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Kiss, kiss - bang, bang

Zwischen töten und sterben gibt es ein drittes - leben.
von

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Der Narr

Der Narr: Er ist das Kind in uns, das heißt, Unbekümmertheit und lebensfrohe Sorglosigkeit. Die Karte kann bedeuten, dass wir uns hartnäckig weigern, erwachsen zu werden. Sie kann aber auch für lebenskluge Weisheit stehen. Sicher ist nur, dass alle Möglichkeiten offen sind.
 

Juli 2007, Rom, Italien

Die nächsten paar Tage ließ Atemu sich in Rom die Sonne auf die faule Haut scheinen. Er sah immer wieder mal nach Mutou-kun, allerdings ohne, dass dieser sich dessen bewusst war. Ansonsten genoss er es, noch einmal in seiner Lieblingsstadt zu sein – er mochte ja eigentlich keine Städte, aber für Rom machte er eine Ausnahme. Vor ein paar Stunden hatte er noch einmal mit seinem Auftragsgeber telephoniert, dieser hatte nun, da der Junge tot schien, endlich Ruhe gegeben und auch bereits gezahlt. Atemu lächelte vor sich hin. Im Internet hatte er verfolgt, was in Domino geschehen war, bisher schien seine Farce zu funktionieren. Ein Datum für die Beerdigung war angesetzt denn mittlerweile hatte man auch eine Leiche gefunden. Eine vollständig verkohlte Leiche – Atemu hatte sich den nächstbesten Passanten von der Straße geschnappt, umgebracht und verbrannt. Dann hatte er die Zahndaten dieses Mannes mit denen Mutou-kuns vertauscht, sodass die Mediziner sich sicher waren, die Leiche korrekt identifiziert zu haben. Atemu lachte leise während er durch die kleinen, aber belebten Gassen ging und schließlich auf einem für römische Verhältnisse winzigen Platz auskam, der von hohen Gebäuden umrahmt wurde. Bekannt war der Platz aber in aller Welt, denn hier stand die berühmte Fontana di Trevi angelehnt an ein gewaltiges Gebäude, welches sich im Besitz des Vatikans befand.

Mutou-kun brauchte er nicht lange zu suchen, er stand ganz vorne am Brunnen und sah auf die Münzen hinab, welche die Touristen hineingeworfen hatten. Mit der linken Hand über die linke Schulter geworfen – das sollte sicherstellen, dass man in die ewige Stadt zurückkehren würde. Doch darauf kam es Atemu in diesem Augenblick nicht an. Schnurrstracks bahnte er sich seinen Weg durch die vielen Menschen, wimmelte einen der vielen Straßenverkäufer ab, die ihm billige Ketten zu überteuerten Preisen aufdrängen wollten, bis er schließlich bei Mutou-kun angelangt war. „Buon giorno.“, begrüßte er ihn mit einem Lächeln und bewirkte damit, dass der Angesprochene zusammenzuckte und sich dann zu ihm umwandte. Atemu glaubte für Sekunden ein angedeutetes Lächeln in seinem Gesicht zu entdecken, dann jedoch nahm sein Gesicht wieder einen ernsten Ausdruck an als er die Begrüßung erwiderte. „Gefällt Ihnen die Stadt?“, fragte Atemu harmlos um ein Gespräch in Gang zu bringen, denn er befürchtete bereits, Mutou-kun mit seinen Nachrichten aus der Fassung zu bringen, weswegen ein wenig Smalltalk ja nicht schaden konnte. Sein Gegenüber nickte auf die Frage auch und in seinen Augen konnte man die Begeisterung deutlich sehen. „Ja, sehr. Auch wenn ich das Gefühl habe, erst einen Bruchteil gesehen zu haben.“ Atemu schmunzelte unwillkürlich, als er an seinen ersten Besuch in Rom zurückdachte. Es war ihm ganz ähnlich ergangen. „Mit Sicherheit. Man hat nie alles gesehen, nicht in Rom.“, sagte er deshalb und wurde bei dem Gedanken fast nostalgisch. Doch er schob diese Gefühle rasch beiseite – er hatte ja geschäftlich mit dem Jungen zu tun. Dieser schien jedoch Gefallen am Smalltalk gefunden zu haben und erwiderte nun unbekümmert:„Vor zwei Tagen klangen sie noch so, als habe ich ja auch noch eine ganze Weile Zeit, mich hier weiter umzusehen.“ Als er antwortete wurde Atemus‘ Blick ernst:„Ja, sie haben noch eine Weile Zeit. Aber mein Plan scheint zu funktionieren.“ Er unterbrach sich selbst kurz um Mutou-kun einen langen Blick zuzuwerfen, mit welchem er sich vergewisserte, seine ungeteilte Aufmerksamkeit zu haben:„In drei Tagen findet Ihre Beerdigung statt. Ich dachte, dass sie das vielleicht interessiert.“

Das mochte eine Untertreibung gewesen sein. Vor allem aber war es ein Schock für Mutou-kun gewesen, der sich erst einmal auf die kalte Umfassung aus weißem Stein setzte. Damit störte er zwar das Photomotiv vieler Touristen, aber das war ihm in diesem Augenblick herzlich egal. Eine Weile starrte er ausdruckslos auf eines der weißen Pferde, die den Brunnen zierten, ohne es wirklich wahrzunehmen. Atemu setzte sich ungeachtet des nassen Brunnenrandes neben ihn, es geschah automatisch, ohne, dass er es hätte erklären können. Mutou-kun rückte augenblicklich ein Stück von ihm ab, aber das war schon in Ordnung. In letzter Zeit verstand er sich etwas besser, durch die Nähe zu Mutou-kun wurde ihm bewusster, weswegen er ihn nicht töten konnte – aber dann auch wieder nicht. Wenn Mutou-kun lächelte, dann war da dieses seltsame, unbekannte Gefühl dass ihm bewusst machte, dass er ihn nicht willentlich verletzen konnte. Wenn er ihn beobachtete, wie er den Tauben auf dem Petersplatz fütterte und dabei doch gedankenversunken auf den Petersdom starrte, dann erfüllte ihn ein bis dahin unbekannter innerer Friede. Aber er verstand es dennoch nicht, denn er wusste nicht, wieso er so empfand. Um noch einmal auf Goethes „Faust“ zurückzukommen, er verstand noch immer nicht „was die Welt im Innersten zusammenhält“.

Mutou-kun neben ihm biss sich auf die Lippe, dann sah er Atemu langsam an. „Ich… kann meine Familie nicht kontaktieren, oder?“, fragte er zögerlich. Die Sorge, welche Atemu so deutlich in seinen Augen gespiegelt sah, verstärkten nur seine Argumente, weswegen er ihn nicht töten konnte – auch, wenn er selbst hier nicht verstand, weswegen. Vermutlich hatte es etwas damit zu tun, dass der Junge ihm so ähnlich sah. Genau. Da assoziierte er sich wohl mit ihm und deswegen konnte er ihn nicht töten, wollte ihn sogar retten. Vielleicht sah er in dem Jungen sich selbst und was aus ihm geworden wäre, wenn er nicht ein solches Erbe mit sich herumtrüge. Möglich war es. Und es klang plausibel. Logisch begründbar. Das gefiel ihm.

Die Frage des Jungen verneinte er dennoch entschlossen. „Auf gar keinen Fall. Das würde sie alle in Gefahr bringen.“ Mutou-kun wusste das, Atemu sah es ihm an. Aber es gefiel ihm nicht. Atemu legte den Kopf leicht schief. Natürlich, wenn man eine emotionale Bindung zu seiner Familie hatte, dann besaß man wohl das Bedürfnis, mit ihnen zu sprechen. Aber wenn es doch so logisch war, dass man es nicht konnte – dann brachte es doch nichts, Trübsal zu blasen und vor sich hinzustarren. Atemus‘ Hand glitt durch das klare Wasser des Brunnens, fragend sah er seinen kleinen Zwilling an. „Mutou-kun? Sie verstehen, dass Sie nicht mit ihnen reden können. Also weshalb machen Sie sich solche Gedanken? Wollen Sie nicht lieber Ihre freie Zeit ein wenig nutzen?“ Der Angesprochene seufzte jedoch nur tief und warf Atemu dabei einen gequälten Blick zu. Herzzerreißend. „Wissen Sie… meine Familie hatte mein ganzes Leben bereits für mich geplant. Ich wusste immer, was kommt. Jetzt weiß ich gar nichts mehr, ich weiß nichts mit mir anzufangen…“ Dieses plötzliche Eingeständnis überraschte Atemu sehr. Er konnte auch nicht recht nachvollziehen, weshalb Mutou-kun der Vergangenheit hinterher trauerte, wenn er in ihr doch nur eingeengt gewesen war. „Aber wollten Sie denn nie frei sein?“, fragte er verblüfft. Das Lächeln, welches er nur Antwort erhielt, war beinahe schüchtern. „Ich habe mich nicht unfrei gefühlt. Es war sicher. Aber jetzt… nichts ist mehr sicher.“ Atemu neigte leicht den Kopf. Dies immerhin verstand er. Aber plötzlich hob er den Kopf wieder und lächelte sein Gegenüber an. „Ich lebe schon lange so, ohne zu wissen, was der nächste Tag mir bringt. Wie Sie sehen, geht es mir sehr gut dabei. Sie brauchen sich also nicht zu fürchten!“ Enthusiastisch erhob er sich zu diesen Worten und streckte Mutou-kun auffordernd die Hand entgegen:„Gestatten Sie, dass ich Sie entführe!“ Und endlich – diese Worte entlockten dem eben noch so verängstigt schauenden Jungen ein Lachen, laut und ehrlich hallte es über den Platz, wenn auch verschluckt vom Lärm der Touristenscharen. Aber Atemu hatte es gehört und das genügte ja. „Sie haben mich doch längst entführt.“, kam es, immer noch amüsiert, von Mutou-kun. Atemu grinste, da hatte er nicht unrecht. „Ja.“, gab er zu, „Aber diesmal frage ich Sie um Erlaubnis. Also, wollen sie mit mir kommen?“ Und Mutou-kun zögerte nicht lange, er ergriff Atemus‘ Hand und stand auf. „Ja. Zeigen Sie mir Ihre Welt!“
 

Eine ganze Woche also ließ Yuugi sich von Taoka-sama durch Rom führen. Es wurde eine sehr unterhaltsame Woche und vor allem eine, wie er sie noch nie erlebt hatte. Natürlich war er des Häufigeren mit seinen Freunden in den Urlaub gefahren, aber das war nicht vergleichbar. Mit seinen Freunden war es ihm nur darum gegangen, Spaß zu haben, da er in der Schulzeit ja nur lernte und auch in den Ferien seine Eltern erwarteten, dass er seine Nase in Bücher steckte. Taoka-sama schaffte es auf beeindruckende Weise, ihm jede Sehenswürdigkeit und jeden versteckten Winkel der Stadt zu zeigen und dabei dennoch immer für Überraschungen und gute Laune zu sorgen. Er hatte es sogar geschafft, Yuugis‘ Sorge um seine Familie ein wenig zu zerstreuen – geschweige denn von der Sorge um seine Abschlussprüfungen. Yuugi gelang es, sich mit dem Gedanken anzufreunden, dass er sie dieses Jahr wohl nicht würde machen können, vermutlich musste er das Jahr wiederholen. Unter der warmen Sonne Italiens war es leicht, diese Sorgen einfach abzustreifen, nur in der Sonne zu liegen, den vielen, fröhlichen, italienischen Stimmen zu lauschen und dabei immer einen köstlichen Geruch in der Nase zu haben, sei es der von Pasta oder Bruschetta.

Die Gerüche waren grade jetzt besonders intensiv, die beiden hatten in einem kleinen Café unweit des Petersdoms Platz genommen. Taoka-sama trank einen Espresso. Yuugi war aufgefallen, dass dieser Mann scheinbar von einem Kaffee zum nächsten lebte – er trank wirklich extrem häufig eine Tasse. Zugegebenermaßen es roch verführerisch – aber über die Mengen konnte Yuugi nur noch den Kopf schütteln. Er hatte heute Mittag mit einem Obstsalat vorliebgenommen. Nachdenklich stocherte er nun in diesem herum und dachte nach. Die letzte Woche hatte ihm viel Spaß bereitet, doch er wusste nichts über den Mann, der der Grund dafür war. Natürlich hatten sie sich ausgiebig unterhalten, doch immer, wenn es daran ging, persönliche Fragen zu beantworten war Taoka-sama ihm geschickt ausgewichen – mehr als seinen Namen wusste Yuugi immer noch nicht. Nicht einmal alltägliche Dinge wie sein Alter oder seinen Beruf hatte er preisgegeben. Andererseits hatte er jedes Mal, wenn Yuugi etwas über sich gesagt hatte, bemerken müssen, dass auf Taoka-samas Lippen ein wissendes Lächeln gelegen hatte – er hatte es alles bereits gewusst, es schien nichts zu geben, was er nicht wusste. Dieser Umstand machte es Yuugi schwer, Taoka-sama zu vertrauen. Wie sollte man auch jemanden vertrauen, der alles über einen selbst wusste, aber nichts über sich preis gab? Auf der anderen Seite kam er nicht umhin, Taoka-sama ausgesprochen sympathisch zu finden. Es war sicher dumm, so zu denken, aber ob es nun an der römischen Luft lag oder nicht, Yuugi fühlte sich wie ausgewechselt – und bereit, ein Risiko einzugehen. Immerhin hatte Taoka-sama ihm das Leben gerettet – er konnte also kein schlechter Mensch sein, oder? Sicher gab es einen Grund, weswegen Taoka-sama ihm nichts sagen konnte.

Dieser jedenfalls lächelte ihn nun über den Rand seiner Espresso-Tasse hinweg an und fragte, was er heute sehen wolle. Yuugi überlegte, ihm fiel nichts ein, was er in Rom noch nicht gesehen hätte, was man kennen sollte. „Was schlagen Sie vor?“, beantwortete er die Frage also mit einer Gegenfrage. Taoka-sama trank seinen Kaffee aus, bei der winzigen Tasse ging das schnell, dann schlug er vor:„Was halten Sie vom Forum Romanum?“

„Da waren wir doch gestern erst.“

„Nein, gestern sind wir nur vorbeigegangen…“

„Na gut.“ Yuugi lachte.

Taoka-sama grinste. Er schien heute ungewöhnlich gut gelaunt, auch, wenn Yuugi ihn nie schlecht gelaunt gesehen hatte. Yuugi beobachtete ihn dabei, wie er den Keks aß, der zu dem Espresso gereicht worden war. Er sah gut aus. Aber den Gedanken schob Yuugi schnell beiseite und aß stattdessen seinen Obstsalat. Er hatte sich bereits vor Jahren eingestehen müssen, dass er sich eher zu Männern als zu Frauen hingezogen fühlte, aber er zog keine persönlichen Konsequenzen für sich daraus, seine Eltern würden so oder so eine Ehe für ihn arrangieren, deswegen war es egal, was ihm lieber war. Sagen brauchte er es ihnen also auch nicht, nicht nur, dass ihre Reaktion darauf alles andere als begeistert seine würde, sie würden es auch nicht weiter beachten und ihn dennoch mit einer Frau verheiraten. Also dachte Yuugi gar nicht weiter über dieses Thema nach. Er schob nur stumm die leere Schale Obstsalat von sich und sah sein Gegenüber fragend an.

„Also los, gehen wir.“, nickte dieser und bezahlte unter Yuugis‘ gesenktem Blick für sie beide. Das tat er schon die ganze Woche und Yuugi hatte es aufgegeben, Taoka-sama davon abhalten zu wollen, da es ja doch nichts brachte. Dabei hatte er doch seine Kreditkarte mitgenommen, eigentlich ja, um sich neue Kleidung zu kaufen, was er auch getan hatte, aber Taoka-sama schien es nicht zu beachten, jedenfalls hatte er nie etwas gesagt, er ließ nicht einmal zu, dass Yuugi sich bei ihm bedankte, wenn er mal wieder für ihn das Essen bezahlte. So jedenfalls bezahlte Taoka-sama, die beiden erhoben sich und machten sich auf den Weg zur Metropolitana. Diese war voll und stickig wie immer, sodass sie eng an eng gepresst dastanden, ehe sie nach einem Umstieg schließlich aussteigen konnten. Wenn man aus der U-Bahn ausstieg und über die Rolltreppen ebenerdig angelangt war, dann fiel der Blick eines jeden als erstes und unvermeidlich auf das Kolosseum. Obwohl die beiden erst vor vier Tagen im Inneren des gewaltigen Bauwerks gewesen waren blieb Yuugi unwillkürlich stehen und sah an den Mauern empor. „Wenn man davor steht fühlt man sich immer so winzig.“, sagte Yuugi gedankenverloren zu Taoka-sama, während seine Erinnerungen ihn zurück ins Kolosseum führten, wo er Mühe gehabt hatte, die gewaltigen Stufen zu erklimmen – dabei hatte er immer geglaubt, die Menschen vor zweitausend Jahren seien kleiner gewesen als heute. Als er Taoka-sama aber ansah bemerkte er, wie dieser ihn süffisant angrinste. „Nun, das ist bei Ihnen kein Kunststück, nicht wahr, Mutou-kun?“, fragte er. Yuugi spürte wie er wider Willen rot würde. Grummelnd sah er zu Taoka-sama auf:„So viel größer als ich sind Sie auch nicht!“, hielt er ihm entgegen. Aber er erhielt keine Antwort, sein Gegenüber grinste nur.

Die beiden überquerten die Straße, wandten sich dann nach rechts und sofort tat sich das Forum Romanum unter ihnen auf. Die vielen Ruinen waren, bedachte man ihr Alter, noch erstaunlich gut erhalten, Yuugi hatte schon vor Tagen darüber gestaunt. Bald darauf schlenderten sie langsam durch die Ruinen, das weitläufige Gebiet erlaubte ihnen ein wenig Privatsphäre und so nutzte Yuugi die seltene Chance, frei sprechen zu können ohne auf Passanten achten zu müssen – nur, weil sie im Ausland waren hieß das nicht, dass niemand ihre Sprache sprach, hatte Taoka-sama ihm gleich am ersten Tag eingeschärft.

„Was denken Sie, wie lange wird es noch dauern?“, fragte Yuugi ein wenig verträumt während seine Blicke über die rötlich verfärbten Bauten wanderten. „Nun,“, kam es recht unbekümmert zurück, „Ich würde mir an Ihrer Stelle keine Sorgen machen. Ihre Beerdigung vor wenigen Tagen verlief ohne Zwischenfälle – aber sehr rührend, wenn ich das sagen darf.“ Yuugi senkte den Blick ein wenig, der Gedanke daran, dass alle seine Lieben um ihn trauerten bereitete ihm großes Unbehagen. Ob Taoka-sama es bemerkt hatte oder nicht konnte Yuugi nicht sagen, aber er sprach weiter:„Wenn nun nichts mehr geschieht, was die Aufmerksamkeit auf Ihre Person lenkt, sollten Sie in zwei oder drei Monaten zurückkehren können – unter falschem Namen, versteht sich.“ Yuugi nickte abwesend. Zwei Monate erschienen ihm eine sehr lange Zeit. Um die Stimmung wieder aufzubessern sah er Taoka-sama mit einem strahlenden Lächeln an und fragte scherzhaft:„Glauben Sie, dass ich Sie bis dahin auch einmal zum Essen einladen darf?“ Der Angesprochene lachte kurz, sah Yuugi dann unter hochgezogenen Augenbrauen an:„Wie stellen Sie sich das denn vor, von welchem Geld wollten Sie das bezahlen? Sie haben doch gar keine Gelegenheit gehabt, ihre Yen in Euro umzutauschen.“ Mit dieser Antwort hatte Yuugi nicht gerechnet. Aber sie erklärte, weswegen Taoka-sama ihm stets sein Essen bezahlt hatte. Jedoch konnte er diese Sorge zerstreuen. „Aber Taoka-sama!“, lachte Yuugi:„Ich habe doch meine Kreditkarte dabei! Oder was dachten Sie, womit ich meine neuen Kleidungsstücke gekauft habe?“

Taoka-samas Reaktion erfolgte schneller und heftiger als Yuugi auch nur blinzeln konnte. Von einer Sekunde zur anderen fühlte er die jahrtausendealte und kalte Wand in seinem Rücken, unangenehm spürte er die unebenen Steine durch den dünnen Stoff seines T-Shirts. Taoka-sama hatte die Arme links und rechts von Yuugis‘ Kopf abgestützt und war Yuugi so nahe, dass dieser sich kaum einen Millimeter bewegen konnte. Sein Gesicht war dem Yuugis‘ nahe, so nah, er konnte seinen Atem auf seiner Haut spüren und unwillkürlich zitterte er plötzlich vor dem Mann, mit dem er die letzte Woche verbracht hatte, von dem er aber eigentlich nichts wusste. Mit einem Mal wusste er nicht mehr, ob das alles eine so gute Idee gewesen war. Und mit einem Mal wurde ihm bewusst, wie leicht es wäre, ihn aus dieser Situation zu küssen. Wie absurd!

„Sie haben Ihre Kreditkarte benutzt seit Sie hier waren?!“ Taoka-samas Stimme war laut und nie hatte Yuugi ihn so ärgerlich erlebt. Er hatte überhaupt noch nie einen Menschen so wütend erlebt. Wütend – und panisch. Denn als er einige Sekunden direkt in Taoka-samas blutrote Augen gestarrte hatte, bemerkte er, dass seine Wut in seiner Panik begründet lag. Sehr leise und zittrig beantwortete er die Frage:„Ja… beinahe jeden Tag…“ Ängstlich blinzelte er zu seinem Zwilling hinüber, aber dieser lies nun erst einmal von ihm ab – um im nächsten Augenblick mit der Faust gegen das Gebäude zu schlagen, gegen das Yuugi immer noch gelehnt stand. Eine dünne Blutspur lief daraufhin über Taoka-samas Hand, aber dieser beachtete das gar nicht. Seine Stimme war leise, als er sagte:„Wussten Sie denn nicht, dass man Sie darüber finden kann?“ Yuugi hatte es gewusst. Aber er hatte es nicht bedacht. So schüttelte er wie betäubt den Kopf. Doch er musste keine weiteren Wutanfälle von seinem Begleiter befürchten. Dieser nämlich nahm ihn nur bei der Hand und zog ihn energisch hinter sich her durch die Gänge, hinaus aus dem Forum Romanum, wohin, dass wusste Yuugi nicht.

„Beeilen Sie sich schon, vielleicht haben wir noch Glück gehabt. Beten Sie, dass es so ist!“
 

~*~*~*~
 

Das Monumento Nazionale a Vittorio Emanuele II, wegen ihrer eckigen, weißen Form auch die macchina da scrivere genannt, warf ihren langen Schatten in Richtung des Forum Romanum. Im Schatten dieses großen Gebäudes stand ein Mann in einem weißen Anzug, mit passendem weißen Hut. In dem Augenblick, da er Taoka-sama und Mutou-kun Hand in Hand von dem Forum flüchten sah bildete sich eine schmale Falte auf seiner Stirn und er nahm sein ebenfalls weißes Handy aus der Jackett-Tasche und wählte eine Nummer. Mit leiser Stimme sprach er in den Hörer:„Ja. Der Junge lebt. Und er hilft ihm.“ – „Ja, ich kümmere mich darum.“

Dann legte er auf und verließ mit raschen Schritten seinen Beobachtungposten.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Anuugi
2010-11-16T12:53:08+00:00 16.11.2010 13:53
Eins der bisher besten kapitel finde ich.
Spannend.
Ein bisschen witzig, ich muste immerwieder schmunzeln
und auch echt schön wie die bindung doch allmäig fester wird und sie doch ein bisschen lockerer gegenüber sind. Nur dieses DUMME und DÄMLCHE "SIE" stört mich tierisch.
Diesmal stört mich das ENDE des kapitels auch und war extrem.
~.~
Und ich muss jetz auch ertzmal mit lesen aufhören da ich in unserem RPG posten möchte X3~
Ich werd aber später oder morgen weiterlesen ^-^
Von: abgemeldet
2010-07-06T19:44:53+00:00 06.07.2010 21:44
Haha, die Kreditkarte x3~
Hab mich schu gefragt, wann die endlich auftaucht, n paar Tage früher und sie hätten es evtl unbeschadet überstaden, jedoch nun werden sie verfolgt Dx
Wird garantiert nen aufregendes Leben für unsren kleinen Yuu^^
Irgendwie kommen mir die Kapitel immer kürzer und kürzer vor,aber das liegt wohl eher daran, dass ich durch dich FF süchtig geworden bin und die Dinger von morgens bis abends verschlinge xD
Sogar auf der Arbeit uff x-x

Jedenfalls ma wida toll geschrieben =D
HDl Mausi^^ *kizz*

P.S.: Ati Ati Ati... Einfach so nen hilflosen Passanten zu überfallen tsetsetse xD Wasn pöser Schlingel o///o
Von: abgemeldet
2010-07-05T20:36:44+00:00 05.07.2010 22:36
Natürlich habe ich die Ff nicht aufgegeben! Dafür ist sie viel zu gut! Und man hat schon gemerkt, dass du die Stadt liebst: an deiner Erzählweise und vor allem, weil du den Charaktern diese Liebe mitgegeben hast. Und irgendwie hab ich jetzt auch Lust, nach Rom zu fliegen, aber daraus wird ja wohl nichts T.T Tja, der Cliffhänger war bei mir dann ja wohl umsonst :P Aber dafür hast du mich ja diesmal dafür wieder bekommen *grummel*
Und ich mag Atemus Verhalten gegenüber Frauen immer noch nicht ;___; Ganz zu schweigen von einem Hetero-Ati. Aber da sie sich am Ende ja doch näher kommen, sei dir verziehen.
So, jetzt aber zum Kapitel: Dummer, dummer Yugi, wie kannst du nur mit Kredit-Karte bezahlen? Und dann als Atemu ausrastet - absolut berechtigt muss man sagen - nur SOWAS denken? *Kopf schüttel* Den hats scheinbar erwischt. Aber schon hart, wie locker Atemu mit dem Spruch 'Ihre Beerdigung ist in drei Tagen' kam. Ziemlich heftig.
Auch wieder ziemlich traurig finde ich die fast apathische Einstellung Yugis gegenüber seinem eigenen Leben. Herr Gott, der fühlt sich eher zu Männern hingezogen und würde trotzdem nichts gegen eine arrangierte Hochzeit tun! *Kopf gegen die Tischplatte schlag*
Aber am besten fand ich immer noch den Teil mit der Abschlussprüfung *lol* Da wird man schon entführt, für tot gehalten und der macht sich Sorgen wegen seiner Abschlussprüfung. Yugi ist echt nicht mehr zu retten. Und Atemu ist ja echt abgebrüht, so wie der über den Mord denkt, den er begeht um Yugis Leiche vorzutäuschen.
Irgendwie haben die Charaktere in solchen Stories nie Glück. Immer müssen die Gegner alles herausfinden. Ich will gar nicht wissen, wie Atemu erst ausrastet, wenn er merkt, dass sie durch Yugis Fehler aufgeflogen sind.
Und auch wenn ich jetzt ewig so weiter palavern könnte, hör ich jetzt auf. Ich freu mich schon auf ein neues Kapitel, das hoffentlich bald(!) kommt, weil sonst fang ich wirklich irgendwann an, dich zu spamen, auch wenns dir nichts ausmacht. Hach ja, den ersten Tag Ferien und mir ist schon langweilig *nicht weiß ob ich lachen oder heulen soll*
lg mondscheindieb
Von: abgemeldet
2010-07-05T17:07:31+00:00 05.07.2010 19:07
Ahw Trevi Brunnen und Ati hat nichts reingeworfen-er sollte sich schämen.

Ich bin so begeistert von dieser Art wie du schreibst. Man kann es sich so schön vorstellen, mir kamen voll die Tränen als sie beim Brunnen waren xD
ich heule bei einer FF! ist das denn zu fassen! wie sentimental man doch werden kann, auch wenn man das nicht möchte.

Hum er haut die armen Monumente und hat sofort Blut an der Hand? da muss er aber feste zugeschlagen haben.
ABer ich bin froh das sie sich nicht geküsst haben, empfänd ich als noch sehr früh.
Und ich hatte ja zwischendurch mehr das Gefühl als interessiert sich Yuugi für ihn mehr , als umgekehrt.

Und der Dummkopf benützt auch noch seineh Kreditkarteh xD


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