Landmaus und Stadtmaus?
Mit blauen Augen...
Pairing: Uruha X Aoi
Genre: romance, fluff?
Part: 1/4?
Rating : p12 slash
Disclaimer : Story und Idee gehören mir. Inspiriert durch das schöne Buch „Darum nerven Japaner“ von Christoph Neumann. Ein Muss für jeden Möchtegern-Japanfan! Wer das durchliest und in der ersten halben Stunde danach nicht sagt „Diese Idioten gehen mir ja so auf die Nerven“ hat das Buch nicht verstanden, und wer am nächsten Tag sagt „Ich mag Japan trotzdem noch“, der hat eine Leidenschaft für’s Leben gefunden^^ (ich hab etwa drei Tage gebraucht, bis ich Japan wieder leiden konnte....)
***
„Wenn Sie Englisch können, können Sie mit einer Milliarde Menschen reden!“ – Auch Céline Dion aus Québec lernte Englisch als Fremdsprache!“ – „Wir beschäftigen nur Ausländer – mit blauen Augen...“
Entnervt stieg der junge Mann aus der überfüllten Yamanote, kämpfte gegen den Strom einsteigender Fahrgäste und war froh, als die bunten Plakate und Werbedurchsagen hinter den Schiebetüren verschwanden.
Fremdsprachen zu lernen war DER Trend in diesem Sommer, und die erste Wahl fiel meist auf Englisch, nicht zuletzt der penetranten Werbeparolen wegen. Fast alle, die Uruha kannte, selbst die Geschäftsführerin in seinem Gemüseladen, hatten einen Kurs an der Fremdsprachenschule belegt, der Witz an diesem Hype war nur, dass zumindest die Mädchen es nicht des Lernens wegen taten, sondern allein wegen der ausländischen Lehrer...mit blauen Augen.
Die Schulen waren beliebt bei Einwanderern, da sie für gutes Geld ein paar Semester lang ihre Muttersprache an unbegabte Japaner vermitteln konnten.
So einen Schwachsinn würde er keinesfalls unterstützen, erstens hatte er Zeit seines Lebens genug von Sprachen und war froh, dass die Schule ihn nun nicht mehr damit nervte, und zweitens waren diese Kurs unverschämt teuer, und drittens brachten sie wahrscheinlich sowieso nichts.
‚Arme Ausländer’, dachte Uruha da nur, während er den Bahnhof über die Haupttreppe verließ. ‚Die geben sich Mühe und die Mädchen geiern sie nur an.“
In dem Moment fasste ihn jemand am Arm, zu fest und zu eindeutig, als dass es selbst in diesem Gedrängel Zufall sein könnte. Er stoppte abrupt vor Überraschung, blieb mit dem Absatz seiner Schuhe an der nächsten Stufe hängen und stolperte – glücklicherweise packte ihn der Fremde noch am Oberarm, sodass er sein Gleichgewicht wiederfand.
Endlich drehte sich Uruha um und blickte in das leicht errötete Gesicht eines jungen Mannes mit langen dunklen Haaren.
Der Fremde wischte sich eine Strähne aus dem Gesicht und machte eine verlegene Handbewegung zu seinem Gepäck, das aus mehreren vollgestopften Sporttaschen bestand.
„Ähm, hi. Ich – ich bin das erste Mal in Tokyo und hab mich irgendwie total verfranzt“, erklärte er auf Uruhas fragenden Blick mit einem fürchterlichen ländlichen Dialekt. „Vielleicht kannst du mir helfen...ich such die Fremdsprachenschule in Fuchu wegen dem neuen Englischkurs.“
Betreten lächelnd zupfte er am Reißverschluss seiner Lederjacke herum. „Also...du bist doch von hier, oder?“
Es dauerte ein paar Sekunden, bis Uruha zu einer Antwort fähig war, denn das so extrem punkige Aussehen seines Gegenübers mit Lederstiefeln, Lippenpiercing und zerfetzten Hosen wollte so gar nicht zu Uruhas Vorstellung einer Person mit einem derart bäuerlichen Akzent passen.
Und dieses schräge Landei wollte nun ausgerechnet auch noch auf die Fremdsprachenuni?!
„Ehm ja, ich bin von hier...“, erwiderte er lahm, und konnte sich die nächste Frage einfach nicht verkneifen: „Und woher kommst du?“
„Mie“, antwortete der Bauerntölpel schmunzelnd, der viel zu elegant in seinem Auftreten wirkte, um als solcher betitelt zu werden.
‚Kuhkaff-Präfektur’, dachte Uruha innerlich grinsend, als seine Vermutung bestätigt wurde. Dann straffte er die Schultern, um die Blamage seines Fast-Sturzes wieder wettzumachen, und sagte: „Also, Mie-kun, wenn du nach Fuchu willst, rennst du am besten ganz schnell die Straße rauf und versuchst die Straßenbahn 97 noch zu erwischen, die fährt nämlich nur alle zehn Minuten (das is wenig in Tokyo...). Nach der elften Haltestelle kannst du wieder aussteigen und dann müsste es da irgendwo sein.“
„Und wo musst du hin?“
„Äh – ich muss auch die Straße rauf, aber ich fahr nicht mit der 97 weiter“, erwiderte Uruha etwas verblüfft ob dieser Frage.
Der Fremde aus Mie lächelte nur noch mehr und sagte: „Wenn du nichts dagegen hast, begleite ich dich in diese Richtung und nehm die nächste Bahn, einverstanden?
Normalerweise schaffte es niemand so leicht, Uruha aus der Fassung zu bringen, aber dieses Landei war ein Meister in seiner Disziplin. Ziemlich verdutzt starrte Uruha sein Gegenüber an und zuckte nur die Schultern. „Okay...meinetwegen gern.“
Der Dunkelhaarige strahlte und sagte: „Das ist echt nett von dir, danke. In so ’ner Riesenstadt hab ich lieber jemanden bei mir, der sympathisch aussieht.“
Uruha murmelte auf das Kompliment nur: „Soll ich dir nicht was von den Taschen abnehmen?“
„Ja, du könntest mein Baby tragen“, meinte der Mie-Kerl und drückte Uruha einen Gitarrenkoffer in die Hand, dessen Gesicht sofort von Begeisterung erhellt wurde.
„Du spielst Gitarre? Wie cool, ich auch!“
„Echt? Wie lange schon? Bist du gut?“
„Seit meiner Kindheit. Ich würd nicht sagen, dass ich gut bin, aber es dürfte okay sein.“
„Aber wenn du schon so lang spielst, hast du doch bestimmt total viel Übung, oder? Du musst mir unbedingt was vorspielen....“
Der Fremde bombardierte ihn mit Fragen, während sie über den Bahnhofsvorplatz liefen, und Uruha stellte fest, wie leicht und angenehm es war, mit ihm zu reden. Als sie nach wenigen Minuten die Haltestelle erreichten, stand die Bahn schon da, und wie auf Kommando rannten beide los, obwohl sie mit dem schweren Gepäck keine Chance hatten, die Bahn noch zu erwischen. Lachend und erschöpft hielten sie schließlich vor dem Wartehäuschen, gerade als die Bahn abfuhr.
„Schade“, kicherte Uruha. „Jetzt wird ich wohl noch ein paar Minuten mit dir warten müssen, bis die nächste kommt.“
„Das machst du?“
„Klar.“
Der Dunkelhaarige strahlte. „Dann lass dich belohnen, soviel Zeit haben wir noch.“
Mit diesen Worten zog er ein Päckchen Zigaretten hervor und hielt Uruha eine hin. „Oh – hab ich vergessen – rauchst du überhaupt?“
Uruha bejahte und nahm die Kippe zwischen zwei Finger.
„Menthol?“, fragte er überrascht. „Das rauchen nur die Mädchen, die ich kenne.“
Das Landei lachte nur und entzündetet ein schwarz-silbernes Feuerzeug. Uruha beeilte sich, mit bei den Händen Windschutz zu geben, und so standen sie dicht über die Flamme gebeugt, bis jeder den erlösenden ersten Zug nehmen konnte.
Noch etwas mädchenhaftes fiel Uruha an seinem Begleiter auf, nämlich die ungewöhnliche Form seiner Lippen, die durch das schwarze Piercing noch betont wurde. Fast war er versucht zu fragen, ob er als Kind in der Schule auch wegen seiner Lippen geärgert worden war, aber das war dann doch zu persönlich.
„Ich will versuchen, meinen Akzent möglichste schnell loszuwerden“, erklärte der Dunkelhaarige gerade. „Ist echt peinlich, wenn ich den Unterschied zu den Leuten von hier höre.“
Uruha schürzte die Lippen, ehe er einen tiefen Zug nahm. „Geht schon. Gibt bestimmt schlimmere Dialekte.“
Das unangenehme Gefühl von Abschied machte sich in ihm breit, als er sah, dass die nächste Bahn Nummer 97 um die Ecke bog und heranfuhr. Sie warfen ihre Kippen weg, und plötzlich reichte ihm der Fremde die Hand und sagte: „Ich bin echt froh, dich getroffen zu haben. Ich bin übrigens Aoi.“
„Uruha“, sagte Uruha mit einem Lächeln, ergriff die mit Ringen geschmückte Hand und schüttelte sie. „Mach’s gut, Aoi aus Mie.“
Aoi winkte knapp, als er mit seinem Sachen unter dem Arm einstieg, dann schlossen sich die Türen und die Bahn fuhr davon.
*
In einer Stadt wie Tokyo begegnet man täglich tausenden namens- und gesichtslosen Menschen, die man nie wieder sah. Aber ganz selten traf man eine Person, deren Gesicht und Namen man sich merkte, und dann war es eigentlich schade, dass man sie nicht wiedersehen würde.
***
Ich wollte das schon gestern fertig stellen....naja. Hat’s gefallen?