage aufzulösen.

„Vermutlich… haben wir einen Kaffeeautomaten gebaut…. Nun – wir alle wissen wie Johnsons Pläne sind.. wahrscheinlich sollte es etwas ganz anderes sein…“ Er hüstelte.

Aus diversen Kehlen drang leise gemurmelte Zustimmung und Schritte deuteten an, dass sich der Großteil der Fakultät entfernte – immerhin gab es bald Abendessen.

Ridcully warf einen sichtlich enttäuschten Blick auf die Maschine und murmelte etwas in seinen Bart, eh er sich seinen Kollegen anschloss.

Nur Stibbons und der Bibliothekar blieben zurück.

„Ugh?“

„Ja… ich denke auch, dass wir die Maschine auseinander nehmen sollten….“ Er schüffelte an den Kaffee, der nicht allein von der Farbe sondern inzwischen auch von der Konsistenz an Teer erinnerte. Es schien manifestierter schwarzer Bohnenkaffee zu sein, so könnte man es ausdrücken.

Mit einem Seufzer stellte er die Tasse auf HEX‘ Tastatur und nahm den Bibliothekar bei der Hand.

„Komm… wir gehen nach Plänen suchen, wie man diese Maschine wieder zurückbauen kann“

„Ugh“, entdrang es zustimmend dem Orang-Utan, als dieser sich mit Stibbons entfernte und das Licht löschte.

+++ Will FTB +++ schrieb HEX auf seinen Zettel und stieß dabei gegen die Kaffeetasse.

Die teerartige Pampe ergoß sich über thaumatische Schaltkreise.

HEX‘ Ameisen rotierten in ihrem Hügel.

Die Schreibfeder raste über das Papier – später fand man nur noch Fetzen mit Worten wie:

+++ …FEHLER FEHLER FEHLER +++

+++ WIEDERAUFBEREITUNSANLAGE +++

+++…KEIN FEHLER MEHR +++

+++ MEHR SOFORT +++ BRAUCHE MEHR +++

Am nächsten Morgen stellte ein überraschter Ponder Stibbons fest, dass die Kaffeemaschine verschwunden war – dafür hatte HEX einige Modifikationen die am Vortag noch nicht dagewesen sein konnten – unter anderem eine Tasse Milchkaffee zur Begrüßung und ein wie geschmiert laufendes Datenspeichersystem.
 

~*~*~*~
 

Irgendwo in den Weiten des Multiversums öffnete sich ein Spalt.

Ein Kohlkopf rollte auf eine Straße – er war grün und sah aus wie ein ganz normaler Kohlkopf.

„Oh.. wie bist du denn dahin gekommen?“

Der Händler bückte sich und hob den Kohl auf. Fachmännisch klopfte er etwas Dreck von den Blättern und nickte zufrieden, eh er ihn auf seinen Wagen legte.

Frohen Mutes, dass es ein schöner Tag würde schob er seinen Wagen durch die Gasse.

Einer ganz gewöhnlichen Kausalität folgend, was Kohl und seine Verkäufer betraf fiel jemand vom Dach – hinein in den Kohlwagen, der knarrend zerbarst.

Kohl wurde zerquetscht und rollte in Teilen davon. Ein Teil roch angesengt und recht kohltypisch.

Der Schuldige war indes schon längst verschwunden – während der Händler vor sich hin fluchte und Reste einsammelte.

Irgendwo in den Weiten des Multiversums erging es dem Kohl und seinem Verkäufer anders – in allen anderen… teilten beide das beschriebene Schicksal.

Kohl rollte auf die Straße – viel Kohl.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von: abgemeldet
2010-12-04T09:50:53+00:00 04.12.2010 10:50
echt cool

lest sich echt scheibenweltisch
Von: abgemeldet
2010-09-12T13:20:25+00:00 12.09.2010 15:20
Liebste Miruel,
aaaaalso:
Scheibenwelt Sprache und Ausdrucksweise habt ihr beide fantastisch getroffen. Auch die Idee ist irgendwie cool. Wahrscheinlich bist du nur durch meine Kaffeesucht auf diese Idee gekommen.

Das Einzige was mich stört, sind die zu häufigen Kommarfehler. Du solltest das mal jemanden Beta lesen lassen. Die Geschichte würde dadurch nur besser werden.

Und ich muss dich noch auf einen sehr lustigen Rechtschreibfehler hinweisen: Die Gefühle kann man von MiEnen ablesen, nicht von Minen. Ich nehme mal an, dass nicht jeder der Zauberer die gesamte Zeit eine Silber - oder Erzmine dabei haben, oder?
Allerdings weiß man bei der Scheibenwelt ja nie.
Ich werde auf jedenfall mal weiter lesen, wenn ihr noch mehr schreibt.
LG
Lufix
Von:  Xanderle
2010-07-13T16:34:05+00:00 13.07.2010 18:34
Hi ihr zwei!

Wie cool ist das denn? Ich LIEBE die Scheibenwelt! ^^
Den Sinn für´s Absurde habt ihr wunderbar getroffen. Da freu ich mich doch auf mehr.
Lasst die Kohlköppe rollen!

LG, Xandra



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