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Sagara

der Ozean
von

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H

~Achtens~
 


 

Die Gerüchteküche brodelte immer noch, wie sich Sam seinen Arm gebrochen hat.

Es hieß bei manchen er hätte sich mit Neonazis geprügelt und andere waren der festen Überzeugung er hätte etwas Kriminelles angestellt und wäre von der Polizei verfolgt worden. Auf einer spektakulären Flucht – mit Blutvergießen und all so einem amerikanischen Actionmoviezeugs – habe er sich dann den Arm gebrochen.

(Völliger Schwachsinn, meiner Meinung nach, den das wäre bestimmt am nächsten Tag in der Zeitunggestanden)

Ein paar Science-Fiction-Spinner glaubten sogar er hätte an einem Aufnahmeritual für eine Sekte oder eine korrupte Organisation teilgenommen. Sie schwankten noch zwischen Mafia und Maurer, wobei die Triaden nur deshalb ausschieden, da Triaden hauptsächlich Asiaten waren.

Wie es wirklich war, wussten nur Sam und ich…und wir hatten nicht vor es irgendjemandem zu sagen.

Basima löcherte mich seit sie mir einen braunfarbenen Stoff gegeben hatte, jeden Tag mit der Frage «wie weit bist du? »

Sie redete wenigstens noch mit mir.

Sam nicht.

Aber ich musste zugeben, ich legte auch Wert darauf ihm nicht zu begegnen.

Auch wurde das Wetter wieder schlechter.

Für das Wohl der Natur waren die Regenschauer sehr gut, für mein Gemüt hatten sie die gegenteilige Wirkung.

Frühmorgens war ich schon so schlecht drauf, dass Udaan und माँ, falls ich ihnen begegnete, es nicht wagten mich anzusprechen – ja, mich sogar anzusehen.

Selbst die paar Menschen, die nicht wirklich Freunde, aber auch nicht nur Bekannte waren, gingen mir aus dem Weg.

Es lief alles in allem einfach nicht gut.

Und die Schuld schob ich Ernst und dem Regen zu.

Dem Regen, weil auch andere Menschen bei Regen mies drauf sein konnten und nicht nur ich.

Ernie, weil er es IMMER schaffte mich am Abend abzufangen.

Egal ob ich nur mal kurz aus meinem Zimmer huschte um die Toilette zu benutzen oder ob ich zu spät nach Hause kam.

ER FING MICH IMMER AB, um mit ihm zu „Spielen“ (Ich definiere spielen eigentlich eine Tätigkeit die beiden Parteien Spaß macht. Mit Ernst zu spielen war aber nicht spaßig!).

Dadurch vernachlässigte ich meine Hausaufgaben und an Lernen war ganz und gar nicht zu denken.

Prompt hatten wir Leistungserhebungen in Physik, Biologie, Englisch und Deutsch.

Meine beste Note war eine 3-, wo ich sonst immer 1er und 2er schrieb.
 

„Sagara, Sagara!“, Basimas Stimme riss mich aus meinen Gedanken zurück in die Realität.

Wir saßen in der Aula und aßen unsere Pausenbrote. Ihres war mit Salat und Käse belegt, meines mit Margerine und ein paar Kräutern.

„Was ist eigentlich mit dir los? Du bist so komisch in letzter Zeit!“

Ich seufzte: „ Es läuft einfach nichts normal!“

„Wieso?“

„Zuhause kann ich ein nerviges Anhängsel nicht loswerden, weswegen ich meine Schulpflicht nicht erfüllen kann und das Resultat sich mit miesen Noten zeigt.“

„Ach komm schon, so schlecht sind die Noten doch gar nicht! Für das Gymnasium sind selbst diese Noten noch zu gut! Jeder würde gerne mit dir tauschen!!!“

„Trotzdem“, knirschte ich.

Wenn ich schlechte Noten bekam, hatte ich das Gefühl zu versagen.

Ein Versager zu sein – ein Loser.

Und für mich war Ernst ein Loser, der dem Alltag entflohen ist und verrückt wurde.

Ich wollte nicht wie Ernst sein. Ich wollte nicht verrückt werden. Ich wollte nicht unnormal werden!

Außerdem war ich gerne die Beste. Und wenn ich Beste war, würde mein Abschluss auch besser als alle anderen sein. Dann konnte ich auf der ganzen Welt studieren oder Arbeit finden.

Denn ich wollte hier nicht bleiben Für mich war Deutschland meine persönliche Hölle. Auch wenn es in Indien ab und an unmenschlichgrausam gewesen ist, war es immer noch besser als hier. Ich hatte hier zwar gute Erinnerungen (mit Basima und Sam), aber die schlechten überwiegten. Wie meine traurige माँ all abendlich weinte, mein Bruder, dem ich früher so nah war, der mich verriet und ein Einzelgänger in der „Familie“ wurde, und natürlich Ernst.

Die glücklichsten Tage meines bisherigen Lebens schienen nun so fern.
 

Es klingelte. Die Pause war um.

In Windeseile packten wir unsere Sachen zusammen und rannte los.

Selbst die Drohungen des Hausmeisters, an dem wir vorbei rannten, konnten unser Tempo nicht verringern.

Als nächstes hatten wir nämlich Frau Alt und den Gerüchten nach war sie heute sehr guter Laune. An solchen Tagen liefen wir Gefahr, Stegreifaufgaben zu schreiben.



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