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Der weiße Vampir und andere Engel

von

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Im Garten

So eine neue Geschichte, diesmal kein Märchen, oder vielleicht doch, wer weiß

*Lock-Kekse hinstell*

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Das Gebäude war riesig. Weißer Marmor glänzte im Sonnenlicht. In großzügig angelegten Gärten genossen reich geschmückte Damen und Herren den schattigen Schutz vor der sengenden Hitze. Diener und Sklaven versuchten unsichtbar die Wünsche ihrer Herren zu erfüllen. In den weitläufigen Gärten herrschte eine paradiesische Ruhe. Künstlich angelegte Bäche rieselten von allen Seiten zu dem großen Becken in Form einer Venusmuschel.
 

Üppig wucherten Blumen in geordneten Beeten. Palmen spendeten Schatten. Jasmin rankte sich an Marmorstatuen empor. Sein schwerer süßer Duft wetteiferte mit fruchtigen Aromen zu einem berauschenden Genuss. Ein Olivenhain schloss sich dem Garten an. Ein großes weißes Zelt, mit Teppichen ausgelegt und mit weichen Ottomanen luxuriös ausgestattet, lud dort zum Ruhen ein.
 

In der Ferne war der stampfende Gleichklang von Marschierenden zu hören. Ein Mann in einer weißen Toga spazierte durch den Garten. Er versuchte die störenden Geräusche zu ignorieren. Nicht genug damit, dass er aus der Hauptstadt weggelobt worden war, musste es denn ausgerechnet diese staubige, trockene und überaus heiße Gegend sein? So schlimm war sein Vergehen nun wirklich nicht gewesen, fand er. Das bisschen Essen, was die Staatssklaven nicht bekommen hatte, puh was sollte das? Ob sie nun etwas eher oder später krepierten, war doch letztlich dasselbe Ergebnis. Und wenn man es nur wohlwollend genug betrachtete, hatte er den meisten einen Gefallen getan.
 

Jammerten sie nicht dauernd, dass sie nicht zu Hause waren? Das die Arbeit zu schwer war? Das die Strafen zu hart, das Essen zu schlecht und der Tag zu lang war? Er hatte ihr Jammertal nur ein wenig verkürzt! Glaubten diese Würmer, ihm würde etwas geschenkt? Nein, er musste auch hart arbeiten! Er musste endlose Debatten über völlig sinnlose Themen über sich ergehen lassen, musste Leute überzeugen in seinem Sinn zu handeln, ohne dass sie es merkten. Er musste Gelage arrangieren, für Leute, die es nicht im Mindesten wert waren, nur weil sie an der richtigen Stelle saßen.
 

Das war oft hart, besonders für seine Geldschatulle.

Und dann kam der große Ärger. Unter seinem Regime starben die verfluchten Staatssklaven wie die Fliegen. Seine Aufseher trieben sie noch härter an um die Verluste auszugleichen. Er verhängte fürchterliche Strafen um die anderen zu noch mehr Leistung zu motivieren. Aber aus diesen jämmerlichen Sklaven war einfach nicht mehr herauszuholen.
 

Er bekam schlechtes Material und sollte dann auch noch Schuld an den Verlusten sein. Lächerlich. Zu seinem Glück brach zu der Zeit, als sich eine Kontrolle des Senates angekündigt hatte, eine kleine Krankheit aus. Nichts schlimmes, aber er konnte die vielen Toten auf die Krankheit schieben. Er hatte gedacht, damit würde sich der Kontrollbesuch von selbst erledigen. Aber nein. Der Senat hatte ihm einen Milchbubi geschickt, der sich unbedingt beweisen wollte. Der kam auch noch prompt einen Tag zu früh.
 

Er hatte nicht einmal mehr die Zeit gehabt, die abschreckenden Beispiele wegräumen zu lassen. Die paar gebrochenen Knochen und das bisschen Blut hatten diesen verweichlichten Knaben derart aus der Fassung gebracht, dass er schnurstracks zurück kehrte und einen Bericht ablieferte, der kolossal übertrieben war. Das sorgte beinahe zu seiner Inhaftierung. Nur seinen guten Beziehungen war es zu verdanken, das daraus eine Versetzung wurde.
 

Sie hatten es sogar als Beförderung getarnt. Eine starke Hand wie die seine wäre genau die richtig für diese Aufgabe. Beförderung, von wegen. Er hatte doch gehört, wie sie ihn hinter seinem Rücken einen Schlächter nannten. Er wäre zu grausam und ungerecht. Was maßten sie sich an. Seine Weine hatten sie sich auch durch ihre alten Kehlen rinnen lassen, seine Lustknaben und –mädchen nicht weggeschickt. Seine kleinen Geschenke mit offenen Händen entgegen genommen. Nun so ein Fehler würde ihm nicht noch einmal passieren. Er würde von hier wieder verschwinden. Er musste nur ein wenig warten.
 

Eine Gelegenheit würde sich finden und dann würde er mit Glanz und Lorbeer zurückkehren. Was regte denn den Senat am meisten auf? Geld, das heißt zu wenig davon. Nein, übers Geld war es nicht zu erreichen. Außerdem war das zu offensichtlich, denn bis jetzt hatte die Provinz immer gezahlt. Jede neue Steuer hatten sie aufgebracht und wenn das plötzlich und ohne Grund wegfiele? Viel zu durchschaubar. Er kam und das Geld wird weniger? Nein wirklich nicht. Was dann? Rebellion? Ach, das hatte die Armee ganz gut im Griff. Es flackerte zwar immer mal eine kleine Flamme auf, wie dieser Rebell Barabas und seine Bande, aber damit konnte er sich keine Lorbeeren verdienen.
 

Viel zu unbedeutend. Außerdem war er keiner aus dem Heer. Sie würden ihn nicht ernst nehmen. Er stellte sich vor, wie er von einem Pferd aus die Truppen befehligte. Sein Brustpanzer zwickte fürchterlich, weil sein Leibumfang doch ein wenig zu voluminös geraten war. Der Helm scheuerte auf seinem fast kahlen Schädel und rubbelte ihm auch noch den letzten Haarkranz ab. Und sein Pferd bekam ein Hohlkreuz. Bei diesen Überlegungen stahl sich ein Lächeln in sein verkniffenes Gesicht. Doch gleich darauf verfinsterten sich seine Züge wieder. So kam er nicht weiter. Er würde warten müssen und weiter seine Umgebung beobachten.
 

Es war so heiß hier. Wie hielten das die Menschen in diesem Land nur aus? Die Männer rasierten sich nicht einmal. Das Haupthaar trugen sie lang, oft nur mit einem Stirnband aus dem Gesicht gehalten. Und die Frauen hier, immer ein Tuch auf dem Kopf. Die mussten doch zerlaufen. Nur die Oberschicht hatte sich ein wenig dem Flair der ewigen Stadt angepasst. Aber nur äußerlich. Ihr Lebenswandel war immer noch der alte. Irgendwie hatte er den Eindruck, in diesem Land verbot die Religion alles was Spaß machte. Als würde sich ein einziger Gott um alles kümmern können. Deshalb hatte er wohl auch so strenge Regeln, weil er sonst gar nicht mehr den Überblick behalten konnte.
 

Da lobte er sich doch seinen eigenen Glauben. Jeder Aspekt des Lebens wurde von einem anderen Gott oder einer Göttin verwaltet. Man konnte sich nach Belieben einen Hauptgott aussuchen und ihm die Verhandlung mit den anderen Göttern überlassen, oder für jede Gelegenheit selbst den entsprechenden Gott oder die Göttin anrufen. Ach, sollte doch jeder selbst entscheiden, wie er leben wollte. Das Schicksal wurde letztendlich sowieso von den Göttern bestimmt und waren sie gnädig, wäre er schon bald wieder da, wo er sein wollte. Vielleicht halfen dabei auch die reichlichen Geschenke, die er den verschiedenen Tempeln verteilt hatte. Schaden würde es auf alle Fälle nicht.
 

Eine kleine Sklavin kam auf sein Winken mit einem Becher kühlen Weines herbeigeeilt. Er nahm einen Schluck, stellte den Becher wieder auf das Tablett zurück und bedeutete ihr, ihm zu folgen. Er schlug den Weg in den Olivenhain ein. In dem luftigen Zelt wollte er ein wenig ruhen. Vielleicht würde die Kleine ihn ein bisschen beim entspannen helfen. Mit der Hand vielleicht oder mit dem Mund. Vielleicht auch noch andere Sachen? Er würde sehen. Er winkte ihr wieder. Sie sollte vor ihm gehen. Sie hatte schönes dichtes Haar. Es würde Vergnügen bereiten, sie an diesem Zopf zu ziehen. Venus war gütig.
 

Im Zelt angekommen fand er Venus nicht mehr so gütig, denn seine Männlichkeit ließ ihn schnöde im Stich. Natürlich war diese kleine Schlampe daran schuld. Sie hatte sich keine Mühe gegeben. Das sollte sie büßen! Er zerrte sie auf die Ottomane und drosch auf sie ein. Anfangs schrie und heulte sie, doch nach einem ordentlichen Fausthieb gegen die Schläfe kehrte Ruhe ein und endlich lächelte Venus wieder. Endlich konnte er zeigen, was für ein prächtiger Mann er war und endlich verschwand der Druck.
 

Danach trank er den restlichen Wein in großen Zügen. Er schlenderte, ohne zurück zu sehen in Richtung Palast. Dort war es doch noch etwas kühler… Die Reste würden dann weggeräumt werden. Auf seine dienstbaren Geister war Verlass. Er fühlte sich jetzt wohler, doch der Lösung seines eigentlichen Problems war er keinen Schritt näher gekommen. Aber jetzt erst mal egal. Er musste heute noch die unangenehme Pflicht des Statthalters erfüllen und sich dem Geplärre der Eingeborenen widmen. Die Pest sollte sie alle holen.

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Weiter? *Noch mehr Lock-kekse hinstell*

LG MAu



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: Futuhiro
2010-01-18T17:42:42+00:00 18.01.2010 18:42
Ooooookay ... Wenn man noch die Rabenmutter gewohnt ist, ist das hier schon ganz schön heftiger Stoff. Das scheint mir kein Kindermärchen zu werden. - Aber hey, ICH LIEBE ES!!!
Du beschreibst das Land und die Hitze sehr schön. Und man hat auch gleich nen super umfassenden Eindruck von dem Kerl. Von wegen, der ist kein Brutalo! Möchte nicht wissen, was der als grausam ansieht, wenn das da in seinen Augen normal ist.


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