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Cranberries

von

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Du gehst an mir vorbei und ich rieche es. Dieser Duft....ich würde ihn unter Tausenden wieder erkennen. Es kann noch nicht lange her sein, dass du dich geduscht hast. Deine Haare sind zwar trocken, doch der Geruch, der mir so überdeutlich in die Nase steigt, ist noch so frisch. Ich mag diesen Geruch.

Cranberries.

Dein Duschgel.

Ich kann mir ein kleines Schmunzeln nicht verkneifen. Nie hätte ich dir soetwas zugetraut, so einen fruchtigen Duft. Gerade du, der doch immer Einen auf 'coolen Cowboy' macht; bei so jemanden erwartet man irgendwie einen anderen Geruch, ein anderes Duschgel. Doch du verwendest dieses fruchtig-spritzige Zeugs, diesen fruchtigen Duft der durchaus eine Herbe Note mit sich zieht. Da haben wir es also doch noch, das 'Herbe'. Ganz Ohne wäre es ja nun auch wirklich zu soft für dich.

Die Proben haben noch nicht begonnen, es sind noch nicht alle da. Ausnahmsweise bist du heute mal nicht der Nachzügler – Pata fehlt. Anstatt gleich zu meinem Drumkit zu gehen mach ich uns allen erst mal eine Ladung Kaffee. Toshi sieht nämlich aus als könne er mindestens eine halbe Kanne davon vertragen. Oder noch mehr. Während ich die Kaffeemaschine füttere gehst du plötzlich ziemlich dicht an mir vorbei, ohne mich zu berühren. Trotzdem drehe ich meinen Kopf sofort nach dir – ich kann es nicht lassen. Und wieder...dieser Duft, den du hinterlässt..... Heimlich und peinlichst darum bemüht, nicht allzu auffallend zu schnuppern, sauge ich das geliebte Aroma ein. Du benutzt dein Duschgel auch für die Haare, was den Duft natürlich noch präsenter werden lässt. Denn dein Körper, den du unter der Dusche mit diesem Zeugs verwöhnt hast, ist zum Großteil von deinen Klamotten bedeckt – deine langen Haare aber sind offen. Und nur zu gerne würde ich meine Nase in dieser Mähne verbuddeln und wie ein Junkie jeden einzelnen Geruchspartikel in mich einsaugen.....

Huh? Wer tippt mir denn so penetrant auf die Schulter? Ach, hide ist's... Ich war so in meinen Gedanken und Träumen vertieft, dass ich seiner Frage gar kein Gehör geschenkt habe. Er fragt mich, ob wir das eine Stück heute gleich zu Anfang proben können. Er hat beim Intro und der Bridge noch Schwierigkeiten richtig rein zu kommen. Ich nicke nur und geb ihm mein Okay, um ihn schnell wieder abzuwimmeln und mich zurück in meine Traumwelt flüchten zu können.

Wieso?

Wieso bist du nur so? Seit Tagen tust du so als sei zwischen uns nie etwas gewesen, als seien wir nach wie vor nur gute Kumpel. Jeden Tag lachst du, lachst so viel...es wirkt fast schon überzogen. Sollten meine Ängste sich etwa bewahrheiten und ich war für dich in der einen Nacht wirklich nicht mehr als das was deine diversen Groupies immer für dich sind? Ein netter Fick für Zwischendurch? Ich, dein Boss? Nein, das kann ich nicht glauben, das will ich nicht glauben!

Toshi lehnt sich etwas geknickt neben mich an den Tisch. Er nuschelt was davon, dass seine Stimme etwas heiser ist und er heute sicher nicht den hundertprozentigen Einsatz bringen könnte, den ich sonst von ihm gewöhnt bin. Ich sag ihm es sei kein Problem. ….hab ich ihm überhaupt richtig zugehört...? Warum war er noch gleich heiser......?

Da - schon wieder! Du sitzt am kleinen Tisch und redest über irgendetwas mit hide – und du lachst! Lachst so offen und unbefangen... Ich kann deine Zunge sehen, dort, in deiner dunklen Mundhöhle die du zum Lachen öffnen musst. Oh god...ich kann mich noch so gut an deine Küsse erinnern....selten hat mich jemand so leidenschaftlich geküsst wie du es in dieser einen Nacht tatest. Ich spüre es noch immer, spüre wie deine Zunge Meine eifrig liebkost und gar nicht mehr in Ruhe lässt, wie sich deine Lippen immer hungriger auf Meine pressen....wie du mir deine süßen, erstickten, kleinen Seufzer durch diese Zungenküsse in meinen Mund schickst... Ich merke erst viel später, dass ich mir auf der Unterlippe herum kaue.

Ein kurzer Blick auf die Uhr an der Wand. Wo bleibt Pata?

Es war wieder eine dieser Partys auf denen wir uns beide öfters gerne herumtreiben. Tommy gab irgendeine Feier bezüglich seines Labels 'FREE WILL', ich weiß schon gar nicht mehr was der offizielle Anlass überhaupt war... Wie es für uns beide typisch war, nahmen wir uns beim Alkoholkonsum alles andere als zurück und nachdem wir beide irgendwann mitten in der Nacht – die Party war noch voll im Gange – auf dem Balkon des riesigen Hotelzimmers eine kleine Abkühlung genommen hatten, hattest du plötzlich diesen Blick drauf... Diesen lüsternen Blick, den ich so bisher nur bei dir gesehen habe. Du hast mich angesehen als wüsstest du ganz genau was für ein Feuerwerk der Gefühle du damit in mir freisetzt. Und ich konnte nicht anders, ich war wie gebannt, ich konnte dir nicht widerstehen. Und ich hasse es für gewöhnlich, wenn ich nicht die Führung über eine Situation behalte, das weißt du. Aber irgendwie hast du es in dieser Nacht geschafft, mir diese Führung zu entreissen. Einfach so. Mit deinen Blicken, deinen Lippen...und plötzlich waren wir bei dir zu Hause, in deinem Schlafzimmer. In deinem Bett. Zwischen deinen Laken. Und es war so heiß. Alles war so heiß, du, ich, die Nachtluft... - Verflucht, wenn ich meine Gedanken nicht im Zaum halte, krieg ich hier gleich vor allen Anderen 'ne Latte. Und dann will hide wieder wissen an welche heiße Schnecke ich diesmal denke. Toshi wird nur grinsen aber keine Fragen stellen. Denn Toshi kennt die Antwort bereits. Obwohl ich sie ihm nie gegeben habe. Aber das ist der Fluch zwischen besten Freunden: Sie wissen oftmals viel besser über Einen Bescheid als man selbst. Und du...? Würdest du wissen, warum mir die Hose plötzlich viel zu eng wird? Würdest du wissen, dass ich seit dieser Nacht das Erlebte immer und immer wieder Revue passieren lasse in meinem Kopf? In meinem Kopf in dem eh schon das reinste Chaos herrscht und in dem ich langsam mal eine Sekretärin gebrauchen könnte. Möglichst Eine mit knappem Röckchen und großem Dekolleté, damit sie mich endlich von dir ablenkt.

Die Kaffeemaschine meldet sich. Sie ist mit ihrer Arbeit zu Ende – wir haben heute noch nicht einmal angefangen. Ich greife als Erster nach dem Ding, schließlich stehe ich ja auch direkt vor ihr. Ausserdem bin ich der Boss. Führungsposition.

...die Führungsposition hast nur du mir in dieser einen Nacht aus der Hand gerissen. Und ich hab dich machen lassen......ich hatte auch gar keine andere Wahl; du hattest mich so gekonnt eingewickelt... Ich frag mich, ob das wirklich alles so spontan verlaufen war wie es schien oder ob du das alles geplant hattest... Wir streiten uns oft, bei den Proben, kurz vor Konzerten, selten kurz nach Konzerten, aber irgendwie liegt immer diese gewisse Spannung zwischen uns. Die Anderen wissen das, ich hab ein Mal hide und Pata dabei belauscht wie sie Wetten auf uns abschlossen, wie lange es wohl diesmal wieder dauern würde, bis Einer von uns beiden austickt. hide hatte gewonnen. Ist das nicht verrückt? Alle scheinen irgendwie über uns Bescheid zu wissen, alle scheinen über uns zu reden. Nur wir beide, wir um die es bei dieser ganzen Sache doch geht, wir reden keinen Ton darüber. Keinen einzigen. Am Morgen nach unserer halbdurchgevögelten Nacht hatte ich bei dir geduscht. Ich durfte dein Duschgel benutzen und war diesmal endlich selbst in den Genuss dieses Duftes gekommen. Es war herrlich. Und es fühlte sich so intim an. Ich durfte etwas benutzen was du sonst immer an deine Haut ranlässt... Ich habe mich in den Duft gehüllt der sonst immer dich umgibt..... Seit dem Morgen habe ich fast täglich mit dem Gedanken gespielt, mir einfach das gleiche Duschgel zu kaufen. Ich meine, warum nicht? Es war eigentlich ein völlig normales, handelsübliches Duschgel das frei im Handel käuflich zu erwerben war und von Millionen anderen Menschen auch benutzt wurde. Aber ich habe es mir bis heute nicht gekauft. Ich weiß nicht, aber es wäre einfach irgendwie nicht das Gleiche. Es ist ein Unterschied ob ich es dir einfach nachkaufe oder Deins mitbenutze. Für mich ist es ein Unterschied. Für Andere mag es albern erscheinen.

Die Tür vom Proberaum geht langsam auf, jeder von uns starrt auf Selbige. Ein Wuschelkopf im weißen T-Shirt schiebt sich langsam in den Raum und nuschelt eine unverständliche Entschuldigung. Pata. Er erzählt irgendwas von Schlüssel verloren und bei Cousine übernachtet und verschlafen, während er gleichzeitig auf seine Gitarre zutappst die, direkt neben hide's, in der einen Ecke steht. Er hebt kaum seinen Blick; scheinbar ist ihm dieser Vorfall wirklich peinlich. Immerhin können wir jetzt endlich mit den Proben beginnen. Ich stelle meinen Kaffeebecher ab und begebe mich hinter mein Drumkit.

Du bist, von Toshi und mir selber abgesehen, mit am längsten in dieser Band vertreten. Wir kennen uns schon seit Jahren, kennen uns so gut. Glaube ich. Ich hab dir unter die Arme gegriffen als du plötzlich ohne Wohnung dastandest – und ich hatte damals selbst nur eine mickrige Unterkunft mit Winzküche und nur einer Schlafmöglichkeit. Du hast damals zu unseren tiefsten Indie-Zeiten die Kostüme genäht, hast dir zum Teil nächtelang die Finger wundgestochen und tagsüber trotzdem noch so verbissen auf deinem Bass geübt. Ich hab dein Durchhaltevermögen immer sehr gemocht und deine wilde und direkte Art faszinierte mich. Fasziniert mich noch heute. Aber sag mir bitte: Was habe ich falsch gemacht, dass du mich plötzlich so lieblos behandelst? Du gehst mir immer wieder gekonnt aus dem Weg, zumindest kommt es mir so vor. Du sprichst mit mir, du siehst mich an – aber deine Worte klingen nicht mehr so warm und liebevoll sondern nur noch 'kumpelhaft' und oberflächlich, deine Augen verschlingen mich nicht mehr mit ihrem Feuer so wie sie es zuvor getan haben. Soll das Ganze etwa bedeuten, dass du bereust, was in dieser Nacht zwischen uns vorgefallen ist? Bereust du soetwas Schönes wirklich? Wie kann man etwas bereuen das einem so viel Spaß gemacht hat.....?

„Taiji, verdammt!! Ich ramm dir gleich meine Drumsticks in den Arsch wenn du nicht endlich mal den Rhythmus hälst!“ Das Lied erstirbt sogleich.

Du starrst mich erschrocken und verwirrt an. Verstehst nicht was ich von dir will.

Natürlich hast du den Rhythmus gehalten, beispiellos sogar. Von technischer Seite aus gab es überhaupt keinen Grund für mich dich anzuschreien und zu kritisieren. Und doch musste ich es tun. Es wollte aus mir raus und noch bevor ich meine aufbrodelnden Gefühle unter Kontrolle halten konnte, waren die Worte schon aus meinem Mund gesprudelt. Schon wieder hast du mir meine Kontrolle genommen, hast sie mir entrissen. Wissentlich?

hide sieht prüfend zwischen uns beiden hin und her ohne den Kopf zu bewegen. Er versucht abzuschätzen, wie lange es noch dauern würde bis er wieder eingreifen müsste um uns beide zu beruhigen.

Doch noch war es nicht so weit. Du senkst wieder deinen Kopf, überprüfst deinen letzten Griff auf den Saiten. Wir setzen nochmal neu an. Und spielen.

So häufig wie wir am heutigen Tag und den letzten paar Probetagen auch immer wieder neu angesetzt haben, so häufig bin ich in Gedanken die Szene durchgegangen wie ich dich zum reden bringen soll, wie ich die Antworten aus dir rauskitzeln soll dessen Fragen mich quälen. Keine einzige dieser Szenen habe ich bisher umgesetzt. Und ich weiß nicht ob ich jemals eine Szene finden werde, die ich mich traue umzusetzen. Aber ich spüre, dass die Trauer, die Verzweiflung und Verwirrung in meinem Kopf und meinem Herzen von Tag zu Tag zunimmt und mich immer schwerer auf die Arbeit konzentrieren lässt. Auf die Arbeit in die ich mich auch gleichzeitig so verkrieche um allen irdischen Problemen aus dem Weg zu gehen.

Am Ende der heutigen Proben gehst du wieder ganz dicht an mir vorbei, streifst mich um ein Haar, als du deinen Bass bei Seite stellst. Und wieder steigt er mir in die Nase, der süß-herbe Duft von Cranberries. Der Duft der dich besser charakterisiert als dir wahrscheinlich bewusst ist. Denn so hart und 'herb' du dich auch gibst, hast du auch ebenso sanfte und 'süße' Seiten an dir. Wofür du mich auslachen würdest, würde ich dir das ins Gesicht sagen.

Nachdem du deine Jacke geschnappt hast fragst du hide und Pata, ob sie mit dir noch was trinken gehen wollen.

Warum fragst du nicht mich?



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  sindaze
2013-03-31T15:11:26+00:00 31.03.2013 17:11
<3 *schwelg*
Ich liebe dieses Universum! XD
e.e Bin gerade nicht fähig, was konstruktives von mir zu geben. Aber mir fällt auch nix ein, was man besser machen könnte. Ist genau so gut wie es ist. Das Gleiche gilt für Cranberries².
Von:  DarkHide
2010-06-27T21:50:05+00:00 27.06.2010 23:50
hier endlich mein kommentar dazu:
armer kleiner yoshi!
übrigens... diesen übergang mit der kaffeemaschine und der führungsposition zur führungsposition in besagter nacht, find ich sehr gelungen. überhaupt ist diese sache mit führung und kontrolle ziemlich passend. so zu yoshiki. meiner meinung nach.
und ja, yoshi hat schon recht. wenn er sich das gleiche duschgel kaufen würde wie taiji, wäre es einfach nicht das selbe, als würde er taijis duschgel mitbenutzen! außerdem, was würde denn taiji sagen, wenn er bemerken würde, dass yoshi sich das gleiche duschgel gekauft hat, bzw. vor allem, dass er das gleiche duschgel benutzt!? so ganz plötzlich!? ^-^
Von:  hideplueschtier
2010-06-08T21:56:27+00:00 08.06.2010 23:56
Bin gerade zu müde für Monster-Kommi, aber soviel sei gesagt: dieser doch sehr schön zu lesende Oneshot hat meinen Tag nun doch noch irgendwie gerettet.

Wunderschön beschrieben, durch die Perspektive (die zwar eher ungewohnt ist) gelingt es dir sehr überzeugend Yoshikis Gefühle zu vermitteln und den Leser beinahe das Gleiche empfinden zu lassen, sich die selben Fragen zu stellen wie Yoshiki und genau wie er über die Antworten zu grübeln.

Stilistisch wirklich sehr gut, auch an Rechtschreibung etc. gibt es absolut nichts zu bemängeln.
Dass das Ende so offen ist hat durchaus seinen Reiz, da es wie gesagt zum Weitergrübeln animiert, und doch würde man sich an der Stelle irgendwie mehr wünschen. Noch nicht mal unbedingt eine Fortsetzung... aber vielleicht einfach das Ganze mal aus Taijis Sicht?

liebe Grüße
(und der vernachlässigte Kommi zur anderen Ff folgt sobald ich mal wieder ausgeschlafen bin und Zeit habe, versprochen),
das Plüschi
Von:  Yoshiki_Deyama
2010-06-08T18:32:48+00:00 08.06.2010 20:32
*seufzt*
Wunderschöne FF! Hat mir echt gut gefallen und dann noch die Frage zum Schluß: >Warum fragst du mich nicht?<
Armer Yoshiki! Da kann man ja nur mitleiden! (Und ich frag jetzt nicht, ob es eine Fortsetzung gibt! XD Wird wohl klar sein, was ICH mir wünschen würde!)
Hat mir echt gut gefallen! Danke, dass du mir bescheid gegeben hast!
lg ^___^


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