„Tut mir Leid, Ran, aber geh doch schon mal vor, ja?“ „Hä?“ „ Ich komm gleich nach!“ Wohin will er denn? „Shin… Shinichi…“
„Ran, die Suppe kocht über!“ „Wa... Oh! Mist! Danke, Conan.“ Ich nahm hastig den Topf von der Herdplatte. Wieder einmal hatte mich der Kleine gerettet – wenn auch diesmal kein Massenmörder auf mich zusprang wie neulich in Osaka. Shinichi hätte das gleiche getan. Vermutlich. Er hätte mich sowohl vor der Suppe als auch vor dem Mörder beschützt. Hätte er?
„Mausebein, wo bleibt mein Essen?!“ Paps. Natürlich. In der linken Hand ein Bier, in der rechten eine Zigarette und vor der Nase die neue Kochshow mit Yoko Okino. Bin ja mal gespannt, ob er bald auch mal selbst kocht… Inzwischen war ich bei ihm angekommen und hatte ihm die Suppe auf den Tisch gestellt. „Paps, es ist schon ein Kreuz mit dir. Du könntest wenigstens Conan zuliebe die Zigarette ausmachen!“ Wäre Shinichi hier, könnte er jetzt einen Kurzvortrag über die schädliche Stoffe in Tabakwaren halten… „Onkel Kogoro, durch das Rauchen setzen sich Teer und andere giftige Substanzen in deiner Lunge ab. Durch den Rauch landen die dann auch bei Ran und mir..!“ Conan?! Schon wieder. Schon wieder diese verdammte Ähnlichkeit..! „Ran, was ist los?“
Jetzt macht sich Conan schon wieder Sorgen um mich! Aber das kann doch nicht sein… Er machte sich Sorgen? Warum? „Du… weinst ja…“ Ah. Ach so. Vielleicht hatte der Typ mit der Skimütze ja Recht, als er sagte, ich würde immer nur weinen. „Ran!“ Das kann doch nicht sein. Wo kommt seine Stimme plötzlich her? Wieso passt sie zu Conans Lippenbewegungen? „Ran, antworte doch endlich!“ Eindeutig seine Stimme. Schon wieder. Wo bin ich? Wer bin ich? Wohin will er denn? „Ich komm gleich nach!“ Nein… nein… nein… Shi… nichi.
„Mausebein!“ Paps‘ Stimme. Beruhigend. Ich versuchte mich zu orientieren, heraus zu finden ob ich überhaupt noch lebte. Lebt er überhaupt noch? Nicht jetzt. Ich versuchte meinen Körper zu spüren. Meine Augen existierten zweifelsohne noch, so ausgetrocknet, wie sie waren. Ganz langsam hob ich die Lider an. Das vertraute, erschöpfte, unrasierte Gesicht von Paps. Beruhigend. Um ihn herum alles weiß und kalt und geradlinig. Ein Krankenhaus?
„Paps, ich… was ist passiert?“ Aha. Ich konnte sprechen. „ Mausebein, ich hab mir solche Sorgen gemacht! Du hast gestern Abend so viel geweint… Du hast überhaupt nicht mehr reagiert… und dann bist du einfach zusammengesackt. Ich dachte schon, du seist…“ Was, wenn er… Nicht jetzt, sagte ich! „Du warst zum Glück nur ohnmächtig. Wir haben dich einfach nicht wach gekriegt. Dann hast du… geredet.“
Oh nein… bitte sag mir, dass ich nicht…
„ Du hast immer wieder gesagt…“ „RAN!“
Vorbei. Wieder diese Stimme. Das war’s dann wohl. Gleich würde ich wieder in Ohnmacht fallen und dann ins Koma und dann… wusste ich auf einmal, dass ich das nicht wollte. Nicht, wenn er dabei war. Ich kämpfte mich durch mein Selbstmitleid und schaffte es ans Tageslicht zurück zu kehren. Es hatte sich gelohnt. Ich schaute direkt in funkelnde, saphirblaue Augen. Seine Augen.