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Desperation meets Shyness

(Aoi x Kai)
von

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Das Grauen der U-Bahn

Ich keuchte nur, drängte mich an ihm vorbei und ließ mich auf einen Platz fallen. Nicht gerade eine höfliche Art, zu antworten. Aber er hatte ja auch nicht sonderlich höflich gefragt.

"Ich... schon wieder..."
 

Ja, Tokyo war groß. Heute war ich mir das erste Mal vorgekommen wie all diese hochbeschäftigten Menschen, die mit Handy am Ohr durch die Gegend irrten und anscheinend voll im Stress waren. Das Selbe hatte ich auch getan – nur ohne Handy.

Man sollte meinen, ich wisse mittlerweile wo sich einige U-Bahnstationen befanden. Trotzdem war ich gleich nach der Arbeit durch die Gegend geirrt. Gerade noch rechtzeitig hatte ich nun meine Bahn erwischt.

Ob Aoi nun auf mich gewartet hatte, oder mir das Schicksal mal wieder auf die Nerven gehen wollte, konnte ich so genau eigentlich gar nicht sagen.
 

"Na? Endlich fertig mit der Arbeit?"

"Ich... bin schon länger fertig... hab nur die Haltestelle gesucht..."

Irgendwie unheimlich. Das Abteil war leer. Es war dunkel und nur ungefähr jedes zweite Licht hier funktionierte.
 

Aoi war hoffentlich kein irrer Psychopath, das würde dem ganzen Desaster die Krone aufsetzen. Doch er setzte sich einfach nur mir gegenüber und wir unterhielten uns.

Ganz unverfänglich, über dies und das. Die Arbeit, Tokyo, meine Kontaktlinsen, das schlechte U-Bahnnetz.
 

An der nächsten Station stieg eine Frau zu. Sie setzte sich weit von uns entfernt auf einen Sitz, von dem aus sie uns gut beobachten konnte. Keine Ahnung, ob wir bedrohlich aussahen. Sie machte jedenfalls den Eindruck, als hätte sie Angst vor uns.

Mittlerweile herrschte wieder Mal eine Schweigepause. Niemand wusste mehr so recht, was zu sagen war. Unsere beiden Leben waren wohl nicht wirklich besonders interessant.
 

Als die Bahn das vierte Mal anhielt, steig ein älterer Herr zu. Er schien ganz schön betrunken zu sein und torkelte zu allem Übel gerade auf uns zu.

"Wo geht’sn zu de Bahn? ACH, BIN JA HIER!"

Er lachte, hustete, machte komische würgende Geräusche und stellte sich mir gegenüber.
 

Seine Nase war knallrot, die Augen glasig. Auf dem Kopf hatte er keine Haare mehr und die Klamotten waren versifft. Ziemlich dick war er auch noch.

Mir war das wahnsinnig unangenehm und ich wurde sofort ein bisschen rot auf den Wangen. Ich traute mich nicht, einfach aufzustehen und wegzugehen.

Gleichzeitig war der Geruch, der sich hier breitmachte einfach so unerträglich, dass ich beinahe kotzte.
 

Bei jeder Kurve torkelte er und stampfte manchmal richtig gefährlich auf mich zu.

'Ich will hier raus, ich will hier raus, ich will hier raus!', schrieen meine Gedanken. Gerade, als ich aufstehen wollte, verlor der Mann das Gleichgewicht und setzte sich breitbeinig auf meinen Schoß.

Mir standen Tränen in den Augen vor lauter Scham und Ekel.

"Ähm... Entschuldigen Sie? Ich glaube, Sie sollten lieber aufstehen..."

Zaghaft ertönte nun Aoi's unsicheres Stimmchen hinter ihm. Aber ich sah ihn nicht, da gerade ein dickes Gesicht meinem immer näher kam.

"Na, du? Lust, es mir mal so richtig zu besorgen?", nuschelte er, ließ dabei die Zunge fast aus dem Mund hängen und hauchte mich an.

"Hab zwar schon, aber man hat ja nie genug, wa?!"
 

Als er mir noch näher kommen wollte, drückte ich mit den Händen mit aller Kraft von mir weg.

Er packte mir zwischen die Beine. Ich schrie.

Es tat weh. Es war widerlich.

Er sollte seine Hand da weg nehmen!

Plötzlich fiel er einfach zur Seite, landete auf dem Boden. Ich stand sofort auf und rannte an das andere Ende des Abteils.
 

Aoi fragte mich besorgt, ob mir etwas wehtat oder ob ich irgendetwas brauchte. Um mich nicht noch mehr zu blamieren, ließ ich mir die Unterleibsschmerzen und das Gefühl, mich sofort erbrechen zu müssen, nicht anmerken. Die Tränen, die mir unbemerkt über die Wangen gerollt waren, wischte ich schnell weg. Er nickte nur und lächelte dann.
 

"Naja, daran wirst du dich gewöhnen müssen. Hier in Tokio rennen lauter solche Leute herum, vor allem zu später Stunde."

"Ich muss mich also daran gewöhnen... jeden Tag von fetten Alkoholikern angemacht zu werden?"

Er lachte. Vielleicht musste ich das ja nicht.

"So war's nicht gemeint. Aber du wirst noch viele schräge Typen treffen, hier. Das kann ich dir garantieren..."
 

Mit hochgezogenen Augenbrauen sah ich ihn an. Ihm war möglicherweise gar nicht bewusst, dass er für mich bereits zu dieser Art 'schräge Typen' zählte. War doch mehr als unheimlich, wenn man sich jeden Tag traf, oder?

"Ich muss jedenfalls gleich aussteigen. Kommst du hier klar?"

Aoi sah mit abschätzigem Blick in Richtung des Mannes, der immer noch auf dem Boden lag und leise schnarchte.

"Denke schon."

"Gut, dann sehen wir uns spätestens morgen in der Nudelbude. Willst du uns nach der Arbeit mal besuchen kommen? Wir müssen sowieso etwas länger bleiben. Danach können wir ja einen trinken gehen oder so."

"Mal sehen."

"Okay, dann bis morgen."

"Bis morgen."
 

Ich ging auf Abstand. Einen trinken gehen? Konnte er vergessen. Ihn bei seinem Arbeitsplatz besuchen und mich mit ganz vielen fremden Leuten unterhalten? Keine Chance. Im Nudelgeschäft treffen? Ließ sich nicht vermeiden.

All die negativ angehauchten Gedanken versuchte ich mit dem Gedanken an meine neue Arbeitsstelle zu verdrängen. War doch gut, dass selbst jemand wie ich noch einen Job fand, oder? Machte mich jedenfalls mächtig stolz, auch mal etwas geschafft zu haben.
 

Der Mann stand selbst einige Stationen später nicht auf und der Nachhauseweg verlief ohne weitere Zwischenfälle.

Vollkommen erschöpft ließ ich mich auf meine Matratze fallen.

Alle sagten immer, Tokio wäre so aufregend und interessant.

Doch ich fühlte mich hier ziemlich leer und gelangweilt. Ziemlich einsam und ziemlich bedeutungslos. Es wäre schön, wenn ich mal etwas machen könnte, was die ganze Welt beeindruckt. Oder zumindest einen kleinen Teil davon.
 

Ich würde gerne für irgendjemanden etwas Besonderes, Wichtiges sein. Irgendetwas Großes möchte ich machen, wovon jeder sagt: 'Das ist klasse!'

Aber Nudeln verkaufen war wohl nicht das, was einem die Aufmerksamkeit zuteil werden lässt, die man sich wünschte.
 

Der nächste Tag begann mit Kopfschmerzen. Da half auch der Tee nicht, den ich so heiß wie möglich trank. Denn je heißer der Tee, desto mehr Bakterien und Viren wurden getötet, so dachte ich es mir jedenfalls immer.

Mühsam schleppte ich mich also zur Arbeit. In die stickige U-Bahn, durch die überfüllten Straßen bis hin in die muffige Nudelbude.

Wie konnte es sein, dass Tokio mir bereits so gegen den Strich ging? Ich war doch noch gar nicht so lange hier!
 

Dabei war ich extra hier hergezogen, weil ich mir ein tolles, neues Leben erhofft hatte. Solche Gedanken hatten ja die meisten, wenn sie in eine Großstadt zogen. Doch bei mir hatte ich das Gefühl, dass das tatsächlich klappen könnte!

Und nun stand ich hier an der Kasse, ratterte auswendig meinen Text herunter und bediente die Kunden.
 

Und nun kam Aoi herein.

Hinter ihm der andere, der Gestern auch schon dabei war – Ruki – und ein anderer, sehr großer.

Er grinste und lachte und war mir sofort sympathisch. Aoi's Freunde waren also nicht alles Idioten.

Trotzdem hatte ich immer noch keine Lust, ihn auf seiner Arbeit zu besuchen. Wer weiß, welche Gestalten dort herumirrten?!
 

Die beiden bestellten das Selbe wie Gestern auch, der 'Neue' wollte Gemüsenudeln.

"Na? Wie läuft's so?"

"Ganz gut..."

"Und hast du dich entschieden? Willst du uns heute mal einen Besuch abstatten? Wir wollen nach der Arbeit einen drauf machen, hier ganz in der Nähe. Hättest du Lust, mitzukommen?"
 

Fragen über Fragen. Ich schüttelte nur den Kopf und murmelte ein nicht ganz ernstes "Keine Lust."

In Ausreden war ich sowieso schlecht, also konnte ich auch die Halbwahrheit sagen.
 

Irgendwie reizte es mich nämlich schon, mit diesem Kerl mal etwas zu unternehmen. Trotzdem spürte ich noch diese Distanz zwischen uns. Und vor allem die zwischen mir und seinen Freunden. Was will man auch anders erwarten, wenn man sich auf so merkwürdige Weise wie wir kennen gelernt hatte und sich zudem noch in den unmöglichsten Situationen immer wieder begegnete?

Es war schon fast unheimlich, sich vorzustellen, wie Aoi wohl in 'normalen' Situationen – also feiern, fernsehen, rumalbern – so drauf war.
 

Die drei nahmen mit ihrem Essen Platz und begannen erstmal, sich über irgendetwas zu unterhalten. Es fielen sehr häufig Wörter wie 'Drummer' und viele, viele Kraftausdrücke.

Vor allem Aoi schien sehr erhitzt wegen irgendetwas zu sein. Ruki widersprach ihm ständig und der andere beobachtete die beiden einfach nur und schien zu versuchen, einen kühlen Kopf zu bewahren.
 

Der andere hieß übrigens Uruha. So hatte Ruki ihn mir vorgestellt. Mir war das eigentlich recht egal. Wie gesagt, soziale Kontakte waren einfach nicht so sehr das, was ich mochte. Trotzdem versuchte ich immer, mir die Namen meines Gegenübers zu merken, weil das sonst zu peinlichen Situationen führen konnte.

Dann war es einige Zeit lang still und jeder der drei sah ab und an mal zu mir und grinste mich an.
 

"Achja. Die, die von der Persönlichkeit ganz in Ordnung sind können grottig spielen und andersrum. Was sollen wir nur tun?"

"Überall Plakate aufhängen: Wir suchen äußerst attraktiven, netten und wahnsinnig gut spielenden Drummer, der einfach in jedem Gebiet perfekt sein muss", brachte Ruki einen äußerst unproduktiven Vorschlag. Dass es um die Suche nach einem Schlagzeuger ging, hatte ich mittlerweile kapiert.

Dass es in Tokio anscheinend nicht sehr viele passable Schlagzeuger gab, hatte ich auch gerafft.
 

Dass ich damals in der Schule ab und an mal Schlagzeug gespielt habe, verriet ich sicher nicht. Denn wo so eine Aussage hinführen konnte, konnte ich mir ja denken. Dann musste ich sicher vorspielen und mich endlos blamieren. Damals war ich zwar recht gut gewesen, aber dann doch irgendwie nur Mittelmaß.

Bis vor Kurzem hatte ich außerdem noch behauptet, ich wollte Aoi's ganze Kollegen nicht kennen lernen und dabei sollte es auch bleiben.
 

"Hey, Yutaka! Willst du wirklich nicht mit, heute?"

"Nee, ich bin jetzt schon so müde..."

"Na dann vielleicht ein anderes Mal."

"Sicher."

"Aber heute Abend schaust du wenigstens mal vorbei, ok?", bat nun auch Ruki. "Wir brauchen ein wenig Abwechslung im Studioraum."

"Ich werd's mir überlegen."
 

Sie verließen das Geschäft und ich hatte ein merkwürdiges Gefühl im Bauch, wenn ich mir vorstellte, wie ich den Studioraum betrat...



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Misakie
2010-03-26T07:39:54+00:00 26.03.2010 08:39
juhu ein neues kapitel xD
ist super
bin gespannt wie es weiter geht
Von: abgemeldet
2010-03-25T15:05:00+00:00 25.03.2010 16:05
cool ein neues kapi ist da *grins*
hat mich sehr gefreud und es war wieder mal echt klasse ^^
mal sehen ob kai doch mal zu ihnen ins studio geht ^^
also dann bis zum nächsten kapi *wink*



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