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The sorrow never sets

von

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Endgame: The Calm before the Storm + The third Side + War or Freedom

Kapitel 5- Endgame
 

Part 1- The Calm before the Storm
 

Cyra ging wieder hoch und wollte sich weiter vorbereiten. Beim nächsten Mal würde sie nicht hier bleiben sondern mitkommen. Sie hoffte nur Karin würde es nun gut gehen.
 

Karin ging es mehr oder weniger gut. Dauernd lag sie in irgendwelchen Autos und wurde einfach mitgeschleift. Ehe ihre Entführer sie wie etliche Male rauszerrten, wenn sie dann mal Zeit für sie hatten und sie ausfragten ob sie was über Kenneths Standort wusste oder überhaupt etwas über die anderen. Obwohl sie auch die etliche Male vorher beteuert hatte nichts zu wissen. Sie schienen es einfach nicht einzusehen. Auch sie dachte an Cyra. Wie tief steckte diese mit drin? Was hatte das hier überhaupt alles zu bedeuten?
 

Cyra hing ihren Gedanken nach, während sie trainierte, bis sie reingerufen wurde zum essen. Sie hatte mit den Frauen hier Freundschaft geschlossen. Lächelnd sah sie Mike an, die mittleren Alters war, lange blonde Haare hatte und ihr gerade ihr Essen auftat. Sie war eine kleine Schnattertante aber wirklich sehr liebenswürdig.

Cyra aß wie immer recht wenig, aber es war doch in Ordnung.

Interessiert folgte sie dem Gespräch von ein paar der Frauen die etwas weiter weg saßen, ehe ihr etwas einfiel. Sie wand sich Mike zu, die sich zu ihr setzte um nun auch etwas zu essen. „Sag mal Mike kann es sein dass Kenneth nur Kens Familienname ist?“, fragte sie interessiert, während Mike nickte und leise kicherte, was Cyra etwas stutzen lies. „Und wieso nennen ihn alle Kenneth ich meine... Schließlich nennen wir uns doch sonst alle beim Vornamen, ist das eine Art Ehrerbietung weil er euer Anführer ist?“ Mike schüttelte den Kopf. „Wir Nordländer sind da nicht so. Weißt du er kann seinen Vornamen nicht besonders leiden dabei ist der so süß.“, freute sie sich und plapperte wie immer einiges aus dem Nähkästchen. Sie kicherte wieder etwas. „Hm, weißt du nicht mehr, Tom, das kleine Turteltäubchen gibt ihm doch immer irgendwelche Kosenamen, ist dir das nicht aufgefallen?“ Cyra dachte kurz nach. „Meinst du 'Rudi'-lein?“, fragte sie etwas verwundert. „Heißt er etwa so? Rudi... ich kannte mal früher einen Hund, der so hieß.“ Nun musste Mike laut lachen was sie quasi zum Mittelpunkt des Geschehens machte. „Passt doch zu ihm. Aber nein, er will nicht beim Vornamen genannt werden, deswegen hat Tom, sein jahrelanger Freund sich den Spitznamen ausgedacht.“ Sie beugte sich nun zu Cyra herüber und flüsterte den Rest in ihr Ohr, so als wäre Kens Name ein bestgehütetes Geheimnis. Dabei kannte den doch jeder hier, mit Ausnahme von Cyra. „Eigentlich heißt er Rudolph, ist das nicht süß?“, flüsterte sie und Cyra sah schmunzelnd auf. „Der ist schön. Wirklich schade, dass man ihn so nicht nennen darf.“, stellte Cyra fest.

Nun nahm sie sich noch Nachschlag. Sie wusste nicht recht warum, aber ihr wurde ganz warm ums Herz. Vielleicht war es weil man ihr nun dieses bestgehütete Geheimnis verraten hatte und sie sich so irgendwie aufgenommen fühlte. Gerade wollte sie ihren letzten Löffel nehmen, dieses gute Gefühl im Bauch, da wurde etwas gereizt ihr Name gerufen.

Bei dem Schreck fiel ihr die Schüssel aus der Hand. Es klang wirklich nicht sehr freundlich. Also beeilte sie sich herunter in die Eingangshalle zu kommen, ein paar Neugierige auf ihren Fersen, die mit nach unten gingen. Dort standen die Männer und Luzia natürlich. Rudolph, wie sie gerade erfahren hatte, kam auf sie zu und tat seinem Namen keine Ehre. Wütend packte er sie am Hals und zog sie etwas hoch. „Hast du diesen Mistkerl freigelassen?“, spie er überaus sauer aus und warf Cyra auf den Boden als diese nickte. „Was hast du dir dabei gedacht? Du solltest ihn umbringen und ihn nicht freilassen!“, schrie er und wollte wieder auf Cyra los, als Tom ihn zurückhielt.

Da war es wohl wieder. Das warme Gefühl war verschwunden und Cyra fühlte sich wieder ausgeschlossen und einsam. Eben einfach unverstanden, unterschätzt und verraten. „Was? Du hast ihn ausgequetscht wie eine Zitrone und ihn trotzdem eingesperrt gelassen. Und dann hast du von mir verlangt ihn umzubringen, obwohl du es mir doch sowieso nicht zugetraut hast. Außerdem war er ehrlicher zu mir als ihr alle jemals zusammen!“, meinte sie nun ebenso sauer. Cyra verschrenkte die Arme. „Und überhaupt. Macht es dir Spaß Leute zu verprügeln und Unschuldige zu töten? Er hat alles gesagt, ihr braucht ihn doch nicht mehr.“, meinte sie in verächtlichem Ton. Da konnte auch Tom den Anderen nicht mehr zurückhalten und er ging wieder auf Cyra los. Fixierte sie auf den Boden und wollte zuschlagen, stoppte sich dann aber selbst. „Ich schlage keine schwachen Mädchen!“, stellte er nur fest und lies ab, ehe er sich wieder richtete. „Was denkst du wird er machen wenn er wieder zurückgefunden hat? Natürlich unser Versteck verraten. Du bringst alle nur in Gefahr, das ist los! Außerdem war das Versteck zu dem wir gegangen sind leer, John hätte uns weitere Details verraten können, auch weil du ihn ja bestimmt nicht getötet hättest. Aber nun stehen wir mit nix im Regen da. Du hast nun genug angerichtet, ich will dich nicht mehr hier sehen, also geh!“
 

„Na, wer wird denn gleich die Hoffnung verlieren?“, fragte eine tiefe eindrückliche Stimme vom Eingang her. Es war Black Panther. Die versammelte Mannschaft sah ihn ungläubig an. Hatte er sich etwa ganz allein in die Höhle des Löwen gewagt oder war er nur die Vorhut. Wie hatte er so schnell von ihrem Standort erfahren? „Jetzt schaut nicht so dumm aus der Wäsche. Ihr habt doch selbst gesagt John könnte euer Versteck verraten. Aber keine Sorge, außer mir hatte niemand die Gelegenheit seinen letzten Worten zu lauschen.“ Tom schulterte seine Waffe. „Nun denn, dann können wir ja sein Wissen mit dir begraben.“, erklärte er während Mec ihn nur ungerührt ansah. „Das könntet ihr. Aber Fakt ist, dass ihr keine Ahnung mehr habt, wie ihr Fukou finden könnt. Ihr habt seine Spur verloren und müsstet alles wieder aufholen. Bis dahin hat er längst sein Ziel erreicht und dann ist er nicht mehr aufzuhalten. Also entweder ihr erschießt mich, oder ihr hört mir zu, spart eine Menge Zeit und euer Problem ist im nu gelöst.“

Tom lachte verächtlich. „Ach komm. Als würden wir dir trauen können. Außerdem... wieso solltest du so bereitwillig herkommen und uns das alles einfach so erzählen?“ - „Rache“ Tom stutzte als Mec das Wort ausspie. „Ihr habt schon richtig gehört. Fukou hat mir einen wichtigen Menschen genommen, mal abgesehen davon, dass er mich jahrelang herumgeschubst hat“, erläuterte er seinen Gedanken. „Außerdem eigentlich habt ihr wie gesagt gar keine andere Wahl mir zu vertrauen, was bleibt euch anderes auch übrig?“

Ken schien reiflich zu überlegen und nickte dann. „Okay, du bist mit drin, wir verschaffen dir deine Rache, gemeinsam werden wir Fukou und seine Familie sicher schlagen.“ Tom sah den anderen ungläubig an. „Das ist nicht dein Ernst oder?“, fragte er. Ken sah zu Tom und schaute ihn mehr als ernst an. „Wonach sieht es denn aus? Wir haben nichts mehr zu verlieren, nachdem unter anderem Cyra alles versaut hat.“ Cyra sah verletzt zur Seite. Luzia ging zu ihr und half ihr hoch. „Hör auf damit Kenneth, es ist nicht Cyras alleinige Schuld. Ja, sie hat einen Fehler gemacht und uns in Gefahr gebracht. Aber hast du nicht selbst gesagt, dass sie noch eine Auszubildende ist?“, fragte Luzia und erntete nur böse, entwaffnete Blicke. „Na siehst du. Außerdem ist es nicht Cyras Schuld, dass Fukou so schlau war schnell weiter zu ziehen und alle Spuren zu verwischen, die John wusste.“ Kenneth grummelte nur. Mecs Einwurf kam ihm gerade recht, weil er gerade keine Lust hatte weiter zu diskutieren und sich darum zu kümmern.

„Klärt eure Differenzen später. Wir haben nicht mehr viel Zeit, also wollt ihr mir endlich zuhören damit ihr wisst, was Sache ist?“ Kenneth war also dafür und so erzählte Black Panther alles. Was Fukou vorhatte, was er mit seinen Taten bezweckt hatte und wo der Showdown stattfinden würde.
 

Part 2 – The third side
 

Er fühlte sich herrlich an diesem Ort – dort wo Morgen der große Showdown stattfinden würde. Sein Grinsen wurde breiter, als er sich einmal um sich selbst drehte und die verlassene Lagerhalle noch einmal betrachtete, die scheinbar leer war. Dann konnte er es nicht weiter zurückhalten und lachte triumphierend. Wenn er nur daran dachte, wie sie ihn für einen winzigen, wertlosen Bauern und Statisten in ihrem gewaltigen Spiel hielten. Was sie nicht wussten war, dass er einen gewaltigen Trumpf in der Tasche hatte. Noch war er in seinen Gedanken, in denen er sich seinen Ruhm ausmalte. Doch eine Stimme störte ihn in seinem Triumph.

„Mr. President!“, der Mann vor ihm salutierte. Wie konnte er es wagen ihn in seiner Genugtuung zu stören. Er war doch nur ein wertloser Statist, genau wie dieses stümperhafte Paar, dass ihm Fukou als seine besten Leute verkaufen hatte wollen. Aber nicht mit mir, dachte der Präsident, als er dem Fußvolk das Wort erteilte. „Mr. President, melde gehörigst: wir sind hier fertig, alles ist vorbereitet. Ihr Helikopter steht auch schon für sie bereit.“
 

Part 3 – War or Freedom
 

Es war ein trüber Tag. Die grauen Wolken schoben sich vor die Sonne und nahmen das Licht auf die alte, verfallene Lagerhalle. Schon zu Lebzeiten war sie nicht besonders schön gewesen, aus grauem Stein, viereckig stand sie wie ein Klotz in ihrer dunklen Umgebung, die nur aus zerfallenen Häusern bestand. Der graue Stein, war hier und da mit schwarzer Schrift beschmiert, an manchen Stellen abgeplatzt und schwarz gebrannt. Das graue Wellblechdach schepperte und wies an manchen Stellen Löcher auf.

Doch welcher Tag war besser, welcher Ort perfekter, um das dunkle Schauspiel auszutragen, dass sich heute zwischen den drei Parteien abspielen sollte.

Jeder hatte seine Leute in der Nähe postiert. Alles abgewogen. Sie waren bereit um ihre Karten auszuspielen.

Ein hochgewachsener Mann mit braunen Haaren betrat die Lagerhalle. Aus eiskalten Augen betrachtete er den Präsidenten, der schon hier war, beide Männer hatten um sich 2 ihrer Lakaien.

Der Präsident erhob das Wort. „Na, wen haben wir denn da, endlich zeigt sich der 'Gute', der Boss der Familie Mafid.“, erklärte er und es war, als ob er mit diesen vor Hohn trotzenden Worten den kalten Blick des anderen etwas entgegen setzen wollte. Doch es war keine Regung in Fukous Gesicht. Es war als hätte der alte Präsident mit seiner etwas niedrigen Statur, dem leicht angegrauten, früher blonden Haar und den müden Augen nie etwas zu ihm gesagt. Wer war er denn auch schon? Im Gegensatz zu ihm, Fukou Mafid, eine kleine unwichtige Bakterie, die schon längste Zeit im Amt gewesen war und mit diesem Handel das Unvermeidbare aufhalten wollte: ihren Untergang.

„Der Koffer mit dem Geld?“, fragte er nur regungslos und der Präsident nickte dem Mann neben sich zu, ein Schrank von einem Kerl, der Fukou den Koffer entgegen streckte und ihn öffnete. „Der Koffer mit der Waffe?“, erwiderte der Präsident. Bitte, er konnte genauso kurz angebunden sein. Fukou widerum nickte nun seinem Bodyguard zu, der die Waffe hervor kramte. Beziehungsweise dessen Koffer und diesen dann aufmachte. Nun erstreckte die Waffe sich vor dem Präsidenten. Sie war groß und hatte eine eigenartige Form. Überall Knöpfe und blinkende Lichter. „Genau das, was Sie sich vorgestellt haben, oder? Das Video musste gezeigt haben, was dieses hübsche Schätzchen hier anrichten kann.“ Der Präsident nickte. „Sicherlich. Und die Fernbedienung?“ Fukou hob die Waffe an, unter der die Fernbedienung eingeschweißt war. „Sie wissen hoffentlich, wo Sie diese benutzen sollten: weit weg von der Waffe.“, erklärte Fukou dem anderen und klappte den Koffer zu. Der Präsident grummelte innerlich. Aber noch hielt er sein Pokerface aufrecht. Wie Fukou ihn behandelte, wie er mit ihm sprach - wie mit einem Kleinkind! Aber das würde er schon bald bereuen. Etwas Zeit nur noch... dann würde er sehen, wer hier der Triumphierende war.
 

Als die Übergabe vollzogen war, zog sich der Präsident aus dem Seiteneingang unbehelligt zurück, 'Vorerst...', dachte sich Fukou und grinste schelmisch. Doch da traten sie aus dem Dunkeln. Dort hatten sie sich versteckt.

„Lange nicht gesehen, Fukou, und wie immer so selbst gerecht und misstrauisch wie eh und je. Du würdest die richtige Fernbedienung lieber mitnehmen und bei dir wissen, als sie im Hauptquartier in Sicherheit zurückzulassen.“, schallten Kenneths Worte durch die Lagerhalle. Die beiden Bodyguards von Fukou aber wurden von hinten übermannt, gerade als sie sich mit Fukou zu Ken umdrehten. Ebenfalls von Kenneths Bande, die aus dem Dunkeln hervorgesprungen waren. Mec und Tom hatten sie überwältigt und richteten nun ihre Waffe auf Fukou. Auch Ken tat es ihnen gleich. „Möchtest du sie nicht mir geben? Ich passe bestimmt viel besser auf sie auf“, höhnte er. Fukou blieb starr. Er hatte nicht mit so einem Übergriff gerechnet, aber trotzdem lies er Nichts von seiner Überraschung nach außen dringen.
 

Draußen vor der Lagerhalle lungerten Kenneth Gefährten. Auch Luzia und Cyra waren darunter. „Wieso sollen wir hier warten? Ich muss nun rein, die anderen machen sich auch bereit, ich will Aufklärung über Fukou und ich möchte Karin endlich in Sicherheit wissen!“, erklärte Cyra und erhob sich, doch Luzia hielt sie am Arm zurück. Zweifelnd sah sie sie an. Sollte sie sie wirklich da mit herein ziehen? Das Mädchen war von ihr trainiert worden, aber sie war noch lange nicht bereit für das hier, auch wenn sie viele schlimme Sachen erlebt hatte, sie war nicht gemacht für diese Welt. Sie war so unschuldig, sie hatte das in ihren Augen kleine Mädchen lieb gewonnen, wie eine kleine Schwester. Die anderen? Okay.. sie waren böse Leute, eine kriminelle Bande, aber dass diese Unschuld ihre Finger dreckig machen und bestraft werden sollte, sah Luzia nicht ein. Und war das wirklich nötig? Vielleicht hatte das Mädchen sie einfach schwach werden lassen... „Luzia!“, rief dieses nun schon zum xten Mal. „Was soll das? Ich hab gefragt, was ist und gesagt dass du mich gehen lassen sollst!“

Luzia wollte gerade etwas erwidern, als ein kleiner braunhaariger Bursche mit abgetragenen Klamotten vor sie trat. „He, anscheinend ist da etwas für mich übrig.“, erklärte er süffisant grinsend und schoss auf die Beiden. Gerade noch so, konnte Luzia ausweichen und Cyra wegstoßen. „Kleiner...“, grummelte sie.

Cyra erhob sich und zog ihre Waffe. Entschlossen richtete sie sie auf Lim und erhob das Wort. „Okay kleiner Scheißer, du sagst mir jetzt sofort, was ich wissen will, oder stirbst.“ Natürlich wusste sie von den Erzählungen Mecs, das dieser Mann hier vor ihr wissen müsste, wo Karin war.

Dementsprechend war sie gewillt alles aus ihm heraus zu prügeln.

Lim lachte nur. „Wer schießt wohl zuerst?“, fragte er sie und schoss dabei auch schon, wobei er sich vor möglichen Kugeln wegduckte, doch Cyra tat es ihm gleich. „Wie offensichtlich ist das denn bitte“, erklärte sie und beobachtete gerade, wie Luzia neben Lim auftauchte und ihn zu Boden riss. „Absolut Recht hat sie, und außerdem...?“, fragte sie Cyra und entwaffnete Lim mit einigen Handgriffen, ehe sie die Waffe von sich warf. „ Hättest du deinen zweiten Gegner im Auge behalten sollen. Doch nur ein kleiner Lehrling, wie Mec erklärte.“ - „Wer?!“, Lim war fassungslos. Wie hatte der andere sie nur betrügen können? Er hatte ihm doch selbst so viel beigebracht. Er fühlte sich betrogen, gereizt – stinksauer. Wütend schlug er nach Luzia aus und konnte sie in einer kurzen Ablenkung ihrerseits doch wirklich von sich werfen. Schnell griff er nach der Waffe.

Doch ehe er diese erhaschen konnte, fiel ein Schuss und traf ihn direkt in die Lunge. Die Waffe lies er wieder fallen und spuckte Blut. Ächzend sah er zu Cyra, die mit unbarmherzigen Blick, ohne jegliches Mitleid auf ihn zustiefelte. „Also – wo ist Karin? Vielleicht bin ich für die Information so nett dich zu einem ärztlichen Mitglied zu schaffen.“, verlangte sie kalt zu wissen. Lim sah geschlagen zu ihr auf. „In-- allein--“ Er röchelte. „Gefan-gen in e—iner Gara-ge, Nähe...-415“, erzählte er Cyra alles, was sie wissen musste. Und das waren seine letzten Worte.

Cyra aber war glücklich, und das sah man auch an ihrem kindlichen Lächeln. Sie strahlte Luzia förmlich an. „Sie ist in Sicherheit, Gott sei dank!“, erklärte sie zufrieden und Luzia konnte nichts anderes, als das Lächeln zu erwidern.

Doch Cyra sah wieder zu Lim und stockte. Sie begab sich zu ihm und horchte. Keine Atmung. Fühlte den Puls. Kein Puls. Erschrocken und mit einem leichten Schrei wich sie zurück und starrte den leblosen Körper vor sich an. Sie schlug die Hand vor den Mund. „Oh Gott - hab ich wirklich.. ich meine.. ich hab ihn umgebracht?!“, fragte Cyra erregt. Luzia hatte eher Probleme mit dem Schrei und hoffte, es mögen ihn nicht die falschen Leute gehört haben. Fukou zum Beispiel, zu früh dort drin in der Halle. „Ach Kindchen, was hast du geglaubt? Du hast eine ziemlich tödliche Stelle erwischt.“ Cyra war den Tränen nahe. „Aber ich hab.. hab ihm doch versprochen – ich-“ - „Bei so einer Wunde muss man schnell handeln, aber darüber können wir jetzt nicht weiter nachdenken, das ist ein Krieg zwischen zwei Banden Cyra, natürlich gibt es Tote“, erklärte sie und erhob sich. Nein, Cyra passte wirklich nicht in diese Welt, aber wie sollte sie sie anders von ihrem ersten Toten ablenken, wenn nicht, indem sie sie mit nach Drinnen nahm? „Komm Cyra, du willst doch wie Wahrheit erfahren“, erklärte sie und schleifte Cyra mit, wenn auch mit schlechtem Gewissen. Ziemlich schlechtem Gewissen.
 

Drinnen war die Schlacht voll im Gange. Fukou hatte allen Grund ruhig zu bleiben. Denn kaum war er in der Schussbahn, traten wiederum seine Gefolgsleute herbei. Nicht nur Kenneth hatte seine dunklen Ecken. Sky trat zu Tom und hielt ihm die Waffe entgegen, Mec hingegen hatte es mit Kien zu tun. Der war ja auch schon von wenigen Metern an seinem ekelhaften Geruch erkennbar gewesen. Kein Wunder also, dass Mec auf den 'Überraschungsangriff' vorbereitet war und Kien mit einer schnellen Drehung und einem weit ausgeholtem Ellenbogenstoß von den Beinen zimmerte.

Das irritierte Sky etwas, der zu seinem Mitstreiter sah. Tom drehte sich grinsend zu ihm um und haute ihm seine steinharte Birne gegen den Kopf, ehe er mit seiner Hand die Waffe des anderen schnappte und nun zwei Waffen sein Eigen nennen konnte. Sein Rudolph schmunzelte darüber, hatte aber nicht lange etwas zu lachen, als er einen Tritt in seine Rippen spürte. Fukou war hervor geschnellt und hatte seinen Fuß in Kens Brust versenkt.

In dem Moment waren die anderen Leute von Fukou und Ken ins Gebäude gestürmt, und auch vor dem Gebäude tummelten sich die Kämpfe untereinander.

Kien schlug Mec, der auf ihm hing mit der blanken Faust ins Gesicht und rappelte sich wieder auf. „Ich wusste schon immer, dass du miese Ratte niemals wirklich zu uns gehören würdest“, erklärte er freimütig und schob seine dicke Quollnase in die Höhe. - „War das der Grund, warum Fukou dich auf mich aufpassen lassen hat, wie ein reudiger Köter auf die Schafe seines Herren?“, fragte er und es war ja nicht so gewesen, dass es ein innigster Wunsch war, in Fukous Bande zu kommen. Kien spuckte ihm vor die Füße. „Genug geredet, ich will kein Wort mehr an so jemanden wie dich verschwenden!“, erklärte er und stürmte auf Mec zu, wie ein wild gewordener Ochse. Er war zu träge nach seiner Waffe zu greifen, die etwas weiter entfernt auf dem Boden lag. Mec grinste. „Wer ist denn jemand wie ich“, erwiderte er. So einem wie Kien wollte er nicht das letzte Wort lassen. Kien hatte Wucht in seinem Körper, das wusste Mec - kein Wunder, so komprimiert wie der alte Fleischklops war. Dafür war er jedoch geschickter und schon damals viel erfahrender. So wich er zur Seite aus, als Kien knapp vor ihm war, und nutzte das Stolpern und Wanken des anderen, um diesem in den Rücken zu schießen. Sicherlich reichten ein paar Kugeln bei dem Fleischpanzer des anderen nicht. So machte sich Mec dafür bereit, dass Kien gleich umdrehen und wieder auf ihn losgehen würde. Natürlich diesmal etwas gefasster auf die eben erfolgte Reaktion von Mec. Weswegen er sie auch nicht wiederholen würde. In seinem Kopf ratterte es, während Kien auf ihn zustürmte. Andererseits hatte er schon ein paar Ideen. Er hatte Fukous Leute sehr wohl beobachtet, in den letzten Jahren, immer die mögliche Abspaltung im Auge. Kien versuchte nun seinen Radius zu erweitern, indem er sein Messer griff und vor sich her fuchtelte. Mec sah ein, dass er dem nicht so schnell entkommen konnte. Er formte nun also ebenfalls seinen Körper zu einer Kugel, indem er seine Arme schützend quer vor seinem Kopf verschränkte und diesen an den Brustkorb zog. Seine Waffe hielt er dabei ebenfalls quer, so, dass das Metall ebenfalls Messerstiche abwehren konnte.

Kien rammte Mec mit seiner vollen Körperkraft und beide fielen sie zu Boden, wobei Kien weiterhin auf den anderen einstach. Mec hielt sich bedeckt, bis er sah, dass Kien langsam die Luft ausging. Das nutzte er und warf den anderen mit den durchstochenden Armen von sich, gleich nachdem sein Knie hervor geschnellt und in Kiens Magengrube verschwunden war. Als sein Gegner nun röchelnd neben ihn auf dem Boden lag, erhob er sich, trat in seine Seite und richtete die Waffe auf seinen Kopf. „Schaf zu Köter – 1 zu 0, fürs 1. und letzte Mal“, erklärte er hasserfüllt und drückte ab. Nun fand er, sei es an der Zeit sich an dem Herrchen zu rächen.

Sky hatte sich währenddessen ohne Waffe vor Tom wiedergefunden. Er hielt sich den Kopf. Tom jedoch hielt ihm die beiden Waffen entgegen. „Wie langweilig, es macht keinen Spaß gegen einen unbewaffneten zu kämpfen.“, stellte er fest. „Hast du mir noch irgendwas entgegen zu setzen?“ Sky sah den anderen grummelnd an und öffneten seinen Mantel. „Oh wie nett, dass du mir deine Waffenkammer zeigst“, grinste er breit, während Sky sich vor Wut kochend zwei weitere Pistolen griff. Er hasste es so verarscht zu werden, nun zum Glück war sein Cousin mit jemand anderem beschäftigt und sah das nicht. Durch seine Beobachtungen, war er grad so wieder aus dem Lim-Sky Anführer- ausführende-Ratte – Verhältnis herausgekommen.

„Na bitte, zwei gegen zwei“, erklärte Tom und setzte zurück. Zuerst wechselten sie eins zwei Schüsse, wobei jeder dem anderen geschickt auswich. „Von Tom, dem Typen unter Ken hätte ich mehr erwartet“, erwiderte Sky. „Schön, von dem großen Sky Mafid hätte ich nämlich auch mehr erwartet“, erklärte er grinsend. Dann machte er einen Hechtsprung, eine Stunt-Rolle in der Luft und feuerte auf den überraschten Sky, den er an der Schulter traf. Dieser wiederum versteckte sich nun hinter einer Burg von Tonnen. „Auch ne Strategie“, sagte Tom und spuckte seine Zigarette aus. Plötzlich trafen ihn aus dem Nichts Kugeln. „Ich glaubs ja“ Woher kamen sie? Sky war doch gerade noch da gewesen? Und nun kamen die Kugeln von dort drüben. Wie sollte er ausweichen wenn er die Kugeln nicht sah? Und dummerweise war er auch in mitten der Halle. Nichts zum Verstecken in Sicht.
 

Ken hielt sich die Brust und musste erst wieder zu Atem kommen. Nun war es Fukou, der die Waffe auf ihn richtete. „Du kannst mich nie besiegen, Rudolph, ich bin von Anfang an dafür ausgebildet worden, zu dem Anführer der großen Familie ernannt zu werden. Seit ich klein war – für Tag, für Nacht – intensives Training, während du und deine Familie im Elend lebtet und nur Zeit dafür hattet, dafür zu kämpfen, einen neuen Morgen zu sehen. Es hatte schließlich einen Grund, warum ihr dorthin verbannt wurdet, wo ihr eigentlich verdammt sein solltet, zu sterben, und nicht zu leben und euch gegen uns zu stellen.“ So drückte er ab. Ken wartete, bis der andere fertig mit Erzählen war und rollte sich dann in letzter Minute zur Seite. „Das werden wir sehen“, stellte er fest und trat Fukou die Waffe aus der Hand, ehe er nach ihm boxte. Aber der andere war wirklich viel geschickter. So wich er jedem Schlag aus und zahlte jeden verfehlten Schlag mit einem geschickten Gegenschlag heim, in möglichst effektive Körperteile. Zwei trafen genau dort Kens Brust, wo er vorhin hin getreten hatte, einer landete im Bauch, der Vierte im Gesicht. Dann schleuderte er ihn mit einem gezielten Tritt erneut zu Boden. Dort musste sich Ken sammeln, sodass Fukou genug Zeit hatte seine Waffe wieder zu schnappen. Doch bevor er sie greifen konnte, spürte er eine Waffe hinter sich. Es war Mec, der dort stand. Damit war er unwissentlich nicht nur Kens, sondern auch Toms Rettung.
 

Tom war immer noch unter vollem Beschuss, zum Glück hatten die Kugeln bisher keine tödlichen und besonders Blutungs-intensiven Stellen getroffen. Dann plötzlich hörte der Beschuss auf. Irritiert sah er sich um. Sky hatte mit dem Beschuss aufgehört, sobald er mitbekommen hatte, dass Mec Kien den Todesstoß gegeben hatte und sich zu Fukou aufgemacht hatte. Statt auf Tom, schoss er nun auf die Hand, in der sich Mecs Waffe befand. Zusammenzuckend lies er sie fallen. Sky grinste. „Solange ich hier bin, rührt niemand unseren Boss an“, erklärte er etwas hochnäsig.

Fukou spuckte nun weniger Töne und behielt lieber Ken und Mec, die ihn ja quasi gerade eingekesselt hatten, im Auge. „Du hast die Seiten gewechselt, sehr schade, um dein Talent. Mir war klar, dass Kien dir nicht das Wasser reichen konnte.“ Er verschwendete nur einen kurzen Blick auf den toten Mann. „Nichts als Hohn.“, erwiderte Mec und seine Worte waren voller Hass und Trauer um seinen Verlust, „Was hast du denn gedacht, was ich mache, wenn du mich dazu zwingst meinen eigenen Freund ahnungslos umzubringen?“ Doch Fukou konnte über seine Trauer nur lachen. „Das war nett ausgedacht, oder? Den Verräter und Schwachbolzen John erledigt und gleichzeitig den lieben Mec getestet. Ich wollte wissen, was dir lieber war: dein sogenannter 'Freund' oder deine neue 'Familie'. Ich habe gedacht, vielleicht bist du nach all den Jahren zur Vernunft gekommen und hast die Vorteile bei uns zu schätzen gelernt.“ Sein Tonfall wurde abwertend. „Aber nein, du bist immer noch so schwächlich, wie damals auf der Straße. Du stellst Gefühle und Gewissen über Erfolg und Macht!“, erklärte er. „Im Endeffekt ist so jemand, bei allen Talenten, es nicht wirklich wert bei uns zu sein.“ - „Was erzählst du da, Fukou? Seid wann... b-bist du so? Wo ist der liebe und zärtliche Fukou, den ich von früher kenne?“, fragte eine verzweifelte Stimme vom Eingang her. Es war Cyra, die nun näher kam, während Luzia sich im Hintergrund hielt. Fukou sah nur kurz zu Cyra, er hatte sein Umfeld genau im Auge. „Cyra...“ Er lächelte. „Ich habe mich schon gefragt, ob du bis hier hin kommst.“, stellte er knapp fest.
 

„Das ist keine Antwort!“, wetterte seine frühere Nachbarin. „Du hast mich beschützt, du warst für mich da, wenn ich Angst habe, hast du mich beschützt, wenn ich traurig war, hast du mich getröstet, mit solch einer Zärtlichkeit und Wärme... du warst für meine Eltern da... bis zu jenem Moment und jetzt stehst du hier in dieser Gestalt vor mir, als Gangsterboss. Unbarmherzig... ohne ein Fünkchen Seele. Du hast mich, meine Eltern, viele dieser Familie und Mec ins Unglück gestürzt und ich möchte nun wissen... Wieso? Wieso das alles?!“ Ihre Wangen wurden von Tränen gezeichnet. Fukou ächzte. „Achja, die alten Zeiten.. grauenvoll war das! Dauernd musste ich mir dein Gejaule anhören. 'Diese schrecklichen Waffen... diese schrecklichen Schüsse'“, äffte er Cyra nach, „'Meine Eltern haben nie Zeit für mich.', 'Freunde hab ich auch keine', 'Ach Fukou, ich bin so einsam' – wie nervig das doch war. Und es warst ja nicht nur du die, die mit ihren Problemen ständig zu mir kam, deine Eltern jammerten mich auch ständig voll. Aber ich habe es ausgehalten – als Tarnung.

Es war alles nur gespielt Cyra, damit ich in Ruhe meine Geschäfte planen und leiten konnte, wer würde denn denken, dass ein armer Student im Armenviertel, der so lieb und nett zu allen war, ein Gangsterboss sein würde – ein grausamer, durchtriebender Mann.“, erklärte er gespielt leidend. „Aber dann kam endlich der Tag, an dem ich deine Eltern loswerden konnte, sie waren recht nützlich, um dem Präsidenten scheinbare Inkompetenz vorzuspielen, natürlich mussten wir etwas nachhelfen, damit die Leute auch einen Grund hatten, sie zu erschießen. Als ich deinen Eltern eine Möglichkeit bot, Geld zu verdienen, haben sie sofort eingeschlagen. Es war ihnen egal, dass da etwas möglicherweise nicht mit rechten Dingen zuging, als sie den Koffer übergaben. Es war ihnen auch egal, was da in dem Koffer war.“ Fukou grinste schelmisch. „Da sieht man mal, wozu der Mensch in der Not bereit ist!

Es war dann auch ganz lustig mit anzusehen, wie du dich vor Schmerz wandest, Cyra.“ - „Nein! Das glaube ich nicht! Das kann doch nicht alles nur gespielt gewesen sein!“- „Nun ich weiß schon, ich bin ein recht meisterhafter Schauspieler, weshalb ich unserem lieben Mec ja auch weiß machen konnte, dass John schon längst tot sei.“
 

„Das ist genug Gerede eines irren Widerlings!“, spie Mec und stürzte sich auf Fukou. Der konnte immer noch nur lachen. „Ich sagte, solange ich hier bin, rührt niemand Fukou an“, erklärte Sky genervt, weil ihn schon wieder jeder zu ignorieren schien. So wollte er auf Mec schießen. Doch Tom hatte die lange Redezeit von Fukou genutzt. Er hatte sich notdürftig Kugeln entfernt und verbunden und stürzte sich nun selbst auf Sky, dem er die Waffe aus der Hand schlug. „Ich fürchte meine Arme sind zu lädiert, um dir mit meinen Schusswaffen eins rein zu würgen, also auf die harte, unsaubere Tour.“ Damit schlug er so gut es ging auf Skys Gesicht ein. „Auuuu.. meine Nase!“, jammerte dieser und schlug zurück. So kugelten sie sich etwas auf dem Boden. Erst als beide ziemlich erschöpft waren, blieben sie liegen. Und das für eine ganze Weile.
 

Fukou trat Mec ordentlich in den Bauch. Dieser musste husten und wand sich, sodass Fukou wieder aufstehen konnte. Noch einmal trat er ihm in die Seite und lies ihn dann dort liegen. Inzwischen hatte sich Ken wieder aufgerafft, aber auch diesen brachte er wie eben wieder mit Leichtigkeit zu Fall. „So nun können wir endlich das zu Ende bringen, bei dem man uns vorher gestört hat.“, erklärte er und richtete die Waffe auf Ken. „Das war schon lange überfällig Rudolph, letzter Anführer der Familie Kenneth!“, erklärte er und schoss. Dabei zielte er direkt auf der Herz des selbigen, der ausgestreckt und halb weggetreten vor ihm lag. Es schien keine Rettung möglich. Doch wenig später spürte Kenneth wie er bei Seite geschoben wurde und wenig später hörte er ein Ächzen. Diese Stimme... sie war ihm so bekannt. Und so zwang er sich dazu, die Augen zu öffnen und zu sehen, wer ihm so eben das Leben gerettet hatte. Seine Augen waren starr auf diesen gerichtet. Die Person hatte ihm das Leben gerettet - doch - zu welchem Preis?
 

Diese Kälte. Sie fraß sich wie tausend Nadelstiche tief in Mark und Bein. Sein Körper vermochte nicht mal mehr zu zittern. Um sich sah er, wie es Tausenden von ihnen ähnlich erging. Trotzdem machten sie nicht Halt. Unerbittlich wanderten sie weiter und drangen mit ihren Stiefeln in den tiefen, unnachgiebigen Schnee, der sie böse anknirschte. Was sollten sie auch sonst tun? Nirgends war eine Höhle in Sicht, nirgends eine Möglichkeit sich zu verstecken. Würden sie hier stehen bleiben, so würde die Kälte ihnen den Rest des Lebens aushauchen.

Nun fing es auch noch an zu schneien. Er zog den kleinen Körper etwas zusammen und sah flehend zu seinem Vater hin. Seine Mutter war vor einigen Wochen gestorben.

„Papa?“ Nur kurz blieb sein Vater stehen. Er überlegte, ob es auch so weiter ging. Aber da war wohl nichts zu machen. Also lächelte er den Kleinen trotz Schmerzen liebevoll an und lies ihn dann auf seinen Rücken klettern. „Ruh dich etwas aus.“, erklärte er. Und wie ihm gesagt worden war, so tat er und fiel in einen tiefen Schlaf. Erst Stunden später erwachte er wieder, als er auf den Boden fiel. Denn sein Vater war im Schnee zusammengebrochen. „Vater!“, schrie er, doch niemand hörte. Seine Stimme war trotz allem Schrein zu leise und der laute Schneesturm tat sein übriges. Er rüttelte an dem leblosen Körper. Doch nichts regte sich. Und so kam es, das auch der Rest seiner Familie gestorben war.

Als die Gruppe endlich einen Unterschlupf gefunden hatte, waren sie alle erleichtert. Nur der kleine Mann war traurig. Verständlicherweise. Er hatte seine Eltern zurücklassen müssen. Sonst wäre er in der Kälte ebenso verendet, wie sie. Verzweifelt kauerte er sich zusammen und fing bitterlich an zu weinen. Niemand kümmerte sich um ihn, hatten sie doch selbst mit eigenen Problemen und Verlusten zu kämpfen.

Das Feuer war angezündet, die letzten Vorräte schmorten über den Feuern. Der Junge hockte immer noch da – er hatte nichts zu essen. „Hallo du da, hörst du nicht?“, fragte ein Junge mit schwarzen Haaren in seinem Alter. Anscheinend war er wirklich zu sehr mit sich beschäftigt gewesen. Verwirrt und mit verheultem Gesicht blickte er den Jungen an. „Na du hörst ja doch. Also, mein Vater fragt, ob du dich nicht zu uns setzten willst, dir ist doch sicher auch kalt und du hast sicher Hunger, hm?“, fragte er ihn lieb und wartete nicht auf eine Antwort. Stattdessen zog er ihn mit zu ihrer Feuerstelle. Der Junge konnte nur mitkommen und schaute etwas verschüchtert. Denn es war keine normale Feuerstelle, es war die vom Anführer und seiner Familie. „Deine Eltern sind tot, oder? Das ist wirklich sehr traurig, das tut mir leid.“, erklärte der Junge, der ihn mitgebracht hatte, ehe er ihm Brot anbot. Der andere Junge sah etwas verschüchtert aus, sodass sein Vater das Wort ergriff. „Nun iss! Du musst essen, um zu überleben, mein Junge. Das ist das, was auch deine Eltern erwartet hätten.“ Und er aß. „Du bist Tom oder? Mich kennst du sicherlich, und der Bursche, der dir so eben das Brot angeboten hat, ist Rudolph. Ich hoffe, ihr beiden werdet euch vertragen.“ Der kleine Rudolph nickte fleißig. „Tom! Bleib bei uns, werde Teil unserer Familie, okay? Schließlich gehören alle Leute hier zusammen, das betont mein Vater immer wieder!“, grinste er und sah zu selbigem. Selbst dieser musste schmunzeln. „Genau, es soll hier niemand allein in der Ecke hocken. Das ist unsere Stärke – unser Zusammenhalt!“, trichterte er dem Jungen ein, so als wäre er schon sein eigener Sohn. Tom war davon sofort ganz und gar fasziniert, sodass aller Kummer in Vergessenheit geriet.

Und so geschah es, dass Tom fortan mit Rudolph groß wurde. Er spielte mit ihm, er übte mit ihm das Kämpfen, sie lachten, sie weinten, sie standen fortan immer zusammen, so als wären sie von Anfang an Geschwister gewesen. Und es vermochte niemand, sie jemals zu trennen.
 

Bis zu diesem Augenblick hatte Tom für seinen Bruder gekämpft. Sobald er gesehen hatte, dass Ken in Gefahr war, war er zu ihm geeilt. Erst hatte er sich vorangepirscht, dann war er gerannt. Und als Fukous Kugel abgeschossen wurde, war er an Kens Seite und schob ihn beiseite.

Nun lag er da, reglos, wie einst sein Vater vor ihm. Ken kroch zu ihm und rüttelte an ihm. „Tom!“ Doch sein Körper war genauso leblos, wie damals der seines Vaters es gewesen war.
 

Für einen Moment wurde es furchtbar still in der alten Lagerhalle. Es wurde still um Ken und seinen Freund. In dieser Sekunde zählte nur noch er. Wimmernd beugte er sich zu ihm herunter. Still weinte er vor sich hin. Nie hätte er geglaubt, dass dieser Tag kommen könnte, obwohl der Tod doch so allgegenwärtig gewesen war. War es das Wert gewesen? Für ihre Rache? Nichts könnte den Tod seines Freundes wett machen – Nichts. Auf einmal jedoch, spürte er jemanden an seiner Seite. „Ken, oh mein Gott, geht es ihm gut?“, fragte Cyra, die nun neben dem anderen saß. Ken schüttelte mit dem Kopf und trieb damit auch Cyra die Tränen in die Augen. „Warum... wofür das alles?“, heulte sie nun selbst und starrte Fukou fassungslos an.
 

Fukou hatte einen Moment etwas irritiert dagestanden. Mit Tom hatte er nicht gerechnet. Eine Weile hatte er den toten Mann vor sich angeblickt, und den, der eigentlich tot sein sollte, lebend daneben. Doch dieser scherte sich scheinbar nicht mehr um ihn. Denn Ken tat nichts anderes als um seinen Freund zu weinen. Fukou grinste. Er hatte Recht gehabt – sie waren schwach. Sollte Tom doch umsonst gestorben sein, denn nun, wo Ken ihn ganz und gar vergaß, konnte er ohne weiter behelligt zu werden, diesen niederschießen. So hob er erneut seine Waffe.

Auf einmal jedoch schob sich Cyra vor den anderen. Sie rüttelte an Ken, was sie machte war eigentlich egal, sie war im Weg. Kurzzeitig senkte er seine Waffe wieder. Gut, dann war er nun eben zwei Schüsse von Kens Tod entfernt. So hob er die Waffe wieder an und drückte langsam den Abzug.
 

„Fukou!“ Es war klar, dass Cyra bei diesen Schüssen da draußen lieber hier in seinem Bett lag, wo er ihr doch einen Schlüssel gegeben hatte. Schließlich kam er oft früher heim, als ihre Eltern. Schon hatte er sie an seinem Hals zu kleben. „Ach Fukou, es ist so schön, dass du da bist, ich hatte solche Angst gehabt.“, erklärte sie und die in ihrem Gesicht von Tränen getrockneten Wangen wurden von neuen benetzt. Er wischte ihr die Tränen vom Gesicht. Nur mit ihm traute sie sich ans Fenster, um zu sehen, ob die Gefechte wirklich vorbei waren. „Ach Fukou... wird die Welt sich jemals ändern? Kann es jemals eine Welt ohne Elend und Kämpfe geben?“, fragte sie und sah ihn herzzerreißend an.

Cyra war seit Jahren die Erste, die sein Herz erweichen konnte.

„Weißt du Cyra, das ist unwahrscheinlich.“, formulierte er vorsichtig. „Trotzdem- darf man die Hoffnung niemals aufgeben. Denn ein Mensch ohne Hoffnung ist schon so gut wie gestorben.“, erklärte er ihr und nahm sie erneut an seine Brust und in seine haltenden Arme. „Und wisse eins, ich werde dich immer beschützen. Das ist ein Versprechen, Cyra.“

Die Worte verfehlten ihre Wirkung nicht. „Danke Fukou! Vielen Dank, dass es dich gibt!“ Und tatsächlich wagte sie es, ihn zu küssen.
 

„Warum? Wofür das alles?“, diese Worte von Cyra weckten ihn aus seiner Trance. „So ist das nunmal in dieser Welt, Cyra. Die Hoffnung fängt an zu sterben, und damit ihr Mensch. Spätestens dann, wenn Versprechen gebrochen werden.“, erwiderte er und es schien dabei als wären nur sie zwei hier – ein Gespräch unter vier Augen.
 

Sie standen in der Gasse. Seine 'Kameraden' – Fukou hielt sich im Hintergrund. Es war nie verkehrt zu wissen, was sie über ihn eventuell erzählten. Dabei hatte er es ja so oft gehört, hinter seinem Rücken, als sie glaubten er höre nicht zu, oder am Anfang von Telefongesprächen, als sie dachten, er befände sich noch nicht auf der anderen Seite der Leitung.

'Was er wohl solange da drüben treibt.' 'Hat sich ja sehr gut eingelebt in seine neue Umgebung.' 'Letztens sah ich ihn im Fenster mit ihr Arm in Arm stehen.'

Fukou hatte schon lange gewusst, dass etwas in der Art auf sie zukommen würde, auf Cyra und ihn. Und wieder mal bestätigte sich seine Vermutung.

Kien, das fette Schwein, stand dort im Schein der Lampe und lies den Neuling reden. Aber er wusste, dass der Typ, der schon für seinen Vater gearbeitet hatte, der selben Meinung war. „Viele meinen er sei weich geworden... und eventuell doch etwas komisch, dass er soviel Interesse an seinen Nachbarn zeigt.“, erklärte John. „Ach Jungchen, du solltest das nicht alles nachplappern, du bist noch zu neu, das ist alles nur Gerede, aber für dich sehr gefährliches Gerede.“, erklärte sein Ausbilder ihm.

In dem Moment trat Fukou aus der Gasse. Er hatte genug gehört. „Was gibt es Kien? Was ist so wichtig, dass du es mir nicht am Telefon sagen kannst?“, fragte er. Kien grinste: „Hervorragende Neuigkeiten, Boss! Es wurde Kontakt mit dem Präsidenten aufgenommen, der erste Handel wird bald steigen.“ - „Gut -“, Fukou war noch nie für lange Lobreden zu haben gewesen. „- Wir sollten Niemanden von unseren Leuten dahin schicken, es sollten besondere Neulinge sein, am Besten jemand, der davon überhaupt nichts versteht.“ Das war der Moment, an dem ihm eine Lösung kam, eine die wirklich zu verlockend war. Sie war drastisch. Aber notwendig, wenn nicht alles aus dem Ruder laufen sollte. Wenn er die Männer ohne Zweifel hinter sich haben wollte.

„Ich weiß da schon jemanden.“
 

Wieso konnte er nicht abdrücken? Warum konnte er das Versprechen nicht brechen? Er musste! Man erwartete es von ihm. Seit seiner Kindheit hatte man es von ihm erwartet – Standhaftigkeit, Stärke, Gefühlslosigkeit – einfach nur das tun, was die Familie Mafid für immer an der Macht halten würde. So war es Brauch seit Jahren und er durfte daran nichts rütteln.

So drückte er ab.

Eine Kugel flog.

Und sie entwaffnete ihn. Noch bevor er durchdrücken konnte. Was war das für eine Kugel gewesen? Hatte sie dafür sorgen sollen, dass er nicht das Falsche tat? Aber wer wusste schon, was Falsch, was richtig war?

Wenig später spürte er, dass er sich in einem Zangengriff befand und wie sich der Lauf eines Sturmgewehres direkt in seinen Hals bohrte. Müde sah er nach hinten. „Es ist aus.“, erklärte ihm die Frau, die ihn bedrohte. „Wo ist die Fernbedienung?“ Fukou sah sich um. Seine Leute waren ziemlich im Eimer. „Jackeninnentasche.“, erklärte er der Dame.

Ken hatte sich inzwischen wieder gefasst. Jedenfalls im Moment der Schlacht. „Das war grandios Luzia, dann wirf sie mal herüber.“, sagte er zu der Frau, die Fukou bedroht hatte und die Fernbedienung nun aus der Jacke gezogen hatte. „Bedaure.“, erwiderte Luzia darauf hin nur und wenig später konnte man es von der Hintertür aus klatschen hören.



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