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Eria und der Piratenkönig

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von

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Gefangen

Ein stetiges Tropfen durchbrach die stille Dunkelheit. Hier und dort konnte ein leichtes Atmen vermutet werden. Der beißende Geruch von Urin und Kot sammelte sich in der dunkelsten Ecke. Keiner wagte es sich auch nur ein leises Geräusch von sich zu geben. Es galt um keinen Preis die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.

An Deck herrschte zur Zeit Totenstille. Eria vermutete, dass die Sonne bereits untergegangen war und der klare Sternenhimmel gemeinsam mit dem Mond das Schiff beobachtete. Die Wellen schaukelten das Schiff und vermittelten einen trügerischen Frieden.

Eria dachte wiedereinmal an den Tag des Schreckens zurück. Immer noch hallte ihr der Schuss im Kopf herum, der den Tod ihres Vaters und den der anderen Männer besiegelte. Wie schwere Mehlsäcke sind sie einer nach dem anderen zu Boden gefallen. Keiner von ihnen würde je wieder Lachen können.

Das gleiche galt auch für die Überlebenden Frauen. Wie eine Viehherde wurden sie zusammen getrieben und in das Verlies der Schiffes abgeladen. Mit Ketten wurden sie gebändigt. Obwohl keine der Frauen auch nur Anstalten machen würde, um zu entkommen. Es gab einfach keinen sicheren Ort, für den sich eine Flucht gelohnt hätte.

Danach hörte man noch stundenlang das Scheppern von Kisten und Säcken die verladen wurden. Die Piraten jubelten und lachten. Vereinzelt konnte man noch Frauenstimmern ausmachen, die weiter gequält wurden. Nach einer Salve von Kanonenschüssen endete dieser Schreckenstag.

Die Zeit tröpfelte dahin. Einmal am Tag brachten die Piraten etwas zu essen unter Deck. Dann holten sie sich ab und zu eine Frau, die dann nie wieder zurückkam.

Manchmal glaubte Eria die Schreie der Frauen zu hören und dann ein leises Platschen. So als ob gerade etwas in das weite Meer geworfen wurde. Ein eiskalter Schauer lief Eria über den Rücken. Das Schiff, dass sie anfänglich bewundert hatte, mutierte für immer zu einem Kahn des Todes. Die schneeweißen Segel verfärbten sich in ihrer Fantasie in blutrote Fetzen, die den Tod verkündeten. Der Totenschädel auf der Flagge freute sich sicher über die gebrachten Opfer. Er wartete begierig auf die Folgenden.

Eria schwor sich niemals wieder ein Schiff zu betreten, sollte es ihr gelingen wie durch ein Wunder zu überleben.

Ein leises Wimmern drang an ihr Ohr.

„Pst. Alles ist gut.“ flüsterte die junge Frau ihrer kleinen Schwester zu. Karen war gerade eingeschlafen während Nora mit den Tränen kämpfte. Beide Mädchen waren zutiefst verängstigt. Wer konnte ihnen das auch verübeln. Immerhin erwartete sie ein schreckliches Schicksal. Ihre Mutter war eine der Ersten gewesen, die von den Piraten an Deck geholt wurden. Eria verfluchte die Piraten. Aber am allermeisten verabscheute sie den Kapitän dieses Totenschiffes. Wie konnte er es wagen hilflose Frauen und Kinder dermaßen zu demütigen und brutal zu töten.

Eria schwor sich ebenfalls Rache an ihm zu nehmen. Doch leider waren ihre Träume von Freiheit und Rache sinnlos. Sie hatte sich schon längst mir der Realität abgefunden.

Also konzentrierte sie sich wiedereinmal auf das leise Tröpfeln und versuchte so ihren Kopf klar zu bekommen.

Tropf. Tropf. Tropf.

Ein leichtes Gähnen verließ ihrem Mund.

Tropf. Tropf. Tropf.

Erias Augen wurden immer Schwerer.

Tropf. Tropf. Tropf.

Sie war eingeschlafen.
 


 


 

Ein fernes Licht rückte in Erias nähe. Erst schien der Lichtpunkt noch weit entfernt, doch im nächsten Moment erstrahlte er in der gesamten Dunkelheit. Eria versuchte gleichmäßig zu atmen. Ihre Glieder schmerzten. Die Lunge brannte.

„Konzentriere dich“ flüsterte sie sich selbst zu.

Plötzlich löste sich ein Schatten aus dem glänzenden Lichtball. Eine große Gestalt streckte seine Hand nach ihr aus. Eria versuchte ihr entgegen zu kommen, doch sie konnte ihre Arme nicht bewegen. Sie schienen an eine Mauer gekettet zu sein.

Die fremde Gestalt verschwamm und ihr Vater lächelte ihr entgegen. Sein Körper war unversehrt. Fast hätte sie denken können er wäre noch am Leben. Aber leider nur fast. Denn Eria wusste, dass dies bloß ein Traum war.

Ein Traum der sie jedes Mal heimsuchte, wenn einer der Piraten sich ein neues Opfer suchte. Eria hatte keine Lust mehr dem Verschwinden der Frauen zuzusehen. Also versuchte sie noch tiefer in ihren Traum zu Versinken.

Zum ersten Mal öffneten sich die Lippen ihres Vaters und versuchten etwas zu sagen. Erst konnte Eria nicht verstehen was er sagte, dann aber drang seine Stimmer immer klarer zu ihr hindurch.

„Eria, hilf mir!“

Wie sollte sie ihrem Vater noch helfen? Er war dich bereits tot. Eria verstand den Sinn ihres Traumes nicht.

Wieder dieser Hilferuf. Auf einmal wurde ihr klar warum sie diesen Traum nicht verstand. Nicht ihr Vater hatte gerufen sondern Karen!

„Wach auf verdammt. Wach auf!“ schrie sich Eria selbst zu.
 

Mit einem Mal schreckte die junge Frau aus ihrem Schlaf auf. Sie konnte gerade noch mit ansehen, wie Karen die Treppen entlang gezogen wurde. Sie verschwand in einem Schwall aus Licht. Geblendet kniff Eria ihre Augen zusammen.

Es arbeitete in ihr. Sie versuchte krampfhaft einen Weg zu finden, wie sie ihrer Schwester helfen konnte. Da erinnerter sie sich an einen Vorfall vor einigen Nächten:
 

Eine junge Frau hatte es aufgegeben auf Rettung zu warten. Nachdem sie sich zurückgezogen hatte und weder gegessen noch getrunken hatte bekam sie plötzliche einen Schreibkrampf. Keiner wusste warum sie angefangen hatte zu schreien. Doch es reichte aus, um die Piraten auf sie aufmerksam zu machen.

Ein älterer Mann mit Narben in Gesicht und einem zerzausten Bart kam die Stufen herab und nahm die Schreiende mit sich. Auch sie wurde nie wieder gesehen.
 

Eria holte schon tief Luft um loszuschreien, als sich plötzlich die Luke wieder öffnete.

Ein Pirat mir nur einem Auge humpelte die Treppe hinab. Schnaufend blieb er vor den Frauen stehen. Eria versuchte seinen Blick einzufangen. Unbeholfen zwinkerte sie ihm zu. Der Mann fühlte sich sichtlich geschmeichelt und befreite die junge Frau von ihren Fesseln.

Erleichtert rieb sie über ihre schmerzenden Handgelenke. Gemeinsam stiegen sie ins Licht. Oben angekommen wehte eine leichte Brise durch Erias zerzaustes Haar. Die frische Seeluft brannte in ihren Augen. Die Segel flatterten lautstark mit den Seemöwen um die Wette. Vom Himmel herab grinste die Totenkopfflagge. Eria war versucht ihr den Mittelfinger zu zeigen, als eine Meute lachender Piraten ihre Neugierde weckte.

Ein lauter Schrei gefolgt von einem leisen Wimmern lies unbändige Wut in ihr aufsteigen. Kurz blickte Eria zu dem Einäugigen zurück, dann sprintete sie los.

„He, hier geblieben. Du kannst sowieso nicht entkommen.“ lachte er ihr hinterher. Doch Eria hörte ihn nicht. Sie kannte jetzt nur noch ein Ziel.
 

Karen!



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