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Bittersweet Rhapsody

Link x Shiek
von

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Retter in der Not

Das verwitterte Gras knirschte unter Eponas Hufen und das Sonnenlicht sickerte nur spärlich durch die grauen Wolken, die dieser Tage viel zu oft das Blau von Hyrules Himmel raubten.

Der Held der Zeit hielt sich schwankend auf dem Rücken seines Pferdes; die Welt vor seinen saphirgleichen Augen nicht mehr als ein verschwommenes Farbenspiel.

Er presste seine linke Hand auf die klaffende Wunde kurz unterhalb seines Brustkorbs – als könne er damit das Blut zurückhalten, welches beständig aus ihr sickerte und seine Tunika an jener Stelle mit dem dunklen Lebenssaft durchwirkte.

Schmerzen beherrschten Links Gedanken. Sie und der Angriff der Gerudokriegerinnen, die ihn so schändlich zugerichtet hatten.

Ganondorf wollte ihn wohl wirklich loswerden. Aber so einfach würde er es dem Großmeister des Bösen nicht machen, dachte der Hylianer mit einem grimmigen Lächeln auf dem Lippen. Solange noch Leben in ihm war würde er nicht aufhören zu kämpfen.

Das Lächeln schwand, als erneut eine Welle des Schmerzes durch seinen Körper brandete und ihn gepeinigt zusammenzucken ließ.

Schwer atmend richtete er sich wieder auf. Er musste Kakariko erreichen, dort würde er seine Wunde versorgen lassen können.

Er musste...
 

Allesverschlingende Schwärze überschwemmte sein Blickfeld. Noch ehe er wusste, wie ihm geschah, spürte er zusammen mit dem unsanften Aufprall auf den Steppenboden das stechende Feuer seiner Wunde aufbrüllen. Wütend raubte es die Luft aus seinen Lungen und ließ Lichter schmerzhafter Helligkeit in der Finsternis seiner zusammengekniffenen Augen tanzen.

Link hustete, schmeckte den metallenen Geschmack von Blut auf den Lippen und seiner Zunge als er rasselnd wieder einatmete. Sein Kopf war ein einziges Chaos zusammenhangsloser Eindrücke und Erinnerungen und zunächst war er zu benommen um zu realisieren, was eigentlich passiert war. Obwohl ihn der Schmerz, welcher sich scharf wie die Zähne eines Wolfsheimer durch seine Glieder fraß, nur allzu rasch wieder daran erinnerte.

Dann strich etwas Warmes über seine Wange. Mühsam zwang er seine Lider nach oben und als sich sein verschwommenes Blickfeld festigte, erkannte er wie sich gegen den stahlfarbenen Himmel dunkel der Kopf seines Reittieres abhob. In Eponas schwarzen Augen lag ein Ausdruck der Hilflosigkeit während sie ihn erneut sanft anstupste.

„Es geht schon“, keuchte der Neunzehnjährige. Die eigene Stimme klang ihm dabei seltsam fremd in den Ohren, gequält und erschreckend schwach.

Aber er hatte schon Schlimmeres durchgestanden. Er würde schon wieder...

Link stieß ein gepeinigtes Wimmern aus, als er die Arme anzog und versuchte, sich auf ihnen abzustützen. Wie eine Strafe für diese Dummheit rollte eine neue Welle von Schmerz durch seinen Körper und zwang Besitzer des Masterschwertes mit eisernen Ketten zurück ins Gras.

„Verdammt“, fluchte er kraftlos.
 

„Man darf dich wirklich keine Sekunde aus den Augen lassen“, rügte ihn ein warmer, heller Bass. Link konnte deutlich die Resignation aus der Stimme hören, die ihm auf seinen Reisen mittlerweile so vertraut geworden war wie kaum eine andere.

Schritte näherten sich beinah lautlos über den ausgedörrten Boden.

„Shiek?“ fragte der grüngewandete Hylianer und scheiterte kläglich bei dem Versuch, seinen Kopf heben zu wollen, damit er seine Vermutung bestätigen konnte.

Die Antwort des Shiekah erfolgte nicht in Form von Worten.

Der Schwertkämpfer fühlte, wie sich die zierlichen Hände des jungen Mannes sich unter seinen Rücken schoben und ihn mit einer Kraft, die er nicht von seinem geheimnisumwitterten Retter erwartet hätte, aufrichteten.

Link presste die Zähne aufeinander, als der tiefe Einschnitt an seiner Seite gegen die Bewegung protestierte, doch schließlich saß er. Shieks Hände ruhten dabei sanft auf seinen Schultern und hielten den geschwächten Körper des Auserwählten davon ab, ein weiteres Mal der Erschöpfung nachzugeben.

„Kannst du aufstehen?“ fragte der Angehörige des Schattenvolkes hinter ihm.

„Was wäre ich denn für ein Held, wenn mich so ein kleiner Kratzer in die Knie zwingen würde?“ scherzte Link und grinste, wenngleich das schalkhafte Leuchten in seinen tiefblauen Augen getrübt war und verriet, dass seine Worte nur die halbe Wahrheit erzählten und die Wunde ihm wesentlich mehr zu schaffen machte als er sich selbst eingestehen wollte.

Dem Shiekah jedoch blieb das verschleierte Blau ob seiner Position verborgen und so drang, gedämpft durch den Stoff von Shieks Mundschutz, ein Auflachen an das Ohr des Helden der Zeit.

„Wenn du noch zu Späßen aufgelegt bist kann es wirklich nicht so schlimm sein.“

Erleichterung schwang in den Worten mit, die der melodiöse Bass von seinen Lippen trug.

Schnell erkannte Link, was der junge Mann vor hatte, nachdem er sich kurz nach dem Verklingen seiner Erwiderung vorsichtig Links Seite bewegte und die Schnalle des Schwertgurtes über seiner Brust sowie dessen Schild auf seinem Rücken löste. Der Hylianer ließ ihn gewähren – das Gewicht seiner Ausrüstung wäre bei Shieks Vorhaben ohnehin nur störend gewesen – und konzentrierte sich darauf, seine letzten Reserven zu mobilisieren, um den Angehörigen des Schattenvolkes unterstützen zu können, der nunmehr die Arme fest um den Oberkörper des Kriegers geschlungen hatte.
 

Auf eine nickende Kopfbewegung hin begann der Shiekah, ihn langsam nach oben zu ziehen.

Link unterdrückte den Schrei, der sich aus seiner Kehle lösen wollte und schnappte stattdessen hörbar nach Luft. Er hatte zwar damit gerechnet, dass das Aufstehen alles andere als angenehm werden würde. Schließlich war es nicht das erste Mal, dass er sich eine ernsthafte Verletzung zugezogen hatte.

Aber die Salven des Schmerzes, welche in diesem Moment durch seine Nerven jagten, waren ein Hohn auf diese leichtfertig Annahme.

Der Krummsäbel der Gerudo schien einmal mehr durch sein Fleisch zu schneiden und das Gefühl, sein Körper müsse jeden Augenblick an jener Stelle auseinanderbrechen, war stärker denn je.

Gleichzeitig wich die Kraft aus seinen Beinen und Link schwankte, klammerte sich Halt suchend an seinen kleineren Gegenüber. Gemeinsam taumelten sie einige Schritte zurück, ehe es Shiek gelang, sein Gleichgewicht wiederzufinden und ihren holprigen Tanz über den Steppenboden zu beenden.
 

Link indessen nahm lediglich wahr, wie sie abrupt zum Stehen kamen.

Für ihn vergingen gefühlte Ewigkeiten, in denen das wütende Feuer seiner Wunde nur allmählich verlosch und, wenngleich mit quälender Langsamkeit, auch die Klarheit in die Gedanken des Helden zurückkehrte.

Wo zuvor Schmerzen noch Herrscher seines Empfindens gewesen waren, spürte er nun mehr und mehr, wie sich der Shiekah mit aller Macht gegen ihn stemmte; die Muskeln des jungen Mannes unter ihm zitterten und schwer an dem Gewicht des Helden zu tragen hatten.

Schuldbewusst lockerte er seinen Griff ein wenig und stellte gleichzeitig erleichtert fest, dass seine Beine ihn wieder trugen. Für den Moment zumindest.

„Bist du wirklich sicher, dass du so laufen kannst?“ fragte Shiek, die helle Stimme voller Zweifel.

„Ja“, erwiderte der Schwertkämpfer starrköpfig und stieß kurz darauf einen leisen Pfiff durch die gespitzten Lippen. Augenblicklich trotte Epona an seine Seite.

Die Linke immer noch um Shieks Oberkörper geschlungen, fasste er mit der anderen Hand nach dem Sattelknauf des Reitersitzes. Der massige Leib seiner Stute würde ihn davon abhalten, dem Griff des Shiekah zu entgleiten, sollten seine Füße sich erneut entscheiden, ihm den Dienst zu verweigern und zudem seinen Retter etwas entlasten.

„Jetzt schon,“ schloss er entschieden. Link fühlte die Seelenspiegel des Anderen über sich hinwegstreichen und nahm aus dem Augenwinkel dessen Nicken war.

„Hier herüber“, wies der letzte Angehörige des Schattenvolkes ihn an und deutete mit seinen Kopf auf einen Baum in der Nähe. Wie auch an allen anderen Pflanzen der hylianschen Steppe hatte das Böse an den Wurzeln der alten Eiche genagt und das trockene Laub längst vergangener Sommer raschelte an ihren dürren Zweigen, aber Krone und Stamm waren ausladend genug, um zwei Männern zumindest ein wenig Schutz zu bieten.

Da selbst nach Links bisherigen Anstrengungen, die Finsternis mit all ihren Kreaturen aus Hyrule zu vertreiben, nicht wenige Monster die Steppe nach wie vor als ihr Jagdgebiet ansahen und der Besitzer des Masterschwertes außer Stande war, sich selbst zu verteidigen, würden sie ihn bitter nötig haben.
 

Während ihres Weges wanderte der Blick des Kriegers zu den Zügen seines unerwarteten Retters. Der Schleier seines goldenen Haares verdeckte sein ohnehin bereits maskiertes Gesicht noch mehr und die blutroten Augen fixierten konzentriert den Baum vor ihnen.

Dieses Mal hatte Link sein Glück wirklich etwas zu sehr herausgefordert. Wäre Shiek nicht gekommen und hätte geholfen...

Die Erkenntnis, wie nah er dem Ende dieses Mal tatsächlich gewesen war, überkam ihn als eisiges Schaudern und er wollte nicht mehr weiter darüber nachdenken.
 

Der blondhaarige Hylianer verzog leidend das Gesicht als er sich mit der Hilfe seines Begleiters mit dem Rücken am Stamm der Eiche niederließ.

Hieß es nicht irgendwo, dass die Schmerzen mit der Zeit nachließen?

Warum bemerkte er dann noch nichts davon?

„Wie ist das passiert?“ mischte sich die Stimme des Shiekah in seine Gedanken. Er hatte sich vor den Helden der Zeit gekniet und beäugte kritisch die Wunde, die Link sich zugezogen hatte.

„Ganondorf hat mal wieder seine innige Liebe zu mir bekundet und mir einige seiner Gerudokriegerinnen auf den Hals gehetzt. Allerdings hat er mich ein wenig unterschätzt.“

Der Auserwählte lächelte schief und beobachtete, wie der Angehörige des Schattenvolkes unterdessen eine Flasche aus der schmalen Tasche an seiner Hüfte holte und sie entkorkte. Ein unangenehm bekannter Geruch schlug ihm entgegen. Alkohol. Gemischt mit einem heilenden Kräutersud.

Link warf ihm einen flehenden Blick zu, es nicht zu tun, stieß dabei aber auf vollkommene Ignoranz.

Es schien Shiek sogar eher noch in seiner Absicht zu bestärken, denn der rotäugiger Gegenüber des Neunzehnjährigen zögerte keinen Moment einen Lappen mit der Flüssigkeit zu tränken und ihn auf die Verletzung des Hylianers zu drücken.

Link kniff die Augen zusammen und biss die Zähne aufeinander, als ein Feuer ganz anderer Art nach seinen zerfetzten Muskeln leckte und den Schmutz von ihnen wusch.

„Du scheinst wirklich ein Talent dafür zu besitzen, dich selbst in alle Arten von Schwierigkeiten zu bringen“, erwiderte Shiek, stand auf und nahm einen Verband aus Links Satteltaschen, um die gesäuberte Wunde damit zu verbinden.

Der Blick des grüngewandeten Heroen richtete sich auf seinen Retter und seine Lippen kräuselten sich.

„Ach was. Das mache ich doch lediglich, um dich zu sehen“, neckte der junge Krieger ihn grinsend.

Der Shiekah hielt kurz in seinem Tun inne. Dann zeichnete sich ein Lächeln unter seinem Mundschutz ab, welches von einem ungläubigen Kopfschütteln begleitet wurde.

„Ein schöner Held bist du mir...“

Link ließ diese Aussage unkommentiert. Er war sich sicher, dass das selbstsichere Leuchten in seinen blauen Augen genug war, um seinen Gegenüber zu zeigen, dass er dies als Kompliment aufgefasst hatte. Und die Art, wie die rubinfarbenen Seelenspiegel Shieks sich in einer stummen Klage gen Himmel richteten, bestätigten ihn in dieser Vermutung.
 

Die Nacht hatte sich über Hyrule gelegt und das spärliche Licht des Tages mit sich genommen. Nun war es einzig der Schein des Feuers, welches Shiek zum Schutz gegen die Kreaturen der Dunkelheit entfacht hatte, der die umliegende Finsternis mit seinem warmen Schein vertrieb.

Zarte Harfenklänge hingen in der Luft und verwoben sich zu einer sanften Weise, die Link auf eine seltsame Art vertraut schienen – auch wenn er nicht wusste, wo er die Melodie schon einmal gehört hatte.

Sicherlich sollten sie seine unruhigen Gedanken zur Ruhe bringen und ihn in den Schlaf begleiten, doch Müdigkeit wollte ihn nicht umfangen.

Vielleicht wollte er sich auch nicht von ihr umfangen lassen.

Denn in den Worten, mit denen er seinen Retter heute Mittag aufgezogen hatten, hatte weitaus mehr als nur ein wenig Wahrheit gesteckt.

Shiek führte nicht mehr nur allein leitend seine Schritte, nein.

Oft schon hatte er in den vergangenen Wochen auch die Wunden des Hylianers versorgt und dabei Links Sorgen gelauscht, ihm Mut gemacht.

Der junge Mann vom Volk der Shiekah schien sein Dilemma zu verstehen wie niemand anderes und spendete der kindlichen Seele in dem viel zu schnell gealterten Körper Trost.

Sobald der Held der Zeit jedoch wieder stark genug war, um seinen Weg allein zu beschreiten...

Der Neunzehnjährige richtete sich von seinem Lager auf, damit seinen Begleiter besser sehen konnte.

Shieks schlanke Finger liebkosten die Saiten seines Instruments und entlockten der Harfe klingende Töne. Seine zierliche Gestalt ruhte an dem Baum, an dem er den Schwertkämpfer heute Mittag behandelt hatte, und er wirkte so verloren in sein Spiel, dass Link es beinah nicht wagte, ihn darin zu unterbrechen.

Aber drängender denn je brannten ihm Worte auf den Lippen, die seine Zunge schon mehrmals während ihrer letzten Treffen hatte formen wollen. Eine zaghafte Frage, dessen Antwort er insgeheim fürchtete. Er hatte genug dieser kurzen, kostbaren Stunden in der Gesellschaft des Shiekah verbracht , um sie nicht bereits zu kennen. Dennoch fasste er sich nun das Herz, sie zu stellen.
 

„Warum begleitest du mich eigentlich nicht, Shiek?“
 

Die Melodie verstummte abrupt und mit einem erstaunten Blick auf den Heroen legte der junge Mann sein Instrument zur Seite. Mehrere Sekunden lang waren die roten Augen leer, ein Spiegelbild des Lagerfeuers vor ihm. Doch dann zog ein Schatten über die blutfarbenen Pupillen und sie schweiften zu einem unbestimmten Punkt in der Dunkelheit neben ihnen.

„Das geht nicht. Es wäre zu gefährlich... für uns beide“, erwiderte Shiek mit einem Zögern in der Stimme, welches ahnen ließ, wie gern er das Angebot des Hylianers angenommen hätte.

„Dann werde ich dich eben beschützen!“

Kindlicher Trotz klang aus der jungendlichen Stimme des Auserwählten des Triforce.

Ein schwaches Lächeln flackerte über Shieks Züge, auch wenn die Härte, welche danach in die rubingleichen Iriden des jungen Mannes trat, seine Spuren schnell verwischte.

„Daran habe ich keinen Zweifel. Aber die Bedrohung ist größer, als du dir vorstellen kannst, Link. Deswegen werde ich morgen früh auch wieder aufbrechen.“

Fesseln schienen sich um Links Brustkorb und Kehle zu legen, machten ihm das Atmen schwer und sein Herz schlug quälend gegen die Grenzen seines plötzlich viel zu kleinen Käfigs. Da war sie wieder, die zermürbende Angst ohne Begleitung reisen zu müssen und erneut auf sich allein gestellt zu sein. Niemanden zu haben, der mit Schwert und Worten seinen Rücken stärkte.

Niedergeschlagen blickte er auf den Steppengrund.
 

Es tat weh, den Helden der Zeit so sehen zu müssen. Viel zu einfach konnte man aus dem Gesicht des Neunzehnjährigen lesen und die Enttäuschung und der Schmerz über die Absage des Shiekah standen in deutlichen Lettern darüber geschrieben.

Doch Shiek hatte keine andere Wahl, er durfte sich nicht von dem Pfad der Einsamkeit abwenden, den er seit nunmehr sieben Jahren schon verfolgte.

Nicht nur wegen Ganondorf, dessen Name unheilvoll über ihrer aller Schicksale hang – sondern auch um Links Willen.

„Bitte leg dich jetzt schlafen. Du brauchst Ruhe“, bat er den Schwertkämpfer, dessen Augen immer noch den Boden vor ihm fixierte. Der blondhaarige Hylianer blickte auf, eine Anklage in den saphirfarbenen Seelenspiegeln.

„Damit du dann wieder klammheimlich verschwinden kannst? Nicht dieses Mal!“

Der kindliche Tonfall strafte Links physisches Alter lügen.

„Link..“, jammerte der Angehörige des Schattenvolkes, inständig hoffend, dass der dickköpfige Heroe zur Vernunft kommen würde. Für sie beide konnte es keinen gemeinsamen Weg geben.

Denn in Shieks Seele war jene Prinzessin Zeldas versiegelt. Obgleich sie als ein hybrides Wesen jegliche Erinnerung teilten, war ihr Bewusstsein jeweils ein eigenständiges.

Noch schlummerte die Prinzessin im Inneren des Shiekah; sicher vor Zugriff des Großmeisters des Bösen. Bis zu jenem Zeitpunkt, zu dem der Held der Zeit das letzte Siegel brach und das Licht nach Hyrule zurückbrachte. Dann würde das Ich der jungen Herrscherin wieder an die Oberfläche treten und das seine in sich aufnehmen – er zurück in die Schatten ihres Geistes kehren, in denen seine Existenz begründet war.

Sollte er zulassen, dass das Band zwischen ihm und dem Krieger noch stärker wurde, würde Link an dem Verlust dieser Freundschaft zerbrechen, wenn es so weit war.

Selbst jetzt war er schon viel weiter gegangen als er es eigentlich hätte tun dürfen.

Doch schon bald nach dem Erwachen des Helden hatte er bemerkt, dass es nicht allein damit getan war, den jungen Mann aus dem Dorf der Kokiri auf seiner Reise zu führen.

Der Impulsivität – oder sollte er vielleicht besser Waghalsigkeit sagen, um der Wahl des Triforce gerecht zu werden? – des Schwertkämpfers war es zu verdanken, dass Shiek sich mehr als einmal gezwungen gesehen hatte, seine Position als stummer Beobachter aufzugeben und Verletzungen zu versorgen, die Link andernfalls über kurz oder lang umgebracht hätten.

Schnittwunden, Vergiftungen, Verbrennungen, Unterkühlungen... bisher erweckte der blondhaarige Hylianer nicht den Eindruck als hätte er vor, irgendetwas aus dieser Liste, die sich endlos weiterführen ließ, auszulassen.

Wirklich zur Rechenschaft ziehen konnte der Shiekah ihn dafür nicht. Im Gegensatz zum Angehörigen des Schattenvolkes hatte Link keine sieben Jahre gehabt, um sich an die wachsenden Gefahren des einst friedlichen Hyrules zu gewöhnen.

Dass der magische Schlaf dem Heroen nicht nur dies verwehrt hatte, war in den Gesprächen offenbar geworden, die mit Shieks Behandlungen einhergegangen waren.

Unterhaltungen, bei denen es durch Links überwältigende Offenherzigkeit unmöglich gewesen war, nur bloßer Zuhörer zu sein.

Nicht selten war es noch der zwölfjährige Junge, der sich in all den Wünschen und Zweifeln wiederfand, die der grüngewandete Krieger ihm gestanden hatte.

Aus den wenigen Worten der Erwiderungen Shieks waren beständig mehr geworden und gegen jegliche Vernunft hatte er seine abweisende Haltung aufgegeben, weil er Link diesen schmalen Halt inmitten all der Düsternis nicht hatte verwehren wollen.

Denn der Glauben an sich selbst war es, der die Schatten um den Hylianer immer wieder aufs Neue verblassen ließ.

In ihm war Hoffnung bewahrt geblieben, welche in den Herzen der Menschen unter Ganondorfs Joch zu grauer Asche zerfallen war.

Jene unerschütterliche Zuversicht des Schwertkämpfers auf ein besseres Morgen war das zukunftsweisende Licht, welches diesem Land schon all zu lange gefehlt hatte.

Der Angehörige des Schattenvolkes sah es nicht nur auf den Gesichtern der Bevölkerung, die nicht allein mehr von Angst beherrscht waren, sondern auch von Mut. Er spürte selbst, wie es die eigene Düsternis aus seinen Gedanken vertrieb, wenn er Stunden wie diese mit dem Held der Zeit verbrachte.
 

„Nein“, erwiderte Link stur.

Shiek seufzte leise und legte den Kopf auf die Arme, welche er auf die angewinkelten Knie gebettet hatte. Es war zwecklos. Eher noch würde der Heroe vor Erschöpfung ohnmächtig werden, anstatt auf die Ratschläge und Bitten des Shiekah zu hören.

Der Widerstand wich aus seinen blutfarbenen Iriden als er seine Augen auf Link richtete.

„Gut, ich denke einen Tag können wir riskieren.“

Obwohl es noch viele Stunden bis zum Anbruch der Dämmerung waren, spiegelte sich in dem Blau der Augen des Neunzehnjährigen bereits jetzt der lichte Tag. Er strahlte wie ein kleines Kind, die Lippen zu einem gewinnendem Grinsen verzogen.

„Und jetzt schlaf. Oder ich überlege es mir vielleicht doch noch einmal anders“, entgegnete Shiek mit einem halben Lachen, welches hinter seiner Mundschutz fortbestand, als sich Link augenblicklich auf seine Schlafstätte sinken ließ und sich die Decke über die Schultern zog.

„Gute Nacht, Shiek“, hörte er ihn zufrieden flüstern.

„Gute Nacht, Link“, wisperte der Träger von Zeldas Seele sanft zurück.

Dann legte er seinen Kopf in den Nacken und sah fragend durch das vertrocknete Blattwerk des Baumes hinauf zum sternenlosen Firmament.

Wo sollte das alles bloß noch hinführen?



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von:  Rowanna
2015-04-09T15:59:57+00:00 09.04.2015 17:59
Hallo Saria-chan!Ich habe gerade deine FF entdeckt und an einem Stück durchgelesen! Ich bin begeistert! Genau so habe ich mir Link vorgestellt! Und dein Schreibstil ist echt einmalig!Toll finde ich auch, dass du dich an die Geschichte von Ocarina of Time hälst. Und das bringt dich, was Shiek angeht, nicht in Schwierigkeiten, sondern du entwickelst daraus die Problematik der Handlung! Die Zerrissenheit von Shiek zwischen Pflichterfüllung Freundschaft und aufkeimender Liebe, finde ich genial getroffen. Das bringt jetzt schon Spannung in das eigentlich ruhige Kapitel. Ich bin begeistert!

Von: abgemeldet
2010-09-29T20:15:40+00:00 29.09.2010 22:15
juppyyy!!! also erstmal, dein schreibstil is klasse, wirklich extrem angenehm, die story hat mich jez schon gefesselt und ich hab gerade erst meine liebe für das pairing entdeckt^^

aber bei einem muss ich dir zustimmen, ocarina of time IST das BESTE spiel aller zeiten (ich zocks grad auf N64 durch^^) und maaaaaan!!! ich war 6 und war tooootal verknallt in Shiek! der oder keiner, war damals meine devise XD

hamma!!!! mach bitte weiter!!!

LG
Jay
Von:  raddy1995
2010-05-30T11:42:19+00:00 30.05.2010 13:42
Hallo,

Mir gefällt das erste Kapitel schon sehr sehr gut! Was mir besonders gefällt, ist Links kindlicher Trotz :)
Das Problem Zelda/Shiek hast du sehr gut umschippert und, dass Shieks Existenz nur auf Zeit ist schon früh angedeutet hast gibt dem ganzen eine Spur von Drama.

Ich werde auf jeden Fall dranbleiben :)

Von: abgemeldet
2010-04-14T16:10:46+00:00 14.04.2010 18:10
Hallo!

Schönes erstes Kapitel, wirklich gut geschrieben. Ich finde, du hast die Problematik Sheik/Zelda hier sehr gut gelöst, ohne vom Kanon abzuweichen.Ist auch interessant, dass du schon am Anfang andeutest, dass Sheiks Existenz nur auf Zeit ist. Ich bin mal gespannt, was aus deiner Geschichte noch wird und werde sie definitiv weiter verfolgen.

Gruß
Smailii1805
Von:  Pandaishie
2010-04-06T16:22:51+00:00 06.04.2010 18:22
Ach, ich liebe Zelda einfach. Ocarina of Time ist einfach eins der besten Spiele, die je rausgekommen sind <3
Twilight Princess ist auch ganz in Ordnung... aber eben auch nur weil es so verdammt viele Parallelen zu OoT hat!! xDD
Hab ich dir schonmal gesagt, wie ich deinen Schreibstil liebe? <3
Wunderwahrhaftig :D
Einfach herrlich xD
Ich liebe die FF jetzt schon und freue mich auf jedes neue Kapi!
*zujubel* *fangirli*


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