Welcome Home
„Liebe Fluggäste, wir werden in Kürze unseren Zielflughafen in Perth erreichen. Hoffentlich hatten Sie eine angenehme Reise und beehren die Australian Airlines bald wieder mit ihrer Anwesenheit“, ertönte die Stimme des Piloten aus den Lautspre-chern des Flugzeugs. Ich beugte mich zur Seite, um aus dem Fenster zu sehen, doch etwas anderes als eine dichte Wolkendecke bot sich mir nicht. Ich warf einen Blick auf meinen MP3-Player, um mich nach der Uhrzeit zu erkundigen. 1:03, zeigte die Digitaluhr darauf an. Das könnte erklären warum ich so unglaublich müde war.
Endlich leuchteten diese Zeichen über den Sitzen auf, die einem sagen sollten, dass man nicht mehr aufstehen und sich anschnallen sollte und ich schaltete meinen Player ab. Während des Fluges hatte ich den Fensterplatz gehabt, neben mir war ein älterer Herr gesessen und neben diesem wiederum ein junger Mann. Aber das alles interessierte mich nicht, nicht einmal, dass der junge Mann, der neben dem älteren saß, ziemlich gutaussehend war. Das einzige was mich im Moment interessierte war: Wie lange ich wohl auf meinen Abholdienst – bei dem es sich in diesem Fall um meinen Onkel handelte – warten müsste, wie lange wir dann noch fahren würden und wann ich endlich in einem richtigen Bett liegen könnte.
Als die Maschine endlich unten war, stand ich wankend von meinem Sitz auf und rieb mir müde über das Gesicht, beinahe hätte ich meine Tasche und meine Decke liegen lassen. Endlich am Piloten vorbei, durch die Röhre auf den Flughafen. Jetzt nur noch mein Gepäck finden und dann ganz schnell irgendwo hinsetzen. An mehr konnte ich in diesem Moment beim besten Willen nicht denken, müde wie ich war. Das mit dem Jetlag hatte ich mir doch etwas anders vorgestellt. Die große Anzeigetafel neben dem Fließband, an dem ich mein Gepäck abholen wollte verriet mir, dass es hier zu Lande bereits 7:31 Uhr war. Ich versuchte ein Gähnen zu unterdrücken und setzte alles daran meine Augen offen zu halten.
Endlich erspähte ich mein Gepäck auf dem Fließband und schob mich an den unzähligen Menschen vorbei, während ich das Gefühl nicht los wurde, dass all diese Leute mir mit Absicht den Weg versperrten. Natürlich war das absoluter Blödsinn, aber ich war trotzdem heilfroh, als ich meine beiden schweren Koffer vom Fließband herunterhievte. Als ich – der Blick auf meine Handyuhr verriet es mir – um kurz nach acht endlich das Flughafengebäude verlassen hatte, tippte ich nervös die Nummer meines Onkels ein. Ich hatte ihn bestimmt schon sieben Jahre oder mehr nicht mehr live gesehen. Wir kannten uns quasi nur noch aus Briefen – in Zeiten der modernen Kommunikationstechnologie, wohl eher aus E-Mails – und auch meine beiden Cousinen hatte ich schon ewig nicht mehr gesehen.
Früher hatte ich oft meine Sommerferien hier in Australien auf Cheerful Meadows – so hieß dir Farm meines Onkels – verbracht. Es gab für mich immer so viel zu Entde-cken und ich habe gelernt mit Pferd und Rindern umzugehen, damals war ich wohl ein richtig fanatisches Miniatur-Cowgirl gewesen. Jetzt wurde ich nur noch als das Mädchen aus der Stadt in Europa bezeichnet.