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Felsenbruch

von

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Prolog

Glaubst du an das Schicksal? Glaubst du an die Verstrickung unserer Lebenswege, die dazu führten, dass wir uns trafen - uns treffen mussten? Keinen Weg daran vorbei schien es zu geben, kein Entrinnen, dass jene Lebensfäden sich einst berührten, sich ineinander verschlangen, bis sie Begehr empfanden. Eine Liebe empfanden, von der ich glaubte, dass sie für die Ewigkeit bestimmt war, dass selbst der Tod die Liebe nicht besiegen konnte. Engelschöre sangen, als wir uns das erste Mal küssten. Wellen, geboren aus sanfter Leidenschaft, elektrisierende Stromschläge, die eindrangen in jede kleine Vene. Gewaltvoll und unaufhaltsam. Ich wollte sie nie aufhalten. Du hast mir an jenem Tag den Atem geschenkt, das Leben eingehaucht, mich geboren, wie eine Mutter einem Säugling das Leben schenkte. Ich tat den ersten Lebensschrei, als wir miteinander schliefen und ich in die höhsten Spähren eintauchte, alles um mich verschwamm in einem milchigweißen Licht voll schändlicher Sünde, die so willkommen war, dass nichts anderes mehr wichtig erschien.

Glaubst du daran? Oder hast du den Glauben daran verloren, als du eine andere geheiratet hast? Es wäre besser, wenn wir uns nicht mehr sehen. Es wäre den Normen entsprechender und würde weniger Umstand bedeuten. Deine Lügen hast du wie Gift in meine Ohren geträufelt, in jener Nacht, als du mir mein Herz und mein Leben genommen hast. Du hast den größten Schatz eines Menschen gestohlen, ohne, dass du mit der Wimper zucktest. Vielleicht war dir gar nicht bewusst, was deine Berührung aus mir machte und dass du dabei warst, mein Herz herauszureißen und mit dir zu nehmen. Ich gab es dir gerne, ich warf es dir unbedarft zu Füßen. Nimm es! Nimm es mit dir! Tu mit ihm, was du willst. Und das hast du getan. Drauf getreten, wie ein Trampel, ein Elefant, so hast du es unter deinem grausamen Gewicht zermahlen und zerstört.

Es ist lächerlich, wenn man bedenkt, dass wir uns nur wenige Tage wirklich kennen. Die Freunde würden spotten und würden mir raten, dich zu vergessen, weil ich sei nur ein Ausprobieren gewesen, ehe du sie zur Frau genommen hast. Eine Versicherung. Sie wissen es nicht. Und doch; wie konntest du jene süße Worte wispern, die mich in den Wahnsinn trieben? Wie konntest du mich derartig bannen, dass ich dir so verfallen war und jedes Denken mir fern blieb? Jede Logik ausgebrannt wurde? Wie? Sag es mir!? Du hast keine zarten Worte mehr für mich über. Nur Verachtung. Ich ertrage diese Verachtung und arbeite weiter in deinem Anwesen. Als dein Stallbursche, gleich einer Marionette, denn das kurze Leben, jenen Sinn, den du mir geschenkt hast, hast du mir auch wieder genommen und ich bin leer, gleich einer Strohpuppe, mit denen die Kinder spielen. Es macht mir nichts aus. Es ist in Ordnung. Wir können einander nicht lieben, nur ein kurzes Intermezzo, nur ein Wimpernschlag, der uns vergönnt war, der mir vergönnt war. Bist du glücklich, mein schwarzer Prinz, mein herzloser Puppenspieler? Bist du glücklich, dass du mich noch immer in der Hand hälst, ich der Sklave meiner Liebe zu dir bin und dich nicht hassen kann?

Nein, denn es interssiert dich nicht, ich sehe in deine Augen, die voller Spott an mir herab blicken. So zuwider bin ich dir. Lächerlicher Kerl, der ich bin, doch was soll ich tun, wenn nur Liebe in mir ist? Nur jene zerreißende Sehnsucht, jene Hingabe, jene Hoffnung, die mich einzig dazu bringt, mich nicht dem Ende hinzugeben. Irgendwann wirst du auch jene Frau hassen. Und vielleicht wird dein Blick wieder auf mich fallen. Das ist mein Funke. Mein Leuchtfeuer, welches mich, ganz gleich ob ich eine Marionette oder ein abartiges Monstrum bin, am Leben erhält. Es lässt mich alles ertragen. Jeden Blick. Jedes schwadenschwarze Wort der Abscheu, welches über deine kundigen Lippen tropft. Jeden falschen Kuss, den du mit ihr teilst. Du kannst nicht lieben, das weiß ich nun. Berechnung, das ist alles, was du aufzubringen weißt. Sex, um dich zu erheitern, dafür war ich gut. Heirat - dass nicht gemunkelt wird.
 

Doch ich weiß es. Irgendwann. Irgendwann, wirst du mein sein. Mein wundervoller, schöner Prinz. Ich glaube und ich brauche dich. Und solange jene Hoffnung in mir währt, solange ist kein Atemzug verschwendet, kein Tun sinnlos und meine Existenz weniger klein. Ich kann warten. Ich werde warten. Geduldig, bis du zu mir kommst.
 

Ich denke viel über dich nach. Jeden Abend, wenn ich auf meinem Lager liege und die morschen Balken der Unterkunft im Schein des kleinen Öllichtes meiner Schwester beäuge, denke ich an dich. Schicksal. Schicksal, dass ich her kam, dass ich dich sah und dass ich mich verliebte. Grausames, niederträchtiges Schicksal, dass ich dich nicht lieben darf. Nicht so, wie ich es es gerne würde. Es geht nicht. Der Pranger würde warten. Scheiterhaufen, Kerker - der Tod. Doch ich wäre bereit diesen kleinen Preis zu zahlen, viel zu verlieren habe ich nicht, nicht wahr? Ganz anders als du, der blauen Blutes ist. Deswegen kann ich dich verstehen. Mein Denken eröffnet mir immer wieder neue Erklärungen und heuchlerische Ausreden für dein Verhalten. Doch nur auf diese Weise, umschlungen mit jener zarten Hoffnung, nur so kann ich es ertragen. Manchmal fragt Lechou mich, was hinter meiner Stirn vorgeht und ich erzähle ihr von dem Ärger mit den Schweinen oder den Schafen. Ich erkläre ihr Sinnloses mit einer solchen Hingabe, dass sie mir die Stirn küsst und sagt, ich solle schlafen, weil der nächste Tag besser sein würde. Beten soll ich, der Herr würde die Schweine, die Schafe milde stimmen. Und alles würde besser laufen. Lächeln muss ich, wenn du es so selbstverständlich erzählst und meine raue Hand deine Wange streift. Dankbar, auch, wenn es alles eine Lüge ist. Ich liebe dich, kleine Schwester. Deine Zuneigung ist ein kleiner Halt, der manchmal zu bröckeln droht, wenn ich wütend bin, so gefangen in meinem Dilemma. Wenn ich dich hilflos anschreie, so sinnlos. Und Unverständnis blüht in deinem Blick. Du kannst nichts dafür, es tut mir leid, dass ich so falsch bin. Doch ich muss leben. Für die Hoffnung, für den Prinzn und für dich. Schon drei Gründe. Ja, das Denken hilft, denn ich klammere mich an jeden Strohhalm, den mein fahles Hirn finden kann. Das muss so sein.
 

Und sie löscht das Licht, ich versuche zu schlafen. Der nächste Tag birgt vielleicht mehr Nahrung für meine hoffungslose Liebe zu dir. Mit dem Bildnis deines Gesichtes entschlafe ich, in meinen Träumen bist du mein und wir sind frei von allen Ketten und Normen, allen Urteil. Dort ist nur Liebe. Du und ich. Und ein Baum mit Weidenkätzchen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  KamikazeMauz
2010-09-02T00:24:56+00:00 02.09.2010 02:24
Booooooooooooooooooah q.q

Ich bin so hingerissen...oh...ich möchte mehr...<3
du schreibst ja einfach fantastisch super toll...respekt die Wortwahl ist der Hammer. Ich meine...boah xD
Die Atmosphäre und die Sehnsucht, diese Verzweiflung und doch Hoffnung...du bringst all diese Gefühle toll rüber...
riesen Respekt...weiter so...hammer =D
Von:  -Anele-
2010-06-29T19:29:10+00:00 29.06.2010 21:29
Der Anfang klingt schon mal sehr vielversprechend XD
Da scheint es aber eine Katastrophe am Ende zu geben, ich tippe mal zunächst auf Rückblicke, bevor die "richtige"Story losgeht. In jedem Fall macht der Prolog schon mal Lust auf mehr.


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