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Geliebter Schnee

von

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05

Der Regen fiel vom Himmel herab, durchnässte ihre Haare. Beide, Autumn und Winter, schauten sich gegenseitig in die Augen. Sie saß da, auf dem Boden, mit roten Augen, in ihren Händen ein beschriebenes Stück Papier.

„Was machst du hier Autumn?“

„Ich wollte mich nur entschuldigen.“ Sie schauten sich nur noch ein, zwei weitere Herzschläge an, bevor Winter ihren Blick wieder auf das Blattvor ihr lenkte. Ein paar Schritte ging Autumn auf sie zu, sie reagierte nicht, und hockte sich vor sie hin. „Es tut mir leid. Auch wenn du mir nicht glaubst. Es tut mir leid. Ich verspreche dir, es wird nie wieder vorkommen. Ich werde aufhören, mich bessern.“ Er suchte ihren Blick, versuchte ihr in die Augen zu schauen, um zu lesen, was in ihnen standen.

„Ich flehe dich an Winter! Bitte, ich war dumm, ich war ein Arschloch, aber es wird jetzt alles aushören. Ich werde wirklich aufhören. Ich schwöre es dir. Wenn du mir hilfst, schaffe ich alles nur… verzeih mir. Bleib bei mir.“

Man konnte einen tiefen Seufzer hören, der von Winter ausging, langsam, wie in Zeitlupe, hob sie den Kopf und schaute verheult in seine Augen. Ihr Blick suchte seinen, ihre Hände die seinen. Behutsam zog sie ihn zu sich, küsste ihn liebevoll, schloss die Augen, versank erneut in ihrer Welt.

Erst Minuten später, als sich der Kuss löste, hauchte sie ihm ihre Gedanken ins Ohr. „Versprich es mir und meine es diesmal ernst. Versprich es mir oder lass es, aber belüge mich nicht. Belüge mich nicht ständig. Sei ehrlich. Versprich mir nur, dass du nicht mehr lügen wirst, dann verzeih ich dir alles. Alle Sünden, die du je begangen hast. Nur lüge nicht und bleib für ewig bei mir…“

„Ich verspreche, dass ich nicht mehr lügen werde. Ich verspreche, dass ich mit den Drogen aufhören werde. Mit deiner Unterstützung schaffe ich alles.“

Er nahm ihren zitternden Körper in seine Arme, versuchte sie zu erwärmen, suchte selber ihre Nähe. „Ich werde alles schaffen.“
 

~
 

Guten Tag meine Damen und Herren. Mein Name lautet Autumn. Außerdem würde ich euch bitten auch mal meine Geschichte mit anzuhören. Winter hat ihnen bestimmt schon ihre Sicht erzählt, wie sie es aufgefasst hat. Dann sind sie schon um einiges klüger als ich, denn mir hat sie nie erzählt, was sie genau nun dachte. Sie wollte nicht zugeben, wenn sie mal einen Fehler gemacht hat. Natürlich habe ich ebenfalls Fehler gemacht, mehr noch als sie, aber sie war auch nicht ganz unschuldig. Ich will ihr jetzt nicht die Schuld in die Schuhe schieben, keine Sorge, ich habe da besseres zu tun. Ich könnte zum Beispiel zusammen mit Winter durch den Wald spazieren gehen, Hand in Hand.

Leider muss ich sie dennoch aufklären.

Wahrscheinlich hat Winter ihnen auch von unseren ersten Begegnungen erzählt, sie konnte mich nicht leiden, da ich aus ihrer Welt raus fiel. Ich passte nicht rein, ich mit meiner scheinbar offenen Art und der ganzen Scheiße, die ich gebaut habe. Sie jedoch erschien mir von Anfang an wie ein Engel. Sie hatte etwas um sich rum, was rein war, was gut war. Sie war auch wunderschön. Sie hat mich seit der ersten Begegnung fasziniert und je häufiger ich sie sah, mit ihr zu tun hatte, desto mehr fühlte ich mich von ihr angezogen.

Ihr könnt euch niemals vorstellen, wie schön der Tag war, an dem sie und ich uns zum ersten Mal küssten. Im Hintergrund spielte eine Jazz Live Band, das Essen war vorzüglich gewesen. Es war einfach wunderschön gewesen.

Es war toll, jedes Mal ein schönes Gefühl, unbeschreiblich, genial, aber… Jemand wie sie wird mich nie verstehen können. Wahrscheinlich werdet ihr es auch nicht verstehen. Man versteht es erst, wenn man es selbst gespürt hat. Das Herz, das so leicht wird, die Sinne, die sich verschärfen, vertauschen. Du spürst Geschmäcker, hörst Bilder und schmeckst Gerüche. Alles vertauscht, alles grell, alles schön, alles bunt.

Wenn für dich die Welt grau aussieht und du nicht weißt, was deine Zukunft dir bringen soll, dann bist du froh über jegliche Farbe und je kräftiger und schöner sie ist, desto mehr willst du es.

Drogen haben genau das bei mir geschafft, genauso wie Winter. Sie hat alles in einen zarten, Pastellton verwandelt, die Drogen in ein neonartiges Leuchten.

Für was würdest du dich entscheiden, wenn dein Herz beides will?

Natürlich würdet ihr sagen, das Mädchen, mein Kopf hat es auch getan, nur das Herz, das Herz… Es stellt einem Fallen, stellt dich auf die Probe, und egal für was du dich entscheidest, du merkst immer es war die falsche Wahl.
 

***
 

Gerade wollte er sich seine übliche Dosis setzen, da klingelte es an der Tür. Er hasste es.

Er wusste genau, er würde nicht auf einem Trip den Besucher entgegen nehmen können, deswegen hasste er es so.

Vorsichtig stand er auf, verließ das Wohnzimmer, in dem sein Kumpel seine Dosis zu sich nahm, und drückte auf den Knopf, damit unten die Tür aufging. Ungeduldig und nervös wartete er auf den ungebetenen Gast. Er wollte ihn so schnell wie möglich wieder loswerden, egal wer es war.
 

Er spürte den Glanz, der von ihr ausging, schon vorher, ließ ihn erzittern, ließ ihn Freude und Angst zuggleich spüren. Dann sah er ihr liebliches Gesicht. Die blasse Haut, die dunklen Augen, die schwarzen Haare, die dürre und zerbrechliche Figur im weißen Kleid. Noch nie hatte er sie so sehr bei sich gewollt, mehr noch als die Drogen, die in seinem Zimmer warteten, aber… unterdrückt durch das Hochgefühl, welches sie bei ihm auslöste, war der Wunsch nach ihnen.

Er reagierte nicht so, wie er es gewollt hatte. Er hatte Angst und wusste sie nicht zu verstecken. „Wie hast du hierher gefunden?“

„Ich habe Summer nach der Adresse gefragt…“

„Und… wieso?“ Er flüsterte mehr, als richtig zusprechen. Seine Stimme versagte vor Verlangen, nach zwei Dingen, die er nicht vereinen konnte.

Stille herrschte, kurze Zeit sagte keiner etwas, man konnte hören wie sie schluckte.

„Ich… wollte mit dir reden und da du ja nur von dir aus kommst und ich dich nie zu erreichen weiß, wollte ich mal…“

Plötzlich brach alles zusammen, sein Herz hatte entschieden, seine Angst siegte über die Empfindungen, die er ihr gegenüber hegte.

„Du hättest mich trotzdem vorher fragen müssen, ob du kommen darfst! Du kannst hier nicht einfach auftauchen und mich stören!“, er schrie, spuckte seine Angst aus. Als sein Kumpel dann noch nach ihm rief, schloss er einfach die Tür, ließ sie zurück.
 

Im Wohnzimmer angekommen verspürte er Freude, so unglaubliche Freude, wie sie ihm nie geben konnte.



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