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Die Chroniken der Drachen

von

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Prolog

Lange Zeit verging, seit die Menschen die Insel der Drachen als neue Heimat für diese erschufen und damit den Willen ihrer Götter ignorierten, welche ihnen aufgetragen hatten, die Drachen zu vernichten. Die Drachen fassten die Erschaffung der Dracheninsel als Friedensangebot der Menschen auf, und gestatteten den wenigen verbleibenden Menschen, geschützt vor dem Zorn der alten Götter und gleichberechtigt mit den Drachen auf dieser Insel zu leben, während der Rest der Welt vom langen Krieg in Schutt und Asche lag und sich erst regenerieren musste, um wieder bewohnbar zu werden. So wurde die Dracheninsel zur neuen Heimat der einst verfeindeten Völker.

Bald begannen die Menschen, wieder zu erstarken und die Dörfer, in denen sie bislang gelebt hatten wurden zu Städten um der wachsenden Zahl der Menschen Platz zu bieten.

Die Insel wurde daraufhin in vier gleich große Bereiche aufgeteilt, welche jeweils einem der vier Elemente dienen sollte und von einem Menschen und einem Drachen beherrscht wurden.

Mit der Zeit lernten die Drachen, sich in Gestalt eines wunderschönen Menschen unter diese zu mischen. Die Menschengestalt, die die Drachen sich so zulegen konnten, wurde mit der Zeit so perfektioniert, dass die Menschen nicht mehr erkannten, dass es sich um einen Drachen handelte.
 

Und weitere Probleme ergaben sich für die Drachen: je länger sie in der Gestalt eines Menschen blieben, desto mehr verloren sie ihre Fähigkeiten und konnten sich so auch bald ihre wahre Gestalt nicht mehr annehmen und wurden sterblich. Zudem begannen die Menschen wieder, sich untereinander zu bekriegen und so wurden die Länder der Elemente in einen furchtbaren Krieg gestürzt, der die Dracheninsel zu zerstören drohte.

Die wenigen Drachen, die sich geweigert hatten, Menschengestalt anzunehmen, wurden bis in ihre Höhlen verfolgt und dort getötet.

Nur ein einziger Drache überlebte diese Attacken, da er zu dieser Zeit noch sehr jung war und gerade erst gelernt hatte, sich in einen Menschen zu verwandeln und so von den angreifenden Menschen für eine Geisel gehalten wurde, die es zu retten galt.

Schockiert musste er mit ansehen, wie seine Mutter getötet wurde, weil sie ihren Sohn gewaltsam gegen die Angreifer zu verteidigen suchte, doch die Zahl der Menschen war zu groß und so war sie bald hilflos gefesselt und schwer verletzt. Noch während sie ihrem Ende entgegen blickte, warf sie ihrem Sohn einen liebevollen Blick zu, der ihm vermittelte, dass er keine Schuld an ihrem Schicksal trage und ließ ein warnendes Fauchen erklingen, als er seine wahre Gestalt annehmen wollte, um seine Mutter zu retten.

Nur Sekunden später schlossen sich ihre Augen für immer und der junge Drache wurde mitgenommen und in eine Stadt im Feuerland gebracht, wo die Menschen feierten.

Die gerade ankommenden Krieger fragten, was es denn zu feiern gäbe und so erfuhr der Drache, dass der Krieg, der zwischen Feuerland und den anderen Elementarländern geherrscht hatte, endlich vorbei war und das Volk des Feuers gesiegt hatte.

Als die Krieger erzählten, dass sie gerade den letzten Drachen getötet hatten, wurde es kurz still und dann brach erneuter Jubel aus, um auch dies zu feiern.

Der junge Drache nutzte den Trubel, der in der Stadt herrschte, um sich in die Berge zurückzuziehen, wo er seine wahre Gestalt annahm und lange Zeit um die Drachen trauerte, welche dem Wahnsinn der Menschen zum Opfer gefallen waren.

Nachdem er so über ein Jahrtausend getrauert hatte, begab es sich, dass eine Gruppe von Bergsteigern in den scharfen Klippen des Feuergebirges während eines Unwetters verunglückte.

Lediglich eine junge Frau überlebte und schleppte sich verletzt und Schutz vor dem Unwetter suchend in eine nahe gelegene Höhle. Nur wenige Schritte, nachdem sie die Höhle betreten hatte, stürzte sie einen steilen Abhang hinab und blieb bewusstlos an dessen Ende liegen.
 

Stunden später erwachte die junge Frau von einem Sonnenstrahl, der sie an der Nase kitzelte und schlug die Augen auf. Als sie versuchte, sich aufzusetzen, durchzuckte ein scharfer Schmerz ihren Kopf, also ließ sie sich wieder zurück sinken. Kurz befühlte sie ihren Hinterkopf, an dem sie eine gerade heilende Platzwunde bemerkte, dann ihr Gesicht, wo sie Schürfwunden und eine aufgeplatzte Lippe fand und betrachtete dann ihre Arme und Beine, die jede Menge Hämatome aufwiesen. Auf dem Rücken liegend musterte sie ihre Umgebung und stellte erstaunt fest, dass sie sich in einer riesigen Höhle befand, an deren oberen Enden Löcher durch den Fels nach außen führten, wodurch frische Luft und Licht in die Höhle gelangen könnten. Sie sah sich weiter um und entdeckte einige Gänge, die von der Höhle wegführten. Dann bemerkte sie den Eingang, durch den sie in die Höhle gekommen war und versuchte erneut, sich aufzusetzen. Diesmal verspürte sie keinen Schmerz, blieb aber sitzen, da ihr leicht schwindelig war und entdeckte mit Staunen immer mehr Details von der Höhle. An der Wand, die ihr am nächsten war, erkannte sie Zeichnungen, konnte aber nicht genau sagen, was darauf dargestellt wurde. „Wie ich sehe, seid Ihr wieder wach.“, ertönte plötzlich eine tiefe, samtene Stimme hinter ihr. Erschrocken fuhr sie zusammen und drehte sich hastig der Stimme zu. Fasziniert musterte sie den etwa einen Kopf größeren Mann, der ihr nun gegenüber stand und musste zugeben, dass er nicht einfach nur gut aussah: Lange, kräftige Schenkel, die ihn schnell und weit tragen würden, muskulöse Arme, die so manche Last tragen könnten, feste Bauchmuskeln, große Brustmuskeln, kräftige Schultern und dazu das Gesicht eines Engels, das von wild abstehenden, tiefschwarzen Haaren umrahmt wurde und aus dem sanfte goldene Augen schauten. Während sie sich sein Gesicht einprägte und sich vorstellte, wie es sich anfühlte, wenn sie mit den Fingern über seine schmalen, geraden Augenbrauen, seine schlanke, gerade Nase und seine vollen Lippen streichen würde, näherte er sich ihr und ging vor ihr in die Hocke. „Geht es Euch besser?“, fragte er und sie wich ein Stück zurück. Erst jetzt bemerkte sie, dass er völlig nackt war und lief rot an, während sie schnell weg schaute, um ihren Blick von seiner recht prächtigen Männlichkeit abzulenken. „Könnten Sie... ähm...“, stammelte sie und gestikulierte wild herum.

„Ah, Euch stört, dass ich keine Kleidung trage?“, folgerte er und sie nickte. „Ist es so besser?“

Sie sah ihn an und atmete erleichtert auf, als sie feststellte, dass er nun in einer Kniebundhose und einem weißen Seidenhemd steckte.

„Wo sind wir hier?“, fragte sie zögerlich, nachdem sie sein Gesicht noch einmal aus der Nähe gemustert hatte.

„Diese Höhle liegt mitten im höchsten Berg des Feuergebirges.“, antwortete er ruhig.

„Und wie komme ich hierher?“

„Das weiß ich nicht, ich habe Euch lediglich an diesem Abhang gefunden und hierher gebracht.“

„Und wie kommen Sie hierher?“

Auf ihre Frage hin schwieg er eine ganze Weile, bevor er ihr antwortete: „Ich lebe hier.“

„In dieser Höhle?“

„Ja.“

„Warum das denn? Unten in der Stadt ist es doch viel angenehmer.“

Mit einem grollenden „Wenn ich zurück komme, seid ihr hier verschwunden!“ verschwand er in einem der Gänge.

Jetzt habe ich ihn verärgert, dachte sie, aber wieso? Und wieso redet er so seltsam?

Ihr Kopf begann wieder zu schmerzen, also legte sie sich wieder hin und schloss die Augen.
 

Als sie dieses Mal erwachte, brannte neben ihr ein Feuer und sie war auf einige Felle gebettet und mit einem weiteren zugedeckt worden. Der merkwürdige Höhlenbewohner saß neben ihr und wandte ihr den Rücken zu, während er etwas Fleisch an einem Stock röstete. Mit einem Räuspern setzte sie sich auf und der Fremde wandte ihr sein Gesicht zu.

„Ah, Ihr seid wach. Wie geht es euch?“, fragte er und wandte sich wieder um, um weiter auf das Fleisch zu achten.

„Besser.“, antwortete sie nach einigen Sekunden, in denen sie sein breites Kreuz bestaunt hatte.

„Wegen vorhin..“, setzte sie an und wartete eine Reaktion seinerseits ab. Als keine erfolgte, fuhr sie fort: „Ich wollte Sie nicht verärgern, aber ich verstehe wirklich nicht, wieso Sie lieber hier oben leben als in der Stadt.“

„Es weckt schlechte Erinnerungen.“ Sie war verwundert über seine rasche Antwort.

„Ich möchte ihnen nicht zu nahe treten, aber was sind das für Erinnerungen?“

„Das geht einen Menschen nichts an!“, grollte er wieder und wollte gehen. Sie ergriff jedoch seine Hand und hielt ihn zurück. Wütend starrte er in ihr Gesicht.

„Entschuldigung. Sie müssen es mir nicht sagen, wenn Sie nicht wollen.“, versprach sie und erwiderte seinen Blick ruhig.

„Sagt mir, wie Ihr heißt.“

„Mourndra Oussath“

Mit einem Grollen fuhr er herum. „Ist Euch bewusst, was dieser Name in meiner Sprache bedeutet?“

„Nein.“ Was für eine Sprache? Hier sprachen doch alle die gleiche Sprache, oder?

„Mourndra bedeutet so viel wie 'legendäre Gefährtin', Oussath so viel wie 'Erbe der Drachen'.“

„Oh.“, war alles, was Mourndra hervorbrachte.

„Nun ja, ich bin sowieso der letzte, es würde nicht das geringste ändern.“sagte er sich leise.

„Was sagten sie?“, holte Mourndra ihn aus seinen Gedanken.

„Lasst Ihr mich eine Geschichte erzählen?“, fragte er, während er ihr das Fleisch reichte, das inzwischen gar war.

„Sicher.“

„Also: Vor langer Zeit haben die Menschen diese Insel erschaffen um den Krieg zu beenden, den sie bis dahin mit den Drachen geführt hatten.“

„Oh, die alten Legenden? Die glaubt heute doch niemand mehr.“, fuhr die junge Frau kauend dazwischen.

„Lasst mich erzählen!“, fuhr er sie an, fügte jedoch noch ein entschuldigendes „Bitte“ hinzu.

Auf ein Nicken von Mourndra setzte er erneut an:

„Nachdem diese Insel also erschaffen worden war, wurden die Götter der Menschen wütend, weil ihre Befehle missachtet worden waren und begannen, die Menschen zu jagen. Bald waren nur noch wenige Menschen am Leben und die Drachen konnten das Verhalten der Götter nicht mehr mit ansehen, also holten sie die verbleibenden Menschen auf diese Insel und schützten die Insel mit Zaubern, damit die alten Götter den verbleibenden Menschen nichts mehr antun konnten. Dann gaben sie den Menschen Nahrung und halfen ihnen dabei, Dörfer zu bauen, um ihren Bestand zu sichern. Es dauerte nicht lange, bis wieder Kinder geboren wurden und die Zahl der Menschen sich stetig erhöhte. Um den Menschen eine Gelegenheit zu bieten, ihren guten Willen zu zeigen und sich das Vertrauen der Drachen zu verdienen, teilten die Drachen die Insel in vier gleich große Gebiete, die jeweils eines der vier Elemente in dieser Welt verankern sollten, damit nicht plötzlich eines verschwand und die Welt in Ungleichgewicht geriet und ließen die Menschen in jedem dieser Gebiete einen unter ihnen auswählen, der zusammen mit dem ältesten Drachen des jeweiligen Elements das Gebiet regieren sollte. Bald schon zeigte sich, dass die Menschen intelligente und fähige Herrscher waren und so überließen die Drachen den Menschen mehr und mehr die gesamte Regierung der vier Gebiete, die inzwischen Feuerland, Windland, Eisland und Erdland hießen. Und wisst Ihr was dann geschah?“, endete er und sah sie fordernd an.

„Die Menschen begannen, die Drachen zu jagen, weil sie in ihnen eine Gefahr sahen.“, antwortete sie überzeugt.

„Fast richtig. Die Menschen begannen die Drachen zu jagen, ja. Aber nicht, weil sie in ihnen eine Gefahr sahen.“, meinte er und lächelte traurig.

„Was war stattdessen der Grund?“, fragte Mourndra, als er nicht fortfuhr.

„Die Drachen hatten gelernt, sich als Mensch zu tarnen und verlernten nach und nach, sich wieder in Drachen zu verwandeln. Damit aber noch nicht genug, je länger sie Mensch blieben, desto mehr verloren sie ihre Unsterblichkeit und so verloren die Menschen den Respekt den Drachen gegenüber. Sie haben die Drachen bis zur Ausrottung gejagt, um ihre Überheblichkeit zu zeigen, nicht weil die Drachen ihnen gefährlich geworden wären.“ Seine Stimme bebte und er ballte seine Hände zu Fäusten, während er sprach.

„Woher wissen Sie das so genau?“, fragte Mourndra neugierig.

„Meine Mutter war die letzte von ihnen.“

„Ihre Mutter..? Die letzte, die einen Drachen getötet hat?“

Er schüttelte den Kopf. „Sie war die letzte, die getötet worden ist.“



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