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Wahre Schönheit

grotesk
von

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... to an end

Er erinnerte sich. An den Schlüssel. Die letzten Sekunden, bevor er das Tape aus dem Videorekorder gerissen hatte. Da hatte Kasai einen Schlüssel in der Hand.

»Und damit auch niemand an unser kleines Geheimnis kommt… lassen wir den hier bei dir, geliebter Bruder«


 

Das war die letzte Tonspur, die er gehört hatte.

Dann hatte er nicht gelogen. Obwohl er es sich so sehr gewünscht hatte.

Erst jetzt drehte er sich zu Ruki um, der immer noch zusammengekauert auf dem Boden hockte. Doch augenblicklich, als der Schwarzhaarige sich bewegte, zuckte der Kleinere auf, taumelte einen Schritt rückwärts, starrte ihn panisch an. Verwundert blieb der Arzt stehen. Erwiderte seinen Blick fragend. Dieser blieb allerdings in seiner Abwehrstellung. Aufgescheucht und verwirrt.

„Ruki…“, es klang eher nach einer Frage. Der Kleine schüttelte nur seinen Kopf, trat weiter zurück, sobald Miyavi sich ihm näherte.

Er hatte Angst. Er hatte einfach Angst. Vor allem, vor jedem. Sein Kopf schmerzte. Jetzt, wo Ruki wusste, was sich darin befand, erst recht.

Er konnte nicht mehr wahrnehmen, nicht mehr unterscheiden, wer vor ihm stand. Alles was er roch, was er erkannte, war Blut. Gewalt. Sein Sichtfeld war wie vernebelt. Er war nicht mehr hier. Er konnte nicht mehr auf dieser Welt sein. Nein, das war unmöglich! Diese Welt war grausam, das wusste er. Aber doch nicht so grausam! Nicht so furchtbar, wie die Erinnerungen, die nun wieder in seinem Gedächtnis aufgetaucht waren. Wären sie doch verhüllt geblieben…

„Ruki“, erneut hörte er diese Stimme. Energischer, besorgter.

„Nein! Nicht!!“ er schrie einfach. Aus Furcht. Er sah noch immer nicht richtig. Und im selben Moment erkannte er die Stimme. Im selben Moment, als ihn zwei starke Arme packten und Miyavi ihn zu sich zog. Reflexartig quietschte er auf, krallte seine Fingernägel in die Schultern des Anderen. Eigentlich, um sich abzustoßen, sich zu wehren. So wie es das Tier in ihm verlangte, die ganzen Jahre getan hatte. Doch nun drückte er sich nur näher an den anderen Körper. Jetzt, da er ihn wiedererkannt hatte. Sein Kopf fiel müde in Miyavi’s Halsbeuge. Sein widerstrebendes Schreien ging in Weinen über. Tränen bildeten sich in seinem Auge, liefen über sein Gesicht, tropften auf Miyavi’s Kleidung. Gott - fühlte sich das komisch an.

Miyavi legte eine blutige Hand auf die rot-schwarzen Haare des Kleineren, kraulte ihn leicht. Sein Blick war leer, aber erleichtert. Hilflos, aber befreit.

„Sie sind doch tot…“, Ruki schluchzte gegen sein Schlüsselbein, „sie sind doch jetzt beide tot…! Warum ist es jetzt nicht einfach vorbei…?“ Er brach erneut in Tränen aus. Der Schwarzhaarige sah die Wand an. Sah durch diese hindurch. „Ich weiß nicht…“, gab er leise von sich. „Ich weiß es nicht.“

Es kam ihm alles wie eine geschriebene Geschichte vor. Als hätte das Ende schon zu Beginn festgestanden. Egal was passiert. Egal wie sehr man sich bemüht etwas zu verändern. Akino hatte von vornherein gewusst, dass sie hier drin sterben würden. Alle. Er hatte vor Jahren dafür gesorgt, dass keiner hier raus kommen wird. Als hätte er gewusst was geschieht … Verdammt, das war doch krank!

Sie standen einfach weiter so da. Solange, bis sich Ruki wieder einigermaßen erholt hatte. Langsam, leicht zitternd hob er den Kopf, blickte Miyavi müde an. Es rannen ihm immer noch Tränen über seine Wange.

„Wie konnte es so weit kommen?“ Diese Frage hatte sich Miyavi in seinem Kopf ebenfalls gestellt. Er sah Ruki an. Eine präzise Antwort hatte darauf nicht.

„Vielleicht war es nicht zu verhindern. Vielleicht war es nur der falsche Weg…“, der Blick des Schwarzhaarigen schweifte erneut ab. Hatte Akino recht?

War er wirklich so wie er?

Seine Kleidung war blutbesudelt. Er hatte zwei Menschen einfach umgebracht. Geschlachtet. Ohne sie zu kennen. Nur mit dem Wissen, dass er ein früheres Verbrechen rächen wollte. Und hatte er das geschafft? Ging es Ruki denn jetzt besser?!

Ruki’s kühle Hand, die er sanft auf seiner Wange spürte, riss ihn aus der Ferne seiner Gedanken. Der Kleinere sah ihn fragend an. Um sie herum war immer noch alles still. Tot.

Miyavi seufzte leise. „Ich wünschte, ich hätte einen andren Weg gefunden.“

„Was für einen?“

„Irgendeinen“, der Größere schloss die Augen, „nur einen anderen…“

„Es ist aber passiert. Und zurück können wir nicht mehr“, leise, aber gut verständlich sprach der Rot-Schwarzhaarige diese Worte, „Sie hatten Gewalt gesät und Gewalt geerntet.“

„Und macht mich das etwa besser? Ist das meine Entschuldigung dafür?“

Der Schwarzhaarige war überrascht, als der Kleinere auf seine Worte zu lächeln begann. Ehrlich. Er hatte ihn noch nie lächeln gesehen. Kein einziges Mal. Aber nun wünschte er, er hätte es öfter getan.

Behutsam strichen seine Finger über Miyavi’s Wange. „Du hast eine“, hauchte er, „du weißt es nur noch nicht.“

Die Zeit verging nicht. Sie war vergessen. War doch auch egal. Lange dauerte es sowieso nicht mehr.

Ruki senkte seine Hand wieder. Er seufzte. Miyavi wusste nicht wieso, doch irgendetwas machte ihn innerlich unruhig. Es konnte doch nicht der nahende Tod sein. Nein, sicher nicht… eher die Furcht davor, dass etwas geschah, das ihn zwang weiter zu leben. Wie in einer unabänderbaren Geschichte.

„Komm“, Ruki zupfte ihn am Ärmel, worauf Miyavi seine Aufmerksamkeit wieder ihm widmete. „Wir haben nicht mehr viel Zeit.“

Nun stutzte der Arzt. „Zeit für was?“

Ruki ging vor ihm. Er konnte sein Gesicht nicht sehen. Erst vor einem Tisch blieb er stehen, räumte alle darauf liegenden Gerätschaften unsanft herunter und setzte sich darauf.

„Um den Safe aufzusperren.“

Die Ruhe schien erschlagen worden zu sein. Von irgendetwas viel Schlimmeren. Von Ruki’s Worten.

Miyavi hielt die Luft an. Er starrte ihn einfach nur emotionslos an.

„…was…?“

Ruki hingegen klang fest, entschlossen. „Du hast ihn doch gehört. Hier wird alles in die Luft fliegen, wenn wir uns nicht beeilen.“

Der Schwarzhaarige stand noch immer einer Statue gleich da. Er wollte nicht wirklich das, nach was es sich anhörte. Nein… unmöglich.

Als er nicht antwortete, nicht einmal reagierte, verfinsterte sich Ruki’s Miene.

„Hörst du nicht? Du sollt dich beeilen! Hol den Schlüssel raus und-“

„Nein!“ Miyavi fiel ihm eiskalt ins Wort. Auch er schien nun aufbrausender. Aber das war nur Fassade. Die irgendwann seiner inneren Angst nachgeben würde, die mit unerschütterlichen Wellen gegen diese schwache Fassade preschte. Ja… Angst. „Ich werd dir dieses verdammte Ding nicht rausholen!“ Er ballte seine Fäuste, verkrampfte seine Finger, damit sie nicht zu zittern begannen.

Der Rot-Schwarzhaarige blickte ihn immer noch unverändert an. Genauso hart, wie die Luft zu werden schien. Es schmerzte sie einzuatmen.

„Wenn nicht du, wer dann?! Du bist Arzt, du musst doch wissen wie das geht, oder etwa nicht?!“

„Aber ich werd dich hier nicht sezieren!“, Miyavi’s laute Meinung klang beinahe verzweifelt. „Wir schaffen das bestimmt noch irgendwie anders! Es muss hier noch einen anderen Weg raus geben!“

„Und was ist mit Reita und Uruha?! Wie willst du sie rechtzeitig finden um ihnen zu sagen, was los ist? Wenn hier unten irgendetwas explodiert bricht darüber alles komplett zusammen, das würden sie nicht überleben!“

„Aber…“, Miyavi erkannte sich selbst gerade nicht mehr. Er war nie Jemand gewesen, der mit allen Mitteln und Nöten nach einem ‚guten Ausweg für alle’ gesucht hatte. Er war nie naiv. Hatte nie blind gehofft. Und im Moment war Hoffnung blind. Stock blind. Und doch erträglicher als die Augen zu öffnen.

„Miyavi…“ Ruki’s Stimme erst ließ ihn bemerken, dass er kein Wort mehr aus seiner Kehle brachte.

„Versteh das doch…“, er war nicht mehr wütend. Nicht mehr durchdringend. Er war mit einem Mal ruhig, leise, aber beherrscht. Zeitgleich schien alles, was er ausgestrahlt hatte, verschwunden zu sein. „Ich kann mich an alles erinnern. Vom ersten Tag an. Ich weiß wo ich her komme, wer meine Eltern sind, was meine Brüder mir getan haben… jedes einzelne Detail“, der Rot-Schwarzhaarige pausierte, hob seinen Kopf erst wieder, als er weiter sprach, „und ich will mit diesen Erinnerungen nicht mehr leben. Keiner würde das wollen. Außerdem könnte ich das sowieso nicht mehr lange mit meiner Verletzung.“

Es war verständlich. Es war logisch. Miyavi verstand ihn ja. Aber er konnte und wollte sich nicht damit abfinden. Warum bloß nicht? Ruki hatte sich doch sonst auch sicher nicht von solchen Verletzungen unterkriegen lassen. Aber jetzt sah er es. Es war nicht einmal die Wunde an sich. Ruki’s Lebenswille, sein Überlebenswille, der ihn durch so viele Jahre getragen hatte, war einfach erschöpft. Er wollte nicht mehr. Für ihn war sein Weg zu Ende. Das sah man ihm an.

Stumm schüttelte Miyavi den Kopf, zwang sich irgendetwas zu sagen, bevor der ungewohnte Kloß in seinem Hals noch größer wurde.

„Ich hätte dich niemals hier her mitnehmen dürfen…“

„Aber es ist nun mal passiert“, Ruki hob eine Hand und legte sie bestärkend auf Miyavi’s Schulter, „und keiner kann etwas daran ändern.“

Überreden konnte er den Größeren damit nicht. Er blickte ihn immer noch an, beinahe schon stumm schreiend. Bittend. Flehend. Das konnte nicht wirklich Ruki’s Entschluss sein.
 

Der Andere änderte jedoch nichts an seinem Vorhaben. „Aber, weißt du…“ Bevor er fortfuhr blickte er Miyavi lange an. Er lächelte. „Für diese letzten Wochen, mit dir… hat es sich für mich gelohnt zu leben.“
 

Miyavi biss sich auf die Unterlippe.
 

„Ich hab dir soviel Arbeit gemacht. Trotzdem hast du mich nicht weggeschickt.

Ich hab dich in meine Geschichte mit reingezogen. Trotzdem hast du mich nicht sitzen lassen.

Du hast alles versucht, was in deiner Macht stand, um mir zu helfen.

Bitte… lass mich einmal etwas Nützliches für dich tun und lass mich dir helfen.“
 

Er hob seine Andere Hand.

Öffnete sie.

Und hielt Miyavi ein Skalpell hin.

Starr stierte der Arzt auf das eiserne, kleine Messer. Er hatte keine Ahnung, wo er es her hatte. Aber verfluchte die Erfindung dieser Dinger.

Niemand sagte etwas. Trotzdem hallte Ruki’s Stimme in seinem Kopf. Nichts Bestimmtes, keine Sätze, einfach nur seine Stimme. Wann hatte er ihn damals auf der Straße getroffen? Es kam ihm vor als wäre es Jahre her. Alles schien dem Schwarzhaarigen so fern. So weit weg. Er wusste, dass die Zeit nicht tot war. Auch wenn sie sich so anfühlte. Kalt. Drängend.

Er wusste, dass jeder Atemzug, den er wagte entscheidend war. Warum konnte er nicht einfach die Luft anhalten. Die Zeit. Für immer – Hauptsache er müsste jetzt keine Entscheidung treffen!

Er hob seine Hand. Unbewusst. Miyavi atmete leise zitternd aus. Legte die Hand in die von Ruki. Spürte das kühle Eisen unter seinen Fingern.
 

Von irgendwo tropfte leise Blut auf den Boden. Wie eine Sanduhr. Sie lief wieder.

Langsam hob er den Kopf, sah in Ruki’s Auge. Fast zeitgleich mit dem Lächeln auf Ruki’s Lippen löste sich eine Träne von Miyavi’s Gesicht. Tropfte auf seinen Hand, mit der er eben das Skalpell umgriff. Fiel weiter auf den Boden. Unbemerkt, mitten in den Blutsee. Ging darin unter.
 

„Du bist der einzige, den ich je verstanden habe“, Miyavi’s Stimme was leise, fast tonloses Hauchen.

Ruki’s Hand glitt von seiner Schulter. Er sah in seine Augen. Noch eine Weile. Er schien müde. Aber erleichtert. Und glücklich.
 

„…danke“, Ruki lächelte. Noch einmal. „Danke für alles.“
 

Er hob beide Beine auf den Tisch, legte sich schließlich hin. Wie auf einen OP-Tisch. Miyavi fühlte sich taub. Ob er überlegte, das wirklich durchzuziehen, ob er das könnte... das wusste er nicht mehr. Er kam erst wieder zu sich, als er das Skalpell an Ruki’s Narbe angesetzt hatte. Der Schwarzhaarige fühlte, dass Ruki’s Atem schwächer wurde. Sein halb vom Pony verdecktes Auge war bereits zugefallen.

Miyavi kannte dieses Gefühl, das Operationsmesser in seiner Hand – er kannte es von jedem Tag seiner Arbeit. Und doch kam es ihm nun so fremd vor. So kalt.

Wie lange war es her?

Er drückte das Messer vorsichtig in die Haut.

Was hatte er nicht alles angestellt?

Ruki zuckte nur leicht auf. Gab keinen Ton von sich.

Miyavi’s Sicht verschwamm unter den aufkommenden Tränen. Er konnte sie einfach nicht zurück halten. Verstohlen fielen sie auf Ruki’s Gesicht. Auf den Schnitt, den das Skalpell gezogen hatte. Vermischten sich mit dem herausquellenden Blut.

Er war doch Arzt, das durfte ihm doch nicht passieren! Er musste sich verdammt noch mal zusammenreißen!

Er schluchzte.

Es war, als würde er mit Ruki sterben. Die ganze Zeit, die ganzen letzten Wochen spielten sich wie im Zeitraffer noch einmal in seinem Kopf ab. Vom Anfang bis zum Ende. Und zurück. Bis er nicht mehr entscheiden konnte, wo Anfang und Ende waren.

Ruki’s Atem wurde noch schwächer. Sein Körper zeigte keine Reaktionen mehr. Selbst wenn Miyavi schon tiefer in seine Augenhöhle vorgedrungen war. Gewebeschicht für Gewebeschicht arbeitete er sich vor. Immer weiter. Blut benetzte seine Finger. Wusch das dreckige Blut der Akino Brüder von seinen Händen.

Ihm war schwindlig. Es fühlte sich einfach nicht real an. Wie ein Traum. So schwer und so leicht. Ja, ein Traum.

Warum wachte er nicht auf. Warum wusste er mit solch einer beklemmenden Gewissheit, dass die warme Flüssigkeit an seinen Händen real war. Das Fleisch in das er schnitt. Die Tränen, die über sein Gesicht liefen.

Wieso war es soweit gekommen?

Langsam begann Miyavi zu begreifen, dass dort etwas Fehlerhaftes war. Zwischen all dem Blut, dem weichen Fleisch blitzte etwas Metallenes. Er konnte keine Form erkennen, alles war verschwommen. Er griff danach. Vorsichtig. Es war schon halb angewachsen. Er Holte es heraus. Er hielt einen Schlüssel in der Hand.
 

Klirrend fiel das Skalpell zu Boden. Rote Tropfen sprangen davon ab. Müde, erschlagen stand Miyavi vor dem Tisch. Ruki’s rot-schwarze Haare klebte zum Teil vom Blut durchnässt an seiner Stirn.

Das Atmen fiel dem Schwarzhaarigen plötzlich so schwer. Er hörte sein eigenes Herz hämmern. Als wäre es mit Stacheln besetzt. So fühlte es sich an. Jedes mal, wenn es gegen seinen Brustkorb schlug. Hörte es in seinem Kopf dröhnen. Und sonst nichts. Miyavi hielt die Luft an. Blickte auf Ruki. Er lag da. Vor ihm. Keinen Meter. Und doch unerreichbar.

Alles war still.
 

Komplett. Er hörte nichts.

Kein Atmen. Keinen Herzschlag.
 

Es war vorbei.
 

„… ich danke dir…“
 

Für die Zeit, in der Miyavi mehr sehen durfte, als die Einfältigkeit der Menschen.

Für die Zeit, in der er lernte, zu verstehen.

Für die Zeit, in der er nicht einsam war.
 

Seine Beine gaben nach. Sein Verstand dankte kläglich ab. Sein Realitätsbezug erstarb. Irgendetwas in ihm zersplitterte.

Weinend fiel er auf die Knie, verschränkte seine Arme auf Ruki’s leblosem Körper und barg seinen Kopf darauf. Ungehemmt flossen seine Tränen, sickerten in die von Blutflecken übersäte Kleidung.

Nie. Nie im Leben hätte Miyavi geglaubt, solche Schmerzen empfinden zu können.

Nie hätte er gedacht, würde er um einen anderen Menschen weinen.

Warum hatte er geglaubt, dass es ewig sein würde? Warum fiel ihm jetzt auf, dass er gehofft hatte, die Zeit mit Ruki würde nie vergehen?

Widerstrebend schüttelte er den Kopf. Beruhigte sich einfach nicht.

Vergeblich krallte er seine Hände an den Liegenden. Es würde ihn nicht zurückbringen. Niemand würde das. Auch wenn Miyavi es noch so sehr wollte.

Ruki war tot.

Ruki war einzigartig.
 

Mit einem leisen >klick< öffnete sich der Safe. Darin lag ein viereckiges Gerät.

Miyavi nahm es heraus. Er sah die blinkenden Zahlen darauf. 10:34:12 .

Ein Weile betrachtete er es. Dann schnitt er mit dem Skalpell die Kabel an der Rückseite durch. Die Zahlen erloschen.
 

War das alles?

Ein Schnitt und die Bombe war entschärft.

In dem Schrank war auch eine Akte.

Miyavi richtete seinen Blick auf den Schlüssel. Er war alt. Genauso wie das Schloss, in das er passte.

So viel Aufwand. Nur für einen Schnitt?

Er zog ihn aus dem Schloss.

Das kleine Stück Metal war immer noch warm. Und endlich da wo es hingehörte.

Hier würde es niemanden mehr plagen.
 

„Schnell, hier her!“, keuchend kam Uruha um die Ecke gerannt, dicht gefolgt von Reita.

„Wir sind im Untesten Stockwerk, es muss hier irgendwo sein!“

Erschrocken blieben beide stehen, als sie das Massaker in diesem Raum sahen. Überall war Blut. An den Wänden, auf dem Boden, an den Maschinen. Shigeru Akino’s Körper lag vor einer eben dieser. Sein Kopf durchschossen. Sein Arm einige Meter entfernt von ihm.

Einen Würgereflex unterdrückend schritt Uruha schnellen Schrittes an diesem Anblick vorbei. Der nicht minder geschockte Blonde in eine andere Richtung. „Hey, Uruha!“ Angesprochener drehte sich um.

„Sieh dir das mal an. Ich glaub das ist es.“ Reita stand vor dem Geöffneten Safe und der Brünette stimmte versichernd zu, als er den Inhalt sah.

Doch als Uruha um die Ecke kam, bemerkte er plötzlich noch etwas anderes.

„Miyavi!“ Erleichtert entdeckte nun auch Reita ihren Freund.

Er saß vor dem Tisch auf dem Boden. Den Rücken an die Kante gelehnt. Seine Augen waren leer. Sein Ausdruck emotionslos.

„Dann hast du es also doch gefunden!“, rief Uruha freudig, als er auf ihn zu kam, „Glückwunsch! Aber wo hast du denn- …“

Seine Euphorie zerplatzte mit einem Schlag, als er um die Ecke trat und das Gesamtbild betrachte.

Miyavi antwortete nicht. Es war nicht einmal sicher ob er registrierte hatte, dass die anderen beiden gekommen waren.

Stumm rollten ihm vereinzelt Tränen über die Wangen. Versteinert an Ort und Stelle starrten sie auf den Tisch. Auf dem Ruki’s regungslose Leiche thronte. Die Wunde in seinem Magen. Die aufgeschnittene Narbe. Einer seiner Arme hing über die Tischkante. Genau neben Miyavi. Und Miyavi hielt seine leblose Hand. Lehnte seinen Kopf leicht dagegen.
 

Es machte beinahe den Anschein, als hätte sie nicht einmal der Tod getrennt.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  totenlaerm
2010-10-22T10:24:12+00:00 22.10.2010 12:24
oh gott. ich hab dir glaub ich schon tausend mal gesagt, wie unbeschreibbar gut ich diese ff finde. die idee ist perfekt, ungewöhnlich. ich weiß nicht wie oft ich die ff lese, und fast in tränen ausbvrecht, weil sie verdammt noch mal zu ende ist. und dann lese ich sie nochmal. es ist, wie wenn man in ein loch fällt. man weiß, es ist vorbei, aber man geht trotzdem weiter...was ist, wenn ruki doch nicht tot ist? wenn er sich wieder heilen konnte? ich glaub im comic mach ich das so. ich will nie, dass es vorbei, aber gleiczeitig mag ich das gefühl. komm mir vor wie ein geist, ich denke für einen kurzen moment nicht. man fühlt sich irgendwie erlöst. und manchmal denke ich auch wie miyavi. ich versteh die welt nicht. ich glaub das ist es, wesshal ich mich in den ruki in deiner geschichte verliebt hab ♥ *seufz* sie ist so einzigartig, die geschichte. so 1was wird man nie wieder lesen können. manchmal ist es eben doch gut, nicht die wahrheit zu wissen.
Von: abgemeldet
2010-07-18T15:43:10+00:00 18.07.2010 17:43
T____________________________________________T
no words anymore. es ist einfach .. unbeschreibar.

Ruki war tot.
Ruki war einzigartig.

Von:  InspiredOfMusic
2010-07-17T22:19:06+00:00 18.07.2010 00:19
Ich finde gerade keine richtigen Worte, glaube ich.
Weißt du, wie sehr mich dieses Kapitel zum Weinen gebracht hat?
Aber.. es hat schon einen Grund, dass du hier zu einen meiner Lieblingsautoren gehörst..
Ich fand diese FF wirklich [schön]...
LG


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