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Jumays Kinder

Part 1: Kinder der Erde - Land des Anfangs
von

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Komplizen

Nadeshda konnte sich nicht bewegen. Heftig zitternd drückte sie ihr jammerndes Baby an sich, ohne begreifen zu können, was zuvor geschehen war, was sie da gehört hatte.

Sie war die Halbschwester der Natter... und die wollte an ihr Erbe. Moment, sie war zuvor bei Mahrran gewesen!

Alarmiert erhob sich die junge Frau, schwankend sank sie nach wenigen Schritten jedoch wieder in sich zusammen – sie war nicht stark genug.

„Bei allen Göttern, was ist geschehen?!“, vernahm sie mit einem Mal die Stimme Mabalyscas direkt neben sich; ihre kleine Schwester hockte da, scheinbar ganz plötzlich, und starrte sie völlig verwirrt an, in einem Korb die versprochene Kinderkleidung tragend.

„Alaji ist im Kochzimmer, die haben Rayada und Kili bewusstlos geschlagen, beide haben eine Platzwunde am Kopf! Was war da los? Oh Himmel... was ist mit deinen schönen Haaren?“

Dass Irlak die beiden Frauen aus dem Weg geschafft hatte, wunderte sie nicht ernsthaft, sie hatte damit gerechnet, dennoch fiel es ihr schwer, ihre Gedanken zu sortieren und ihrem Gegenüber zu antworten. Geistesabwesend griff sie in ihren Nacken – und fand nichts. Natürlich nicht, ihre langen Haare lagen wenige Schritte von ihr entfernt... das einzig schöne, was jemals an ihr gewesen war, was sie so viele Jahre lang gehegt und gepflegt hatte. Es war vermutlich das erste Mal in ihrem Leben, in dem Mabalyscas Haar länger war als ihr eigenes. Sie lächelte allmählich bitter.

„Wunderbar, jetzt... sehe ich aus wie ein kleiner Junge.“ Sie seufzte bedauernd, ehe sie den fragenden Blick ihrer Schwester erwiderte. Aus dem Kochzimmer erklangen Geräusche.

„Ich... erkläre es dir später, ja? Halte bitte Nocasi einen Moment...“

Sie übergab ihr ihre kleine Nichte und rappelte sich ein weiteres Mal schwerfällig auf, langsam in den Flur tretend. Mahrran kam ihr in jenem Moment ganz von selbst entgegen und starrte sie mit leerem Blick an, schweigend. Sie erschauderte; etwas stimmte nicht mit ihm.

„Was ist geschehen?“, fragte sie ohne Umschweife und er schnaubte nur, „Die Schlange wollte mein Kind töten. Und sie hat deiner Frau geschadet!“

Jedes Wort war verschwendet an ihn. Nadeshda wusste es bereits, bevor ihre Götter es ihr sagten, und er schob sie unsanft beiseite, seine Schwäche vollkommen ignorierend und das Haus verlassend. Mabalysca, die aus der Türöffnung zu dem Zimmer ihrer älteren Schwester ebenso alles beobachtet hatte wie Alaji, die gerade aus dem Kochzimmer gekommen war, warfen sich einen gleichermaßen völlig konfusen Blick zu. Was war das denn bitte?

„Oh nein.“, kam dann brüchig von Nadeshda und sie stützte sich keuchend an der Wand ab, „Wir sind verloren, wir... werden sterben!“

Sie sah bebend auf und ihre beste Freundin näherte sich ihr alarmiert, um sie zu stützen. Im Prinzip war sie noch immer zu schwach für die ganze Aufregung, aber ihr das nun zu sagen hätte vermutlich nicht sonderlich viel gebracht... wahrscheinlich wäre es auch nur kontraproduktiv gewesen.

„Was meinst du damit?“

Mabalysca stellte sich ebenfalls direkt neben sie. Nadeshda zitterte heftig.

„Mahrran... ist verflucht. Es ist ein Fluch, den nur wir Tankanas beherrschen – und die Natter gehört dazu – aber ich weiß nicht, wo sie ihn erlernt hat. Jedenfalls... beherrscht sie ihn. Sie hat Mahrran in ihrer Gewalt.“

Sie stieß sich sowohl von der Wand, als auch von Alaji ab und begann zitternd, im Flur auf und ab zu gehen.

„Ein Fluch? Wie kommst du darauf? Kannst du ihn nicht brechen?“, wagte die Heilerin zu fragen und die Kleinere schnaubte.

„Indem ich die Natter töte oder mich so sehr in Mahrrans Seele bohre, dass er von selbst darauf kommt, aber unter Umständen dabei auch drauf geht, ja. Dieser Fluch... ist mächtig.“, sie hielt inne und schenkte den beiden einen düsteren Blick, „Mit ihm kann man nicht nur jemanden unter seine Kontrolle bringen, man kann ihn auch... zu Dingen zwingen, die er eigentlich nicht kann.“

Mabalysca keuchte, als ihr die Worte ihrer Schwester bekannt vorkamen, und kuschelte sich beunruhigt an ihre kleine Nichte. Alaji legte verunsichert ihren Kopf schief.

„Wie... wie soll das gehen?“

Nadeshda sah düster zu ihr auf. Ihre orangefarbenen Augen erschienen einen Moment lang ungesund trübe.

„Jeder von uns – selbst die Menschen – hat Zugriff auf die Energie seines Geburtsmondes. Und jeder unserer Körper hat ein gewisses Limit an Macht, die er verkraften kann – das hängt nicht zwingend mit der äußerlichen Statur zusammen – und die Natur hat eine Art... Grenze in jedem von uns angebracht, die den Energiefluss stoppt, wenn er droht, unseren Körpern zu schaden.“, sie schielte kurz zu Mabalysca, die schaudernd den Blick abwandte, „Dieser Fluch unterwirft nicht nur die Seele eines anderen... er hebt auch diese Grenze auf.“

Darauf herrschte kurz Schweigen und die kleine Herrin stützte sich wieder mit einer Hand an den kalten, steinernen Mauer ab. In der Küche vernahm man ein Wimmern seitens Kili.

Alaji schüttelte den Kopf.

„Ich verstehe nicht... was bedeutet das?“

„Ich denke, als Heilerin verstehst du sehr wohl, bloß, was das nun für uns bedeutet, ist dir nicht klar.“, Nadeshda grinste sie bitter an, „ Jene Grenze ist bei uns Götterkindern ohnehin schon weitaus lockerer als bei normalen Kalenao – oder Menschen – deshalb werden wir nicht nur müde, wenn wir es mit der Magie übertreiben, sondern teilweise wirklich krank. Wie viel jeder einzelne Körper aushält, ist individuell – Mahrran, auch wenn er noch geschwächt ist, ist diese Belastung in gewissermaßen gewohnt, er wird viel aushalten können. Und wenn ich so darüber nachdenke... dann ist genau das unser Problem.“

Sie wandte den Blick ab und Mabalysca, die ihr offenbar folgen konnte, sprach weiter.

„Mahrran beherrscht diesen Fluch auch... die Natter ist böse, ich denke, sie will Macht.“, ihre Schwester nickte, „Sie wird ihn dazu bringen, alle Bewohner dieses Dorfes...“

Nadeshda unterbrach sie.

„Alle, die von Nutzen sind.“

„... alle Bewohner, die ihr von Nutzen sind, damit zu belegen. Das macht uns alle... unglaublich stark, wir werden die Menschen... wir... werden sie zerfetzen können!“

„Und danach werden wir selbst sterben, weil die Magie jede einzelne Pore unseres Körpers ebenso zerfetzen wird.“, prophezeite Nadeshda letztendlich düster und Alaji weitete die Augen. Dann schüttelte sie den Kopf.

„Und... und was bringt Iavenya das dann? Ich meine, wenn sie siegt, ist das schön und gut für sie – bei allen Göttern, so krank habe ich sie nicht eingeschätzt – aber wenn doch das ganze Volk dabei stirbt?“

Ihre beste Freundin schüttelte leicht den Kopf.

„Viele... werden sterben. Vermutlich achtet sie darauf, dass es nicht alle sind. Leute, wie... dieser Chigaru Tamassy werden es vielleicht überleben – aber sie wird uns allen ein grausames Ende bereiten, ein Ende, das nicht einmal die Primitiven hinter den Bergen verdient haben, denn... ihr glaubt nicht, zu was jeder einzelne Kalenao in diesem Ort in der Lage sein wird; besonders die Feuermagier im Moment.“

Der Feuermond war aufgegangen, demnach waren die Feuermagier im Augenblick begünstigt. Nadeshdas Worte klangen gleichermaßen schlüssig wie auch unnachvollziehbar. Im Kochzimmer begann Kili in ihrer Menschensprache zu schimpfen.

„Aber warum bist du dir so sicher, dass es so sein wird?“, erkundigte sich Alaji schließlich dumpf und die Kleinere wandte den Blick ab, vorsichtig ihr Baby wieder in den Arm nehmend, das sich darauf wieder vollends beruhigte.

„Ich habe es bereits angedeutet.“, erwiderte sie leise, „Die Natter ist ein Produkt eines Seitensprunges seitens meines Vaters mit ihrer Hure von Mutter. Ich habe gewusst, wie sie reagieren würde, in dem Moment, in dem sie mir das erzählt hat. Und den Fluch zu erkennen ist leicht, wenn man ihn selbst beherrscht. Und selbst wenn nicht... Mahrran ist mein Zwillingsbruder. Das Stück seiner Seele, das ich immer in mir getragen habe, habe ich verloren.“
 

Mahrran spürte nichts falsches in sich. Er fühlte sich zum ersten Mal seit über einem Mond gesund und stark und er war Iavenya dankbar für ihre ratsamen Worte; sie hatte wirklich gute Ideen und er war davon überzeugt, sein Volk ein für alle Mal aus seiner Krise erretten zu können. Aber was er tun musste war schwierig... gedankenversunken erklomm er den Berg hinter seinem Haus bis zu dem höchsten Plateau, von wo aus er, Nadeshda, seine Eltern und alle seine Vorfahren, seit diese hier gelebt hatten, die mächtigsten Zauber ausgesprochen gehabt hatten. Hier würde er sich darauf vorbereiten... mal sehen, ob das klappte, Iavenya war zuversichtlich gewesen.

„Pass auf Nadeshda auf.“, erinnerte er sich beiläufig an ihren Rat, „Sie ist dabei, dich ihr wieder vollkommen zu unterwerfen! Shiran, dieser kluge Mann, hatte vollkommen recht, als er dir sagte, sie nutze dich aus, so ist es auch! Also tu das einzig richtige und unterwerfe du sie dir!“

Es klang alles so sinnig und logisch... vielleicht hätte er gleich die Sache mit dem Seher zu Ende bringen sollen.

Seher... woher wusste Iavenya eigentlich, was Shiran zu ihm gesagt gehabt hatte? Eine Seherin war sie schließlich nicht...

Es war auch egal. Er musste sich vorbereiten – auf den Fluch seines Lebens. Er hoffte, dass er es schaffte... weiter reichten seine kontrollierten Gedanken nicht.
 

Chigaru hatte bereits den ganzen Tag ein ungutes Gefühl gehabt. Er hatte Rat gehalten mit den wichtigsten – gesunden – Männern des Dorfes; es war um relativ belangloses gegangen, eine möglicherweise bald stattfindende Jagd, da einige Dorfbewohner in der Nähe Schafe gesichtet hatten. Eigentlich ein Grund zur Freude, so würden sie nicht mehr so extrem sparsam leben müssen, und dennoch konnte der Mann sich nicht entspannen.

Seufzend stand er an einer seiner Fensterklappen und starrte in den Himmel, der sich immer mehr zuzog, sich eine seiner besonderen Zigaretten mittels Feuermagie mit zitternden Händen anzündend und sofort einen tiefen Zug davon einatmend. Er bemerkte, wie sein ganzer Körper sich auf der Stelle entspannte... sein Geist jedoch nicht. Das würde noch ein paar weitere solcher Zigaretten benötigen. Er brummte, als die Worte seiner Mutter ihm in den Ohren lagen, die sie schon bereits vor so vielen Jahren zu ihm gesagt gehabt hatte.

„Dieses Zeug ist schlecht für dich, es wird dich sicher krank machen! Stärke lieber deinen Geist, anstatt zu versuchen, ihn vor dem Leben zu verschließen, Chigaru!“

Das sagte sich so leicht... sie war eine kluge Frau. Dieses Zeug würde ihn nicht krank machen, denn er war es längst; wenn er es nicht hatte, hatte er das Gefühl, als müsste er bald sterben. Und es ärgerte ihn, dass er nicht wusste, weshalb das so war – vielleicht war sein Geist wirklich einfach zu schwach für das Leben.

Ihm fiel das Ende der Beratung ein, als urplötzlich Irlak aufgetaucht war und alle Ekarett-Männer gebeten hatte, mit ihm zu kommen, denn er hatte innerhalb des Familienkreises noch etwas zu besprechen.

Er verengte seine ohnehin sehr schmalen Augenschlitze merklich – es wollte ihm nicht gefallen. Die Götter zischten warnend in seinem Kopf – hier war etwas im Gange. Und er war noch immer für dieses verdammte Dorf verantwortlich... Warum war seine Zunge nicht immer so gelähmt wie direkt nach dem Rauchen? Wo er schon dabei war nahm er noch einen tiefen Zug, worauf er sich am liebsten einfach für den Rest des Tages in sein Lager gelegt hätte und für den Rest seines Lebens nie wieder aufgestanden wäre... das ging jedoch nicht.
 

Alles in ihm schlug Alarm, als es sachte an seiner Tür klopfte. Er schlurfte langsam zu ihr und zögerte zunächst einen Augenblick, ehe er öffnete – das ungute Gefühl kam schließlich nicht grundlos. Als stellvertretender Vorsteher des Dorfes konnte er es sich allerdings nicht erlauben, jemanden zu ignorieren, besonders nicht in einer Situation wie dieser.

Vor ihm stand die Natter, hochschwanger und fröhlich lächelnd.

„Hallo!“, begann sie bester Laune, „Bitte lasse dich nicht weiter belästigen von mir, ich wollte dich bloß in Kenntnis darüber setzen, dass Mahrran sich ab nun wieder um das Dorf kümmert – jetzt hast du deine Ruhe wieder.“

Sie wusste viel, zumindest, wenn sie tatsächlich die durchschnittliche Magierin war, für die sie sich immer ausgegeben hatte. Das war sie nicht. Chigaru senkte die Brauen.

„Dazu... ist er noch nicht in der Lage.“

Die Frau musterte sein Gesicht einen Moment schweigend, errötete dann und kicherte. Ach Himmel, die auch...?

„Oh, du hast geraucht, nicht? Man riecht es.“, sie wandte sich ab, blieb jedoch nach wenigen Schritten wieder stehen, „Kein Wunder, dass du keinen klaren Gedanken fassen kannst.“

Er fragte sich, was sie mit ihrem letzten Satz zu erreichen gedacht hatte. Keinen klaren Gedanken? Er war sich ziemlich sicher, dass auch sie, von den Göttern wesentlich begnadeter, als sie durchscheinen ließ, wusste, dass er noch sehr wohl gerade aus denken konnte. Das konnte er sehr lange, es übte sich mit den Jahren.

„Langsam.“, bat er deshalb mit ruhiger Stimme und sie drehte sich wieder zu ihm um, ihn neutral ansehend. Da der Weg, in dem er wohnte, relativ zentral lag, war auch die ein oder andere Person dort unterwegs und ein kleines Mädchen hatte seine Aufforderung fehlinterpretiert und gedacht, es sei gemeint, so blieb es nun starr vor dem Mann stehen und blickte ihn errötend an. Chigaru bemerkte die Kleine zunächst nicht.

„Oh, ist noch etwas?“, zwitscherte Iavenya schließlich, lächelte unpassend zu ihrem Ton jedoch nicht. Ein ungewöhnlich kühler Wind kam auf und wehte ihnen Sand vom Boden ins Gesicht. Das Mädchen nieste und fröstelte.

„Meine Zunge... ist vielleicht nicht gerade schnell... im Moment.“

Sogar ungewöhnlich lahm, fiel ihm auf.

„Die Qualität ist besonders gut, gib acht mit der Dosierung, ja?“, erinnerte er sich an Zerits Worte, als er ihm zuletzt ein kleines Säckchen voll mit den wertvollen getrockneten Blättern gegeben hatte, „Weniger als sonst, sonst macht es dich krank. Versprich mir, dass du weniger als sonst nimmst, sonst... sorge ich mich.“

Er hatte es ihm versprochen, hatte es dann aber, als er sich eine Zigarette gedreht hatte, ohne bösen Gedanken wieder vergessen. Zerit war ein seltsamer Zeitgenosse, eine interessante Person dank seiner Vergangenheit definitiv und er mochte ihn. Der Jüngere erwiderte diese Zuneigung offenbar, für Chigarus Geschmack allerdings etwas zu sehr – wobei es, seitdem er seine kleine Frau hatte, etwas nachgelassen hatte, zu seiner Freude.

Leider hatte er im Moment nicht die Zeit über seinen Bekannten nachzudenken, auch wenn er das wesentlich lieber getan hätte, als sich nun mit dieser seltsam giftigen Frau zu unterhalten. Das kleine Mädchen räusperte sich, wurde aber ignoriert.

„Das merke ich.“, schnappte die Natter da und er zuckte kurz mit den Brauen.

„Aber... meine Gedanken sind... sehr wohl... klar. Mahrran ist noch... schwach. Du steckst dahinter... er hat dich nicht... geschickt. Du zwingst ihm... irgendwie deinen Willen... auf. Nicht wahr?“

Sie hob ihre Brauen, dann kicherte sie leicht... und es war ehrlich, das hörte er sofort. Es hatte einen kalten, widerlichen Klang, anders als das aufgesetzte, das entgegen seiner Falschheit sehr angenehm in den Ohren lag. Das kleine Mädchen sah verwirrt zwischen den beiden her und winkte einer Freundin, die gerade des Weges kam und ihr kurz erläuterte, sie sei auf dem Weg zu ihrer Großmutter.

„Du bist wirklich scharfsinnig, das muss man dir lassen.“, auch ihre Stimme klang nun anders und erinnerte auf abstruse Weise an die von Nadeshda, „Nun gut, es ist egal, wer was weiß, es wird sich ergeben – du hast recht, du Fuchs. Ab heute lenke ich dieses Dorf, auf unbestimmte Zeit. Wer weiß, vielleicht teile ich meine Macht noch einmal mit dem Mann meines Herzens – der verdient sie mindestens so sehr wie ich und hat mir in gewissermaßen den Weg bis hierher etwas geebnet.“

Sie warf ihr volles schwarzes Haar elegant zurück und grinste.

„Und was möchtest du nun tun?“

Er schwieg einen Augenblick. An sich war genau das der Moment, auf den er gewartet hatte – jemand nahm ihm seine unerwünschte Macht ab. Aber es war mit einem schlechten Gefühl verbunden... er beschloss bei sich, die Frau zunächst einmal nicht aufhalten zu wollen und sie zu beobachten; so ganz geheuer war ihm das nicht, vermutlich würde er eingreifen müssen. Aber wenn sie es schaffte die Himmelskinder bei Seite zu schaffen – an ihm sollte es nicht scheitern, ihm lag nichts an den Tankanas; zumindest versuchte er sich das einzureden.

„Tu, was... du für angemessen hältst.“, seufzte er so, „Nur... eines noch. Wie schaffst... du es, Mahrran unter... deiner Kontrolle zu halten?“

Verdammt, dieses Zeug war wirklich stark. Sie kicherte wieder aufgesetzt und zuckte mit den Schultern.

„Ein Fluch.“, sie schielte zu dem kleinen Mädchen, das sie nun vollends verwirrt anstarrte und wohl annahm, nun erkläre man ihm endlich, weshalb man es denn angehalten hatte, „Pass auf. Mit der richtigen Übung geht es ganz schnell... besonders bei schwachen Seelen.“

Sie faltete die Hände und schloss die Augen, daraufhin ein paar unzusammenhängende Worte in seltsamen Akzent murmelnd. Als sie die Augen wieder öffnete, war ihr scharfer Blick auf das Mädchen gerichtet – das nur den Kopf leicht schief legte. Iavenya lächelte sie gütig an.

„Bei Mahrran war das natürlich schwieriger – so, nun meine Kleine, dann beweise dem Herrn doch mal, was du für ein wohlerzogenes Kind bist.“

Das Mädchen strahlte sie an, dann machte es sich bester Laune auf die Suche nach etwas. Es lief die Straße mit wachsamen Augen auf und ab, schien aber nichts zu finden, dann kehrte es zurück und drängte sich noch immer bester Laune an Chigaru vorbei in dessen Haus.

„Na, spätestens da wird sie jetzt wohl etwas brauchbares gefunden haben. Dummes Ding.“, brummte die schwarzhaarige Frau unterdessen und verschränkte die Arme etwas umständlich über ihrem runden Bauch vor ihrem Busen, „Na los, sieh nach, was sie treibt.“

Chigaru hob skeptisch eine Braue und kam ihrer Aufforderung dann nach – ihn beschlich ein sehr ungutes Gefühl und einen Moment später erkannte er auch, warum.
 

Das Mädchen lag neben seiner Feuerstelle, aus seiner rechten Hand glitt gerade das knöcherne Messer, das er am Morgen dort abgelegt gehabt hatte, aus ihrem linken Handgelenk, das sie sich mit einem sauberen, tiefen Schnitt aufgeschlitzt hatte, quoll ihr Blut in Strömen. Trotz seiner leicht vernebelten Sinne stürzte er sofort zu ihm, nahm es vollkommen entsetzt in den Arm und versuchte planlos, die Wunde irgendwie abzudrücken – erfolglos, und das wusste er auch. Er war kein Heiler, aber selbst wenn er es gewesen wäre, hätte er vermutlich nichts mehr für die Kleine tun können. Am abscheulichsten jedoch war, dass das Kind ihn dabei noch fröhlich anlächelte.

„Ich war ganz brav!“, teilte es ihm mit, ehe ein heftiges Zittern seinen Körper durchfuhr, es seine Augen verdrehte und sein Bewusstsein verlor. Das Mädchen erschlaffte in seinen Armen, die Wunde blutete noch eine Weile weiter. Chigaru war einen Moment lang gelähmt, dann erschien die Natter ihn hohl anlächelnd im Eingang. Er starrte sie einen Augenblick lang nur an, dann löste sich seine Zunge angesichts seines Zustandes ziemlich beeindruckend.

„Du... miese, widerliche Hure, du abscheuliches Stück Dreck, wie... wie konntest du das tun?!“

Mit einem Mal war sein Haus trotz geöffneter Fensterklappen seltsam düster und vor allen Dingen kalt. Der Blutfluss begann langsam zu versiegen... einzelne Tropfen fielen geräuschvoll auf den nassen Boden. Die Frau ging nicht auf seine Beschimpfungen ein.

„Sie war sehr schwach... ich habe sogar ihren Körper unterwerfen können – sieh nur, wie schnell sie verblutet ist.“

Der Mann erhob sich, das tote Mädchen in den Armen haltend und an sich drückend, als sei sie sein Kind – dabei hatte er doch nichts für Kinder übrig. Seine Knie zitterten angesichts des unerwarteten Schocks, als er auf Iavenya zutrat.

„Welch böser Windgeist hat in deine Seele solche... Löcher gefressen, Natter, welche Kreatur hat... hat dafür gesorgt dass du, die du selbst ein Kind unter deinem Herzen trägst, einfach so... ohne zu zögern dieses unschuldige Mädchen ermorden konntest?!“

Sie zuckte abermals auf ihre eigentümliche Art mit den Schultern.

„Sie hat sich umgebracht, Tamassy.“

Er verengte seine ohnehin sehr schmalen Augen noch weiter und zischte nun seinerseits. Es brauchte einiges, um ihn aus der Ruhe zu bringen, das schafften wirklich nicht viele... die Natter hatte es gerade geschafft.

„Mach... dass du hier weg kommst... ganz schnell. Oder ich schwöre dir, ich... reiße dir dein Balg, das... definitiv nicht von Irlak ist, mit eigener Hand... aus dem Leib.“

Ihr Mundwinkel zuckte kurz, dann trat sie aber tatsächlich zurück und schickte sich zum Gehen.

„Noch kannst du mir drohen, Chigaru, aber sieh das, was du da in deinen Armen hältst, als Warnung; ich habe vielleicht nicht mehr die Macht, das auch mit dir zu tun, der Fluch ist für mich nur begrenzt einsetzbar, aber Mahrran... wird es für mich können. Also überlege dir lieber einmal zu oft was du tust und sagst.“

Dann ging sie.

Er starrte ihr keuchend nach. Vereinzelte Leute schritten an ihm vorbei und fragten sich wohl, weshalb er ein bewusstloses, blutendes Mädchen in seinen Armen hielt, aber er bemerkte sie nicht und es sprach ihn auch niemand an.

Diese... Bestie. Er musste etwas tun, egal wie wenig Lust er dazu hatte, diese Frau war absolut wahnsinnig! Er schauderte – sie hatte Mahrran an der Angel; was war mit Nadeshda? Oh Himmel, er musste sie irgendwie retten, sie musste in Sicherheit und wenn er dieses Monster vernichtet hatte sollte sie das Dorf wieder leiten, so wie sie es jahrelang gut getan hatte; bei allen Göttern, womit verdiente er das?

Er senkte seinen Blick langsam auf das kleine Mädchen in seinen Armen. Eine Fliege hatte sich auf ihre Nase gesetzt und er pustete sie erbost fort. Was sollte er nun ihren Eltern sagen? In ihm zog sich etwas zusammen, als er ihr blutiges Handgelenk ansah. Und sie hatte dabei gelächelt.

Und alles nur, weil sie ihn falsch verstanden hatte – warum konnte er sich einfach nicht deutlich genug ausdrücken?!
 

Nadeshda fühlte sich seltsam, als sie einfach so im Kochzimmer saß und ihr Baby stillte. Kili saß neben ihr und hielt sich ein kühles Tuch an den Kopf, auf der anderen Seite saß Rayada und ließ sich von Alaji, die vor ihr stand, ihre doch sehr heftige Platzwunde nähen; es war nicht so leicht, selbst wenn man von der schlechten Stelle, an der sich die Wunde befand absah, der sehr runde Bauch der Heilerin war nun einmal etwas im Weg. Mabalysca starrte beunruhigt aus dem Fenster.

Niemand sprach; Nadeshda fragte sich, weshalb. Es hätte genügend Gesprächsstoff gegeben... vielleicht ließ man ihr ihre Ruhe, damit sie nachdenken konnte.

Nachdenken über das, was es nun zu tun galt. Mahrran retten, ging ihr immer wieder durch den Kopf, aber wie? Die Natter töten – aber sie bekam ein Kind, das widersprach jeglichen Gesetzen. Außerdem hatte sie nicht unbedingt das Gefühl, dass dieses Biest sich leicht ermorden lassen würde... und sie war noch immer geschwächt. Mabalysca konnte sie das nicht zumuten, zwar schien sie tatsächlich langsam über ihren Kajira hinweg zu kommen, doch von der langen Trauerzeit war ihr zierlicher Körper mehr als ausgelaugt. Rayada und Alaji waren beide eher dürftige Magierinnen, zusätzlich war die eine verletzt und die andere hochschwanger und Kili war wohl von allen die schlimmste; sie war verletzt, hochschwanger und nicht einmal Magierin. Nein, irgendein Versuch, die Schlange im Moment aufzuhalten, hätte in ihren eigenen, engen Reihen wohl Leben gefordert – vielleicht hätte sie einfach zu ihrem Volk sprechen sollen, sie war schließlich nicht mehr schwanger. Aber Mahrran war auch auf den Beinen... und konnte dagegen reden. Er konnte sagen, es sei bloß ein Versuch, ihre Macht nach ihrer gesetzeswidrigen Schwangerschaft wieder zu erlangen und alles Lüge; nicht aus eigener Intriganz, sondern weil Iavenya ihm diese Worte in den Mund legte. Ob sie Irlak wohl auch so geködert hatte...?

Sie fragte sich, wie es sein konnte, dass sie diese geheime Familientechnik der Tankanas beherrschte; zwar war sie dank ihres Blutes natürlich in der Lage, sie auszuführen, aber wer hatte ihr diesen Fluch beigebracht?!

Vater. Er hatte von ihr gewusst. Er hatte gewusst, wer sie war und er hatte sich ihr verpflichtet gefühlt auf eine sehr seltsame Art und Weise – die irgendwie liebevoller roch als alles, was Nadeshda und ihre richtigen Geschwister jemals von ihrem Erzeuger erhalten hatten. Sie spürte das flaue Gefühl des Neids in ihrer Magengegend und verstand plötzlich, weshalb sie so handelte; nach dem plötzlichen Tod ihres Vaters war sie vollkommen leer ausgegangen, obwohl sie sich dank der Aufmerksamkeit, die der Mann ihr geschenkt hatte, wie sein vollwertiges Kind und nicht das Erzeugnis einer Affäre mit einer Hure, wie sie es letztendlich wirklich war, gefühlt hatte. Sie hatte nicht verstanden, weshalb die verkrüppelten Zwillinge nun alle Macht haben sollten; vermutlich ging es ihr nicht einmal wirklich um Macht, es ging ihr einzig um ihr Recht. Und das erkämpfte sie sich nun auf dem Pfad einer wirklichen Tankana.

Und das war verdammt gefährlich.

Damit stand Nadeshda wieder am Anfang. Was sollte sie tun?!

Allesamt fuhren keuchend zusammen, als es an der Außentür anklopfte und niemand wagte, ein Wort zu sagen oder sich zu rühren, bis sie sich von selbst öffnete. Herein kam weder Mahrran, noch Iavenya oder Irlak; es war ihr stellvertretender Dorfverwalter, Chigaru.

Natürlich... er ist ein sehr gescheiter Magier, er wird spüren, dass etwas nicht stimmt.

Er sah sich kurz im Eingangsbereich um, dann fiel sein Blick in die Öffnung zum Kochzimmer und er verneigte sich leicht vor den Frauen.

„Verzeiht, ich wollte euch nicht erschrecken.“

Die Runde errötete und der Mann verdrehte missbilligend die Augen; Nadeshda erhob sich schließlich, ihre Tochter weiter stillend; langsam bekam sie Übung darin.

„Ist schon gut. Ich höre?“

Es war irgendwie sinnlos gewesen, sich aufzurichten, vor diesem für ihre Verhältnisse ziemlich groß gewachsenen Mann wirkte sie trotzdem wie ein Kind.

Wie ein kleiner Junge., addierte sie in Gedanken grantig angesichts ihrer absolut ruinierten Frisur.

Chigaru zuckte kurz; sie beschlich das Gefühl, dass er gerade ernsthaft darüber nachgedacht hatte, sich zu ihr zu bücken; er unterließ es zu seinem Glück jedoch. Kili senkte seufzend den Blick und Mabalysca wandte sich sichtlich unwohl wieder ab und dem Fenster zu, während Alaji sich weiter um Rayada bemühte, die dem Mann ein kurzes Lächeln schenkte, das der mit einem angedeuteten Nicken erwiderte; sie kannten sich wohl.

„Ich denke, ihr werdet alle bereits bemerkt haben, dass... etwas mit Mahrran nicht stimmen kann, nehme ich an.“

„Oh, sehr wohl.“, erwiderte die kleine Frau grimmig, Nocasi zärtlich ihr Köpfchen tätschelnd und Kili, die ihn scheinbar halbwegs verstanden hatte, brummte irgendetwas missbilligend auf ihrer eigenen Sprache.

„Es wäre von Nutzen, wenn wir Shiran hier hätten...“, murmelte der Mann dann mehr zu sich selbst und Nadeshda drückte ihr Baby fester an sich; die Kleine ließ sich jedoch nicht beirren und trank weiter. Alaji sagte, sie hatte einen ausgesprochen ausgeprägten Appetit.

„Was von Nutzen wäre, wissen wir selbst.“, zischte die Frau darauf in einem Ton, den alle anderen Anwesenden außer ihrem Gegenüber und dem Säugling abermals zusammenzucken ließ, „Ich denke selbst die ganze Zeit darüber nach, was wir tun könnten, aber ich will ehrlich sein, mir fällt nichts ein, was ohne weiteres umzusetzen wäre – spontan! Ich nehme an, dir ist der Fluch bekannt? Zumindest wirkst du so. Mahrran ist ein begnadeter Magier, er wird nicht viel Vorbereitungszeit brauchen – und dann sind wir alle, wirklich alle, absolut seelenlos; und verloren. Also, mein Vertreter, hast du etwas handfestes? Wenn nicht, dann scher dich weg und lass mir die Ruhe, die ich brauche.“

Das waren die Worte einer Herrin und Chigaru schwieg zunächst einen Moment. Am Fenster erschauderte Mabalysca bei einem Windhauch und Rayada blinzelte bereits erschrocken, weil sie kurz angenommen hatte, die junge Frau habe etwas entdeckt – etwas, das ihr dieses Mal endgültig den Schädel zertrümmerte... wie man es ihr auch deutlich angedroht gehabt hatte. Die Stimme des Mannes riss sie aus ihren Gedanken.

„Ihr müsst hier weg – am besten alle in diesem Raum. Ich kümmere mich darum – irgendwie.“

Nadeshda zischte, wandte sich dann kurz ab, um Kili, die ihr am nächsten saß, ihr nun sattes Baby in die Arme zu drücken und ihre eigene Bluse wieder zusammen zu nesteln.

„Weg sagst du. Und dir das ganze hier überlassen – irgendwie – natürlich. Für was hältst du mich eigentlich, Tamassy?!“

Chigaru ließ sich keine Gefühlsregung anmerken – vermutlich hatte er im Augenblick auch keine, er roch nach diesem seltsamen Zeug, das man bei Zerit erstehen konnte.

„Ich bin mir sicher, dass ich es vermag, irgendwie mit dieser Frau fertig zu werden – und selbst wenn nicht, Ihr habt gar keine andere Wahl, Herrin. Es wird nicht mehr lange dauern und von euch vermag niemand etwas dagegen zu tun.“, er senkte seine Brauen minimal, „Packt jetzt, allesamt. Und hört auf mich... ich will das Beste für das Dorf; und meine Ruhe... ehrlich gesagt. Also bringen wir das, was uns die Götter hier auferlegen, am besten einfach... schnell hinter uns.“

„Und wohin sollen wir gehen?!“

Die Blicke richteten sich auf Mabalysca, die sich nun vom Fenster ab- und ihm zugewandt hatte. Eine wahrlich interessante Frage... der Gedanke daran, sich einfach zu verstecken, missfiel Nadeshda sehr, aber angesichts der Tatsache, dass sie momentan in der Tat nichts besseres dazu wusste, schwieg sie.

Chigaru zuckte kurz mit den Brauen.

„Zu den Menschen.“ Er ignorierte, wie (fast) alle ihre Augen weiteten und Kili erschrocken den Kopf hob, „Ihr geht dahin, wo ihr am sichersten seid. Und da wird der Fluch euch garantiert nicht treffen; ich denke, sie wird die Menschen anders vernichten wollen. Wenn ihr da seid, schickt mir Shiran...“

Er konnte das allein nicht. Er war begnadet in der Magie, doch sein Wissen und seine Weitsicht reichten nicht aus, er konnte nichts tun gegen einen solchen vermutlich lange Zeit ausgefeilten Plan. Er hatte bereits selbst versucht, mit dem Seher in Kontakt zu treten – sie beherrschten beide die Telepathie – doch das war bisher von wenig Erfolg gekrönt gewesen.

„Eure Probleme, eure Sache.“, hatte er gesagt, „Ich tue das, was richtig ist und ich lasse mich von keinem einzigen Wort mehr ablenken. Vor allen Dingen nicht, wenn es von dir stammt; gerade DU solltest ohne mich zurechtkommen.“

Und dann hatte er den Kontakt blockiert. Aus irgendwelchen sich vermutlich in des Sehers Zahnfleisch befindenden Gründen konnte Shiran ihn auf den Tod nicht ausstehen; Chigaru hatte geahnt, dass sein Versuch nicht viel erreichen würde, aber er hatte es für absolut notwendig befunden. Er hoffte, dass Nadeshda mehr bei dem Mann erreichen konnte, denn er brauchte ihn wirklich.

„Wenn du das nicht hinbekommen hast – du beherrschst doch Telepathie – wie soll mir das dann gelingen?! Und in Moconis Schuld treibt mich nicht einmal der Tod.“

Die Herrin schnaubte entrüstet. Wenn der sie denn überhaupt aufgenommen hätte, so dumm schätzte sie nicht einmal ihn ein.

„Aber vielleicht die drohende Tyrannei eures Volkes?“, merkte Chigaru an und die Frau zischte beklommen. Bei den Menschen! Das musste doch alles ein Albtraum sein.

„Sprich weiter; ich will mir nicht nachsagen lassen, ich hätte nicht bis zum bitteren Ende gelauscht.“

Er verschwendete keine Zeit.

„Ihr werdet nicht alleine gehen können... ich kenne einen Mann, der einen guten Begleiter für euch abgibt, einen mehr als guten. Mir ist... bewusst, dass die Schwangeren und die frisch gebackene Mutter nicht weit werden laufen können... ich denke, den beschwerlichsten Teil, das Gebirge, kann ich euch mit Teleport abnehmen. Weiter reichen meine Kräfte bei einer solchen Gruppe nicht.“

Er tat es doch, bückte sich ein Stück zu Nadeshda und blickte sie eindringlich an, worauf sie abermals errötete.

„Vertraut mir, ich... möchte nur das Beste. Und meine Ruhe. Euch darf nichts geschehen... Ihr seid eine gute Herrin. Und Ihr habt eine schöne Frisur, aber das tut nichts zur Sache.“

Sie errötete heftiger, dann hielt sie nicht mehr stand und senkte ihr Haupt.

„Dann... sei es so. Aber wenn die Menschen uns aufspießen und essen – als verdiente Rache – dann ist das deine Schuld. Der Gedanke daran, ausgerechnet bei denen, die wir so lange gequält haben, Unterschlupf zu suchen, ist mir ein Graus... ich werde gezwungen sein, mit ihnen Verhandlungen einzugehen, ich... kann sie doch unmöglich vernichten, wenn es so kommt.“

Er wagte es, ihr kurz über ihr Haar und dann über die Wange zu streicheln und Rayada musste sich stark bremsen, nicht so, wie sie es normalerweise getan hätte, scharf die Luft einzuziehen. Nadeshda erschauderte, dann nickte sie apathisch und wandte den Blick noch weiter ab. Chigarus Mundwinkel zuckte kurz – der Hauch eines Lächelns – dann richtete er sich wieder auf und wandte sich vor allen Dingen an die weitgehend stillen Beobachterinnen.

„Packt eure Sachen. Ich werde eurem Begleiter die frohe Botschaft überbringen – wir treffen uns, sobald ihr soweit seid, am großen Pass. Es... ist belanglos, wer euch sieht, es geht vor allen Dingen darum, schnell zu sein.“

Die Frauen nickten – damit war es wohl beschlossen und jede einzelne hatte ihre Gedanken dazu.
 

„Du hoffst auf Kajira.“, stellte Alaji fest, während sie sich kurze Zeit später etwas schwerfällig eine Tragebinde umband und Mabalysca es ihr neben ihr gleich tat. Das Mädchen lächelte.

„Die Hoffnung brennt in mir wie eine lodernde Flamme, oh ja. Es wäre das schönste Geschenk. Das... solltest du am besten verstehen, nicht? Dein Baby ist halb das dieses Stammes, so war es doch?“

Die Heilerin nickte errötend. Die Jüngere kicherte verstohlen.

„Und Nadeshda bekommt ihren Shiran zurück.“

Ihre große Schwester war in ihrem eigenen Raum beschäftigt. Aus der Kammer trat gerade Rayada, die leise gluckste. Auch sie hatte sich reisefertig gemacht und ihr langes schwarzes Haar zusammengebunden.

„Jetzt hat sie doch Chigaru. Du meine Güte, dabei zeigt er doch normalerweise kein Interesse an solchen Dingen... ich kenne ihn lang – vielleicht nicht gut – ich mag zwar nicht so aussehen, aber ich bin seine Cousine. Wir stehen uns nicht so nah, meine Mutter war die Schwester seines Vaters und sie hat Chigarus Mutter gehasst, weshalb auch immer, jedenfalls musste ich mich nach Onkels Tod von seiner Familie fern halten – und der ist reichlich früh gestorben.“

Sie lächelte, ihre eigene Tragevorrichtung etwas richtend, und die anderen beiden warfen sich überraschte Blicke zu. Rayada war zwar pummelig, aber eigentlich eine ziemlich schöne Frau, das war Mabalysca bereits aufgefallen; was das betraf wunderte es sie weniger, als es vielleicht angebracht gewesen wäre.

„Ach, sei es drum, das interessiert momentan ohnehin niemanden.“

Rayada lachte.
 

Nadeshda war nicht ernsthaft darüber verwundert, dass Zerit sie begleiten würde und ernsthaft überraschend, dass er seine neue Frau Sundri mitnahm, war es auch nicht. Letztere lächelte voller Tatendrang, während ihr Mann bloß etwas unwohl unter sich blickte. Chigaru nickte der Gruppe Frauen zu.

„Gut, das ging fix. Dann sollten wir keine Zeit vergeuden – ach, immer ich.“

„Du bist gut.“, murmelte Zerit da leise, „Mein Garten war scheinbar ein Fehlgriff, ich hätte mich im Hühner zähmen versuchen sollen.“

Nicht, dass es häufig Hühner gegeben hätte, aber einige auf einem Haufen waren in etwa vergleichbar mit einer Gruppe an Frauen. Oder Ziegen... oh Himmel, worauf hatte er sich nur eingelassen?

„Du schaffst das schon.“, erklärte ihm Sundri unangebracht fröhlich und er seufzte nur.

Chigaru kratzte sich kurz unschlüssig am Kopf, dann nickte er seiner Herrin zu und noch ehe jemand ein Wort hätte erheben können, befand sich die Gruppe im Licht des Teleports – und als es versiegte im Grasland.

Nadeshda starrte mit geweiteten Augen die Kulisse der in einiger Entfernung liegenden Berge an – von der anderen Seite! Das war neu. Sie bemerkte nicht, was ihre Begleiter taten.

„Den Weg zum Lager werdet Ihr wohl selbst finden.“

Sie sah auf und erkannte Chigaru neben sich, der einiges an Gunst bei ihr gewonnen hatte – er war ein wahrlich begnadeter Magier; und sie vertraute ihm.

„Die Menschen zu überzeugen mag wohl auch eure Sache sein, ich würde sie euch gern abnehmen. Wie dem auch sei, ich werde nun zurückkehren, ehe ich zu erschöpft dafür bin.“

Sie nickte stumm überwältigt von der für sie vollkommen fremden Welt, die nicht einmal in ihrem Träumen annähernd so gewesen war wie das, was sie nun vor sich sah. Hier sollte also die Zukunft ihres Volkes liegen?

Der Mann musterte sie noch einen Moment. Dann brummte er.

„Ich kann mir ja nicht helfen... aber Eure Frisur ist wirklich... schön. Ich schätze Euer Vertrauen sehr, wirklich.“

Er schloss selbst kurz die Augen, als sie perplex über seine Worte wieder errötete. Ach, was sollte es, diese Drogen waren wirklich stark gewesen... sie rissen ihn aus seiner Welt in das wahre Leben.

„Viel Glück.“

Chigaru sehnte sich nach seiner Ruhe, aber wenn diese ihm schon nicht vergönnt war, dann ließ er es sich nicht nehmen, seiner Spontaneingebung zu folgen und die kleine Frau kurz, aber deutlich auf die Stirn zu küssen. Dann verschwand er in dem bekannten kurzen Licht.

Nadeshda schwindelte es.
 

Er zitterte, als er seine Heimat wieder erreichte, nun allein, wie er es auch gewohnt war – wie es ihm eigentlich lieber war. Er hatte lange keine geraucht, aber das musste nun warten. Jetzt war es Zeit für einen guten Hinweis seitens der Götter.

Die erste deutliche Stimme, die er dann vernahm, als er sich darauf konzentrierte, war jedoch nicht göttlichen Ursprungs – und sie ließ ihn grinsen.

„Du kannst es nicht lassen. Du musst es mir einfach geben, du Made.“

„Ich hoffe, du bist jetzt nicht ernsthaft eifersüchtig.“

„MEIN Kind ist ihr Kind.“

„Oh, du bist doch ernsthaft eifersüchtig. Ich habe ehrlich gesagt die ganze Zeit nicht an dich gedacht... das weißt du auch selbst.“

„... du... ach!“

Und es herrschte Schweigen.
 

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Chigaru herzt Nadi an und Shiran ist eifersüchtig XD



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Linchan
2011-12-20T15:51:18+00:00 20.12.2011 16:51
Damned ich muss ja nen Kommi schreiben xD Also, ja, Nadi o.o die arme óo ich fand, die ganze Verwirrung und so war gut eingefangen in der ersten Szene. Und omg, Mahrran ist verflucht! óo Wie dramaisch, dieser Fluch ist ja echt übel... wtf die Natter ist so böse o__o Ich fand es aber verständlich was Nadi (und Mabalysca) da erklärt haben und so ^^

> Mahrran ist mein Zwillingsbruder. Das Stück seiner Seele, das ich immer in mir getragen habe, habe ich verloren.“
.___. fand das irgendwie traurig....

Ich fand die kurze Szene dann mit Mahrran auch nicht schlecht, halt weil man mal sieht wie er jetzt, äh, denkt. oder nicht denkt xDD lol... ach gott óo

Hahaha und Chigaru der Kiffer xD ich mag ihn so... er ist so toll <3 und die Kiffszenen sind so cool ? Einfach weil Da schiiihgharuuuuh xD und er ist abhängig und findet das eigentlich antiherz, aaaw óo

> Die Frau musterte sein Gesicht einen Moment schweigend, errötete dann und kicherte. Ach Himmel, die auch...?
XDDDDDDDDDDDD aber klar, jeder wird rot xD Außer Sadayan aus Seydon XDDD oh noin, die Natter, irgendwie hab ich angst vor ihr, sie ist gruselig XD *les*

Hahaha süß, Zerit liebt Chigaru xDDD Das musste ja auch mal gesagt werden XD Irgendwie hab ich Angst um die kleinen Mädchen, ich meine, irgendwie... ó__O' fühle ich mich von einem Oh, Sterbestatisten!-Schild beworfen óo Aber hahaha der Mann ihres Herzens. Ja also... wer hätte das gedacht dass sie so auf ihn steht XD OMG, okay, das kleine Mädchen war wirklich eine Sterbesttistin q___________q wie furchtbar... jetzt weiß ich was du meintest damit dass die Natter echt widerlich ist.... ach wie furchtbar .____.

Wow, Chigaru ist so ein poser, stelle ich gerade mal wieder fest, er ist so cool *.*
> „Mach... dass du hier weg kommst... ganz schnell. Oder ich schwöre dir, ich... reiße dir dein Balg, das... definitiv nicht von Irlak ist, mit eigener Hand... aus dem Leib.“
Wie evil >///////< und Teh Andeutung of dooooom XD Chigaru ist wirklich beeindruckend dieses kapi, irgendwie ist er toll .___. und echt arm... ach mann óo

Und ja, Nadi hats schwer jetzt oô nur Frauen an der Seite, die alle nichts können oder schwanger sind oder beides, ihr braucht kerle xD Und da kommt ja dann der beste aller Kerle, hahaha.... dazu zitiere ich:

> Die Runde errötete und der Mann verdrehte missbilligend die Augen;
XDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDD omg der Running gag of doom.

> Aus irgendwelchen sich vermutlich in des Sehers Zahnfleisch befindenden Gründen konnte Shiran ihn auf den Tod nicht ausstehen;
XDDDDDDDDDDD und schon wieder werden Shirans Zähne gedisst! xDDDD Ach manno!! XD

Oh, sie sollen also zu den Menschen o.o wie cool, das wird spannend >//////< ih-ih. *liest* ahahaha aaah, da flirtet er so geil mit ihr! xDD

> Und Ihr habt eine schöne Frisur, aber das tut nichts zur Sache.“
hahaha süüüüß... er steht wohl auf kurze haare? xD *schneidet sich ihre spontan ab* eeeh? <3 Er ist ja sooo cool. <33

Gott wie süß er Nadi die ganze zeit anherzt, hahahaha xD na komm Shiran, macht nen Dreier, dann musst du nicht mehr sauer auf ihn sein..... XDDDDDDDDD bin ja gespannt wer der Kerl ist der mit soll o.o wer isn übrig? XD

OMG mir fällt gerade auf, WOW dann sieht Alaji teco ja echt wieder *_____________________* und Mabalysca Kajira, omg wie toll ^o^ das wird doch super <3 Shiran soll Nadi lieb anherzen wenn die dann eh gerade da ist und öh... Kili herzt eh alle und... Rayada darf auch wen abkriegen xD oh, sie ist Chigarus Cousine, gerade auffall, lol. XD

Ach, Zerit <3 ja irgendwie wusste ich ja dass er es ist, er ist cool! <3 und süß und... aaw <3 und Sundri <3 ach cool <33 eine nette gruppe ^.^ ach wie süüüüß irgendwie mag ich Nadi und Chigaru gerade als pairing o__o wtf...

Aber LOOOOOL das ende... omg geil, Bitchfight, Shiran und Chigaru sind ja so witzig zusammen xDD omg wie cool xDDD Hahaha maaaag das Kapi ♥?


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