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Ordeal

Kiss Kiss Bang Bang - Fanfiction
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Ordeal

„Verwenden Sie dieses Spielzeug nur mit den korrekten, mitgelieferten Bällen. Keine anderen Bälle passen in dieses Spielzeug.“
 

Harry Lockhart konnte sich kaum zusammen reissen, als er diese Stelle der Anleitung überflogen hatte.

Da hatte seine kleine Nichte Chloe nur einmal eines ihrer Spielzeuge vergessen, schon hatte der liebe Onkel Harry nichts Besseres zu tun, als es zu untersuchen und Perry van Shrike mit seinen Ergebnissen auf die Nerven zu fallen.
 

Ja, er hatte den Witz verstanden.

Genauer gesagt hatte er ihn jetzt zum siebzehnten Mal verstanden, denn so oft hatte Harry ihm nun schon diese mehr als zweideutigen Beschreibungen vorgetragen und sich darüber köstlichst amüsiert. Perry musste ihm sogar extra den PC an schmeissen, damit er nach dem Werbespot dieses gelben Plastikeimers mit Händen und roter Nase suchen und ihn ihm zeigen konnte – nur um dann in schallendes Gelächter zu verfallen, welches ihm sogar die Tränen in die Augen trieb, während sein Partner starr wie eine Salzsäule da saß und dieses Prozedere notgedrungen und mit gehobener Augenbraue über sich ergehen ließ.
 

Ihm war ja von Anfang an klar gewesen, dass Harry nicht zu den größten Leuchten des Erdballs gehörte – wenn er Glück hatte, dann zeigte der andere in etwa soviel Leistung wie eine Fahrradbirne. Dass sich dieser jedoch so lange über eine einzige Sache amüsieren konnte, deren Wink mit dem Zaunpfahl eher Totschlag gleichkam, damit hätte er niemals gerechnet.
 

Wie hiess es doch so schön? Der Kleingeist ist am schnellsten und längsten zu erfreuen.

Perry hätte jetzt nur zu gerne gewusst, wie klein Harrys Geist denn schlussendlich war, um in etwa abschätzen zu können, ob er nachher noch Aspirin oder eher einen doppelten Scotch brauchte.
 

„I'm Mr. Bucket, put your balls in my top, I'm Mr. Bucket, out of my mouth they will pop...“
 

...jetzt war die letzter letzte Wall durchbrochen.

Warum zum Teufel fing Harry nun damit an, dieses dumme Werbelied vor sich hin zu trällern?!

Nicht, dass dieser Idiot keinen einzigen Ton traf – dafür, dass er eigentlich so gut wie gar nichts auf dem Kasten – geschweige denn darin – hatte, konnte man ihm zumindest im Bereich Gesang ein Stückchen Talent zusprechen.

Aber dieses Lied...dieses...Lied...
 

Beherrschung war ein Wort, dessen Definition allmählich in weite Ferne rückte, je öfter er diesen Text und dessen so – zumindest für Erwachsene – offensichtliche Anspielung auf gewisse männliche Körperteile in seinen Ohren ringen hörte.
 

Sichtlich angespannt saß Perry an seinem Schreibtisch, mehrere durchgebrochene Kugelschreiber, die seinem unterdrücktem Gemüt nicht hatten standhalten können, neben seiner Schreibunterlage liegend. Sein Blick haftete krampfhaft auf einem Bericht, den er mit der nötigen Ruhe schon vor Stunden in seine 'Erledigt'-Ablage hätte schmeissen können – aber bei Harrys mentalen Aussetzer konnte er auf diese wohl noch eine kleine Ewigkeit warten.
 

So sehr er sich mit schwulenfeindlichen Witzen abgefunden hatte sowie mit den klischeebeladenen Sprüchen homophober Testosteron-Heteros, die ihre homosexuellen Interessen aufgrund der Konsequenzen der ach so modernen Gesellschaft in Frage stellten, so wahr er hier stand...saß und sich sogar freiwillig Gay-Perry nennen ließ – wenn nur noch einmal das Wort Ball beziehungsweise dessen Plural heute fiel, dann würde es heute noch zu einem gewaltsamen Mord kommen.
 

Leider wusste Harry nichts von diesen Gedankengängen – entweder das oder er ignorierte Perrys Verhalten einfach vollkommen. Anders konnte man sich einfach nicht erklären, warum er nicht einfach endlich mal mit diesem Kinderkram aufhörte.
 

Nun gut, er war kein Sherlock, wie hätte Harry das also herausfinden sollen?

Etwa durch Perrys lautes Zähneknirschen, die gegrummelten Flüche oder das Knacken von Plastik, als ein weiterer Kugelschreiber seinen letzten Gang zum Friedhof der Schreibutensilien ging?

Ach kommt, das wäre doch viel zu unterschwellig gewesen, oder?
 

Und auch nachdem nach so langer Zeit des Nervtötens es endlich etwas stiller in Harrys Ecke wurde, konnte Perry ihn immer noch dieses Lied summen hören – mit gelegentlichen Texteinspritzern natürlich, um die Sache etwas abzurunden.
 

„Mmmmhhhmmmhmmmmhmmmmhmmm....your balls in my top..“
 

Perry meinte schon beinahe das laute Ping in seinen Ohren schrillen zu hören, als sein Geduldsfaden den Kampf auf- und sich dem Feind ergab.

Das hier war selbst für einen gestandenen Schwulen wie Perry zuviel – diese Sache musste jetzt ein Ende haben oder er würde nachher noch von diesem Mister Bucket in seinen Träumen verfolgt werden.

Bei diesen Gedanken hatte er das schwache Gefühl, er solle sich besser noch einen Eierschutz anschaffen, ehe er in seine Pyjamas schlüpfte...
 

„Ich steck dir gleich meine Bälle oben rein, wenn du nicht endlich die Klappe hälst, Harry! Stell dir vor, es gibt Leute, die arbeiten müssen und nicht mit dem Arsch auf einer fremden Brieftasche hocken!“
 

Damit war der Ausbruch wohl komplett – der Angesprochene war von Perrys Anfall so geschockt und perplex, dass er ihn jetzt wie ein Pferd von der Couch aus anglotzte, nachdem dieser sich wutschnaubend und mit vor Zorn hochrotem Kopf nach ihm umgedreht hatte.
 

Es vergingen ein paar Minuten – vielleicht auch etwas mehr – in denen sie sich gegenseitig anstarrten und keiner von ihnen es wagte, auch nur einen Mucks von sich zu geben.

Dann aber wurde Harry sich wieder über die Existenz seiner Zunge bewusst – und grinste mehrdeutig und sichtlich amüsiert zu Perry.
 

„Uuuh, ja, Perry, steck sie mir rein – und ich spuck sie dann wieder aus~“
 

Ein kurzes, gezwungenes Lachen von Perry, ein Griff zum Briefbeschwerer hinter ihm, ein gezielter Wurf, ein Schmerzenslaut – und Mister Bucket war schneller vergessen, als man ein Glas Champagner sagen könnte.
 

Danach gab es im Hause Van Shrike/Lockhart eine ungeschriebene Regel: Es war stets darauf zu achten, dass Chloe ihr Spielzeug nach ihren Besuchen wieder sorgfältig mitnahm – zum Wohle des Haussegens.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  plushfox
2010-09-17T21:16:47+00:00 17.09.2010 23:16
HAHA okay du hattest mich spätestens, bei der Tatsache, dass diese Fic auf Kinderspielzeug beruht, also eigentlich von Anfang an. Und dann auch noch eine kurze Sherlock Holmes Referenz, perfekt.

Ich mag deine an manchen Stellen geschachtelten Sätze, eine wirklich gute Methode um Perry's angespannte Nerven aufs Papier oder eben auf den Bildschirm zu bringen und zum Schluss das

„Uuuh, ja, Perry, steck sie mir rein – und ich spuck sie dann wieder aus~“

war eine tolle Pointe ;). Dafür das es tatsächlich mal eine deutsche Fic war hat sie mir gefallen also keine Spur von deiner fehlenden Schreibbegabung wie du meintest.
Von:  Artanaro
2010-05-23T21:05:35+00:00 23.05.2010 23:05
zum wohle des haussegens?
na ich denke eher zum wohle von perrys nerven ^^
genial ey
Von:  Ozymandira
2010-05-22T10:18:01+00:00 22.05.2010 12:18
Ich liebe diese Story xDDDDD Allein wegen Mr. Bucket und dem Video vom Nerd x,D Perry tut mir echt sowas von Leid xD Aber Harry ist einfach ein zu großer (aber liebenswürdiger <3) Idiot was so Zeug angeht xD

Aber jetzt mal so zum geschriebenen ansich!

In Sachen Schreibstil hast du dir wirklich viel Mühe gegeben, um dich dem Stil von KKBB anzupassen - was dir auch hervoragend gelungen ist.
Du schreibst locker, es wirkt nicht aufgesetzt und vor allem verhalten sich die Charaktere natürlich und ihren original Vorbildern entsprechend. Was das angeht, hast du wirklich einen ungeheuren Sprung von deinem 'normalen' Schreibstil zu diesem hier gemacht und hast alles super umgesetzt <3
Ich war zu Beginn ehrlich gesagt ein bisschen skeptisch, ob es dir nicht vielleicht etwas schwer fallen würde, aber du hast mir ja ganz schnell das Gegenteil bewiesen <3

Gut gemacht, weiter so! <3


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