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Discharge

Ruki x Reita, Wataru x Tohru
von

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Nausea & Shudder

Discharge I
 

Warnung vorweg, nicht dass sich jemand beschwert: AU, Prostitution und Tohru ist hier älter als Wataru (keine Ahnug wieso, mir war danach)
 

~ Nausea & shudder ~
 

Der ältere Mann drückte Ruki unsanft tiefer in die Matratze des Hotelbettes, als er tiefer in ihn eindrang. Schmerzen durchschossen den Körper des Jüngeren, was ihm zum Aufstöhnen brachte.

„Das gefällt dir was?!“, fragte der Mann selbstgefällig.

„So wie immer.“, erwiderte der Schwarzhaarige. Wenn der Kerl dachte, dass es ihm gefallen würde, sollte ihm das nur recht sein. Vielleicht sprang dann etwas extra Geld heraus. Jedenfalls würde es keine Schlänge geben. Sein vor Schmerz leicht verzerrtes Gesicht konnte der andere ja nicht sehen, da er ihn, wie immer von hinten nahm, damit er noch mehr gedemütigt wurde. Als wenn es nicht genügen würde, dass er sich hierfür bezahlen lassen musste. Nein, sie schafften es nicht mal ihn auch nur ansatzweise Respekt zu behandeln. Wobei, wenn er es sich recht überlegte, dann hatte er nicht einmal mehr vor sich selber Respekt. Diesen Respekt hatte Ruki schon vor einigen Jahren verloren.

Aber trotzdem war es doch nicht zu viel verlangt, dass sie ihn nicht nur wie ein Stück Dreck behandelten, das ihnen einfach zur Verfügung stand, wenn sie nötig hatten?

Ruki hoffte nur, dass es schnell vorbei sein würde. So wie immer…
 

Nachdem sein Kunde endlich fertig und verschwunden war, beeilte Ruki sich unter die Dusche zu kommen. Das Hotelzimmer, in dem er die meisten Kunden zu empfangen hatte, war nicht besonders luxuriös, aber auch nicht besonders schäbig. Man könnte sagen, es war dem Zweck irgendwie angemessen und vor allem nicht so teuer, was seinem Zuhälter sehr zu pass kam.

Als er das kleine Badezimmer betrat, seufzte er. Wie er das alles hasste! Die Männer, ihr Verhalten, wie er hier reingerutscht war und sich selbst. Er legte den Bademantel ab und stieg in die Duschwanne. Seine Hand griff nach dem Wasseregler. Kurze Zeit später prasselten die ersten Tropfen warmen Wassers auf ihn herab. Es war ein gutes Gefühl, dass Wasser an seinem Körper hinablaufen zu haben. Das ließ ihm wenigstens für einen trügerischen Moment das Gefühl, dass er den ganzen Dreck abwaschen konnte.

Nach einer geraumen Weile stellte Ruki das Wasser ab und trat aus der Dusche hinaus. Er trocknete sich ab. Dann ging er wieder in das Schlafzimmer und zog sich seine enge Jeans und sein Shirt an. Obwohl es eigentlich sinnlos war. Er hatte gleich noch einen Kunden, zum Glück den letzten für heute, eigentlich hätte er gleich unbekleidet bleiben können. Doch irgendwie schienen die meisten drauf zu stehen, wenn sie ihn noch ausziehen konnten. Selbstgefällige Wichser, dachte er, ballte seine Faust und schlug sie in Matratze. Nur weil sie Geld hatten, meinten sie sich alles mit ihm erlauben zu können.

Sein Blick fiel auf die Uhr. Er sollte sich langsam darum kümmern, dass Bett herzurichten.
 

Es wurde laut auf dem Flur. Ruki saß in dem Sessel, der in der Ecke des Zimmers stand und sah von seinem Buch auf, in dem er grade lustlos las. Er konnte mehrere Leute lachen und jemanden ermutigen hören. Die Stimmen kamen immer näher zu seiner Tür. Die würden doch nicht gleich im Rudel einfallen?! Davon wusste er gar nichts…

Es klopfte und die Tür ging auf. Ein junger Mann wurde in das Zimmer hinein geschoben und seine Freunde wünschten ihm lachend alles Gute und verschwanden.

„Mach dir nen schönen Abend und vergiss den Mistkerl einfach!“, meinte jemand.

„Genau, du hast was Besseres verdient! Und die ganze Zeit nur rumsitzen und grübeln, dass bringt doch nichts!“, sagte jemand anderes.

„Wir haben extra dafür gesorgt, dass dich ein wenig Sex auf andere Gedanken bringt. Das brauchst du doch jetzt.“, kam noch ein Kommentar, dann fiel die Tür fiel ins Schloss und sie waren alleine in dem Hotelzimmer.

Ruki musterte seinen neuen Kunden. Er war ein ganzes Stück größer als er selber, schlank und hatte blond gebleichte Haare, die mit Gel zurechtgestylt waren. Er trug eine dunkle Jeans mit Kette um die Hüfte und ein weißes, recht eng geschnittenes Shirt mit Aufdruck dazu. Wenigstens sah er gut aus, wenn er schon nicht allzu begeistert drein schaute.

„Um… Hi…“, stammelte der Blonde unsicher. Sein Blick ruhte kurz auf seinem Gegenüber. Auch wenn dieser wirklich gut aussah, war er sich nicht sicher, ob das Ganze hier eine gute Idee war. Sein Gegenüber hatte fast komplett schwarze Haare, nur auf der einen Ponyseite war eine dunkelrote Strähne. Er schien jünger als er selber zu sein.

Betont langsam klappte Ruki sein Buch zu und legte es auf den kleinen Beistelltisch neben dem Sessel. Dann stand er auf und ging auf den Blonden zu. „Hi, nur nicht so schüchtern.“, grinste er verführerisch. Er wusste meistens genau, was er zu tun hatte, um den anderen Honig ums Maul zu schmieren. Das hatte er recht schnell gelernt und auch, dass es meist besser war, um sich selber zu schützen.

„Oh, naja ich also eigentlich bin ich nicht so schüchtern, aber ich wusste nicht mal, was meine Freunde mit mir vorhaben… ich heiße übrigens Reita. Also eigentlich Akira, aber die meisten nennen mich Reita.“, antwortete der Blonde.

„Reita also. Was kann ich denn für dich tun?“, wollte Ruki wissen. Mit seinem Zeigefinger fuhr er über Reitas Shirt.

„Hm, mir zuerst vielleicht deinen Namen verraten?“, schlug dieser vor.

Überrascht sah Ruki ihn an. Das war ja mal was ganz neues. Den meisten war es egal wie er hieß oder sie wussten es eh schon und machten sie nicht die Mühe ihn danach zu fragen.

„Ich heiße Ruki.“, entgegnete er.

„Okay, Ruki dann… hast du vielleicht Lust mit mir etwas essen zu gehen? Ich lad dich ein.“, wollte Reita plötzlich wissen. Er hatte beschlossen, dass er keinen Sex wollte. Das war es nicht, was ihn wieder glücklich machen würde, dafür saß die Verletzung zu tief. Es war nicht so, als wenn er den anderen nicht attraktiv fand, aber irgendwie hatte er das Gefühl, dass das nicht richtig war, wenn er mit ihm schlafen würde, auch wenn es dessen „Job“ war. Aber wahrscheinlich konnte Ruki sich etwas Besseres vorstellen, als mit jedem Sex zu haben, der ihn dafür bezahlte…

„Eh? Essen gehen?!“, wiederholte der Kleinere ungläubig. Er verstand die Welt gerade nicht mehr. Was ging denn hier ab? „Du willst nicht mit mir schlafen? Bin ich dir nicht hübsch genug? Oder ist es, weil ich…“ Er klang ein wenig verletzt, als er das fragte und er schaffte es nicht mal den letzten Satz zu Ende zu sprechen.

Abwehrend hob Reita die Hände: „Versteh mich nicht falsch! Es ist weder wegen deiner Arbeit noch wegen deines Aussehens. Ich finde, dass du wirklich hübsch bist. Aber ich lerne Leute eigentlich lieber erst kennen, bevor ich mit ihnen schlafe und naja ich bin in letzter Zeit nicht gut drauf… es tut mir leid, dass meine Freunde dir solche Mühe machen…“ Er sah Ruki nicht mehr in die Augen, als er die letzten beiden Teilsätze sagte. Er sah an ihm vorbei ins Leere. In diesem Moment wirkte er unglaublich traurig und verlassen.

Ruki hatte in den Augen des anderen nichts ablesen können, was ihm signalisiert hatte, dass dieser log und er war sehr gut geworden, was das Lesen von Körpersprache anging: „Dann lass uns essen gehen. Vielleicht magst du mir ja erzählen, was los ist.“, erklärte er erleichtert und versuchte gleichzeitig aufmunternd zu klingen.

„Was möchtest du denn essen? Ich hab vorhin hier um die Ecke eine Sushibar gesehen, wäre das okay?“, wollte Reita wissen.

Ruki nickte grinsend. Das war mehr als in Ordnung und wenn er ehrlich war, dann hatte er wirklich Hunger. Das letzte Mal hatte er heute was zum Frühstück gehabt.

Kurze Zeit später saßen sie zusammen in der Sushibar, die gar nicht weit von dem Hotel entfernt war.

„Sind deine Freunde gar nicht sauer, wenn sie erfahren, dass wir essen gegangen sind, statt… naja du weißt schon…“, wollte Ruki wissen.

„Pff, sollen sie doch! Wenn sie mich schon so überraschen, wo sie genau wissen, dass ich dazu momentan wohl kaum in der Stimmung bin. Außerdem müssen sie es nicht erfahren und so dick sind wir auch nicht befreundet. Ich habe noch richtig gute Freunde.“, erwiderte Reita. Dann hielt er dem ihm sein Bierglas zum Anstoßen entgegen. Ruki hob sein Glas und erwiderte die Geste. „Na dann Prost.“, meinte er.

„Prost.“, sagte Reita grinsend.

„Wie alt bist du eigentlich, Ruki?“, wollte er dann wissen. „Wenn ich fragen darf, heißt das.“

„Darfst du.“, lächelte dieser. „Ich bin 20. Und du?“

„Ich bin 23. Aber ich finde, du siehst jünger aus.“, antwortete er.

„Das nehme ich als Kompliment.“, kommentierte Ruki die Bemerkung.

„Kannst du.“, erwiderte Reita.

Inzwischen kam die Bedienung mit ihrem Essen. Mit einem zurückhaltenden Lächeln stellte sie die beiden Platten auf den Tisch und verschwand wieder.

„Das sieht lecker aus!“, frohlockte der Jüngere und brach begeistert seine Stäbchen auseinander. Begeistert füllte er sich etwas Sojasoße in die kleine Extraschale.

Reita konnte nicht anders, als ihn lächelnd dabei zu beobachten. Ruki konnte richtig niedlich sein, wenn er ihn so betrachtete. „Dann lass es dir schmecken.“, meinte er.

„Danke! Du dir auch!“, erwiderte Ruki. Mit einer anhaltenden Begeisterung machte er sich über sein Essen her. Das war um Längen besser als der Mikrowellen Fertig Fraß, den er sonst aß.

„Du bist also in letzter Zeit nicht besonders gut drauf, hm? Und deine Freunde heuern sogar jemanden wie mich an, damit es dir wieder besser geht?“, wollte Ruki nach einer Weile wissen.

„Ja, seit zwei Woche geht das jetzt schon so. Ständig drängen sie mich, ich muss vor dir Tür gehen blabla, dabei hätte ich eigentlich lieber meine Ruhe, statt auf irgendwelche Partys geschleppt zu werden! Naja, ich bin halt immer noch nicht über ihn weg, schätze ich. Vor zwei Wochen hat mich nämlich mein Freund sitzen lassen. Drei Wochen davor sind wir zusammen gezogen und dann ist er einfach gegangen.“, erklärte Reita.

Betroffen sah der andere ihn an: „Das tut mir leid. Wart ihr lange zusammen?“

„Ein Jahr, ich weiß nicht, ob das lange ist.“, meinte dieser mit einem Schulterzucken.

„Und er hat echt nichts gesagt wieso er geht?“, wollte Ruki wissen.

„Er meinte, er bekäme bei mir nicht, was er bräuchte, das war alles.“, seufzte Reita. Diese wenigen Worte hatten ihn wirklich verletzt. Und die Worte, die nicht ausgesprochen worden waren noch viel mehr.

„Du hast sehr an ihm gehangen, oder? Kein Wunder, dass es dich so fertig macht.“, vermutete er.

„Ja schon, aber ich muss ja irgendwann darüber wegkommen.“, erklärte der Blonde nicht ganz überzeugt.

„Du kommst bestimmt über ihn weg. Wenn er sich einfach so verpisst, dann ist er es letztendlich nicht wert. Ich glaube, du hast jemanden verdient, der dich aufrichtig liebt, auch wenn das jetzt total kitschig klingt.“, entgegnete Ruki.

„Danke.“, antwortete Reita ehrlich.

„Was machst du eigentlich beruflich?“, fragte er unvermittelt.

„Ich habe nen langweiligen Bürojob.", erklärte Reita.

"Ist garantiert besser als meiner.", meinte Ruki seufzend.

„Machst du deinen Job eigentlich gerne? Oder sollte ich das nicht fragen?“, erkundigte er sich vorsichtig. Dabei ahnte er schon, wie die Antwort ausfallen würde.

„Ist schon okay. Nein, ich mache es nicht gerne, ich hasse es wirklich. Ich hasse es, dass sie mich alle wie Dreck behandeln… du bist der erste, der wirklich nett zu mir ist. Von denen hat mich noch nie jemand so behandelt!“, erwiderte Ruki ehrlich, aber verbittert.

„Hast du schon mal versucht daraus zu kommen? Ich weiß, das klingt jetzt so lapidar und ich weiß ja auch gar nicht, wieso du das tun musst.“, meinte er.

„Ich habe schon oft versucht abzuhauen, aber sie haben mich immer wieder gefunden. Ich bin nie weit gekommen und habe nur Prügel bezogen, wenn sie mich wieder zurückgebracht haben.“, erklärte der andere. Danach musste er erstmal einen kräftigten Schluck von seinem Bier nehmen.

„Ruki, das tut mir wirklich leid. Ich wünschte, ich könnte dir helfen!“, sagte Reita betroffen. Ruki spürte, dass er es ehrlich meinte: „Das ist lieb von dir, aber ich schätze mir ist nicht zu helfen. Ich kann da niemanden mit reinziehen.“
 

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* Heyho! Wie in den G-Files angekündigt, erstmal was Neues von mir um das Warten auf File 3 und Here with me zu überbrücken... wobei neu ist gut, ich hab die vor ein paar Jahren angefangen, aber auf Kazus speziellen Wunsch, lade ich die jetzt mal hier hoch. Ganz fertig ist sie noch nicht, aber ich hab 13 Kapitel schon mal fertig...

* Deshalb geht auch speziellen Dank an Kazu! ^.^ Ohne dich hätte ich das nicht hochgeladen! Danke, Schnuggi!

* Ok, ich bin gespannt, was so an Feedback kommt... ich hab mich hier ein wenig, was Drama angeht, ausgetobt... das war's von mir!

* wobei, halt morgen gibts noch ein G-Files Special! ^^

* jetzt aber: Lg Miya

Agony

Discharge II
 

~ Agony ~
 

Es war spät, als Ruki so leise wie möglich die schmale Hintertreppe zu dem kleinen, schon fast schmuddeligen Appartement in dem er wohnte, hinaufstapfte. Das Appartement lag oberhalb des Clubs, wo er arbeiten musste, wenn er nicht gerade Kunden auf dem Hotelzimmer empfing. Länger als er erwartete hatte, hatte er sich mit Reita in der Sushibar unterhalten. Er fand, dass man sich mit ihm gut unterhalten konnte und er war wirklich froh gewesen, dass dieser ihn nicht weiter mit Fragen gedrängt hatte. Zum ersten Mal hatte er das Gefühl gehabt, dass ihn jemand seiner Kunden mit so viel Respekt behandelte. Es hatte so unglaublich gut getan… wobei Reita war ja kein normaler Kunde gewesen war. Er hatte Ruki sogar am Ende seine Visitenkarte in die Hand gedrückt und versprochen ihn mal wieder zum Essen einzuladen.

Ruki fummelte den Schlüssel aus seiner Hosentasche und öffnete die Tür. Er schlüpfte durch den Türspalt. Dann zog er sich, ohne Licht zu machen, denn er wohnte hier nicht alleine, seine Schuhe aus und hängte seine Jacke an den Harken. Da er sich in dem Appartement auskannte, benötigte er sowieso kein Licht. Er wohnte hier schon viel zu lange.

Plötzlich ging das Licht im Flur an und ein junger Mann mit braunen Haaren trat in den Flur. Er trug nur eine Boxershorts und ein schlabberiges T-shirt, als wenn er gerade schlafen gehen wollte.

„Hey, Ruki. Du bist aber spät heute.“, bemerkte er.

„Hey, Wataru. Tut mir leid, hab ich dich geweckt?“, wollte Ruki wissen. Wataru war zwei Jahre älter als er und arbeitete inzwischen im Club an der Bar. Früher hatte genau das gleiche getan wie er, aber Ruki wusste, dass die Chefin ihn nicht einfach aufhören lassen würde. Er würde nicht die Chance bekommen, die sein Mitbewohner und guter Freund bekommen hatte. Auch wenn er Wataru darum beneidete, war er doch sehr froh, den Älteren an seiner Seite zu wissen. Ruki war ihm wirklich dankbar, dass er so oft für ihn da war, wenn es ihm wieder einmal nach seiner Arbeit nicht so gut ging und er Zuspruch brauchte. Wenn er den Brünetten hier nicht kennengelernt hätte, hätte er wahrscheinlich schon längst irgendetwas geschluckt oder sich was gespritzt, damit er den Schmerz betäuben konnte, was ihn allerdings nur noch tiefer in die ganze Sache hineingezogen hätte. Vor allem aber war Ruki ihm dankbar, dass er immer noch hier wohnte und nicht bei seinem festen Freund. Auch wenn er wusste, dass es egoistisch von ihm war, war er glücklich Wataru noch so nah bei sich zu haben. Natürlich hatte Ruki versucht stark zu sein und den anderen zu ermutigen auszuziehen, doch dieser hatte vehement abgelehnt. Er wollte den Jüngeren partout nicht alleine lassen.

„Nein, ich bin eh gerade erst von meiner Schicht wiedergekommen. Ich war nur etwas überrascht, weil du nichts davon gesagt hast, dass du später bist.“, erwiderte Wataru sanft. Er wusste, dass der andere sich schnell schuldig fühlte. Ihm war aufgefallen, dass Ruki nicht so fertig aussah wie sonst, wenn er wiederkam. Er wirkte schon fast entspannt.

„Das war auch nicht geplant. Mein letzter Kunde sollte um neun kommen, aber er war irgendwie anders als die anderen.“, begann Ruki.

„Anders? Inwiefern?“, fragte der Brünette und zog seinen Mitbewohner bestimmend mit in sein Zimmer, wo er ihm bedeutete sich auf das Bett zu setzen. Er hatte keine Lust sich im Flur zu unterhalten.

„Er hat mich zum Essen eingeladen und sich mit mir unterhalten.“, fuhr Ruki fort. „Eigentlich wusste er auch gar nichts davon, was er in dem Hotel sollte, seine Freunde hatten den Termin klar gemacht.“

„Er hat dich, statt mit dir zu schlafen, zum Essen eingeladen? Was ist das für einer?“, wollte Wataru wissen.

„Er heißt Reita, ist 23 Jahre alt und na ja ich muss sagen, er sieht gut aus. Er hat blonde Haare und vom Klamottenstil eher alternativer. Aber hat mich überhaupt nicht von oben herab behandelt und das hat so gut getan. Am Ende hat Reita mir sogar seine Visitenkarte gegeben.“, sagte er.

„Das heißt er will dich wiedersehen.“, schlussfolgerte sein Freund.

Ruki nickte: „Er hat versprochen mich wieder einzuladen.“

„Du bist nicht dabei, dich zu verlieben, oder?“, erkundigte Wataru sich. Er wusste noch zu gut, wie das letzte Mal ausgegangen war, als Ruki sich verliebt hatte, obwohl es schon ein an halb Jahre her war.

„Nein, ich finde ihn nur nett. Aber ich will nicht, dass sie etwas erfährt, also das Reita mich nur zum Essen eingeladen hat und es wieder vorhat.“, antwortete dieser.

„Ehrensache. Von mir hat sie noch nie etwas erfahren, was dir schadet, oder?“, erklärte Wataru.

„Zum Glück nicht und dafür bin ich dir echt dankbar.“, erwiderte Ruki lächelnd. Wataru legte einen Arm um ihn, der sich an ihn lehnte: „Wir sind Freunde, Ruki.“

Beide wussten, dass ihnen diese Freundschaft eine Menge bedeutete.
 

Als Reita sein relativ großes Appartement betrat, wartete niemand auf ihn. Schlagartig sank seine gute Laune, die er seit seiner Unterhaltung mit Ruki gehabt hatte. Eigentlich war dieses Appartement zu groß für ihn ganz alleine. Es war schon ein Wunder, dass er es sich überhaupt alleine leisten konnte. Manchmal wusste er nicht, wieso er sich nichts Neues suchte. An diesem Platz hingen zu viele negative Erinnerungen, er hatte hier so viele Demütigungen einstecken müssen. Er schaffte es manchmal ja nicht einmal in dem Doppelbett, das immer noch in der Wohnung stand, zu schlafen. Doch trotzdem hielt ihn irgendetwas in dieser Wohnung. Oder vielleicht war er auch nur ein Masochist?

Was war er nur erbärmlich… vor allem kam er sich noch erbärmlicher vor nachdem er Ruki getroffen hatte und von dessen Sorgen gehört hatte. Dagegen waren seine ja total harmlos.

Aber Reita hatte das Treffen mit dem ihm wirklich genossen, wenn auch anders, als seine Freunde es für ihn geplant hatten. Mit ihm hatte er sich gut unterhalten können. Er hatte das Gefühl, dass sie irgendwie auf einer Wellenlänge lagen und genau deshalb würde er ihn wieder aufsuchen. Reita freute sich sogar schon Ruki wiederzusehen.

Er ging in die Küche und holte sich ein Glas aus einem der Schränke. Die paar Gläser, die er dort drin stehen hatte, wirkten total verloren, genau so wie er sich fühlte. Aus dem Kühlschrank holte er eine Flasche Saft. Dann goss er sich etwas ein, stellte die Flasche zurück und lehnte sich mit einem Seufzer gegen die Arbeitsplatte neben dem Kühlschrank. Ruki beschäftigte ihn wirklich. Was hatte er wohl durchmachen müssen, dass er dort gelandet war? Soweit er es dessen Äußerungen hatte entnehmen können, nichts Gutes. Er hatte sich nicht mehr getraut ihn direkt danach zu fragen, nachdem dieser ihm schon so freimütig erklärt hatte, dass er jedes Mal, wenn er versucht hatte abzuhauen, ziemlich schlimm verprügelt worden war. Vielleicht würde ihm sich Ruki mit der Zeit noch anvertrauen… er selber hatte ihm auch noch nicht alles erzählt. Wenn er doch bloß wüsste, wie er ihm helfen könnte?
 

Am nächsten Morgen wachte Ruki, wie so oft, neben Wataru auf. Dieser hatte locker einen Arm um seine Hüfte gelegt und blinzelte ihn verschlafen an. Er schien auch gerade wach geworden zu sein. Seit sie befreundet waren, schliefen sie häufiger nebeneinander im selben Bett. Gerade am Anfang hatte es beiden geholfen mit der ganzen Sache klar zu kommen, da sie wussten, dass der andere sie verstand und es verschaffte ihnen ein Gefühl von Geborgenheit. Gerade Ruki hatte das oft gebraucht und brauchte es immer noch. Inzwischen war daraus eine Gewohnheit geworden. Watarus Freund, Tohru, wusste davon, doch für ihn war es kein Problem, da er wusste wie eng die beiden befreundet waren.

„Gut geschlafen, Ru?“, wollte Wataru wissen.

„Ja und du?“, erkundigte Ruki sich nun.

„Ich hab auch gut geschlafen.“, erwiderte der andere. „Sollen wir frühstücken? Du musst doch bestimmt bald zu ihr und das Geld abliefern, oder?“

„Erinnere mich bloß nicht dran!“, seufzte dieser. Er hasste es, wenn er bei ihr auflaufen musste, um das Geld, was er verdient hatte, abzuliefern. Es hatte nicht lange gedauert und er hatte angefangen diese Frau zu hassen. Vor allem, weil sie schuld daran war, dass er anschaffen gehen musste. Dabei hätte sie ihn beschützen sollen.

„Eines Tages wirst du es schaffen und ihr entkommen.“, erklärte Wataru und zog Ruki noch einmal fest in seine Arme. Er küsste ihn sanft auf die Stirn.

„Danke, das hoffe ich auch.“, meinte Ruki. Er vergrub sein Gesicht in dem T-Shirt des anderen. „Kommst du übermorgen mit zum Friedhof? Ich würde ungern alleine gehen.“, nuschelte er dann.

Beruhigend strich ihm sein Freund durch die Haare: „Klar, hab ich dich jemals alleine gehen lassen?“
 

Zwei Stunden später trappte Ruki missmutig die Treppe hinunter zum Club. Liebend gerne wäre er zu spät gekommen, doch das hätte nur Ärger mit ihr bedeutet und darauf konnte er getrost verzichten. Aber er würde keine Minute früher kommen, soviel war klar. Diese kleine „Rebellion“ konnte er sich wenigstens gestatten, ohne Prügel zu beziehen. Inzwischen war er unten angekommen und öffnete die Hintertür zum Club. Um diese Zeit war nur Personal anwesend und auch davon noch nicht die ganze Belegschaft.

Ruki durchquerte den Club, grüßte die Leute, die schon da waren verhalten, aber höflich, bis er das Büro seiner Chefin erreichte, das von dem Hauptraum des Clubs abging. Er holte tief Luft und klopfte dann an die Tür.

„Herein!“, ertönte eine etwas unwirsch klingende Stimme.

Vorsichtig öffnete Ruki die Tür und betrat den Raum. Hinter einem wuchtigen Schreibtisch saß seine Chefin in ihrem riesigen Chefsessel. Sie hatte lange schwarze Haare, die sie zu einer Hochsteckfrisur trug. Sie trug ein elegantes Kostüm mit tiefem Ausschnitt, dass den Blick auf eine Eidechsen Tattoo gewährte. Schon allein bei diesem Anblick lief Ruki ein kalter Schauder über den Rücken, wusste er doch um die Bedeutung des Tattoos.

„Ah, mein kleiner Taka- chan.“, flötete sie, nachdem sie ihre Zigarette im Aschenbecher vor sich ausgedrückt hatte. Vor dem Schreibtisch saß einer ihrer Leibwächter und Vertrauten. Er war groß und sehr kräftigt gebaut und wie Ruki schon mehrere Male aus erster Hand zu spüren bekommen hatte, konnte er sehr hart zuschlagen. Wenn er konnte, machte er einen großen Bogen um diesen Mann, vor allem, weil er wusste, dass dieser ihn gerne demütigte und quälte.

„Guten Morgen, Takeuchi- san.“, erwiderte Ruki und verbeugte sich. Er holte ein leicht zerflettertes Portemonnaie aus seiner Hosentasche.

„Ich liebe es, wenn du mir so großzügige Geschenke machst!“, lachte sie herablassend.

Er reagierte nur mit einem Nicken und trat näher zu ihr hin, damit er ihr das Geld geben konnte. Als sie es entgegen nahm, tätschelte sie ihm über den Kopf: „Danke, Taka- chan. Du hattest doch bestimmt viel Spaß dabei das Geld zu verdienen, nicht wahr?“

Ruki antwortete nicht. Mit einer schnellen Bewegung hatte ihr Leibwächter ihn unsanft am Handgelenk gepackt. „Takeuchi- san hat dich etwas gefragt!“, fuhr er ihn an.

Ruki verbeugte sich schuldbewusst, soweit es in der festen Umklammerung des Leibwächters möglich war: „Es tut mir leid. Ja, ich hatte sehr viel Spaß dabei. So wie jedes Mal.“ Er versuchte seine Stimme so fest wie möglich bei dieser Lüge klingen zu lassen, doch er befürchtete zu Recht, dass es nicht so ganz klappte. Es tat ihm weder leid, noch hatte er Spaß gehabt.

„Siehst du es geht doch. Du weißt doch was mit ungehorsamen Jungs passiert, nicht wahr?“, fragte der Leibwächter mit einem süffisanten Lächeln.

Und ob er das wusste… wer in diesem Schuppen wusste es besser als Ruki?!

„Ja, das weiß ich.“, sagte er nur.

„Gut, wenn es dir soviel Spaß macht, dann wird es dich sicher freuen, dass du zwar heute im Club arbeitest, aber den Rest der Woche im Hotel. Du bist wirklich sehr beliebt bei unseren geschätzten Kunden. Und ich denke, es wird dich besonders freuen zu hören, dass du übermorgen den ganzen späten Nachmittag zwei Stunden von Tanaka- san gebucht worden bist.“, erklärte seine Chefin.

Innerlich schrie alles in ihm auf. Jeder nur nicht der und dann auch noch zwei Stunden! Wenn er einen seiner Kunden nicht leiden konnte, dann war es dieses reiche, perverse und zu allem Unglück auch noch fette Schwein. Wenn andere wüsste, was dieser angesehene Geschäftsmann mit ihm anstellte, dann würde sie bestimmt anders von ihm denken. Und dann auch noch übermorgen! Es war ja klar, dass sie ihn gerade übermorgen richtig einen reinwürgen würde. An jedem anderen Tag wäre es noch irgendwie zu ertragen gewesen, aber nicht übermorgen.

„Wu… wunderbar.“, brachte Ruki hervor.
 

„Und? Was haben sich deine lieben anderen Schulfreunde für dich gestern ausgedacht gehabt?“, wollte Uruha in der Mittagspause von Reita wissen. Genau wie Aoi und Kai gehörte auch Uruha zu seinen engen, richtigen Freunden. Sie kannten sich auch schon seit Schulzeiten und seit sie alle einem Beruf nachgingen, versuchten sie wenigstens ihre Mittagspause regelmäßig zusammen zu verbringen. So saßen sie auch heute wieder zu viert in einem kleinen, recht günstigen Restaurant, was für alle leicht von ihrem Arbeitsplatz zu erreichen war.

„Du glaubst es nicht!“, begann dieser und verdrehte die Augen. „Sie waren der Meinung, dass mir ein wenig Sex helfen würde und haben mir einen Callboy gemietet.“

„Das nenne ich Einfühlungsvermögen!“, erwiderte Aoi.

„Das hab ich auch gedacht! Als wenn das mein Herz kitten könnte!“, schnaubte Reita.

„Wie war das so? Ich meine hast du mit ihm…?“, erkundigte sich Uruha und sah ihn erwartungsvoll an, während er sich eine der hellbraunen Haarsträhnen aus dem Gesicht pustete. Für diese Fragen bekam er einen Tritt unter dem Tisch von Kai, der ihm gegenüber saß.

Reita seufzte. Das war ja klar gewesen, dass diese Frage kam. „Nein, ich habe nicht… ich weiß nicht, es erschien mir irgendwie falsch. Ich habe ihn, er heißt übrigens Ruki, zum Essen eingeladen und wir haben uns sehr nett unterhalten.“, erklärte er dann.

Sein Gegenüber grinste breit: „Wenn die das wüssten! Aber so wie das erzählst, scheint es ja wirklich ein netter Abend gewesen zu sein.“

Er nickte: „Ja, das war es auch. Ich hab ihm sogar meine Karte gegeben…“

„Du bist nicht dabei dich zu verlieben, oder Reita?“, fragte Aoi führsorglich.

„Was? Ich mich verlieben? Bevor ich das wieder tue, werden bestimmt noch Jahre vergehen! Wenn ich bis dahin nicht schon längst in meinem Selbstmitleid ersoffen bin!“, gab dieser zurück.

„Aber du würdest ihn gerne wiedersehen?“, erkundigte sich Kai.

„Ja, ich finde ihn sehr sympathisch und ich würde mich einfach gerne wieder mit ihm unterhalten.“, antwortete Reita.
 

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* Wuuuuuu Kapitel 2! ^.^v

* Ich hätte fast vergessen, dass ich das hochladen wollte -.-' ich bin so doof!

* Vielen Dank für die Favouriten und den Kommi von meiner lieben Kazu-chan! ^.^

Sugar Pain

Discharge III
 

~ Sugar pain ~
 

„Es ist schön, dass du hier bist.“, sagte Tohru und zog Wataru zu sich auf den Schoß, sodass er ihm in die Augen sehen konnte. Sie saßen auf dem gemütlichen Sofa in Tohrus Wohnzimmer. Sein Freund war sowohl ein ganzes Stück größer, als auch zwei Jahre älter, als er und hatte blond gebleichte Haare. Sein Pony war auf der einen Seite länger als auf der anderen und hing ihm häufiger ins Gesicht.

„Tja, wenn du dir schon extra den Nachmittag frei genommen hast…“, grinste Wataru. „Zum Glück ist meine Schicht heute früher zu Ende…“, meinte er dann und griff nach dem Kinn des anderen, damit er seinen Kuss einfordern konnte. Ihre Lippen berührten sich hungrig, schließlich hatten sie sich schon eine ganze Weile nicht mehr sehen können.

„Ich soll dir von Ruki übrigens ausrichten, dass er dir dankbar ist, dass du mich morgen entbehren kannst, obwohl ich frei habe. Vor allem bei dem Dienstplan, den Takeuchi ihm an diesem Tag aufgedrückt hat.“, meinte Wataru, als sich ihre Lippen nach mehreren leidenschaftlichen Küssen getrennt hatte.

„Wie könnte ich das nicht tun, nachdem ich ihn letztes Jahr an diesem Tag gesehen habe? Er war so fertig mit den Nerven, da wird er dich morgen dringend brauchen.“, entgegnete Tohru, während er ihm eine Haarsträhne aus dem Gesicht strich. „Wen hat er denn auf dem Dienstplan?“

„Tanaka…“, sagte dieser tonlos.

„Das perverse Schwein…?! Dann braucht Ruki dich wirklich.“, kommentierte Tohru. Wataru hatte sich schon häufiger über diesen Kunden ausgelassen und dann hatte er Ruki vor zwei Monaten erlebt, nachdem er von seiner Begegnung mit Tanaka zurück kam. Eigentlich war er kaum noch ansprechbar gewesen. Er hatte eine ganze Weile gebraucht, bis sich er sich wieder eingekriegt hatte. Außerdem wusste Tohru was für ein Todestag morgen war. Er konnte es gar nicht über das Herz bringen und fordern, dass Wataru zu ihm kommen sollte. Dafür hatte er auch Ruki zu sehr ins Herz geschlossen. Aber Tohru wusste, dass wenn er Tanaka begegnen würde, dass er wahrscheinlich für nichts garantieren konnte. Am liebsten hätte er ihm eine runtergehauen, für das, was er den beiden angetan hatte und dem Jüngeren von ihnen immer noch antat.

Inzwischen bahnten sich Watarus Hände ihren Weg unter sein Hemd. Er genoss es die nackte, warme Haut seines Freundes spüren zu können. Zu lange hatten sie keine Zeit mehr für einen gemeinsamen intimen Moment gehabt.

Sie küssten sich erneut.

„Lass uns ins Schlafzimmer umziehen, ja?“, grinste Tohru vielsagend.
 

Am nächsten Tag hatte Reita seine Mittagspausen Verabredung mit seinen guten Freunden abgesagt. Er hatte seiner Mutter versprochen sie zum Friedhof zu begleiten. Da er wusste, dass seine Mutter ungern alleine hinging und auch er schon eine geraume Weile schon nicht mehr am Grab seiner Oma gewesen war, hatte er sich schnell dazu bereit erklärt.

Als sie schweigend auf dem Rückweg zum Auto seiner Mutter waren, entdeckte er plötzlich einen jungen Mann mit schwarzen Haaren, der einen Strauß Blumen vor einem etwas entfernten Grab niederlegte. Auch wenn der junge Mann etwas von ihm entfernt war und er sein Gesicht auch nicht ganz sehen konnte, war er sich doch sicher, dass es sich um Ruki handelte. Er wurde von einem etwas größeren Brünetten begleitet, der ihm mitfühlend die Hand auf die Schulter legte und ihn schließlich tröstend in seine Arme zog. Wer auch immer dort begraben lag, es schien Ruki ganz schön mitzunehmen. Und wer war der andere an der Seite des Schwarzhaarigen? Sie schienen ein sehr vertrautes Verhältnis zu haben. Ob es vielleicht sein Freund war?

„Akira?“, hörte er die Stimme seiner Mutter, die ihn aus seinen Gedanken riss. „Alles okay?“, wollte sie dann wissen.

„Klar, ich war nur gerade mit den Gedanken woanders.“, antwortete Reita ihr.

Gleich nachdem er etwas Zeit für sich in seinem Büro hatte, hatte Reita für den Abend, wenn er seine Arbeit erledigt hatte, einen Termin mit Ruki ausgemacht. Nach der passenden Telefonnummer hatte der Blonde sich bei seinen Freunden erkundigt. Diese waren sehr begeistert gewesen, dass ihre Idee bei ihm anscheinend so viel Eindruck hinterlassen hatte. Reita hatte ihnen nicht erzählt, dass seine wahre Intention eine andere war, als sie dachten. Seit er Ruki auf dem Friedhof gesehen hatte, hatte er eine seltsame Sehnsucht nach ihm verspürt. Außerdem wollte er mehr über ihn wissen, auch wenn er selber nicht genau wusste wieso.
 

Ruki war fix und fertig mit den Nerven. Wenn er ehrlich war, dann war schon fertig gewesen, als er mit Wataru zum Friedhof gefahren war. Je näher sie dem Friedhof gekommen waren, desto mehr hatten seine Beine angefangen zu zittern und es war ihm schwer gefallen, noch einen Schritt vor den anderen zu setzen. Doch mit Wataru an seiner Seite war es ihm gelungen.

Das Einzige was ihm half den Rest des Tages, vor allem seinen endlos scheinenden Termin mit Tanaka, überleben ließ, war dass seine Chefin ihn vorher angerufen hatte um ihm mitzuteilen, dass er danach noch einen Kunden zu empfangen hatte. Als sie das gesagt hatte, war er kurz davon gewesen sein Handy gegen die Wand zu schmeißen, doch dann fiel der Name des Kunden. Es war Reita.

Ruki war noch nie so erleichtert gewesen, den Namen eines Kunden zu hören, wie in diesem Fall. Die Erkenntnis, dass es nicht mehr lange hin war, bis er Reita zu sehen bekam, hatte ihm die nötige Kraft gegeben, sich schneller als sonst aufzurappeln, nachdem er sich wie gewöhnlich, wenn der Arsch mit ihm fertig war, übergeben hatte. Er war selber erstaunt gewesen, wie schnell ihn seine zittrigen Beine wieder getragen hatten. Dafür ließen die Schmerzen an gewissen Stellen noch nicht nach.

Ruki befand er sich im Bad des Hotelzimmers und untersuchte inzwischen seinen Hals auf Spuren, die das Halsband hinterlassen hatte. Genau wie an seinen Handgelenken fand er auch dort rote Striemen, die teilweise sogar ein wenig blutig waren. Wobei bei genauerer Betrachtung erwiesen sich die Striemen an seinen Handgelenken als schlimmer. Mit zitternden Händen, suchte er in seinem Kosmetikkram nach etwas zum abdecken. Er wollte nicht, dass Reita die ganzen Striemen sah. Nach einer Weile musste er allerdings einsehen, dass es nicht möglich war, alles zu überdecken und schon gar nicht an den Handgelenken. Zum Glück hatte er einen Pullover mit langen Ärmeln angehabt. So sollten zumindest die Striemen dort unentdeckt bleiben.

Es klopfte an der Tür.

„Reita?“, fragte Ruki. „Komm rein, ich bin sofort da. Ich bin noch kurz im Bad.“

Er hörte wie jemand das Zimmer betrat und zog sich schnell den schwarzen Pullover mit Schnürverschluss an. Dann trat er aus dem Bad und entdeckte den Blonden, der etwas unschlüssig mitten im Zimmer stand. Als Reita ihn erblickte, erhellte sich sein Blick zuerst, dann bekam er einen richtigen Schreck. Ruki war kalkweiß. Blass war er schon bei ihrer ersten Begegnung gewesen, aber jetzt sah er aus, als wenn er jeden Moment umkippen könnte. Unter seinen Augen zeichneten sich Ringe ab, die man trotz aller Versuche, sie zu überschminken noch erkennen konnte. Der schwarzer Pullover, den er trug, war an den Ärmeln ein gutes Stück zu lang und er konnte den Schwarzhaarigen dabei beobachten, wie er unsicher mit dem einem Ärmel spielte.

„Hi, ich freu mich dich zu sehen.“, begrüßte Ruki ihn und kam näher. Reita trug noch einen Anzug, er schien also direkt von der Arbeit hierher gekommen zu sein. Er fand, dass sein Gegenüber sehr gut in dem Anzug aussah.

„Hi, ich mich auch.“, grüßte Reita zurück. Inzwischen konnte er erkennen, dass der Jüngere Striemen am Hals hatte und bei seinen Schritte etwas unsicher auf den Beinen wirkte.

„Ist alles in Ordnung?“, fragte er ihn besorgt.

In diesem Moment konnte Ruki seine Tränen, die er bisher so gut bekämpft hatte, nicht mehr zurückhalten. Vielleicht lag es daran, dass Reitas Besorgnis wirklich echt war, aber warum ihm seine restliche Kraft gerade in diesem Moment verließ, konnte er nicht sagen. Schnell machte Reita einen Schritt nach vorne und schloss ihn führsorglich in die Arme, bevor dessen Beine endgültig nachgaben. Eine Weile blieben sie so stehen und Reita ließ Ruki erst einmal weinen, während er ihm tröstend über den Rücken strich. Dann führte er ihn zum Bett, ohne ihn jedoch aus seiner Umarmung entlassen. Einen Moment später saßen sie auf dem Bett und Ruki hatte sein Gesicht immer noch im Hemd des Älteren vergraben.

„Ich habe dich heute auf dem Friedhof gesehen, aber das ist nicht der einzige Grund, weshalb es dir nicht so gut geht, oder? Woher hast du die Striemen?“, wollte Reita sanft wissen, als der Schwarzhaarige sich wieder etwas gefasst hatte.

Ruki sah ihn an und holte dann tief Luft: „Willst du das wirklich wissen?“

„Ja.“, erwiderte er. Er strich den Jüngeren vorsichtig zwei Strähnen aus dem Gesicht, die über dessen linkes Augen gefallen waren.

„Heute vor vier Jahren sind meine Eltern bei einem Unfall gestorben. Deshalb war ich heute auf dem Friedhof. Und dann hatte ich heute einen sehr unangenehmen Kunden. Von ihm sind die Striemen. An den Handgelenken habe ich auch welche…“, schniefte Ruki. Er schaffte es nicht, Reita dabei in die Augen zu sehen, zu sehr fürchtete er das, was er dort sonst ablesen konnte, wenn jemand Details erfuhr.

„Das mit deinen Eltern tut mir sehr leid, Ruki. Du vermisst sie, oder?“, erwiderte dieser. Er griff nach seinen Händen und schob vorsichtig die Ärmel nach oben. Die Wunden, die er dort sah, gefielen ihm ganz und gar nicht: „Was für ein Arsch! Was hat er dir noch angetan?!“

„Das willst du nicht wissen. Es sind immer die schlimmsten Stunden, wenn er da ist. Sobald er aus der Tür ist, hänge ich über dem Klo, weil ich mich so ekele. Und dann muss er ausgerechnet heute kommen… wenn meine Eltern nicht gestorben wären, wäre ich hier nie reingerutscht.“, antwortete Ruki düster.

Nach dieser Antwort zog Reita ihn noch näher an sich heran. Er wusste nicht, was er sagen sollte, aber Ruki reichte diese Geste schon. Außerdem fühlte er sich in der Umarmung der anderen wirklich wohl. Es war ähnlich wie bei Wataru.

„Der junge Mann, der mit dir auf dem Friedhof war, ist das dein Freund?“ fragte Reita plötzlich. Er hatte keine Ahnung wieso ihn das so beschäftigte, aber jetzt war es ihm einfach so herausgerutscht.

„Wataru ist ein guter Freund, aber nicht mein Freund. Ich habe erst einmal einen Freund gehabt, aber der hat mich sofort verlassen, nachdem er erfahren hatte, was ich tue. Aber wahrscheinlich ist es besser so. Meiner Zuhälterin hätte es garantiert nicht gefallen, wenn ich einen Freund gehabt hätte.“, erklärte Ruki. Er erschauderte schon fast bei dem Gedanken daran, was Takeuchi mit seinem Freund anstellen würde, wenn sie es herausfinden würde. Das würde garantiert nicht angenehm sein. Sie würde es ihm nicht gönnen, dass er wenigstens etwas glücklich war. Außerdem würde sie Angst um das Geld haben, dass er ihr einbrachte, und befürchten, dass es weniger werden würde, wenn er vergeben war.

„Muss er auch anschaffen gehen?“, erkundigte sich Reita.

„Nicht mehr. Unsere Chefin lässt ihn inzwischen im Club an der Bar arbeiten. Wir wohnen aber zusammen.“, antwortete Ruki. „Aber ich brauche mir keine Hoffnungen darauf zu machen. Das wird sie mir nie erlauben, dafür hasst sie mich viel zu sehr.“

Er wollte schon fragen, wieso sie ihn so hasste, doch er hatte den Eindruck, dass Ruki darüber noch nicht reden wollte.

„Eigentlich hatte ich ja gedacht, dass wir essen gehen, aber dafür bist du nicht in der Stimmung, oder? Ich meine, du bist total fertig und verspannt.“, meinte Reita schließlich. Er wollte irgendetwas tun, um dem ihm zu helfen, dass er sich wenigstens etwas besser fühlte.

„Tut mir leid, aber ich habe nicht mal Appetite. Aber wenn du was essen gehen möchtest, dann können wir das gerne tun. Mir geht es schon besser.“, erwiderte Ruki. Aus ihm sprach die reine Gewohnheit zu tun, was andere wollten.

„Nein, das ist nicht nötig. Ich kann auch später noch was essen und dir geht es doch gar nicht wirklich besser. Das ist doch nichts, was du innerhalb von ein paar Minuten einfach wegsteckst!“, meinte der andere, wobei er ziemlich führsorglich klang.

„Das stimmt, aber seit du hier bist, geht es mir schon ein wenig besser. Wenn ich alleine oder in Gesellschaft eines anderen Kunden gewesen wäre, dann wäre das viel schlimmer gewesen.“, sagte Ruki.

„Wenn du nachher nach Hause gehst, bist du dann ganz alleine?“, wollte Reita wissen.

„Zum Glück nicht. Wataru bleibt heute extra bei uns, obwohl er heute frei hat und den Abend eigentlich mit seinem Partner verbringen könnte.“, antwortete er sichtlich froh über die Tatsache.

„Dann bin ich beruhigt. Ihr seid gut befreundet, hm?“, meinte Reita.

Ruki nickte. „Du machst dir Sorgen um mich?“, fragte er dann etwas erstaunt.

„Klar, du bist mir nämlich sympathisch.“, erklärte der Blonde freimütig. „Was hältst du von einer Massage? Dann kannst du dich vielleicht etwas entspannen? Und wenn du Salbe hast, dann kann ich auch gleich deine Wunden versorgen.“ Als er das vorschlug, wurde er unwillkürlich etwas rot.

„Du bist mir auch sehr sympathisch.“, erwiderte Ruki mit einem schwachen Lächeln, zu mehr war er nicht im Stande. „Und was deinen Vorschlag angeht, wenn du das wirklich machen würdest… ich glaube im Bad gibt es einen Erstehilfekoffer.“

Kurze Zeit später kam Reita mit dem Erstehilfekoffer, den er tatsächlich im Badezimmer gefunden hatte, wieder. Während er inspizierte, was darin war, schlug Ruki seine Ärmel soweit hoch, dass der andere an seine Handgelenke kam. Vorsichtig desinfizierte dieser die Wunden, schmierte dann Salbe darauf und verband die Handgelenke schließlich. Mit den Striemen am Hals machte er dasselbe, nur verband er die Stellen nicht.

„Danke.“, meinte Ruki lächelnd.

„Ziehst du deinen Pulli aus?“, wollte Reita wissen.

Als Antwort zog sich Ruki den Pullover über den Kopf. Sein Blick fiel auf seinen Oberarm. Dort prangte ein Eidechsentattoo. Die Eidechse hatte ein dickes Halsband um und man konnte noch einige Kettenglieder sehen, von der Kette sehen, die daran befestigt waren.

Überrascht zog Reita eine Augenbraue hoch: „Du hast ein Tattoo?“ Damit hatte er gar nicht gerechnet.

„Ja, aber nicht freiwillig. Meine Chefin besteht darauf. Jeder, der für sie längerfristig anschaffen geht, hat so eins. Es ist ein Zeichen, dass wir ihr gehören. Sie hat zwar auch ein Eidechsentattoo, aber ihre hat als einzige keine Kette um den Hals.“, erklärte Ruki tonlos.
 

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* Yay für Kapitel 3!

* Und ja ich gestehe, das mit den Tattoos hab ich geklaut! Aber das war einfach zu gut! Seht es mir also bitte nach...

* Ich hab unglaublich leckere Frikadellen gemacht... also wenn ich mein date damit nicht glücklich mache... XD dann weiß ich auch nicht...

* Danke für die Kommis und Favos! ^.^ Ich hoffe die Story gefällt euch weiterhin. Und über Kommentare freue ich mich immer *g* *mit dem Zaunpfahl wink* Auch über konstruktive Kritik... ok baibai Miya ^^

Bathroom

Discharge IV
 

~ Bathroom ~
 

Das Gefühl von Reitas Händen auf seiner nackten Haut war mehr als angenehm. Er lag auf dem Bauch und auf dem Bett. Seinen Kopf hatte er auf seine überkreuzten Arme gelegt. Reita saß neben ihm und löste sein Versprechen von der Massage ein. Zum ersten Mal seit langer Zeit fühlte Ruki sich nicht entblößt oder ausgeliefert und auch dass der andere das mehr als demütigende Tattoo gesehen hatte, störte ihn nicht mehr. Für einen Moment glaubte er tatsächlich seine Probleme vergessen zu können. Langsam fielen ihm seine Augen zu und er gähnte herzhaft. Eigentlich schlief er nicht in Gegenwart von Kunden ein, da er genau wusste, dass man ihnen nicht unbedingt vertrauen sollte, aber einerseits war er so müde und andererseits war Reita definitiv anders.

„Schlaf ruhig, ich pass auf dich auf.“, flüsterte dieser, bevor Ruki ganz in den Schlaf hinüber glitt. Er hörte die Worte schon von ziemlich weit weg und quittierte es mit einem Brummeln. Dann war er eingenickt.
 

Ruki schlief schon eine ganze Weile. Während der ganzen Zeit hatte Reita an seiner Seite gesessen und ihm beim Schlafen zu gesehen. Es war schön endlich einen entspannten Gesichtsausdruck bei ihm beobachten zu können, nachdem er so fertig und angespannt gewesen war. Es war ein seltsames Gefühl selber eine Art innere Ruhe zu spüren, wenn man den Schlaf eines anderen beobachten konnte. Wann er diese innere Ruhe das letzte Mal bei seinem Exfreund gespürt hatte, daran konnte er sich nicht mehr erinnern. Hatte er es überhaupt schon mal bei ihm gespürt?

Wenn Reita es sich recht überlegte, war ihre Beziehung eine einzige Katastrophe gewesen, nur erkannte er das erst jetzt. Er hätte sich schon trennen sollen, als er zum ersten Mal betrogen worden war.

Plötzlich ertönte von weiter weg das Klingeln eines Handys. Es dauerte einen Moment bis der Reita erkannte, dass es sich nicht um sein Handy handelte, sondern dass es Rukis Handy sein musste.

Scheiße, dachte er. Was sollte er jetzt tun? Was war, wenn das Klingeln Ruki aufweckte? Er beschloss erst einmal das Handy zu suchen. Kurze Zeit später hatte er es im Badezimmer in der Tasche mit den Kosmetika, neben einer Packung Kondome, gefunden. Auf dem Display wurde angezeigt, dass es sich bei dem Anrufer um Wataru handelte. Wahrscheinlich machte dieser sich Sorgen um seinen Freund. Reita beschloss den Anruf entgegen zu nehmen.

Bevor er sich jedoch melden konnte, ertönte an anderen Ende ein besorgte, leicht panische Stimme: „Ruki?! Wo bist du?! Ist irgendwas passiert?! Du wolltest doch schon zu Hause sein!“

„Wataru? Hier ist Reita, ich weiß nicht, ob Ruki dir was von mir erzählt hat, aber du brauchst dir keine Sorgen machen. Er liegt hier auf dem Hotelbett und schläft. Es tut mir leid, ich wusste nicht, dass er schon bei dir sein sollte.“, erklärte er etwas unsicher wie er sich genau verhalten sollte.

„Ja er hat mir von dir erzählt, sonst würde ich mir auch noch mehr Sorgen machen, aber er meinte, du seiest in Ordnung. Eigentlich vertraut er niemandem ohne guten Grund. Das ist etwas, was man sehr schnell lernt. Aber er kann nicht die ganze Nacht im Hotel verbringen. Wenn Ruki morgen früh nicht bei der Chefin auf der Matte steht, dann ist das sehr schlecht!“, entgegnete Wataru nun etwas ruhiger, wobei aber doch noch durchschien, dass er Reita nicht ganz vertraute.

„Soll ich ihn vorbeibringen?“, wollte Reita wissen.

„Nein, lieber nicht. Wenn dich hier jemand aus dem näheren Kreis der Chefin sieht, könnte ihm das nur schaden. Er muss verdammt vorsichtig sein. Ich werde ihn abholen kommen. Bin gleich unterwegs.“, antwortete der andere.

„Dann warte ich so lange.“, erwiderte Reita.
 

Ungefähr eine halbe Stunde war vergangen, da klopfte es an der Tür des Hotelzimmers. Ruki schlief immer noch seelenruhig. Ihn hatte das Handyklingeln nicht aufwecken können. Einen Augenblick später betrat ein junger Mann mit braunen Haaren, die unter einem weißen Hut hervorlugten das Hotelzimmer. Er musterte Reita leicht argwöhnisch. Auch wenn Ruki ihm erklärt hatte, dass er ihm vertraute, hatte er doch Angst um seinen Freund. Zu oft schon hatte er ihn leiden sehen. Dann fiel sein Blick auf das Bett, wo dieser friedlich schlief und sein Gesichtsausdruck wurde sanfter. Wenn Ruki ihm so vertraute, dass er tatsächlich einschlief, dann bedeutete das schon etwas und der friedliche Gesichtsausdruck sprach eigentlich auch für sich, vor allem an diesem Tag.

„Hi, ich bin Wataru.“, begrüßte der Brünette ihn, bemüht relativ leise zu sprechen, um Ruki nicht gleich aufzuwecken. Jetzt klang er schon wesentlich freundlicher, trotzdem blieb noch ein wenig von Restzweifel.

„Hi, mein Name ist Reita. Also eigentlich Akira, aber so nennt mich kaum noch jemand.“, meinte er freundlich lächelnd. Er konnte verstehen, wenn Wataru ihm gegenüber misstrauisch war. An dessen Stelle wäre er es auch. Die Sorge um den Freund würde auch bei ihm überwiegen.

„Tut mir leid, wenn ich dir Unrecht getan habe, aber ich will einfach nicht, dass er noch mehr leiden muss.“, sagte der Wataru, während er zum Bett hinüber ging und sich auf die Bettkante setzte. Führsorglich strich er ihm über die Wange. Rukie murmelte etwas, was man nicht genau verstehen konnte.

„Verständlich, ich wäre auch misstrauisch gewesen.“, erwiderte Reita. „Er hat es wirklich nicht leicht, hm?“

„Nein, nicht wirklich. Dafür sorgt die Chefin schon. Sie macht ihm das Leben so schwer wie möglich.“, bestätigte Wataru. Er sah auf den schlafenden Schwarzhaarigen und seufzte: „Ich würde ihn ungern wecken, wo er so schön schläft und das heute...“

„Das glaub ich dir gerne.“, meinte der andere.

„Hat Ruki dir erzählt, was heute passiert ist?“, wollte er etwas überrascht wissen.

„Er hat mir erzählt, dass heute der Todestag seiner Eltern ist und dass der Kunde, der vor mir hier war, der Schlimmste überhaupt ist. Er war so fertig.“, antwortete Reita.

„Das ist er immer an diesem Tag und wenn der Arsch da war. Du hast ihm die Handgelenke verbunden?“, fragte Wataru. Er hatte gerade die Verbände und auch die Striemen an Rukis Hals entdeckt. „Dann hat der Mistkerl ihn richtig übel behandelt…“

„Ja, es sah schon übel aus. Ist das jedes Mal so, wenn Ruki diesen Kunden hat?“, erkundigte er sich. Jetzt noch eine Gelegenheit zu sein, etwas mehr über den Jüngeren herauszufinden.

„Eigentlich schon. Dummerweise hat dieses Arschloch einen Narren an Ruki gefressen und kommt recht häufig.“, antwortete der andere. Er sah ihm forschend in die Augen: „Du machst dir echt etwas aus Ruki, oder? Ich meine du verarscht ihn letztendlich nicht…“

„Nein, ich will ihn bestimmt nicht verarschen. Ich weiß auch nicht, aber ich finde ihn sehr sympathisch.“, erwiderte Reita. „Wie kommt ihr eigentlich nach Hause?“

„Normalerweise mit der Bahn… auch wenn das jetzt gleich für ihn nicht leicht wird.“, meinte Wataru.

„Soll ich euch nicht zu eurer Wohnung fahren? Ich bin mit dem Auto da.“, bot der andere an.

Wataru zögerte. Klar für Ruki wäre es angenehmer, aber wenn ihre Chefin sie sehen würde, dann würde sie anfangen Fragen zu stellen. Und er wollte nicht, dass sie seinem Freund diese Chance kaputt machte. Denn wenn Reita ihn wirklich nicht verarschen wollte, dann war es eine Chance für ihn einen Freund oder vielleicht am Ende sogar mehr zu gewinnen. Selbst wenn es schwierig werden sollte, das alles vor ihrer Chefin geheim zu halten. Doch dann nickte er: „Aber du müsstest uns vorher rauslassen, damit wir nicht von unserer Chefin gesehen werden. Sie wäre nicht besonders froh darüber, wenn sie erfahren würde, dass Ruki bei dir seiner vorgesehenen Arbeit nicht nachkommt.“

„Hasst sie ihn wirklich so?“, wollte Reita wissen.

„Ja.“, antwortete der andere einfach nur.

„Hat er ihr irgendwas getan? Warum hasst sie ihn so?“, fragte er weiter, obwohl er ahnte, dass er darauf keine Antwort erhalten würde.

„Das kann ich dir nicht einfach erzählen. Das muss Ruki schon selber machen, aber wenn er dir von seinen Eltern erzählt hat, dann ist das schon ein Zeichen dafür, dass er dir vertraut.“, erklärte Wataru.

„Hab ich mir schon gedacht, dass du das nicht einfach erzählen wirst.“, lächelte Reita. Die Freundschaft der beiden schien wirklich tief zu gehen.

Wataru wandte sich nun wieder seinem Freund zu. Sanft strich er Ruki über die Wange: „Hey, Ru… du musst aufwachen… auch wenn es dir schwer fällt. Wenn wir zu Hause sind, kannst du weiter schlafen.“

Dieser murmelte etwas vor sich hin und veränderte seine Position ein wenig.

„Ru... ich weck dich ja wirklich ungern auf, aber wir können nicht ewig hierbleiben…“, fuhr der Wataru fort. Inzwischen rüttelte er ihn vorsichtig.

Langsam öffnete Ruki die Augen. Dann blinzelte er ein paar Mal und versuchte ein zu ordnen, wo er gerade war. Es dauerte einen Moment bis ihm klar wurde, dass er tatsächlich im Hotelbett eingeschlafen war und dass es Watarus Stimme gewesen war, die ihn geweckt hatte. Ob Reita noch hier war? Kurz bevor er eingeschlafen war, hatte er ihm versprochen so lange auf ihn aufzupassen…

Verschlafen rieb Ruki sich die Augen und richtete sich ein wenig auf. „Wataru, was machst du denn hier?“, wollte er dann wissen.

„Er hat sich Sorgen um dich gemacht, weil du nicht nach Hause gekommen bist.“, erwiderte Reita mit einem freundlichen Lächeln.

„Reita? Du bist noch da?“, fragte er erstaunt. Seine Haare waren ein wenig verstrubbelt, was aber irgendwie niedlich aussah. Er war glücklich, dass dieser noch da war.

„Klar, bin ich noch da. Ich habe dir doch versprochen, dass ich auf dich aufpasse, während du schläfst.“, grinste Reita.

„Danke.“, meinte Ruki und lächelte erst Reita an und dann Wataru an. „Tut mir leid, dass ich dir Sorgen bereitet habe.“

„Schon gut, ist ja nichts passiert.“, erwiderte dieser. „Reita hat uns übrigens angeboten, uns ein Stück mitzunehmen. Dann musst du nicht so viel laufen und mit der Bahn fahren.“
 

Während sie langsam zu Reitas Auto liefen, hatte sich Ruki bei Wataru untergeharkt. Er war wirklich noch sehr müde und bevor er stolperte, erschien ihm das als beste Lösung. Wenn er ehrlich war, hätte es ihn auch nicht gestört, wenn er sich bei dem Blonden hätte einharken können, aber er traute sich nicht diesen Schritt zu machen aus Angst vor dessen Reaktion.

Im Auto merkte er wie ihm immer wieder die Augen zufielen und er sich stärker gegen ihn lehnte.

Als er endlich in sein Bett fallen konnte, war Ruki erleichtert. Er hielt sich nicht großartig damit auf sich umzuziehen, dafür war schlicht weg zu müde.

„Wataru?“, fragte er den Brünetten, der auf seiner Bettkante saß. „Schläfst du heute bei mir?“

„Klar, ich zieh mich nur kurz um, okay?“, fragte Wataru.

„Hm.“, antwortete Ruki.

Wie versprochen kam Wataru kurze Zeit später zu ihm und legte sich neben ihn. Dann legte er einen Arm um ihn und Ruki kuschelte sich an ihn.

„Was hältst du von Reita?“, wollte Ruki gähnend von ihm wissen.

„Er scheint anders als die anderen zu sein, eher so wie Tohru. Ich finde ihn sympathisch und ich hoffe für dich, dass er dir gut tut.“, antwortete er.

„Gut, dass du so denkst…“, murmelte Ruki noch. Einen Moment später war er in seinen Armen eingeschlafen.
 

Am nächsten Tag war Reita wieder mit seinen Freunden zum Mittagessen verabredet. Nachdem er Ruki und Wataru gestern eine Ecke vor ihrer Wohnung aus dem Wagen gelassen hatte, hatte er gewartet, bis er die beiden nicht mehr sehen konnte. Anschließend war er nach Hause gefahren. Bevor er endlich eingeschlafen war, hatte er noch lange über die beiden und vor allem über Ruki nachgedacht.

Als er das kleine Restaurant betrat, sah er, dass Kai der Einzige war, der schon da war. Der Dunkelhaarige saß an ihrem Stammtisch und las Zeitung.

„Hi.“, begrüßte Reita ihn mit einem freundlichen Lächeln. Er setzte sich wie immer gegenüber von seinem Freund hin.

Kai faltete die Zeitung zusammen und legte sie auf den Tisch: „Hi, Reita. Du siehst aber ganz schön müde aus.“

„Danke für die nette Begrüßung!“, gab der angesprochene zurück.

„Dafür sind Freunde doch da.“, lachte dieser. „Nee, jetzt mal im Ernst. Bedrückt dich etwas?“

„Hm ja, ein wenig. Ich war gestern wieder bei Ruki und was soll ich sagen? Er sah schrecklich aus. Er hatte Striemen am Hals, ich nehme an von einem Halsband und die Handgelenke sahen noch viel schlimmer aus. Der Arme war total fertig, er ist mir praktisch in die Arme gefallen. Dann hat er mir ein wenig etwas von sich erzählt: er scheint da nach dem Tod seiner Eltern vor vier Jahren darein gerutscht zu sein. Am Ende ist er ganz erschöpft eingeschlafen.“, erklärte Reita, was ihm auf der Seele brannte.

Kai sah ihn betroffen an: „Das klingt grässlich!“

Sein Freund nickte: „Gestern war ihr Todestag und ich hab ihn auf dem Friedhof gesehen, als ich mit meiner Mutter da war. Ich glaube nicht, dass Ruki sein richtiger Name ist und naja ich bin neugierig… deshalb hab ich gestern darüber nachgedacht, beim Grab nachzugucken, welcher Name drauf steht. Aber dann habe ich ein schlechtes Gewissen bekommen, weil ich das Gefühl habe, ihn so zu hintergehen.“ Er seufzte schwer. Aber es half mit jemanden darüber reden zu können und er wusste, dass Kai ihn nicht einfach als verrückt abstempeln würde.

„Hm, das ist nicht einfach.“, meinte er. „Ich meine einerseits, würde ich sagen, wenn du wirklich nur nach dem Namen guckst, ist das nicht so schlimm, aber andererseits brichst du damit schon irgendwie das Vertrauen, das er dir anscheinend entgegen bringt. Ich meine, wenn er dir nicht auf eine gewisse Weise vertrauen würde, dann hätte er dir kaum von allem erzählt und eingeschlafen wäre er sicherlich auch nicht. Ich befürchte, ich kann dir da keinen wirklichen Rat geben, aber vielleicht solltest du ihm noch ein wenig Zeit geben? Du willst ihn doch wiedersehen, oder?“ Ihm war noch nicht klar, wie die Gefühle seines Freundes aussahen, doch er nahm an, dass Reita sich darüber selber nicht im Klaren war, geschweige denn einen Gedanken daran verschwendete, dass er vielleicht mehr für Ruki empfinden könnte. Was er davon halten sollte, wenn sein Freund sich tatsächlich verlieben sollte, wusste er noch nicht. Er beschloss mit den anderen in Ruhe darüber zu reden.

„Will ich.“, bestätigte Reita. „Aber ich schätze du hast recht, ich sollte ihm Zeit lassen.“
 


 

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* So Reita und Wataru haben sich getroffen... ^.^

* Ich mag Reita in dieser fanfic irgendwie... war mal was anderes ihn so zu schreiben *g* Und Wataru lieb ich hier sowieso... vor allem später ^^

* Ich bin nicht ganz so zufrieden mit diesem Kapitel, ich würde es gerne überarbeiten, aber dazu fehlt mir grad die Muße... iwie... hab ein wenig Liebeskummer und Stress... oh und müde... brauch gleich erstmal nen Kaffee.

people error

Discharge V
 

~ people error ~
 

Nachdem Ruki aus seinem überraschend tiefen und zum Glück auch traumlosen Schlaf aufgewacht war, hatte Wataru ihn unter die Dusche geschickt, mit dem Versprechen in der Zwischenzeit Frühstück fertig zu machen. Noch etwas verschlafen tapste dieser in ihr kleines, schummriges Badezimmer. Es gab nur ein kleines Fenster, sodass kaum Licht in den Raum fallen konnte. In der hintersten Ecke befand sich die Toilette und daneben die Duschwanne, während sich in der Ecke hinter der Tür ein kleiner Schrank und ein Regal mit ihren persönlichen Dingen, wie Duschgel und Handtücher befanden. Das der Schrank etwas tief in den Raum hineinging, musste man vorsichtig sein, wenn man die Tür öffnete, sonst stieß man unwillkürlich dagegen. Auf der anderen Seite gab es noch ein Waschbecken und einen Spiegel.

Im Badezimmer zog Ruki sich aus und trat dann unter die Dusche. Als das lauwarme Wasser über seinen Körper lief, wurde er richtig wach. Viel wärmer als lauwarm wurde das Wasser hier allerdings auch nicht. Deshalb nutzte er gerade im Winter die Möglichkeit richtig warm im Hotel zu duschen. So gut wie gestern hatte er lange nicht mehr geschlafen, vor allem nicht an diesem speziellen Tag. Er fühlte sich nicht so lustlos und platt wie sonst, sondern tatsächlich mal etwas erholt. Ob das vielleicht an Reita lag? Warum war dieser bloß so nett zu ihm? Konnte es wirklich sein, dass er ehrlich an ihm persönlich interessiert war, selbst wo er wusste, dass Ruki eine Menge bezahlten Sex mit Männern hatte? Sie kannten sich doch gar nicht so lange. Wobei wenn er sich recht erinnerte, dann hatte Wataru und Tohru sich auch nicht lange gekannt, als sie ein Paar geworden waren. Und wenn er ehrlich war, hatte er auch nicht das Gefühl Reita erst so kurze Zeit zu kennen. Es gab nur eins was ihn störte, wenn der Blonde ihn sehen wollte, musste er dafür bezahlen. Soviel Geld konnte er doch auch nicht haben, als dass er sich das regelmäßig leisten konnte. Und war er noch bereit ihn einzuladen. Ruki gefiel der Gedanke, dass Reita so viel Geld in ihn investieren musste ganz und gar nicht. Bei den anderen Kunden war das eine andere Sache. Er mochte sie nicht und es kam nur halbwegs damit klar, dass sie ihn kauften, wenn er sich einredete, dass es eine Dienstleistung war, die er da erbrachte. Es war fast wie Haare schneiden oder so, nur das er ihnen Sex anbot. Aber er mochte Reita… er wollte eine Freundschaft mit ihm, die so normal wie möglich sein sollte.

Mit dem Gedanken, dass er dafür eine Lösung finden musste, stellte er das Wasser ab und stieg aus der Duschwanne. Er trocknete sich schnell ab, denn man fror recht schnell in dem kleinen Zimmer und zog sich an.

Als er dann in die kleine Küchenzeile, in der gerade mal ihr kleiner Tisch und zwei Stühle noch Platz hatten, betrat, saß Wataru schon am Tisch und wartete auf ihn. Er schenkte Ruki Kaffee in seine Tasse, als er ihn bemerkte und schob sie ihm dann hin. Dankend nahm Ruki die Tasse entgegen: ein Kaffee am Morgen machte vieles erträglicher. Und eine Zigarette nach dem Besuch bei der Chefin würde seine Laune dann auch etwa heben.

„Wie war das eigentlich bei dir und Tohru? Ihr kanntet euch nicht so lange, bis ihr euer erstes Date hattet oder?“, fragte Ruki seinen Freund neugierig.

„Das ist wahr. Wir kannten uns ungefähr eine Woche und danach ging auch alles ziemlich schnell. Ich glaube, zwischen manchen Menschen stimmt die Chemie einfach. Fragst du wegen Reita?“, antwortete Wataru ihm. Er sah ihn fragend an.

Der Jüngere wurde leicht rot, er fühlte sich ertappt: „Eigentlich schon. Ich will nicht mehr, dass er dafür bezahlen muss, wenn wir uns sehen. Ich würde am liebsten ganz normal mit ihm befreundet sein, aber ich weiß nicht, ob ich das nicht zu schnell empfinde.“

„Letztendlich kann ich dir leider keine verbindliche Antwort darauf geben, aber wie gesagt, ich denke schon, dass es Menschen gibt, zwischen denen die Chemie einfach stimmt und die sich nicht erst lange beschnuppern müssen. Wobei ich sagen muss, dass ich dich gut verstehen kann. Er hat sich ja anscheinend recht rührend um dich gekümmert, worüber ich froh bin. Du hast schon lange nicht mehr so ruhig geschlafen. Aber dir ist klar, dass es gefährlich ist, wenn du dich mit ihm hinter ihrem Rücken triffst?!“, erklärte sein Freund mit einem besorgten Gesichtsausdruck. Sicher, er gönnte es Ruki, wenn er jemanden hatte, der ihm etwas bedeutete und dem auch er etwas bedeutete, aber er hatte Angst davor, was passieren würde, wenn ihre Chefin dahinter kam.

„Ich weiß, aber ich glaube ich ertrage es echt nicht mehr lange, dass er dafür bezahlen muss.“, meinte dieser düster. Er war gerade davon überzeugt, dass er zur Abwechslung mal seinen Kopf durchsetzen wollte und nicht nach der Pfeife seiner Chefin tanzen wollte. Das hier war ihm zu wichtig. Sie hatte schon so viel in seinem Leben kaputt gemacht, aber das hier würde sie nicht zerstören.

„Ich möchte, dass du weißt, dass ich dir helfen werden, wenn du Hilfe brauchst, okay?“, sagte Wataru ernst, als er merkte wie ernst die ganze Sache seinem Freund war. Das hatte er schon lange nicht mehr erlebt. Normalerweise umgab ihn immer eine gewisse Gleichgültigkeit, als wenn er sich damit abgefunden hatte unter der Fuchtel ihrer Chefin zu stehen.

„Danke, manchmal wüsste ich nicht, was ich ohne dich machen sollte.“, lächelte Ruki.

„Du bist doch auch immer für mich da. Du hast mir auch schon oft geholfen und mir den Rücken frei gehalten, wenn ich mich mit Tohru getroffen habe.“, erwiderte Wataru.

„Es ist gut wenigstens einen Freund auf dieser Welt zu haben…“, meinte sein Gegenüber.
 

Missmutig machte sich Ruki nach dem Frühstück auf den Weg in das Büro seiner Chefin. Wataru hatte vorhin noch seine Handgelenke neu verbunden. Takeuchi gehörte zu den Leuten, die er am meisten hasste. Vielleicht hasste er sie auch mit Abstand am meisten. Er konnte es nicht genau sagen. Vor ihrem Büro holte er tief Luft, setzte ein möglichst freundliches und ergebenes Gesicht auf und klopfte dann an der Tür.

Nachdem ihre harte Stimme ihn aufgefordert hatte einzutreten, öffnete er die Tür und betrat das Büro. Takeuchi saß wieder hinter ihrem Schreibtisch, doch dieses Mal war sie, was ungewöhnlich war, alleine ohne Leibwächter und Vertrauten. Dann würde es vielleicht etwas entspannter werden. In dem Moment als sie Ruki erkannte, packte sie das Foto, das sie bis eben in der Hand gehalten hatte auf den Tisch.

„Taka-chan, da bist du ja.“, begrüßte sie ihn mit einem undefinierbaren Lächeln. Sie musterte ihn eingehend. Vor ihrem inneren Auge tauchte das Foto auf, was sie eben betrachtet hatte. Dieses Balg sah ihr wirklich ähnlich. Kein Wunder, dass sie ihn so hasste.

„Guten Morgen, Takeuchi-san.“, erwiderte Ruki und verbeugte sich. Am liebsten hätte er sich nach diesen Gesprächen den Mund ausgespült, denn die Worte, die ihm hier über die Lippen kamen, waren nie ehrlich gemeint.

„Warst du gestern auf dem Friedhof?“, fragte seine Chefin. Sie sah in die Ferne, an ihm vorbei.

„Ja, war ich. So wie jedes Jahr seit sie tot sind.“, erwiderte er.

„Das habe ich mir schon gedacht. Du verteufelst doch den Tag, an dem sie gestorben sind oder nicht? Seit diesem Tag gehörst du mir.“, erklärte sie.

„Das auch, aber ich vermisse sie in erster Linie.“, antwortete Ruki mit einem Schulterzucken.

„Ich vermisse sie bestimmt nicht!“, grummelte Takeuchi.

„Dann wird das Geld deine Laune sicherlich etwas bessern.“, meinte er und zog sein leicht zerflättertes Portemonnaie aus der Hosentasche. Er holte die Scheine aus dem Portemonnaie und reichte sie ihr.

„Danke, Taka-chan.“, meinte sie lächelnd. „Gestern Abend hat mich Tanaka-san angesprochen und er war wie immer sehr zufrieden mit dir.“ Sie zählte das Geld nach und ihr Lächeln wurde immer breiter, während sie das tat. Dann reichte sie ihm ein paar Scheine. Ungläubig sah Ruki sie an. Das war eine recht stolze Summe.

„Tanaka-san besteht darauf, dass du das hier bekommst.“, sagte sie.

Er nahm das Geld entgegen: „Das ist sehr großzügig von ihm.“

„Ja, ich hätte nie gedacht, dass jemand so viel für dich zahlt!“, erklärte Takeuchi. Sie wusste, dass diese Worte ihn verletzten. Genau wie es ihn verletzte, dass er für sie anschaffen gehen musste und solche Kunden wie Tanaka hatte. Aber das kümmerte sie wirklich nicht. Eigentlich machte es ihr Freude. Es gab ihr das Gefühl von Überlegenheit.

„Ich auch nicht.“, murmelte Ruki. Es war ein seltsames Gefühl zu sehen dass jemand für einen bezahlte und es war ein noch seltsameres Gefühl zu sehen, dass jemand mehr zahlte als er musste. Andererseits misshandelte Tanaka ihn dafür auch und demütigte ihn wie kein anderer. Besonders schlimm waren die Male gewesen, als er Wataru und ihn zusammen gebucht hatte, obwohl Wataru immer noch versucht hatte ihn irgendwie zu beschützen.

Takeuchi stand auf und griff nach seinem Kinn. Unsanft zog sie sein Gesicht näher zu sich, sodass sie ihm in die dunklen Augen sehen konnte. In ihre braunen Augen lag ein Ausdruck von Verachtung, in seinen Schmerz und ein wenig Trotz. „Was glaubst du, würde sie sagen, wenn sie wüsste, womit du dein Geld verdienst, Taka-chan?“, wollte sie fordernd wissen.

„Wahrscheinlich dreht sie sich in ihrem Grab um.“, antwortete er bitter.

„Das denke ich auch.“, lachte sie.
 

Es war nachmittags und Reita saß gelangweilt hinter seinem Schreibtisch. Er hatte tatsächlich seine Arbeit soweit erledigt und hatte noch mehr als eine Stunde, bis er nach Hause gehen konnte. Seufzend legte er die letzte Akte, die er bearbeitet hatte, auf den Stapel zu den anderen.

Plötzlich schreckte ihn der Vibrationsalarm seines Handys auf, bevor er mit seinen Gedanken ganz woanders angekommen war. Der Blonde betrachtete die unbekannte Nummer, beschloss aber dran zu gehen: „Ja, hallo? Hier Suzuki.“

„Reita? Hier ist Ruki.“, meldete sich eine leicht verhaltende Stimme am anderen Ende der Leitung. Er saß auf dem Hotelbett und genoss gerade seine Pause. Er war einem inneren Impuls gefolgt und hatte schließlich Reita angerufen. Die Nummer hatte er von der Visitenkarte, die er in seinem Portemonnaie aufbewahrte.

„Oh Ruki! Wie geht’s?“, fragte er. Reita war etwas überrascht ihn am Telefon zu haben. Nicht dass es ihn störte, ihm Gegenteil. Jetzt wo er mit ihm telefonierte, fiel ihm zum ersten Mal richtig auf, wie angenehm die Stimme des anderen war.

„Dadurch dass ich gestern so gut schlafen konnte, ganz gut. Danke dafür.“, antwortete Ruki. „Und wie geht’s dir? Ich störe dich doch hoffentlich nicht bei der Arbeit“, wollte er dann wissen.

„Nein, keine Sorge, ich bin eigentlich fertig, aber ich kann noch nicht weg. Freut mich zu hören, dass es dir besser geht. Mir geht’s gut.“, erwiderte Reita.

„Eigentlich rufe ich nicht ganz ohne Grunde an…“, begann der Jüngere etwas unsicher.

„Was liegt dir denn am Herzen?“, erkundigte sich der andere sich.

Rukis Herz machte einen kleinen Sprung, als er die Frage hörte. Er hatte nicht das Gefühl den anderen zu belästigen. Das hier klang schon eher wie ein Gespräch unter Freunden. „Ich… also.. ich möchte nicht mehr, dass du für mich bezahlst, wenn wir uns treffen. Ich möchte mich lieber so mit dir treffen.“, erklärte er dann.

„Bekommst du dann keinen Ärger?“, fragte Reita besorgt nach. Er wollte wirklich nicht, dass Ruki wegen ihm in Schwierigkeiten geriet. Andererseits für allzu viele Besuche würde sein Geld nicht reichen, auch wenn er ihn noch so gerne sehen wollte.

„Sie muss es nicht erfahren, oder?“, meinte er. „Reita, ich hätte gerne eine ehrliche Antwort okay? Wenn du nein sagst, ist das auch in Ordnung, damit kann ich leben.“

„Okay, und worauf willst du eine ehrliche Antwort?“, erkundigte sich der Blonde.

„Willst du eine richtige Freundschaft mit mir?“, stellte Ruki einfach seine Frage. Er hatte das Gefühl, wenn er weiter um den heißen Brei reden würde, dann würde er seine Frage nicht mehr herausbekommen.

„Ja, das will ich. Das klingt vielleicht verrückt, aber ich glaube, dass da zwischen uns was ist oder? Du hast das auch gemerkt?“, erwiderte Reita.

„Hab ich. Ich bin froh, dass du das auch so siehst. Wenn das so ist, bin ich bereit das Risiko einzugehen, dass meine Chefin es erfährt.“, antwortete der Jüngere sichtlich erleichtert über die positive Antwort. Er wollte gar nicht daran denken, was gewesen wäre, wenn die Antwort des anderen nicht so ausgefallen wäre.

„Das würdest du wirklich tun? Wie willst du das denn anstellen?“, fragte der Reita.

„Ja, würde ich. Wir müssten uns woanders als im Hotel treffen, denke ich. Die Leute unten an der Rezeption kennen Takeuchi, aber wenn ich gehe, sollte das nicht so auffallen. Und wir müssten uns wahrscheinlich recht spontan treffen, da ich nicht genau sagen kann, wann ich Schluss machen kann, beziehungsweise vielleicht müsste ich unser Treffen manchmal relativ kurzfristig verlegen.“, erwiderte Ruki.

„Das ist vollkommen in Ordnung. Ich fühle mich echt geehrt, dass du das Risiko für mich auf dich nehmen willst.“, meinte Reita. Er wusste gar nicht wirklich, was er dazu sagen sollte. Aber er hatte Respekt für Rukis Entscheidung, vor allem wo er wusste, dass die Konsequenzen schlimm sein konnten. Er war sich nicht sicher, ob er das wirklich von dem Jüngeren verlangen konnte.

„Wie sieht es bei dir morgen Abend aus? Da habe ich bisher um sieben den letzten Kunden.“, wollte er wissen.

„Das sieht gut aus. Und wo treffen wir uns dann? Hast du Lust ins Kino zu gehen?“, fragte der Reita.

„Klingt gut.“, antwortete Ruki.

Es dauerte nicht lange bis sie den genauen Ort abgeklärt hatte. Auch wenn beide noch gerne etwas länger miteinander gesprochen hatten, beendeten sie kurze Zeit später das Gespräch. Einmal konnte Ruki seine Handyrechnung, auch wenn er Freiminuten hatte, nicht endlos strapazieren und zum anderen konnte Reita nicht die ganze Zeit in seinem Büro telefonieren. Wenn sein Chef das mitbekommen sollte, wäre das für ihn auch nicht so gut. Gleich nachdem sie das Gespräch beendet hatte, speicherte er Rukis Nummer in seinem Handy. Dann konnte er ihn auch anrufen und er wusste gleich, wenn Ruki ihm anrief.

Dieser legte sein Handy auf den Nachttisch und ging dann zum Fenster. Er starrte aus dem kleinen Fenster auf die Stadt.

„I guess I’m always hoping, that you’ ll end this reign. But it’s my destiny to be the king of pain…”, sang er leise vor sich hin.
 

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* Jetzt hab ich echt verpeilt das neue Kapitel am Freitag hochzuladen! Gut, dass es bei mir noch so früh ist, das zählt noch fast als Freitag XD Hoffe, ihr nehmt mir das nicht übel...

* Vielen Dank für Kommis und Favos! Es ist mir eine Ehre und ich hoffe, dass euch die FF weiterhin gefällt.

Art drawn by vomit

Discharge VI
 

~ Art drawn by vomit ~
 

Während Ruki und Reita miteinander telefonierten, saß Tohru in seinem Büro in der Werbeagentur, in der er arbeitete, und brütete über der neuen Kampagne, für die er verantwortlich war. Im Moment jedoch wollte ihm nichts Gescheites einfallen, aber er hatte auch noch genügend Zeit bis das Meeting anstand, in dem er die Kampagne vorstellen musste. Eine Woche um genau zu sein, sodass der er sich keine Sorgen machte. Bis dahin würde ihm garantiert etwas einfallen, so wie immer. Wenn das sonst nicht der Fall gewesen wäre, würde er wohl kaum in diesem Büro sitzen.

Tohru warf einen Blick aus dem Fenster und seufzte. Was Wataru wohl gerade machte? Was wohl, er würde hinter der Bar stehen und die ersten Kunden bedienen. Warum konnte nicht schon Wochenende sein? Er vermisste ihn und wünschte sich, dass sie mehr Zeit miteinander verbringen konnten. Doch auch die Überstunden, die er die letzten Wochen hatte machen müssen, hatten ihren Teil dazu beigetragen, dass sie sich nicht gesehen hatten. Wenigstens konnten sie das Wochenende miteinander verbringen.

Statt sich auf seine Arbeit zu konzentrieren, drifteten seine Gedanken weiter ab:
 

„Verstehst du nicht, ich muss zu Ruki?!“, ein junger Mann zog den Brünetten, den Tohru eben noch im Club an der Bar gesehen hatte, energisch am Ärmel. Tohru war mit Freunden in dem Club gewesen, obwohl es eigentlich nicht seine Art war diese Art von Etablissements aufzusuchen. Wenn er Zuneigung oder Sex haben wollte, dann doch wenigstens von beiden Seiten freiwillig und nicht erkauft wie hier. Wobei er schon zugeben musste, dass er den Brünetten attraktiv fand. Dieser trug ein enges schwarzes Shirt, eine schwarze Hose, mit breitem weißen Gürtel und jetzt wo er sich draußen vor dem Club befand eine schwarze Blazerjacke mit einem leichten Kunstpelzkragen. Abgerundet wurde sein Outfit durch einen weißen Hut, mit schwarzem Hutband. Während seine Freunde sich ausgiebig amüsierten, hatte Tohru beschlossen zu gehen. Er hatte sich gerade eine Zigarette angezündet, als er beobachten konnte, wie der Fremde den Brünetten am Ärmel zog.

„Ich hab dir doch gesagt, dass Ruki dich nicht sehen will!“, gab dieser genervt zurück.

„Aber ich muss mit ihm reden!“, beharrte der andere.

„Verdammt, meinst du nicht, dass du ihm nicht schon genug weh getan hast? Ihn runter zu machen, weil du erfahren hast womit er sein Geld verdient und ihn zu verlassen?! Und jetzt kommst du nach eine Woche wieder angekrochen! Das hat er weder nötig noch verdient!“, schnaubte der Brünette unwirsch. Er schien sichtlich immer ungehaltener zu werden.

„Aber ich war doch nur im ersten Moment geschockt!“, stammelte der junge Mann. Er wirkte auf Tohru mindestens angetrunken, er hatte seine Bewegungen nicht mehr ganz im Griff, genau wie er seine Worte mit schwerer Zunge artikulierte.

Der andere sah ihn verächtlich an: „Der erste Moment dauert eine Woche?! Weißt du überhaupt, was du Ruki angetan hast?! Er ist immer noch am Boden zerstört, er dachte wirklich, dass du anders bist. Und dann hast du nicht mal den Mumm hier nüchtern aufzukreuzen! Dein Verhalten widert mich an, deshalb und damit du ihm nicht weiter weh tust, wirst du jetzt endlich gehen!“

Auf einmal drückte der Mann ihn mit ungeahnter Kraft gegen die kalte Mauer des Clubs. Er packte ihn am Kragen und funkelte ihn an: „Du hast kein Recht so mit mir zu reden!“

„Nein, du hast kein Recht gehabt Ruki so zu behandeln!“, zischte der Brünette zurück. Er wand sich in dem harten Griff des anderen, doch er kam nicht frei.

„Du wagst es! Du bist doch auch nur so ein Drecksstück, genau wie der Kleine!“, fuhr ihn der Mann wütend an. Er holte aus und wollte zuschlagen, doch Tohru hielt ihn davon ab.

„Ich glaube, sie sollten gehen!“, erklärte er ruhig, aber bestimmt. „Bevor sie etwas tun, was sie bereuen. Auch wenn er in ihren Augen nichts als Dreck ist, wenn sie ihn jetzt verprügeln, kann er sie anzeigen. Und wie würde das ihrem Ruf wohl stehen, hm?!“, fuhr er fort.

Langsam ließ der Mann den Brünetten los. Er warf ihm noch einen herablassenden Blick zu, dann ging er ohne noch ein weiteres Wort zu sagen.

Am liebsten hätte der Brünette ihm etwas hinterher gerufen, doch er ließ es lieber, jetzt wo er so glimpflich davon gekommen war. Trotzdem hatte dieser Mann kein Recht so über Ruki zu reden. Er musterte seinen Retter, der in aller Seelenruhe eine Zigarette rauchte und ihn fragend ansah.

„Alles okay?“, wollte Tohru wissen, als er den Rauch der Zigarette ausgeblasen hatte.

„Ja, dank dir schon. Jetzt bin ich nur sauer, statt verprügelt und sauer.“, erklärte der Brünette und klopfte seine Kleidung ab, bevor er sie wieder zurecht rückte. „Du warst bis eben im Club, oder? Ich hab dich von der Bar aus gesehen.“

Überrasch zog der Blonde eine Augenbraue nach oben. Er war dem anderen also aufgefallen: „Gut beobachtet.“

Der andere zuckte mit den Schultern: „Naja, der Job ist sonst nicht so spannend.“ Dann grinste er: „Ich bin übrigens Wataru. Danke für eben.“

„Keine Ursache. Ich kann solche Typen nicht leiden.“, erwiderte Tohru.

Wataru sah ihn in die Augen: „Ich kann solche Typen auch nicht leiden. Sie bilden sich immer ein, sie könnten alles mit uns machen!“ Er schnaubte verächtlich: „Als wenn wir nicht auch Gefühle hätte. Nein, sie glauben uns allen macht das unglaublichen Spaß…“

„Wer war der Kerl?“, wollte Tohru wissen.

„Der Exfreund von meinem Kumpel. Er hat ihn sitzen lassen, als er erfahren hat, dass er anschaffen geht. Vorher hat er ihn übelst fertig gemacht deswegen und dann hat er auch noch die Frechheit hier einfach aufzutauchen!“, erwiderte Wataru.

„Leider gibt es einen Haufen Arschlöcher auf der Welt.“, erklärte er. Dann lächelte er ihn an: „Ich heiße übrigens Tohru.“

Wataru nickte: „Tohru also. Kann ich mir vielleicht eine Kippe schnorren? Der Kerl hat mich zu sehr aufgeregt!“

Dieser holte die Packung Zigaretten aus der Jackentasche und hielt sie ihm entgegen: „Klar, nimm dir eine.“ Nachdem der Brünette eine Zigarette genommen hatte, gab Tohru ihm noch Feuer.

„Danke.“, sagte Wataru und blies genüsslich den Rauch seines ersten Zuges aus. „Das tut gut.“
 

Es war nach zehn Uhr als Ruki aus dem Hotel wiederkam. Er fühlte sich wie gerädert und wollte nur noch schnell bei Wataru im Club vorbeisehen, vielleicht ein Bier trinken und dann schlafen gehen. Er nahm einen letzten Zug von seiner Zigarette, drückte sie aus und entsorgte sie. Dann betrat er den Club. Als er sich den Weg durch die Menge bahnte, entdeckte er viele Stammgäste, von denen ihm manche einen sehnsüchtigen Blick zuwarfen. Er wusste nur zu genau, was in ihren Köpfen vorging. Wahrscheinlich hätten sie ihn am liebsten auf der Stelle in eines der Separees des Clubs geschleppt, doch daraus würde nichts werden, er hatte hier heute keinen Dienst und die Leute keinen Anspruch auf seine Gesellschaft.

„Hi, Ru!“, begrüßte Wataru ihn, als er die Bar erreicht hatte und sich an den Tresen gesetzt hatte.

„Hi, Wataru. Wie läufst?“, grüßte der Jüngere zurück.

„Siehst ja, ist viel los. Ich denke, ich werde leider nicht so schnell nach Hause kommen. Kann ich dir was bringen?“, wollte er wissen.

„Hast du ein Bier für mich? Eigentlich wollte ich dir nachher was erzählen, aber ich weiß nicht, ob ich so lange wach bleiben kann.“, erwiderte Ruki.

„Du kannst es mir nicht hier erzählen?“, fragte Wataru. Doch der andere schüttelte den Kopf: „Aber ich kann sonst bis morgen warten.“

„Okay, dann reden wir zur Not morgen darüber. Jetzt hol ich dir aber erstmal dein Bier.“, antwortete dieser. Er verschwand kurz und kam dann mit einer Flasche Bier zurück. Eigentlich durfte Ruki noch nicht trinken, doch das interessierte hier niemanden.

„Wie war dein Tag?“, wollte er wissen.

Ruki nahm einen tiefen Schluck aus seiner Flasche: „Nicht so schlimm wie gestern.“

Als er sein Bier fast ausgetrunken hatte, spürte er auf einmal einen kräftigen Arm um seine Schulter. Er fuhr erschrocken herum und erblickte den einen Leibwächter seiner Chefin. Auch das noch, er wollte doch eigentlich nur noch ins Bett.

„Taka, was für ein Zufall, dich hier zu sehen. Du hattest doch heute gar keinen Dienst im Club.“, säuselte dieser.

„Ich wollte nur kurz sehen, was Wataru macht.“, erwiderte Ruki und versuchte sich aus der unangenehmen Umarmung zu befreien.

„Wo du gerade hier bist, kannst du mir doch behilflich sein, oder?“, fragte der Leibwächter und griff nach Rukis Hand. Er führte die Hand des Jüngeren an seinen Schritt. Deutlich konnte er die wachsende Erregung des älteren Mannes spüren. Ruki wusste, dass er ihm nicht widersprechen durfte. In dieser Position befand er sich nicht. Wenig später zog der Leibwächter ihn mit in Richtung eines der Separees. Dort öffnete er sich genüsslich die Hosen und zwang ihn auf die Knie.
 

Später lag Ruki eingerollt in seiner Bettdecke in seinem Bett und konnte nicht schlafen, obwohl er todmüde war. Das eben hatte ihm den Rest gegeben. Er hatte sich dreimal die Zähne geputzt, bis er das Gefühl hatte den anderen nicht mehr schmecken zu können. Das Fenster war auf Kipp und ließ die kalte Nachtluft in sein kleines Zimmer. Er wollte einfach nicht mehr.

Plötzlich vibrierte sein Handy auf dem Nachtschrank. Es war nur eine SMS. Träge rutschte er näher zum Nachtischrank und tastete nach dem Handy. Er drückte auf einen Knopf, sodass das Menü erschien und ihm anzeigte, dass er eine Nachricht von Reita erhalten hatte. Ruki wunderte sich, aus welchem Grund sollte dieser ihm schreiben? Neugierig klickte er die Nachricht an.
 

„Hi Ruki. Ich hoffe, ich wecke dich nicht und dass dein Tag nicht so schlimm war. Freue mich schon auf morgen. Vielleicht hilft dir das dabei, deine Sorgen etwas zu vergessen. Habe meinen Ex grad aufgefordert seine letzten Sachen endlich mal zu holen! Hast du heute Abend schon aus dem Fenster gesehen? Der Vollmond scheint so hell… da schreiben Leute komische Sachen…so wie ich wohl gerade. Aber mir war gerade danach. Schlaf gut und liebe Grüße Reita“
 

Ruki musste lächeln. Das war irgendwie niedlich. Er freute sich wirklich riesig über die Nachricht von Reita. Seine Laune besserte sich ein wenig. Schließlich stand er auf und schob die Vorhänge etwas zur Seite, sodass er in den dunklen Nachthimmel blicken konnte. Reita hatte recht, der Vollmond schien wirklich hell. Wie gebannt sah er eine Weile auf den Mond. Auf einmal spürte er eine seltsame innere Ruhe in sich aufsteigen. So lange er Wataru und Reita hatte, gab es zwei Leute, denen er nicht egal war. Das tat unglaublich gut zu wissen und vielleicht konnte ihm das helfen weiter nach vorne zu blicken.

Dann zückte der Ruki sein Handy und begann eine Antwort zu tippen.
 

Was Ruki nicht wissen konnte war, dass Reita genau wie er immer noch den Anblick des Mondes genoss. Er stand auf dem Balkon seines Appartements und rauchte. Bei Vollmond konnte er immer so schlecht schlafen. Nach der Arbeit hatte er sich noch mit Aoi, Uruha und Kai auf ein Bier bei sich zu Hause getroffen. Als die drei gesehen hatten, dass tatsächlich noch Sachen von seinem Exfreund in der Wohnung waren, hatten sie ihm zugeredet und schließlich hatte er die Sachen mit ihrer Hilfe in zwei Kartons verfrachtet und in die Ecke, außer Sichtweise, gestellt. Dann hatte er sich kurz entschuldigt, war zum Rauchen auf den Balkon gegangen und hatte seinen Exfreund aufgefordert, seinen Kram abzuholen. Danach hatte er sichtlich erleichtert den Mond betrachtet und auf einmal hatte er das Bedürfnis gehabt, Ruki zu schreiben. Vielleicht konnte dieser Anblick ja auch ihm etwas inneren Frieden geben? Den konnte er gut gebrauchen, dachte der Reita.

Plötzlich betrat Aoi den Balkon. Er stellte sich zu seinem Freund und sah ihn führsorglich an: „Alles klar?“

„Ja. Irgendwie ist es eine Erleichterung seine Sachen hier nicht mehr ständig sehen zu müssen. Ihr hattet Recht, ich hätte das schon längst machen sollen.“, erwiderte Reita.

„Dafür sind Freunde da, oder?“, erkundigte sich sein Freund.

Auf einmal erklang der kurze Ton von Reitas Handy, der ihm signalisierte, dass er eine SMS bekommen hatte. Er zog das Handy aus seiner Hosentasche und sah nach, von wem die Nachricht gekommen war. Als er die Nachricht las, erhellte sich sein Gesichtsausdruck.
 

„Hi Reita. Nein, hast mich nicht geweckt. Habe mich sehr über deine Nachricht gefreut und du hast Recht, der Mond scheint heute besonders hell. Fühle mich jetzt viel besser. Freue mich auch auf morgen! Wenn du willst, können wir über deinen Ex reden. Aber er muss ganz schön dumm sein, dich zu verlassen. Schlaf du auch gut und liebe Grüße Ruki“
 

„War er das?“, fragte Aoi.

„Nein, die SMS kam von Ruki. Du weißt doch auf meinen Ex ist kein Verlass.“, erklärte Reita.

„Von deiner neuen Bekanntschaft?“, fragte dieser etwas überrascht und irritiert. Er wollte es vermeiden, Reitas Bekanntschaft als Stricher oder ähnliches zu bezeichnen, da er dies als zu abwertend empfunden hätte.

„Ja, ich habe ihm eben auch geschrieben. Einfach so, ich hatte das Gefühl, das sei jetzt richtig.“, erwiderte sein Freund mit einem hilflosen Schulterzucken. „Heute Nachmittag hat er mich angerufen und gesagt, dass er nicht mehr will, dass ich für unsere Treffen bezahle.“

„Bitte? Kriegt er dann keinen Ärger?“, wollte Aoi erstaunt wissen. Er konnte sich nicht vorstellen, dass es einfach so okay für Reitas neue Bekanntschaft war, kein Geld zu verlangen, nicht nachdem, was er von seinen Freund bisher erfahren hatte.

„Doch es ist gefährlich für ihn. Aber Ruki meinte, dass er das Risiko auf sich nehmen würde, wenn ich auch an einer richtigen Freundschaft interessiert bin.“, erwiderte Reita.

„Und bist du?“, er sah seinen Freund forschend an. Er ahnte die Antwort bereits und gleichzeitig machte er sich Sorgen um Reita. Er hatte Angst, dass dieser am Ende wieder enttäuscht wurde und wieder mit gebrochenem Herzen da saß, wo er doch gerade dabei war sich zur erholen.

„Ja, bin ich. Weißt du, das klingt vielleicht verrückt, aber zwischen ihm und mir ist etwas. Ich kann das nicht genau beschreiben, aber es war bestimmt kein Zufall, dass wir uns getroffen haben.“, meinte Reita. Dann lachte er auf einmal: „Oh man! Ich glaube der Vollmond macht mich ganz kirre!“

„Pass nur auf dich auf, ja? Wir wollen nicht, dass dein Herz schon wieder leidet, wo es gerade anfängt zu heilen.“, erklärte Aoi, während er dem Blonden einen Arm um die Schultern legte.

„Danke. Irgendjemand hat mal gesagt, dass man ein Herz nicht reparieren kann. Glaubst du das?“, wollte der andere wissen und lehnte sich an seinen Freund.

„Nein, das glaube ich nicht. Zwar hinterlassen die Verletzungen Spuren und auch wenn man glaubt, dass die Wunden nicht heilen, kann man irgendwann damit umgehen. Aber Narben bleiben immer.“, antwortete Aoi auf seine Frage.
 

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* Erstmal Danke an alle Kommischreiber und Leute, die diese FF als Favo haben! Freut mich wirklich sehr, wenn es euch gefällt! ^^ Vielen Dank!!!

* Öhm oki, schon wieder Samstag nicht Freitag... ich glaub es leigt daran, dass ich von Dienstag - Samstag arbeite und deshalb etwas durcheinander bin, was die Wochentage angeht! XD

* Ich mag die Wataru x Tohru Szene!!! Jaaaa Überraschung, wer hätte das gedacht...

* Und ja Vollmond kann einen kirre machen! Kennt das wer?!

* So muss bald zur Arbeit, heute ist Event, wir stellen unsere NGOs vor und ich bin eher dekoratives Beiwerk XD ähm ja viel Spaß beim Lesen ne?! ^^

Disorder

Discharge VII
 

~ Disorder ~
 

„Wataru!“, rief Ruki nun etwas lauter, als die Male davor. Er saß bereits komplett angezogen neben diesem, der noch in die Bettdecke eingekuschelt im Bett lag und versuchte ihn zu wecken. Gestern Nacht war Wataru gegen drei Uhr zu ihm ins Bett gekrochen, was Ruki gerade noch so im Halbschlaf wahrgenommen hatte. ER wusste, dass sein Freund auch heute wieder recht früh in den Club musste, da er das Wochenende frei hatte.

Wataru gab ein Grummeln von sich und öffnete langsam, aber sichtlich unwillig die Augen. „Ich will schlafen.“, brummelte er.

„Ich weiß, aber du solltest bald aufstehen, sonst kommst du zu spät.“, erwiderte Ruki.

„Ich weiß… aber ich will nicht.“, gab Wataru zurück. Doch anstatt sich noch einmal umzudrehen, richtete er sich auf seufzend auf. Er wusste, dass sein Freund Recht hatte. Trotzdem wäre er am liebsten liegen geblieben.

„Denk an dein tolles Wochenende mit Tohru.“, grinste er ihn an.

Nun war Wataru schlagartig richtig wach und schwang sich aus de Bett. „Du hast recht!“, grinste er. „Ich sollte hier nicht faul rumliegen, wenn ich mein Wochenende mit ihm verbringen kann. Ich freu mich so auf das Wochenende mit Tohru.“

„Das glaub ich dir gerne.“, meinte Ruki mit einer leicht sehnsüchtig klingenden Stimme. Er beneidete seinen Freund wirklich, dass er jemanden hatte, den er liebte und der ihn auch zurück liebte.

Diesem entging dieser Tonfall nicht. Von hinten schlang er beide Arme um seinen Freund und zog ihn an sich heran. Ruki lehnte sich seufzend gegen ihn.

„Du findest auch noch den richtigen. Vielleicht ist es ja tatsächlich Reita?“, sagte er langsam. Er berührte mit seiner Wange die des anderen.

„Meinst du? Aber wie soll ich hier rauskommen?“, fragte Ruki genauso leise.

Zärtlich strich Wataru ihm über die andere Wange: „Ja, meine ich. Irgendwie bekommen wir dich hier raus, bevor du ganz daran zerbrichst. Aber was wolltest du mir gestern eigentlich erzählen?“ Auch wenn er wusste wie schwer es werden würde, hatte er doch die Hoffnung, dass er vielleicht mit Tohru und Reita Ruki helfen konnte das alles hinter sich zu lassen. Und er hoffte, dass sie es bald tun konnten, denn sehr lange würde der Jüngere es nicht mehr aushalten, schätzte er. Er ahnte, dass Ruki nicht mehr weit von einem Zusammenbruch entfernt war.

„Ich habe gestern mit Reita telefoniert und ihm gesagt, dass ich nicht mehr will, dass er für mich bezahlt. Er hatte seine Bedenken, weil er nicht wollte, dass ich Ärger bekomme. Deshalb hab ich ihn gefragt, ob er mit mir befreundet sein möchte. Als er ja gesagt hat, habe ich gesagt, dass ich dann bereit bin, das Risiko einzugehen. Jetzt sind wir für heute Abend verabredet.“, antwortete Ruki. Die Freude darüber konnte er nicht verbergen.

„Na, das klingt doch gut. Ich glaube, da hast du echt jemanden gefunden, der dir gut tut.“, erklärte Wataru. Er freute sich für seinen Freund. Vielleicht half ihm da auch noch etwas länger durchzuhalten. „Auf jeden Fall wünsche ich euch viel Spaß.“

„Ich dir und Tohru auch. Wir sehen uns wahrscheinlich heute nicht mehr oder?“, wollte Ruki wissen.

„Ich glaube nicht. Aber spätestens Montag sehen wir uns dann ja wieder.“, antwortete der Brünette und drückte ihm einen freundschaftlichen Kuss auf die Wange.
 

Nachdem er sich von Wataru, der danach im Badezimmer verschwunden war, verabschiedet hatte, machte sich Ruki auf den Weg zu seinem morgendlichen Meeting mit seiner Chefin. Manchmal kam er sich vor, als wenn er sich auf dem Weg zur Schlachtbank befand. Was hieß manchmal, eigentlich immer. Heute war das anders, die Aussicht auf das Treffen mit Reita hob seine Laune doch um Einiges. Auch das heute Freitag war, hob seine Laune etwas, denn für gewöhnlich hieß das, dass er nur noch einmal in dieser Woche zu Takeuchi musste. Am Samstag bestand sie nur ab und zu auf ein Treffen zum Geld abliefern und Sonntags nie. Sie zog es vor ihre Sonntage nicht im Club zu sein, sondern genoss ihre Zeit privat.

Wie gewohnt begrüßte ihn seine Chefin mit dem süffisanten Lächeln, dass ihm auch ja nicht das Gefühl fehlte, dass er hier nichts wert war. Dieses Mal war auch ihr Leibwächter wieder dabei, der Ruki ein vielsagendes und gleichzeitig herablassendes Grinsen schenkte. Der Schwarzhaarige versuchte darüber hinwegzugehen und so zu wirken, als wenn ihm das nichts ausmachte.

„Danke, für mein Geld.“, grinste Takeuchi, als sie das Geld ausgehändigt bekam.

„Immer wieder gerne.“, erwiderte Ruki tonlos. Immer wieder gerne würde er ihr an die Gurgel springen. Wie oft schon hatte er sich ausgemalt, wie er sie am schmerzvollsten umbringen konnte, wohlwissend, dass er es nie verwirklichen können würde.

„Also für heute bleibt es bei dem gestern besprochenen Dienstplan. Morgen brauchst du nur bis fünf im Club arbeiten, da wir Sonntagabend eine geschlossene Gesellschaft im Club haben und dafür brauche ich dich in guter Form.“, erklärte sie.

„Okay, wer steckt denn hinter der geschlossenen Gesellschaft?“, erkundigte er sich.

„Das wird dich bestimmt freuen, Taka-chan. Tanaka-san wird mit ein paar Kollegen und Freuden hier feiern.“, sagte Takeuchi mit einem breiten Grinsen. Sie wusste genau, dass sie Ruki damit keinen Gefallen tat. Aber erstens gab es gutes Geld und zweitens war es ihr nur recht, wenn er litt. In ihren Augen hatte er es nicht anders verdient.

„…schön…“, stammelte er, sichtlich bemüht seine Contenance zu bewahren. Denk an dein Treffen mit Reita, sagte er sich immer wieder in Gedanken. „Ab wie viel Uhr muss ich da sein?“, wollte er dann wissen, nachdem er sich innerlich ein wenig beruhigt hatte.

„Ich hätte gerne, dass du ab sieben hier bist.“, gab sie zurück.

„Verstanden.“, antwortete Ruki.

„Das will ich dir auch geraten haben.“, sagte Takeuchi. „Du bist mir einiges schuldig. Immerhin habe ich dich damals aufgenommen. Ach und noch was. Für Montag ist bei dir nur ein Besuch beim Arzt angesagt. Der übliche Check, du weißt schon. Und nimm Wataru mit.“
 

Nach der Arbeit machte sich Ruki vom Hotel auf den Weg zum Park, in dem er sich mit Reita verabredet hatte. Er nahm nicht an, dass ihn hier jemand sehen würde, der mit seiner Chefin in Kontakt stand. Er war froh, dass um diese Uhrzeit nicht mehr sehr viel los war im Park. Es traf ihn manchmal einfach zu sehr, wenn er die ganzen glücklichen Kinder mit ihren Müttern auf dem Spielplatz oder so sah. Es machte ihm jedes Mal schmerzlich bewusst, dass er keine Eltern mehr hatte, die sich um ihn kümmern konnten oder die ihn vor dem, was geschehen war, hätten beschützen können.

Schon vom Weiten erkannte er den Blondschopf, der auf einer Bank saß und auf ihn wartete. Freudig beschleunigte Ruki seine Schritte. Irgendwie schlug sein Herz auf einmal schneller und er merkte, dass er aufgeregt wurde. Dieses Treffen war anders, als die beiden davor. Sie trafen sich unter anderen Umständen, als Freunde, nicht als Kunde und Dienstleistender.

„Hi, ich hoffe du wartest noch nicht lange.“, begrüßte der er Reita, als er ihn erreicht hatte.

Dieser stand auf und schüttelte den Kopf: „Nein, ich bin gerade erst gekommen. Schön, dass du da bist.“ Ruki wirkte auf ihn ein wenig hibbelig am heutigen Abend. Aber wenn er ehrlich war, dann ging es ihm genauso. Irgendwie war das hier etwas Besonderes. Ein wenig kam er sich vor, wie bei einem ersten Date. Aber statt seine Nervosität zu zeigen, beschloss er einfach einen Gang zurück zu schalten. Trotzdem hatte Reita den Impuls ihn zu umarmen, aber er unterdrückte ihn. Sie waren immer noch in der Öffentlichkeit.

„Sollen wir dann gehen?“, fragte Ruki.

„Klar.“, grinste Reita.

Die beiden setzten sich in Bewegung. Es war von hier aus nicht besonders weit zum Kino, doch da sie noch eine Menge Zeit hatten, brauchten sie sich nicht zu beeilen.

„Wie war dein Tag?“, wollte Ruki wissen.

„Och war ganz okay. Der übliche Aktenkram. Das Spannendste ist immer noch die Mittagspause, wenn ich mich mit meinen alten Freunden treffe. Und bei dir? Ich hoffe, es war nicht zu schlimm? Er war nicht wieder da oder?“, erwiderte der andere. Er hatte sich Sorgen um den ihn gemacht, nachdem er ihn das letzte Mal erlebt hatte.

„Nein, heute war okay. Es war nicht so schlimm und er war auch nicht da. Aber Sonntag kommt er in den Club. Er feiert dort mit einer geschlossenen Gesellschaft. Das einzig Gute daran ist, dass ich dafür morgen nur bis fünf im Club arbeiten muss und da ist meist nicht so viel los.“, erwiderte Ruki.

„Oh man, das wird nicht leicht für dich, hm? Aber wenn du nur bis fünf arbeiten musst, hast du dann vielleicht Lust bei mir vorbei zu kommen? Meine Mutter hat jeden Samstag ihre Kaffeerunde und wenn sie dran ist Kuchen zu backen, dann übertreibt sie es gerne etwas. Also bringt sie mir immer was mit und es ist meist soviel, dass ich schlecht alleine alles essen kann…“, erkundigte sich Reita. Er hatte die Hoffnung ihn damit etwas abzulenken, wenn er Sonntag den unangenehmen Kunden hatte. Außerdem hatte er Ruki gerne um sich.

Dieser sah ihn etwas überrascht an. Es überraschte ihn, dass Reita ihn jetzt schon zu sich nach Hause einlud, immerhin war das etwas sehr privates. „Ich würde gerne vorbei kommen.“, antwortete er dann und lächelte.

Reita wuschelte ihm durch die Haare: „Prima, ich geb dir nachher eine Wegbeschreibung. Am besten ich hole dich dann an der Haltestelle ab.“

„Gut.“, grinste der Jüngere. Er fühlte sich gerade richtig glücklich. Er mochte es, wenn Reita ihm so durch die Haare wuschelte. Diese Geste hatte etwas liebevolles, obwohl sie so einfach war. „Weißt du, dass ich mich gestern richtig doll über deine SMS gefreut habe? Danach ging es mir echt besser.“, wollte er dann wissen.

„Das freut mich zu hören. Mir ging es auch besser, als ich deine Antwort bekommen habe.“, erwiderte Reita lächelnd.

Inzwischen hatten sie das Kino erreicht. Es dauerte nicht lange bis sie sich für einen Film entschieden hatten.

Reita orderte die Karten und bezahlte. Als sie zum Saal gingen, wollte Ruki ihm das Geld für die Karte wiedergeben.

„Ist schon okay, ich lad dich ein.“, erwiderte er.

„Aber ich hab letztens Geld bekommen und ich kann dich doch nicht immer alles zahlen lassen…“, protestierte Ruki. Er hatte ein schlechtes Gewissen, wenn Reita immer zahlte. Vor allem, wo er jetzt Geld hatte. Oder wollte der Blonde sein Geld vielleicht nicht, weil er wusste, wie er es verdient hatte?

Erst als Reita den leicht verletzten Gesichtsausdruck des Jüngeren sah, ahnte er, was er eben mit seinen unbedachten Worten angerichtet hatte. Am liebsten hätte er sich selber dafür in den Arsch getreten. Er befürchtete, dass Ruki dachte, dass er sein Geld sowieso nicht haben wollte, weil er wusste, dass er es für Sex bekam. Aber das entsprach nicht der Wahrheit. Er hatte gar nicht darüber nachgedacht, als er gesagt hatte, dass er ihn einladen wollte. Er blieb stehen: „Es tut mir leid, Ruki. Es ist bestimmt nicht, weil ich weiß wie du dein Geld verdienst. Ich habe nicht darüber nachgedacht. Wie wär’s wenn wir nachher noch einen Kaffee oder so trinken gehen und du mich dann einlädst?“

Ruki war ebenfalls stehen geblieben. Am liebsten wäre er ihm gerade um den Hals gefallen. Warum schien Reita ihn so gut ohne Worte zu verstehen? „Find ich gut.“, antwortete er. „Danke, Reita.“, setzte er dann hinzu. Dieser konnte ihm ansehen, wie viel ihm das bedeutete.
 

Nach dem Film hatten sie sich ein kleines gemütliches Cafe in der Nähe ausgesucht. Außer ihnen war kaum jemand in dem Cafe, was beiden mehr als Recht war. So hatten sie mehr Ruhe.

Gerade hatte die Bedienung ihnen ihren Kaffee gebracht. Von den beiden Tassen stieg warmer Dampf auf und der Kaffeegeruch stieg ihnen in die Nase.

„Hat sich dein Ex eigentlich schon gemeldet, damit er seinen Kram abholen kann?“, erkundigte sich Ruki, nachdem er gedankenverloren beide Hände um die warme Tasse gelegt hatte.

„Nein, aber eigentlich habe ich das auch nicht erwartet. Man konnte sich nicht wirklich auf ihn verlassen. Manchmal weiß ich nicht, was ich an ihm gefunden habe.“, erklärte Reita. „Aber wenn er seine Sachen nicht bald abholt, schmeiß ich sie weg. Ich will sie nicht mehr in meiner Wohnung haben.“

„Das glaub ich dir. Ich habe alles weggeschmissen, was mich an meinen Freund erinnert hat. Dafür hat er mir einfach zu sehr wehgetan.“, bestätigte er.

„Was hat er genau gemacht?“, fragte Reita.

„Er hat herausbekommen, womit ich mein Geld verdiene. Das hat er mir um die Ohren gehauen und eine ganze Menge anderer unfreundlicher Sachen. Von wegen ich sei nichts weiter als ein Stück Dreck und er würde jede Sekunde bereuen, die er mit mir verbracht habe.“, seufzte Ruki. Er versuchte sich nicht daran zu erinnern, es tat immer noch weh.

„Was für ein Arsch!“, grummelte der Blonde. Dann griff er unvermittelt nach der Hand des anderen: „Du bist kein Stück Dreck, Ruki. Lass dir das von niemandem einreden!“

„Meinst du das ernst?“, wollte Ruki mit zittriger Stimme wissen. So was bekam er sonst nur von Wataru zu hören. Sonst vermittelten ihm eigentlich alle, dass er genau das war, dass er nicht mal irgendwelche Rechte hatte. Nicht mal das einfache Recht nein zu sagen.

„Ja.“, antwortete Reita todernst. Er meinte wirklich, was er gesagt hatte. Nur weil sein Gegenüber seinen Körper verkaufen musste, war er noch lange kein Stück Dreck. Er hatte Gefühle wie jeder andere und so wie Reitas Eindruck war, hatte er einen weitaus besseren Charakter als die meisten Leute, die er kannte oder die über ihn so vorschnell urteilten.

„Danke, das bedeutet mir so viel, dass du das sagst.“, meinte Ruki. Er spürte wie Reitas Daumen über seine Hand streichelte. Es fühlte sich so gut an, so vertraut und liebervoll. Dann holte er tief Luft: „Ich möchte dir was sagen.“

„Was denn?“, erkundigte sich dieser. Er war gespannt, was jetzt kommen würde.

„Ich finde, du solltest wissen, dass mein richtiger Name nicht Ruki ist. Eigentlich heiße ich Matsumoto Takanori.“

„Matsumoto … wie von der großen Firmenfamilie?“, fragte Reita etwas verdattert. Er erinnerte sich schlagartig an die Zeitungsartikel vor vier Jahren über den Unfall, bei dem das Ehepaar Matsumoto ums Leben gekommen war. Sie hatten zu der reichen, einflussreichen Familie gehört… und das waren Rukis Eltern gewesen?

„Ja, genau.“, nickte der Jüngere. Er sah in die Ferne.

Dann stammte Ruki aus einer sehr behüteten Familie. Wie war er bloß in das Anschaffen gehen hineingeraten? Er hatte so viele Fragen, aber er wollte Ruki nicht drängen, ihm das alles jetzt zu erzählen. Er ahnte, dass er dafür noch Zeit brauchen würde.

„Sei mir nicht böse, aber ich mag nicht gerne über dieses Thema reden. Aber ich finde, du solltest wenigsten das schon einmal wissen.“, sagte Ruki dann.

„Danke, dass du mir das anvertraust. Es ist okay, wenn du nicht weiter darüber reden willst. Solltest du darüber reden wollen, egal wann, dann kannst du das gerne tun. Aber wie soll ich dich denn jetzt nennen? Weiter Ruki oder ist dir Takanori lieber?“, erkundigte sich Reita.

Der Schwarzhaarige wirkte sehr erleichtert: „Danke für dein Verständnis und danke dass du es mir so einfach machst. Mir wäre es lieber, wenn du mich weiter Ruki nennst. Meinen richtigen Namen benutzt nur noch meine Chefin und ihr Leibwächter, aber eigentlich existiert Takanori nicht mehr.“
 

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* Wie immer ein dickes Dankeschön an alle Favogeber und Kommischreiber! Ich freu mich immer sehr darüber. Ich weiß auch, es sind noch ein paar LEute auf der Liste, bei denen ich mich noch nicht persönliche bedankt habe. Das werde ich die Tage nachholen, ich hab durch mein Praktikum grad nicht immer alle Gedanke beisammen und viel zu tun, außerdem sitze ich den ganzen Tag vor dem Rechner und mein Nacken und Rücken tun einfach nur noch weh...

* Dann hätte ich noch etwas auf dem Herzen und ich hoffe, dass es keiner missversteht! Ich will nicht rumzicken oder ähnliches, aber ich würde mich über ein paar Kommentare mehr auch freuen. ^^ Es ist nicht so, als wenn ich nur deswegen schreiben würde, nein das tue ich in erster Linie, weil es mir Spaß macht, aber Feedback für seine Arbeit zu bekommen ist immer schön. Auch wenn es konstruktive Kritik ist. Ich werde nicht sagen: "Wenn ich nicht fünf Kommentare bekomme, lade ich das nächste Kapitel nicht hoch!" und ich will auch nicht, dass sich jemand angegriffen fühlt. Weder möchte ich jemanden zwingen... Ich weiß, ihr habt alle ein Leben, mit Schule/Arbeit und so, denn das habe ich ja auch. Deshalb dauert es manchmal etwas länger mit dem Update einer bestimmten Story... Ich verstehe, wenn man keine Lust hat (ich bin auch nicht immer motiviert zum Schreiben), aber ich denke, dass ihr auch versteht, dass schreiben Arbeit bedeutet. Es kommt leider nicht alles von alleine (und im Falle der G-Files investiere ich auch eine Menge Arbeit in die Recherche). Manchmal habe ich einfach das Gefühl, dass ich nicht weiß, woran ich bin, versteht ihr? Wenn niemand meckert, scheint ja alles ok zu sein, aber dann sind es auch nur ein paar Leute, die es ok/gut finden und der Rest nicht? Was mache ich dann also falsch? Mache ich überhaupt etwas falsch? Könnte ich etwas verbessern? War etwas unlogisch (ich les meine eigenen Geschichten anders als ihr, weil ich weiß, was als nächstes passieren wird ^^)?

Nehmen wir Here with me als Beispiel, nach dem letzten Kapitel hat mir jemand den Favo gekündigt. Das ist ok, ich kann damit leben, aber es ist einfacher, wenn man einen Grund dafür kennen würde.

Wahrscheinlich denken jetzt einige, gut aber DU kommentierst meine FF auch nicht. Ok, das liegt wahrscheinlich daran, dass ich sie nicht gelesen habe. Nachdem ich ein paar nicht so tolle FFs hiergelesen habe (das war zum Teil ein wenig traumatisch und ich bin 24 Jahre alt... XD), bin ich vorsichtig geworden, mit dem was ich lese und generell les ich grad lieber auf Englisch ^^' Wenn ihr aber eine gute FF habt und meint, ich sollte die lesen, einfach bescheid sagen, ok? Ich hab leider nicht die Zeit hier alles durchzugucken...

Eins noch, ich erwarte gar nicht, dass JEDER zu JEDEM Kapitel etwas schreibt, nur ab und zu oder einmal ein kleiner Kommentar (ein "ich mochte dies oder das" z.b), darüber würde ich mich freuen. Ich hoffe, das kam jetzt richtig rüber... Ich denke, dass das viele Leute hier dieses Gefühl kennen...

lg und nichts für ungut Miya

* oh da drängt sich noch eine Frage auf, ließt jemand meine Schlussanmerkungen überhaupt?! XD

Taion

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Cockayne Soup

* Heute gibt's mal wieder ne Warnung vorweg! Dieses Kapitel enthält Andeutungen von Vergewaltigung, wer damit Probleme hat, sollte es also nicht lesen oder der kursiven Teil auslassen. Ich möchte darauf hinweisen, dass es nicht zum Unterhaltungszweck passiert, sondern zur Story gehört! Aber ich denke, dass sowas passiert ist, haben sich die meisten schon gedacht oder? Trotzdem finde ich, sollte die Warnung sein... mehr von mir am Ende! Erstmal viel Spaß beim Lesen!
 

Discharge IX
 

~ Cockayne soup ~
 

Während Tohru und Wataru inzwischen duschen gegangen waren, betrat Ruki den Club. Im Gegensatz zu sonst war er nicht ganz so sexy angezogen, er hatte vor es heute möglichst zu vermeiden, dass ihm die Männer zu nahe kamen. Natürlich konnte er hier nicht in den letzten zerrissesten Klamotten ankommen, das wusste er genau, aber im Rahmen dessen, was ihm erlaubt war, hatte er recht schlichte Klamotten ausgesucht. Ruki wollte sich wenigstens einmal mit Reita treffen, ohne vorher Sex gehabt zu haben. Trotz des Duschens hatte er immer das Gefühl, dass man die anderen Männer riechen konnte. Er jedenfalls konnte die verschiedenen Sorten After Shave Stunden später noch riechen. Falls es Reita aufgefallen war, hatte er nichts gesagt. Aber er versuchte es sowieso zu umgehen ihn an seine ungeliebte Arbeit zu erinnern und dafür war er ihm wirklich dankbar. Vielleicht bildete er sich das mit dem After Shave auch nur ein.

Zwar würde der Club erst in einer halben Stunde öffnen, doch es gab auch vorher schon eine Menge zu tun. Es musste noch geputzt werden und alles für die Ankunft der Kunden zurecht gemacht werden.

„Welch seltener Besuch! Lässt du dich auch mal wieder herab hier zu arbeiten?!“, begrüßte ihn Miku, der schon länger als er hier arbeitete, ziemlich unfreundlich. Er sah weitaus jünger aus, als er tatsächlich war. Seine Haare hatte er inzwischen blond geblichen, was ihm mit seiner Frisur ein noch süßeres und unschuldigeres Aussehen verlieh. Der Blonde sah schon fast unglaublich feminin aus. Eigentlich war es kein Wunder, dass so viele Kerle auf ihn standen, dachte Ruki. Wobei er sich immer fragte, ob dieser Anblick nicht auch Karies hervorrufen konnte. Seit er hier angefangen hatte zu arbeiten, war Miku ihm mit einer offenen Feindseligkeit entgegengetreten. Ruki hatte schnell aufgegeben daran etwas ändern zu wollen. Es war nicht nur sinnlos, da Miku seine Meinung garantiert nicht ändern würde und da Ruki ihn eigentlich auch nicht wirklich leiden konnte. Laut Wataru hatte der Blonde einfach Angst, dass Ruki ihm den Rang ablaufen könnte. Wahrscheinlich hatte er damit Recht, doch das half ihm auch nicht weiter.

„Als wenn ich mir meinen Arbeitsplan aussuchen könnte.“, gab Ruki genervt zurück.

„Das können wir alle nicht, aber ich hab keinen Plan, wieso sie dich immer im Hotel bei den gut bezahlenden Kunden arbeiten lässt, beziehungsweise wieso die ausgerechnet dich haben wollen. So hübsch bist du nun auch nicht und mir hat auch mal jemand erzählt, dass du nicht gerade überragend im Bett bist…“, kommentierte der andere bissig.

Dabei war der Grund ganz einfach, die Kunden, die so gut zahlten hatten meist etwas ausgefallenere Wünsche und damit konnte seine Chefin ihn einfach besser verletzen… aber das würde Miku nicht verstehen und Ruki hatte bestimmt keine Lust ihm seine Geschichte zu erzählen. Er beschloss, dass es Energieverschwendung war sich weiter mit dem ihm herumzuplagen: „Tja, ich weiß auch nicht. Muss mein natürlicher Charme sein!“ Damit wandte er sich ab.

„Charme, das ich nicht lache! So was hast du doch gar nicht!“, rief ihm eine keifende Stimme hinterher.
 

Zur selben Zeit inspizierte Reita seine Wohnung und stellte zu seinem Unbehagen fest, dass sie es dringend nötig hatte sauber gemacht zu werden. Der Staub sprang ihn an manchen Ecken schon förmlich entgegen und der Müll war wahrscheinlich kurz davor von selbst zum Container zu laufen. Meist hatte er nach der Arbeit keine Lust sich auch um den Haushalt zu kümmern, sodass es sich meist bis zum Wochenende ansammelte. Seufzend sah er auf die Uhr. Er hasste es zu putzen, aber so konnte er Ruki nicht in seine Wohnung lassen… Wahrscheinlich hätte dieser beteuert, dass es ihm nichts ausmachen würde, doch Reita würde es etwas ausmachen, ihn in dieses Chaos hinein zu lassen.

In gut zwei Stunden würde seine Mutter vor der Tür stehen, also sollte er sich an die Arbeit machen. Er beschloss sich von der Küche aus vorzuarbeiten und schaltete das Radio an. Mit Musik ging doch einiges leichter, vor allem Aufgaben, die man hasste, aber erledigen musste.

Kurz bevor die Klingel zu seinem Appartement erklang, war er fertig geworden. Hastig stellte er den Staubsauger zurück in den Schrank und betätigte dann den Türsummer, damit seine Mutter nach oben kommen konnte.

Wie erwartet kam seine Mutter mit einer großen Tasche die Treppe hochgelaufen. Naoko strahlte als sie ihren Sohn erblickte. Ihre schwarzen Haare trug sie wie fast immer zu einem Zopf gebunden und trug einen modischen Rock mit passender Bluse. In der rechten Hand hatte sie eine große Tasche, in der linken ihre Handtasche. Im Vergleich mit anderen Müttern, die Söhne in seinem Alter hatten, war sie noch jung. Er war sich nicht sicher, ob es daran lag, dass sie offener als andere Mütter war. Jedenfalls hatte das dazu beigetragen, dass er ein sehr gutes Verhältnis zu ihr hatte.

„Hi, Mum.“, begrüßte er sie und nahm ihr die Tasche ab.

„Hi, Akira.“, meinte Naoko mit einem freundlichen Lächeln. Dann betrat sie die Wohnung und sah sich erstaunt um. So sauber hatte sie die Wohnung schon lange nicht mehr gesehen. Außerdem waren die letzten Sachen seines Exfreundes verschwunden. Endlich, dachte sie. Sie hatte sich schon Sorgen gemacht, dass diese nie verschwinden würden und ihr Sohn nie darüber hinweg kommen würde. Aber nun schien er endlich etwas Vernunft anzunehmen.

„Du hast nachher ein Date oder?!“, fragte sie dann plötzlich und drückte ihn fest an sich. „Das freut mich so für dich! Es wird auch Zeit, dass du dem Dreckskerl nicht mehr nachtrauerst!“

„Ich krieg keine Luft mehr und den Kuchen machst du so auch platt.“, bemerkte Reita.

„Entschuldige, aber was ist nun mit deinem Date?!“, ließ sie nicht locker.

„Es ist kein richtiges Date. Ich habe nur jemanden kennengelernt und ihn eingeladen, mehr nicht.“, erklärte er.

Sie zog eine Augenbraue hoch und sah ihn musternd an: „Wie heißt es, wie alt ist und was macht er?“

„Willst du nicht erstmal reinkommen? Ich meine, wir können das auch gerne im Flur besprechen, aber im Wohnzimmer ist auch Platz.“, wollte er wissen und grinste sie an. Es war ja klar gewesen, dass sie begeistert davon sein würde.

Naoko seufzte: „Okay, okay, dann setzte ich mich jetzt ins Wohnzimmer, du setzt einen Tee auf und dann erzählst du mir alles.“ Damit verschwand sie in Richtung Wohnzimmer. Während Reita in die Küche ging, um den Tee aufzusetzen und den Kuchen wegzustellen, dachte er darüber nach wie viel er seiner Mutter verraten konnte. Was würde sie sagen, wenn sie wüsste, was Ruki machte? Zwar war sie offen, aber sie würde sich auch Sorgen um ihn machen. Dann würde sie sich Sorgen um Ruki machen, obwohl sie ihn nicht kannte. Er war sich nicht sicher, was er auf die letzte Frage antworteten sollte, hoffte aber diese Frage umgehen zu können.

Schließlich kam er mit zwei Tassen Tee ins Wohnzimmer zurück. Eine stellte er vor seiner Mutter auf den Tisch, eine ihr gegenüber.

„Kann ich dir sonst was anbieten?“, wollte er wissen.

Naoko sah ihn lächelnd an: „Schätzchen, ich soll nachher noch eine Menge Kuchen essen, meinst du da bräuchte ich jetzt was zu essen? Sonst gehe ich ja völlig aus dem Leim.“

„Du weißt, dass das nicht stimmt.“, gab er zurück.

„Also, wie heißt er?“, überging sie ihn einfach.

„Ruki und er ist 20 Jahre alt.“, antwortete Reita. Er hoffte, dass seine Mutter nicht weiter nach dem Beruf fragen würde. Manchmal wünschte er sich, dass seine Mutter nicht so interessiert an seinen Beziehungen war und sie nicht so oft darüber redeten. Aber letztendlich war er froh, dass sie ihn damals nicht rausgeschmissen hatte, als herausgekommen war, dass er schwul war. Nein, seine Mutter hatte ihn ernst angesehen und gemeint, dass er trotzdem nicht auf Kondome verzichten solle.

„Ah, das ist doch schon mal was. Wann hast du ihn denn kennengelernt?“, fragte Naoko.

„Vor ungefähr einer Woche. Das war mehr ein Zufall, meine Freunde haben mich rausgeschleppt und dann hat sich das so ergeben. Und da du immer so viel Kuchen vorbeibringst, dachte ich, ich könnte ihn einladen.“, antwortete Reita. „Meine Kochkünste sind ja eher beschränkt.“

„Na dann wünsche ich euch viel Spaß.“, lächelte sie ihn mit einem typischen Mutterlächeln an, dass einem klar machte, dass sie mehr wusste als man selber, es einem natürlich aber nicht verraten würde. Jedenfalls noch nicht.
 

„Du hast eingekauft!“, stellte Wataru fest, als er die Kühlschranktür öffnete und den Inhalt inspizierte. Normalweise war Tohrus Kühlschrank eher leer, nach der Arbeit kochte er selten für sich selber. Da es inzwischen schon Mittag war und sie Hunger hatten, hatte er beschlossen zu kochen. Zwar hätte sie auch zum Essen ausgehen können, doch das lief der Idee einen gemütlichen Tag zu Hause zu verbringen ein wenig entgegen.

„Na, du bist ja auch da. Das letzte Mal als du kochen wolltest und nichts im Kühlschrank war, hast du ordentlich mit mir geschimpft.“, erwiderte Tohru grinsend und schlang von hinten einen Arm um die Hüfte des anderen. Sie trugen beide nur ein schlichtes T-Shirt und eine Boxershorts. Mehr Kleidung war nicht von Nöten, früher oder später war sie eh wieder überflüssig.

„Ja, mit Recht! Du kannst nicht immer nur Instant Ramen und Bentos essen!“, gab dieser zurück. „Ab und zu mal etwas Frisches tut dir ganz gut.“

„Ich weiß, aber nach der Arbeit und…“, begann Tohru. Doch sein Partner brachte ihn schnell zum Schweigen, indem er sich umdrehte und ihn küsste.

„Das ist schon ok. Ich bin ja ab und zu da, um zu kochen.“, meinte er dann grinsend.

„Ich wüsste nicht, was ich ohne dich machen sollte…“, erwiderte dieser. „Was schwebte dir denn vor als Mittagessen?“

„Der Fisch sollte weg, bevor er schlecht wird. Dazu gibt es Reis und Gemüse. Natürlich gibt’s auch Soße, soll ja nicht total trocken werden. Also mach dich nützlich und wasch den Reis.“, kam die prompte Antwort.

Tohru zog ihn noch einmal näher an sich heran und gab ihm einen langen Kuss. Nachdem sich ihre Lippen getrennt hatte, meinte er: „Ay, ay!“

Beide lachten und machten sich an die Arbeit, um das Mittagessen vorzubereiten.
 

Wieder etwas hibbelig stieg Ruki an der Haltestelle, die Reita ihm genannt hatte, aus. Er wusste nicht genau wieso, aber er hatte schon wieder so ein seltsames Gefühl im Magen, nur bei dem Gedanken daran, ihn wieder zu sehen. Aber er war im Moment zu glücklich, um darüber nachzudenken und auch das schlechte Wetter, es würde heute sicherlich noch gewittern, tat seiner Laune keinen Abbruch. Er hatte es tatsächlich geschafft, dass ihm keiner der Männer im Club näher als ein paar Küsschen hier und ein Klatschen auf den Hintern gekommen war.

Als er aus der Bahn stieg, sah er Reita schon warten. Er begrüßte ihn grinsend und streckte seinen Schirm in seine Richtung, sodass er nicht nass wurde. Gut gelaunt folgte er Reita zu dessen Appartementblock, der nur ein paar Meter von der Haltestelle entfernt war.

Neugierig und leicht beeindruckt betrat Ruki schließlich dessen Appartement und sah sich um. Es war recht groß, etwas schlicht eingerichtet. Die Fenster waren so, dass viel Licht in die Wohnung fallen konnte. Hier konnte man sich bestimmt wohlfühlen, dachte er. Viel wohler, als in dem Loch, indem Wataru und er wohnten. Bei ihnen kam ja nicht einmal richtig Licht in die Wohnung.

„Tja, das ist meine Wohnung.“, meinte Reita, als er ihn ins Wohnzimmer führte und im dann bedeutete sich auf das Sofa zu setzen.

„Du hast eine schöne Wohnung.“, erklärte Ruki, als er sich setzte.

„Ja, das habe ich auch mal gedacht. Als ich hier eingezogen bin, mit ihm zusammen, habe ich gedacht, dass wir eine wunderbare Zukunft zusammen haben würden. Aber es war albern von mir zu erwarten, dass er immer bei mir bleibt. Ich wusste doch eigentlich genau, dass er es nicht so damit hat treu zu sein.“, meinte der andere leicht abwesend. Dann schüttelte er den Kopf, wie um die Gedanken zu vertreiben: „Tut mir leid, ich sollte dich nicht mit meinen trivialen Probleme belästigen.“

Ruki griff impulsartig nach der Hand des Älteren. Er sah ihn ernst an: „Du belästigst mich nicht damit. Wir sind Freunde und wenn dich etwas bedrückt, kannst du jederzeit zu mir kommen um zu reden.“

Auf Reitas Lippen stahl sich ein dankbares Lächeln: „Danke, Ruki. Das weiß ich zu schätzen. Bei Kaffee und Kuchen redet es sich leichter, schätze ich.“ Liebevoll strich er mit dem Finger über dessen Hand. Dieser genoss die Berührung, sie war mehr als angenehm.

„Ah, möchtest du lieber Kaffee oder Tee? Oder etwa ganz anderes zu trinken?“, wollte er dann wissen.

„Kaffee ist ok. Kann ich dir noch etwas helfen?“, erwiderte Ruki.

„Nein, schon okay. Mach’s dir gemütlich, ich bin gleich wieder da.“, winkte Reita ab und ging in die Küche. Wenig später kam er mit einem großen Tablett wieder. Auf dem Tablett befanden sich Kaffee und Kuchen. Er stellte es auf den Tisch und schenkte seinem Besuch Kaffee in die Tasse. Dann versorgte er ihn mit einem Stück Kuchen.

„Er ist nicht einfach so gegangen.“, sagte Reita plötzlich, nachdem er sich gesetzt hatte. Ruki sah ihn überrascht an.

„An dem Tag, als er gegangen ist, kam ich früher von der Arbeit wieder nach Hause. Ich habe ihn mit einem anderen Kerl in unserem Bett vorgefunden, wie sie gerade ihren Spaß gehabt haben. Und es war nicht das erste Mal, das er mich betrogen hat, nur das erste Mal, dass ich es in unserer Wohnung gesehen habe. Jedes Mal hat er versprochen, sich zu bessern und ich habe ihm geglaubt. Nur dieses Mal nicht, dieses Mal hat er gesagt, wir passen nicht zusammen und ist gegangen, ohne das ich noch großartig etwas dazu sagen konnte.“, fuhr er fort und nahm danach einen großen Schluck Kaffee.

„Das tut mir leid, Reita. Das tat sehr weh, hm?“, sagte Ruki mitfühlend. Er konnte sich gut vorstellen, dass es ein Schock gewesen sein musste, im eigenen Bett betrogen zu werden. Es war noch dreister als ein einfacher Betrug.

„Ja, aber ich hätte schon vorher die Reißleine ziehen sollen. Wo mich doch fast alle gewarnt haben. Nach jedem Betrug war ich fertig und hab mich bei meinen guten Freunden und einer Menge Alkohol ausgeheult. Jedes Mal haben sie gesagt, ich solle ihn endlich verlassen, doch ich konnte nicht…“, murmelte Reita. Wenn er zurückblickte, konnte er nicht glauben, wie dämlich er gewesen war.

„Aber du hast ihn geliebt oder? Und wenn man jemanden liebt, dann sieht man nicht unbedingt die schlechten Dinge an diesem Menschen. Aber am Ende verletzt es einen noch mehr, wenn man die Wahrheit erkennt, dass einem dieser Mensch verraten hat.“, erwiderte Ruki.

„Ja, das ist wahr.“, nickte Reita. „Aber lass uns über etwas erfreulicheres reden. Es tat gut, das mal loswerden zu können.“ Schließlich war Ruki hergekommen, damit sie einen netten Nachmittag hatten…

„Der Kuchen ist lecker!“, meinte dieser daraufhin lächelnd.
 

Da es angefangen hatte zu gewittern und es nicht danach aussah, als wenn sich das Wetter in nächster Zeit beruhigen würde, hatte Reita ihm angeboten bei ihm zu übernachten. Nachdem er am Anfang etwas gezögert hatte, hatte Ruki schließlich doch zugesagt und war über Nacht geblieben. Er hatte schließlich genug Zeit, bis er morgen im Club erscheinen musste und bei diesem Wetter wäre er wirklich sehr ungern vor die Tür gegangen. Reita hatte ihm sein Bett zum Schlafen angeboten und nur unter Protesten hatte Ruki zugestimmt. Reita hatte ihm gesagt, dass er sowieso meistens auf dem Sofa schlief, weil er es manchmal nicht ertrug in dem Bett zu schlafen, in dem er betrogen worden war. Es war ein seltsames Gefühl für ihn in dem Bett des anderen zu liegen, doch es dauerte nicht lange, bis ihn der Schlaf übermannte.
 

Grob stieß der Mann ihn auf das Bett. Ängstlich und mit Tränen in den Augen sah Ruki ihn an. Er wollte nur noch hier weg, doch er wusste, dass es kein Entrinnen gab. Im Türrahmen des Zimmers stand seine neue Chefin mit verschränkten Armen und einem triumphierenden Lächeln im Gesicht. „Jetzt lernst du, wo du hingehörst, Taka-chan! Du hast keine Rechte mehr, außer ich gestehe dir welche zu. Du gehörst mir, verstanden?!“

Der Mann machte sich an seiner Hose zu schaffen, sein Shirt lag schon längst auf dem Boden. Auf dem Oberarm des Schwarzhaarigen befand sich seit gestern das Eidechsentattoo mit der Kette, das der Anfang gewesen war, um sein Schicksal zu besiegeln.

„Verstanden…“, murmelte Ruki unter Tränen. Dann spürte er die Lippen und Hände des Älteren auf seiner nackten Haut. Er wollte diese Berührungen nicht. Hilflos versuchte er sich zu befreien, doch der andere war stärker als er.

„Ich lass euch dann mal alleine…“, meinte sie und ging. Jeder, der für sie anschaffen ging, bekam ein sogenanntes einwöchiges Trainingsprogramm, bevor sie in Kontakt mit den Kunden kamen, damit sie darauf vorbereitet waren.

„Zier dich doch nicht so…“, grinste der Mann ihn an. „Wir werden jetzt ein wenig Spaß haben. Ich soll dir schließlich beibringen, was du für deinen neuen Job brauchst.“ Dann drückte er seine Lippen auf die des Jüngeren. Ruki überkam ein Gefühl von Ekel und er wusste sich nicht anders zu helfen, als dem Mann auf die Lippen zu beißen. Fluchend unterbrach dieser den Kuss und sah ihn wütend an. „Dummes Balg!“, schnaubte er und schlug ihm mit der flachen Hand ins Gesicht. Ruki zuckte vor Schmerz zusammen. Er konnte sein eigenes Blut schmecken.

„Dann bin ich eben nicht mehr so zärtlich mit dir.“, lachte er, während er grob seine Beine packte und sie spreizte.

„Nein… bitte nicht…“, flehte dieser.

Doch sein Bitten und Flehen war umsonst…
 

Mit einem Schrei, der einem durch Mark und Bein ging, schreckte Ruki aus seinem Altraum hoch. Schweißgebadet, zitternd und mit Tränen in den Augen saß er senkrecht in dem großen Bett. Zusätzliche Panik überkam ihm, als er merkte, dass es nicht sein Bett war. Sein Atem ging stoßweise.

Plötzlich ging das Licht im Zimmer an und er konnte Reita im Türrahmen erkennen. Richtig, er war bei ihm geblieben. Dann war er wenigstens sicher und musste nicht mit anderen unangenehmen Überraschungen rechnen.

„Ruki…“, meinte er sanft und kam vorsichtig näher. Er wusste nicht, ob es dem anderen Recht war, wenn er näher kam. Vielleicht wollte dieser auch einfach in Ruhe gelassen werden. Aber da Ruki nicht protestierte…

„Es tut mir leid, ich wollte dich nicht wecken…“, schniefte Ruki.

„Das macht nichts. Darf ich mich setzen?“, wollte Reita führsorglich wissen.

Dieser schaffte es nur zu nicken. Reita setzte sich zu ihm auf die Bettkante und legte einen Arm um den zitternden Körper des Jüngeren. Er wirkte in diesem Moment sehr zerbrechlich. Ruki veränderte seine Position, so dass er sich besser an ihn lehnen konnte, der ihn auch sofort in seinen Arm zog. Er fühlte sich sicher in der Umarmung des Älteren. Reita strich im tröstend über den Rücken und die Haare. Schutz- und trostsuchend vergrub Ruki sein Gesicht in dessen Shirt. Seine eine Hand grub sich verzweifelt in den Ärmel.

„Schlecht geträumt?“, fragte er.

„Ja, ich habe diese Träume häufiger. Entweder von den schrecklichen Kunden oder von der ersten Woche, in der man bei ihr „eingearbeitet“ wird. Heute war es letzteres. Das war so grausam… ich hatte vorher noch nie Sex und dann…“, sprudelte es aus Ruki heraus, am Ende versagte ihm seine Stimme. Ein neuer Schwall an Tränen trat ihm in die Augen und lief ihm die Wange hinunter. Reita fühlte sich ein wenig hilflos angesichts des Ausbruchs des Jüngeren. Er wusste nicht, wie Ruki sich fühlte, er konnte es nur ahnen. Trotzdem wollte er ihm Trost spenden.

„Ruki…“, murmelte er unsicher und streichelte ihm durch die Haare. „Ich bin für dich da.“

„Ich war 16!“, entfuhr es ihm verzweifelt. Erneut schüttelte ihn ein Weinkrampf.

„Oh Gott…“, sagte Reita entsetzt. Für ihn stand fest, dass er ihn dort heraus holen musste. Er konnte ihn nicht mehr leiden lassen, er konnte einfach nicht. Ruki hatte zu viel durchgemacht. Reita fragte sich, wie er das bisher ertragen hatte. Dass er häufiger Alpträume hatte, schien gar kein Wunder zu sein. Er musste nur einen Weg finden, wie er ihm helfen konnte. Vielleicht sollte er mit Wataru darüber sprechen? Schließlich konnte er Ruki schlecht Hoffnungen machen, die er am Ende nicht erfüllen konnte.

„Hier tut dir keiner was.“, murmelte Reita, während er ihm weiter tröstend über den Rücken strich. Langsam ließ das Zittern des fragilen Körpers in seinen Armen nach, genau wie die Weinkrämpfe. Stück für Stück beruhigte sich Ruki wieder.

„Es ist so gut, dass du da bist.“, seufzte er. „Bleibst du bei mir die Nacht über?“, wollte er dann wissen.

Zärtlich strich Reita ihm über die Wange: „Natürlich. Ich lass dich nicht alleine.“

„Auch wenn du dann in dem Bett schlafen musst?“, fragte Ruki unsicher.

„Auch dann.“, erklärte Reita.
 

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* Wow ich bin grad überraschend kreativ! Erst das neuen Kapitel von Here with me und jetzt Discharge überarbeitet und mit neuer Szene! YAY!

* YAY auch für die kurze Wataru x Tohru Szene, die ist neu! ^^ Aber das musste sein...

* Noch ein YAY für Reitas Mutter und den putzenden Reita XD Irgendwie komm ich nicht drum hin mir vorzustellen, dass er in so einer richtigen Junggesellenbude wohnt ^^'

* Kein YAY für den Rückblickin Rukis Vergangenheit! Zum Glück ist Reita da...

* Unfassbar ich durfte heute Akten sortieren bei meinem Praktikum. Langsam krieg ich so einen Kanjiscanblick, auch wenn ich keine Ahnung hab, was da steht! ^.~

* Freu mich wie immer über Feedback! Danke fürs Lesen, kommentieren und für die Favos!

Last Boquet

Warnung vorweg, wie beim letzten Kapitel, falls sich da noch jemand dran erinnert! ^^' Also es ist kein "wirklicher" adult Inhalt, aber der enthaltene Rückblick erwähnt Vergewaltigung. Wie das letzte Mal möchte ich gerne darauf hinweisen, dass es hier kein Spaß ist!

Jetzt aber das Kapitel...
 

Discharge X
 

~ Last boquet ~
 

Es hatte eine ganze Weile gedauerte bis Ruki schließlich in Reitas Armen eingeschlafen war. Die ganze Zeit über hatte dieser ihm tröstend über den Rücken gestreichelt. Es fiel ihm nicht schwer, nicht zuerst einzuschlafen, er war viel zu geschockt von dem, was er erfahren hatte, auch wenn es nicht viel war. Es hatte ihm selber weh getan, den anderen so fertig zu sehen. Erst nachdem er eine ganze Weile den ruhigen Atem des anderen neben sich gespürt hatte, konnte er selber einschlafen.

Am nächsten Morgen wachte Reita vor Ruki auf. Dieser lag an ihn gekuschelt neben ihm. Im Gegensatz zu gestern sah sein Gesichtsausdruck viel friedlicher und entspannter aus. Er konnte nicht anders, als ihm eine Haarsträhne aus dem Gesicht zu streichen. Wenn er es nicht besser wusste, würde er sagen, dass er sich in Ruki verliebte. Er hatte das dringende Bedürfnis ihn zu beschützen, auch wenn er noch nicht genau wusste, wusste wie. Er wollte ihm geben, was er schon so lange nicht mehr bekommen hatte: Zuneigung und Liebe.

„…Reita…“, murmelte Ruki und blinzelte ihn verschlafen an. Er war froh, dass dieser die ganze Zeit bei ihm geblieben war. Er fühlte sich unglaublich wohl in dessen Nähe. Irgendwie half ihm das seine Probleme wenigstens ein bisschen vergessen zu können. Vor allem aber war er froh, dass Reita ihn nicht fallen ließ, auch wenn er immer mehr erfuhr, wenn er immer mehr von dem Dreck, der an ihm klebte, offenlegte.

„Hab ich dich geweckt?“, fragte er besorgt. Das war das letzte, was er wollte, ihn um seinen Schlaf bringen.

„Nein.“, antwortete dieser schlicht. „Kann ich noch ein wenig so bei dir liegen?“, fragte Ruki leise.

„So lange du möchtest.“, erklärte Reita und strich ihm sanft über die Wange. Woraufhin dieser sich noch ein wenig näher an ihn heran kuschelte und seufzend dessen Geruch einsog.

„Geht es dir wieder besser? Konntest du dann doch noch gut schlafen?“, wollte er wissen.

„Ja, dank dir. Es ist einfacherer damit klar zu kommen, wenn man nicht alleine ist. Deshalb lässt Wataru mich auch ungern alleine, obwohl er doch einen Freund hat.“, antwortete der Jüngere. Seinem Tonfall nach zu urteilen, hatte er ein schlechtes Gewissen deshalb.

„Aber ihr seid doch schon fast so was wie eine Familie, ihr beiden, oder? Den Eindruck hatte ich jedenfalls…“, meinte Reita, während er Ruki so wie gestern wieder über den Rücken streichelte. Er hatte gar nicht mitbekommen, dass er das tat. Es war eher wie ein Reflex gewesen.

„Hm, ich denke du hast recht. Wir haben beide ja auch keine mehr und wir wissen beide, wie es ist das durchzumachen, was wir erlebt haben.“, stimmte Ruki zu. Es stimmte, sie wussten beide haargenau wie es war anschaffen zu gehen. Spätestens nach dem einen Ereignis hatten sie sich miteinander verbunden gefühlt. „Ohne ihn hätte ich gar nicht so lange durchgehalten. Ich glaube, meine Zuhälterin bereut es, dass sie uns bekannt gemacht hat.“

„Warum will sie dich unbedingt kaputt machen? Ich verstehe das nicht. Müsste ihr nicht eher daran liegen, dass sie lange etwas von dir hat? Sie scheint ja gut an dir zu verdienen…“, bemerkte Reita. „Wenn du nicht darüber reden willst, ist das okay, das solltest du wissen.“

„Das Problem ist, dass…“, begann Ruki. Er suchte nach den richtigen Worten. Dann holte er tief Luft und beschloss es einfach auszusprechen: „Sie ist meine Tante. Aber sie hatte nie ein gutes Verhältnis zur Familie, ganz im Gegensatz zu meiner Mutter, also ihrer jüngeren Schwester. Meine Mutter war mehr das Musterkind und sie eher das schwarze Schaf. Dann ist sie sehr früh schwanger geworden und da der Vater einen eher zweifelhaften Ruf hatte, hat die Familie sie enterbt und versucht alle Verbindungen mit ihr zu durchbrechen, damit der gute Ruf der Familie nicht leidet. Sie hat meine Mutter gehasst. Sie hasst mich, weil ich ihr Sohn bin und ihr auch noch so ähnlich sehe. Nur ich glaube, dass meine Mutter das nicht wahrhaben wollte. Sie hat ihre große Schwester trotz allem geliebt und hat sie zu meinem Vormund gemacht, falls meinen Eltern etwas zustoßen sollte. Als meine Eltern dann vor vier Jahren bei dem Unfall uns Leben kamen, hat sie mich bei sich aufgenommen. Am Anfang musste ich mir nur ständig Sticheleien anhören, aber ich hab das nicht wirklich wahrgenommen. Ich war viel zu sehr damit beschäftigt in meiner Trauer zu ersaufen. Nach, ich glaube, einem Monat begann dann mein Alptraum. Ich bekam das Tattoo, wurde eingearbeitet und gehe seitdem für sie anschaffen.“ Ruki seufzte tief und vergrub sein Gesicht in Reitas Shirt.

Dieser war entsetzt und sprachlos. Ihn nahm die Geschichte des anderes wirklich mit. Reita bewunderte ihn, dass er trotz allem durchhielt und versuchte stark zu bleiben. Aber das Vertrauen, dass Ruki ihm anscheinend entgegen brachte, freute ihn trotz allem. Die ganze Geschichte verstärkte nur seinen Beschluss ihm zu helfen. Er musste um jeden Preis. „Deshalb hasst sie dich so sehr und tut dir das alles an?“, fragte er. Zwar wusste er nicht wie tief die Verletzungen von Rukis Tante saßen, aber er fand es doch etwas krass, dass sie ihn deshalb so quälte. Er hatte das Gefühl, dass noch mehr hinter der Sache stecken musste.

„Vielleicht gibt es noch andere Gründe, aber die kenne ich nicht.“, erklärte Ruki. „Jedenfalls kann ich schlecht zur Familie zurück, sie würden mich so ja gar nicht mehr haben wollen. Dafür hat sie gesorgt.“, fügte er dann bitter hinzu.

Reita streichelte ihn weiter tröstend über den Rücken: „Das tut verdammt weh, oder?“

„Ja.“, antwortete er. Die Antwort war knapp, aber man konnte deutlich den Schmerz darin erkennen. „Tut mir leid, dass ich dir damit den Morgen verderbe…“, sagte Ruki dann.

„Das tust du nicht. Wir sind Freunde, das hast du gestern selbst gesagt. Freunde hören einem zu, wenn man Probleme hat und ich hab dir gesagt, dass du jederzeit kommen kannst, wenn du reden möchtest. Also mach dir keine Sorgen, ja?“, beruhigte sein Freund ihn.

„Danke. Es tut so gut, dich als Freund zu haben.“, murmelte Ruki.

„Hier ist jederzeit ein Platz für dich frei, Ruki.“, erklärte Reita führsorglich und gab ihm damit das Gefühl ein weiteres Familienmitglied dazu gewonnen zu haben.
 

Als Ruki von seinem ersten „Lehrtag“ zurück in die kleine Wohnung gebracht wurde, in der er von jetzt an wohnen würde, war er fix und fertig mit den Nerven. Er konnte sich kaum noch auf den Beinen halten, ihm war schlecht und er fühlte sich unglaublich schmutzig. Seine Augen waren gerötet vom Weinen, während sich sein Körper anfühlte wie überfahren. Er war angewidert von sich selber und begriff nicht, wieso das alles passierte. Was hatte er ihr denn getan? Was hatte er überhaupt irgendjemandem getan?

Der Mann, der ihn von jetzt an eine Woche lang in seine zukünftige Arbeit einweisen würde, hatte ihn zur Wohnung zurück geschliffen und ihn unsanft durch die Tür befördert. Dort saß Ruki nun und versuchte sich aufzurappeln. Er musste zur Dusche, den Dreck abwaschen, auch wenn er nicht glaubte, dass er sich wirklich besser fühlen würde.

„Ruki?“, erklang die Stimme seines Mitbewohners aus der Küche, den er gestern kurz kennengelernt hatte, bevor dieser zur Arbeit gegangen war. Heute hatten sie sich noch gar nicht gesehen, Wataru hatte noch geschlafen, als er abgeholt wurde.

Er hatte keine Kraft mehr zu antworten, er brauchte seine Kraft um ins Badezimmer zu kommen. Schließlich hatte Ruki das Badezimmer erreicht. Er hielt sich gar nicht mehr damit auf, sich auszuziehen, sondern stieg mit seiner Kleidung an in die Duschwanne und machte das Wasser an. Dann sank er an den kalten Fliesen hinab und brach erneut in Tränen aus. Er hörte Schritte näher kommen. Die Tür öffnete sich und Wataru betrat das Badezimmer. Er hatte eine Tasse Tee in der Hand. Besorgt stellte er die Tasse auf das klapprige Regal und kniete sich zu Ruki hin.

„Sie arbeiten dich ein, hm? Das ist die Hölle, ich weiß. Ich habe das auch alles erlebt, jeder der hier arbeitet hat das. Aber das macht es nicht leichter für einen, ich weiß.“, meinte dieser sanft. „Vor einem halben Jahr habe ich auch in der Dusche gehockt.“

Ruki sah ihn mit verheulten Augen an. Man konnte nicht mehr sagen, was in seinem Gesicht Tränen waren und was Wasser. Sein Gegenüber wirkte nicht so, als wenn er es nicht ehrlich meinen würde.

„Wenn du lieber allein sein möchtest, dann lass ich dich auch alleine.“, begann Wataru.

Ruki schüttelte den Kopf. Er wollte nicht mehr alleine sein. Seit seine Eltern gestorben waren, hatte er sich die ganze Zeit alleine gefühlt. Was er jetzt brauchte, war jemand, der ihn verstand und ihm Zuspruch geben konnte.

„Gut, dann bleib ich bei dir.“, erklärte er mit einem sanften Lächeln. Dann richtete er sich auf und drehte das Wasser zu. Er reichte ihm ein großes Handtuch: „Du solltest dich abtrocknen und was Trockenes anziehen, sonst holst du dir ne Erkältung und dann wird alles nur schlimmer. So was wie Gnade kennen die hier nicht… leider. Und wenn du dann magst, hab ich einen heißen Tee für dich.“ Dann streckte er Ruki seine Hand entgegen. Dieser zögerte für einen Moment, doch dann ergriff er die Hand und ließ sich von Wataru auf die Füße ziehen. Da er einfach keine Kraft mehr hatte, half Wataru ihm beim Umziehen und zog ihn dann mit in sein Zimmer. Dort setzte er Ruki auf sein Bett, setzte sich zu ihm und reichte ihm die Tasse Tee, die er aus dem Badezimmer mitgenommen hatte. Als er das Bett sah, stahl sich ein Ausdruck von Panik in den Blick des Jüngeren.

„Danke.“, erwiderte Ruki dann mit brüchiger Stimme. Irgendwie hatte er das Gefühl, dass Wataru ihm nichts tun würde.

„Kein Problem. Ich weiß, es ist nur eine Tasse Tee, aber manchmal tut das trotzdem ganz gut.“, antwortete Wataru. „Wir haben uns ja noch gar nicht richtig kennengelernt. Ich musste ja gestern gleich los zur Arbeit.“

„Gewöhnt man sich daran?“, fragte Ruki plötzlich.

„Es gibt Leute, die gewöhnen sich daran, anderen fällt es jedes Mal schwer. Ich hasse es, aber ich versuche zu verdrängen, dass ich mich verkaufe. Es ist ein wenig so, als wenn ich eine andere Rolle spiele, wenn ich arbeiten gehe.“, erklärte der andere.

Sie saßen eine Weile schweigend nebeneinander. Ruki hatte das Gefühl, das hier wirklich jemand neben ihm saß, der wusste, was er durchmachte, der die Schmerzen kannte, die er gerade empfand. Genau wie den inneren Kampf, der in ihm tobte sich vor Ekel vor sich selber nicht gleich zur Toilette zu rennen und sich zu übergeben.

Wataru hingegen fühlte sich irgendwie verantwortlich für ihn. Er hoffte, dass er ihm Beistand leisten konnte. Es war nebensächlich, dass sie sich gestern erst kennengelernt hatten, sie saßen im selben Boot und wahrscheinlich brauchten sie beide Hilfe, damit sie nicht untergingen.

„Wie alt bist du eigentlich, Ruki?“, fragte Wataru. Inzwischen hatte Ruki seinen Tee ausgetrunken. Er nahm ihm die Tasse ab und stellte sie auf den kleinen Nachtschrank neben seinem Bett.

„16 und du?“, entgegnete dieser. Er rutschte etwas näher an den anderen heran. Vorsichtig, da er sich nicht sicher war, ob Ruki die Berührungen ertragen würde, legte Wataru einen Arm um ihn. Zuerst zuckte er leicht zusammen, doch dann beruhigte er sich ein wenig.

„Ich tu dir nichts. Keine Angst.“, sagte Wataru in einem sanften, beruhigenden Tonfall. Das waren die ersten netten Worte und die ersten netten Gesten, die Ruki heute bekam. Eigentlich waren es die ersten seit dem Tod seiner Eltern. Er versuchte die Tränen zu unterdrücken, die ihm gerade wieder in die Augen steigen wollten.

„Ich bin übrigens 18. Wenn du erst 16 bist, war das dein erstes Mal?“, wollte Wataru wissen. Takeuchi stellte selten jemanden ein, der erst 16 war. Die meisten waren schon nicht mehr minderjährig gewesen, als sie hier angefangen hatten.

„Ja, war es…“, schniefte Ruki nun. Mitfühlend streichelte Wataru ihm über den Rücken. Er war froh, dass es damals nicht sein erstes Mal gewesen war, aber der andere tat ihm trotzdem wirklich leid. Es dauerte eine ganze Weile bis Ruki schließlich erschöpft in seinen Armen einschlief. Dieser brachte es nicht übers Herz ihn alleine zu lassen und beschloss bei Ruki zu schlafen, was für die beiden zu einem festen Ritual wurde. Beide hatten von Anfang an auf eine seltsame Weise das Gefühl gehabt in dem anderen eine Art Seelenverwandten gefunden zu haben, obwohl beide Angst davor hatten anderen zu vertrauen, bei allem, was sie erlebt hatten…
 

Zwei starke Arme schlangen sich von hinten um Wataru und zogen ihn näher an sich heran.

„Woran denkst du?“, wollte Tohru von seinem jüngeren Partner wissen. Dieser hatte sich auf den Balkon zum Rauchen verzogen, als er von der Arbeit angerufen wurde. Leider konnte er es nicht immer vermeiden, dass er am Wochenende von seiner Arbeitsstelle belästigt wurde.

„Ich musste dran denken, wie Ruki und ich uns kennengelernt haben.“, antwortete Wataru.

„Du machst dir immer Sorgen um ihn, hm?“, meinte Tohru. Am Anfang hatte das enge Verhältnis der beiden etwas merkwürdig auf ihn gewirkt, aber als er mit der Zeit erfahren hatte, dass beide keine Familie mehr hatten, begann er zu verstehen, dass die beiden sich so verbunden fühlten. Und nachdem er von Wataru immer mehr Details erfahren hatte, was ihnen zugestoßen war, hatte er es noch besser verstehen können.

„Ja, schon. Er ist ja auch so was wie mein kleiner Bruder.“, erwiderte Wataru. „Erinnerst du dich daran, dass ich dir erzählt habe, dass Ruki jemanden kennengelernt hat?“, wollte er dann wissen.

„Er hieß Reita, oder? Trifft er sich mit ihm?“, erkundigte Tohru sich.

„Ja, er trifft sich mit ihm, aber heimlich, da er nicht will, dass Reita weiter für ihn bezahlt.“, erklärte er. „Ich hoffe wirklich, dass Reita Ruki gut tut und dass er es schafft ihn daraus zu holen.“

„Es wäre ihm zu gönnen. Wenn er es tatsächlich schaffen sollte Ruki daraus zu holen, gehst du dann auch?“, erkundigte sich der Ältere.

„Dann bin ich sofort weg, das heißt, wenn du mich hier haben willst.“, erwiderte Wataru. Seit er nicht mehr anschaffen gehen musste, gab es nur einen Grund weshalb er noch bei Takeuchi blieb. Wataru war nur noch wegen Ruki da. Er konnte ihn nicht alleine lassen, er hatte Angst, was passierte, wenn er nicht mehr für den anderen da war. Außerdem hatte Takeuchi ihn tatsächlich gebeten zu bleiben. Zwar hatte er den Verdacht, dass sie damit ein Druckmittel gegen ihn hatte, aber er hatte es nicht übers Herz gebracht Ruki alleine zu lassen.

„Natürlich will ich dich hier haben.“, sagte Tohru. Er drehte den Jüngeren zu sich hin, sodass er ihm in die Augen sehen konnte. „Ich liebe dich.“

„Ich dich auch.“, antwortete Wataru. Dann stellte er sich ein wenig auf die Zehenspitzen und küsste seinen Partner zärtlich.
 

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* So da bin ich mal wieder mit einem neuen Kapitel für Discharge! ^^ Es tut mir leid, dass es so lange gedauert hat mit der Fortsetzung, aber ich bin gerade etwas im Stress!

* Ich hoffe, dass Kapitel gefällt euch... es erklärt ja mal ein paar mehr Hintergründe... ^^ lg Miya

Distress and Coma

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Circle of swindler

Discharge XII
 

~ Circle of swindler ~
 

Kurz nachdem Ruki am Morgen im Regen zum Hotel aufgebrochen war, klopfte es an der Tür ihrer kleinen Wohnung. Wataru war zwar vorhin mit seinem Freund aufgestanden, aber so ganz wach war er noch nicht. Seine Haare standen teilweise noch etwas wirr ab und er brauchte dringend einen Kaffee. Er schlurfte zur Tür und öffnete sie. Der Anblick von Takeuchis Sohn und ihrem Leibwächter erfüllte ihn nicht gerade mit Freude. Es bedeutete eigentlich immer Ärger, wenn die beiden auftauchten.

„Die Chefin will dich sehen.“, erklärte ihr Sohn kurz und knapp, ohne ihn zu begrüßen. Warum sollte er sich auch die Mühe machen jemanden zu begrüßen, der in seinen Augen nicht mehr wert war als der Dreck unter seinen Nägeln.

„Bin gleich unten.“, murmelte Wataru.

„Nein, nicht gleich, du kommst jetzt mit uns mit.“, stellte der Leibwächter klar. Er griff nach dem dessen Oberarm und zog ihn unsanft aus der Tür. Wataru machte Anstalten sich zu wehren, doch als der Griff sich verstärkte, sah er ein, dass er keine Chance hatte. Wenig später wurde er in das Büro seiner Chefin gestoßen. Da der Stoß überrascht und hart kam, strauchelte er ein wenig, konnte sich aber doch noch fangen.

„Guten Morgen Wataru.“, begrüßte Takeuchi ihn mit einem schmierigen Grinsen.

„Guten Morgen.“, erwiderte Wataru knapp, ohne ihr übermäßig Respekt entgegenzubringen, so wie sie es am liebsten hatte. Er verachtete diese Frau dafür, dass sie sich am Unglück anderer so weiden konnte. Für ihn stand sie auf einer Stufe mit Tanaka, den er eigentlich selten beim Namen nannte. Normalerweise redete er nur von dem Schwein.

„Ich habe eine gute Nachricht für dich und ein paar Fragen an dich.“, meinte sie. Hinter ihm baute sich ihr Leibwächter auf, während sich ihr Sohn auf den Sessel in der Ecke des Raumes fallen ließ. Wataru ahnte, dass hier etwas im Busch war. Misstrauisch blickte er von einem zum anderen.

„Erstmal möchte ich dir sagen, dass du ab heute gefeuert bist. Geh zu deinem Schatzi und werde glücklich, aber hier will ich dich nicht mehr sehen.“, stellte sie klar.

„Aber was ist mit Ruki? Ich…“, stammelte Wataru etwas verwirrt. Er verstand nicht ganz was das Ganze sollte. Auch wenn er nicht mehr für sie anschaffen ging, war sie nie bereit gewesen ihn gehen zu lassen.

„Das ist ein gutes Stichwort!“, lächelte Takeuchi. „Wo war er am Wochenende?“

„Bei Tohru und mir.“, antwortete er ohne zu zögern.

„Bist du dir da sicher? Mein Sohn ist da anderer Meinung. Also überlegt dir gut, was du jetzt sagst.“, sagte sie seelenruhig.

„Ruki war bei uns.“, beharrte er auf seiner Aussage. Er konnte ihr die Wahrheit nicht sagen. Vielleicht war das die Chance für seinen Freund glücklich zu werden? Die konnte er ihm nicht kaputt machen und das wollte er auch gar nicht. Wataru wollte, dass Ruki endlich auch glücklich sein konnte und sich nicht mehr von seiner Tante quälen lassen musste. Er konnte ihn einfach nicht mehr leiden sehen. Das gestern hatte ihm den Rest gegeben.

Ohne jede Vorwarnung drehte ihm der Leibwächter den Arm schmerzvoll auf den Rücken.

„Wie erklärst du es dir, dass ich ihn vorgestern in Begleitung eines blonden jungen Mannes im Park gesehen habe?“, fragte Takeuchis Sohn herausfordernd.

„Hat Taka-chan etwa einen Freund, von dem ich nichts weiß?!“, schnappte seine Chefin.

„Nein, hat er nicht und er trifft sich auch mit niemand. Das würde er doch gar nicht wagen…“, erwiderte Wataru.

Der Schlag in seinen Magen, der nun erfolgte, nahm ihm für einen Moment die Luft zum Atmen und sorgte dafür, dass er in Knie ging.

„Sicher?“, fragte Takeuchi nach. Ihr Tonfall war herablassend. Sie wusste genau, dass er ihr nicht die ganze Wahrheit sagte.

„Sicher.“, antwortete er mit fester Stimme, nachdem er sich einigermaßen von dem Schlag erholt hatte. Der nächste Schlag traf ihn ins Gesicht. Wataru spürte wie seine Lippe an einer Stelle aufplatzte und ihm warmes Blut hinunter lief. Er keuchte vor Schmerzen, als ihn noch ein weiterer Schlag traf. In diesem Moment fühlte er sich unglaublich hilflos. Genau so wie früher, wenn sein Vater ihn geschlagen hatte.

„Immer noch sicher? Du weißt, dass mein Leibwächter keine Gnade kennt, wenn es um Dreck so wie dich geht?! Willst du dich wirklich für Taka-chan zusammenschlagen lassen?“, wollte sie wissen.
 

Tohru sah Wataru liebevoll an, der unter ihm auf seinem Bett lag. Sanft strich er ihm eine Haarsträhne aus dem Gesicht und küsste ihn. Es war das erste Mal, nachdem sie sich schon ein paar Wochen immer wieder getroffen hatten, dass sie sich so nahe kamen. Wataru hatte nur noch seine schwarze Hose an, den Rest seiner Kleidung, ebenso wie der Hauptteil von Tohrus, lag neben dem Bett auf dem Boden. Er küsste ihn am Nacken entlang, merkte aber plötzlich, dass Wataru sich nicht mehr ganz so wohl zu fühlen schien. Sein Gesichtausdruck hatte sich verändert, er sah jetzt traurig und unsicher aus.

„Hey, was ist los, Wataru?“, wollte Tohru besorgt wissen und strich ihm zärtlich über die Wange.

Dieser schaute ihm nicht in die Augen, als er antwortete: „Willst du wirklich mit mir schlafen?“ Sein Tonfall war schwer deutbar.

„Natürlich, warum sollte ich das nicht wollen?“, erkundigte sich der Blonde etwas verwirrt.

„Warum du das nicht wollen solltest?!“, echote Wataru schon fast ungläubig. „Bist du dir im Klaren darüber, wie viele Männer schon mit mir Sex hatten und mich dafür bezahlt haben?! Wie kannst du eigentlich so ein Stück Dreck wie mich lieben?! Ich muss mich verkaufen!!!“ Damit drehte er sich auf die Seite. Er konnte nicht verhindern, dass ihm die Tränen in die Augen stiegen, aber er wollte nicht dass Tohru ihn weinen sah. Er schämte sich so unglaublich für das, was er war und konnte nicht verstehen, dass Tohru ihn liebte. Wie konnte man so jemanden wie ihn lieben? Wie?

Gleichzeitig liebte er ihn und genau deshalb tat es so weh.

„Weinst du?“, fragte Tohru führsorglich, doch er bekam keine Antwort. Stattdessen hörte er ein leises Schniefen. „Schau mich bitte an, Wataru.“

Widerstrebend wandte sich der Brünette wieder zu Tohru hin. Dieser konnte deutlich die Tränen in seinen Augen sehen. Vorsichtig strich er ihm mit dem Finger die Tränen von der Wange: „Du bist kein Stück Dreck. Ich möchte das nie wieder von dir hören. Egal was die anderen sagen, egal wie sie dich behandeln, für mich bist du kein Stück Dreck! Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass es mir nichts ausmacht, dass andere mit dir schlafen, aber es ist nicht deine Schuld. Du machst das doch nicht freiwillig. Glaub mir bitte, wenn ich dir sage, dass ich dich wirklich liebe. Ich liebe dich für deinen Charakter, einfach weil du, du bist, verstehst du? Für mich bist du wichtig.“
 

Es war vielleicht das Einzige, was ihn die Schmerzen irgendwie aushalten ließ. Die Worte, die Tohru ihm damals gesagt hatte, waren ihm nie aus dem Kopf gegangen. Dafür hatten sie ihm zu viel bedeutet und gerade deshalb gaben sie ihm jetzt Kraft alles durchzustehen.

„Ihr könnt mich zusammenschlagen, ich habe nichts zu erzählen.“, erklärte Wataru schließlich mit zitternder Stimme. Er konnte nicht mehr ohne Schwierigkeiten reden, dazu waren die Schmerzen zu stark, aber verraten würde er seinen Freund trotzdem nicht.

„Ist das nicht süß wie sich die beiden für einander aufopfern?“, lachte Takeuchi. Ihr Sohn und ihr Leibwächter lachten ebenfalls, vor allem als sie den verwirrten Gesichtsausdruck ihres Opfers sahen.

„Wie?“, keuchte Wataru verwirrt.

„Och, hat Taka-chan dir da etwas nicht erzählt? Was meinst du denn wieso du so einfach aufhören konntest als verdammte Hure zu arbeiten?! Er hat für dich Extraschichten übernommen, nur damit du mit deinem Schatzi vögeln kannst.“, meinte sie mit einer Verachtung, die ihres Gleichen suchte.
 

Sie hatten ihm kaum Zeit gegeben sich zu erholen. Takeuchis Leibwächter hatte ihn wieder nach oben in die Wohnung gezerrt und sich im Türrahmen aufgebaut. Dort hatte er gewartet, bis Wataru seine wichtigsten Sachen zusammengepackt hatte. Was er nicht gesehen hatte war, dass der Brünette Ruki einen Zettel hinterlassen hatte, auf dem er kurz erläuterte, was passiert war und ihm dann den Rat gab selber zu verschwinden, jetzt wo er auch nichts mehr hatte, was ihn hier hielt. Den Zettel hatte er in Rukis Nachtschrank versteckt. Da ihm wohl auch nichts Gutes blühen würde, wenn er von der Arbeit zurückkehren würde, würde er wahrscheinlich in den Nachtschrank gucken. Dort lagen Tabletten und Verbandszeug…

Wataru war entsetzt gewesen als ihre Chefin ihm verraten hatte, dass sein Freund für ihn Extraschichten übernommen hatte. Er hatte ein schlechtes Gewissen, wegen ihm hatte Ruki noch mehr leiden müssen und das nur damit er mit Tohru glücklich sein konnte…

Er wankte zur Tür, wo der Leibwächter auf ihn wartete. Sein Kopf schmerzte, eigentlich sein ganzer Körper. Schnell konnte er nicht gehen, da ihm sonst schwindelig wurde. Schon alleine langsam zu gehen, kostete ihn unglaublich Kraft.

Der Leibwächter brachte ihn bis zur Bahnstation. „Denk dran, lass dich hier nicht wieder blicken. Das nächste Mal hast du nicht so viel Glück.“, grinste er ihn an. Dann kam sein Gesicht dicht an das von Wataru und er flüsterte ihm noch etwas ins Ohr: „Ich hätte sonst auch gerne noch eine Nummer mit dir geschoben… für was anderes taugst du ja sowieso nicht.“
 

Mit letzter Kraft hatte Wataru sich den kurzen Weg von der Haltestelle zu Tohrus Wohnung geschleppt. Seine Beine waren so schwer wie Blei, die Treppe zum Appartement zog er sich eigentlich nur noch am Geländer entlang. Sein Kopf dröhnte und immer wieder verschwamm sein Blickfeld vor ihm. Mühsam schloss er die Wohnungstür auf. Im Flur konnte er sich gerade noch die Schuhe ausziehen, dann sackte er an der Wand hinab und schloss die Augen. In der Bahn hatte er mehrmals versucht Tohru und Ruki zu erreichen, doch keiner der beiden war ans Telefon gegangen. Wataru konnte einfach nicht mehr. Die Schwärze, die sich um ihn herum ausbreitete wurde immer größer und er konnte nicht mehr dagegen ankämpfen. Seine Augen waren zu schwer um sie noch offen zu halten. Er wurde ohnmächtig.
 

Kurze Zeit, nachdem Wataru in die Bahn gestiegen war, kam Ruki zurück zum Club. Kaum hatte er das Gebäude betreten, da kam sein Cousin auf ihn zu. Er legte vertraulich einen Arm um ihn und zog ihn so mit in das Büro seiner Mutter.

„Taka-chan, schön dass du da bist.“, flötete sie. „Ich habe eine schlechte und eine gute Nachricht für dich.“

Misstrauisch sah Ruki sie an. Gleich als er den Raum betreten hatte, hatte sich sein Cousin in den Sessel in der Ecke fallen lassen und ihn einfach vor dem Schreibtisch stehen lassen.

„Die da wären?“, wollte Ruki wissen.

„Die schlechte Nachricht ist, dass Wataru gerade gekündigt hat. Er hat beschlossen mit seinem Freund zusammen zu ziehen, dich erträgt er nicht mehr.“, fing Takeuchi an zu erläutern. Sie genoss den ungläubigen Ausdruck, den ihr Neffe bei diesen Worten bekam.

„Gewöhn dich dran, wir sind die Einzigen, denen dein Wohl am Herzen liegt!“, lachte sein Cousin.

„Aber du brauchst jetzt nicht zu heulen, Kleiner, denn die gute Nachricht ist, dass Tanaka-san dich für einen Monat mit auf Geschäftsreise nehmen möchte. Schön nicht?“, fuhr sie fröhlich fort.

Ruki nickte nur noch. Er fühlte sich gerade, als wenn ihm jemand den Boden unter den Füßen weggezogen hatte. Wataru würde ihn nicht einfach so im Stich lassen. Sie waren Freunde, sie hatten sich die Familie ersetzt. Warum sollte er ausgerechnet jetzt gehen? Ruki verstand das alles nicht, aber er verstand was es bedeutete, wenn er Tanaka einen ganze Monat lang ausgeliefert sein würde…

Plötzlich ging die Tür auf uns Takeuchis Leibwächter betrat das Büro. Sie wandte sich direkt an ihn: „Ah du bist wieder da? Dann können wir meinem lieben Neffen ja ein paar Fragen stellen.“

„Aber gerne doch.“, meinte der Leibwächter und trat Ruki. Dieser zuckte unwillkürlich zusammen. Seine Abneigung gegen den Mann war groß. Noch nie was es gut gewesen, wenn der Leibwächter seiner Tante im Spiel war. Es bedeutete entweder Schläge oder Sex, aber auf jeden Fall Erniedrigung.

„So Taka-chan, ich würde gerne von dir wissen, ob du mir etwas verheimlichst.“, begann seine Tante.

Er schüttelte den Kopf: „Nein, tue ich nicht.“

„Bist du dir da sicher? Dir ist nicht zufällig dein Märchenprinz auf dem weißen geflügelten Pferd erschienen?“, wollte sie höhnisch lachend wissen.

Ruki hoffte nur, dass ihm der erste Schock nicht anzusehen war. Wusste seine Tante etwa von Reita? Und wenn ja woher? Wataru würde ihn nicht verraten haben, das stand für ihn fest. War er also selber unvorsichtig gewesen?

„Wohl kaum, wer will mich denn schon haben? Ich bin nicht mal den Dreck unter deinen Fingernägeln wert, das hast du mir eindeutig bewiesen. Außerdem werden Märchen nicht wahr.“, sagte er dann mit möglichst fester Stimme. Sie durfte nicht merken, dass er verunsichert war oder dass er log.
 

Als Ruki nach einer ihm schier endlos vorkommenden Zeit von seiner Chefin entlassen wurde, hatte er eine Menge Schläge einstecken müssen. So schlimm war es das letzte Mal nach seinem letzten Fluchtversuch gewesen. Sich krümmend vor Schmerzen lag er nun auf seinem Bett und hoffte, dass sie nachlassen würden. Seine aufgeplatzte Lippe und seine Nasen hatten inzwischen aufgehört zu bluten. Was ihn wirklich verunsichert hatte, war das Wataru nicht da war und seine wichtigsten Sachen fehlten. Mühselig rutschte er zu seinem Nachtschrank, in der Hoffnung dort irgendwas zu finden, was gegen die Schmerzen helfen konnte. Er stockte als er einen Zettel entdeckte. Er griff danach und faltete ihn auseinander. Der Brief war von Wataru. Seine Schrift war etwas zittrig, im Gegensatz zu sonst.
 

Hey Ruki,

bitte glaub ihr nicht, egal was sie dir über mich erzählt. Sie hat mich entlassen, ich habe nicht wegen dir gekündigt und ich habe ihr auch nichts von Reita verraten. Sie muss es anders rausbekommen haben. Aber jetzt wo ich nicht mehr da bin, sollte dich nichts mehr hier halten. Nutz die Gelegenheit und verschwinde zu Reita oder zu Tohru und mir. Bitte tu mir den Gefallen und probier es noch einmal. Du hast nichts mehr zu verlieren oder? Sie haben dich doch bestimmt schon zusammengeschlagen… genau wie mich.

Ich muss jetzt aufhören, sonst merken sie noch etwas.

Viel Glück

Wataru
 

Also hatte er sich nicht getäuscht in seinem Freund. Es hätte ihn auch wirklich überrascht, wenn es so gewesen wäre. Dann begann er zu überlegen. Wataru hatte Recht, er hatte eigentlich nichts mehr zu verlieren. Was sollten sie noch tun, außer ihn zusammen zu schlagen? Was konnten sie ihm noch schlimmeres antun, sie hatten ihm doch schon seine Würde und Selbstachtung genommen. Und nicht nur das.

Außerdem konnten sie Wataru auch nicht mehr wehtun, wenn dieser nicht mehr da war. Die Aussicht auf eine Exklusivreise mit Tanaka erfüllte ihn auch nicht mit Freude, ganz im Gegenteil. Was also hielt ihn noch hier?

Ruki fischte eine Schmerztablette aus der Schublade und nahm sie. Wenn er noch einen, wahrscheinlich letzten, Fluchtversuch starten würde, dann würde er sie brauchen. Er versuchte die Schmerzen zu ignorieren, als er langsam aufstand und seine wichtigsten Sachen zusammen packte. Jetzt musste er nur irgendwie aus dem Gebäude kommen. Über die Treppe war nicht möglich, dann würden sie ihn bestimmt bemerken. Das Einzige, was ihm übrig blieb war bei Wataru aus dem Fenster zu springen. Zum Glück wohnten sie nicht sehr weit oben. Aber nur dieses Fenster zeigte zu der kleinen Seitengasse, in der ihn so schnell keiner entdecken würde.

Wahrscheinlich war es die Verzweiflung gewesen, die ihm noch einmal Kraft verlieh. Er öffnete das Fenster und sah in die Straße hinunter. Dort war, wie erwartet, niemand zu sehen. Ruki schmiss seine Tasche zuerst aus dem Fenster und hoffte, dass nichts in der Tasche kaputt ging. Allerdings war auch nicht viel in ihr, was kaputt gehen konnte.

Dann kletterte er auf das Sims, holte tief Luft, versuchte die Schmerzen ganz weit weg zu schieben in seiner Wahrnehmung und sprang.

Als er auf dem Boden aufkam, stöhnte er vor Schmerzen. Zusätzlich zu den Schmerzen, die vorher schon vorhanden gewesen waren, durchzuckte seinen Knöchel ein stechender Schmerz. Er war umgeknickt. Er fluchte. Einen Moment brauchte er noch um sich soweit zu sammeln, dass er sich wieder bewegen konnte. Er musste hier weg, ganz dringend…
 

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Nur ein kleiner Kommentar heute von mir: Danke für die Favos und Kommentare! ^^ Freue mich sehr darüber!

Crucify sorrow

Discharge XIII
 

~ Crucify sorrow ~
 

Tohru war zwar auf der einen Seite froh, dass er heute früher von der Arbeit nach Hause gehen konnte, andererseits, würde er alleine zu Hause sein, ohne Wataru und das gefiel ihm gar nicht. Er hätte eine Menge dafür gegeben, wenn sein Partner bei ihm gewesen wäre und sie sich häufiger sehen könnten. Er konnte nicht ahnen, dass dieser ihn schon erwartete, aber anders, als beide es sich vorgestellt hatten.

Tohru wollte seine Haustür aufschließen, als er verwundert feststellte, dass diese nicht abgeschlossen war. Aber heute Morgen hatte er sie doch abgeschlossen oder etwa nicht?

Als er dann sein Appartement betrat, ließ er augenblicklich seine Tasche fallen und stürzte zu der immer noch bewusstlosen Gestalt seines Partners, die dort im Flur lag. Watarus Anblick hatte ihn wirklich erschreckt. Zwar wusste Tohru, das es nicht das erste Mal war, dass er zusammengeschlagen wurde, aber es war das erste Mal, dass er ihn so verletzt sah.

„Wataru, hörst du mich?“, wollte Tohru wissen, als er sich besorgt über ihn beugte. Als er keine Antwort bekam, nahm er seinen Partner in die Arme und trug ihn in sein Schlafzimmer. Dort legte er ihn vorsichtig auf das Bett.

„…ngh…“, stöhnte Wataru leise vor Schmerzen.

Inzwischen hatte Tohru sich auf die Bettkante gesetzt: „Wataru?“

„…To... hru…“, kam ihm mit Mühe über die Lippen. Sein schmerzverzehrter Gesichtsausdruck sprach Bände.

„Sch, es ist okay. Du solltest dich ausruhen. Ich kümmere mich um deine Wunden. Willst du vielleicht was trinken? Dann kann ich dir auch eine Schmerztablette geben.“, erwiderte dieser besorgt. Er bekam etwas als Antwort, was entfernt an ein ja erinnerte. „Ich bin gleich wieder da.“

Wenig später kam Tohru mit einem Glas Wasser und Verbandszeug zurück. Er half seinem jüngeren Partner dabei sich ein wenig aufzurichten, damit Wataru besser etwas trinken konnte. Es tat ihm gut, die kühle Flüssigkeit seinen rauen Hals hinunterlaufen spüren zu können.

„Ich befürchte, wenn ich dich verarzte, werde ich dir weh tun. Sollen wir warten bis die Tablette wenigstens etwas anschlägt?“, wollte er wissen.

„Ja.“, brachte Wataru mühsam hervor. Er fühlte sich wirklich unglaublich schlecht und auch wenn er befürchtete, dass die Tablette nicht viel bringen würde, hoffte er dass es besser war als nichts. Aber er war unglaublich froh, dass Tohru endlich da war. Wenn jetzt Ruki noch entkommen könnte, dann hätte sich alles gelohnt. Er würde seinen Freund nicht mehr beschützen können.
 

Als Reita von der Arbeit nach Hause kam, bot sich ihm ein ähnliches Bild wie Tohru, nur dass er Ruki nicht in seiner Wohnung vorfand, sondern völlig durchnässt, zitternd und halbbewusstlos im Hauseingang des Appartementblocks, in dem er lebte. Reita war in Begleitung seiner Freunde, die er aber erstmal stehen ließ, als er erkannte, wer da lag. Er war mit ein paar großen Schritten bei ihm.

„Ruki!“, rief er entsetzt und hoffte auf eine Reaktion. Es dauerte ein wenig, bis er sie bekam.

„Reita… endlich…“, begann Ruki, was ihm sichtlich Mühe kostete. Aber er war wirklich froh, dass dieser da war. Eigentlich hatte er Reita und Wataru anrufen wollen, doch sein Handyakku war leer und er hatte nicht mehr genug Kraft gehabt, um zu Tohrus Wohnung zu fahren. Also war ihm nichts anderes übrig geblieben, als hier in der Kälte zu warten. Natürlich hatte es auch noch angefangen zu regnen.

„Er muss schnell ins Warme.“, bemerkte Kai hinter ihm und legte Reita eine Hand auf die Schulter. Dieser nickte.

„Kannst du laufen, wenn ich dich stütze?“, wollte er dann von Ruki wissen.

„Ich… weiß nicht… mein Fuß…“, antwortete Ruki.

Vorsichtig half Reita ihm auf die Beine, sah aber schnell, dass dieser sich auch mit seiner Hilfe kaum auf dem Beinen halten konnte. „Nimmt einer von euch seine Tasche? Dann kann ich ihn tragen.“, erkundigte er sich. Er war froh, dass seine Freunde fürs erste keine Fragen stellten, sondern versuchten ihm zu helfen.

„Du solltest uns noch die Schlüssel geben, damit wir aufschließen können.“, meinte Uruha.
 

Irgendwie hatte Reita es geschafft Ruki in sein Schlafzimmer zu tragen. Er war erschreckend leicht. Reita war sehr bemüht gewesen ihm so wenig wie möglich weh zu tun, doch so ganz erfolgreich war er dabei leider nicht gewesen. Aber bei den ganzen Verletzungen, war es auch kein Wunder gewesen. Reita half Ruki sich auf das Bett zu setzen.

„Ist es okay, wenn ich dir beim Ausziehen helfe? Du kannst nicht die ganze Zeit die nassen Klamotten anbehalten.“, fragte er besorgt.

„Ja… in der Tasche… sind Klamotten von mir…“, antwortete der Jüngere leise.

Die beiden hatten etwas Mühe Ruki aus der nassen Kleidung zu befreien und ihm etwas Trockenes anzuziehen, aber schließlich hatten sie es geschafft. Dabei hatte Reita die ganzen blauen Flecken an dessen Körper gesehen, was ihn ganz schön erschreckt hatte, auch wenn er nichts anderes erwartet hatte. Aber es mit eigenen Augen zu sehen, war etwas ganz anderes.

Ruki war froh, als er unter der warmen Bettdecke lag. Es war warm, er war hier sicher bei Reita und er würde sich erstmal nicht mehr großartig bewegen müssen. Sollte es ihm dieses Mal wirklich gelungen sein zu entkommen? Er würde noch ernsthaft mit ihm

darüber sprechen müssen, aber jetzt fehlte ihm dazu die Kraft.

Plötzlich klopfte es an der Tür und Kai betrat vorsichtig das Zimmer. Er hatte eine Tasse Tee in der Hand, die er Ruki reichte, der immer noch aufrecht im Bett saß. Dieser nahm die Tasse mit zitternden Händen, aber dankbar, entgegen.

„Das sollte dir gut tun.“, meinte er freundlich lächeld zu ihm.

„Danke.“, murmelte Ruki angestrengt.

„Das ist übrigens Kai, einer meiner besten Freunde.“, stellte Reita vor. „Der andere dunkelhaarige ist Aoi und der Blonde Uruha.“

„Freut mich dich endlich mal kennenzulernen. Reita hat uns schon von dir erzählt.“, sagte Kai immer noch lächelnd. Dann fügte er grinsend hinzu: „Er mag dich sehr gerne.“ Nach diesen Worten wurde Reita tatsächlich etwas rot.

Aufmerksam musterte Ruki den Mann, der ihm eben die Tasse Tee gereicht hatte und beschloss, dass er ihn sympathisch fand: „Freut mich auch.“ Er versuchte sich ein Lächeln abzuringen, was jedoch etwas kläglich ausfiel.

„Meinst du wir sollten einen Arzt rufen?“, fragte Reita. Man hörte seiner Stimme deutlich an, dass er sich große Sorgen machte. Trotzdem fühlte er sich unsicher bei dem, was er unternehmen sollte.

„Ich denke, das wäre gut. Dann können wir sichergehen, dass Ruki nicht ernsthaft krank wird.“, erwiderte Kai. Dann wandte er sich direkt an diesen, da er ihn nicht übergehen wollte: „Ist das in Ordnung für dich, wenn wir einen Arzt rufen?“

„Ja…“, antwortete dieser.
 

Nachdem der Arzt dagewesen war und Ruki schließlich eingeschlafen war, kam Reita ins Wohnzimmer zu seinen Freunden. Seufzend setzte er sich auf das Sofa neben Aoi.

„Was sagt der Arzt denn?“, erkundigte sich Uruha.

„Ruki hat leichtes Fieber, damit es nicht schlimmer wird, hat der Arzt ihm Medikamente verschrieben, genau wie gegen die Schmerzen. Er war ziemlich erschrocken, als er die ganzen

blauen Flecken an Rukis Körper gesehen hat. Er wird die nächsten Tage Ruhe brauchen, vor allem, da sein Fuß verstaucht ist.“, antwortete Reita.

„Er scheint dir ganz schön zu vertrauen, wenn er zu dir kommt. Aber du weißt auch noch nicht, was genau passiert ist?“, wollte Aoi wissen.

„Nein, aber das kann er mit morgen noch erzählen. Wobei ich annehme, dass er noch mal versucht hat, wegzulaufen.“, sagte er.
 

Als Ruki am nächsten Tag aufwachte, war es schon Mittag. Im Schlafzimmer war es noch dunkel, da Reita die Rollos noch nicht hochgezogen hatte. Er wollte ihn so lange wie es ging schlafen lassen. Für den Fall dass Ruki wieder Alpträume haben sollte, hatte er neben ihm im Doppelbett geschlafen, doch dieser hatte friedlich schlafen können. Reita hatte sich ein paar Tage freigeben lassen, damit er sich um seinen Freund kümmern konnte, denn alleine lassen wollte er ihn auf keinen Fall. Er war schon vor einer ganzen Weile aufgestanden, hatte aber immer mal wieder ins Schlafzimmer geguckt, um nachzusehen, ob Ruki noch schlief oder ob er schon aufgewacht war und etwas brauchte.

Kurz nachdem Ruki aufgewacht war, öffnete sich die Tür zum Schlafzimmer einen Spalt und Reita sah hinein.

„Morgen.“, meinte Ruki noch etwas verschlafen.

„Morgen. Hast du gut geschlafen? Geht es dir ein wenig besser?“, wollte er führsorglich wissen, als er das Zimmer betrat und zum Bett hinüber ging. Er setzte sich auf die Bettkante.

„Schlafen hat gut getan und ja es ist schon ein wenig besser.“, bekam er als Antwort. Ihm tat wirklich nicht mehr alles weh und so krank wie gestern fühlte er sich auch nicht mehr. Trotzdem fühlte er sich immer noch ziemlich fertig, aber Reita würde ihn wohl kaum aus dem Bett scheuchen, wie seine Chefin es getan hätte. „Kann ich ein Glas Wasser haben?“, fragte er.

„Natürlich. Ich bringe dir sofort eins. Dann kannst du auch gleich deine Medikamente nehmen.“, erwiderte Reita. Er verschwand sofort in der Küche und kam kurze Zeit später mit einem Glas und einer Flasche Wasser wieder. Auf dem Nachttisch lagen noch die Medikamente von gestern. Er goss Ruki etwas ein und reichte ihm erstmal das Glas, damit dieser erst etwas trinken konnte.

Dieser nahm mit leicht zitternden Fingern das Glas entgegen: „Danke.“ Während er einen Schluck nahm, suchte Reita ihm die Medikamente in der richtigen Dosis zusammen. Brav schluckte Ruki sie und lehnte sich dann mit einem Seufzer wieder zurück in die Kissen sinken. Es tat so gut hier liegen zu können. „Mein Handy…“, fiel ihm plötzlich ein. Er musste doch wissen, was mit Wataru war.

„Ist es in deiner Tasche? Soll ich dir dein Handy geben?“, fragte Reita, obwohl er etwas verwirrt war.

„Der Akku ist leer und ich muss wissen, was mit Wataru ist…“, fuhr Ruki fort.

„Dann laden wir es auf und du kannst ihn anrufen.“, meinte er lächelnd.

„Kannst du? Das ist alles in meiner Tasche. Jetzt mach ich dir schon wieder so viele Umstände.“, erwiderte der Jüngere.

„Kein Problem, du bist hier immer willkommen. Magst du mir erzählen was passiert ist? Haben sie Wataru auch zusammengeschlagen?“, wollte Reita wissen.

„Soweit ich weiß, aber ich weiß nicht wie schlimm. Als ich kam, war er nicht mehr da. Meine Chefin hat mich gleich ins Büro bestellt und sie meinte, er habe gekündigt, weil er mich nicht mehr ertragen könne.“, für einen Moment stockte Ruki. Man konnte ihm deutlich ansehen, dass er ihn richtig verletzt hätte, wenn es die Wahrheit gewesen wäre. „Außerdem sollte ich auf eine Geschäftsreise mit Tanaka. Dann wollte sie noch wissen, ob ich jemanden kennengelernt habe, aber ich habe ihr nichts von dir erzählt. Jedenfalls hat sie mich dann zusammenschlagen lassen und in unser Zimmer gesperrt. Dort habe ich einen Zettel von Wataru gefunden. Er hat geschrieben, dass ich ihr nichts glauben solle und noch einen Versuch starten solle, abzuhauen… und das habe ich dann gemacht. Ich bin aus dem Fenster gesprungen, dabei hab ich mir den Fuß verknackst und naja dann bin ich zu dir. Ich wollte zuerst zu Tohru, als ich gemerkt habe, dass du nicht da bist, anrufen konnte ich dich ja nicht, weil mein Handyakku leer war, aber ich hätte es nicht mehr zu ihm geschafft… ich war so froh, als du da warst.“, er sprudelte förmlich aus ihm heraus.

Reita schluckte und rutschte näher an ihn heran. Er griff nach dessen Hand und strich mit seinem Daumen sanft darüber. Er traute sich nicht wirklich ihn in den Arm zu nehmen, wegen der ganzen blauen Flecken und Verletzungen. „Wenn du möchtest, kannst du bei mir bleiben.“, bot er ihm an. „Ich meine, so lange du willst.“

„Aber sie weiß, dass ich jemanden kennengelernt habe und dass ich es ihr verheimlicht habe. Wenn sie dahinter kommen, dass du das bist, dann…“, widersprach Ruki, obwohl er mehr als froh war, dass Reita ihn gefragt hatte und eigentlich nur ja sagen wollte. Trotzdem hatte er Angst, dass seine Tante seinem Freund etwas antun könnte.

„Das werden sie nicht. Ich würde mich freuen, wenn du hier bleibst.“, erklärte dieser bestimmt.

„Ich will nur nicht, dass dir etwas passiert…“, stammelte der Jüngere. „Ich… ich würde gerne bei dir bleiben.“

„Willkommen zu Hause.“, sagte Reita nur und lächelte ihn an.

Plötzlich stiegen Ruki Tränen in die Augen. Er war gerührt und freute sich über die Worte des anderen. Es war lange her, dass er soviel Wärme von jemandem, außer Wataru, bekommen hatte. „Danke.“, schniefte er. Vorsichtig strich Reita ihm die Tränen aus den Augenwinkeln. Sie sahen sich tief in die Augen und merkten kaum wie sich ihre Gesichter immer näher kamen, bis ihre Lippen sich vorsichtig berührten. Es war ein sehr zarter, aber schöner Kuss. Als ihre Lippen sich wieder trennten, wurde Ruki rot und Reita sah ihn etwas betreten an.

„Ich… ich…“, stotterte er. Er wollte nicht, dass Ruki etwas Falsches von ihm dachte.

„Es ist okay.“, antwortete dieser überraschend für Reita. Ruki lächelte und küsste den anderen erneut. „Ich weiß nicht, wie ich es dir sagen soll, aber ich… ich bin dabei mich in dich zu verlieben. Also naja… eigentlich glaube ich, hat es schon bei unserem ersten Treffen angefangen und ist dann immer stärker geworden.“

Reita sah ihn überrascht an, als sie ihren zweiten, schon intensiveren Kuss beendet hatte. Auf einmal erschien ihm alles so klar. Er verstand nicht wieso ihm seine Gefühle erst jetzt klar wurde. Er griff erneut nach der Hand des Jüngeren: „Ich liebe dich, Ruki.“
 

Ungefähr zur selben Zeit wachte auch Wataru auf. Er brauchte eine Weile um zu realisieren, dass er sich in Tohrus Schlafzimmer befand, nicht mehr in seiner eigenen kleinen Wohnung. Dieser lag neben ihm, ihre Hände waren ineinander verharkt. Wataru konnte sich dumpf daran erinnern, dass er gestern so eingeschlafen war. Aufgrund seiner Verletzungen hatte Tohru ihn nicht in den Arm nehmen wollen, da er Angst hatte ihm zu sehr weh zu tun. Und es hätte ihm auch weh getan. So hatten sie ihre Finger ineinander verharkt, was Wataru trotzdem die Gewissheit gab, dass sein Partner für ihn da war, das hatte er nach dem gestrigen Tag auch dringend nötig gehabt.

„Hey, guten Morgen.“, meinte Tohru führsorglich und strich ihm eine Haarsträhne aus dem Gesicht.

„Guten Morgen…“, erwiderte Wataru. Im Gegensatz zu gestern fühlte er sich schon besser, trotzdem hatte er noch Schmerzen. Er rückte näher an Tohru heran. Er wollte dessen Nähe spüren, nicht nur die Verbindung ihrer Hände. Vorsichtig nahm der Blonde ihn in die Arme. Zuerst zuckte Wataru kurz vor Schmerz zusammen, doch dann hatte er eine Position gefunden, in der er einigermaßen gut in Tohrus starker Umarmung liegen konnte. Es war ein gutes Gefühl endlich bei dem anderen sein zu können.

„Gut geschlafen?“, fragte Tohru ihn.

„Ja, das hat gut getan. Du auch?“, wollte er dann wissen.

„Nachdem ich damit fertig war, mir Sorgen um dich zu machen ja.“, lächelte dieser.

„Musst du nicht zur Arbeit?“, erkundigte sich Wataru besorgt. Er wollte nicht, dass sein Partner wegen ihm zu spät kam und Ärger bekam. Er machte ihm eh schon zu viele Umstände.

„Nein, ich habe mir ein paar Tage frei genommen, damit ich dich wieder aufpäppeln kann.“, erwiderte dieser.

„Danke.“, erwiderte der Brünette ehrlich und erleichtert. „Wie spät ist es eigentlich?“

„Gleich halb eins. Möchtest du etwas essen oder trinken?“, wollte Tohru wissen.

„Ja gerne. Was zu trinken und zu essen wäre prima. Aber so großen Hunger habe ich nicht.“, erklärte Wataru.

„Kein Problem, ich hab was leichtes da.“, erwiderte dieser. „Aber du musst mich schon aufstehen lassen.“

„Ich weiß…“, murmelte Wataru als er sich langsam aus Tohrus Umarmung schälte. Er tat es nur ungern, doch ihm war klar, dass es albern war, da er dieser ihm nicht davon laufen würde. Doch er war einfach nur dankbar, dass er die Geborgenheit, die dieser ihm gab, genießen konnte. Denn davon hatte er in seinem Leben bekanntlich nicht sehr viel gehabt.
 

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Wie immer Danke für's Lesen! ^^ Und vielen Dank auch für die Favouriten und besonders für die lieben Kommentare! Ich freu mich immer sehr darüber! ^.^ Mit dem nächsten Kapitel könnte es etwas länger dauern, da ich jetzt meine vorbgeschriebenen Kapitel eingeholt habe. Ich hoffe, ich kriege das neue Kapitel schnell fertig, aber ich hab grad ein wenig um die Ohren mit Bewerbungen schreiben und Nebenjob suchen.

Trotzdem hoffe ich, dass euch das Kapitel gefällt! ^^

lg Miya

13 stairs

Discharge XIV
 

~ 13 stairs ~
 

Nachdem Wataru sein Glas Wasser ausgetrunken hatte und sich dann doch hungrig über das onigiri, was Tohru ihm mitgebracht hatte, hergemacht hatte, klingelte sein Handy. Tohru reichte es ihm vom Nachtisch aus. Mit leicht zittrigen Händen nahm Wataru es entgegen, als er sah, dass es sich um Rukis Nummer handelte.

„Ja?“, meldete er sich. In seiner Stimme schwang deutlich die Spannung mit, unter der er stand. Sein Herz schien förmlich zu zerspringen vor Aufregung, da er nicht wusste, ob wirklich sein Freund am anderen Ende sein würde. Es konnte genauso gut ein Anruf von seiner alte Chefin sein, die Ruki Dinge angetan hatte, die er sich gar nicht vorstellen wollte. Natürlich kam ihm auch der Gedanke, dass es Ruki war, der halb tot war, weil er nicht hatte fliehen können. Aber die Angst, dass er ihn vielleicht verloren hatte, war einfach größer.

„Wataru! Wie geht es dir? Ich bin so froh, dass du ran gehst!“, sprudelte Ruki am anderen Ende los. Ihm war wirklich ein Stein vom Herzen gefallen, als der andere sich gemeldet hatte. Mehr als das ja brauchte er nicht zu sagen, ihm war seine Stimme bestens vertraut.

„Ruki! Verdammt, du glaubst nicht wie froh ich bin, dass du dran bist! Hast du meine Nachricht bekommen? Geht’s dir gut?“, erwiderte er und überging damit unabsichtlich dessen Frage. Aber auch Wataru war einfach nur froh, von seinem Freund zu hören. Er hatte sich wirklich Sorgen gemacht.

„Ich hab deine Nachricht bekommen. Ich bin abgehauen und jetzt bei Reita. Mir geht’s so einigermaßen. Sie haben mich zusammengeschlagen und beim aus dem Fensterspringen, habe ich mir den Fuß verstaucht. Ein wenig Fieber habe ich auch… und wie geht es dir jetzt?“, fuhr er fort.

„Entschuldige, mir geht’s soweit auch einigermaßen. Sie haben mich halt übelst zusammengeschlagen, aber Tohru kümmert sich ja um mich. Es freut mich, dass du endlich entkommen bist.“, erwiderte er sichtlich erleichtert. Er konnte noch gar nicht wirklich fassen, dass ihr, ganz besonders Rukis, Alptraum nun endlich ein Ende haben würde. Es war das worauf er die ganzen Jahre über gehofft hatte. So wie es aussah, hatte Reita tatsächlich einiges ins Rollen gebracht, ob nun absichtlich oder nicht. Aber das spielte auch keine Rolle. Hauptsache war, dass Takeuchi sie nicht mehr finden würde. Beinahe schossen ihm die Tränen in die Augen vor lauter Erleichterung.

„Ich hoffe doch, ich darf bei Reita wohnen und er kümmert sich erstmal um mich.“, meinte Ruki. Er wurde ein wenig rot, da dieser ja neben ihm saß. Doch Reita lächelte ihn nur an.

„Das ist doch gut! Wir müssen uns die Tage unbedingt sehen und alles ganz genau besprechen.“, erwiderte Wataru. „Aber wenn du dir den Fuß verstauchst hast, solltest du erstmal nicht laufen…“

Plötzlich sah er wie sich Tohrus Miene verfinsterte: „Lass dir die Festnetznummer geben und leg mit dem Handy auf. Vielleicht kann Takeuchi es orten!“ Er konnte immer noch nicht glauben, dass sie Ruki einfach so gehen lassen würde. Nicht nachdem, was er alles über sie gehört hatte. Schwungvoll öffnete er die Nachttischschublade und holte seine Notizbuch hervor, damit er die Nummer aufschreiben konnte.

Wataru erstarrte, als er realisierte, dass sein Freund aller Wahrscheinlichkeit nach Recht haben würde. „Ruki, gibt mir schnell Reitas Festnetznummer, nicht dass sie das Handy ortet. Ob nun deins oder meins…“, beeilte er sich zu sagen.

Wenig später hatte Tohru die Nummer notiert und Wataru und Ruki hatten ihr Handygespräch beendet.

„Ich hole dir mal das Schnurlosetelefon.“, sagte Tohru und stand auf, um das Telefon zu holen.

„Danke. Gut dass du dran gedacht hast, wer weiß wozu Takeuchi noch alles fähig ist.“, antwortete Wataru, als er ein paar Minuten später das Telefon in der Hand hatte. Schnell hatte er Reitas Nummer gewählt und war wenig später wieder mit Ruki verbunden.

„So jetzt können wir in aller Ruhe sprechen.“, meinte Wataru sichtlich ruhiger als zuvor.

„Zum Glück hat Tohru daran gedacht. Ich würde ihr alles zu trauen.“, erwiderte Ruki. Man konnte seiner Stimme deutlich anhören, dass er seine Tante hasste.

„Allerdings!“, stimmte sein Freund zu.

„Reita meinte eben, dass Tohru und du jederzeit vorbeikommen könnt, wenn es dir wieder besser geht.“, erklärte er.

„Gut, ich glaube nämlich nicht, dass Tohru mich die nächsten Tage alleine aus dem Haus lässt!“, erwiderte Wataru lachend. Ein Blick auf seinen Partner verriet ihm, dass er damit richtig lag. Dieser sah ihn an, als wenn eine Mutter ihrem kranken Kind eröffnete, dass es heut nicht zum Spielen nach draußen gehen würde.

„Ist garantiert auch besser so. Ich kenn dich doch, du stehst meist schneller auf, als gut für dich ist. Aber was meinst du wie lange brauchst du, um einigermaßen wieder auf die Beine zu kommen?“, erkundigte Ruki sich.

„Mhm, ich denke drei Tage brauche ich schon.“, überlegte er. Er sah wie Tohru nickte. Vor Ablauf der drei Tage würde er Wataru sicher nicht aufstehen lassen.

„Wir können das ja erstmal so festhalten und du sagst dann noch mal bescheid, ob es du dich soweit erholt hast.“, schlug Ruki vor.

„Geht klar. Ich bin wirklich froh, dass du abhauen konntest. Ich hab so gehofft, dass es dieses Mal klappt…“, meinte Wataru dann. Seine Stimme war zum Ende hin immer leiser geworden.

„Ohne dich hätte ich nicht mal so lange durchgehalten…“, antwortete dieser leise.

„Ich ohne dich auch nicht. Ich weiß inzwischen auch, wieso Takeuchi mich so einfach hinter der Bar hat arbeiten lassen. Danke dafür Ruki, darüber können wir noch mal reden, wenn wir uns persönlich sehen.“, erwiderte er. Es wollte ihm keine Vorwürfe machen, doch ein zwei Worte würde er darüber noch verlieren müssen. Jedoch war das kein Thema für ein Telefongespräch. So etwas sollte man persönlich besprechen, vor allem, da es sich um ein so großes Opfer handelte. Schließlich hatte man nicht einfach so mehr bezahlten Sex, als man musste.

„Du hast dich doch auch immer um mich gekümmert und mich so gut beschützt wie du konntest…“, meinte Ruki. Er fühlte sich ertappt, dadurch dass sein Freund bescheid wusste.

„Na du bist ja auch mein kleiner Bruder, jedenfalls gefühlt.“, entgegnete dieser. „Ok, dann würde ich sagen, erhol dich gut und wir hören voneinander. Oh und grüß Reita!“

„Ja, machen wir! Dir auch guten Besserung auch schöne Grüße an Tohru!“, antwortete Ruki.
 

Nachdem sie ihr Telefonat beendet hatten, brachte Tohru das Telefon wieder zurück in das Wohnzimmer. Dann ging er in die Küche, um einen Tee für seinen Freund aufzusetzen. Nachdem er zurückgekommen war, setzte er sich auf die Bettkante und reichte ihm die Tasse.

„Darf ich fragen, was du meintest, als du sagtest, dass du jetzt weiß wieso Takeuchi dich hinter der Bar hat arbeiten lassen?“, erkundigte er sich vorsichtig.

„Kannst du.“, antwortete Wataru und nahm die Tasse entgegen. „Als Takeuchi mich verprügeln lassen hat, hat sie mir erzählt, dass Ruki für mich Extraschichten übernommen hat… damit ich nur noch hinter der Bar arbeiten brauche.“

Tohru schluckte und legte seine Hand auf dessen Arm: „Das ist hart oder? Takeuchi ist eine verdammte Intrigantin!“

„Ja, ich hätte nie gewollt, dass Ruki noch mehr leiden musste…“, erklärte er. Statt noch etwas zu sagen, setzte sein Partner sich nun komplett auf das Bett gesetzt. Er lehnte mit dem Rücken gegen das Kopfende des Bettes und ließ Wataru an ihn gelehnt zwischen seinen Beinen sitzen. Seufzend lehnte dieser sich an ihn. So fühlte er einfach wohl. Sie schwiegen eine Weile.

„Können wir über etwas reden, was mir schon etwas länger am Herzen liegt?“, wollte Tohru dann wissen. Wenn er ehrlich war, brannte ihm das Ganze auf der Seele, seit er ihm von der furchtbaren Vergewaltigung durch Tanaka erzählt hatte. Es hatte zahlreiche Nächte gegeben, in denen Wataru deswegen schwitzend aufgewacht war und genauso viele Male, hätte Tohru Tanaka am liebsten verprügelt. Es fiel ihm schwer zu wissen, dass es jemanden gab, der Wataru so sehr verletzt hatte und nicht dagegen tun zu können.

Überrascht sah dieser ihn an. In seinen Augen blitze Angst auf: „Worum geht es?“

„Kein Angst, es ist nicht Schlimmes. Ich hab mir immer eine Menge Sorgen gemacht, seit du mir von der Sache mit Tanaka erzählt hast…aber nicht nur deshalb. Du hast so viel durchgemacht, mit deiner Familie, mit deinem ersten Freund… und deshalb wollte ich dich schon länger fragen, ob du nicht zur Therapie gehen willst. Du musst nicht, ich dachte nur…“, beeilte er sich zu erklären. Er wollte nicht, dass sein Partner dachte, er wollte etwas Schlimmes mit ihm besprechen.

Dieser blinzelte ihn immer noch überrascht an, schien aber darüber nachzudenken. Er nahm einen Schluck von seinem Tee. Dann räusperte er sich: „Ich weiß das zu schätzen, aber ich denke, ich brauche keine Therapie. Das ist alles schon so lange her. Ich hätte vielleicht eine nach der Vergewaltigung gebraucht, aber da ich ihn zwei Wochen später wieder als Kunden hatte…“, er stockte für einen Moment. „Dass ich immer das Gefühl hatte mich um Ruki kümmern zu müssen, hat mir geholfen. Na ja und dann habe ich dich getroffen. Jetzt weiß ich wie es ist, wenn man geliebt wird. Du bist für mich da, besser als ein Therapeut es sein könnte.“

Tohru war gerührt. Ohne etwas zu sagen, drückte er Wataru an sich und küsste ihn. Trotzdem blieb für ihn die Frage, ob man alles, was er erlebt hatte einfach so wegstecken konnte. Aber er würde ihn zu nichts zwingen. Für ihn stand nur eines fest, er würde für ihn da sein.

„Aber noch was anderes: Wir sollten dir ein neues Handy besorgen, damit Takeuchi keine Chance hat, dich zu orten. Und mach dir keine Gedanken um das Geld. Du bist mein Partner und ich werde mich um dich kümmern, ob dir das passt oder nicht.“, meinte er dann.

Zuerst wollte Wataru protestieren, doch dann ließ er es. Er fühlte sich ein wenig ertappt, aber er wusste auch, dass es keine Mitleidsalmosen waren, die Tohru ihm geben würde: „Es passt mir. Danke! Aber trotzdem werde ich mir in Zukunft einen Job suchen, auch wenn es nur ein kleiner ist. Nicht weil ich dein Geld nicht will, sondern weil ich das für mich brauche.“

„Das verstehe ich doch. So hätte ich das auch nicht verstanden.“, erwiderte Tohru.
 

„Ich soll dich schön von Wataru grüßen. Es geht ihm zum Glück einigermaßen, aber Tohru kümmert sich auch gut um ihn.“, meinte Ruki, nachdem er aufgelegt hatte.

„Danke. Es freut mich zu hören, dass er in Sicherheit bei seinem Freund ist.“, erwiderte Reita. Er nahm das Telefon entgegen und legte es auf den Nachttisch. „Meinst du deine Tante lässt wirklich dein Handy orten?“

Düster sah er ihn an: „Ich würde ihr alles zutrauen.“

„Dann besorgen wir dir ein neues. Du solltest ja erreichbar sein, nur nicht für sie.“, erwiderte dieser.

„Darf ich?“, fragte Ruki und machte Anstalten seinen Kopf auf den Schoss seines Freundes zu legen.

„Klar.“, kam die schlichte Antwort. Als wenn er ihm so etwas verweigern würde. Alles was er wollte war, dass er sich wohl fühlte und sich schnell wieder erholte. Ihm wurde ein weiteres Mal bewusst, wie gerne er ihn doch hatte. Reita fragte sich ein weiteres Mal, wie man Ruki all das hatte antun können, was er bis jetzt durchgestanden hatte. Auch dieses Mal fand er keine Antwort darauf. Doch dafür wusste er, dass er ihn

„Danke…“, erwiderte der Jüngere und legte seinen Kopf auf Reitas Schoß. Er spürte wie dessen Hand ihm zärtlich durch die Haare strich. Es gab ihm das gute Gefühl zu Hause angekommen zu sein - endlich, nach all den Jahren wieder… und wie hatte er dieses Gefühl vermisst?

„Du brauchst dich nicht zu bedanken. Ich möchte nur, dass ab heute alles besser wird.“, erklärte Reita.

Rukis Hand vergrub sich leicht in dessen Ärmel: „Daran habe ich keine Zweifel. Bei dir ist es viel besser als bei ihr.“

Sein Freund lächelte: „Und mit dir ist es besser als mit ihm.“ Er war sich sicher, dass sein Herz bei Ruki besser aufgehoben war, als bei seinem Exfreund. Dieser war ganz und gar nicht der Typ dafür ihn zu betrügen. Nein, sie sehnten sich beide nach einer festen Beziehung. Außerdem sehnte Ruki sich nach einem zu Hause, etwas was er ihm gerne geben wollte.
 

Zur selben Zeit war jemand ganz und gar nicht gut gelaunt. Takeuchi saß in ihrem Büro und trommelte ungeduldig mit einem Bleistift auf ihrem Schreibtisch herum. Vor ihr stand ihr Sohn. Auch er wirkte nicht besonders zufrieden.

„Was soll das heißen Taka ist nicht da?!“, wollte sie dann ungehalten wissen.

„Das Appartement ist leer. Es fehlen seine wichtigsten Sachen, soweit ich das beurteilen kann. Ich schätze er ist dieses Mal wirklich weggelaufen.“, antwortete ihr Sohn.

Kurz nachdem er seinen Satz beendet hatte zerbrach Takeuchi wütend den Bleistift. Ein paar Splitter stoben davon. Wutentbrannt schmiss sie die beiden Hälfte quer durch den Raum: „Verdammte scheiße! Er kann doch nicht jetzt weglaufen! All die Jahre über haben wir es geschafft ihn hierzubehalten und jetzt so kurz vor dem Ziel schafft er es davonzulaufen?! Ich fasse es nicht! Wie hat er das geschafft?! Er ist doch verprügelt worden!“

„Das weiß ich nicht. Er muss aus dem Fenster gesprungen sein, anders kann er gar nicht aus dem Zimmer gekommen sein. Aber wir werden ihn finden! Er kann ja nur bei Wataru und seinem Freund sein oder bei seiner neuen Bekanntschaft. Sonst hat er doch niemanden.“, erwiderte ihr Sohn. Eigentlich wusste er, dass es besser war seiner Mutter nichts zu entgegnen, wenn sie sauer war, doch er hoffte dass er sie damit beruhigen konnte.

Sie stütze ihre Hände auf dem Schreibtisch auf: „Die Nachfolge steht dir zu und mir das Geld! Es soll mich für alles entscheiden, was mir diese Familie angetan hat! Also finde raus, wo das verdammte Balg ist!“

„Ich werde ihn finden, das verspreche ich.“, antwortete ihr Sohn pflichtbewusst. Er würde seine Mutter nicht hängen lassen, niemals.
 

Es war abends als es bei Reita klingelte. Ruki war inzwischen eingeschlafen. Da das Fieber am Abend gestiegen war, war er ziemlich erschöpft gewesen und hatte seine Augen nicht mehr aufhalten können.

Zuerst hatte Reita sich erschreckt, da er für einen Moment gedacht hatte, dass Takeuchi vor der Tür stehen würde. Doch als er die Gegensprechanlage betätigte und Kais Stimme hörte, war er beruhigt. Er ließ seinen Freund in den Hausflur und wartete bis dieser die Treppen nach oben genommen hatte.

„Hi, was machst du denn hier?“, begrüßte Reita ihn.

„Hi, ich wollte nur mal sehen wie es Ruki und dir geht.“, antwortete dieser mit einem herzlichen Lächeln.

„Das ist nett von dir. Komm rein.“, erwiderte er. Das war genau der Grund, wieso er seinen Freund sehr schätze. Kai machte sich immer Sorgen um andere und man konnte sich ohne Zweifel auf ihn verlassen. Er war eine Seele von Mensch. „Ruki schläft gerade. Sein Fieber ist etwas stärker geworden. Sieht man davon ab, geht es ihm besser als gestern.“

Kai zog sich Schuhe und Jacke aus: „Fieber wird ja meist stärker abends. Aber es freut mich zu hören, dass es ihm besser geht. Ich habe Ruki etwas Suppe gekocht, da du ja nicht gerade der begnadetstes Koch bist.“

Reita lachte: „Das ist sehr nett von dir. Wahrscheinlich würde Ruki noch kränker werden, wenn er meine Kochkünste ertragen müsste.“

Sie gingen in die Küche, wo Reita die Tupperdose mit der Suppe in den Kühlschrank stellte: „Kann ich dir ein Bier anbieten?“

„Ja, gerne.“, antwortete Kai.

Sein Freund holte zwei Flaschen Bier aus dem Kühlschrank und öffnete sie. Da man im Wohnzimmer bequemer sitzen konnte, gingen sie ins Wohnzimmer. Während Kai auf dem Sofa Platz nahm, setzte sich Reita in den Sessel. Vorher hatte er ihm die Flasche hingestellt.

Sie prosteten sich zu und tranken einen Schluck.

„Ruki ist wirklich davongelaufen…“, begann Reita dann.

„Das ist doch gut, wenn er endlich entkommen ist.“, erwiderte Kai.

„Natürlich, aber ich trau dem Frieden noch nicht ganz so. Ich glaube nicht, dass seine alte Chefin ihn einfach so gehen lässt. Allerdings werde ich alles daran setzen, dass er nicht zurück muss!“, fuhr dieser fort. Er wirkte entschlossen, so wie er es immer war, wenn es darum ging seine Freunde zu beschützen. Dies war eine Eigenschaft, die Kai und auch Uruha und Aoi sehr an ihm schätzten. Er war immer bereit für seine Freunde zu kämpfen. Genau deshalb hatte es ihnen so weh getan zu sehen zu müssen, wie dieser von seinem Exfreund immer wieder verletzt wurde.

„Reita, was genau empfindest…“, weiter kam er nicht mit seiner Frage, denn dieser unterbrach ihn.

„Ich… ich hab ihm heute gesagt, dass ich mich in ihn verliebt habe.“, erklärte Reita.

Kais Blick sagte ihm, dass er sich so etwas schon gedacht hatte: „Was hat Ruki gesagt?“

„Das gleiche…“, antwortete er. Er wusste nicht wie er es sonst sagen sollte, schließlich war er noch nie so gut mit Wörtern gewesen.

Sein Freund beugte sich nach vorne und tätschelte ihm das Knie: „Das freut mich zu hören! Das wurde aber auch Zeit, dass jemand dein Herz kittet.“
 

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Wohou~ ich habs geschafft! Hat länger gedauert, als ich wollte, aber ging dann doch schneller als ich dachte XD Nun gut, aber hiermit präsentiere ich euch das neue Kapitel! *g* Irgendwie wird es ab einem bestimmten Punkt immer schwieriger weiter zu schreiben, auch wenn ich weiß wie es weiter gehen soll. Na~ aber ich werd auf jeden Fall zu Ende schreiben!

Wie immer vielen Dank an alle Kommischreiber und Favouritengeber! Freut mich wirklich, wenn euch die FF immer noch gefällt. *lach* Hoffe euch hat auch das Kapitel hier gefallen!

Wer gerne per ENS bescheid haben möchte, wenn es weiter geht, einfach bescheid sagen ne? ^^ Miya beißt nicht...
 

lg Miya

Without a trace?

Discharge XV
 

~ Without a trace? ~
 

Nachdem Kai gegangen war, ging Reita ins Badezimmer. Er wusch sich, putzte Zähne und zog sich dann ein T-shirt und eine Boxershorts zum Schlafen an. Dann schlich er in sein Schlafzimmer. Dort schlüpfte er leise zu Ruki ins Bett, bemüht diesen nicht aufzuwecken. Doch anscheinend war dieser gerade wach geworden.

„Reita…?“, fragte er leise und verschlafen.

„Versuch weiter zu schlafen.“, erwiderte dieser führsorglich. Er rutschte weiter zu ihm hin, sodass Ruki sich an ihn kuscheln konnte, was er auch tat. Reita konnte das Gewicht gegen seinen Körper spüren und die Wärme, die von dem anderen ausging. Er legte einen Arm um Ruki.

„Du hattest Besuch oder?“, erkundigte er sich und gähnte herzhaft. Er hatte seinen Kopf auf Reitas Brust gelegt. So fühlte er sich wohl.

„Ja, Kai war noch da. Er hat dir Suppe vorbeigebracht, da es um meine Kochkünste nicht besonders gut bestellt ist.“, erwiderte Reita.

„Das ist lieb.“, antworte Ruki. Er war schon ein wenig gerührt, dass Reitas Freund sich solche Mühe für ihn machte, obwohl sie sich kaum kannten. Es bestätigte sein Gefühl, dass er endlich ein neues zu Hause gefunden hatte und irgendwo angekommen war. Zum ersten Mal seit Jahren glaubte er wirklich daran, dass er eine Chance auf ein neues Leben hatte.

„Das ist es.“, meinte Reita und küsste ihn sanft auf die Stirn.

„Schlaf gut, Reita.“, gähnte Ruki. Obwohl er bereits geschlafen hatte, war er immer noch müde. Allerdings hatte er auch dringend Erholung nötig.

„Du auch.“, erwiderte dieser.
 

Wataru gähnte herzhaft. Er lag neben Tohru, der einen Arm um ihn gelegt hatte, im Bett. Sie hatten noch einen Film an.

„Soll ich den Fernseher ausmachen?“, erkundigte Tohru sich führsorglich. Ihm war nicht entgangen, dass er müde war.

„Ich glaub ja. Lange halt ich nicht mehr durch.“, erwiderte sein Freund und gähnte ein weiteres Mal.

„Kein Problem, schlaf dich aus.“, sagte dieser und griff nach der Fernbedienung. Schnell war der Fernseher ausgeschaltet und das Zimmer dunkel. Tohru hörte Wataru ein weiteres Mal gähnen.

Eine Weile herrschte Stille, doch dann meldete Wataru sich wieder zu Wort. „Tohru?“, fragte er in die Dunkelheit hinein.

„Ja?“, antwortete dieser.

„Weißt du, wenn du mir vor ein paar Jahren gesagt hättest, dass es jemanden gibt, der mich liebt, dann hätte ich wohl gelacht. Ich weiß, dass das jetzt kitschig klingt, aber wenn ich dich nicht kennengelernt hätte, hätte ich nicht gewusst, wie es gewesen ist wirklich geliebt zu werden. Ich meine klar, gab es auch schöne Zeiten mit meinen Eltern, als ich noch klein war, aber das macht es nicht ungeschehen, was sie getan haben. Sie hat mich trotzdem verlassen und er hat mich trotzdem geschlagen.“, erklärte Wataru. Er spürte wie Tohru ihm durch die Haare strich.

„Egal ob es kitschig klingt, danke. Weißt du, ich glaube, die wenigsten rechnen damit, dass sie ausgerechnet im Bordell jemanden finden, mit dem sie zusammenleben wollen. Aber man kann sich täuschen, so wie ich und glaub mir, ich gebe dich so schnell nicht wieder her.“, erklärte Tohru. „Natürlich können die guten Zeiten es nicht gut machen, was sie getan haben. Auch was dein erster Freund getan hat, dafür gibt es keine Entschuldigung, genauso wenig für das was Takeuchi zu gelassen hat. Diese Frau gehört hinter Gitter, aber ohne Beweise dürfte das schwer werden.“

„Danke, mich wirst du auch so schnell nicht wieder los. Ich würde mich freuen, wenn sie hinter Gitter kommen würde. Ich würde nichts lieber sehen als das, nur weiß ich nicht, ob ich die Bilder weggeben kann…“, antwortete Wataru seufzend.

„Bilder?“, erkundige Tohru sich. Er verstand nicht genau, was sein Freund damit meinte.

„’tschuldigung, das kannst du nicht wissen, aber es gibt doch so etwas wie Beweise… nachdem Tanaka mich vergewaltig hat, habe ich Ruki gebeten Fotos von den Blutergüssen zu machen. Das sind nicht die einzigen Fotos… aber ich weiß nicht, ob ich sie weggeben kann…“, erklärte er etwas stockend. Das Ganze war ihm ein wenig unangenehm, aber wenn er nicht mit Tohru darüber reden konnte, dann wusste er auch nicht. Er wusste nicht einmal genau, wieso er Ruki darum gebeten hatte. Natürlich hatte er gehofft, dass Takeuchi irgendwann einmal dafür büßen musste, was sie ihnen angetan hatte, nur wusste er nicht, ob er es durchhalten konnte, wenn all das vor Gericht zur Sprache kam. Es war zum einen, dass er darüber sprechen musste, obwohl er versuchte es so gut wie möglich zu vergessen und dann würde bei so einem Fall garantiert auch die Presse anwesend sein. Schließlich ging es um einen hochrangigen Politiker, davon abgesehen, berichtete man immer gerne über „Rotlichtskandale“. Er wollte nicht, dass bekannt wurde, dass er als Prostituierter gearbeitet hatte, auch wegen Tohru nicht.

„Das ist nicht schlimm. Du musst die Fotos nicht rausgeben, wenn du nicht willst. Ich weiß nicht wie es ist, das durchzumachen, aber ich glaube nicht, dass es leicht ist, darüber vor fremden Leuten zu reden. Nimm dir soviel Zeit, um dir das zu überlegen, wie du brauchst. Ich kann verstehen, wenn du das nicht willst. Aber wenn du es tun willst, dann unterstütze ich dich so gut ich kann. Meine eine Schwester ist Anwältin, wenn du willst, kannst du dich gerne einmal mit ihr unterhalten.“, antwortete Tohru ihn. Er hatte Respekt vor seinem Freund, dass er überhaupt fähig dazu gewesen war Bilder machen zu lassen.

„Danke.“, erwiderte Wataru schlicht und gähnte ein weiteres Mal. Die Möglichkeit mit Tohrus Schwester zu reden, erschien ihm als eine, die man in Erwägung ziehen konnte. Natürlich war es sehr privat, aber er wusste, dass sein Freund ein sehr gutes Verhältnis zu seinen Schwestern hatte, sodass alles vertraulich behandelt werden würde. Trotzdem gab es noch etwas, was ihn zweifeln ließ: „Vielleicht wäre das eine gute Idee, aber was wird deine Schwester dazu sagen, wenn sie erfährt, dass dein Freund ein ehemaliger Stricher ist?“

„Das wird ihr egal sein, vor allem, wenn sie dich kennenlernt.“, erwiderte Tohru zuversichtlich.

Zwar schätze Wataru das Vertrauen, welches sein Freund in seine Schwester hatte, doch er konnte einfach nicht so zuversichtlich sein. Nicht nach allem, was er erlebt hatte.

Tohru schien zu spüren, was er dachte: „Wie wäre es, wenn ich dir meine Schwester bei Gelegenheit einfach vorstelle? Ohne irgendwelche Hintergedanken, wirklich nur ein einfaches Kennenlernen. Dann bekommst du einen ersten Eindruck von ihr und kannst es besser einschätzen. Meine Mutter hatte auch schon gesagt, dass sie dich gerne einmal kennenlernen würde.“

„Damit kann ich leben, denke ich.“, antwortete sein Freund.
 

Drei Tage später waren sowohl Ruki als auch Wataru ziemlich aufgeregt. Beide hatten sich inzwischen einigermaßen erholt. Da Ruki aufgrund seines verstauchten Knöchels jedoch immer noch Probleme mit dem Laufen hatte, hatten sie ausgemacht, das Wataru und Tohru zu Besuch kommen würden.

Am späten Nachmittag standen die beiden vor Reitas Appartementtür. Tohru hatte dafür gesorgt, dass Wataru dick eingepackt war, damit er sich nicht erkältete, denn langsam wurde es kalt.

Reita öffnete ihnen die Tür und begrüßte sie freundlich. Nachdem er und Tohru sich bekannt gemacht hatten betraten sie die Wohnung.

„Freut mich, dass ihr hier seid. Ruki sitz im Wohnzimmer.“, erklärte Reita, als die beiden Schuhe und Jacken auszogen. Er nahm ihnen die Jacken ab, damit er sie an die Garderobe hängen konnte. Auf den ersten Blick fand er Watarus Freund sympathisch. Dann führte er sie ins Wohnzimmer.

Ruki strahlte förmlich, als er die beiden sah. Während Wataru ihn herzlich umarmte, schüttelte Tohru ihm die Hand, aber nicht weniger herzlich.

„Wie geht’s dir?“, wollte Wataru wissen. Er konnte immer noch Spuren der Schläge im Gesicht seines Freundes sehen, jedoch sah es beim ihm auch nicht besser aus. Den Riss in der Lippe konnte man immer noch sehen und auch die blauen Flecke und Schwellungen gingen erst langsam zurück.

„Schon viel besser und dir? Gehst du Tohru schon auf die Nerven?“, wollte dieser grinsend wissen.

„Noch ist er zu ertragen.“, mischte Tohru sich kurz ein und klopfte seinem Freund auf die Schultern.

Wataru streckte ihm die Zunge raus, dann wandte er sich an seinen Freund: „Mir auch.“

„Kann ich euch etwas zu trinken anbieten?“, erkundigte Reita sich.

Nachdem Ruki und Wataru einen Tee bekommen hatten, hatten sich Reita und Tohru, im gemeinsamen Einverständnis, in die Küche zurückgezogen. Schließlich hatten ihre Partner eine Menge zu besprechen und außerdem hatten sie so die Gelegenheit sich besser kennenzulernen. Reita hatte ihnen Kaffee gemacht.

„Es ist schön zu sehen, dass Ruki anscheinend auch seinen Platz gefunden hat.“, meinte Tohru.

„Danke, ich hoffe, dass ich ihm ein guter Partner sein kann. Das ist manchmal bestimmt nicht so einfach. Bei den Alpträumen, die er manchmal hat…“, erwiderte Reita. Zwar kannte er den anderen noch nicht lange, doch er wusste, dass hier jemand saß, der verstand worum er sich Sorgen machte.

„Das wirst du schaffen, aber leicht ist es manchmal wirklich nicht. Man braucht viel Geduld. Auch wenn Wataru nach Außen hin eher taff wirkt, hat er immer noch ab und zu Alpträume. Aber das ist wohl auch nicht verwunderlich, bei dem was die beiden durchgemacht haben.“, antwortete der andere.

„Soweit ich von Ruki weiß, ist Wataru nicht sehr behütet aufgewachsen.“, meinte er.

„Nein, ist er auch nicht. Deshalb hat er am Anfang auch nicht verstanden, dass mir wirklich etwas am ihm liegt.“, erklärte Tohru.

Reita nickte: „Das kann ich mir vorstellen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es leicht ist unter solchen Umständen jemandem zu vertrauen.“

„Wohl kaum.“, stimmte er zu.
 

Ruki und Wataru hatten es sich inzwischen im Wohnzimmer auf dem Sofa bequem gemacht. So wie sonst auch hatte Ruki sich an seinen Freund gekuschelt und seine Wolldecke über sie beide gelegt. Wataru strich ihm sanft über den Arm.

„Und was sagt Reita?“, wollte er wissen. Ihm waren die Blicke, mit denen die beiden sich ansahen, nicht entgangen. In diesen Blicken lag eine Menge Zuneigung und Zärtlichkeit.

„Er ist froh, dass ich hier bin und er will mich sogar hier haben… wir… wir haben uns geküsst.“, antwortete Ruki und konnte nicht verhindern, dass er rot wurde. „Er hat gesagt, dass er sich in mich verliebt hat.“

„Das ist wunderbar.“, lächelte Wataru. „Ich hoffe, du hast ihm das gleiche gesagt!“

„Natürlich! Was denkst denn du?!“, erwiderte sein Freund, grinste und stupste ihn gegen den Arm.

Sein Freund drückte ihn einmal fest an sich, wuschelte ihm durch die Haare und überging die rhetorische Frage: „Das freut mich so für euch beide!“

„Danke.“, antwortete er. „Reita hat mir sogar ein neues Handy besorgt. Ich kann dir gleich meine neue Nummer geben.“

„Trifft sich gut, Tohru hat mir auch ein neues besorgt. Schätze mal, sie sehen es nicht gerne, wenn wir nicht erreichbar sind.“, erwiderte Wataru.

„Sieht so aus. Aber ich würde mir an ihrer Stelle auch Sorgen machen.“, stimmte Ruki zu.

„Allerdings. Jetzt muss ich allerdings noch mal ernst werden. Du hast wirklich Extraschichten für mich übernommen?“, wollte sein Freund wissen.

„Hab ich. Aber ich wollte, dass du nach allem, was du für mich getan hast, glücklich sein kannst. Das hattest du dir verdient und sie hätte dich nicht einfach so zu Tohru gehen lassen. Du hast immer versucht mich zu beschützen, ob nun vor Takeuchi, Tanaka oder anderen Kunden. Wenn du nicht gewesen wärest, hätte Tanaka mich damals vergewaltigt. Außerdem hätte ich es nicht noch einmal ertragen zu sehen zu müssen, wie Tanaka dir das noch mal antut… wir wissen beide, dass er es bestimmt noch mal getan hätte. Ich… ich wollte nicht, dass das vielleicht deine Beziehung zu Tohru darunter leidet.“, versuchte er zu erklären.

Wataru küsste ihn sanft auf die Stirn: „Danke, ich weiß das wirklich zu schätzen und ich weiß auch, dass ich das nicht wieder gut machen kann. Aber ich bin dir wirklich dankbar dafür.“

„Doch das hast du. Du hast nichts über Reita verraten und du hast vorher eine Menge für mich getan.“, antwortete Ruki.

„Trotzdem danke. Tohru hat mir angeboten mir eine Therapie zu bezahlen, aber ich habe abgelehnt. Ich denke, es reicht mir, wenn ich bald ein wenig arbeiten kann und er einfach da ist.“, meinte Wataru dann. Er klang etwas nachdenklich, als er das sagte.

„Das ist lieb von Tohru und ich denke, wenn du es dir anders überlegen solltest, wäre das auch kein Problem.“, erwiderte Ruki.

Sein Freund nickte: „Nachdem Tohru gestern meinte, dass Tanaka und Takeuchi in den Knast gehören, habe ich ihm erzählt, dass es Fotos von meinen Verletzungen von damals gibt, aber dass ich nicht weiß, ob ich die Kraft habe, sie jemandem zu zeigen. Er meinte, dass er es verstehen kann, er aber für mich da ist, wenn ich mich dafür entscheiden sollte. Außerdem meinte er, dass ich auch mit seiner Schwester darüber reden könnte, da sie Anwältin ist. Um es mir leichter zu machen, würde er mir gerne seine Mutter und sie ganz zwanglos vorstellen…“

„Aber du hast Angst davor.“, vermutete er.

„Genau. Es ist nicht so, dass ich sie nicht kennen lernen möchte, aber ich habe Angst davor, wie sie reagieren, wenn rauskommt, als was ich arbeiten musste.“, bestätigte Wataru seine Vermutung.

„Das versteh ich. Hätte ich auch. Ich habe ja Reitas engste Freunde kurz kennengelernt. Wenn es mir nicht so schlecht gegangen wäre, hätte ich mir die ganze Zeit Gedanken darüber gemacht, ob sie es wissen oder nicht. Ich glaube, sie wissen es sogar. Aber es scheint sie nicht zu kümmern.“, antwortete Ruki.

„Du meinst wir machen uns vielleicht zu viele Gedanken?“, erkundigte der andere sich.

„Ja, vielleicht. Ich meine, natürlich ist es berechtigt, dass wir uns Gedanken machen, aber es ist ja auch nicht so, als wenn du damit gleich herausrückst oder? Du stellst dich ja nicht gleich als ehemaliger Prostituierter vor. Außerdem hast du es nicht freiwillig gemacht. Tohru und Reita lieben uns schließlich nicht ohne Grund.“, erläuterte er.

„Das ist wahr. Ich möchte Tohrus Familie wirklich gerne kennenlernen, ich weiß ja auch, dass sie ihm viel bedeuten. Ich werde es einfach auf mich zukommen lassen.“, stimmte Wataru zu. „Aber wie wäre es generell bei dir? Wärest du bereit gegen die beiden auszusagen?“

Ruki überlegte eine Weile. Schließlich meinte er: „Ich würde sie sehr gerne hinter Gitter sehen. Das haben sie nicht anders verdient nach allem, was sie uns angetan haben. Nur weiß ich nicht, ob ich das kann.“ Er wusste, dass er es nicht näher ausführen musste, da Wataru es verstand. Es tat einfach gut, nicht alles erklären zu müssen.

„Ich weiß… ich weiß…“, murmelte Wataru und strich seinem Freund durch die Haare.
 

Am selben Abend saß Takeuchi in ihrem Büro und trank ein Glas Wein. Sie würde gleich noch eine Runde durch den Club machen und nachsehen, ob alles gut lief. Den Alkohol hatte sie dringend nötig gehabt. Sie hatte bereits mehrere Kunden, die Ruki hatten buchen wollen, vertrösten müssen. Natürlich hatte sie ihnen nicht erzählt, dass er weggelaufen war. Um sich keine Blöße zu geben, hatte sie behauptet, dass Ruki krank sei. Takeuchi hatte es nicht nur deswegen getan, sondern auch, weil sie ihn um jeden Preis wiederhaben wollte.

Sie seufzte. Vielleicht war es ein Fehler gewesen, Wataru damals den Rückzug zu erlauben und ihn jetzt zu entlassen? Vielleicht hätte sie Ruki so doch eher binden können?

Dann klopfte es an der Tür zu ihrem Büro und sie wurde aus ihren Gedanken gerissen.

Nachdem sie die Person herein gebeten hatte, betrat ihr Sohn den Raum.

„Guten Abend. Ich denke, ich habe gute Nachrichten für dich.“, begrüßte er sie.

„Dann las mal hören.“, sagte Takeuchi und schwenkte ihr Weinglas genüsslich. Sie liebte gute Nachrichten und sie hoffte, dass es eine bestimmte Person betraf.

„Ich glaube, ich habe herausgefunden, wo Ruki sich aufhält. Ich habe die Kunden von ihm in letzter Zeit überprüft und auf einen passte die Beschreibung. Der Mann, mit dem er gesehen wurde, müsste Suzuki Akira heißen und ich nehme an, dass er sich dort aufhält. Denn bei Watarus Partner ist er nicht, dass haben wir bereits festgestellt und wo sollte er sonst hin?“, erklärte er ihr und hielt ihr ein Blatt Papier hin. Dort war ein Foto von Reita zu sehen, dessen Name und seine Adresse.

Takeuchi lächelte: „Das sind wirklich gute Nachrichten. Ich denke, wir sollten den beiden dringend einen Besuch abstatten. Zuerst will ich jedoch noch ein paar Informationen über Suzuki haben.“

„Daran arbeiten wir bereits.“, erwiderte ihr Sohn mit einem dreckigen Grinsen.
 

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Tadaaaa~! Ich hab geschafft! Ein neues Kapitel! Und morgen gibts ein neues für Here with me ^.^ Und Dead world werd ich auch noch updaten... bin ich gut, oder was?! XD

Ich bedanke mich herzlich bei allen, die diese Story lesen, kommentieren und als Favo haben. Ich hoffe, dass euch das neue Kapitel auch gefällt ^^

Und ja es tut mir leid, dass die doofe Kuh Ruki findet... aber na ja wäre komisch, wenn nicht oder?
 

lg Miya

Run baby run

Discharge XVI
 

~ Run baby run ~
 

„Das war meine Schwester.“, begann Tohru, als er die Küche betrat. Er hatte das Telefon noch in der Hand. „Wenn das für dich in Ordnung ist, würden sie und meine Mutter Samstag vorbeikommen.“

Wataru, der gerade den Reiskocher ausschaltete, drehte sich um und nickte: „Klar ist das in Ordnung. Ich freu mich, die beiden kennenzulernen.“

Inzwischen war Tohru hinter ihn getreten und zog ihn in seine Arme. Ihm war klar, dass sich sein jüngerer Freund trotzdem Sorgen machte: „Es wird gut laufen, glaub mir.“

„Das wird es, nur ist es einfach schwer dieses nagende Gefühl los zu werden, dass einen alle verachten.“, antwortete dieser.

Tohru küsste ihn auf die Wange: „Das weiß ich und deshalb möchte ich dir gerne zeigen, dass es auch anders geht.“

„Du bist süß, weißt du das?“, wollte Wataru nun grinsend wissen.

„Nein, das hat mir schon lange niemand mehr gesagt.“, erwiderte er ebenfalls grinsend. „Kann ich dich denn morgen alleine lassen, wenn ich wieder zur Arbeit gehe?“

„Klar, kannst du das. Mir geht’s soweit gut, ich werde auch nichts anstrengenderes als Einkaufen machen. Versprochen!“, erklärte dieser.

„Das ist gut, denn sonst sehe ich mich genötigt dich ans Sofa zu ketten.“, grinste Tohru und küsste ihn erneut.

„Ach komm, darauf legst du es doch an!“, bekam er mit gespielter Entrüstung von Wataru als Antwort. „Aber jetzt im Ernst, ich habe extra mehr gekocht, dann kannst du morgen noch etwas mit zur Arbeit nehmen.“

„Oh, ich bekomme sogar eine Lunchbox? Wataru, möchtest du mich heiraten?“, flaxte Tohru.

Doch dieser sah ihn tadelnd an: „Du glaubst doch nicht, dass ich ja sage, wenn du nicht wenigstens auf die Knie gehst und mir einen super teurer Ring präsentierst?!“

„Sind wir doch so materialistisch?“, wollte er wissen.

„We are living in a material world!“, antwortete Wataru mit einem Zitat von Madonna. Es tat einfach gut mit seinem Freund herumalbern zu können. Es hatte einfach so etwas Natürliches und normales.

„Gut, ich sehe ein, dass ich mich etwas mehr ins Zeug legen muss. Das nächste Mal kriegst du einen Antrag, den du gar nicht ablehnen kannst!“, meinte Tohru.

„Das will ich dir auch geraten haben!“, damit hatte er das letzte Wort. Um sicher zustellen, dass es auch so blieb, küsste er den anderen kurzerhand.
 

In einem anderen Appartement hatte ein anderes Paar ein ähnliches „Problem“. Reita und Ruki saßen auf der Couch im Wohnzimmer und sahen fern. Der Jüngere hatte sich gegen ihn gelehnt, während dieser einen Arm um ihn gelegt hatte.

„Kann ich dich denn morgen alleine lassen?“, erkundigte Reita sich. Er bedauerte es sehr, aber er konnte es sich nicht wirklich leisten länger Urlaub zu nehmen.

„Ja, das kannst du. So schlecht geht es mir doch gar nicht mehr. Mit dem Knöchel kann ich zwar noch nicht so viel laufen, aber ich werde es schon überleben.“, versicherte dieser ihm.

„Gut, ich werde dann morgen noch einkaufen gehen, bevor ich wieder komme. So langsam wird der Kühlschrank leer.“, erwiderte er mit einem Grinsen.

„Das ist in der Tat eine gute Maßnahme.“, stimmte Ruki zu.

„Brauchst du sonst noch etwas? Was zu lesen oder so?“, erkundigte Reita sich.

„Nein, das passt schon. Du hast genug Bücher im Schrank und einen Fernseher.“, erwiderter der andere grinsend. „Und zur Not rufe ich Wataru an.“

„Das ist eine gute Idee. Dann brauche ich mir ja keine Sorgen mehr machen.“, lachte er. Er war erleichtert, dass Ruki so gut gelaunt schien.

„Nein, brauchst du nicht. Auch wenn ich es sehr süß finde, wie du dich um mich kümmerst.“, antwortete dieser. Er drehte sich ein wenig aus der Umarmung, sodass er Reita küssen konnte. Sanft, schon fast ein wenig zögerlich berührten Rukis weiche Lippen, die seines Freundes. Dieser erwiderte den Kuss, was Ruki etwas selbstsicherer werden ließ und so berührten seine Lippen Reitas beim nächsten schon fordernder. Er spürte wie Reita mit seiner Zunge um Einlass bat, den er ihm natürlich gerne gewährte. Während sie einen Zungenkuss austauschten, strich Reita sanft über Rukis Bauch, da sein Shirt an einer Stelle hoch gerutscht war.

Genau so zögerlich wie bei dem vorherigen Kuss ließ Ruki nun seine Hand unter Reitas Shirt wandern. Er war nicht so vorsichtig, da er nicht wusste wie sein Freund reagieren würde, sondern da er selbst nicht wusste wie er reagieren sollte. Bisher hatte er Sex und das damit eventuell verbundene Vorspiel nur unter Zwang gehabt. Man hatte ihm mehr oder weniger gesagt, was er tun sollte oder er hatte zumindest gewusst, was von ihm erwartet wurde. Bei Reita war es anders. Er wusste, dass dieser ihn aufrichtig liebte, aber er wusste nicht so recht wie er jetzt mit der Situation umgehen sollte. Ruki wollte ihm nahe sein, er wollte ihn küssen und auch mehr als das, jedoch konnte er nicht verhindern, dass er etwas verkrampfte. Was war wenn Reita mehr wollte, als nur ein paar Küsse? Er wusste einfach nicht, ob er dazu schon bereit war. Vor seinem inneren Auge tauchten Bilder aus der Vergangenheit auf, wie einer seiner Kunden ihn auf das Bett drückte.

Reita bemerkte, wie Ruki angespannter wurde. Er unterbrach ihren Kuss und meinte behutsam: „Hey, ganz ruhig.“

„Es… es tut mir leid…“, stammelte dieser. Er wusste nicht, wie er erklären sollte, was genau los war. Doch anscheinend brauchte er das nicht.

„Dir braucht nichts leid zu tun. Es ist ok, wir haben Zeit und müssen nichts überstürzen.“, antwortete er und sah dem Jüngeren fest in die Augen. „Wir machen nichts, was du nicht willst und ich werde dich nie zu etwas zwingen. Aber ich kann dir etwas versprechen und zwar, dass ich warten werde, bis du bereit bist.“

Nun küsste Ruki ihn doch noch einmal. „Danke!“, meinte er dann. Langsam begriff er, was Wataru gemeint hatte, als er erzählt hatte, dass Tohru warten konnte und nicht gleich über ihn hergefallen war.

„Ruki, ich möchte nicht mit dir zusammen sein, weil ich dringend einen wegstecken muss. Sondern, weil mir eine Menge an dir liegt und aus diesem Grund kann ich auch warten.“, erklärte Reita. Vorsichtig zog er ihn wieder in seine Arme und merkte wie dieser sich an ihn kuschelte. Er war erleichtert, dass es kein Problem war, wenn er sich nicht ganz so wohl dabei fühlte oder fühlen sollte.

„Mir liegt auch eine Menge an dir.“, erwiderte er dann.
 

Als am nächsten Morgen Reitas Wecker klingelte, beeilte er sich ihn wieder auszustellen, damit Ruki nicht geweckt wurde. Doch dieser blinzelte kurz.

„Schlaf einfach weiter.“, flüsterte er und küsste ihn sanft auf die Stirn. „Wir sehen uns heute Abend.“

„Bis dann.“, murmelte Ruki verschlafen. Er spürte wie Reita ihn langsam aus seiner Umarmung frei gab und aufstand. Bevor er ins Bad ging, deckte er den Jüngeren wieder richtig zu. Dieser kuschelte sich wieder darin ein und schlief weiter. Es war immer noch früh und er war einfach müde.

Gewohnt schnell wie immer sprang er unter die Dusche, zog sich an und frühstückte kurz. Für gewöhnlich bestand sein Frühstück nur aus zwei Scheiben Toast mit Belag und einer Tasse Kaffee. Schließlich griff er nach seiner Aktentasche und verließ das Haus. Was er nicht sah war, dass nicht weit von seinem Hauseingang ein dunkles Auto parkte und sich dessen Insassen notierten, wann er das Haus verlassen hatte.
 

Gegen frühen Mittag kam Wataru vorbei. Auch ihm fiel das dunkle Auto nicht weiter auf, schließlich war es nicht das einzige, das dort stand. Er hatte eine Tüte dabei, in der sich ein paar Zutaten für etwas zu Essen befanden. Sie hatten kurz telefoniert und beschlossen sich zum Kochen zu verabreden. Auf dem Rückweg würde Wataru dann noch für Tohru und sich einkaufen gehen. Viel brauchten sie sowieso nicht.

Nachdem es geklingelt hatte, humpelte Ruki zur Tür und öffnete. Er ließ Wataru in die Wohnung. Wie auch das letzte Mal war er dick eingepackt und trug Jacke und Schal.

Sie begrüßten sich herzlich.

„Uh was hast du denn schönes mitgebracht?“, wollte Ruki wissen und nahm seinem Freund die Tüte ab.

„Ich dachte wir machen ganz einfach Nudeln mit Tomatensoße.“, erwiderte er. „Und Kuchen hab ich noch mitgebracht.“

„Das klingt gut. Ich bin froh, dass du das bist, sonst wäre es recht langweilig geworden.“, antwortete er. „Wenn ich wieder fit bin, dann suche ich mir auf jeden Fall einen normalen Job. Ich will Reita auch nicht komplett auf der Tasche liegen.“

„Das versteh ich gut. Werde ich auch tun, aus dem gleichen Grund.“, antwortete Wataru. Er zog sich die Schuhe und die Jacke aus. Dann grinste er ihn an: „Und das schaffen wir auch. Das wird endlich ein besseres Leben, als bei Takeuchi.“

„Das wird es auf jeden Fall.“, antwortete Ruki. Er trug die Tüte in die Küche und packte aus. Wataru folgte ihm. „Und es stört Reita nicht, dass wir seine Küche in Schutt und Asche legen?“, wollte er mit einem Grinsen wissen.

„Ich schätze, dass kann er auch ganz gut alleine. Er kocht noch schlechter als ich.“, gab dieser lachend zurück.

Während sie sich daran machten zu kochen, wobei Wataru die Führung übernahm, wandten sie sich wieder ernsteren Gesprächsthemen zu. Ruki erzählte, was gestern Abend geschehen war und dass er auf einmal Angst bekommen hatte: „Aber es war in Ordnung für ihn. Er hat gesagt, er könne warten.“ Er sah wirklich glücklich und erleichtert aus, als er das erzählte.

„Siehst du, es geht auch anders. Reita gehört zum Glück auch zu den vernünftigen Menschen. Ich bin mir sicher, dass wenn du mit ihm schläfst, du entdecken wirst, dass Sex auch Spaß machen kann. Natürlich braucht es Zeit, aber Tohru und ich haben auch mehr als einen Anlauf gebraucht. Also eher ich habe mehr als einen Anlauf gebraucht. Weißt du, an dem einen Abend meinte Tohru, dass ich vergessen soll was vorher war. Es sollte ein Neuanfang werden und er würde mich so behandeln, als wenn ich noch nie Sex gehabt hätte. Ich weiß nicht wieso, aber es hat geholfen. Er war einfach so wunderbar…“, nun lachte Wataru. „Ich weiß, ich klinge wie ein kleines frisch verliebtes Mädchen!“

„Schon, aber es war wirklich süß von ihm.“, stimmte Ruki zu und sorgte dafür, dass die Nudeln im Wasser landeten.

„Jedenfalls…“, räusperte sein Freund sich. „ … denke ich, wird Reita sich im Falle des Falles genauso verhalten.“

„Ich hoffe doch.“, erwiderte Ruki. „Aber mal etwas anderes, ich habe ja bald Geburtstag und würde mich freuen, wenn Tohru und du vorbeikommt. Abends wollten Reita und ich essen gehen, aber nachmittags wäre es schön, wenn ihr vorbeikommt.“

„Oh ein Abend in trauter Zweisamkeit? Das klingt doch gut und ich denke, wir kommen. Ich hoffe, Tohru hat nicht zu viel mit der Arbeit um die Ohren. Aber das sollte passen, ist ja am Wochenende.“, erwiderte Wataru.

„Ich sage noch Bescheid, wegen der Details.“, meinte er.

„Klar, kein Problem.“, bekam er als Antwort.
 

Die nächsten drei Tage verliefen nach dem gleichen Muster. Inzwischen konnte Ruki schon besser laufen, sodass er mit Wataru gestern das erste Mal spazieren gegangen war. Es hatte ihm gut getan mal wieder vor die Tür zu kommen.

Wataru hastete gerade durch die Wohnung. Da er mit Ruki verabredet war und bereits ein wenig spät dran war, wollte er so schnell wie möglich los. Er stolperte ins Wohnzimmer mit seiner Tasche in der Hand. Sein Handy musste doch hier irgendwo sein. Tatsächlich dort lag es auf dem Wohnzimmertisch. Er griff danach, machte die Tastensperre rein und steckte es in die Tasche. Dann stockte er. Der Name, der gerade in der Nachrichtensendung fiel, weckte seine Aufmerksamkeit. Es war Rukis richtiger Name.

„Von dem vor vier Jahren spurlos verschwundene Erbe des millionenschweren Matsumoto Clan, Matsumoto Takanori, fehlt nach wie vor ein Lebenszeichen. Anlässlich seines sich nähernden 21. Geburtstages hat das Familienoberhaupt, Matsumoto Kimiko, eine Belohnung für Hinweise zum Verbleib ihres Enkels ausgeschrieben. Bitte melden sie sich unter folgender Telefonnummer…“

Wataru starrte förmlich auf den Bildschirm. Es wurde ein altes Foto von Ruki eingeblendet, auch wenn dieser jetzt seine Haare anders hatte und dünner war, konnte man ihn ohne Probleme erkennen. Natürlich wusste er von der Vergangenheit seines Freundes, aber er hatte noch kein Foto aus dieser Zeit gesehen. Was ihn allerdings erschütterte war der veränderte Ausdruck in den Augen. Auf dem Foto konnte man einen Teenager erkennen, der erwartungsvoll in die Zukunft blickte. Davon war die letzten Jahre, seit seine Tante ihn arbeiten ließ, nicht mehr viel zu sehen gewesen. Es hatte Wataru oft erschreckt wie leer seine Augen gewirkt hatten. Erst mit Reita war ein gewisser Funken zurückgekehrt.

Aber wenn seine Großmutter eine Belohnung für Hinweise ausschrieb, dann hieß es, dass sie ihn wirklich dringend finden wollte. Vielleicht würde sie sogar darüber hinweg sehen, dass er anschaffen gegangen war, wenn sie nur die Umstände erfuhr. Bisher war Ruki ja auch davon ausgegangen, dass ihn keiner mehr suchte. Und plötzlich fiel es ihm förmlich wie Schuppen von den Augen. Konnte es sein, dass es seiner Tante um sein Erbe ging?

Er beschloss gleich mit Ruki darüber zu reden, genau wie über die Tatsache, dass seine Großmutter ihn suchte. Allem Anschein nach hatte dieser es noch gar nicht gesehen, denn sonst hätte er garantiert schon angerufen gehabt. Eilig schaltete Wataru den Fernseher aus und machte sich auf den Weg zu Reitas Appartement.
 

Auch heute stand an der Straße vor Reitas Appartement das dunkle Auto. Dieses Mal stutzte Wataru. Hatte es nicht auch die letzten Tage dort gestanden, als er Ruki besucht hatte? Und auch als er wieder gegangen war…

Bevor er jedoch noch länger darüber nachdenken konnte, schwang die Tür des Wagens auf. Als Wataru erkannte, wer dort ausstieg, gefror ihm das Blut in den Adern. Es war der Leibwächter von Takeuchi. Er schluckte, er hätte gleich misstrauisch werden müssen, als er den Wagen mit verdunkelten Scheiben hier hatte parken sehen. Aber irgendwie hatte er es nicht mit ihr in Verbindung gebracht. Vielleicht war der Wunsch, dass es alles vorbei war einfach zu groß gewesen?

Wataru hatte nicht einmal Zeit zu reagieren, da wurde er schon gepackt. Der Mann drehte ihm den Arm schmerzhaft auf den Rücken und hielt ihm mit der freien Hand den Mund zu. So zerrte er ihn zu Auto und wenig später hinein. Natürlich versuchte er sich zu wehren, doch er war nicht erfolgreich. Der Griff war zu fest. Wataru wurde auf den Rücksitz gedrückt und mit dem Gewicht des Leibwächters auf ihm, war er so gut wie wehrlos.

„So schnell sehen wir uns also wieder!“, hörte er Takeuchis Stimme lachen. „Ihr beiden habt doch nicht ernsthaft geglaubt, dass wir euch nicht finden? Wobei du kleines Stück Dreck mir eigentlich egal bist. Du hast mir zwar viel Geld im Club eingebracht, aber letztendlich muss ich jetzt ja Angst haben, dass dein Freund mich verklagt, wenn ich dich wieder anstelle.“

„Sollen wir ihn hier im Auto einsperren, bis wir Ruki geholt haben?“, erkundigte sich ihr Leibwächter.

„Nein, ich denke, du wirst mit ihm hierbleiben und ich werde meinen Neffen holen. Ich werd noch alleine mit ihm fertig werden. Zur Not drohe ich ihm damit, dass wir Wataru in unserer Gewalt haben, spätestens dann wird er spuren.“, antwortete sie. „Dass eure Freundschaft mir immer so gut in die Hände spielt, hätte ich gar nicht gedacht.“ Damit stieg sie aus und verschwand in Richtung des Hauses.
 

In dem Moment, als es an der Tür klingelte, hatte Ruki ein seltsames Gefühl und es war bei weitem kein positives. Trotzdem ging er um zu öffnen, schließlich erwartete er Wataru. Als er die Tür geöffnet hatte und sah, wer dort stand, fühlte er sich in seiner Ahnung bestätigt. Es war der Mensch, den er am allerwenigstens auf dieser Welt hatte sehen wollen: seine Tante. Am liebsten hätte er ihr die Tür sofort vor der Nase zu geschlagen, doch er war gerade einfach gelähmt vor Angst. In seinem Kopf rasten die Gedanken. Wie hatte sie ihn gefunden? Und wo war Wataru?

Takeuchi nutzte die Gelegenheit und machte einen schnellen Schritt in die Wohnung. Als er sie auf sich zukommen sah, löste sich Rukis Lethargie. Er sah ein, dass er sie nicht mehr aussperren können würde, also wich er zurück. Panik stieg in ihm auf. Was sollte er bloß tun?

„Hallo Taka-chan. Freust du dich gar nicht mich zu sehen?“, wollte sie mit einem süffisanten Grinsen wissen.

„Natürlich nicht!“, gab er wütend zurück. „Ich hatte gehofft, dich nie wiedersehen zu müssen!“

„Ach du und Wataru ich seid so süß. Habt ihr doch wirklich geglaubt, dass ihr davonlaufen könnt…“, lachte sie dann. Sie ging immer weiter auf ihn zu, da er immer weiter zurückwich.

„Wo ist Wataru?“, fragte Ruki misstrauisch. Inzwischen betrat er rückwärts die Küche, immer noch fieberhaft dabei zu überlegen, was es gegen sie tun konnte.

„Oh dein Freund sitzt bei uns im Auto. Mein Leibwächter kümmert sich um ihn und wenn du nicht mitkommst, dann kann ich leider nicht dafür garantieren, dass er weiterhin so nett zu ihm sein wird.“, meinte Takeuchi.

Plötzlich spürte er die Kante der Arbeitsplatte in seinem Rücken. Als er hörte, was sie sagte, wurde er noch blasser. Deshalb war Wataru noch nicht hier und hatte auch nicht Bescheid gesagt, dass er später kam. Alles in ihm sträubte sich dagegen mit seiner Tante mitzugehen, doch wer wusste schon, was sie Wataru sonst antun würde. „Warum?“, fragte er plötzlich, wobei seine Stimme lauter wurde. „Warum kannst du mich nicht einfach in Ruhe lassen? Was zum Teufel habe ich dir denn getan?!“

„Der Grund ist ganz einfach, wenn du 21 wirst und dein Erbe nicht antrittst, weil du verhindert bist, fällt es mir zu. Damit hätte ich endlich das Recht was mir zu steht! Nicht deine Mutter oder du hättet das Unternehmen erben sollen, sondern ich oder mein Sohn! Ich bin die älteste Tochter, es ist mein gutes Recht!“, knurrte sie.

Ruki sah sie geschockt an. Er hatte all das nur deswegen durchmachen müssen? Wenn ihm die letzten vier Jahre erspart geblieben wären, dann hätte er ihr sein Erbe auch bereitwillig abgetreten: „Das ist der Grund?“ Seine Stimme zitterte.

„Ja und dass du das Balg von meiner ach wie tollen Schwester bist! Warum solltest du besser behandelt werden, als mein Sohn?!“, zeterte Takeuchi. Sie machte noch einen Schritt auf ihn zu, sodass sich ihre Körper beinahe berührten. Ruki konnte den Hass in ihrem Blick deutlich wahrnehmen. Er stützte sich mit den Händen hinter dem Körper auf der Arbeitsplatte ab. Plötzlich spürte er etwas kaltes, metallische an seinen Fingern. Es war das Küchenmesser. Er tastete nach dem Griff, während sie ihm weiter Beleidigungen an den Kopf warf, die er jedoch gar nicht wirklich wahrnahm. Als Ruki den kalten Holzgriff in der Hand spürte, fühlte er sich auf einmal wie die Wut in ihm die Überhand gewann. Vor seinem inneren Auge zogen all die Dinge vorbei, die sie ihn hatte durchmachen lassen, aber nicht nur die. Er konnte immer noch Watarus Schreie hören, als Tanaka ihn vergewaltigt hatte und es kam ihm vor, als wenn es erst gestern gewesen wäre, als sein Freund deswegen weinend in seinen Armen gelegen hatte und ihn einfach nur gebeten hatte, ihn zu halten. Er sah das Blut auf dem Laken…

In diesem Moment setzte etwas in ihm aus und er zog das Messer nach vorn. Es war als wenn ein Schalter umgelegt worden war. Er war es in diesem Augenblick einfach leid immer das Opfer zu sein. Er wollte und konnte es einfach nicht mehr hinnehmen. Nein, sie durfte ihm sein neues zu Hause, sein neues Leben mit Reita einfach nicht zerstören. Dass würde er nicht zu lassen. Endlich hatte er einen Grund zu kämpfen und fühlte sich nicht mehr so taub. Nicht wie all die Jahre über.

Takeuchi sah nicht genau was, er in der Hand hatte, sondern wich aus Reflex zurück. Erst dann sah sie das Metall des Messers im Tageslicht glänzen. Nun wirkte sie nervös. Das wütende Flackern in den Augen ihres Neffen wirkte doch beängstigend auf sie. Abwehrend hob sie die Hände: „Ganz ruhig, Taka-chan. Denk an Wataru…“

„Das tue ich, aber wie willst du deinem Leibwächter mitteilen, dass ich nicht spure? Wataru war nur so lange ein Druckmittel, wie wir beide unbewaffnet waren. Wie soll er denn erfahren, dass er Wataru etwas tun soll?“, meinte Ruki nun mit einem spöttischen Grinsen. Er konnte nicht leugnen, dass er es genoss einmal nicht vor ihr im Staub kriechen zu müssen.

„Aber du willst mich doch jetzt nicht abstechen?!“, wollte sie nun panisch wissen. Sie hatte ihn noch nie so erlebt und es machte ihre verdammte Angst. Sie wusste ja nur zu gut, was sie ihm alles angetan hatte.

„Nenn mir doch nur einen Grund, wieso ich es nicht tun sollte!“, schnaubte er.

„Taka…“, seine Tante machte einen weiteren Schritt rückwärts, kam aber so unglücklich mit dem Absatz ihres Schuhes auf dem Boden auf, dass sie umknickte. Sie ruderte ein wenig mit den Armen, um das Gleichgewicht wiederzuerlangen, doch sie hatte Pech und schaffte es nicht. Mit einem leisen Japsen fiel sie hin, schlug jedoch nicht mit dem Hinterkopf auf dem Boden auf.

Ruki nahm irgendwie wahr, dass er sich über sich selbst erschreckte, als er mit einem Satz über ihr war, das Messer in der erhobenen Hand. Doch er war gerade zu wütend, als dass er aufhören konnte. Tränen aus Wut und Verzweiflung schossen ihm in die Augen: „Du hast dafür gesorgt, dass ich vergewaltigt wurde! Du hast mich anschaffen lassen und mir die widerlichsten Kunden überhaupt zugeteilt! Es hat dir Spaß gemacht, zu zusehen wie sie mich gequält haben und mir das letzte bisschen Selbstachtung genommen haben! Und damit nicht genug! Du hast Wataru genauso mies behandelt, wahrscheinlich nur, weil du wusstest, dass es mir weh tut, ihn so zu sehen! Also nenn mir nur einen guten Grund, wieso ich Mitleid mit dir haben sollte!“
 

„Was mach ich bloß mit dir?“, säuselte der Leibwächter Wataru entgegen. Er hatte ihn sich aufrappeln lassen und so saß er gegen die Tür gepresst, während Takeuchis Handlanger sich über ihn beugte. „Wir könnten etwas Spaß haben, was meinst du?“

Wataru überlegte fieberhaft wie er Ruki zur Hilfe eilen konnte. Erstmal musste er hier aus dem Wagen entkommen und vor allem, musste er sicherstellen, dass der Leibwächter ihn nicht vorher erwischte. Als dieser nun etwas Spaß haben wollte, sah Wataru seine Chance gekommen.

„Was für Spaß hast du dir denn vorgestellt?“, erkundigte er sich mit einem unschuldigen Lächeln. Er beschloss erstmal auf das Spiel einzugehen. Ihm war bewusst, dass ein gewisses Risiko dabei war, aber er musste es eingehen. Es ging nicht anders.

„Ach Wataru, du weißt doch was ich meine. Du bist doch nicht so unschuldig…“, fuhr er fort.

„Nein, aber vielleicht höre ich gerne, was du für Schweinereien du gerne mit mir veranstalten würdest.“, erwiderte er nun mit einem verführerischen Grinsen. Er hatte kein Problem das Spiel zu spielen, so lange er nicht bis zum Ende gehen musste.

Der andere lehnte sich ein wenig zurück: „Nun wenn das so ist, würde ich vorschlagen, du bläst mir erstmal einen. Das kannst du ja sehr gut und je nachdem wie viel Zeit wir dann noch haben, kannst du mich noch reiten. Die Scheiben sind ja verdunkelt, keiner wird etwas sehen. Weißt du, du gefällst mir viel besser so, wenn du kooperierst und dein Freund braucht ja auch nichts davon zu erfahren.“

„Allerdings, er braucht nichts davon zu erfahren.“, säuselte Wataru nun. Er tat so, als wenn er sich aufrappeln wollte, doch dann zog er seine Beine an den Körper und stieß mit aller Kraft gegen den Oberkörper des Mannes. Dieser war so überrascht, dass er sich nicht wehren konnte. Von der Wucht knallte er mit dem Hinterkopf gegen die Fensterscheibe des Wagens. Er war zwar nicht bewusstlos, aber benommen und diese Zeit reichte Wataru um aus dem Wagen zu krabbeln. Es war ihm egal wie er dabei aussah, Hauptsache war, er kam hier raus. Er schmiss die Tür zu und riss die vordere Tür auf. Schnell hatte er den Schlüssel abgezogen und konnte so das Auto von Außen verriegeln. Dann rannte er zum Hauseingang.

Wataru hatte Glück, unten verließ gerade eine alte Dame das Haus und so konnte er den Hausflur betreten. Er hastete die Treppen nach oben und auch dieses Mal hatte er Glück. Die Tür zu Reitas Appartement war nicht ins Schloss gefallen, sondern stand einen Spalt offen. Er konnte Stimmen hören, aber noch nicht genau ausmachen, was sie sagten. Schnell war er in der Wohnung und schloss die Tür hinter sich.

Als Wataru die Küche betrat, schluckte er bei dem Anblick, der sich ihm bot. Auf dem Boden lag seine ehemalige Zuhälterin und man konnte deutlich sehen, dass sie Angst hatte. Ruki saß über ihr und hatte das Messer über seinen Kopf erhoben, so als ob er gleich zustechen wollte.

„Du hast mir das alles nur angetan, weil du das beschissene Erbe haben wolltest?! Das hättest du auch so bekommen können! Vielleicht hätte ich es nicht einmal haben wollen!“, stieß er mit tränenerstickter Stimme hervor.

„Ruki…“, meinte Wataru behutsam, um ihn auf sich aufmerksam zu machen. „Lass das Messer fallen, sie ist es nicht wert…“

„Hat sie es nicht verdient auch leiden zu müssen?“, wollte er wissen, ohne ihn anzusehen. Alleine Watarus Stimme wirkte etwas beruhigender auf ihn.

„Das hat sie auf jeden Fall, aber du hast es nicht verdient, dir die Hände schmutzig zu machen. Wir werden gleich die Polizei rufen und dann werden sie dafür sorgen, dass sie ihre Strafe erhält. Sie wird nicht einfach davon kommen, wir haben die Bilder als Beweis und Tohrus Schwester ist Anwältin… deine Großmutter sucht dich…“, stammelte Wataru. Er hoffte gerade einfach nur, dass Ruki das Messer weglegen würde.

Dieser seufzte, doch er behielt das Messer immer noch in der Hand. Auf einmal ließ er es heruntersausen. Takeuchi schrie, sie wartete förmlich nur noch auf den Schmerz. Doch der trat nicht ein, stattdessen bohrte sich die Klinge des Messers neben ihrem Kopf in den weichen Parkettboden der Küche. Verächtlich schnaubte Ruki: „Du hast Recht, sie ist es nicht wert!“

Wataru machte einen Satz auf seinen Freund zu. Er riss das Messer aus dem Boden und schob er mit dem Fuß außer Reichweite. Dann zog er Ruki von seiner Tante herunter. Bevor er sich jedoch um ihn kümmerte, bückte er sich. Wutentbrannt sah er sie an und schlug dann einmal kräftig und beherzt zu. Takeuchi verlor mit einem Stöhnen das Bewusstsein. Nun zog Wataru Ruki in seine Arme. Dieser brach nun endgültig in Tränen aus.
 

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Whoupi! Ein neues Kapitel und es hat nicht sooo lange gedauert wie manchmal davor XD Miya ist guuuut! *lach*

Ganz wichtig!!! Jetzt ist das Kapitel überarbeitet! Aus diesem Grund gaaanz lieben Dank an Katzensushi, die meine manchmal doch etwas wirren Gedanken etwas korrigiert hat und die meine ganzen Fluselfehler gefunden hat! *Cupcake reich* Hihi jetzt hab ich sozusagen eine Lektorin! <3

Ich hoffe, euch hat das Kapitel gefallen und es kommt so rüber wie ich das wollte ^^ Und na ja wenn das Handeln von der doofen Tante nicht so ganz schlüssig ist... sorry, sie ist ein Psycho und da ist ja nun mal auch nicht alles rational im Hirn.
 

Oh ja und dieses Mal kein Gazette Lied als Titel... nein dieses Mal Garbage XD aber das passte gut und ich maaaag die gern! XP Shirley *_*
 

Gaaaanz liebe Dank für die Kommis, die ihr mir schreibt und auch an die Leute, die diese Fanfic auf ihrer Favoritenliste haben. Ich freue mich wirklich sehr darüber! ^.^ Wenn ich mich nicht persönlich bedankt habe, tut mir das leid, dann hab ich das verplant oder einfach die Übersicht verloren T.T Aber es ist mir trotzdem sehr wichtig!

Besonderer Dank geht dieses Mal an mein liebes Erinnermich Ringo-chan ^.^ Hast mir weitergeholfen! *buuussiii*
 

Oh und falls jemand ne ENS Benachrichtung haben, will wenn es weiter geht (gilt auch für meine anderen FFs), einfach bescheid sagen! Dann schreib ich mir ne Liste und dann verlier ich den Überblick auch nicht XD
 

lg Miya



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Kommentare zu dieser Fanfic (63)
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Von: abgemeldet
2012-07-16T22:34:29+00:00 17.07.2012 00:34
Hey^^
Also deine FF hat mich echt berührt.
Ich hatte sehr viel Mitleid mit Ruki.
Und bin mehr als froh das es scheinbar bergauf geht.
Ich hoffe auch das die FF nicht abgebrochen ist,denn dafür ist sie zu schade!
Ich hoffe auf ein neues Kapitel!

LG
Hana-san
Von:  klene-Nachtelfe
2011-08-08T09:43:13+00:00 08.08.2011 11:43
Krass!!!
Das war monstermäßig genial!!!!
Endlich!!! xD
Ih bin sehr gespannt wie es jetzt weiter gehen wird!!!
Klasse FF!!!
Wirklich genial!!!
LG -^.^-
Von:  klene-Nachtelfe
2011-08-07T21:35:43+00:00 07.08.2011 23:35
Ich entwickle eine sehr! starke Abneigung gegen diese Frau!!! -.-
Reita und Tohru sind echt süß!!! ^^
Klasse Pitelchen!
LG -^.^-
Von:  klene-Nachtelfe
2011-08-07T21:00:16+00:00 07.08.2011 23:00
WOW!!!
Das ist so rührend!!!
Kai ist ein Schnuckelchen!!!
Reita ist ein super Freund!
Und ich hoffe das es endlich Berg auf geht und ein happy end am Ende kommt!!!! xD
LG -^.^-
Von:  klene-Nachtelfe
2011-08-07T20:46:04+00:00 07.08.2011 22:46
Oh man!
Das war so krass...ich hab so mirgefiebert!
MAcht sich richtig Sorgen um die Beiden und möchte direkt helfen!!!
Klasse Schreibstil!!!
LG -^.^-
Von:  klene-Nachtelfe
2011-08-07T20:34:34+00:00 07.08.2011 22:34
Die ist doch echt eine mieße Tante!!!
OmG hoffentlich schafft Ruki es!!!
Ahhhh das ist sooooo spannend!!!
LG -^.^-
Von:  klene-Nachtelfe
2011-08-07T20:21:56+00:00 07.08.2011 22:21
NEIN!!!! Das darf sie nicht tuen!!!
Armer Wataru, armer Ruki....überhaupt...mir tun alle leid!
Und diese böse Frau würd ich am liebsten erwürgen!!! -.-
LG -^.^-
Von:  klene-Nachtelfe
2011-08-07T20:03:22+00:00 07.08.2011 22:03
Ruki tut mir soooooooooo leid!!!
Ich hab ihn schon voll ins Herz geschlossen!
Das Kapitel ist klasse....sehr traurig, aber wirklich interessant!
LG -^.^-
Von:  klene-Nachtelfe
2011-08-06T21:11:39+00:00 06.08.2011 23:11
Das war WOW!!!
Unglaublich vieleEindrücke die du wunderbar stimmig, wenn auch sehr tragisch, verpackt hast!
Ruki tut einem unglaublich leid!!!
Wirklich super geschrieben!
LG -^.^-
Von:  klene-Nachtelfe
2011-08-06T20:54:34+00:00 06.08.2011 22:54
Das war purer Zucker und Liebe!!!
Wirklich genial!!!
Die Beiden passen einfach super zusammen!
Klasse Kappi!!!
LG -^.^-


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