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Shooting Star

von

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Casting

"Guten Morgen, Hikari-chan!"

"Guten Morgen, Reika-chan, Siria-chan!"

"Und, wie lief es gestern Nachmittag noch bei Ankaitsu-sensei?", forschte die Blonde äußerst interessiert nach.

"Nun ja...", begann die Angesprochene und dachte an die gestrige Situation zurück:
 

//Wie gut, dass ich Siria-chan zuvor noch gefragt hatte, wo sich der Musikraum überhaupt befindet, sonst hätte ich jetzt gar nicht her gefunden.//, dachte sich die Grünäugige und stand vor der Türe des Musikraumes, in dem sie bereits erwartet wurde. Nachdem sie hinein schritt, wurde das Mädchen sogleich mit einem Lächeln begrüßt.

"Schön, dass du da bist."

"Vielen Dank nochmals, dass Sie der Manager von meiner AG sein wollen, Ankaitsu-sensei."

"Ach, das ist doch kein Problem. So...", begann er und legte seinen Kugelschreiber nieder, den er zuvor noch benutzte, setzte anschließend fort:

"Ich hab dich ja nicht umsonst hier her eingeladen. Ich möchte sehen, in wie weit du musikalisch begabt bist. Damit wir sehen, ob die AG auch einen Sinn ergibt, oder wir noch üben müssen. Aber ich schätze dich schon eher talentiert ein. Dort steht die Schulgitarre. Spiel mir doch was vor!", mit seinem Finger auf das Instrument deutend, erhielt der Braunhaarige zunächst einen eher skeptischen Blick, doch dieser verflog sofort wieder, nach dem die Jüngere sich der Gitarre zu wand.

"Ist mir ein Vergnügen, Ihnen etwas vorzuspielen.", ehe diese Worte ihren Mund verließen, war sie auch schon dabei, die Saiten zu stimmen, als würde sie es täglich machen. Sich ordentlich hinsetzend, begann die Schülerin ein paar rhythmische Akkorde und Noten zu spielen, als würde es ihr total einfach von den Fingern gleiten.

"Sehr gut, wirklich sehr gut. Wie lange spielst du nun schon so?"

"Vielen Dank. Jetzt sind es schon fast vier Jahre, wenn ich mich nicht verzählt habe."

"Dafür beherrscht du sie aber fast tadellos, sowas kann nicht jeder.", beglückwünschte der Ältere sie ein wenig.

"Danke.", Hikari errötete leicht und stellte die Gitarre anbei an ihren Platz zurück.

"Du hast doch sicher auch eine eigene, oder?", fragte der Lehrer nachhakend.

"Ja, allerdings handelt es sich dabei um eine Elektrogitarre."

"Hm, das hab ich mir schon fast gedacht. Okay... und was hältst du jetzt davon, etwas zu singen?"

"Singen? Aber eigentlich hatte ich nicht großartig vor in der AG zu singen?", ihr Gegenüber schmunzelte.

"Du willst eine Musik-AG aufmachen und hast nicht vor zu singen? Wieso nicht? Ich bin mir sicher, dass du eine schöne Stimme hast. Komm schon, immerhin willst du mich doch überzeugen?", ein Grinsen bildete sich in seinem Gesicht, während die Andere einen Seufzer hinaus ließ.

"Na gut, aber nur ein wenig.", erwiderte sie etwas widerwillig und holte kurz Luft, um im Anschluss einen Teil ihres Lieblingssongs zu singen.
 

"Ich weiß gar nicht, warum du dich geweigert hast, das klang doch wunderbar. Na, denn sollten wir so schnell wie möglich zwei weitere Mitglieder finden.", entgegnete Ankaitsu lächelnd.

"Danke. Ich werde auf jeden Fall mein bestes geben. Tschüü~ss, Ankaitsu-sensei.", die Orange verabschiedete sich und war kurz davor den Raum zu verlassen, doch sie blieb kurz stehen, da ihr Lehrer sich nochmals äußerte:

"Bis morgen. Ach ja, eine Frage noch Hikari-chan... Warum gibst du dich mit einer falschen Identität aus?", sein Blick wurde nun eher ernst, während die Angesprochene eher Schock-gefror.
 

"..es lief super. Ankaitsu-sensei ist jetzt auf jeden Fall hundertprozentig dabei. Ich hab ihm gestern etwas vorgespielt und vorgesungen und danach bestätigte er seine Zusage.", sprach die Grünäugige schnell und mit einem vorgespielten Lächeln.

//Was mach ich nur? Was mach ich nur? Einer der Lehrer hat bereits am ersten Schultag heraus gefunden, dass ich in Wirklichkeit nicht Hikari Getsurin bin. Dabei hatte mir der Schuldirektor doch versprochen, dass niemand die Wahrheit erfahren würde und nun das... Wenn das so weiter geht, weiß es sicher bald die ganze Schule...//, innerlich verzweifelnd, gingen ihre Gedanken zurück zu dem verzwickten Moment mit ihrem Musiklehrer.
 

"Ähm, was meinen Sie?", langsam drehte sich die Bloß-gestellte um.

"Du weißt genau, was ich meine, Hikari Getsurin, Sängerin der Newcomer Band Shooting Star.", weiterhin blieb er ernst. Sie konnte hingegen ihren geschockten Blick nicht überspielen, wusste nicht, wie es nun weitergehen sollte.

"Woher...?", verließ ihren Mund bruchstückweise und relativ leise.

"Ich habe nachgeforscht!", sprach der Ältere grinsend, setzte anschließend fort:

"Man sagt, die Bandmitglieder decken ihre richtigen Namen, in dem sie sich einen neuen ausgedacht haben. Und ihre Sängerin heißt nun mal Hikari. Mir kam deine Stimme von Anfang an bekannt vor und deshalb wurde ich skeptisch, als du ins Lehrerzimmer kamst und eine Musik-AG gründen wolltest. Mal davon abgesehen, dass du aus Amerika hierhergekommen bist."

"Wollten Sie deshalb der Manager werden?", die 17-jährige musste sich geschlagen geben. Er hatte sie komplett durchschaut und da er ein Musikkenner zu sein schien - immerhin war er ja Musiklehrer -, blieb ihr nichts anderes übrig als klein bei zu geben.

"Richtig. Du musst wissen, ich war schon immer sehr neugierig und da ich meine Schüler verstehen will, interessiert es mich einfach, warum du so was machen solltest und natürlich, wer du wirklich bist."

Seufzend schaute die Orangehaarige zu Boden und murmelte etwas leiser vor sich her:

"Dabei hatte ich den Schuldirektor extra gebeten, dass meine Identität ein Geheimnis bleibt. Aber ich hab wohl keine andere Wahl... Gut, ich sage Ihnen, wer ich wirklich bin!", ihr Blick traf zum Schluss die Augen ihres Gegenübers.

"Aber Sie müssen mir zuerst versprechen, dass Sie es nicht weitersagen."

"Keine Sorge, ich hatte nie vor, es großartig zu verkünden."

"Gut. Also... mein richtiger Name ist Ayuna Maria Tsukineko."

"Na das ist doch ein schöner Name, Neko-chan.", ein breites Grinsen bildete sich in seinem Gesicht, während die Kleinere eher rot wurde.

"Ah, nennen Sie mich nicht so. Bitte belassen Sie es bei Hikari."

"Keine Panik, wir sind hier doch unter uns, da kann ich dich doch ruhig so nennen, Ayuna-chan."

"Menno~, ich möchte das aber nicht.", weiterhin unterstrich die sanfte Rötung ihre Augen.

"Och, mir gefällt dein Name. Aber Ayuna-chan ist doch in Ordnung oder?"

"Ich glaube, Sie wollen sich da eh nicht von abbringen lassen.", sie fing an zu grinsen.

"Du hast mich durchschaut."

"Okay, aber in der Öffentlichkeit nennen Sie mich bitte Hikari. Ich denke, ich muss denn so langsam nach Hause, es wird spät.", sie wollte gerade wieder zur Tür schreiten.

"Werde ich. Ach, und Ayuna-chan, was ist denn nun der Grund?", scheinbar wurde seine Neugierde erst teilweise gestillt, doch die Gefragte drehte sich nur, erneut breit grinsend, um und entgegnete ihm:

"Das ist ein Geheimnis! Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag, wiedersehen!", und schon nutzte das Mädchen die Chance, um zu verschwinden, während sie einen perplexen Lehrer zurück ließ.

//Na, das dürfte noch interessant werden.//, dachte dieser sich.
 

"Na, das klingt doch super!", meinte die Blonde, sich für ihre Freundin freuend.

"Hast du denn auch schon eine Idee, wie du die AG nennen möchtest?", fragte Reika interessiert.

"Ich hatte mir gestern schon was überlegt und zu Hause denn ein Plakat gemacht. Möchtet ihr es sehen?", schlug die Neue fröhlich vor.

"Gern!", kurz darauf packte Hikari den Zettel aus, und faltete ihn auf, um das darauf Geschriebene zu präsentieren.

"Rock it with Emotion?", las Siria laut vor und man hörte ihren japanischen Akzent bei der Aussprache.

"Genau!"

"Das klingt auf jeden Fall passend.", meinte die Dritte.

"Danke. Das kam mir auch gleich als erstes in den Sinn. Jetzt brauch ich nur noch einen Termin für ein Casting, für die, die teilnehmen wollen, beziehungsweise für diejenigen, die meinem Club beitreten wollen."

"Ein Casting? Ist das nicht ein wenig übertrieben?", wollte Kurai wissen.

"Hm, vielleicht. Aber ich will immerhin eine Musik-AG eröffnen, da brauch ich auch Leute, die wenigstens etwas Ahnung davon haben, was sie tun."

"Na gut, auch wieder wahr.", stimmte sie ihr nun doch überzeugt zu.

"Denn frag doch einfach Ankaitsu-sensei, er wird dir da bestimmt weiter helfen.", schlug die Grünäugige vor.

"Ja, da hast du wohl recht.", nachdem sie dies sagte, durchwanderten weitere Worte ihre Gedanken:

//Das ist eigentlich genau das, was ich heute verhindern wollte.//

Zur gleichen Zeit, als sie mit einander sprachen, bahnten sich die Mädchen den Weg zum Klassenraum, vorbei an den anderen Schülern und setzten sich auf ihre Plätze - da der Unterricht gleich beginnen würde.
 

Drei Unterrichtseinheiten später - also während der Mittagspause - machte sich Hikari auf dem Weg zum Getränkeautomaten, da sie vergessen hatte, sich etwas zu trinken mitzunehmen. Allerdings hatte die Neue nicht erwartet, dass sie gerade dort die Person traf, der sie eigentlich ausweichen wollte.

//So... wo ist denn hier der Kakao?//, fragte das Mädchen sich selbst in ihren Gedanken und entdeckte das Gesuchte sogleich. Das Geld einwerfend wartete die Orangehaarige darauf, dass ihr Getränk abnahmebereit war und schaute dabei zu, wie ihr heißer Kakao aufgegossen wurde.

"Ayuna-cha~n!", ertönte es plötzlich hinter der Angesprochenen, was sie zusammen zucken ließ. Glücklicher Weise hatte sie das Heißgetränk noch nicht in den Händen gehalten, sonst wäre dieses runter gefallen. Leicht erschreckt drehte sie sich um.

"Oh, Sie sind's nur, Ankaitsu-sensei. Erschrecken Sie mich doch nicht so."

"Ich wollte nur mal sehen, wie du reagierst. Und da sich hier eh grad niemand aufhält.", erwiderte der Lehrer grinsend.

"Machen Sie das aber bitte nicht noch einmal."

"Du solltest lieber auf deine Reaktion aufpassen, sonst verrätst du dich noch.", entgegnete er nun eher fürsorglich. Die Jüngere hingegen nippte kurz an ihrer Milchschokolade und musste sich eingestehen, dass er irgendwo recht hatte, weshalb sie auch vom Thema ablenkte.

"Ach ja, ich wollte Sie so oder so noch etwas fragen, Ankaitsu-sensei."

"Oh, was denn?"

"Nun ja, ich habe für meine AG nun ein Plakat angefertigt, das einzige, was jetzt noch fehlt ist ein Termin für ein Casting und einen Raum brauche ich dafür ja auch. Damit ich es denn auch darauf schreiben kann."

"Oh, na das dürfte kein Problem darstellen. Ich werde einfach nachher mal im Planer nachschauen und dann gebe ich dir Bescheid."

"Wunderbar, das wäre klasse!", die Grünäugige freute sich sehr.

"Ach ja, Hikari-chan, was ist denn nun der Grund?"

"Oh, da hinten sind Siria-chan und Reika-chan, ich werde denn jetzt meine Pause genießen, tschüss!", gekonnt die Frage ignorierend, ging sie mit ihrem Kakao zu den beiden Freundinnen, um sich somit aus der Konversation hinaus zu ziehen.

"In Ordnung.", erneut wurde er perplex zurück gelassen. Toshiki wurde aus dem Mädchen einfach nicht schlau, da er jedoch hartnäckig war, dachte der Brünette nicht mal daran aufzugeben.

//Wenn es so weiter geht, wird er noch zu meinem Schulpsychiater.//, durchdrang es Getsurin's Gedanken eher belustigend.
 

Die Mittagspause mit ihren Freundinnen genießend und auch die restlichen Stunden überstehend, näherte sich auch dieser Schultag dem Ende. Doch bevor es wirklich soweit war, ertönte noch ein Ton im Lautsprecher.

"Hikari Getsurin wird gebeten, sich umgehend ins Zimmer von Herrn Ankaitsu zu begeben. Ich wiederhole: Hikari Getsurin wird gebeten, sich umgehend ins Zimmer von Herrn Ankaitsu zu begeben."

Und schon verstummte der Lautsprecher wieder.

//Das hat mir noch gefehlt...//, dachte sich die Betroffene.

"Er will sicher mit dir wegen der AG reden.", versuchte Kurai ihr zuzureden.

"Ja, ich denke, du hast Recht!", entgegnete sie kurz, packte ihre restlichen Sachen zusammen und verabschiedete sich schon mal:

"Wir sehen uns dann morgen wieder.", mit einem Lächeln verließ die Orange den Raum und begab ich zum vorher genannten Treffpunkt, bei dem sie bereits erwartet wurde.

"Schön, dass du es so schnell her geschafft hast!"

"Was blieb mir auch anderes übrig.", wehrte sie leicht lachend ab.

"Gut, ich habe nachgeschaut, der beste Termin wäre am Montag oder am Dienstag, je nach deinem Belieben. Als Raum können wir diesen hier nehmen, weil wir hier auch einige Instrumente haben, falls jemand eines spielen möchte. Wir müssen also nur noch den Termin auf das Plakat schreiben, 2-3 Kopien davon anfertigen und schon können wir sie publizieren."

"Wunderbar. Da Montag ein relativ langer Tag ist, würde ich sagen, dass Dienstag besser wäre. Außerdem denke ich, dass alle es nach einer Woche zu Gesicht bekommen haben werden. Also würde ich sagen, dass wir es ungefähr um diese Uhrzeit machen. Vielleicht mit 30 Minuten Wartezeit, falls einige etwas länger brauchen oder später kommen."

"Okay, denn schreiben wir es so auf, gehen am besten gleich kopieren und dann sind wir auch schon fast fertig."

"Alles klar!", die Jüngere stellte ihre Tasche ab, um ihre darin befindliche Federtasche heraus zu holen, damit sie einen Stift zum Schreiben hatte. Kurz darauf formte sie die fehlenden Informationen auf das Stück Papier. Zufrieden setzte sie die Kappe wieder zurück auf den Filzer und packte alles behutsam zurück in ihre Schultasche. Anschließend machten sich die beiden auf den Weg zum naheliegenden Farbkopierer, benutzten diesen und hatten kurzer Hand drei weitere originalgetreue Abbilder des Plakats.

"Und wo genau werden wir die jetzt aufhängen?", forschte das Mädchen eher unwissend nach.

"Also eines kommt auf die große Tafel beim Schulhof, so können wir sicher gehen, dass auch wirklich jeder daran vorbei läuft und die Restlichen befestigen wir jeweils auf die schwarzen Bretter der drei Schulgebäude.", erklärte der Lehrer aufschlussreich.

"Na denn, worauf warten wir noch?", meinte Hikari rhetorisch bestätigend und zog den Älteren mit sich.
 

Die Grünäugige hatte sogar richtig Spaß dabei, denn nun endlich konnte sie wirklich nach weiteren Mitgliedern Ausschau halten und da bisher sowieso alles relativ gut klappte, ging sie sehr optimistisch an die Sache heran. Sie hatte ja immerhin noch bis nächste Woche Freitag Zeit und war sich sicher, dass es auf jeden Fall bis dahin machbar ist, mindestens zwei weitere Schüler zu finden, die an einer Rock-Band interessiert sein würden.

Die letzte Pinnnadel in die Korkwand stechend, schloss das Mädchen die Glasscheibe, während Toshiki seinen Schlüssel benutzte, um sie für andere unzugänglich zu machen.

"Das wäre erledigt.", verließen die Worte den Mund der Neuen.

"Und es ging sogar relativ schnell."

"Allerdings. Und ich kann jetzt endlich nach Hause!", ihre Freude wurde immer größer und sie wollte sich gerade verabschieden, doch spürte Getsurin, dass ihr Handgelenk von ihrem Gegenüber festgehalten wurde.

"Warte! Bevor du mir wieder davon läufst, möchte ich gerne eine gewisse Frage beantwortet haben."

"Finden Sie nicht, dass ein Lehrer so etwas nicht tun sollte, Ankaitsu-sensei?", ihr Ton klang relativ ernst.

"Du magst zwar Recht haben, aber meine Frage zu missachten, ist auch nicht gerade angebracht.", langsam ließ er dennoch ihr rechtes Handgelenk los.

"Sie sind einfach zu neugierig, immerhin ist es Teil meiner Privatsphäre.", kurz um sich schauend, bemerkte die Kleinere, dass sonst niemand Weiteres in ihrer Umgebung anzutreffen war und so setzte sie fort:

"Okay, Sie lassen mir ja eh keine andere Wahl. Ich... ich hatte es jemandem sehr wichtigen aus meiner Kindheit versprochen wieder zurück zu kommen."

"Aber das erklärt nicht, warum du dir eine andere Identität zugelegt hast.", meinte er nachhakend, während seine Gesprächspartnerin ein Seufzen von sich gab.

"Ich wollte die Person testen.", ihr Blick war 'gen Himmel gerichtet, die Aussage wurde fortgesetzt.

"Ich wollte sehen, ob er mich nach all den Jahren wirklich wieder erkennt, sodass ich nicht umsonst zurück gekehrt bin. Er geht auch auf diese Schule, doch bisher sind wir uns noch nicht begegnet.", ihr Blick strahlte sehr viel Freude und vor allem Zuversicht aus. Hikari war sich ziemlich sicher, dass Riku sie erkennen würde, wenn auch nicht komplett von Anfang an, aber der Moment würde geschehen und auf diesen wollte sie sehnsüchtig warten.

"Und das ist der Grund, den du mir nicht verraten wolltest?", sein Gesicht spiegelte ein wenig Skepsis wieder.

"Ja, das ist er. Klingt er etwa so lächerlich für Sie?", ihre Augen suchten erneut den Kontakt mit ihrem Gegenüber.

"Aber nicht doch, immerhin sollte man die fest vorgenommenen Ziele eines verliebten Mädchens niemals unterschätzen.", schmunzelte der Pädagoge.

"Was? Ich bin doch nicht verliebt!", entgegnete sie leicht errötend.

"Und warum wirst du dann rot?"

"Sind Sie sicher, dass Sie Lehrer und nicht Psychiater geworden sind?", die Orangehaarige konnte ein Kichern nicht unterdrücken.

"Also bist du verliebt?!"

"Das ist ein Geheimnis.", beide mussten anfangen zu lachen; dafür dass sie Schülerin und Referendar waren, verstanden sie sich dennoch ziemlich gut.

"Wissen Sie, Sie sind echt ein merkwürdiger Lehrer, Ankaitsu-sensei."

"Inwiefern darf ich das denn bitte verstehen?"

"Sie sind sehr offen und irgendwie verständnisvoll. Anders als andere."

"Ich sagte ja bereits, ich möchte verstehen, was im Inneren meiner Schüler vor sich geht."

"Ihre Kollegen sollten sich ein Beispiel an Ihnen nehmen."

"Es ist schön sowas zu hören."

"Na gut, ich werde denn nun nach Hause gehen. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag."

"Danke, und dir viel Erfolg, ich bin mir sicher, dass er dich wieder erkennen wird.", sprach der Braunhaarige mit einem breiten Lächeln und verabschiedete sich von ihr.

"Danke.", fröhlich grinsend machte sie sich auf ihren Heimweg.
 

Weiter weg, am Trainingsplatz der Bogenschützen-AG, geschahen ganz andere Dinge, die nicht in Verbindung mit dem Casting oder gleichem standen. Der tägliche Ablauf war bei jedem annähernd identisch: früh am Morgen aufstehen, frühstücken, mindestens eine Stunde joggen gehen, Dehnungsübungen, Armtraining und letztendlich die Bögen spannen und Pfeile abschießen; zum Abschluss wird ordentlich zu Abend gegessen und bis 22 Uhr hat jeder noch ein wenig Freizeit. Es hatte demnach eine sehr typische Trainingscampstrukturierung und da es sich nur um eine Woche handelte, wurde diese in vollen Zügen ausgenutzt.

"Hey Hanabira, warum rennst du denn so schnell? Der Tag hat doch gerade erst angefangen und außerdem ist heute doch Freitag!", begann Kaitou, sich leicht beschwerend, das Gespräch mit seinem Freund.

"Gerade weil heute der letzte Tag ist, möchte ich diesen intensiv nutzen.", entgegnete Riku, weiterhin vor ihm laufend und beendete den Rest in seinen Gedanken.

//Bevor ich ab nächster Woche vielleicht keinen klaren Gedanken mehr fassen kann.//

"Manchmal nimmst du die AG viel zu ernst."

"Du solltest dir ein Beispiel dran nehmen.", schmunzelnd setzte der Junge mit den eisblauen Haaren seinen Weg fort.

"Ney, lass mal, ich find's so schon anstrengend genug.", meinte der Blauäugige stattdessen wieder und war ihm dennoch dicht auf den Fersen.
 

Einige Zeit später waren die beiden schon fleißig beim Schießen von Pfeilen. Riku war wie immer äußerst konzentriert und traf die Mitte der Zielscheibe, doch auch Kaitou machte sich diesbezüglich nicht gerade schlecht.
 

"Hach~ ich kann's gar nicht abwarten wieder zuhause zu sein. Eine Woche ohne Siria-chan ist echt unerträglich.", schwärmte der Brünette vor sich her und stoppte somit seinen Klassenkameraden einen weiteren Pfeil abzuschießen.

"Anstatt mir ständig davon zu erzählen, wie toll du sie findest, solltest du's ihr lieber selbst mal sagen."

"Das sagt sich so einfach. Ich möchte ja immerhin auch nicht meine Freundschaft mit ihr riskieren.", mit gesenktem Kopf betrachtete er den Boden.

"Du solltest es einfach mal wagen. Es wird schon schief gehen."

"Na toll.", seufzte der Jüngere, setzte anschließend fort:

"Und sowas darf ich mir von jemandem anhören, der selbst noch nicht mal 'ne Freundin hat. Dabei liegen ihm die Mädchen schon praktisch vor den Füßen."

"Ich hab's mir ja nicht ausgesucht.", murrte Riku leise.

"Ich weiß, ich hab dich das schon öfters gefragt, aber warum suchst du dir nicht auch endlich mal eine Freundin?"

"Du kennst doch die Antwort.", entgegnete Hanabira, konzentrierte sich anbei auf die Zielscheibe und ließ einen weiteren Pfeil die Mitte treffen und widmet sich im Anschluss wieder dem Gespräch:

"Da ist bereits ein Mädchen."

"Ja, ja und du wartest auf sie... Aber hör mal, was ist, wenn sie nicht wieder kommt? Hast du vielleicht schon mal daran gedacht? Du lässt dadurch deine ganze High-School-Zeit verkommen. Vor allem als Lieblingsschüler aller Mädchen an der Schule.", predigte Bakuhatsu.

"Ich weiß es einfach!", seine Augen musterten den klaren Himmel, auf dem einzelne Wolken ihren Platz fanden und ihren Weg beschritten.

//Da fragt man sich nur, ob seine Hoffnung oder seine Naivität größer ist.//, verstummte es in Kaitous Gedanken.
 

Auch jedes Training muss einmal ein Ende haben und so näherte sich diese Woche der Bogenschützen-AG die Rückfahrt und dem wohl verdienten Wochenende. Die Fahrt an sich verlief ruhig, da alle sich eine entspannende Pause gönnten und demnach auch das Wochenende eher faulenzend genossen.

Der Montag, und somit Hikaris zweite Woche auf der neuen Schule, begann.
 

* * *
 

Riku hingegen war äußerst neugierig, er würde heute das orangehaarige Mädchen wiedersehen und sie vielleicht fragen können, wer sie ist. Natürlich dachte er sich von Anfang an, dass es sich um Ayuna handeln musste, denn in den vergangenen Tagen durchschlich sie zu oft seinen Kopf. Aber dennoch musste der Junge sicher gehen, bevor er irgendwelche voreiligen Schlüsse zog. Außerdem war er irgendwie verwundert über die Tatsache an sich, denn eigentlich hätte sie ihm doch Bescheid gegeben, dass sie wieder zurück kommt, weil er sie ja denn höchstwahrscheinlich auch vom Flughafen abgeholt hätte. Wie hoch konnte er also nun wirklich darauf wetten, dass es sich um seine Sandkastenfreundin handelte oder nicht?

Den Raum betretend sah er bereits seine Zielperson an ihrem Platz im Klassenzimmer sitzen, doch kurz nachdem der Junge mit den eisblauen Haaren seinen Fuß durch die Türöffnung setzte, wurde er von den anderen anwesenden Mädchen abgehalten und eher auf seinen eigenen Platz gedrängt.
 

"Guten Morgen, Hanabira-kun, schön, das du wieder da bist! Wie war es im Trainingscamp?", begrüßte ihn eine strahlende Schönheit mit langen, leicht gewellten schwarzen Haaren eher aufdringlich als freundlich.

"Ganz gut.", entgegnete Angesprochener relativ kurz. Schon am frühen Morgen von Namiko Koifumi genervt zu werden, konnte er überhaupt nicht leiden, vor allem nicht, wenn er nicht dem Plan nachgehen konnte, den er eigentlich vor hatte.

"Guten Morgen Hikari-chan!", ertönte es aus einer anderen Richtung aus dem Munde Zuzuragis.

"Morgen Siria-chan, Reika-chan."

"Und, wie wirkt die Klasse so auf dich, jetzt wo wieder alle da sind?", interessierte es Kurai und trieb Hikari dadurch an, ihren Blick durch den Raum schweifen zu lassen.

"Lauter als sonst.", erwiderte die Orange grinsend und musterte unbemerkt Riku.

//Er ist also wirklich in dieser Klasse. So ein Glück... Ich bin gespannt, ob mein Plan aufgehen wird.//

"Übrigens habe ich im Flur schon einige vom Casting morgen reden hören. Du wirst also einige Kandidaten haben.", berichtete die Älteste von den Dreien.

"Na, das klingt doch wunderbar, solange sie auch was drauf haben.", entgegnete die Angesprochene.

"Guten Morgen Siria-chan, Reika-san!", erklang es plötzlich hinter den Mädchen. Es handelte sich um Bakuhatsu, welcher sich dazu gesellte.

"Morgen, Kaitou-kun. Wie war es im Trainingscamp?", erwiderte die Braunäugige.

"Anstrengend wie immer, aber trotzdem ganz gut. Oh, du bist bestimmt die neue Schülerin, oder?", fragte der Junge, nachdem er Hikari entdeckt hatte.

"Genau! Mein Name ist Hikari Getsurin, du darfst mich gerne Hikari nennen."

"Freut mich, Hikari-chan, ich bin Kaitou Bakuhatsu, aber Kaitou reicht."

"Alles klar!"

"Von wo kommst du denn?", wollte er wissen.

"Sie kommt aus Amerika!", klärte die Blonde ihn auf.

"Echt? Du bist Amerikanerin?!"

"Nein, ich habe früher hier in Japan gewohnt, musste aber nach Amerika."

"Ah, alles klar... irgendwie erinnert es mich gerade an etwas... hm... egal, es will mir nicht in den Sinn kommen... und was führt dich jetzt wieder hier her zurück nach Japan?"

"Weil sie...", begann Siria, wurde aber sofort von der Gitarristin abgehalten weiter zu sprechen, indem sie ihre Hand auf den Mund der Freundin presste – statt dessen beantwortete sie die Frage lieber selbst:

"Das ist mein kleines Geheimnis.", und setzte dabei noch ein Lächeln auf, sodass keine weiteren Fragen in der Richtung erfolgen würden.

"Okay, denn akzeptier ich das."
 

Bevor die vier ein neues Thema ansprechen konnten, klingelte es bereits zum Stundenbeginn, sodass sich alle auf ihre Plätze begaben. Kaitou's befand sich neben dem von Riku und da ersteres gerne mitteilungsbedürftig war, musste er noch ein paar Worte loswerden, wenn auch etwas leiser.

"Woah, Hanabira, die neue Schülerin ist richtig nett. Ihr Name ist Hikari Getsurin und jetzt halt dich fest: Sie kommt aus Amerika."

"Tatsächlich? Dafür, dass sie Amerikanerin sein soll, hat sie aber einen sehr japanischen Namen."

"Sie kommt ja auch eigentlich aus Japan, aber sie meinte, dass sie früher mal nach Amerika ziehen musste."

"Ist das so?", Riku versteckte gespielt seine innere Geschocktheit. Er konnte sich nicht erklären, ob das nun alles ein blöder Zufall sein sollte, oder dass er einfach zu sehr darauf hoffte Ayuna wiederzusehen. Mal davon abgesehen, dass er eh nicht an Zufälle glaubte.

//Wie kann das nur möglich sein? Die Namen sind unterschiedlich, aber die Story ist gleich, genauso wie ihre Gesichter ähnlich sind. Aber wieso sollte Ayuna sich als jemand anderes ausgeben? Das will mir einfach nicht in den Kopf. Am besten ich rede selbst mal mit ihr.//
 

Somit widmeten sich alle wieder dem beginnenden Unterricht. Sie hatten ihre erste Doppelstunde in Englisch, wo viele mal wieder bemerkten, wie gut die Grünäugige in dieser Sprache war. Doch auch Riku machte sich nicht schlecht, während andere ziemliche Probleme hatten.

Die Zeit verging relativ schnell, wenn man fleißig mitarbeitete und schon konnten die Schüler wieder eine 15-minütige Pause genießen. Hanabira wollte die Neue aber noch nicht fragen, da sonst die ganze Klasse davon Wind bekommen und es anschließend seinen Rundgang in der Schule machen würde, was Probleme für ihn und vor allem für Hikari bedeuten könnte. Deshalb musste er sich erst mal durch die folgenden Doppelstunden kämpfen.
 

* * *
 

Am Nachmittag, als der Unterricht sich endlich dem Ende näherte, wollte Riku Hikari erhaschen, doch irgendwie war sie schneller weg, als er gucken konnte.

"Hey Hanabira, kommst du auch noch mit uns mit Karaoke singen?", fragte der Brünette.

"Eher nicht, ich wollte noch ein paar Pfeile schießen."

"Fleißig wie immer der Gute, übernimm dich bloß nicht!", entgegnete der Jüngere und verließ im Anschluss das Zimmer mit Siria und Reika.

//Scheint so, als sei diese Hikari nicht mit ihnen mitgegangen... ob sie schon nach Hause ist?//, seine Sachen packend, machte er sich gemütlich auf den Weg zum Bogenschützenbereich. Doch nach kurzer Zeit erblickte er doch noch seine Zielperson, die gerade von dem männlichen Koifumi genervt wurde.
 

"Was ist?", fragte die Musikerin leicht entnervt; bereits in der letzten Woche hatte ihr Gegenüber mehrmals komische Annäherungsversuche gewagt.

"Oh meine Blüte, die du so fern erscheinst, willst du mir nicht doch einen Teil deiner Zeit schenken. Ich wüsste sie harmonisch zu bereichern."

"Bevor ich dir was von meiner kostbaren Zeit überlasse, solltest du erst mal deine eigene nutzen und dir eine anständige Redeweise angewöhnen. Dein Geschwafel ist ja nicht auszuhalten.", gab das Mädchen leicht angewidert von sich und dachte sich noch einen gewissen Teil, den sie nicht erwähnen wollte:

//Ich hätte noch ein wenig länger mit Ankaitsu-sensei reden sollen. Denn hätte ich diesen Kohei jetzt nicht aufm Hals.//

"...oder was sagt deine Intelligenz dazu?"

"Huh? Was? Ich hab grad nicht zugehört.", verdutzt schaute sie ihren eher unfreiwilligen Gesprächspartner an und merkte nicht, dass Riku die beiden die ganze Zeit beobachtete und es sogar relativ amüsant fand, wie gekonnt sie doch die Aussagen des Schwarzhaarigen abwehrte. Leicht schmunzelnd machte er nun doch auf sich aufmerksam.

"Merkst du nicht, dass sie ihre Ruhe vor dir haben will, Koifumi?"

//Riku?//

"Hanabira, was mischt du dich überhaupt ein? Solltest du nicht bei meiner Schwester sein?"

"Bei der Quietschkugel? Alles wäre mir lieber als meine schulfreie Zeit mit der zu verbringen. Vielleicht solltest du ihr erst mal richtiges Verhalten beibringen. Ach, ich hatte es ja vergessen, damit ist man bei dir ja an der falschen Adresse."

"Hanabira, du...", erzürnt unterließ er einen weiteren Kommentar und verließ die beiden.

"Puh... ich dachte schon, ich werd den gar nicht mehr los...", sagte die Japanerin erleichtert.

"Sich anderen aufzudrängen liegt bei ihnen wohl in der Familie.", erwiderte der Eisblaue leicht grinsend.

"Sieht ganz danach aus... Auf jeden Fall danke für deine tatkräftige Unterstützung."

"Ach, das war doch gar nichts."

"Ich bin übrigens Hikari, Hikari Getsurin. Und du bist Hanabira-kun?", stellte sie sich mit einem Lächeln vor und forschte gespielt nach seinem Namen nach.

"Ja, aber Riku reicht vollkommen.", wobei es für eine neue Schülerin eigentlich schon eine gewisse Anerkennung wert war, dass sie Riku beim Vornamen nennen durfte, obwohl sie sich aus Anbetracht der Mitschüler gerade mal wenige Stunden kannten.

"Sag Riku-kun, weshalb bist du eigentlich noch in der Schule? Alle anderen sind ja auch schon gegangen."

//Riku-kun? Wenn sie so förmlich ist, kann sie unmöglich Ayuna sein.//, streifte es kurz durch seine Gedanken, bevor er zu einer Antwort ansetzt.

"Das könnte ich dich genauso fragen. Nun ja, ich wollte noch zum Bogenschützenbereich."

//Ich komme mir irgendwie etwas komisch dabei vor, wenn ich an seinem Namen ein -kun ran hänge. So habe ich Riku noch nie genannt, ich muss echt aufpassen, was ich von mir gebe.//, selbige Tat durchschritt auch sie.

"Bogenschützenbereich? Ich hab ehrlich gesagt noch nie jemanden beim Bogenschießen gesehen. Also in der Realität mit meinen eigenen Augen, meine ich."

"Du kannst ja gerne mitkommen?"

"Ehrlich? Geht das denn so einfach?", freudig erwartete sie natürlich eine Bestätigung.

"Na klar, das wäre kein Problem."

"Dann komme ich gerne mit."

"Schön, es ist auch gar nicht mehr so weit.", meinte der Junge und setzte den Weg gemeinsam mit ihr fort, bis sie ihren Zielort erreichten.
 

Angekommen und die Schuhe in diesem Bereich ausziehend, stellte Riku erst mal seine Tasche ab, während Hikari es ihm gleich tat.

"Warte kurz hier, ich werde mich kurz umziehen gehen.", mit dem Schlüssel für sein Schließfach in der Hand, begab sich der Ältere zu den Umkleidekabinen.

"Okay."

//Ich hätte niemals gedacht, dass ich Riku nun beim Bogenschießen zusehen würde. Ich bin zwar schon ziemlich gespannt, wie er jetzt gleich aussehen wird, aber trotzdem sollte ich vorsichtig sein. Nicht, dass ich mich verrate, denn war die ganze Aktion hier komplett umsonst.//, in ihren Gedanken vertieft, verging die Zeit relativ schnell, sodass Getsurin nicht lange auf Riku warten musste.

"So, da bin ich wieder.", meldete er sich zurück und zog anbei seine Handschuhe an, während das Mädchen ihn musterte und ihre Augen fast nicht von ihm los bekam.

//Wie cool~.//

Er trug eine Art Yukata, der oben weiß und dessen Hose braun war, passend zu den Farben der Schuluniform. Des Weiteren war der Herzschutz im Brustbereich in hellgrün nicht zu übersehen.

"Wie lange machst du das jetzt schon?", fragte die Grünäugige interessiert.

"Jetzt sind es knapp vier Jahre. Ich habe gemerkt, dass ich mich dann immer besonders gut konzentrieren kann, wenn ich mich hiermit beschäftige."

"Na denn ist das ja doch schon fast praktisch."

"Kann man so sagen, ja.", anschließend schritt er, auf dem Bambus-Parkett, zum Rand hin zusammen mit seinem Bogen und den Pfeilen, die er im Köcher mit einem Gürtel um die Hüfte gebunden hat. Einen Pfeil hinaus nehmend und in den Bogen spannend, konzentrierte sich der Junge mit den eisblauen Haaren auf die Mitte der entfernten Zielscheibe.

Während dessen hielt Hikari die Luft an, da sie durch die gesamte Atmosphäre genauso angespannt war, wie der Stab mit der Aluminiumverbundspitze und den Federn am Ende, welche kurz davor war losgelassen zu werden. Kurz darauf geschah es auch: Der Pfeil schnellte in Windeseile Richtung Holzscheibe und traf wie erwartet den gelben Punkt in der Mitte.

"Woah, du hast gleich beim ersten Versuch die Mitte getroffen.", sprach die 17-jährige begeistert.

"Klar! Das ist gar nicht mal so schwer.", denselben Akt erneut vollziehend, driftete er in seinen Gedanken ab.

//Es ist merkwürdig, wenn ich mich konzentriere und mir Hikari hinter mir vorstelle, denn spüre ich immer die Anwesenheit von Ayuna. Das kann doch nicht sein... Klar, sie haben einiges gemeinsam und irgendwie hab ich es auch so im Gefühl, dass es sich um sie handeln muss, aber ich habe keinen Beweis und ich kann es auch überhaupt nicht nachvollziehen, warum sie so handeln sollte.//, um seine Überlegung abschließen zu können, feuerte er den Pfeil ab und traf erneut den Punkt, mit dem er rechnete.

"Siehst du, es ist eigentlich ganz leicht.", wurde von ihm hinzugefügt.

"Du machst das ja auch schon länger. Zumindest sieht es immer ziemlich gekonnt aus."

"Du kannst es ja auch gerne mal probieren.", schlug Hanabira leicht lächelnd vor.

"Was? Das bekomme ich doch niemals hin."

"Das solltest du nicht sagen, bevor du es nicht ausprobiert hast."

"Hm, na gut, aber nur einmal. Und du musst mir sagen, was ich machen soll."

"Das ist gar nicht mal viel. Erst mal nimmst den Bogen in deine linke Hand und einen Pfeil in die Rechte zwischen Mittel- und Zeigefinger. Dann stellst du dich schräg hin. Ungefähr so.", während er ihr erklärte, wie sie vorgehen sollte, zeigte Riku ihr auch anbei, wie es aussehen sollte, was er beschrieb.

"So in etwa?"

"Genau. Und nun musst du die Kerbe am Ende des Pfeils in die Sehne spannen, führe die Spitze vorne rechts am Bogen vorbei und ziehe den Pfeil nach hinten weg, lass aber noch nicht los, sondern spanne ihn weiterhin. Den rechten Arm nach hinten weg angewinkelt lassen, aber dennoch gerade, Ellenbogen in Höhe der Hand.", so wie der Junge es erzählte, klang es fast so, als würde er täglich Unterricht geben, trotz allem kam Hikari nicht komplett damit klar.

"So in etwa?", forschte sie vorsichtig nach, musste sich aber anstrengen, dass der Pfeil nicht plötzlich unkontrolliert von der Sehne sprang.

"Fast, du musst den Arm noch etwas mehr durchstrecken. So in etwa.", zum Schluss seiner Aussage, rückte er sie zurecht und trat dabei nah an sie heran. Verdammt nah. Er half ihr, den Pfeil samt Sehne noch etwas weiter nach hinten zu ziehen, ließ deshalb auch nicht los und setzte fort:

"Nun musst du dich auf die Zielscheibe konzentrieren. Achte nur auf die Mitte und versuche alles andere um dich herum zu ignorieren. Wenn du denkst, dass der richtige Zeitpunkt erreicht ist, dann lass den Pfeil einfach los.", weiterhin half er ihr, merkte dabei gar nicht, wie schwer es für sie war, sich nur auf den gelben Punkt zu konzentrieren.

//Wie stellt er sich das vor, wenn er mir so nahe ist? Wie soll ich da nicht, an andere Dinge denken? Oh man... mein Herz raßt total, ich hoffe, Riku merkt nicht, wie stark es gegen meinen Brustkorb hämmert. Egal, ich muss das hier jetzt durchziehen, immerhin hab ich mich selbst in diese Situation gebracht.//

Kurzer Hand ließ sie den Pfeil los, welche gerade so noch die Mitte traf. Da genau das geschah, womit die Orangehaarige nicht gerechnet hätte, schwenkte ihre Stimmung um, sodass sie wieder etwas klarer denken konnte, und ihr Körper die Beherrschung zurück erlangte, während Riku sich in seiner vorherigen Aussage bestätigt fühlte.

"Siehst du, ich hab doch gesagt, das ist gar nicht so schwer."

"Ich hab das Holzding tatsächlich getroffen...", sich etwas freuend, überreicht Hikari Riku wieder seinen Bogen und sprach im Anschluss weiter:

"So, ich geh denn jetzt nach Hause, immerhin möchte ich dich ja nicht weiter beim Training stören."

"Ach was, ich hatte dir doch selbst vorgeschlagen mitzukommen.", etwas enttäuscht, aber dennoch leicht lächelnd, hatte er eigentlich gehofft, dass sie noch etwas länger bleiben würde.

"Dennoch habe ich zu morgen noch etwas zu erledigen. Man sieht sich.", ihre Tasche nehmend und sich die Schuhe anziehend, verließ die Musikerin den Platz, während der Ältere ihr hinterher schaute und sie vorher verabschiedet hatte.

//Das wäre echt fast schief gegangen. Aber es hat sich dennoch gelohnt.//, die Hitze stieg dem Mädchen zu Kopf und sie bemerkte, wie sie erneut puterrot im Gesicht wurde. Wie sehr hatte sie doch die Nähe zu ihrem Sandkastenfreund vermisst? Und nun war es für Ayuna kaum zum Aushalten, wenn er ihr zu nahe war - sie musste darauf achten nicht völlig den Verstand zu verlieren und vor allem ihr Herz unter Kontrolle zu haben.
 

* * *
 

Endlich stand der Dienstag, der Tag des Castings für die Musik-AG von Hikari, vor der Türe, sodass die Neue es gar nicht abwarten konnte, zur Schule zu gelangen, auch wenn das Casting an sich erst am Nachmittag stattfinden sollte.

//Ich bin viel zu früh hier. Allein bis zum Stundenbeginn dauert es noch ewig... ich Idiotin...//, als erste im Klassenraum begab sie sich gewohnter Weise zu ihrem Sitzplatz und wartete darauf, dass jemand dazu kommt. Es waren noch 25 Minuten bis zum Vorklingeln, demnach war es klar, dass die anderen wohl erst in 15 Minuten da sein werden.

Trotz der vielen Energie, welche Hikari heute Morgen aus dem Bett geholt hatte, überfiel das junge Mädchen eine schlagartige Müdigkeit. Den Kopf auf ihren Tisch legend schloss sie sogleich ihre Augen, sie hatte ja noch genug Zeit. Kurz darauf bemerkte die Orangehaarige noch nicht einmal, dass jemand anderes den Raum betrat: Dabei handelte es sich um Riku, der gerade vom Morgen-Training kam. Überrascht betrachtete er das Mädchen, verhielt sich aber ruhig, da er bemerkte, dass jene schlief.

//Warum ist sie denn schon so früh hier?//, fragte der Junge mit den eisblauen Haaren sich selbst, legte seine Schulsachen auf dem eigenen Platz ab, schlich zu ihr und musterte sie von einer dichteren Position aus.

//Warum muss ich bei ihr nur dauerhaft an Ayuna denken? Was verbindet die beiden nur?//, setzte er seine Gedanken fort und musterte die Gesichtszüge Hikaris.

//Sie sehen sich so verdammt ähnlich…//, sein Kopf wanderte immer dichter bis der Junge bemerkte, was da gerade geschah.

//Moment, was mach ich hier?//, er wich zurück und kam dabei gegen einen Stuhl, der hinter ihm stand.

„Mist!“, sprach er und durch die kleine chaotische Situation weckte der Schütze die Neue. Leicht schreckhaft bemerkte Hikari, dass sie geschlafen hatte.

„Oh Gott, hab ich gerade geschlafen?“, sprach sie zu sich selbst und realisierte erst im Nachhinein, dass jemand vor ihr stand. Peinlich berührt begrüßte sie ihn.

„Oh, guten Morgen Riku-kun, wie lange stehst du schon dort?“, eine leichte Röte verzierte ihr Gesicht.

„Ich bin eben erst gekommen.“, er erwähnte jedoch nicht, dass er sie bereits fünf Minuten beobachtet hatte. Auch der Stuhl stand bereits wieder am richtigen Platz.

„Warum bist du denn schon so früh da?“, wollte Getsurin gerne wissen.

„Bin ich eigentlich immer. Ich habe mir angewöhnt früh morgens immer schon ein wenig zu schießen. Dann kann ich irgendwie besser nachdenken.“

„Wow, du nimmst das Ganze ja ziemlich ernst.“, die Orange staunte.

„Kann man so sagen. Aber sag mal, was machst du eigentlich schon hier?“

„Ach, zuhause konnte ich nicht mehr schlafen, weil ich heute doch das Casting habe. Und vor Aufregung bin ich dann schon her gekommen.“

„Und dann bist du wieder eingeschlafen.“, fügte Riku hinzu.

„Hey, machst du dich lustig über mich?“, entgegnete sie ihm mit noch etwas mehr Röte im Gesicht.

„Niemals.“, meinte der Blauäugige nur grinsend und begab sich zu seinem Platz. Er brauchte etwas Abstand von dem hübschen Gesicht, da er ansonsten ebenfalls erröten würde.

„Och man!“, brachte das Mädchen im Anschluss nur hervor und drehte sich um.

„Aber ich wünsche dir viel Glück nachher!“

„Danke.“
 

* * *
 

Der Unterricht nahm einen ruhigen Lauf und der Nachmittag blieb nicht fern, sodass das junge Mädchen bereits mit dem Lehrer im Musikzimmer saß, bereit dafür, passende Mitglieder für eine Schulband zu finden.

„Dann lass uns mal anfangen.“, schlug der Pädagoge vor.

„Gerne, ich bin schon gespannt.“, erwiderte Hikari und der erste Kandidat betrat den Raum: Lange Haare, ein düsterer Blick und schwarze Ringe an den Fingern, das zeichnete den ersten Teilnehmer aus, der rein optisch schon für Ayuna durchgefallen war, doch sie wollte ihm eine Chance geben. Als dieser jedoch zu grunzen und schreien wie ein Metaller anfing, war es für ihn schon zu Ende. Auch weitere Teilnehmer entsprachen nicht den Vorstellungen des Mädchens. Sie wollte kein Akkordeon, keine Violine, kein Saxophon oder Opernsänger, sie wollte doch einfach nur jemanden, der Rock etwas mochte oder ganz normal singen konnte.

Erneut freundete sich Hikaris Kopf mit dem Tisch an, während Herr Ankaitsu versuchte, sie wieder aufzumuntern:

„Keine Panik, wir werden schon noch jemanden finden, Ayuna-chan.“

„Ich hoffe, Sie haben Recht und Sie wissen ganz genau, was ich von diesem Namen halte.“, seufzte die 17-jährige, richtete ihren Blick wieder empor, nachdem ein braunhaariges Mädchen den Raum betrat und sich schüchtern vor die beiden stellte.

//Die ist ja niedlich, hoffentlich wird das was.//, dachte die Veranstalterin.

„Hallo… ich bin… P-Piari M-Mi-Midoriba.“, stotterte sie leicht zurückhaltend und aufgeregt.

„Hallo Piari-chan, du musst nicht nervös sein. Wir sind ganz lieb. Was möchtest du denn machen?

„Ich wollte was singen.“

„Dann freu ich mich auf deine Stimme.“, entgegnete Hikari und lauschte erwartungsvoll. Da der Musiklehrer die Teilnehmerin bereits aus dem Unterricht kannte, wusste er auch, dass es diesmal keine Enttäuschung sein würde.

„Danke.“, freudig holte Piari Luft und begann zu singen:
 

Hajimete sugosu kono machi wa

Itsumo yori samui mitai de

Nandaka sukoshi setsunaku naru yo

(I start walking through town

and it’s as cold as ever, but somehow

I feel this town’s become precious to me.)
 

Kogarashi mau michi ga

Mune wo shimetsukeru

Hen ni ochitsukanai kedo

Iya janai na

(A cold wind dances down the street

and tightens my chest.

For some reason I can’t calm down,

but it’s not a bad feeling.)
 

Nijimi hajimeta sora

Hoho wo tsutawaru yuugata no kaori hakonde kureru

Itoshii kaze boku wo oikoshite iku

Doko made yuku no?

Nanimo iwazu boku wa hitori…

(The sky has started to blur,

and evening fragrances brush across my cheek,

the loving wind carrying them, rushing past me.

Where are you going?

I think without speaking, all alone…)
 

[Stereopony – Daidai Iro]
 

„Zum Glück bist du hergekommen.“, sprach Ayuna, sprang auf und umarmte das jüngere Mädchen. „Bitte komm in die Band.“, flehte sie schon fast.

„Gerne!“, erwiderte die Brünette.

„Super! Ich bin Hikari, ich denke, wir werden uns bestimmt gut verstehen.“

So hatte sie also nun ein neues Mitglied für die Schulband gefunden, es fehlte nur noch eine einzige Person.
 

Parallel dazu wollten Siria und Reika kurz vorbei schauen, um zu sehen, wie viel Erfolg ihre neue Mitschülerin bisher mit dem Casting hatte. Doch auch die beiden wurden von den vielen komischen Teilnehmern verschreckt.

„Einige wären gut fürs Theater, aber nicht für eine Band.“, meinte die Schwarzhaarige.

„Arme Hikari.“, stimmte die Blondine nickend zu.

Nachdem die beiden einiges sahen, gingen sie wieder betrübt weg und trafen auf Kaitou und Riku.

„Hey, wo kommt ihr denn her?“, fragte ersteres neugierig.

„Wir wollten mal schauen, wie das Casting von Hikari läuft, aber es scheint nicht ganz so gut zu sein.“, antwortete Siria und Reika setzte fort:

„Irgendwie haben viele nicht verstanden, was eine Rockband ausmacht, aber hoffen wir das Beste für sie.“

„Das klingt ja echt nicht so berauschend.“, erwiderte Kaitou. Auch in Rikus Blick sah es so aus, als würde Hikari ihm furchtbar leidtun, doch was er dagegen unternehmen könnte, fiel ihm noch nicht so ganz ein.

„Und was machen wir jetzt?“, fragte der Braunhaarige anschließend.

„Reika und ich wollten noch in die Stadt, es soll da jetzt so ein toller neuer Laden aufgemacht haben, bei dem man leckere Donuts essen kann.“, drangen die Worte freudig aus Sirias Mund und setzte fort: „Ihr könnt ja mitkommen, wenn ihr wollt.“

„Gerne!“, quiekte Kaitou.

„Tut mir leid, aber ich wollte noch ein bisschen trainieren gehen.“, erklärte der Junge mit den eisblauen Haaren.

„Ach Riku, du trainierst echt zu viel, gönn dir doch auch mal ein bisschen Spaß!“

„Du solltest das nicht so auf die leichte Schulter nehmen, Kaitou. Du weißt ganz genau, dass das Turnier nicht mehr fern ist. Da ist jede Stunde Training wertvoll.“

„Du hast ihn gehört, Kaitou.“, bestärkte Reika die Aussage.

„Ach, ich komme trotzdem mit euch mit.“, drang es aus dem Schüler, mit den wuscheligen Haaren, empor.

So beschritten die drei den Weg Richtung Stadt, während der Ältere die Trainingshallen aufsuchte.



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