Zum Inhalt der Seite

Sagara

der Ozean
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

A

~Erstens~
 


 


 

Dommi gehört zu den Coolen an unserer Schule.

Na ja, ich habe nie so richtig verstanden warum man uns Schüler überhaupt unterteilte, aber so war es nun mal…

Deswegen wunderte ich mich schon, als er mich nach der Schule bei den Fahrradständern fragte: „Willst du mit mir gehen?“

Ich stellte mich dumm: „ Wie? Meinst du nach Hause? Tut mir Leid, aber ich fahre mit meinem Nachbarn nach Hause. Er nimmt mich zurzeit auf seinem Fahrrad mit, da meins kaputt ist!“

Lüge, ich hatte noch nie einen Zweiräder aus Stahl besessen.

Bis zu meinem 13.Lebensjahr konnte ich nicht einmal Fahrrad fahren.

„Nein das meinte ich nicht“, Dommi sah ziemlich belämmert drein. Außerdem sah er sich dauernd hektisch um, sodass er sehen konnte ob uns jemand belauschte. Er war nie sicher vor irgendwelchen kleinen Möchtegernschönheiten aus der Unter- und Mittelstufe.

„Ich meinte ob du mit mir zusammen sein willst…“

„Oh…das meintest du“.

Mist der lies nicht so schnell locker, sonst klappte das immer. Ich hatte schon viele solcher Anträge gehabt, wobei es bei den meisten nur darum ging, mit einer exotischen Freundin vor den Kumpels anzugeben. Bei meinem ersten und einzigen Freund Julian, mit dem ich einen Monat lang zusammen war, hatte ich diese Taktik zuerst miterleben d-ü-r-f-e-n. Es war beknackt. Und weil es so beknackt war, nicht gerade Nennenswert.

Aber andererseits passte Dommis hektisches Umsehen nicht ganz zu der „üblichen Taktik“ der Jungs.

Ach mist, man analysiert die Menschen einfach zu viel, wenn man Psychologentochter ist.

„Und?“, fragte Dommi hoffnungsvoll.

Nein, niemals jemals will ich mit dir zusammen sein, aber so was kann man ja nicht sagen…
 

„Sagara!“ Der Ruf klang wie das erlösende Klingeln der Schulglocke nach jedem Schultag.

Ich sah mich nach meinem Retter um.

Als ich ihn sah, lächelte ich, während Dommis Kinnlade herunterfiel.

Das war eigentlich noch ein ziemliches Kompliment für meinen Nachbarn.

Mein Nachbar Sam war nämlich ein Punk, dessen Aussehen allein, die Leute Abstand nehmen ließ.

Samson Pankraz, kurz Sam, war eigentlich „nur“ (für mich, da ich nur 1.60m messe, ist er rießig) 1.85m, aber sein giftgrün gefärbter Iro legte noch mal 6 oder 7 cm drauf.

Außerdem war sein übriges Erscheinungsbild (Bullenring in der Nase, zerschlissene Jeans mit Sicherheitsnadeln – dass man das noch Hose nennen konnte, war mir unbegreiflich- , schwarze abgewetzte Lederjacke mit Antinazisprüchen drauf, Boots - halt das volle Programm) für Menschen die ihn nicht kannten Angst einflößend.

Und seine ewigen Augenringe, durch nächtelanges feiern, wurden auch nicht besser.

„Kommst du jetzt, ich habe nicht ewig Zeit…oder fährt dich dein Schätzchen nach Hause?“

„Natürlich fahr ich mit dir, schließlich muss ich deine alte Drahtmühle noch zum auseinander brechen bringen!“ schmetterte ich Sam bissig entgegen.

„Also dann Dommi. Ich muss los, wir sehen uns morgen. नमस्ते!“

Und so schwang ich mich auf den Gepäckträger des alten, mal blau –ohne Rostflecken und Kratzern- gewesenen Drahtesels, mit dem Sam seit 3 Jahren zur Schule fuhr.

Ich krallte meine Hände in die Lederjacke und Sam trat in die Pedalen.
 

Es war ein herrlicher Maitag.

Die Blätter der großen Eichen und Buchen raschelten, als der Wind durch sie wehte.

Die ganze Hauptstraße entlang (vom Osten der Stadt, wo unsere Schule stand, an der Altstadt vorbei bis hin zum westlichen Teil der Stadt, in dem wir lebten) ragen diese Bäume ihre Äste gen Himmel.

Am schönsten an meinem Heimweg finde ich die diese Baumallee.

„Was hast du denn mit Leschinger besprochen?“

Mist, genauso gut wie er die Stimmung auf jeder miesen Party heben konnte, konnte Sam sie auch wieder senken.

„Nichts wichtiges!“

Ich schloss die Augen. Ich wollte weiter die Wärme der Sonne auf meinem Gesicht spüren und hoffte dass sich Sam mit meiner abgehackten Antwort zufrieden geben würde…natürlich war meine Hoffnung umsonst!

„Und was war nichts wichtiges?“

„Meine Sache!“

„Nix da, Madame!“, ohne es zu sehen, wusste ich das Sam hämisch grinste, „vergessen, heute ist Montag… du musst auf meine Fragen antworten!“

Sam und ich spielten auf unseren Heimwegen immer das gleiche „Spiel“. Er durfte mir eine Frage stellen die ich ehrlich beantworten musste und denen ich weder ausweichen, oder dergleichen, durfte. Am nächsten Tag durfte ich ihm dann eine Frage stellen. Dieses „Frage-und-Antwort-Spiel“ spielten wir schon seit über drei Jahren. Keiner wusste mehr genau wer die Idee dazu gehabt hatte.

Außerdem wusste auch keiner mehr wie es damals so weit kam, dass wir Freunde wurden. Ich meine er war damals schon ein Punker. Und ich war die kleine, liebe Halbexotin, die aus dem Dschungel Indiens kam, in dem sie hauste wie eine Märchenprinzessin. Durch Sam erlebte ich einen regelrechten Kulturschock.

„Das ist meine ehrliche Antwort!“, beharrte ich.

„Spielverderberin!“, rief Sam.

„Oke, oke…du darfst mir dafür heute auch drei Fragen stellen. Abgemacht?“

Sam knirschte mit den Zähnen.

„…abgemacht...“

„Oke, was willst du wissen?“

„Das mit Leschinger…“

„Hey! Haben wir nicht gerade ausgemacht, dass dieses Thema nicht zur Debatte steht?“ sagte ich und knuffte Sam in die Seite.

Das hätte ich besser nicht tun sollen.

Die Knuffattacke dauerte zwar nur eine Sekunde, aber diese Sekunde reichte aus um Sam sosehr abzulenken, dass er das Gleichgewicht verlor.

Na ja, wie soll ich sagen… das Gleichgewicht auf einem Fahrrad zu verlieren ist nicht gerade ein gefahrloses Erlebnis…

Aber mal ganz ehrlich, Sam ist echt dumm.

Ich mein, wie schafft man es mit über 14 Jahren Fahrrad-Fahrerfahrung bei so einer Kleinigkeit das Gleichgewicht zu verlieren, mit voller Wucht auf die Straße zu knallen, sodass der Drahtesel vor die Reifen eines herannahenden Autos schliddert, dieses im letzten Moment ausweichen kann, jedoch dann gegen einen (glücklicherweise) kleinen Baum fährt?

..Von dem her…war es doch nicht ganz meine Schuld, was an diesem Nachmittag passierte…oder?

…aber trotzdem fühlte ich mich schuldig für Sams gebrochenen Arm und das er Ärger mit dem Autohalter bekam…



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück