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Seelensplitter

von

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3. Kapitel: Der Hort der Magie

Es war ein seltsames Gefühl, durch die Schatten zu reisen. Yugi hatte keinen Boden mehr unter den Füßen und wußte nicht mehr, wo oben oder unten war. Dunkelheit floß an ihm vorbei, ab und zu durchbrochen von grauen Flecken. Die Schatten schienen ihm mit einem boshaften Zischen Dinge zuwispern zu wollen, von denen er lieber nichts wissen wollte. Die tintenartige Schwärze klebte an seiner Haut und schien ihm in Nase und Mund kriechen zu wollen.
 

Yugi klammerte sich mit aller Macht an Atems Hand fest. Ohne Atem, da war er sich sicher, würde er für immer in den Schatten gefangen bleiben. Ein Schatten kreuzte ihren Weg und boshafte rote Augen funkelten Yugi an. Die Kreatur erinnerte ihn an die Schattenschlangen, die Tenghe auf ihn gehetzt hatte. Zitternd richtete Yugi seinen Blick lieber auf seinen Reisebegleiter. Atem hatte die Augen geschlossen und murmelte lautlos vor sich hin. Schweißperlen standen auf seiner Stirn.
 

Yugi überlegte, ob er nicht auch einfach die Augen schließen sollte, aber bevor er zu einem Entschluß gekommen war, fielen die Schatten fort und er fand sich in der kühlen, aber ungleich besseren Luft der ägyptischen Wüste wieder. „Das war gruselig.“ Er atmete tief ein. Jetzt wußte er, warum Atem gesagt hatte, daß es nicht die angenehmste Reisemethode war.
 

„Ja, aber man kann sich dran gewöhnen.“ Atem neben ihm atmete auch durch.
 

„Ich glaube, daran will ich mich nicht gewöhnen.“ Yugi sah sich um und seine Augen weiteten sich. Vor ihnen ragte der Hort der Magie in den Himmel. Das kreisförmige Gebäude mußte noch größer als der Horus-Tempel sein. Auf den ockerfarbenen Stein waren komplizierte Hieroglyphen und prachtvolle Bilder gemalt worden. Zwei sicher zehn Meter hohe Steinstatuen, die Isis und ihre Schwester Nephtys, die Magierinnen, darstellten, flankierten das dunkle Holztor. Der Bau sah aus als wäre er erst vor kurzem fertiggestellt worden und nicht als wäre er mehrere tausend Jahre alt.
 

„Ich bin auch jedes Mal beeindruckt, wenn ich hier bin.“ Atem lächelte Yugi an. „Ich werde dich herumführen, wenn es dir besser geht, heute abend haben wir schließlich noch etwas Dringendes zu erledigen.“
 

Atem trat vor und die Torflügel schwangen von alleine auf. Yugi ließ sich widerstandslos mitziehen. Das Blut in seinen Adern brannte, wenn auch gedämpft, noch immer und seinem Gefühl nach planten die Schmerzen bald wieder mit voller Macht über ihn herzufallen.
 

Atem überquerte den Innenhof und betrat das Hauptgebäude. Tasche und Rucksack ließ er einfach neben der Tür stehen, dann wandte er sich Yugi zu. „Bereit, Aibou?“
 

„Denke schon.“ Yugi bemühte sich um ein Lächeln.
 

Atem nahm ihn einfach auf den Arm und trug ihn durch zahllose Gänge. Yugi hatte bald jegliche Orientierung verloren. Wo auch immer Atem entlang ging, entzündeten sich Fackeln an den Wänden.
 

„Gibt es hier auch lebende Bilder und sprechende Hüte?“ erkundigte Yugi sich, um sich von seiner aufsteigenden Nervosität abzulenken. Atems Bemerkungen über tödliche magische Rückschläge flogen durch Yugis Gedanken.
 

Atem hob erstaunt eine Augenbraue und lachte. „Von solchen Dingen habe ich noch nie gehört! Wo hast du denn das aufgeschnappt?“
 

„In einem Buch gelesen“, erwiderte Yugi und grinste. Neugierig hob er eine Hand und berührte die beiden dünnen Goldringe, die in Atems ihm zugewandten Ohrläppchen steckten. „Das muß wehgetan haben.“
 

„Ich hab die vier Ohrlöcher bekommen als ich noch ganz klein war. Ich kann mich überhaupt nicht mehr daran erinnern.“
 

„Verstehe. Also ist dieser Körper...?“
 

„Eine Kopie meines alten, ja. Inklusive Ohrlöcher, Narben und so weiter.“ Atem lächelte Yugi beruhigend an.
 

Dessen gute Laune verschwand allerdings als sie ihr Ziel erreicht hatten. Der Raum, den sie betraten, war ebenfalls kreisförmig. Die Wände waren kahl, aber dafür war auf den Boden ein kompliziertes Bild gemalt, ein Bannkreis mit mehreren Ringen voller Hieroglyphen und anderer für Yugi unlesbarer Zeichen. In der Mitte des Bannkreises stand ein behauener Stein von sicher zwei Metern Länge und einem Meter Breite. Ein Altar, wie Yugi erkannte.
 

Atem durchmaß den Raum mit mehreren langen Schritten und setzte Yugi auf dem Altar ab. ‚Aibou? Du siehst ganz grün um die Nase aus.’
 

‚Ich fühle mich wie das Opfer für den bösen Drachen, der das Dorf terrorisiert’, antwortete Yugi automatisch mit seinen Gedanken. „Was...? Ich... ich kann dich hören! In meinem Kopf! So wie früher auch.“
 

„Ich weiß, ich kann dich auch hören. Ich habe versucht, dich bei deinem Duell gegen Tenghe anzusprechen, aber du hast nicht reagiert.“
 

„Tut mir leid! Ich dachte, es sei ein Trick von Tenghe. Die Gefühle, die ich wahrgenommen habe... Das waren gar nicht meine, sondern deine“, erkannte Yugi.
 

Atem nickte. „Du hast mir einen ganz schönen Schrecken eingejagt als ich dich in all den Schatten entdeckt hatte.“ Er strich Yugi eine blonde Strähne aus der Stirn. „Ich weiß, das Ritual macht dir Angst, aber ich verspreche dir, dir wird nichts geschehen. Bis auf den Schnitt.“ Atem war es sichtlich zuwider, das anzusprechen.
 

Yugis Magen zog sich unangenehm zusammen. „Ein Schnitt? Wozu, Atem?“
 

„Ich muß die Schatten aus dir ziehen und dafür eine Ader öffnen. Ich würde dir das gerne ersparen, aber es ist noch unangenehmer für dich, wenn ich sie dir aus dem Mund ziehen muß.“ Atem vergrub die Hände in den Hosentaschen seiner Jeans und senkte den Kopf. „Entschuldige, Aibou. Nur wegen mir mußt du das alles über dich ergehen lassen.“
 

Yugi streckte eine Hand nach Atems Arm aus, aber dieser wich zurück. „Atem...“
 

„Ich muß noch die Schriftrollen mit dem Zauber und ein Messer holen. Leg dich derweil schon hin.“ Atem drehte sich um und verließ schnell den Ritualraum.
 

Yugi konnte Atems Schuldgefühle, wenn auch nur kurz, deutlich durch ihre gemeinsame geistige Verbindung spüren bevor Atem sich ihm verschloß. Seufzend legte Yugi sich auf den Altar. Der Stein unter ihm fühlte sich erstaunlich angenehm an, überhaupt nicht kalt oder hart. Anscheinend war der Altar genauso verzaubert wie auch die Fackeln und das Tor.
 

Yugi mußte nicht lange auf Atems Rückkehr warten. Offenbar hatte der die Zeit nicht nur genutzt, alles Nötige zu finden und mitzubringen, sondern sich auch wieder zu fangen.
 

„Geht es dir gut?“ erkundigte Yugi sich leise.
 

Atem nickte. „Wichtiger ist es, daß es dir erstmal wieder gut geht“, erwiderte er. „Wenn du bereit bist, können wir anfangen.“ Er legte eine Schriftrolle und zwei Feuersteinmesser auf ein Tischchen neben der Tür. Dann zog er eine Phiole mit einer grünen Flüssigkeit aus seiner Hosentasche und schüttelte sie kurz. „Wenn du das hier trinkst, wirst du von dem Schnitt kaum etwas spüren.“
 

„Meinst du, das ist noch gut?“ Yugi betrachtete die Phiole skeptisch, nachdem Atem sie ihm in die Hand gedrückt hatte.
 

„Zaubertränke haben kein Verfallsdatum, Aibou. Sei unbesorgt! Das Mittel betäubt den Großteil deiner Schmerzen und läßt dich nachher tief und traumlos schlafen.“
 

„Traumlos“, murmelte Yugi. Das war Ansporn genug. Er entkorkte das Fläschchen und trank dessen bitteren Inhalt in einem Zug aus. Er legte sich wieder hin. „Fertig.“
 

Atem nickte. „Gut.“ Er ergriff die Schriftrolle und die Messer, trat in den dritten der neun Ringe des Bannkreise und begann zu lesen.
 

Alle Härchen auf Yugis Armen standen ihm zu Berge als der Raum sich mit magischer Spannung aufzuladen begann. Seine Haut prickelte und seine Kehle wurde trocken. Nervös versuchte er zu schlucken und seine Lippen zu befeuchten, aber die einfachsten Bewegungen fühlten sich für ihn so schwierig an, als ob er sie nie zuvor in seinem Leben ausgeführt hätte. Die Intensität des Zaubers steigerte sich mit jedem Wort Atems und eine unangenehme Wärme legte sich über Yugi.
 

Schließlich verstummte Atem und ließ den Papyrus zu Boden fallen. Er trat nun direkt neben Yugi und der schloß ängstlich die Augen. Das Messer schnitt so schnell durch die Haut seines rechten Unterarms, daß er noch nicht mal Zeit hatte, es wirklich zu fühlen. Schmerzhafter war mehr der Druck, den er gleich danach kurz über der Wunde spürte.
 

Yugi öffnete seine Augen und spähte vorsichtig nach dem Schnitt. Etwas Blut floß aus der Ader, die Atem mit seinem Daumen abpreßte, auf den Stein. Atem hatte nun das zweite Messer in der linken Hand. Yugi ahnte, was Atem tun würde aber er konnte diesmal seine Augen nicht rechtzeitig schließen bevor Atem sich rasch einen Schnitt am rechten Unterarm zufügte.
 

Atems Blut tropfte auf Yugis bevor er mehrere Worte auf altägyptisch murmelte und aufhörte, Yugis Wunde abzudrücken.
 

Dunkle Schwaden stiegen aus Yugis Armwunde, schienen immer dichter und schwärzer zu werden bis sie Yugis gesamtes Gesichtsfeld vereinnahmten. Er hatte Mühe, sich vor Angst nicht zusammenzukrümmen. Das hatte all die Jahre in seinem Inneren gehaust und gegen seine Seele gekämpft? Es war furchterregend.
 

Schließlich war auch der letzte Schatten aus Yugis Körper gezogen worden. Atem gab einen harschen Befehl in seiner Muttersprache und mit einem Ruck stürzten die Schatten auf ihn zu.
 

Es ging so schnell, daß Yugi nicht mal schreien konnte. Dafür stieß aber Atem einen gutturalen Schrei aus als die Schatten dorthin zurückdrängten, woher sie gekommen waren. Atem sackte in sich zusammen während die unangenehme Spannung im Raum nachließ.
 

Yugi fiel fast von dem Altar, so eilig hatte er es zu Atem zu kommen, der leblos und blaß auf dem Boden lag. Besorgnis und Angst um seinen Freund brachten Yugis Herz zum Rasen. „Atem!“ Er kniete sich neben den Angesprochenen und versuchte, seinen Puls zu fühlen.
 

Mit einem Stöhnen hob Atem den Kopf. „Alles in Ordnung, Aibou“, preßte er hervor.
 

„Du bist zusammengeklappt. Und du hast geschrieen. Ich hatte Angst um dich!“
 

„Ent...“
 

„Könntest du aufhören, dich ständig bei mir zu entschuldigen? Du kannst nichts dafür! Das nächste Mal warn’ mich einfach vor, ok? Wenn ich noch mal sehen muß, wie die Schatten über dich herfallen, dann... dann hau ich dich!“ Yugis Blick war entschlossen als er Atem wieder auf die Beine half.
 

Atem lachte leise. „Das habe ich dann auch verdient.“ Für eine Sekunde sah er Yugi tief in die Augen. Dieser konnte es nicht verhindern, daß er rot anlief. „Ich habe dich vermißt, Aibou.“
 

„Ich dich auch, mou hitori no boku.“ Einen Moment lang glaubte Yugi, Atem würde ihn wieder wie damals nach ihrem Duell verbessern, aber Atem lächelte einfach.
 

„Komm, Aibou, ich verbinde dich.“
 

„Und ich dich. Du mußt müde sein.“
 

„Müde und hungrig, aber das mußt du auch sein, Aibou.“
 

Eine halbe Stunde später waren die beiden verarztet und hatten die ebenfalls verzauberte Vorratskammer geplündert. Frisch gestärkt führte Atem Yugi nun zu ihrem gemeinsamen Schlafzimmer. Yugi hatte sich nicht wohl damit gefühlt, alleine in einem Zimmer in dem ihm unbekannten Gemäuer zu schlafen und so hatten sie beschlossen, sich ein Zimmer zu teilen.
 

Das Schlafzimmer, das Atem für sie gewählt hatte, war ausreichend groß für zwei Personen. An jeder Seitenwand stand ein Bett aus dunklem Holz, das Bettzeug waren weiße Leinentücher und Kopfpolster und einige Felle, um die kalte Nachtluft abzuhalten. Am Fuße jedes Bettes stand eine Truhe, um Kleidung und andere Habseligkeiten zu verstauen. Ein Nachttisch pro Bett komplettierte die Einrichtung. Auch hier waren die Wände mit Bildern und Hieroglyphen geschmückt. Yugi nahm an, daß die Bilder Szenen aus der Ausbildung eines Magiers zeigten. Ein kleines Fenster gegenüber der Tür erlaubte den Blick auf den Innenhof des Horts.
 

„Es ist ganz schön warm hier drin“, stellte Yugi fest bevor er sich auf das rechte Bett plumpsen ließ.
 

„Die Kupferrohre, die die Bäder mit Warmwasser versorgen, verlaufen unter den Zimmern. Dieses Zimmer ist das wärmste. Es war früher mein Zimmer, wenn ich hier war.“
 

„Tja, es ist doch echt prima, König zu sein“, erwiderte Yugi schmunzelnd und streckte sich auf dem Bett. Es war erstaunlich gemütlich dafür, daß es schon so alt war.
 

„Kronprinz“, verbesserte Atem ihn. „Nach meiner Krönung hatte ich zuviel zu tun, um noch einmal hierherzukommen. Zum Glück gab es auch nahe Theben einige Übungsstätten, aber das hier ist die größte.“

„Das glaube ich gerne. Das Gelände ist ja riesig.“
 

„Hier haben auch gut zweihundert Schüler platzgefunden, dazu Lehrer, Gelehrte, Forscher...“ Atem sah sich um. „Ich habe unser Gepäck am Eingang vergessen. Ich hole es schnell.“
 

Yugi stützte sich auf seine Arme. „Brauchst du Hilfe?“
 

„Nein, ich bin gleich wieder da.“
 

Yugi seufzte. Es wäre lieber mitgegangen, um sicherzugehen, daß Atem nicht noch einmal zusammenbrach, aber andererseits war er selbst einfach viel zu müde. Der Tag erschien ihm endlos lang und es kam ihm wie eine Ewigkeit vor, seit er sich heute mit Kaiba duelliert hatte.
 

Yugi stand auf und zog sich bis auf Unterhose und Hemd aus bevor er unter die Leinentücher krabbelte und sich in die Felle kuschelte. Er konnte auch so auf Atem warten.
 

Als Atem zurückkam und das Gepäck mit einem leisen Ächzen abstellte, war Yugi längst eingeschlafen. Atem lächelte als er seinen Aibou so sah, eingemummelt in die Laken, die rosigen Lippen leicht geöffnet. Er sah wunderschön aus. Er erinnerte Atem daran, daß er Yugi noch so vieles zu sagen hatte. Morgen würde sich sicher eine Chance bieten, um über die Vergangenheit und vielleicht die Zukunft zu sprechen. Oder würde das zu schnell sein? Er wußte es nicht. Er würde wohl den morgigen Tag abwarten müssen. „Schlaf gut, mein süßer Aibou“, wisperte er bevor er sich bis auf die Unterhose auszog, die vier kleinen Ohrringe herausnahm, das Licht löschte und in sein eigenes Bett ging.
 

***
 

Am nächsten Morgen erwachte Yugi als erster. Er fühlte sich ausgeruht und frisch, viel besser als noch gestern abend. Die Schmerzen waren verschwunden und seine rechte Seite, in der solange ein riesiges Loch geklafft zu haben schien, fühlte sich vollständig und warm an.
 

Er gähnte und drehte sich auf den Rücken. So konnte er sehen, daß Atem zusammengerollt in seinem Bett lag und tief und fest schlief. Yugi lächelte. Er würde seinen Freund sicher nicht aufwecken. Die ganze Magie, die Atem gestern gewirkt hatte, mußte ihn sehr erschöpft haben und dann hatte er sich auch noch um Yugi kümmern müssen. Er hatte seine ungestörte Ruhe mehr als nur verdient.
 

Yugi ließ die gestrigen Ereignisse Revue passieren und erinnerte sich, daß er seinen Freunden nicht gesagt hatte, warum Tenghe sich mit ihm duelliert hatte. Er fühlte sich schuldig, daß er den Grund, die Karte, vor ihnen verheimlich hatte, aber er wußte, es war besser so. Wenn er daran dachte, was die Karte ihren Vorbesitzern angetan hatte... Nein, es war besser, wenn er vorerst schwieg. Atem würde er es noch früh genug sagen müssen, daran führte kein Weg vorbei, aber seinen Großvater, Jonouchi, Anzu, Mai und Honda wollte er nicht auch noch in Gefahr bringen.
 

Schließlich schlüpfte Yugi aus dem Bett, denn ein sehr menschliches Bedürfnis überkam ihn und duldete keinerlei Aufschub. Nur wo gab es in einer ägyptischen Zaubererschule so etwas wie eine Toilette? Yugi fiel ein, daß Atem gestern Abend Bäder erwähnt hatte. Normalerweise sollte sich in der Nähe des Bades auch der Abort befinden. Yugi hatte Glück und fand bald eine Toilette. Die Tür in der kleinen Toilette führte, wie Yugi nach Verrichtung seines Geschäftes feststellte, weiter zum eigentlichen Bad.
 

Neugierig betrat Yugi dieses. Es war atemberaubend! Er hatte immer davon gehört, daß die Ägypter eine ausgeprägte Badekultur hatten, aber deren Ausmaß war ihm nie so deutlich vor Augen geführt worden wie in diesem Moment.
 

Yugi stand in einer riesigen Halle, die jedes Hallenbad, das er je betreten hatte, mit Leichtigkeit an Größe übertraf. Mehrere marmorne Becken von unterschiedlicher Größe und Form waren in den mit bunten Mosaiken verzierten Boden eingelassen. Geflochtene Regale hielten allerhand Waschzubehör wie Krüge, um sich das Wasser über Kopf oder Körper gießen zu können, Bürsten, Leinentücher, Tiegel und Kännchen bereit.
 

Yugi kniete sich neben das runde Becken, das ihm am nächsten war. Eine Sitzbank war in den Marmor geschlagen worden und als Yugi neugierig eine Hand ausstreckte, um sie zu berühren, begann Wasser aus einem Rohr ins Becken zu laufen. Yugi zog zuerst erschrocken seine Hand zurück, aber als er den warmen Wasserdampf auf seiner Haut spürte, entschloß er sich, das ihm so angebotene Bad doch auch zu nehmen.
 

Er fand eine Seife auf einem Regal, nahm sich auch eine Bürste und ein paar Leinentücher, um sich später abzutrocknen, und saß so schon bald entspannt auf der Sitzbank im warmen Wasser und wusch sich die Haare.
 

„Hier bist du also! Ich hab dich schon gesucht, Aibou.“
 

Yugi zuckte zusammen als Atems Stimme ihn aus einem behaglichen Tagtraum riß. „Atem! Du hast mich erschreckt!“ Yugi drehte den Kopf, um Atem, der hinter ihm stand und grinste, vorwurfsvoll anzusehen. Dieses Vorhaben aber entfloh seinen Gedanken in dem Moment als er sah, daß Atem nur ein kurzes Tuch um die Hüften gebunden trug.
 

Yugi wurde rot bis unter die Haarwurzeln. Obwohl es ihm furchtbar peinlich war, konnte er seinen Blick nicht von dem anderen lassen. Atem sah einfach zu gut aus! Yugis Augen glitten an den muskulösen Beinen und schlanken Hüften über einen flachen Bauch und eine kräftige Brust zu Atems leicht schiefgelegtem Kopf hinauf. Atem hatte nicht ein Gramm Fett zuviel am Leibe und wie er jetzt mit verschränkten Armen und einem wachsamen Blick über Yugi stand wirkte er wirklich wie die Inkarnation eines Gottes, als die er als Pharao gegolten hatte. Yugi spürte wie die Hitze in seinem Gesicht tiefer wanderte bis sie zwischen seinen Schenkeln angekommen war.
 

„Darf ich reinkommen?“ unterbrach Atem Yugis begehrliche Gedanken.
 

„S-sicher doch!“ Yugi stieß sich mit Beinen, die sich wie Gummi anfühlten, von der Sitzbank ab, um sich mit dem Rücken zu Atem an den Beckenrand zu lehnen. Er wollte nicht, daß Atem ihn so sah und auf diese Weise erfuhr, welche Gefühle er wirklich für diesen hegte. Allein seine Gefühle nur auszusprechen, könnte schon in einem Desaster enden.
 

Yugi hörte das Rascheln von Stoff hinter sich und schloß seine Augen als Atem zu ihm ins Becken stieg. Das würde sicher nicht helfen, daß er seine Erektion schneller loswurde. Dann fiel ihm ein, daß sein Rücken auch nicht gerade unauffällig war.
 

„Alles in Ordnung?“ Atem watete neben Yugi und musterte diesen gründlich.
 

„Ja, klar!“ Yugi rang sich ein Lächeln ab. „Du machst dir zu viele Sorgen um mich.“ Vielleicht würde Atem die Tätowierung ja einfach übersehen.
 

„Sag mal, was hast du da?“
 

Yugi spürte es wie einen angenehmen elektrischen Schlag in seinem Bauch als Atem ein paar Haarsträhnen beiseite schob, um sich Yugis rechtes Schulterblatt genauer zu betrachten. Soviel zum Übersehen. „Eine Tätowierung. Es ist... Na ja, du kannst es ja selbst lesen. Es ist dein Name in Hieroglyphen“, antwortete er, nachdem er sich wieder gefaßt hatte.
 

Atem fuhr die braunen und grünen Zeichen mit seinem Zeigefinger nach. „Das hat doch sicherlich weh getan. Warum hast du das machen lassen?“
 

„Ich... Ich wollte einen Beweis, daß ich nicht alles geträumt habe, was ich mit dir erlebt habe. Einen Beweis, den ich überall hin mitnehmen konnte.“ Yugi lachte zittrig. Atems Finger verschlimmerte seinen Zustand nur noch mehr. „Außerdem, falls du jemals wieder deinen Namen vergessen solltest, hätte ich ihn sofort parat. Das war mir den Schmerz beim Stechen wert.“
 

„Ich weiß das zu schätzen.“ Atems Stimme war leise. „Aibou, ich...“ Er verstummte.
 

„Was denn, Atem?“ Yugi drehte den Kopf und sah direkt in Atems Augen, die nur wenige Zentimeter von seinen eigenen entfernt waren. Da war etwas in ihnen, ein Gefühl, das auf Yugi übergriff und ihm das Atmen erschwerte. Plötzlich schien das weitläufige Bad zu einer winzigen Kammer geschrumpft zu sein und Atem und er steckten Haut auf Haut in ihr fest.
 

„Ich liebe dich“, wisperte Atem plötzlich und neigte Yugi seinen Kopf soweit zu bis ihrer beiden Lippen sich berührten.
 

Yugi wußte gar nicht, wie ihm geschah! Noch vor wenigen Sekunden hatte er sich Sorgen darüber gemacht, was Atem über seine romantischen Gefühle denken mochte und nun küßte dieser ihn. Yugis Augen fielen unwillkürlich zu und er lehnte sich einfach in den Kuß. Atems Arme schlangen sich um seine Brust und zogen ihn näher. Yugis Lippen öffneten sich leicht und Atem nahm die unausgesprochene Einladung an.
 

Yugis Knie zitterten. Der Kuß war schön, mehr als das! Yugi wurde warm und kalt und seine Nervosität stieg dennoch an. Letzteres Gefühl beseitige, wie er abgelenkt bemerkte, immerhin sein Problem, das er Atem nicht hatte zeigen wollen.
 

Atems Zunge umschmeichelte und neckte Yugis während seine schwieligen Finger über Yugis Brust streichelten. Yugi hatte sich nie besser gefühlt, niemals so warm, geborgen und geliebt
 

Als Atem den Kuß beendete, kehrten Yugis Verwirrung und Erstaunen zurück. Sanft strich Yugi mit seinen Fingern über seine geschwollenen, prickelnden Lippen und er sah Atem verwundert an. Er wußte, er sollte irgend etwas sagen oder tun, aber sein Gehirn war wie ausgeschaltet. Er wollte doch nichts falsch machen!
 

Als Yugi aber Atems liebevolles Lächeln sah, wurde ihm leicht ums Herz und er hatte nicht mehr das Gefühl, jedes Wort auf die Goldwaage legen zu müssen. Er drehte sich um, so daß er direkt vor dem anderen stand. „Ich hätte nicht gedacht, daß du... Ich dachte, du würdest mich vielleicht hassen, wenn...Ich meine, es ist doch sowieso schon verrückt genug, sich in einen Geist zu verlieben... oder eher einen Pharao... Daß du für mich so empfindest wie... Ich liebe dich, Atem!“ Yugis Gesicht war feuerrot als es ihm endlich gelang, seine Gefühle auf den Punkt zu bringen.
 

„Ich könnte dich niemals hassen, mein Aibou. Niemals!“ Atem zog Yugi sanft vom Beckenrand fort und umarmte ihn. „Ich wollte dich nicht überrumpeln, aber als ich die Tätowierung gesehen habe...“ Er zögerte kurz bevor er fortfuhr. „Ich liebe dich schon ewig, Aibou!“
 

„Du übertreibst“, murmelte Yugi lächelnd gegen Atems warme Brust. Er hätte vor Glück singen und tanzen können, aber in Atems Armen zu liegen war viel besser.
 

„Nein.“ Atem löste sich etwas von Yugi. „Ich übertreibe nicht. Es ist die Wahrheit. Früher konnte ich mich nur nicht daran erinnern, daß wir uns schon einmal kannten. Damals, in Ägypten.“
 

Yugi wußte zuerst nicht, ob Atem ihn nicht auf den Arm nahm, aber ein Blick in die ernsten Augen seines Gegenübers bestätige Atems Aussage.
 

„Ich habe schon einmal gelebt?“ Yugi konnte das nicht glauben. Das war definitiv zuviel Verwirrung für nur einen Tag.
 

„Ich weiß, daß es sich verrückt anhört, aber es ist wahr.“ Atem ließ sich auf der Sitzbank nieder und zog Yugi neben sich. „Es geht alles so schnell, schneller als ich erwartet hatte, aber ich muß anfangen, es dir zu erzählen. Es erklärt einige wichtige Dinge.“
 

„Da es mir ja doch keine Ruhe lassen würde, es nicht zu wissen... Erzähl es mir bitte“, bat Yugi und machte es sich neben Atem bequem.



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von:  Anuugi
2012-01-16T16:19:38+00:00 16.01.2012 17:19
Wahnsinn!!!
Wirklich der Pure Wahnsinn.
ich hatte so sehr den Hort vor Augen und es war als würde ich selbst durch ihn hindurch laufen.
Wunderschön und so beeindruckend das es einem Buchstäblich die Sprache verschlägt.
Ich glaube, würde ich einen solchen Ort jemals leibhaftig betreten ich glaube ich würde vor Ehrfurcht ganz klein werden. Es muss wirklich beeindruckend sein und ich kann verstehen das yuugi und Atem diesen Ort so sehr bewundern.
Die Zeremonie war wirklich authentisch beschrieben und als yuus Körper von den Schatten verlassen wurde damit diesen in atem zurück kehren konnten hatte ich eine megagroße Gänsehaut. das war beängstigend. Aber.... ich glaube, die Schatten sind ein teil von Atem. dessen Erinnerungen, seinen taten. Sie spiegeln das schwarze wieder was in seinem leben geschehen ist und es ist nur klar das yuugis reine und unschuldige Seele dieser nicht Herr werden konnte. das diese drohten ihn zu zerstören. er ist zu rein um solche schwarzen und schmerzhaften erinnerungen, und taten tragen zu können. daran geht er kaputt.

Ihr Zimmer ist sehr einfach eingerichtet gut bis auf die Wandmalereien aber schließlich war man dort ja auch zum lernen und nicht um sich zu vergnügen. Dennoch hätte es ruhig ein GROßES BETT sein können XD
Eine schöne Spielwiese x3~
Ich musste schmunzeln als Yuugi sich in sein Bett legte. Die Vorstellung wie er zwischen den ganzen Fellen liegt. sein entspanntes Gesicht, die Haare leicht verwuschelt.... ach ja er ist so ein süßer kerl. <3
Atems blicke, die Gesten alles ist so sanft so zärtlich und voller Gefühl das ich mir dachte yuugi müsse blind sein das nicht zu bemerken. Allein wie Atem ihn ansah als Yuugi schon schlief als er wieder kam... haaach.... Allerdings überraschte es mich das sie sich doch so schnell ihre liebe gestanden. Ich hatte nicht damit gerechnet aber gut, wahrscheinlich wäre es auch zu langweilig geworden hätte man sich nun ewig damit herumdrückst und.. ich hatte eigentlich nur drauf gewartet das Ati doch noch Yuugi Problemchen Bemerken würde was leider aus blieb.
Der Kuss, das Geständnis waren wirklich schön. sie sind hat Männer keine teens mehr die ewig um den heißen Brei reden. sie wissen letztendlich doch was sie wollen und das hast du sehr gut rüber gebracht.
sie lieben sich und wollen zusammen sein.
und das sie zusammengehören haben selbst ihre Freunde ja bemerkt wies scheint ^^

DDas Yuugi früher schon einmal gelebt hatte find ich interessant und auch eine wirklich schöne vorstellung ist da es ja zeigt das sie dort unzertrennlich waren und beide nur auf einander trafen um wieder in liebe vereint zu sein *-*
Is das zu kitschig?
QQ Wenn ja entschuldige bitte~
Ich lieebe Kitsch und Romantik und Sex und Knutschen und Awwwwww~

nun gut es artet aus XD
*Hust*

Wir sehen uns beim Kommi Nummer 5


Ps. das war kommi Nummer 4
Von:  Anuri
2011-06-16T14:09:13+00:00 16.06.2011 16:09
>Atem neben ihm atmete auch durch.
An der Formulierung ist ja nichts falsch aber irgendwie hört es sich einfach komisch an. so alsob was fehlen würde.

Ansonsten hab ich diesmal eigentlich nichts weiter zu bemängeln. Der Schriebstil ist klar und flüssig. Es ließt sich gut.
Ich bin schon gespannt wie du all die Sachen erklärst und zusammenführst.
Von: abgemeldet
2011-01-27T11:22:03+00:00 27.01.2011 12:22
Mir ist gerade etwas Seltsames aufgefallen - in deiner Kapitelübersicht sind die trennstriche der Kapiteltitewl verschwunden @___@
Ist das ein Bug? Oder hast du das absichtlich irgendwie eingestellt? (Wusste gar nicht, dass sowas geht ...)

Ich muss gestehen, dass ich mich gerade ein bisschen zum Lesen zwingen muss ... Puzzle langweilt mich auf Dauer ehrlich gesagt ein bisschen, vor allem, wenn kein anderes Nebenpairing vorkommt T^T. Nimms mir bitte nich übel, deine Schreibkünste mag ich ja an und für sich ^^

Aber gut, kommen wir zum Kapitel.

>Dunkelheit floß
Das Floß ist ein Fortbegegungsmittel fürs Wasser. Das meinte ich mit Wörtern, die noch nie mit ß geschrieben wurden. Man spricht es lang aus und da bekommt das Wort eine völlig andere Bedeutung.

Diese Schattenreise finde ich im Übrigen sehr anschaulich beschrieben. Man kann sich gleich vorstellen, wie sehr es einen schütteln muss >.<
Sprechende Hüte? Yugi hat wohl ein bisschen zuviel Harry Potter gelesen, was :P

>trat in den dritten der neun Ringe des Bannkreise
Irgendwas stimmt an dem Satz nicht ...

Ich glaube, ich merke langsam, was mich an Puzzleshipping stört ... es sind nicht die Charas als solche, sondern vielmehr, dass sie so extrem freundlich und zuvorkommend, liebevoll und respektvoll miteinander umgehen. Mir fehlt da einfach die Würze und die Leidenschaft.
Das ist natürlich keine Kritik, du stellst die Charas ja sehr IC dar, das war jetzt nur eine Feststellung für mich selber, warum ich das Pairing nicht soo sonderlich mag XD

Hm essen ... wenn ich das so lese, krieg ich auch irgendwie Hunger ...
Btw empfinde ich deine vielen Leerzeilen immer noch als ziemlich störend :x
Aber ich hab irgendwie eh das Gefühl, alles was ich kritisiere stößt bei dir von grundauf auf taube Ohren :/ Und sobald ich einmal mich gegen etwas wehre, was von dir kommt, bist du gleich stinksauer (siehe den Wechselkurs bezgl Yen)

Achja ... Unterhose ... ich würde stattdessen Unterwäsche schreiben, ich find das Wort Unterhose irgendwie ... nicht passend für einen Pharao xD
Generell ist das irgendwie so ein Unwort XDD
Aber nur ne persönliche Macke von mir, ich mag dieses Wort nur einfach nicht ^^

>vor ihnen verheimlich hatte
Da fehlt das t

Da kann ich Yugi voll und ganz verstehen. Ich würd auch gern mal so eine riesige Bäderanlage sehen xD Das muss wirklich ein toller Anblick sein :3
Ohh, Yugi, du kleiner unanständiger Junge du >D *verhalten kicher*

Falls du deinen Namen jemals wieder vergessen solltest ... xDDD Wie das klingt XDD
Awe, das Liebesgeständnis fand ich sehr süß: Das hat hier wieder einen großen Pluspunkt gesammelt, dass du hier keine so große Sache draus machst ... Es überrascht mich umso mehr, weil ich eher von Yugi den ersten Schritt diesbezüglich erwartet hätte
Allerdings ist mir das dann auch ein bisschen zuviel Geschnulze, wenn ich ehrlich sein soll xD (Aber ich krieg irgendwie Lust in unserem RPG weiterzuposten)

Uh, das ist jetzt aber interessant - Yugi hat schonmal gelebt? Hrm, da bin ich aber mal gespannt ^^
Von:  KaitoDC
2010-03-30T10:12:27+00:00 30.03.2010 12:12
welch Kapitel!!!!
interessant, wie dieser Magiehort aussieht, wenn man ihn sich so vorstellt... definitiv riesig ;)
aber ein wirklich süßes Ende! Dass Yugi und Atem es endlich geschafft haben... *grins* ich frag mich nur, was Atem ihm wohl noh erzählen wird
also schreib bitte schnell weiter!
lg
KaitoDC


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