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Kein Zurück

Der Sand der Zeit steht niemals still
von

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Erinnerung

Es ist so schrecklich dunkel um mich herum.

Mein Atem rast.

Mein Herz rast.

Und ich bin vollkommen verschwitzt.

Wo bin ich hier?

Wie bin ich hierhin gekommen?

Überall liegen Sachen um mich herum, aber ich kann mich nicht an diesen Ort erinnern.
 

Ich habe Angst davor die Tür zu öffnen, was ist wenn er davor steht?

Was ist wenn mein Großvater davor steht?

Mit einem Rohrstock?

Was mache ich hier?

Wo bin ich hier?

Ich will nicht schon wieder für etwas bestraft werden, wofür ich keine Schuld trage.

Ich will nicht schon wieder der Sündenbock für jemand anderes sein.
 

Zitternd verstecke ich mein Gesicht hinter meinen Händen, ich habe schreckliche Angst.

Ich will diesen Alptraum nicht weiter leben.

Wann ist dieser endlich zu Ende?
 

Als plötzlich die Tür aufgeht und mich das Licht blendet verschränke ich zum Schutz die Arme vor meinem Gesicht.

Tu mir nicht weh!

Wimmernd weiche ich zurück.

Ich will das alles nicht mehr.
 

Panisch beiße ich auf meine Lippe, als mich jemand am Arm berührt.

Und ich warte auf den Schlag.

„Ru-chan? Ruki? Ich bin es, Aiko“, flüstert Aiko.

Vorsichtig lasse ich die Arme herunter und gucke in ihr besorgtes Gesicht.

Was ist passiert?

Langsam gucke ich mich um realisiere, dass ich nicht bei meinen Eltern daheim bin.

Wie bin ich in den Schrank von Uruha gekommen?

Was hat mich bloß so erschrocken, dass ich Zuflucht in einem Schrank suchen wollte?
 

„Komm steh auf, ich helfe dir im Badezimmer, ja? Und dann legst du dich noch ein bisschen hin“, schlägt sie vor.

Ich nicke nur und lasse mir von ihr aufhelfen.

Schweigend gehen wir zusammen ins Badezimmer, wo sie mir aus dem verschwitzten Oberteil hilft und mir ein Handtuch reicht.

Ich schüttele nur den Kopf und lasse mich auf dem Klodeckel nieder.

Ich habe fürchterliche Ohrenschmerzen und der Pfeifton wird auch immer penetranter.

Mein Herz rast immer noch und mir ist schrecklich warm und schwindlig.

Bin ich etwa schon wieder krank?

„Komm steh auf, Ru-chan. Wir gehen jetzt runter“, fordert sie mich mit fester Stimme auf.

Ich schüttele nur meinen Kopf und bereue es augenblicklich.

Warum wird mir plötzlich schwarz vor Augen?

Wimmernd presse ich die Augen zusammen und lasse mich langsam auf dem Boden nieder.

Ich will nicht die Treppen runtergehen, ich habe so schreckliche Angst davor das Bewusstsein zu verlieren.

Und damit auch die Kontrolle über meinen Körper.

Ich habe Angst davor, wieder Flashbacks wie im Krankenhaus nach der Operation zu bekommen.
 

Ich habe Angst, so schreckliche Angst. Habe ich mir etwas schon wieder weh getan?

Meine Oberarme fühlen sich ganz normal an, also wohl eher nicht?

Was ist nur passiert?
 

Vorsichtig lege ich meinen Kopf auf den geschlossenen Klodeckel.

Warum dreht sich nur alles so?
 

Auf einmal hab ich ein eiskaltes, nasses Handtuch auf meinem Kopf und es tut so unendlich gut.

Zögerlich öffne ich die Augen und gucke direkt in Aikos.

Warum nur muss ich ihr das Leben so schwer machen?

Beunruhigt fühlt sie meine Stirn und schüttelt den Kopf.

Lächelnd meint sie: „Fieber hast du scheinbar keins, aber kühl dich erst einmal etwas ab, ja? Und versuch dich bitte etwas zu beruhigen, dann wird auch alles wieder gut.“

Ich nicke nur und schließe wieder die Augen.

Und konzentriere mich voll auf meinen Atem.

Ich bin stärker als die Angst.

Warum nur rasselt mein Atem so?

Ich atme bedacht ganz langsam ein und aus.
 

Ich weiß nicht wie lange es gedauert hat bis sich mein Herzschlag wieder halbwegs normalisiert hat, aber als ich es nächste Mal die Augen öffne bin ich vollkommen alleine im Badezimmer.

Habe ich das alles geträumt?

Das Handtuch ist um meine Schulter gelegt und es ist immer noch ziemlich kalt, also ist Aiko wahrscheinlich nur ganz kurz weg.

Seufzend nehme ich das Handtuch und hänge es übers Waschbecken.

Das Handtuch zum Hände abtrocknen benutze ich um mich abzutrocknen.

Die Ohrenschmerzen haben auch ein wenig nachgelassen.

Muss ich mir etwa Sorgen machen?

Werden diese Aussetzer wieder regelmäßig kommen?
 

Aiko grinst mich direkt an, als sie mit einer Kapuzenjacke das Badezimmer betritt.

„Magst du mit runter auf die Couch kommen? Ich muss mich in einer Stunde eh fertig für die Arbeit machen und ich hab irgendwie das Gefühl, dass du etwas ausbrütest. Ich nehme dich einfach direkt mit, okay?“, erklärt sie mir.

Ich nicke nur und lasse mir von ihr die Jacke anziehen.
 

Auch später bei ihr auf der Arbeit fühle ich mich total ausgelaugt und unruhig.

Ich sitze im Schwesternzimmer und versuche zu lernen, aber es will einfach nicht klappen.

Die Schwestern werfen mir immer wieder besorgte Blicke zu und bisher ist nicht nur einmal eine hingegangen und hat meine Körpertemperatur gemessen.

Aiko zwingt mich schon quasi immer ein paar Schlucke Tee zu trinken, wenn sie in meiner Nähe ist und damit geht sie mir ziemlich auf die Nerven.

Warum nur durfte ich nicht daheim bei Reitas Oma bleiben?

Oder soll ich etwa nachher noch zum Arzt?

Langsam bekomme ich auch Kopfschmerzen und ich kann es kaum erwarten wieder nach Hause zu fahren.

Warum nur darf ich nicht alleine bleiben?

Mir ist auch wieder ziemlich übel und ich will eigentlich gerade überhaupt nicht hier sein.

Ich will nach Hause in mein Bett und schlafen.

Seufzend lege ich meinen Kopf auf meine Unterlagen und gebe mich einfach der Müdigkeit hin.
 

Erledigt öffne ich die Augen, als jemand durch meine Haare streicht.

Leise lachend schlägt Reita vor: „Komm mit mir auf mein Zimmer, da hast du wenigstens ein richtiges Bett du Schlafmütze. Ich habe Aiko schon Bescheid gegeben und ich glaube du kannst den Schlaf gerade wirklich gut gebrauchen.“

Verwirrt hebe ich den Kopf, war er schon gestern so unglaublich blass?

Aber wie es scheint, scheint er wenigstens besser mit der künstlichen Ernährung zurecht zukommen heute. Hoffentlich braucht er diese bald nicht mehr und hoffentlich kann er bald wieder nach Hause.

Als wir Reita gestern besucht hatten, war er die ganze Zeit im Bett geblieben und hatte sich geweigert, mit raus in den Park zu kommen. Dabei hatte seine Mutter extra einen Rollstuhl besorgt gehabt, aber er wollte unbedingt drinnen bleiben.
 

Ich nicke nur und stehe auf, folge Reita auf sein Zimmer.

Dort lege ich mich direkt unter seine Bettdecke und schließe die Augen.

Warum nur hat mich der Weg hierhin noch müder gemacht? Ich will nicht krank sein!

„Versuch noch ein wenig zu schlafen, okay?“, schlägt er vor und zieht die Bettdecke richtig.

Erschöpft falle ich in einen traumlosen Schaf.
 

Ich realisiere erst gar nicht richtig, dass mir Reita unter die Beine eine Unterlage schiebt und die Hosenbeine hochkrempelt.

Warum nur ist mir schon wieder so schrecklich heiß?

Also habe ich doch Fieber?

Die Kopfschmerzen sind schon wieder da und mir kommt auch das Licht viel zu hell vor.

War es eben schon so schrecklich hell hier drinnen?

Erschrocken zucke ich zusammen, als mir Reita eiskalte und nasse Handtücher auf die Schienbeine legt.

War er etwa die ganze Zeit hier?

Wie lange habe ich geschlafen?
 

„Ist es ganz schlimm, Ru-chan? Aiko hat in zwei Stunden Feierabend und ihre Kollegin meinte eben nur, dass ich dir Wadenwickel machen soll. Geht es dir ansonsten gut? Oder hat es einen Grund, warum du heute direkt daheim geblieben bist?“, fragt mich Reita.

„Ich hatte heute Nacht wieder einen vollkommenen Blackout wegen einer Panikattacke und bin erst im Schrank wieder zu mir gekommen. Es ist nichts passiert, aber Aiko wollte mich trotzdem nicht in die Schule schicken. Sie meinte gestern Abend schon, dass ich ziemlich neben der Spur bin“, antworte ich ihm.

Und ich frage mich immer noch, was zum Henker letzte Nacht passiert ist?

Seit ich nicht mehr bei meinen Eltern wohne verstecke ich mich auch nicht mehr im Schrank.

Warum sollte ich auch?
 

Reita lächelt nur und streicht mir durch die Haare.

„Das wird schon wieder. Es ist doch schon einmal gutes Zeichen, dass du dich nicht mehr selbst verletzt während Panikattacken und du auch keine Bedarfsmedikation mehr brauchst. Alles andere regelt sich schon von selbst und bald bin ich ja wieder daheim und dann helfe ich dir dabei das alles wieder in den Griff zu bekommen, okay?“, schlägt mir Reita vor.

Ich nicke als Antwort greife nach seiner Hand.

Waren eben schon die Vorhänge zu?

Reita knipst lächelnd das Licht aus und zieht die Bettdecke richtig.
 

Als ich es nächste Mal aufwache steht Aiko neben dem Bett und schaut besorgt auf mich herab.

„Kannst du aufstehen, Ru-chan? Es tut mir Leid, dass es länger gedauert hat. Lass uns runter in die Notaufnahme gehen, ja? Ich hab schon dem Arzt Bescheid gegeben und er hat mir versprochen, dich zwischen zu schieben“, meint Aiko.

Grummelnd richte ich mich auf und stehe ganz langsam auf.

Meine Beine fühlen sich wie Pudding an und mir ist auch ganz schummrig.

War mir eben schon so schwindlig?

Und seit wann sind die Handtücher weg?

Habe ich das alles nur geträumt?
 

Reita guckt mich auch ganz besorgt an und klopft mir auf die Schulter: „Sie werden dich schon nicht einweisen. Wir sehen uns dann, wenn ich wieder daheim bin, ja?“

Lächelnd nicke ich und gehe mit Aiko in die Notaufnahme.

War der Weg schon immer so lang?

Schon nach relativ kurzer Zeit stützt mich Aiko.

~

Auch Tage später haben mich die Mittelohrentzündung und eine Nasennebenhöhlenentzündung noch fest im Griff.

Momentan liege ich bei Reitas Oma auf der Couch und schaue mit ihr zusammen irgendein Fernsehprogramm.

Die meiste Zeit schlafe ich eh, deshalb stört es mich auch nicht.

Das Antibiotika und die Schmerzmittel machen mich einfach nur total fertig.

Fumiko war heute Morgen kurz bei mir um nach mir zu gucken und sie war ziemlich besorgt wegen meinem Gesundheitszustand.

Sie wird dieses Wochenende wieder mit Aoi zu Uruha fahren und sie macht sich halt ziemliche Vorwürfe, da sie deshalb ziemlich im Stress ist und ich etwas dabei auf der Strecke bleibe.

Dabei muss sie sich wegen mir keine Vorwürfe machen, da sich ja die Oma richtig gut um mich kümmert.
 

Aiko meint, dass mein Immunsystem wegen der Essstörung so kaputt ist und es noch lange dauern wird, bis es wieder normal arbeiten wird.

Ob sie recht hat?

Ich will endlich wieder normal zur Schule gehen und das ohne ständig krank zu sein, da ich scheinbar bei allen Bakterien und Viren direkt hier schreie.

Das einzige gute: Ich habe seit der letzten schlimmen Panikattacke keine neuen mehr gehabt und auch sonst bin ich viel ruhiger.

Auch als die Türklingel ertönt bin ich zu faul um meine Augen zu öffnen.

Und auch durch die Stimmen im Flur lasse ich mich nicht stören.
 

Jemand streicht mir ganz unerwartet und behutsam über die Wangenknochen und als ich die Augen öffne erschrecke ich mich fast zu Tode.

Was macht Reita hier?

Und warum lächelt er mich so glücklich an?

Ohne groß nachzudenken umarme ich ihn stürmisch.

Ganz lange Zeit umarmen wir uns einfach nur gegenseitig, während uns seine Oma anlächelt.

Ich habe ihn einfach nur schrecklich vermisst gehabt und ich bin einfach nur froh darüber, dass er endlich wieder zu Hause ist.
 

Nachdem wir die Umarmung gelöst haben setzen wir uns zusammen auf die Couch.

Mit einem Grinsen im Gesicht meine ich: „Bist du abgehauen oder haben sie dich rausgeschmissen, weil du sie zu sehr geärgert hattest?“

„Der Arzt hatte mich heute morgen entlassen, da es mir die letzten Tage so gut ging. Außerdem meinte der Arzt, dass ich mich schon zu heimisch im Krankenhaus fühle und ich endlich wieder nach Hause gesehen soll“, scherzt er.

Reita war dieses Mal wirklich lange am Stück im Krankenhaus. Selbst die Lehrer hatten mich immer wieder darauf angesprochen, da sie ich ziemliche Sorgen um ihn gemacht hatten.

Hatten sie das auch getan, als ich solange in der Psychiatrie war?

Oder macht es einen Unterschied, ob man körperlich oder nur seelisch krank ist?

Hatten sie sich Sorgen gemacht, als ich auf der Intensivstation lag und um einen Leben kämpfen musste?
 

Plötzlich fragt Reitas Oma: „Wann darfst du wieder in die Schule und normal essen, Aki-chan?“

Missmutig antwortet Reita: „Ich soll am Montag wieder in die Schule und nächste Woche Freitag wird entschieden, ab wann ich wieder normal essen darf. Es kommt halt ganz darauf an wie die nächste Woche verläuft und die Ärzte meinen, dass ich nur zur Schule an guten Tagen gehen soll vorerst. Aber da muss ich jetzt durch und ich will Mama nicht noch mehr Sorgen bereiten, da es ja mit Uruha nach wie vor nicht gut läuft. Ist er eigentlich mittlerweile von der geschlossenen Station?“

Ich habe gedacht, dass Uruha auf einer offenen Station ist?

Jetzt verstehe ich auch warum Aoi so extrem durch den Wind war die letzten Wochen.

Ich hatte ihn zwar immer nur kurz gesehen, aber er war war jedes Mal ziemlich zerstreut.

Seufzend antwortet seine Oma: „Vorerst wird Uruha da noch eine ganze Zeit lang bleiben, da er immer noch ziemlich mit sich selbst zu kämpfen hat. Es ist jetzt nicht mehr ganz so schlimm, aber wegen den ganzen vorigen Selbstmordversuchen wollen sie auf Nummer sicher gehen. Er ist auf alle Fälle nicht mehr akut selbstmordgefährdet. Mach dir keine Gedanken um ihn, ja? Er hat das Ganze selbst zu verantworten und es ist wichtig, dass du dich erst einmal um dich kümmerst. Es wäre toll, wenn du Uruha bald besuchen gehen könntest, aber dafür musst du erst einmal gesund werden.“

Wie lange wird es noch dauern, bis Reita wieder gesund ist?

Ob er ein Leben lang wegen unseren Selbstmordversuchen leiden wird?

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Disclaimer: keiner der Charaktere gehört mir und ich verdiene hiermit auch kein Geld
 

Noch einmal Entschuldigung für die lange Wartezeit. Ich hoffe es gefällt euch trotzdem :) Meiner Meinung nach wäre es unlogisch, wenn es Ruki+Reita plötzlich wieder gut gehen würde. Vor allem bei Ruki wäre es ein wenig unlogisch, wenn die Panikattacken/Alpträume/Angst von heute auf Morgen bei diesem Kindheitstrauma verschwinden würden.

Ich kann leider momentan kein weiteren Kapitel versprechen, auch wenn ich mir diesbezüglich Mühe geben werde.



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