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Alltagschaos und ein Schlangemensch

von

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Die Stunde ist zu Ende und wie ist alles ausgegangen? Hausaufgaben für gefühlte zwei Monate. Das Dumme ist nur: Mein Gefühl sagt mir, dass es einen ganz einfachen Weg gibt, diesen Mount Everest an Aufgaben verschwinden zu lassen, ohne ihn zu bearbeiten. Dieser Weg hat Schuppen, dunkelgrüne Haare und lila, nein Amethyst Augen. Und irgendwie scheinen meine Mitschüler das Gleiche zu denken.

Ich will sterben.

Oder mir zumindest irgendeine hochansteckende Krankheit, damit ich in Quarantäne gepackt werde. Dann würde ich von all dem nichts mitbekommen. Dann wäre mit ihr dummes Gerede egal.

Plötzlich werde ich an die Wand gedrückt. Schmerzhaft wird mir dadurch die Luft aus den Lungen gepresst. Einen Schmerzenslaut unterdrücke ich jedoch. Nach einem ersten Blinzeln sehe ich auch, den Grund für diese Lage, denn vor mir stehen ein paar von unseren Möchtegern- Paris-Hilton-Doubles. Und sie sehen richtig angepisst aus. Wenn die weiter so herablassend gucken, dann kriegen die tiefe Falten in ihren überschminkten Gesichtern.

„Dir ist schon klar, dass Petersen die Show nur abzieht, weil du dich weigerst diese abartige Missgeburt deiner kranken Fantasie hierher zu schleifen. Wahrscheinlich willst du nur dein Spielzeug nicht hergeben. Denn dann müsstest du dir deine Nächte ja alleine versüßen.“

Von den Vieren kommen Würgegeräusche, aber ich sage nichts. Wäre zwecklos.

„Als ob du Freak dir dann nicht einfach was neues Malen könntest.“ Äbschätzend sieht Barbie mich an. Wartet wohl auf eine Antwort. „Vielleicht sollten wir lieber dich aufschneiden, damit man dir diese Abnormität herausschneiden kann.“

„Pah, die ist doch eine Ab.. Ab... Ach, einfach ein Freak im ganzen. Die sollte man ganz wegschneiden.“

„Schneiden...“ Oh je, Oberbarbie sieht mich so seltsam an. Was geht in ihrem kleinen Hirn vor sich? „Gebt mir mal eine Schere.“

„Was-Was habt ihr vor?“ Mir werden die Knie weich. Wenn Mädchen, wie diese jemanden fertig machen wollen, dann kriegen die das auch hin. Sie bekommen ja sonst nichts gebacken. Zu meinem bedauern hat eine von diesen aufgedonnerten Püppchen auch noch eine Schere dabei.

„Dann wollen wir dich mal stutzen. Haltet sie fest.“ Panisch reiße ich meine Augen auf, aber bevor ich irgendwie entwischen kann, werde ich wieder an die Wand gedrückt und ich merke nur, wie mein Zopf ergriffen und straff nach hinten gezogen wird. Die wollen doch nicht...?

„Und ab mit dem Mist. Ist auch das einzige was man mit diesem Gestrüpp machen kann.“

Es folgt ein hämisches Lachen.

Hier sind so viele Schüler, so viele Lehrer die auch gerade von einem Klassenraum zum nächsten hetzen, warum hilft mir denn keiner? Völlig fertig mit den Nerven und Tränen überströmten Wangen sacke ich in mich zusammen, als sie fertig sind, bekomme den angeschnittenen Zopf vor die Füße geworden.

„Ich hoffe du weißt jetzt endlich, was du zu tun hast.“

Zu viert stöckeln sie auf ihren Absatzschuhen davon, tun so als wäre nichts geschehen und widmen sich wieder ihrer eigentlichen Aufgabe: Den Kerlen den kopf verdrehen, auf dass sie den Boden küssen, den sie betreten haben. Dumme Gänse. Dumme, grausame Gänse.

Heulend stehe ich auf, schaffe es gerade so meine Tasche an mich zu drücken, und renne nach draußen, runter vom Schulgelände, immer weiter. Mir egal wohin, Hauptsache weg von diesem Ort der Folter. In unserem Garten komme ich zum stehen, kann wegen der ganzen Tränen kaum noch atmen. Kurz werfe ich einen Blick hoch, entdecke Tylen, der an meinem Fenster steht. Sein Blick schweift ein wenig durch die Gegend. Wahrscheinlich verfolgte er wieder einen Vogel. Kurz darauf landen seine Augen auf mir und nach einem Moment der Verwirrung, hellt sich sein Gesicht auf, trübt sich jedoch fast augenblicklich wieder. Er entfernt sich von der Scheibe und verschwindet somit aus meinem Blickfeld.

Sofort schlinge ich meine Arme um meinen Oberkörper, fühle mich irgendwie ein wenig allein. Und wieder will ich eigentlich nur noch weinen. Mehr schlecht als recht erreiche ich die Terrassentür, die mit Schwung aufgeht, noch bevor ich etwas machen konnte. Ein paar starke Arme schlingen sich um mich, ziehen mich ins Haus. Tylen sagt nichts, hält mich einfach nur fest, damit ich mich ausweinen kann. Wie einfühlsam er manchmal sein kann. Das ist schon erstaunlich.



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