Zum Inhalt der Seite

Kingdom of Nights- Die 4 Könige

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Ein grausames Leben

ch weiß bis heute nicht, warum mein Bruder und ich diesen düsteren Wald ständig betraten. Eisige Winde, merkwürdige Geräusche durchzogen die Umgebung. Immer wenn ich mich umsah, fühlte ich, wie mir ein Schauer purer Angst den Rücken hinunter lief. Dennoch mussten Vincent und ich unsere bisherige Unterkunft verlassen und Schutz in diesen verwunschenen Wald suchen.

„Sarah beeil dich! Er ist uns auf den Versen!“, rief mir mein sehr nervöser Bruder zu, während er mich an der Hand mit sich zog.

Ich hingegen blieb anfangs, gefroren wie eine Wachsfigur stehen und ließ mich schließlich mitziehen.

„Vincent, wohin laufen wir?“, fragte ich mit zitternder Stimme, seine Hand stark umgreifend.

„Schwester, wenn wir endlich frei sein wollen, müssen wir jetzt fliehen! Einen anderen Ausweg gibt es für uns nicht mehr!“

Vincent war zwei Jahre älter als ich. Er trug meist sehr geradlinige und gehobene Kleidung. Wenn ich mich recht entsinne, war er immer der Vernünftige von uns beiden gewesen. Nichts hätte ihn aus der Fassung bringen können. Nicht einmal der plötzliche Tod unserer Eltern bewegte ihn in irgendeiner Weise. Auch als wir durch einen richterlichen Beschluss zu angeblich Bekannten gebracht wurden, änderte er sein Wesen nicht. Der Graf Lerow nahm uns bei sich auf. Dieser komische Kerl kam mir schier suspekt vor, als ich ihn das erste Mal sah. Ein schwarzer, langer Umhang und ein großer schwarzer Hut, welcher einen zu erst ins sich Auge sprang, wenn man ihn näher betrachtete, machten die Vorstellung eines bösen Menschens perfekt. Was jedoch unter den Hut zu sehen war, vermag sich kein normaler Mensch vorstellen zu können. Er bedeckte vollständig das Gesicht des Mannes und warf einen gigantischen Schatten. Seine Gegenwart erfüllte alles mit Trauer und Einsamkeit. Sogar wir, die von ihm sprichwörtlich adoptiert wurden, bekamen nie zu sehen, was sich unter dieser absurden Kopfbedeckung befand.

Als Vincent eines Morgen das Haus verließ und ich allein, ohne einen jeglichen Schutz, zurückgelassen wurde. Stieg mir der pure Wahnsinn entgegen, ich könnte jetzt einfach getötet werden, um Vincents Ausbildung nicht weiter zu gefährden. Zu was Vincent ausgebildet wurde, vermochte ich zu dieser Zeit nicht zu sagen. Ich schloss mich; wie zu jedem gefährlichen Anlass in meinem Zimmer ein. Ihr könnt euch nicht vorstellen, was das für ein Gefühl ist aus jeden Wickel eures Zimmers beobachtet zu werden. Jedes Gemälde scheint seinen Blick auf dich gerichtet zu haben und dich mit seinen eisernen Augen zu fixieren. Furcht, Angst sind kein Ausdruck für die Qualen; die ich erleiden musste. Als abends ein Diener meinte der junge Herr sei zurückgekehrt, schöpfte ich Hoffnung und ich konnte aufatmen. Ich schloss die Tür voller Freude, jedoch noch mit zitternder Hand, auf, lief zum nächsten Fenster und winkte Vincent zu, auch wenn er mich nicht sah und erkannte. Die Einsamkeit ließ uns zu einzelnen Organismen werden, welche für sich allein lebten. Ich konnte schließlich kein Wort seit Monaten mit ihm reden. Ich vereinsamte Stück für Stück. Einzig allein die Aufenthalte im Freien gaben mir wieder Mut zu leben und die Kraft dies alles überstehen zu können. Aber auch die Freiheit hatte ihre Tücken. Alles was sich auf dem Grundstück befand, strahlte Unruhe und Trauer aus. Kein Blatt war grün. Tiefe, schwarze Finsternis umhüllte unser Gefängnis. Ich spürte schon lange, dass der Ort an den wir gebracht wurden, eine merkwürdige Aura umgab. Vincent wurde sofort nach der Ankunft von mir getrennt. Jeder von uns bekam auch ein eigenes Zimmer mit einer schwarzen und trist gehaltenen Innenausstattung. Nie konnten wir uns sehen. Ständig wurden wir von wildfremden Leuten bewacht, hatte man sich an eine gewöhnt, tauchte eine Neue auf, welche noch furchteinflössender war, als die Letzte. Jede Nacht rief ich nach Vincent. Keine Antwort widerhallte jedoch meinen Rufen. Schon bald war mein Bruder zu einer Marionette geworden. Kein Verstand, Keine Gefühle. Ich hingegen versuchte mich gegen die Manipulationsversuche zu wehren. Ich verweigerte das Essen, schloss mich in meinem Zimmer ein, bis sie mit mordlüsternen Worten hinter der Tür mir solche Angst bereiteten, bis ich nachgab. Ich konnte annehmen, dass jedes Essen, welches mir angeboten wurde mit etwas vergiftet war, um meinen eigenen Willen zu brechen. Ich rührte nichts an. Lieber verhungerte ich, als etwas zu essen, was mein Leben zerstören beziehungsweise beenden könnte. Mein Körper wurde nach einiger Zeit schwach und mager und konnte sich für einzelne Spaziergänge noch auf den Beinen halten. Den Rest meines Daseins fristete ich im meinem Bett und versuchte durch das Lesen von Büchern meine Laune, welche schon von vornherein getrübt war, aufzubessern. Es verging kein Tag an den ich nicht an Vincent dachte.

Wie ging es ihm wohl? Was für Gedanken begleiteten ihn nachts? Wusste er noch, dass ich existierte?

Eines späten Abends nahm ich all meine Kraft zusammen, ging den langen Gang, auch wenn ich verfolgt wurde, entlang, bis hin zu Vincents Gemach. Ich klopfte zaghaft, dennoch blühte in mir die Freude auf, als ich eine Gegenantwort erhielt.

„Moment!“, erschallte leise durch die Tür.

Ich war zu schwach mich länger zu halten und sackte bevor mein Bruder die Tür öffnen konnte zusammen. Als Vincent die Tür öffnete, erschrak er förmlich bei dem Anblick, den ich ihm bereitete. Ich war nur noch ein Schatten meiner Selbst, unfähig in dieser Verfassung etwas zu leisten. Vincent strich sanft mit einer Hand über mein Gesicht.

„Sarah? Was haben sie dir angetan?“, konnte ich noch leicht vernehmen, bevor ich in einem Ohnmachtzustand verfiel.

Er stützte meinen Körper und hob mich seicht auf seine Arme. Das Einzige an was ich mich noch erinnere ist, dass ich am nächsten Morgen in seinem Bett aufwachte. Meine Lider öffneten sich langsam von der Benommenheit. Noch sehr geschwächt, richtete ich mich langsam auf und erkundete mit meinen Augen das Zimmer. Schwarz.

Schwarz fiel mir als einzige Antwort ein. Nur ein Kamin erhellte das Zimmer. Die Fenster waren durch Vorhänge abgedunkelt. Kein Licht konnte in diese Gemäuer eindringen. Als nächstes suchte ich nach Vincent und erblickte ihn am Rande des großen Bettes, in welchen ich mich befand. Es war so groß als ob es für mehrere Personen geschaffen sei. Leise rief ich ihm zu

„Vincent! Wach auf!“ und streichelte leicht, sowie es mir möglich war, sein blondes Haar.

Er regte sich nicht. Anscheinend hatte er die ganze Nacht an meinem Bett gewacht, um bereit zu sein, falls ich aufwachen würde. Nochmals rief ich mit leiser, ruhiger Stimme.

„Vincent!“ Noch völlig benommen und halb im Schlaf versunken, bewegte sich seine erhabene Gestalt aufwärts.

Seine Lider blieben kurzweilig geschlossen, bis langsam seine kristallblauen Augen auf meine zu wanderten.

„Sarah, seit wann bist du wach? Ich habe mir solche Sorgen gemacht!“

Er ging auf mich zu und umarmte mich. Seine Haut war eiskalt und schimmerte bläulich. Sie war kälter als jeder Schneesturm, den ich erlebt hatte.

„Ich bin erst seit kurzen wach! Mir geht es gut…Vincent…auch bei einigen Schwächeanfällen in der Woche, doch was ist mit dir passiert?“

Er wich zurück und sein Blick verfinsterte sich. Er sprach mit einer Stimme zu mir, die mein Blut gefrieren lies:

„Das geht dich nichts an! Ich werde es dir niemals erzählen,…wenn du es wüsstest, müsste ich dich töten.“

Eine einzelne Träne lief geschwind meine Wange hinunter.

Töten?

Mein einiger Bruder würde mich töten?

In diesen Moment streifte mich ein Blitz starken Schmerzens im Herzen. Die Vorstellung, dass mein Bruder zu so etwas fähig wäre, war schier unmöglich für mich.

„Wie kannst du so etwas sagen! Du bist mein…BRUDER!“, schrie ich ihn verzweifelt an.

Mein Herz raste vor Wut und Traurigkeit. Ich bäumte mich auf, zog die Decke des Bettes von meinen nassgeschwitzten Körper, stand auf und wollte gehen, als plötzlich Vincent mich von hinten umarmte.

„Sarah, ich könnte dir nie wehtun! Deswegen werde ich dir niemals mein Geheimnis verraten, welches ich schützen muss, um dich vor mir zu schützen! Bitte versuch mich zu verstehen!“

Er zog mich in seine Umarmung. Wenn Vincent wüsste, wie sehr ich ihn liebte und ihm vertraute. Mein Leben verdankte ich ihm allein. Seit wir Kinder waren, sorgte er sich um mich. Auch vor dem Tod unserer Eltern, welche oft lange im Ausland sich befanden und keine Zeit für uns hatten, war er wie die Eltern, nach denen ich mich so sehr sehnte. Wenn ich nachts nicht schlafen konnte, fand ich bei ihm Schutz und Geborgenheit. Deswegen verschlechterte sich rasant unser Zustand, wenn wir zu lange voneinander getrennt waren. Seit wir hier waren, fühle ich mich nur noch schlecht. Diese einzige Berührung meines Bruders, so kalt sie auch sei, füllten sich alle Wunden, welche ich mir an diesem furchtbaren Ort zu gefügt hatte.

„Bruder! Wann können wir endlich von diesem Platz verschwinden? Ich habe nicht mehr die Kraft hier zu bleiben! Wenn es so weiter geht, werde ich bald nicht mehr am Leben sein…!“, flüsterte ich leise, als die Tränen hinunter rannen.

Vincent atmete tief und langsam, was mir ein Gefühl von Sicherheit gab. Dann sprach er ruhig:

„Nicht mehr lang kleine Schwester…nicht mehr lang!“ Er gab mir einen leichten Kuss auf den Hinterkopf und löste sich aus der Umarmung.

„Habe keine Angst mehr…! Ich werde mich darum kümmern! Ich verspreche es dir…. “

Ein Gefühl von Furcht und Verwirrtheit stieg in mir auf, dennoch vertraute ich ihm, ging zur Tür und winkte leicht ihm zu, als ich das Zimmer verließ.

"Bitte pass auf dich auf, Bruder!“

Er nickte mit einem sehr gestellten Lächeln. Ich wusste, dass er es wahrscheinlich nie schaffen würde uns von hier zu befreien, wenn er nicht etwas Waghalsiges unternahm. Genau das machte mir Angst. Ich ging zurück in meine Gemächer. Wenn jemand der Dienerschaft mitbekommen würde, wo ich gewesen war, müsste ich mit 10 Tadeln rechnen, was mir ebenso 5 Peitschenhiebe bescheren würde. Ich kannte die Bestrafungen allzu gut. Durch meine Verweigerungen sah mein Rücken aus, als ob ein Tornado gewütet hätte. Kein Tag verging, dass ich keine körperlichen Schmerzen besaß. Dennoch waren die Seelischen hingegen mit dem Sterben seines eigenen Körpers zu vergleichen. Jeder Schritt in Richtung „meines“ Zimmers wurde unbehaglicher. Ich merkte, wie sich langsam etwas näherte. Ich erhöhte mein Tempo, lief förmlich, bis ich mein Ziel reichte und die Tür sofort zuschlug. Mein Herz raste brisant. Jedoch als ich mich dann im Inneren meinem Zimmer zuwendete, erschrak ich, was ich vorfand. Im Eigentlichen waren ein Bett, ein

Tisch, ein Stuhl und ein kleiner Kleiderschrank mit angebautem Regal vorzufinden, doch was ich vorfand war Leere. Nichts war mehr da! Ich sah mich um. Meine Bücher, sowie mein Tagebuch waren weg. Alle Aufzeichnungen und Bilder unserer Eltern waren darin enthalten. Ich sank zu Boden. Ich wusste, dass dies die Bestrafung für meine Ungehorsamkeit war. Nach langen Seufzern und leisen Schluchzen, öffnete sich die Tür. Meine Gouvernante trat ein. Ich hasste diese Person. Sie war merkwürdig gekleidet. Ich ähnelte eher einer Krähe als einem Menschen. Schwarze, lange Federn ragten an ihrem Ragen heraus und ihr Kleid glich einem bunten Vorhang, welcher eigentlich sofort verbrannt werden müsste, um niemanden zu beleidigen.

„Sie meine liebe kleine Lady wissen doch, dass unser Herr keinen Ungehorsam toleriert! *karuhh*“, sprach sie mit krächzender Stimme. Meine Ohren werden diese abscheulichen Leute nie mehr vergessen, zu denen sie fähig war. Ein einziger Schrei konnte mich für Stunden außer Gefecht setzen. Ich hatte es zuvor bei einem der Diener gesehen.

Es war grauenhaft.

Als er an mir aufgebahrt vorbei getragen wurde, sah er aus als hätte er den Tod gesehen. Dabei hatte er nur etwas Suppe verschüttet auf dem Weg zum Herrn des Hauses. Ich wusste sehr genau, dass hier nur Perfektionismus gehandelt wurde. Deswegen war ich auch nicht für eine Ausbildung zulässig, wofür auch immer. Mein starker Charakter verhinderte es, besitz von mir zu ergreifen. Ich stand den Leuten hier eigentlich nur im Weg. Nur durch Vincent war ich noch am Leben. All diese Fakten stiegen in meinen Kopf, als ich dieses Federvieh sah. Ihr Name war eher komisch als das man diesen ernst nehmen konnte: Mrs. Rabow. Nicht, dass es dem Wort Rabe ähnelte. Nein. Ich konnte sie vom Aussehen her nicht ernst nehmen. Doch von der Seele her war sie eine Bestie, welche einen leicht den Tod bescheren konnte. Ich sah zu ihr auf, da mein Blick zum Boden gerichtet war.

„Nun was haben sie zu ihrer Verteidigung zu sagen?“

Ich dachte nur: >„Sie olle Schnepfe!“<

Um sie jedoch nicht weiter zu verärgern, musste ich ihr wie es genehm war antworten.

„Nein Misses Rabow!“

„Nun gut! Deine Bestrafung ist das, was du hier siehst und du wirst diesen Raum eine Woche nicht verlassen ohne Genehmigung!“ *karuhh*

Sie wollte gerade gehen, als ich darauf bestand eine Antwort auf eine meiner Fragen zu erhalten.

„Warum darf ich nicht meinen Bruder sehen? Er ist der Einzige der mir noch geblieben ist!“, rief ich ihr verzweifelt zu.

„Sie werden alles zu einer gewissen Zeit erfahren oder nicht! Wenn ich etwas wissen wollen, fragen sie doch…*karuhh*…ihren geliebten Bruder!“ Sie lachte heimtückisch und verließ mein Zimmer. Ich hörte, wie sie zu einem der Boten zischte:

„Bringt ihr was zu Essen! Wenn sie diesmal wieder nicht isst, zwingt sie DAZU! Ihr dürft auch diesmal andere Methoden anwenden!“

Sie strich mit ihren langen Fingernägeln über das Gesicht des Mannes. Diese Worte gefielen mir ganz und gar nicht. Ich sah ein, dass wenn ich wieder verweigerte, mit bitteren Konsequenzen rechnen musste. Als dann der Bote das Essen brachte, befahl ich ihm es vor mir auf den Boden zu stellen.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück