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If I fall in love with you...

Sailor Moon-Challenge
von

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One-Shot

If I fall in love with you…
 

„Morgen habe ich das Vorstellungsgespräch.“
 

Aufgeregt sprang Usagi hin und her und wirbelte bunte Blätter auf, die nun im Wind tanzten. Rei bedachte sie mit einem strengen Blick und hielt den Besen fest. Leicht schüttelte sie ihren Kopf, doch ein Lächeln zierte ihre Lippen. Liebevoll legte sie ihre freie Hand auf Usagis Schulter und brachte sie so zum stehen. Aufgeregt kaute Usagi auf ihrer Unterlippe. Ihre Augen waren groß und ruhten auf Rei. Langsam schien die innere Ruhe von Rei auf sie über zu gehen. Sie atmete tief ein, schloss die Augen und lauschte den Worten der Priesterin.
 

„Usagi, beruhige dich. Du willst doch Morgen souverän auftreten. Eine Sekretärin braucht Energie, um die Hektik am Arbeitsplatz zu bewältigen. Aber sie schafft Ordnung und nicht Chaos. Verstanden?“
 

Ein braves Nicken war die Antwort.
 

„Gut. Dann geh jetzt nach Hause und entspann dich noch ein bisschen. Und bitte, sei nicht zu aufgeregt oder gar nervös. Das brauchst du nicht. Du bist geschaffen für diesen Job.“
 

Wieder das brave Nicken. Dann öffnete Usagi ihre Augen und trat einen Schritt näher an ihre beste Freundin, nur um sie in eine Umarmung zu schließen.
 

„Danke Rei.“
 

Schwungvoll drehte sich Usagi um und winkte ihr noch einmal zu, bevor sie hüpfend die Treppen hinunter verschwand. Rei hatte immer noch ein leichtes Lächeln auf den Lippen. Dann setzte sie ihren Besen wieder an und fegte die ersten gefallenen Herbstblätter zusammen.
 

*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*
 

Er schloss die Augen und drehte sich in seinem Stuhl um 180Grad. Die letzten warmen Sonnenstrahlen leuchteten ihm entgegen. Er seufzte und schlug seine Augen wieder auf. Der Ausblick war grandios. Vor einem knappen Jahr hatte er endlich geschafft, was er schon immer wollte. Er war Chefarzt. Ein ganzes Krankenhaus unter seiner Leitung. Doch er hatte nicht damit gerechnet, dass er mit so viel Papierkram aufgehalten wurde. Er wollte viel lieber Zeit mit Patienten verbringen. Ihnen helfen und Beistand spenden. Er wollte heilen. Doch leider musste er zuerst den Papierkram erledigen. Das raubte ihm wertvolle Zeit, die er in einem OP-Saal hätte stehen können. Darum brauchte er eine Sekretärin oder noch besser einen Sekretär. Denn die Frauen, die bisher für ihn gearbeitet haben, fingen zwar fleißig an, verliebten sich aber leider früher oder später in ihn und verließen dann das Krankenhaus weinend. Und er stand wieder da. Ohne Sekretärin. Allein mit dem Papierkram. Innerhalb eines Jahres suchte er jetzt schon die siebte. Noch einmal seufzte er auf. Gleich würde wieder eine kommen und sich vorstellen. Er schaute auf die Uhr. 5 Minuten noch…
 

Usagi rannte so schnell sie konnte. Es gab einfach Eigenschaften und Macken, die sie seit ihrer Schulzeit nicht los wurde. Sie arbeitete daran, aber sie verschwanden nicht. Sie würde immer mit ihnen leben müssen. So auch mit ihrer Unpünktlichkeit. Die meiste Zeit schaffte sie es zwar, aber nur unter großer Anstrengung und mit viel Ausdauer. Sie bog um die Ecke und stand endlich vor dem Krankenhaus. Hastig kramte sie den Zettel aus ihrer Tasche.
 

Mamoru Chiba, Chefarzt

6. Stock. Raum 610

14:30Uhr Vorstellungsgespräch
 

Sie keuchte und starrte auf ihre Uhr. Noch 5 Minuten. Schnell strich sie sich eine Strähne aus dem Gesicht und brachte ihre Kleidung in Ordnung. Mit schnellen Schritten eilte sie in den Aufzug und drückte ein paar Mal auf den obersten Knopf. Mit einem leisen Pling-Geräusch sprang der Aufzug auf und Usagi fand sich in einem Flur wieder. Sie klopfte gegen eine große Tür.
 

„Herein.“, rief eine tiefe Männerstimme.
 

Usagi versuchte noch ihre Nervosität hinunter zu schlucken, bevor sie die Tür öffnete und eintrat.
 

„Guten Tag. Mein Name ist Usagi Tsukino. Ich habe hier ein Vorstellungsgespräch.“
 

Unsicher streckte sie dem Mann ihre Hand entgegen und hoffte, dass sie sich im richtigen Zimmer befand. Endlich ergriff der Mann ihre Hand und nickte ihr zu.
 

„Setzten Sie sich doch, Fräulein Tsukino.“
 

Er schaute ihr direkt in die Augen und sie wich seinem Blick nicht einen Zentimeter. Der Händedruck war fest, aber nicht zu fest. Sie hatte also eine gesunde Portion Selbstbewusstsein. Das gefiel ihm. Er lächelte.
 

„Sie bewerben sich also für den Posten der Sekretärin?“
 

„Ja.“
 

Kurz und knapp. Sie lächelte ihn freundlich an, wodurch sein Lächeln breiter wurde. Und sein Herzschlag ein bisschen schneller.
 

„Warum?“
 

Ihr Lächeln verschwand. Sie kaute auf ihrer Unterlippe und schien über ihre Antwort nachzudenken.
 

„Ich denke, dass… es ein interessanter Job ist. Außerdem bin ich geübt mit dem Computer… Deswegen…“
 

Sie stockte schon wieder. Mamoru zog eine Augenbraue hoch und lehnte sich im Stuhl zurück.
 

„Sie hören sich nicht sehr überzeugt an, Fräulein Tsukino. Warum stellen Sie sich gerade als Sekretärin vor? Aus ihrem Lebenslauf konnte ich entnehmen, dass sie davor Erzieherin in einem Kindergarten waren. Wie kommt es zu ihrem Berufswechsel?“
 

Usagi schluckte. Trotzdem blieb ihr Hals trocken. Nervös strich sie sich den Rock glatt. Sie würde plappern. Das machte sie immer, wenn sie nervös wurde. Sie knetete ihre Hände.
 

„Das war so. Es gab zwei Kindergarten, aber nicht genug Geld. Deswegen wurde der, in dem ich arbeitete, leider geschlossen. Verstehen Sie? Ich liebe Kinder und ich liebe es mit ihnen zu arbeiten. Aber der andere Kindergarten hatte schon genug Erzieherinnen. Tja, da stand ich nun. Ohne Job. Das hieß entweder suchte ich mir einen anderen Kindergarten, und hätte wegziehen müssen oder zumindest viel hin und her pendeln müssen oder ich musste mir einen anderen Beruf aussuchen. Und Sie suchen eine Sekretärin. Und es befinden sich Kinder in ihrem Krankenhaus... Ich weiß auch nicht, ich dachte ich könne für Sie arbeiten und wenn Zeit übrig ist, könnte ich in die Kinderstation und vielleicht…“ Sie seufzte. „Ich weiß selbst nicht so genau wo da jetzt der Zusammenhang ist. Aber ich hätte Kinder in meiner Nähe. Das erleichtert es mir ungemein hier zu arbeiten. Und deswegen wollte ich mich gerne für diesen Job bewerben.“
 

Überrascht sah Mamoru sie an. Eine ehrliche Antwort. Er war sich nicht sicher, ob er damit gerechnet hatte. Er betrachte Usagi Tsukino etwas genauer. Sie sah gerade so aus, als würde sie vor Nervosität gleich umkommen, wenn er nicht endlich etwas sagen würde. Er schluckte und stellte genau in diesem Moment fest, dass die junge Frau vor ihm wunderschön aussah.
 

„Interessant. Sind Sie flexibel?“
 

Schnell nickte Usagi, dankbar dass er etwas sagte.
 

„Kommen Sie mit Überstunden zurecht?“
 

Wieder ein Nicken und ein zögerliches Lächeln erschien in ihrem Gesicht. Sein Puls ging ein bisschen schneller als er darüber nachdachte die nächste Frage wirklich zu stellen. Aber nachdem sie vorhin so ehrlich war, wollte er es wagen sie ihr zu stellen.
 

„Bitte antworten Sie auf die nächste Frage mit einem klaren Ja oder Nein. Werden Sie sich in mich verlieben?“
 

Stille machte sich in dem Raum breit. Mamoru konnte beobachten wie sich die Augen von Fräulein Tsukino weiteten, ganz langsam. So als ob ihr Gehirn erst jetzt verstanden hatte, was er gerade gefragt hatte. Nun starrte sie ihn fassungslos und mit offenem Mund an und er war gespannt wie ihre Antwort sein würde.
 

„WIE BITTE?!“
 

Ungläubig blickte Usagi in sein Gesicht. Es sah ernst aus und wirkte leicht angespannt. Erwartete dieser Mamoru Chiba wirklich eine Antwort auf eine solche Frage?
 

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Ungeduldig sah Rei zum x-Mal auf die große Uhr über der Tür. Vor 2 Stunden hatte Usagi das Vorstellungsgespräch gehabt, aber sie hatte sich immer noch nicht gemeldet. War das ein gutes Zeichen? Abermals griff sie zum Telefon und wollte ihre Nummer wählen. Aber was war, wenn sie immer noch in dem Gespräch saß? Wenn sie jetzt anrief, würde sie nur stören und vielleicht sogar alle Chancen, die Usagi bis dahin gehabt hatte, kaputt machen. Usagi würde sich schon melden, wenn sie das Gespräch hinter sich gebracht hatte. Außerdem gab es genug Arbeit hier am Tempel, die sie erledigen sollte.
 

Grübelnd stieg Usagi die Stufen zum Hikawa Tempel hinauf. Das Vorstellungsgespräch war irgendwie anders verlaufen als sie es erwartet hatte. Sie musste jetzt unbedingt mit Rei darüber reden. Als sie endlich die oberste Stufe erreicht hatte, sah sie ihre Freundin sofort. Die Priesterin war mal wieder hart am arbeiten. Sie lächelte. Ja, so war ihre beste Freundin. So war Rei. Sie hob ihre Hand und winkte ihr zu.
 

„Rei! Hast du Zeit für mich?“
 

Rei drehte sich um und winkte zurück. Dann nickte sie und zeigte in Richtung ihres Zimmers. Usagi zeigte, dass sie verstanden hatte und ging schon Mal in Reis Zimmer vor, während Rei einen Tee und Tassen holte.
 

„Ich bin ja schon so gespannt wie es gelaufen ist. Hast du den Job?“
 

Neugierig musterte Rei Usagi, die ein Grinsen auf den Lippen hatte. Sie versuchte zu deuten was es heißen sollte, doch kam sie nicht dahinter.
 

„Ja. Aber ich bin mir noch nicht sicher, ob das gut ist.“
 

Rei schaute sie verständnislos an.
 

„Wie meinst du das? Du hast den Job. Du bist in der Nähe von Kindern. Du musst nicht wegziehen. Ich meine, hallo-ho?! Das IST gut.“
 

„Ja, von diesen Punkten aus gesehen ist es auch gut, aber mein neuer Chef ist ziemlich von sich überzeugt. Ich würde jetzt nicht unausstehlich sagen, zumindest noch nicht. Dazu kenne ich ihn nicht gut genug. Aber er hat schon gewisse Charakterzüge, die ich einem besserwisserischen, überheblichen Idioten zuschreiben würde.“
 

„Okay, du kannst bestimmt nachvollziehen, dass ich da jetzt nicht ganz mitgekommen bin.“
 

Wieder lachte Usagi, während Rei versuchte aus den Worten schlau zu werden.
 

„Ja. Also, pass auf, das war so: Er hat mir eine echt merkwürdige Frage gestellt. Ich dachte echt, der will mich jetzt veräppeln. Aber der hat die tatsächlich ernst gemeint. Das hat mich voll verwirrt, aber…“
 

„Usagi! Komm auf den Punkt.“, unterbrach sie Rei verärgert.
 

„Oh, ja, entschuldige. Er hat mich gefragt, ob ich mich in ihn verlieben würde. Kannst du dir das vorstellen?“
 

„NEIN! Ist das dein Ernst? Warum fragt er dich sowas unsinniges? Das versteh ich echt nicht.“
 

„Glaub mir, mir ging es nicht anders. Ich meine, ich hab erst gar nicht gewusst was ich darauf antworten sollte. Ich konnte auch gar nicht. Nach den ersten Minuten der Verwunderung bin ich in schallendes Gelächter der Ungläubigkeit ausgebrochen. Daraufhin ist er dann ganz rot geworden und hat mir versucht zu erklären, warum er eine solche mehr als merkwürdige Frage stellt.“
 

Usagi machte eine kunstvolle Pause. Der Effekt war kaum zu übersehen. Rei hing geradezu an ihren Lippen und wäre vor Spannung beinah vornüber gekippt.
 

„Er hat behauptet, dass jeder seiner vorherigen Sekretärinnen sich in ihn verliebt hätte und weil er ihre Gefühle nicht erwidert habe, hätten sie gekündigt. Und jetzt wolle er nur wissen, ob er es noch einmal mit einer Sekretärin versuchen sollte oder lieber gleich einen Sekretär suchen sollte.“
 

„Oh mein Gott. Der Typ muss ja echt einen an der Klatsche haben. Was hast du dann zu ihm gesagt?“
 

„Was ist denn das für eine dumme Frage? Ich habe ihm dann gleich mal klar gemacht, dass ich nicht vorhabe mich in ihn zu verlieben und dass es mir nicht sehr schwer fallen sollte, weil ich einen arroganten und von sich selbst überzeugten Macho nicht anziehend finden würde.“
 

Rei lachte. Am liebsten wäre sie dabei gewesen. Sie hätte zu gern sein Gesicht gesehen.
 

„Dem muss das Gesicht ja herunter gefallen sein. Warum war ich nur nicht zur Stelle, um das mit zu erleben?“
 

Usagi wackelte mit ihrem Zeigefinger hin und her und schüttelte dabei ihren Kopf.
 

„Das war es ja gerade. Nachdem ich ihm diese Bemerkung an den Kopf geworfen hatte, lächelte er nur, reichte mir die Hand und meinte: ‚Dann auf gute Zusammenarbeit.‘ Er nannte mir meine Arbeitszeiten, Gehalt und so weiter und fragte, ob ich damit einverstanden wäre. Das wars dann. Morgen um 6Uhr soll ich anfangen, da durch die Abwesenheit einer Sekretärin sich einiges an Papierkram angesammelt hätte, der schnellst möglichst bearbeitet werden sollte.“
 

Rei schaute sie irritiert an. Auch Usagi wusste nicht mehr was sie dazu sagen sollte. Doch nach einigen Minuten der Stille, kicherten beide los.
 

„Ich finde, wir sollten heute Abend unbedingt feiern gehen. Lass uns die Mädchen anrufen und einen Karaokeabend machen.“
 

„Das ist eine gute Idee!“
 

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„Also diese Berichte müssen abgetippt und an folgende Adressen verschickt werden?“
 

Mamoru nickte.
 

„Genau. Aber vorher suchen Sie mir bitte die Akte von Frau Takasaki heraus. Die muss ich unverzüglich bearbeiten. Außerdem müssen diese Anträge noch bearbeitet werden. Das können Sie aber nicht alleine machen. Geben Sie mir also sofort Bescheid, wenn Sie alles andere erledigt haben. Dann können wir zusammen die Anträge machen. Verstanden?“
 

Usagi nickte. Ihr erster Arbeitstag. Sie hatte noch nicht einmal ihre Jacke richtig ausgezogen, da hatte sie schon haufenweise Stapel von Akten, Anträgen und Berichten vor sich gesetzt bekommen, die sie nun abarbeiten durfte. Herr Chiba hatte ihr zwar schon gesagt, dass es anfänglich viel zu tun geben würde, doch trotzdem fühlte sie sich ein bisschen überrollt. Seufzend machte sie sich wieder an die Arbeit. Müde rieb sie sich die Augen. Ihrer Ansicht nach war es jetzt Zeit für ein Päuschen, doch die verschiedenen Stapel auf ihrem Schreibtisch sagten etwas anderes. Seufzend schnappte sie sich eine neue Mappe.
 

„Puh, endlich fertig. Jetzt schnell Herrn Chiba holen und dann kann es auch schon weiter gehen.“, sagte Usagi zu sich selber.
 

Sie stand auf und wollte gerade an der Türe von ihrem Chef anklopfen als sie seine Stimme laut und deutlich hörte. Sie hielt mitten in der Bewegung inne, weil sie nicht wusste, ob sie stören würde. Verunsichert blieb sie vor der Tür stehen.
 

„Ja, ich werde sie dir zukommen lassen.“ Mamoru lachte. „Heute ist ihr erster Arbeitstag … Sie hat eine ganz schön freche Klappe und bei dem Aussehen … Ja genau, völlig unerwartet. Aber gut, mir kann es nur Recht sein. Die Hilfe kommt gelegen und solange sie mich in Ruhe lässt, ist alles in Ordnung. Mich würde es aber trotzdem nicht wundern, wenn sie sich auch in mich verlieben würde … Ehrlich, glaub mir. Vom Typ her ist sie zwar anders, aber es liegt trotzdem sehr nahe, dass …“
 

Usagi hatte genug gehört! Wenn sie die Situation richtig deutete, dann war dieser Typ gerade dabei, jemandem klar zu machen, dass sie sich auf jeden Fall in ihn verlieben würde. Sie schnaubte. Wie konnte man nur so eingebildet sein? Und was sollte bitte mit ihrem Aussehen sein? Der Kerl hatte doch keine Ahnung. Sie atmete einmal tief ein und wieder aus, dann klopfte sie an die Türe. Sie hörte ein ‚Tschüss‘ und kurz darauf ein ‚Herein‘.
 

„Herr Chiba, ich habe die Anträge durch. Wenn Sie also Zeit haben, dann könnten wir jetzt die anderen bearbeiten.“
 

Sie versuchte freundlich zu bleiben. Am ersten Tag gleich dem neuen Chef an die Gurgel zu springen, würde nicht unbedingt gut kommen. Sie schluckte und er betrachtete sie nur einige Sekunden mit einem nicht definierbaren Blick. Dann nickte er und stand auf.
 

„Bringen Sie mir bitte zuerst noch einen Kaffee. Schwarz. Mit Zucker. 2 Löffel.“
 

Irgendwie hörte sich seine Stimme merkwürdig an. Sie dachte kurz daran, was sie im Vorstellungsgespräch zu ihm gesagt hatte und überlegte, ob er es ihr doch irgendwie übel nahm. Doch dann dachte sie daran, was er am Telefon über sie gesagt hatte.
 

„Wird das heute noch was?“
 

Mamoru zog eine Augenbraue hoch und Usagi zuckte kurz zusammen. Nur für einen Bruchteil einer Sekunde funkelten ihre Augen ihn böse an, bevor sie sich umdrehte und wieder durch die Tür verschwand. Auch wenn es ihm nicht gefiel wie sie ihn eben angeschaut hatte, war es doch gut. Wenn er sich weiterhin so benehmen würde, dann sollte sich dieses Mal niemand in niemanden verlieben. Zufrieden grinste er.
 

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„Rei, der Typ ist so ein riesiger, arroganter Blödmann!“
 

Mit rotem Kopf schmiss sich Usagi in Reis Bett. Seit Wochen wurde sie jetzt schon in diesem Krankenhaus schikaniert. Fast stündlich musste sie diesem unverschämten Kerl einen frischen Kaffee holen. Außerdem scheuchte er sie für jede Kleinigkeit durch das komplette Krankenhaus. Immer wieder tauchten Frauen auf, die mit Herrn Chiba ach so wichtige Sachen besprechen mussten, von denen Herr Chiba aber nichts wissen wollte und dann musste sie diese aufdringlichen Hühner abwimmeln. Mal abgesehen davon, drückte er ihr bei jeder sich bietenden Gelegenheit rein, dass er absolut kein Interesse an ihr hatte. Als wäre sie auch eins dieser verrückten Hühner, die ihm an der Backe klebten. Alles hatte sie stumm über sich ergehen lassen.
 

„Okay, es mag kein angenehmer Job sein. Aber besser wie kein Job, oder?“
 

Rei wusste langsam keine aufbauenden Worte mehr. Seit Usagi ihren neuen Job hatte, war sie täglich nach der Arbeit bei ihr aufgetaucht, um mal wieder den Frust loszuwerden, der sich während des Tages bei ihr aufgestaut hatte.
 

„Aber das halte ich niemals bei dem aus. Der ist so bissig. Und es sind immer nur diese kleinen Randbemerkungen, die mich so treffen. Ich meine, ich mag ihn ja auch nicht. Aber ich zeig ihm das nicht offen, weil ich halt ein höflicher Mensch bin. Aber er ist so ein … so … Siehst du?!“ Aufgebracht sprang Usagi auf. „Mir fallen nicht mal mehr fiese Wörter ein, um ihn zu beschreiben. So schlimm ist die gesamte Situation mit ihm schon.“
 

Rei strich ihr über das Haar, um ihr Trost zu spenden.
 

„Weißt du was. Ich halte mal meine Ohren offen. Und wenn ich irgendwo mitbekomme, dass jemand gesucht wird, lass ich es dich wissen und du musst nicht mehr länger die Tyrannei dieses selbstverliebten Lackaffen ertragen. Und jetzt komm. Lass uns ins Crown gehen und Motoki besuchen. Ich wette mit dir, er macht dir auch einen super schokoladigen Milchshake zur Aufmunterung.“
 

Usagi lachte leise auf. Was würde sie nur ohne Rei machen? Schnell drückte sie ihre Freundin und nickte.
 

„Lass uns gehen.“
 

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„Fräulein Tsukino, wenn Sie weiterhin so durch die Gegend schleichen und so lange brauchen, dann werden wir noch morgen daran sitzen.“
 

Streng betrachtete Mamoru sie. In letzter Zeit schien ihre Energie irgendwie abhanden gekommen zu sein. Das fand er wirklich schade. Er mochte ihre Art, wenn sie nur so vor Energie strotzte.
 

„Tut mir Leid, Herr Chiba.“, knurrte sie.
 

Vielleicht sollte er sich mal ein bisschen zurück nehmen. Seit sie hier angefangen hatte, konnte er beobachten, wie sie sich von freundlich-und-immer-lächelnd zu nur-noch-wenns-nötig-ist-etwas-zu-sagen entwickelte. Dennoch konnte er sich ein Grinsen nicht verkneifen. Es war belustigend zu sehen, dass sie sich scheinbar über jede noch so kleine Bemerkung von ihm aufregte.
 

„Ausdauer ist wichtig in diesem Beruf. Auch für eine Sekretärin. Wenn Sie die nicht haben, sollten Sie vielleicht etwas trainieren. Schaden kann es auf jeden Fall nicht.“, tadelte er.
 

Es mag vielleicht kindisch sein. Aber er wollte wissen, wie weit er gehen konnte. Beim Vorstellungsgespräch hatte sie ihn sofort zu Recht gewiesen. Das hatte ihm gefallen. Er wollte wissen, wo die schlagfertige Usagi Tsukino hingekommen ist. Er spürte wieder einen weiteren bösen Blick in seine Richtung, den er gekonnt ignorierte. Ansonsten keine Reaktion. Aus irgendeinem Grund war er ein wenig enttäuscht.
 

„Na schön, so wie es aussieht, brauchen Sie wohl dafür noch etwas länger. Holen Sie mich einfach, wenn Sie endlich so weit sind.“
 

Usagi ließ sich seufzend auf den Stuhl plumpsen als Mamoru endlich das Zimmer verlassen hatte. Am liebsten wäre sie einfach gegangen. Die Tatsache, dass sie hier aber Kinder um sich hatte, die sie in jeder freien Minute besuchte, hielt sie davon ab. Außerdem war sie abgesehen von ihrem Chef zufrieden mit der Arbeit. Die Anträge waren interessant und sie hatte das Gefühl, als würde sie hier richtig helfen. Entschlossen nickte sie. Nur weil dieser Kerl der unausstehlichste war, den sie jemals kennen gelernt hatte, würde sie sich doch nicht unterkriegen lassen.
 

Mamoru war gerade wieder auf den Weg zu Fräulein Tsukino, als er seiner Kollegin Aki begegnete.
 

„Ah Herr Chiba, könnten Sie mir vielleicht mal kurz helfen?“
 

„Aber natürlich. Worum geht es?“
 

„Ich brauche einige Sachen. Kann Sie aber nicht alle auf einmal nehmen. Wenn Sie also mal kurz mit anpacken würden, dann müsste ich nicht zweimal laufen.“
 

Freundlich lächelte er sie an.
 

„Mit Vergnügen. Nebenbei wie geht es ihrem Mann eigentlich wieder. Hat er sich gut erholt nach der Operation?“
 

„Ja, vielen Dank.“
 

Als er auf dem Rückweg zu seinem Büro war, half er noch einer Krankenschwester ihre am Boden liegenden Unterlagen einzusammeln. Schwungvoll öffnete er die Tür und ging geradewegs auf Fräulein Tsukino zu, die seines Erachtens nach irgendwie merkwürdig aussah. Als er seine Hand ausstreckte, um sie an der Schulter zu fassen, schreckte sie zurück.
 

„STOP! Fassen Sie mich nicht an.“
 

Verwundert machte Mamoru einige Schritte zurück. Irgendwie sah sie verletzt aus. Oder traurig? Vielleicht war es auch Wut was er da in ihren Augen erkannte, doch sicher konnte er das nicht sagen.
 

„Ich versteh Sie nicht.“
 

Vorwurfsvoll zeigte Usagi auf Mamoru.
 

„Das wäre nichts Neues.“, murmelte er mehr zu sich als zu ihr.
 

„Genau das meine ich!“, aufgebracht ging Usagi einen Schritt auf ihn zu. „Ich habe Sie gesehen. Ich meine, ich habe Sie gesucht, weil wir weitermachen hätten können. Aber dann muss ich sehen, wie Sie nett zu einer Ärztin sind.“
 

„Was faseln Sie da?“
 

Verwirrt fuhr sich Mamoru durch die Haare. Aber Usagi redete unbeirrt weiter.
 

„Tun Sie nicht so. Ich weiß es. Sie sind nett.“
 

„… danke …?“
 

„NEIN! Sie sind nett und höflich. Sie können sogar den einen oder anderen Witz machen. Außerdem habe ich gesehen, wie Sie einer Krankenschwester geholfen haben ihre Papiere wieder einzusammeln, die sie versehentlich hat fallen lassen. Sie sind also auch hilfsbereit.“
 

Total in Rage drehte sich Usagi weg von ihm. Verwundert über die Aussagen und ihr Verhalten wollte Mamoru etwas sagen, doch Usagi drehte sich noch einmal und blitzte ihn böse an. Ein kleiner Stich fuhr durch seinen ganzen Körper. So voller Abneigung waren ihre meeresblauen Augen noch nie gewesen.
 

„Zu allen sind Sie so. Nur nicht zu mir. Ich dachte, okay, wenn der neue Chef ein riesen Idiot ist und keine Manieren hat, egal. Du gibst dich ja nicht freiwillig mit ihm ab. Niemand tut das. Mach einfach deine Arbeit. Solche Menschen sind nun mal Gift und können niemanden leiden. Aber Sie können nur mich nicht leiden.“
 

Wirklich verletzt schaute sie auf den Boden und Mamoru verstand endlich, was sie meinte. Sein Herzschlag beschleunigte sich und er wollte sich gerade aufrichtig entschuldigen. Doch plötzlich wurde ihr Blick fest und sie starrte ihn direkt in die Augen.
 

„Wissen Sie was?! Ich kann Sie auch nicht leiden. Was die anderen Frauen von Ihnen wollten, ist mir schleierhaft. Ich habe Ihnen nichts getan. Sie sind völlig unbegründet so zu mir. Aber das ist mir jetzt auch egal. Guten Tag noch.“
 

Mit erhobenem Kopf stürmte Usagi aus dem Zimmer und ließ einen verdatterten Mamoru zurück. Er starrte die Tür an. Er wollte zwar, dass sie auf sein Benehmen und seine Bemerkungen reagierte, doch irgendwie hatte er nicht mit so einer Reaktion gerechnet. Sein schlechtes Gewissen meldete sich und er überlegte kurz, ob er nicht doch zu weit mit seinen Bemerkungen gegangen war. Er schüttelte den Kopf, wenn er zu weit gegangen war, dann war das trotzdem immer noch eine übertriebene Reaktion ihrerseits darauf. Eilig rannte er ihr hinter her. Am Aufzug hatte er sie eingeholt.
 

„Fräulein Tsukino, mir ist egal, was Sie über mich denken. Aber Sie können nicht in diesem Ton mit mir reden und wenn Sie jetzt einfach vom Arbeitsplatz verschwinden, werde ich Sie fristlos kündigen. Haben Sie mich verstanden?“
 

Schnell wischte sich Usagi eine Träne von der Wange und hoffte, dass er es nicht gesehen hatte.
 

„Ja, habe ich.“
 

Mit diesen Worten drehte sie sich um und ging zurück. Mamoru schluckte. Wenn er richtig gesehen hatte, dann hatte sie sich gerade eine Träne weggewischt. Unsicher setzte er sich auch in Bewegung. Diese Frau war anders als alle anderen zuvor. Er wusste nicht wie er damit umgehen sollte. Aber sein Herz klopfte viel zu schnell. Er richtete seinen Blick auf die Frau vor ihm. Die zwei Zöpfe wippten im Takt ihrer Bewegung mit. Er überlegte was seine Gefühle zu bedeuten hatten und er war sich dabei nicht sicher, ob er es überhaupt wissen wollte. Denn seine Vermutung sagte ihm, dass er sich Hals über Kopf in diese Frau verliebt hatte… und dass er alle seine Chancen bei ihr von Anfang an zunichte gemacht hatte.
 

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„Rei, ich halte das echt nicht mehr aus. Ich dachte, er sei einfach nur ein Fiesling. Aber er hat es nur auf mich abgesehen. Was hab ich ihm denn schon getan?“
 

„Naja… bei eurem Vorstellungsgespräch hast du ihn einen arroganten Macho betitelt.“
 

„Okay, verstehe, aber kann man mir das verübeln? Ich meine, sowohl Frage als auch Erklärung dafür zeugten nun Mal von Arroganz. Ich kann echt nicht verstehen wie sich die anderen Weiber ihn diesen Schnösel verlieben konnten.“
 

„Ähm… wenn man bedenkt, dass er zu jeder Person nett sein soll, außer zu dir, dann ist es doch möglich, dass sich diese Frauen in ihn verliebt haben.“
 

„Rei! Auf welcher Seite stehst du eigentlich?“
 

Aufgebracht stolzierte Usagi in Reis Zimmer auf und ab. Sie hatte sich erhofft, dass sie eine Schimpftriade nach der anderen los werden konnte, doch durch Reis Bemerkungen staute sich nur noch mehr Wut in ihr auf.
 

„Selbstverständlich auf deiner!“
 

„Das will ich auch hoffen.“
 

Rei betrachtete ihre Freundin und musste feststellen, dass sie nicht gut aussah. Usagi merkte ihren Blick und fühlte sich dabei nicht gerade wohl.
 

„Was ist?“, fuhr sie Rei an.
 

„Usagi, ich mache mir Sorgen.“, ignorierte Rei ihren bissigen Tonfall. „Das ganze scheint dich echt fertig zu machen. Vielleicht solltest du doch kündigen.“
 

„Das kann ich nicht, solange ich nicht einen anderen Job finde. Wie soll ich denn meine Wohnung zahlen? Von was leben? Ich kann nicht noch mal meine Eltern fragen. Mal abgesehen davon, dass ich ihnen nicht erklären könnte, warum ich meinen Beruf an den Nagel gehängt hätte.“
 

Plötzlich war die Wut verraucht und sie spürte wie ihre Augen feucht wurden. Schniefend setzte sie sich.
 

„Wenn ich doch nur wenigstens wüsste warum, dann würde ich es ja vielleicht verstehen und könnte damit besser umgehen.“
 

Rei nahm sofort neben Usagi Platz und legte ihre Arme um sie. Sie überlegte, was sie sagen konnte.
 

„Vielleicht... denkt er, dass er sich so verhalten muss.“
 

„Was?“
 

Verständnislos schaute sie Rei in die Augen, die einen Geistesblitz zu haben schien.
 

„Ich denke, dass er so fies zu dir ist, damit du dich nicht in ihn verliebst.“
 

„Das ist doch total blöd, Rei. Hörst du dir manchmal eigentlich selber zu?“
 

Rei verpasste Usagi eine leichte Kopfnuss, die daraufhin ihre Arme verschränkte und einen Schmollmund formte.
 

„Sei nicht so vorlaut. Jetzt überleg doch mal. Zuerst fragt er dich, ob du dich in ihn verlieben würdest. Du sagst: ‚Nein, in einen arroganten Macho nicht.‘ Und was macht er daraufhin? Er ist unausstehlich zu dir. Und nur zu dir. Verstehst du? Ich meine, dass kann doch sein. Er wäre zwar nicht gerade der Einfühlsamste, wenn das wirklich so wäre, aber das wäre doch möglich.“, schloss Rei ihre Erklärung ab.
 

Usagi dachte über die Möglichkeit nach. Langsam nickte sie.
 

„Weißt du was? Das werde ich morgen rausfinden.“
 

Mit einem Lächeln stimmte Rei ihr nickend zu. Endlich zeigte Usagi mal wieder etwas von ihrem Elan.
 

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Aufgekratzt trat Usagi von einem Fuß auf den anderen. Sie hatte sich vorgenommen Mamoru Chiba zur Rede zu stellen. Aber umso näher sie ihm kam, desto unsicherer wurde sie. Wenn sie, oder vielmehr Rei, mit der Theorie falsch lag, dann würde sie sich zum Affen machen. Das war ihr klar. Aber würde sie ihn nicht darauf ansprechen, dann musste sie sich mit seinen Gemeinheiten abgeben. Und das erschien ihr nicht unbedingt die bessere Option zu sein. Der Aufzug ging auf und entschlossen trat Usagi in den Flur. Sie würde jetzt einfach in sein Büro gehen und ihn direkt darauf ansprechen. Ohne um den heißen Brei zu reden. Ohne Zögern. Selbstsicher setzte sie einen Fuß vor den anderen. Bevor sie an seine Tür anklopfte, schloss sie die Augen und atmete tief durch.
 

„Herein!“
 

Da saß er. Brütete über den ersten Unterlagen für diesen Tag. Als sie das Zimmer betrat, schaute er kurz auf, widmete sich aber sofort wieder dem Text. Und Usagi kam ins Schwanken. Konnte sie ihn wirklich einfach so unverblümt fragen?
 

„Einen Kaffee.“
 

Zwei Worte. Er brauchte nur zwei Worte, um ihr wieder das Selbstvertrauen zurück zu geben. Verächtlich schnaubte sie und zwang ihn so seine gesamte Aufmerksamkeit auf sie zu richten. Er lehnte sich im Stuhl zurück und zog eine Augenbrauche nach oben.
 

„Okay. Ich habe eine simple Frage an Sie. Nachdem ich gestern festgestellt habe, dass Sie anscheinend zu jedem außer mir nett sein können, habe ich mir überlegt, warum ich die Ausnahme bin. Ist es, weil ich gesagt habe, dass ich mich niemals in einen arroganten und überheblichen Macho verlieben würde?“
 

Überrascht zog Mamoru auch noch die andere Augenbraue nach oben. Das war seine Chance. Er konnte sein Benehmen richtig stellen, ohne dass es so aussehen würde, als versuche er sich besser darzustellen. Erleichtert über die glückliche Wendung stand er auf und kam erst kurz vor Usagi zum Stehen.
 

„Ja.“
 

Usagi konnte es nicht fassen. Ihr klappte der Kinnladen runter und sie starrte Mamoru ungläubig an. Wut kroch in ihr hoch.
 

„Wie konnten Sie nur?!“
 

Für den Bruchteil einer Sekunde verlor sie die Beherrschung. Er war also nur ein dummer Idiot. Und sie hatte darunter leiden müssen. Völlig grundlos. Sie merkte erst zu spät, dass sie mit der Hand ausgeholt hatte, um ihrem Gegenüber eine Ohrfeige zu geben. Sie kniff die Augen zusammen und wartete auf das übliche Klatsch-Geräusch, doch spürte sie plötzlich nur seine Hand um ihr Handgelenk. Langsam öffnete sie ihre Augen wieder.
 

„Ich denke wir sind Quitt. Versuchte Körperverletzung gegen seelische Grausamkeit. Denken Sie nicht auch?“
 

Erstaunt darüber, dass er so ruhig geblieben war, nickte sie nur langsam.
 

„Gut.“
 

Abrupt lies er ihre Hand los und setzt sich wieder hinter seinen großen Tisch. Etwas verwirrt stelle sich Usagi vor den Schreibtisch, stütze sich mit den Händen drauf ab und beugte sich etwas vor.
 

„Das wars?“
 

Er nickte und wollte sich wieder seinen Unterlagen widmen.
 

„Ich meine, Sie sind jetzt nett zu mir?“
 

„So dachte ich mir das. Nicht gut?“
 

„Doch, doch.“, sagte Usagi hastig. „Nur… haben Sie den jetzt keine Angst mehr, dass ich mich in Sie verlieben könnte, wenn Sie jetzt auf einmal nett zu mir sind?“
 

Mamoru lächelte sie an und Usagi spürte ein warmes Gefühl in ihrer Magengegend. Unsicher lächelte sie ihn ebenfalls an.
 

„Nein, sollte ich?“
 

Hastig schüttelte Usagi den Kopf und stieß sich vom Tisch ab.
 

„Ein Kaffee? Kommt sofort.“
 

Und mit diesen Worten verschwand sie durch die Tür. Mamoru schaute ihr noch nach, obwohl sie nicht mehr zu sehen war. In Gedanken spielte er mit seinem Kugelschreiber in der Hand. Nein, er hatte keine Angst mehr davor, dass sie sich in ihn verlieben könnte, sondern viel mehr, dass sie es nicht tat.
 

*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*
 

„Hey! Schön euch alle mal wieder auf einem Haufen zu sehen.“
 

Usagi lies sich fröhlich auf den freien Platz neben ihren Freundinnen plumpsen.
 

„Na gibt es irgendwas Neues?“, fragte Minako.
 

„Nein, eigentlich nicht.“
 

„Hat sich dein Chef seither keinen Fehltritt mehr geleistet?“, hakte Makoto nach.
 

Usagi lachte.
 

„Nein. Keine Sorge Mako. Alles bestens.“
 

„Sie duzen sich sogar schon.“, warf Rei ein.
 

„Was? Aber ich dachte du darfst dich nicht in ihn verlieben.“, tadelte Ami.
 

Usagi schlich die Schamesröte ins Gesicht.
 

„Wer hat den behauptet, dass ich mich in ihn verliebt hätte? Wir duzen uns doch nur.“
 

„Jaja. Und die Mittagspause verbringen sie immer zusammen und deine Überstunden häufen sich in letzter Zeit gewaltig. Und wenn ich das richtig verstanden habe, dann hat er dich doch neulich Heim gefahren, oder?“, berichtete Rei.
 

Die Röte in Usagis Gesicht nahm einen dunkleren Ton an.
 

„Na und? Für die Überstunden kann ich doch auch nichts und wenn wir uns halt verstehen, was ist da schon groß dabei? Ihr seid echt unmöglich.“
 

„Aber, aber. Wer wird denn gleich? Wenn da nichts ist, warum verteidigst du dich dann so?“, kicherte Minako.
 

„Tu ich doch gar nicht!“
 

„Schon verstanden. Ihr zwei versteht euch nur super. Ganz klare Sache.“, lachte Makoto.
 

„Ihr seid so gemein.“
 

„Ach Usagi, niemand meint das böse.“, wandte Ami ein.
 

„Genau. Für seine Gefühle kann man nichts.“, fügte Rei grinsend hinzu.
 

Eingeschnappt und mit hoch rotem Kopf sprang Usagi auf.
 

„Das muss ich mir nicht länger anhören.“
 

Rei, Makoto, Minako und Ami brachen nun in schallendes Gelächter aus, während Usagi das Crown verlies. Motoki trat zu den vier Mädchen an den Tisch und schaute in die Runde.
 

„Was ist denn mit Usagi?“
 

„Die muss sich gerade über etwas im Klaren werden.“, grinste Rei.
 

*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*
 

Vorsichtig balancierte Usagi den Stapel Akten in Richtung Büro. Innerlich fluchte sie über die gestrigen Anmerkungen ihrer Freundinnen. Wie konnten sie nur solche Dinge sagen. Sie wussten doch, dass sie sich unter keinen Umständen in diesen Kerl verlieben durfte. Warum brachten sie also ihre Gefühle so aus dem Konzept mit diesen blöden Andeutungen. Behutsam setzte sie den Stapel auf ihrem Schreibtisch ab und nahm sich die erste Mappe. Sie hatte sich nicht in ihren Chef verliebt.
 

„Usagi?“
 

Sie schreckte hoch. Wann war Mamoru denn zu ihr an den Schreibtisch gekommen? Mit einem leichten Rotschimmer schaute sie zu ihm auf.
 

„Ja?“
 

Mamoru lachte.
 

„Du warst wohl gerade in Gedanken versunken. Süß.“
 

Usagi schaute ihn erschrocken an und sie hatte das Gefühl, dass ihre Wangen noch ein bisschen stärker glühten.
 

„Ja, entschuldige…“
 

„Eigentlich wollte ich nur sagen, dass ich jetzt eine OP habe. Könntest du mir in der Zwischenzeit ein paar Akten zusammensuchen? Es könnte auch sein, dass du dazu runter in den Keller musst. Es sind ältere Unterlagen darunter.“
 

„Klar, kein Problem.“
 

„Gut. Ich denke, die OP dauert so 1 ½ Stunden. Wäre gut, wenn du dann alle Akten zusammen hättest.“
 

„Logisch Chef.“
 

Usagi grinste ihn breit an und Mamoru legte ihr einen Zettel hin und schenkte ihr dann ein warmes Lächeln, bevor er sich auf den Weg machte. Sie senkte ihren Kopf. Es war ihr mehr als peinlich gewesen. Warum hatte sie nicht bemerkt, dass er zu ihr an den Schreibtisch gekommen war? Sie schüttelte den Kopf. Sich darüber den Kopf zu zerbrechen half auch nicht weiter. Sie tippte den Zettel an. Sie sollte sich lieber dran machen, die verschiedenen Akten zu finden. Sie stand auf und ging zum ersten Aktenschrank. Eine dreiviertel Stunde später hatte sie gerade Mal 3 Akten von der Liste streichen können. Die restlichen 9 mussten sich also im Kellerarchiv befinden. Seufzend machte sie sich auf den Weg nach unten. Sie war bisher noch nie im Keller gewesen. Hoffentlich würde sie sich zu Recht finden. Es waren kaum Fenster vorhanden und es kam nur spärlich Licht in den engen Flur. Mit zügigen Schritten wollte sie nach hinten ins Archiv gelangen, doch sie fand sich unerwarteter Weise auf den Boden wieder und ihr linker Fuß schmerzte fürchterlich. Mit zusammen gekniffenen Augen versuchte sie zu erkennen über was sie da gestolpert war und erfasste den Umriss eines alten Kartons, der mitten im Weg stand. Sie wollte wieder aufstehen, doch durchzog der Schmerz ihren Körper. Belasten konnte sie ihren Fuß also nicht. Sie musste sich zusammen reißen, um nicht zu weinen und sie hatte das Gefühl, dass der Schmerz stärker wurde. Unruhe befiel sie. Wie oft kamen hier wohl Leute vorbei? Usagi überschlug ihre Chancen und kam zu dem Schluss, dass sie sich doch irgendwie selbst wieder hoch bringen musste. Darauf bedacht nicht ihren linken Fuß zu belasten, stellte sie sich auf ihren Rechten. Gut. Sie stand einigermaßen sicher, doch brachte sie dass auch nicht voran. Immerhin wollte sie zumindest einen Stock höher kommen. Sie hüpfte… und bereute es sofort. Mit schmerzverzerrtem Gesicht lies sie sich wieder auf den Boden fallen und lehnte sich gegen die Wand. Langsam benetzten Tränen ihr Gesicht.
 

Als Mamoru in sein Büro kam, wunderte er sich, dass Usagi nicht hier war. Dann sah er die Akten auf seinem Schreibtisch liegen, doch es waren nur 3. Usagi musste sich also gerade im Keller befinden und die anderen Akten suchen. Ohne groß zu überlegen, machte er kehrt. Dann würde er ihr halt helfen sie zu finden. Er grinste und drückte den untersten Knopf im Aufzug. Pfeifend wartete er darauf bis er wieder aufging und er hinaus gehen konnte. Man musste noch wenige Stufen nach unten und einen längeren Flur entlang gehen, bevor man das Archiv erreichte. Immer noch pfeifend erreichte er die unterste Stufe.
 

„Hallo?“
 

Mamoru verstummte. Irgendwie kam ihm diese weinerliche Stimme ziemlich bekannt vor.
 

„Usagi?“
 

„Mamoru? Oh Gott sei Dank!“
 

Mamoru beschleunigte seine Schritte bis er eine Gestalt am Boden gegen die Wand gelehnt ausmachte.
 

„Was tust du da?“
 

Sie versuchte zu lachen. Doch es war eher ein Jammern.
 

„Manchmal kann ich ganz schön schusselig sein. Früher war das noch schlimmer. Es hat sich eigentlich schon gebessert, aber naja… manchmal bin ich halt immer noch so ein kleiner Tollpatsch. Siehst du die Kiste?“
 

Usagi zeigte auf ein Rechteck hinter Mamoru. Er drehte sich um und konnte sich den Rest schon denken.
 

„Ich bin darüber gestolpert.“
 

Wieder erklang dieses jämmerliche Lachen.
 

„Kannst du aufstehen?“
 

„Meinst du, ich würde dann noch hier sitzen?“, fauchte Usagi. „Hüpfen geht auch nicht.“
 

Er hörte wie ihre Stimme zitterte. Vermutlich weil sie ihre Tränen zurück hielt.
 

„Okay, pass auf.“ Er beugte sich zu ihr runter. „Leg deine Arme um meinen Nacken und halt dich fest, dann trag ich dich schnell hoch und untersuch deinen Fuß.“
 

Usagi stockte der Atem und für einen Moment spürte sie gar nichts mehr außer diesen Schmetterlingen, die in ihrem Bauch eine wilde Party zu feiern schienen. Erleichtert bedankte sie sich innerlich für die nicht vorhandene Lichtquelle. So konnte Mamoru wenigstens nicht sehen wie sich ihre Gesichtsfarbe mit hoher Wahrscheinlichkeit der einer Tomate anpasste. Zögerlich legte sie ihre Hände in seinen Nacken. Sie spürte seinen Atem an ihrer Wange und ihr wurde heiß und kalt zugleich. Mit einem Ruck hob er sie von Boden und diese kleine Bewegung rief ihr wieder schmerzlich in Erinnerung wie es überhaupt zu so einer Situation kommen konnte. Sie zuckte zusammen und versuchte ein Stöhnen zu unterdrücken.
 

„Entschuldige.“, flüsterte Mamoru.
 

Er betrachte die zierliche Gestalt in seinen Armen. Dabei fragte er sich kurz wie viel dieses Fliegengewicht wohl wog, bevor er sich wieder aufrichtete und in Richtung Aufzug ging. Und ihm fiel auf, dass er ihr noch nie so nah war wie in diesem Moment. Er versuchte so unauffällig wie möglich ihren Duft in sich aufzunehmen. Sie roch zart nach Pfirsichen. Das Pling-Geräusch des Aufzuges erinnerte ihn daran, dass es ihr nicht gut ging und dass sie eine ärztliche Untersuchung brauchte. Als er endlich ein freies Besprechungszimmer gefunden hatte, setzte er sie auf der Liege ab. Die Schwellung ihres linken Fußes war nicht zu übersehen. Behutsam nahm er den Fuß.
 

„Autsch!“
 

Usagi kniff die Augen zusammen.
 

„Entschuldige.“
 

Sie schüttelte den Kopf.
 

„Kannst du ja nichts dafür.“, presste sie hervor.
 

Er lächelte ihr aufmunternd zu.
 

„Ich glaube, dass er verstaucht ist. Aber damit keine Unsicherheiten bleiben, gehen wir lieber noch schnell zum Röntgten.“, meinte er dann.
 

„Aber ich bin doch nur gestolpert!“, wendete Usagi ein.
 

„Tja, und so wie es aussieht, auch recht ordentlich. Ich gebe dir erst mal ein leichtes schmerzlinderndes Mittel und Kühlakkus. Dann bringe ich dich zum Röntgten.“
 

Usagi nickte gequält. Doch ein paar Minuten nachdem Mamoru ihr das Schmerzmittel verabreicht hatte, ging es ihr schon besser. Anschließend setzte er sie in einen Rollstuhl, um sie möglichst ohne viel Bewegung zum Röntgten zu bringen.
 

„Er ist verstaucht, aber wenigstens sind keine Bänder betroffen. Die nächsten Tage solltest du ihn erst mal nicht viel bewegen, auch wenn die Schmerzen nachlassen. Außerdem solltest du deinen Fuß die nächsten 24 Stunden kühlen, damit sich kein Bluterguss bilden kann.“
 

Usagi nickte etwas schwerfällig mit halb geschlossenen Augen, da sie durch das Medikament schläfrig geworden war. Mamoru lächelte. Vorsichtig nahm er ihren Fuß und legte ihr einen Kompressionsverband an. Schmunzelnd unterbrach er seine Bewegung und schaute zu Usagi auf. Verwundert darüber zwang sich Usagi ihre Augen zu öffnen.
 

„Was ist los?“
 

Mamoru lachte.
 

„Du schnurrst.“
 

Sofort schoss Usagi die Schamesröte ins Gesicht.
 

„WAS?“
 

„Du schnurrst wie eine Katze.“
 

Jetzt war sie wieder hellwach. Das durfte doch nicht wahr sein. Sie konnte doch nicht… Energisch schüttelte sie den Kopf.
 

„Nein.“
 

„Doch. Du hast gerade eindeutig geschnurrt!“
 

Sie wünschte sich ein Loch, in dem sie verschwinden konnte. Peinlich berührt senkte sie ihren Blick und hörte sein leises Lachen. Bestimmt dachte er jetzt, dass sie einen an der Waffel hatte. Missbilligend dachte sie an ihre Katze Luna. Sie hatte sie geschenkt bekommen, als sie vor 3 Jahren ausgezogen war. Und viel zu schnell hatte sie sich eine Eigenschaft von dieser blöden Katze angewöhnt. Sie fing leise an zu schnurren, wenn sie sich wohl fühlte.
 

„Das muss dir doch nicht peinlich sein.“, lachte Mamoru.
 

„Ich möchte jetzt einfach nur Heim“, flüsterte Usagi mit gesenktem Blick.
 

„Okay. Ich fahr dich.“
 

Usagi wollte schon etwas einwenden, doch Mamoru hatte sie schon wieder in den Rollstuhl gesetzt und war mit ihr auf den Weg zur Tiefgarage. Schweigend stiegen sie ins Auto und Mamoru fuhr los und kam erst wieder vor ihrer Wohnung zum Stehen. Er schaute zu ihr rüber.
 

„Die nächsten 7 Tage geb ich dir jetzt frei. Danach sollte dein Fuß eigentlich wieder soweit belastbar sein ohne Schmerzen zu verursachen.“
 

Usagi nickte und war nicht fähig ihn anzuschauen. Mamoru stieg aus und holte die Krücke aus dem Kofferraum, dann öffnete er die Beifahrerseite und half Usagi beim Aussteigen.
 

„Bitteschön.“
 

„Danke.“
 

Schnell griff Usagi nach der Krücke und machte sich langsam auf den Weg.
 

„Schaffst du es alleine bis in deine Wohnung oder soll ich dich noch begleiten?“
 

Usagi winkte kopfschüttelnd ab ohne sich noch einmal zu ihm umzudrehen. Viel zu peinlich war ihr die Situation. Wie sollte sie ihm nur in Zukunft unter die Augen treten?
 

„Dann geh ich jetzt mal.“
 

Sie nickte.
 

„Falls du wieder stärkere Schmerzen haben solltest, Fieber bekommst oder sich ein Bluterguss bildet. Dann ruf mich sofort an.“
 

Wieder nur ein Nicken. Und Mamoru wusste nicht mehr was er ihr noch sagen sollte. Schließlich hörte Usagi wie eine Autotür ging und der Motor eines Autos gestartet wurde. Dann wie er wegfuhr. Als sie endlich in ihrer Wohnung war, schenkte sie Luna einen bitterbösen Blick und legte sich ins Bett, zog die Decke über den Kopf und wartete darauf, dass das Sandmännchen sie bald besuchen würde.
 

*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*
 

„Du musst es dir endlich eingestehen Usagi. Du hast dich in deinen Chef, in den du nicht verlieben solltest, verliebt.“, meinte Rei leicht gereizt.
 

„Sag das nicht!“, flüsterte Usagi.
 

Rei seufzte. Seit Stunden saß sie nun schon bei Usagi und hatte sich anhören müssen wie peinlich die gesamte Situation für sie war.
 

„Usagi, ich verlier gleich auch noch den letzten Geduldsfaden, den ich noch habe. Warum sollte dir die Situation sonst so unangenehm sein? Und sei doch mal ganz ehrlich. Deine Gefühle für Mamoru sind viel stärker wie für Motoki. Und Motoki ist nur ein Freund von dir. Und was bedeutet das? Genau, du hast dich in deinen Chef verliebt. Oder hast du eine andere Erklärung für dein blödes und unsinniges Verhalten?“, schloss Rei ihre Ausführungen ab.
 

Usagi kaute auf ihrer Unterlippe. Ihr war schon klar, dass sie sich in Mamoru verliebt hatte, doch wollte sie nicht, dass es auch andere wussten. Denn wenn es so offensichtlich war, dass sie in ihn verliebt war, dann wäre es nur noch eine Frage der Zeit, wann es auch Mamoru merken würde. Und dann wäre alles aus.
 

„Ja. Du hättest halt dabei sein müssen. Er hat mich durchs halbe Krankenhaus getragen. Die Blicke der Kollegen und Angestellten waren so eindeutig. Sie sagten: ‚Wieder eine Sekretärin, die sich an ihn heran schmeißt.‘ Die haben mich schon abgestempelt als einer der hysterischen Hühner, die sonst für ihn gearbeitet haben. Das gesamte Personal wird es wissen, wenn ich wieder komme. Und dann habe ich auch noch so dümmlich geschnurrt. Ich kann mich doch dort nie wieder sehen lassen!“
 

„Usagi, schau mich an.“, Reis Stimme war ruhig und sanft, aber bestimmend. „Liebst du ihn?“
 

Sie schaute ihr genau in die Augen und Usagi wusste, dass weiteres abstreiten nur in einem Streit mit ihrer besten Freundin enden würde.
 

„Ja.“
 

„Dann sollte es dir egal sein, was die anderen denken. Kümmer dich nicht drum. Und solange du dich nicht wie eines dieser Hühner verhalten wirst, ist es bestimmt egal für die anderen, ob du dich in deinen Chef verliebt hast, oder nicht.“
 

„Oh Rei, du verstehst das einfach nicht.“, rief Usagi den Tränen nahe.
 

Rei stand auf.
 

„Nein, du verstehst das Ganze nicht und um ehrlich zu sein, hab ich keine Lust mehr mit dir darüber zu diskutieren. Seit Tagen sitze ich jetzt schon bei dir rum und muss mir dein Geheule anhören. Am Tempel wartet Arbeit auf mich. Ich komme gerne wieder vorbei, wenn du nicht mehr vorhast meine Nerven mit diesem Thema zu strapazieren.“, sagte Rei in einer gefährlichen Tonlage.
 

Sie ging.
 

„Rei… ?“
 

Usagi hörte wie die Tür zugeknallt wurde und dann war es still. Leise liefen ihr die Tränen über das Gesicht.
 

*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*
 

Sie hatte sich überlegt, ob sie einer ihrer Freundinnen anrufen sollte, doch mit Rei hatte sie seither nicht mehr geredet und mit den anderen wollte sie nicht auch noch Streit haben. Dennoch brauchte sie mal einen Tapetenwechsel. Darum hatte sie beschlossen ins Crown zu gehen und sich von Motoki einen Aufmunterungsmilchshake machen zu lassen. Niedergeschlagen lies sie sich auf einem Hocker am Tresen fallen.
 

„Usagi, lange nicht mehr gesehen.“
 

Motoki grinste sie an, und Usagi versuchte sich auch daran ihm ein Lächeln zu schenken. Sofort wechselt Motokis freundlicher Blick zu einem besorgten.
 

„Was ist denn mit dir los?“
 

„Nichts.“, murrte Usagi. „Kannst du mir einfach einen Schokoladenmilchshake machen?“
 

„Klar.“
 

Motoki verschwand nach hinten, um den Milchshake zu machen. Usagi schaute sich um. Überall saßen verliebte Pärchen, die turtelten. Genervt drehte sich Usagi wieder zurück. Da kam Motoki auch schon mit dem Milchshake wieder.
 

„Bitteschön, einmal double choc Milchshake mit einer extra Portion Sahne und Schokostreusel.“, grinste Motoki sie breit an.
 

„Danke.“
 

Betrübt nahm Usagi den Strohhalm in den Mund und saugte daran. Verärgert schaute sie zu Motoki hoch.
 

„Warum müssen hier eigentlich so viele Liebespaare rumhängen? Haben die nichts Besseres zu tun?“
 

Motokis Blick hellte sich auf.
 

„Ah, jetzt verstehe ich.“
 

Motoki lehnte sich mit den Armen auf den Tresen und schaute Usagi direkt in die Augen.
 

„Du hast Liebeskummer.“, stellte er sachlich fest.
 

Usagi verschluckte sich und hustete. War es denn wirklich so offensichtlich?
 

„Wie kommst du denn darauf?“, fragte sie fassungslos.
 

„Du bist genervt von den vielen Pärchen hier und deine Laune ist eindeutig im Keller. Man muss nicht Sherlock Holmes sein, um zu erkennen was das bedeutet.“
 

Verbittert dachte Usagi daran wie sie übermorgen wieder ins Krankenhaus sollte. Würde er es auch merken? In Gedanken spielte sie verschiedene Szenarios in ihrem Kopf durch, wie sich ihr erster Arbeitstag nach ihrem kleinen Unfall abspielen könnte. Motoki riss sie aus ihren Gedanken.
 

„Oje, das kann ich mir ja nicht länger mit anschauen. Meine Schicht ist gleich zu Ende, dann lad ich dich ins Kino ein. Damit du endlich mal wieder lachst.“
 

„Ach Motoki, ich weiß auch nicht. Eigentlich habe ich keine Lust dazu.“
 

„Papperlapapp, gegen Liebeskummer kann man nicht viel tun, außer sich abzulenken. Ich weiß wovon ich rede. Als mit Reika Schluss war, war ich für jede Ablenkung dankbar. Also kommst du jetzt gefälligst mit ins Kino.“
 

Usagi wusste nicht was sie darauf erwidern sollte, darum nickte sie nur stillschweigend. 10 Minuten später schnappte Motoki sich ihre Jacke und reichte sie ihr. Dann nahm er seine und zog sie an. Keine Minute später verliesen sie das Crown. Motoki versuchte Usagis Laune ein wenig zu heben, indem er ihr erzählte wie es ihm nach der Trennung ging als Usagi plötzlich wie versteinert stehen blieb.
 

„Da ist er!“, flüsterte sie.
 

Sie zog Motoki eilig zur Seite. Verständnislos starrte er sie an.
 

„Wer ist da?“
 

„Na wer wohl.“
 

Usagi schenkte Motoki einen bösen Blick.
 

„Bitte mach was!“, flehte sie ihn an.
 

„Was soll ich denn deiner Meinung nach tun?“, fragte er ratlos.
 

„Mich verstecken. Wenn er mich sieht, dann muss ich vor Scham sterben. Bitte!“
 

Usagi wurde immer kleiner. Verzweifelt versuchte sie sich hinter Motoki zu verstecken. Ratlos betrachtete Motoki sie bei dem Versuch sich in Luft aufzulösen. Er wusste nicht genau was er tun sollte. Plötzlich wurden ihre Gesichtszüge ernst. Kaum verständlich flüsterte sie etwas und sah Motoki dabei direkt an. Entsetzt riss dieser die Augen auf.
 

„Das kannst du nicht ernst meinen. Wie soll dir das denn helfen? Hast du mal darüber nachgedacht wie hirnrissig das eigentlich ist? Und wenn er uns doch sieht, hä?!“
 

Doch logisches Denken gehörten noch nie zu Usagis Stärken, besonders nicht, wenn sie gerade dabei war in Panik auszubrechen.
 

„Ja ja, bla bla! Küss mich einfach!“
 

Panik schwappte in ihrer Stimme überdeutlich mit. Und als Motoki keine Reaktion zeigte, zog sie ihn zu sich runter und drückte einfach ihre Lippen auf seine. Plötzlich hörte sie eine wohl bekannte Männerstimme.
 

„Motoki, seit wann hast du denn wieder eine Freundin?“
 

Erschrocken fuhren Usagi und Motoki auseinander.
 

„Usagi?“
 

Mamoru schaute von einem zum anderen. Er spürte einen Stich im Herzen.
 

„Ihr kennt euch?“, fragte Usagi bestürzt.
 

„Du meinst er ist derjenige, in den du dich …“
 

„Motoki!“, rief Usagi entsetzt. „Ich wusste ja gar nicht, dass mein Chef ein Freund von dir ist.“
 

„Doch, doch. Um ehrlich zu sein, kennen wir uns schon ewig“, antwortete Motoki perplex. „Aber seit Mamoru Chefarzt ist, habe ich ihn kaum noch gesehen. Das Krankenhaus frisst einfach viel zu viel deiner Zeit.“
 

Überfordert mit der Situation schaute Motoki Mamoru kurz an und heftete seinen Blick dann wieder an Usagi fest.
 

„Ja, ich weiß. Wir sollten echt mal wieder was unternehmen.“, knirschte Mamoru.
 

Die Anspannung war überdeutlich wahrzunehmen. Keiner wusste was er sagen sollte. Mamoru räusperte sich und versuchte so gelassen wie möglich zu klingen.
 

„Und seit wann seid ihr… Naja… Ein Liebespaar?“
 

Usagi schluckte, ihr Hals war furchtbar trocken. Eigentlich hatte sie nicht vorgehabt Mamoru anzulügen. Doch wie sollte sie die Situation jetzt nur richtig stellen ohne dass sie Mamoru von ihren Gefühlen erzählen musste.
 

„Ich weiß nicht, was es dich angehen sollte. Und jetzt lass uns alleine!“, fauchte Usagi.
 

Verletzt schaute Mamoru die Frau vor ihm an. Wut und Eifersucht packten ihn. Er wollte derjenige sein, der alleine mit ihr etwas unternahm. Er wollte derjenige sein, der sie in den Armen hielt und sie küsste.
 

„Verdammt, weil ich dich liebe!“
 

Der Zorn in seiner Stimme war weg. Ungläubig starrten Usagi und Motoki ihn an. Usagis Herz fing wild an zu pochen. Sie wusste nicht was sie sagen sollte. Die gesamte Situation war so völlig absurd und widersinnig, dass sie gar nicht wirklich sein konnte. Sollte er sie wahrhaftig lieben? Er schaute sie erwartungsvoll an.
 

„Wir sind nicht zusammen.“, brachte endlich Motoki hervor.
 

„Aber ihr habt euch doch geküsst!“
 

Mamoru war mehr als verwirrt, aber auch erleichtert und Motoki zuckte nur mit den Schultern.
 

„Das soll dir mal schön Usagi erklären. Ich geh dann mal.“
 

Gespannt schaute Mamoru Usagi an und Motoki klopfte ihr nur kurz auf die Schulter und lies die Zwei dann alleine. Usagi wusste hingegen immer noch nicht was sie sagen sollte. Verwirrt starrte sie ihre Füße an.
 

„Lass uns ein Stück gehen. Ich glaube, ich muss dir da etwas erklären.“, meinte Mamoru.
 

Langsam setzte sich Mamoru in Bewegung und Usagi folgte ihm schweigend. Als sie im Park angekommen waren, setzte sich Mamoru auf eine freie Parkbank. Usagi tat es ihm gleich. Niemand sagte etwas. In Usagi staute sich Nervosität auf. Warum sagte er nichts? Oder tat etwas? Oder sollte sie etwas sagen oder machen? Hilflos schaute sie sich um und durchforstete ihren Kopf nach etwas passendem, was sie sagen konnte. Ihr Blick blieb dabei an einer Ente hängen, die sie ganz offensichtlich anzustarren schien.
 

„Irgendwie fühle ich mich von der Ente beobachtet. Was macht die überhaupt noch hier. Es ist Winter. Also kalt. Warum ist die nicht im Süden, wo sie hingehört. Ich meine, …“
 

Weiter kam sie nicht. Zärtlich wurden ihre Lippen von seinen verschlossen und so zum Schweigen gebracht. Nur langsam lösten sie sich wieder voneinander.
 

„Ich liebe dich!“
 

Hoffnungsvoll schaute Mamoru ihr in die Augen.
 

„Ich liebe dich auch!“
 

Lächelnd verschmolzen beide wieder zu einem zärtlich Kuss miteinander.
 

(\ /)

( . .) ~ Finis ♥ Hope you enjoyed!

c(")(")



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Kommentare zu diesem Kapitel (12)
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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  bunny144
2014-11-11T21:02:45+00:00 11.11.2014 22:02
Toll den Hasen am ende finde ich süß
Von:  Lunata79
2014-10-06T21:38:35+00:00 06.10.2014 23:38
Wirklich schön.
Von:  PrincessOfMoon
2013-04-28T10:24:44+00:00 28.04.2013 12:24
Tolle ff nur das Ende hätte ich mir ein kleines bisschen ausführlicher gewünscht
Von:  Nalahime
2013-04-05T13:51:33+00:00 05.04.2013 15:51
Ich mag die Story echt, aber irgendwie kam mir das Ende etwas plötzlich vor. Naja, kann auch nur ich sein. ^^ Egal, jedenfalls mag ich die Story und wird trotz des Endes ein Favo von mir! ^^b
Von:  Namice
2010-03-24T05:28:20+00:00 24.03.2010 06:28
Wow, eine wirklich sehr schöne Story!
Mir gefällt es, dass du der Geschichte Raum zum atmen gelassen hast - also dass sich alles nach und nach aufgebaut hat und dass sich die Ereignisse nicht überschlagen. ^.^ Ich fand das Tempo sehr angenehm!
Dein Schreibstil hat mir auch sehr gefallen, sehr abwechslungsreich und mitreißend!
Und ich finde du hast auch die vorgegebenen Sätze sehr passend eingebaut *.* Es passt zum Rest der Geschichte und auch zu den Charakteren.
Bei Gelegenheit werde ich sicher noch mehr von dir lesen ^.^ Weiter so!
Von:  Lifthrael
2010-02-11T13:46:18+00:00 11.02.2010 14:46
Entschuldigung, dass es so lange mit dem Kommentar gedauert hat. Aber das Semester ist in den letzten Wochen zu Ende gegangen und ich hatte viele Klausuren zu schreiben. Hier aber nun mein Kommentar für dich.

Du hast die Charaktere IC beschrieben und handeln lassen, so dass man ihre Reaktionen gut nachvollziehen konnte. Bunny war impulsiv und Mamoru... naja, er war eben Mamoru ;)
Mir sind leider immer wieder kleinere Fehler in der Rechtschreibung und Zeichensetzung aufgefallen. Vor allem, wenn auf wörtliche Rede ein Nebensatz folgte. Aber das hat den Lesefluss nicht wirklich gestört und man erkennt, dass es wohl zum größten Teil Flüchtigkeitsfehler waren.
Deine Idee für die Geschichte fand ich auch sehr nett, nur hat sich die Fanfiction, meiner Meinung nach, ziemlich in die Länge gezogen. Vielleicht hätte man bei manchen Stellen ein wenig knapper und konzentrierter beschreiben können. Das ist aber mein persönliches Leseempfinden ;)

Im Großen und Ganzen fand ich deine Fanfiction in Idee und Umsetzung gut und du hast die vorgegebenen Sätze auch gut eingebaut. Auch, da du sie so auf den letzten Drücker und mit viel Zeitdruck geschrieben hast.

Und noch einmal entschuldigung wegen des späten Kommentars.
Von:  Dragonohzora
2010-01-24T15:53:36+00:00 24.01.2010 16:53
Also,
ich weiß garnicht was ich sagen soll, ich fand diese FF so super. ich konnte garnicht aufhören zu lesen. Ihc saß ganz hibbelig dabei udn verschlang kedes einzelne Wort voller Hochgenuss.

Die Idee an sich ist mal etwas vollkommen anderes und bekommt von mir ein ganz dickes PlusXD Und die Umsetzung. Diese doch sehr seltsame Vorstellunggespräch, Usagis Verzweiflung. Mamorus Gefühlsöänderungen. Du hast alle Facetten perfekt miteinander verwoben und verknüpft udn wie du nachherdenn noch Motoki mit reingebrahct hastXD herrlich, einfach Einzigartig.

Muss ich zu deinem Schreibstil noch was sagen? Ich bin restlos begeistert. Eine Gute idee und genial umgesetzt, dein Schreibstil ist flüssig und niemals langweilig. Ich habe das ganz besondere Kribbeln verspürt beim lesen, genau wie ich das liebe.

Ich bin wirklich mal auf die Auswertung gespannt^^ und ich hoffe noch ganz viele Mamo X Usa FF von dir lesen zu dürfen.

Lg^^
Von:  Synnove
2010-01-24T12:45:56+00:00 24.01.2010 13:45
LOL,

die Geschichte ist klasse beschrieben und der Ende einfach herrlich.

Tja, Mamoru das hat wohl nicht geklappt mit der Sekretärin, sondern eher das du in sie verliebt hast :D
Von:  stefanie22
2010-01-19T09:58:53+00:00 19.01.2010 10:58
das war auch sehr sehr schon die geschichte von dir!
sie war so aufregend und wie sich usagi und mamoru sich am ende ihre liebe gestanden haben einfach nur klasse

lg stefanie22
Von:  mel-ben
2010-01-18T21:44:00+00:00 18.01.2010 22:44
Wirklich super. Find es immer klasse, wenn es neue MamoXUsa FF´s gibt.
Und deine ist wirklich gut.
Schon aberwitzige Vorstellung wie Mamoru darum bemüht ist, eine Angestellte zu finden die sich nicht in ihn verliebt.
Ich meine man Kann Usagi schon verstehen, wer würde nicht denken, dass dieser Kerl ein arroganter Kerl ist.
Tja, und dann passiert das ihm.
So weit hat "Mann" nicht gedacht.
Finde es toll, dass sich auch unsere Usa weiterentwickelt. Schließlich wird sie ebenfalls reifer und man sollte es in den Storys ruhig mal rauslesen. Du hattest das perfekte mittelmaß.
Vielen Dank für die tolle Story.

lg
mel-ben


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