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Dieser eine Drang

die Vergangenheit ruht nie
von

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Neustart! Oder doch nicht?

Ein stürmisches Klingeln riss uns am späten Vormittag entgültig aus dem Schlaf. Ich sah David an. Er sah mich mit dem gleichen verwirrten Blick an, demnach wusste er auch nicht, wer dort an der Tür war.

„Wer kann denn das sein?“, fragte ich trotzdem. Er zuckte mit den Schultern. Seufzend schlug ich die Decke beiseite und stand auf. Schnell zog ich mir etwas über, denn derjenige, der an der Tür war, klingelte schon wieder Sturm.

„Ja, ja ich komm ja schon“, murmelte ich und ging zur Tür.

Ich öffnete sie und stand vor Timo.

„David, dass musst du...“, fing er an, doch dann realisierte er, wer vor ihm stand. „Du!“, sagte er mit einem innerhalb von Sekunden von aufgewühlt zu wütend wechselndem Gesichtsausdruck. Ich sah ihn fragend an, wusste erst nicht, was dieser Wandel zu bedeuten hatte.

Da stieß er mich auch schon hinein. Ich taumelte und fiel gegen die Wand.

„Du! Was machst du hier? Vergreifst du dich schon wieder an David? Hast du nicht schon genug Unheil angerichtet?“, schrie er.

Für einen Moment war ich entsetzt. Konnte er das mit Frank wissen? Nein, woher denn beruhigte ich mich.

Ich wollte mir meinen schmerzenden Hinterkopf reiben, da sah ich aus den Augenwinkeln, wie Timo erneut auf mich losgehen wollte. Instinktiv nahm ich eine Schutzhaltung an und igelte mich ein.

Doch in diesem Augenblick schritt David ein, der sich wohl nach Timos Geschrei und dem Lärm, den wir veranstaltet hatten, doch aus dem Bett bewegt hatte.

„Timo!“, rief er und hielt ihn fest. Timo sah etwas verwirrt aus. „David ist alles in Ordnung bei dir?“, fragte er. „Ja natürlich wieso auch nicht?“

„Weil dich diese Psychopathin schon wieder angegriffen hat“, meinte Timo immer noch verwirrt, warum David ihn davon abhielt auf mich einzuschlagen. „Sie hat mich nicht angegriffen, sie hat sich entschuldigt. Ihr geht es wieder gut, also beruhige dich bloß!“.

Timo beruhigte sich tatsächlich ein bisschen. Zumindest so viel, dass David ihn wieder loslassen konnte und zu mir ging. „Alles okay?“, fragte er sanft und half mir auf. Ich nickte schwach. Dann fühlte ich doch meinen schmerzenden Hinterkopf. Zumindest blutete er nicht.

„Ich glaub ich brauch ein Kühlkissen“, seufzte ich.

David stützte mich und wir gingen ins Wohnzimmer. Er half mir, mich auf die Couch zu setzen und ging, um ein Kühlkissen zu holen, nicht ohne Timo noch einen warnenden Blick zu zuwerfen, der uns gefolgt war.

Immer noch misstrauisch setzte er sich mir gegenüber.
 

„Also du bist also entlassen worden“, fragte er ganz sachlich. Ich nickte, doch dadurch dröhnt mein Kopf nur noch mehr. Also entschied ich mich zu antworten: „Ja bin ich“.

Er nickte. „Warum?“, fragte er dann.

Ich überlegte kurz. Was sollte ich jetzt sagen? Das ich sie alle mit Hilfe meiner Schauspielkünste auf meine Seite gezogen hatte? Nein das war undenkbar.

„Na ja ich hab damals einen Fehler gemacht. Ich hatte mich nicht unter Kontrolle. Aber jetzt habe ich das gelernt. Jetzt passiert so was nicht mehr“, versuchte ich zu erklären.

Und Timo schien mir, zumindest teilweise zu glauben. Ich fasste es nicht. Sie waren doch alle mehr als leichtgläubig. Sie wollten die Schlechtigkeit der Menschen nicht sehen. Selbst wenn sie ihnen direkt gegenübersitzt.

David kam zurück. Er gab mir das Kühlkissen und setzte sich neben mich.

Ich hielt es auf meine schmerzende Stelle und zuckte zusammen. Es tat immer noch weh.

Timo schien das ganze jetzt doch etwas peinlich. „Hey, ähm, tut mir leid, dass ich einfach so auf dich los gegangen bin. Ich hatte nur Angst um David“, entschuldigte er sich.

„Ist ja auch verständlich“. Ich versuchte zu lächeln, doch es gelang mir eher weniger. „Ich meine, so wie ich mich das letzte Mal verhalten habe“.

Ein kleines Lächeln huschte über sein Gesicht.

„Sag mal Timo, was ist der eigentliche Grund für deinen Besuch? Ich meine es schien ja ganz schön dringend, so wie du uns vorhin aus dem Schlaf geklingelt hast“, mischte sich jetzt David ein. Er legte einen Arm um mich und ich kuschelte mich etwas an ihn.

Timo schien etwas verwirrt von dieser Geste, fasste sich aber dann gleich wieder.

„Frank wird vermisst“, meinte er dann. Ich sah David an, dass er ziemlich geschockt war. „Wie vermisst?“, fragte er dann.

„Er ist seit zwei Tagen nicht nach Hause gekommen. Seine Freundin hat vorhin bei mir angerufen. Sie hat gehofft, dass er vielleicht bei einem von uns wäre“.

David drückte mich automatisch enger an sich. Fast als könnte ich auch auf einmal verschwinden.

„Aber wo könnte er denn sein? Ich meine Frank haut doch nicht einfach so ab, oder?“, fragte David. Timo zuckte mit den Schultern. „Ganz ehrlich? Ich bezweifle, dass er abgehauen ist“.

Ich sah David an, dass er erst nicht wusste, was Timo meinte. Doch dann kam die Erkenntnis: „Du meinst, doch nicht, dass er? Nein, doch nicht Frank! Ich meine, er ist doch ein großer, ziemlich kräftiger Mann. Wer sollte denn?“.

Timo zuckte wieder mit den Schultern. „Ich weiß nicht wer. Ganz ehrlich nicht.“

Doch ich bemerkte eindeutig, dass er mir wieder einen prüfenden Blick zuwarf.

Also tat ich so, dass mich das ganze auch ziemlich erschütterte. Immerhin kannte ich Frank ja doch ein wenig. Das schien ihn zu überzeugen.

David war noch immer ganz entsetzt.

Ich legte mein Kühlakku zur Seite und nahm ihn in den Arm. Mein Schädel brummte zwar immer noch ziemlich stark, aber das war meine Chance, um David wenigstens ein bisschen von gestern Nacht wiederzugeben.
 

Die beiden debattierten noch eine ganze Weile hin und her. Doch sie kamen einfach zu keinem Schluss, was mich sehr beruhigte. Letztendlich ging Timo wieder.

Wir begleiteten ihn noch bis zur Tür. Er umarmte David zum Abschied und sah dann mich an. „Und noch mal Sorry wegen dem Angriff vorhin“. Ich nickte. „Schon okay, ich bin nicht nachtragend“, meinte ich und schaffte sogar ein kleines Lächeln. Er schien etwas mit sich zu ringen, doch dann nahm er mich auch in den Arm. Ich war erst etwas überrascht, doch dann lächelte ich und strich ihm etwas über den Rücken. „Ich hab dich vermisst, kleines“, flüsterte er in mein Ohr. Mein Lächeln wurde festern und sicherer. „Du hast mir auch gefehlt“, flüsterte ich zurück. Jetzt lächelte er auch. Dann löste er sich wieder von mir und ging.
 

Ich schloss die Tür hinter ihm und merkte dann, wie mich zwei Arme von hinten umfassten.

Ich lächelte und strich über die Arme. David schaukelte mich sanft hin und her. Dann drehte ich mich um und sah ihn an. „Weißt du, was ich heute noch gar nicht bekommen habe?“, fragte ich lächelnd. Er sah mich fragend an. „Du hast mir heute noch keinen Guten-Morgen-Kuss gegeben“.

Er grinste. Dann beugte er sich zu mir runter. Sanft legte er seine Lippen auf meine und küsste mich sanft. „Guten Morgen“, lächelte er dann. „Morgen“, lächelte ich zurück. Wieder zog er mich in seine Arme. Ich drückte mich leicht an ihn.

Dann gingen wir in die Küche, wo er ein Frühstück für mich zauberte.

Wir aßen schweigend. Ich spürte, dass die Sache mit Frank ihn immer noch ziemlich nah ging und hatte wieder diese Schuldgefühle.

Doch ich konnte nichts rückgängig machen. Also beschloss ich wenigstens unsere Zukunft sicherer zu gestalten.
 

„Willst du das wirklich tun?“, fragte mich David. Ich nickte. Mein Entschluss stand fest. „Pass auf dich auf“, meinte er und küsst mich noch mal sanft. Ich erwiderte den Kuss. Ich konnte einfach nicht genug von seinen Küssen und Umarmungen bekommen.

„Natürlich pass ich auf mich auf“, lächelte ich, „kennst mich doch“.

Er murmelte etwas, wie ‚das ist ja das schlimme’, doch ich ging nicht näher drauf ein.

Dann ging ich los.

Mein Ziel die Bundesagentur für Arbeit. Ich wollte mir einen Arbeitsplatz suchen. Denn wieder ins Showbusiness wollte ich nicht einsteigen.

Hochmotiviert kam ich an. Und bekam eine bittere Enttäuschung.
 

Seufzend lies ich mich vorm Amt auf eine Bank sinken. Kein Schulabschluss und einen Aufenthalt in der Klapse. Ja ein wunderbarere Lebenslauf. Ich wusste selbst, dass ich eigentlich keine Chance hatte. Doch es noch einmal gesagt zu bekommen, war hart.

Ich überlegte wie es jetzt weitergehen sollte.

Ich wollte einen Neuanfang starten. Mit meinem alten Leben abschließen. Doch schon der erste Schritt, den ich unternahm wurde so vernichtend geschlagen.

Ich bemerkte auf der anderen Straßenseite ein kleines Café. Es sah sehr einladen aus. Ich beschloss dort weiter nachzudenken.

Ich überquerte die Straße und spähte hinein. Dann bemerkte ich den Namen. ‚Das Lesbencafé’. Ich seufzte. Nein, da wollte ich nun doch nicht rein.

Doch dann bemerkte ich ein mir wohlbekanntes Gesicht.

Natalie. Eine der Tussen, die mich in der Schule immer gemobbt hatten.
 

Ich überlegte.

Neustart?

Oder vorher mit meiner Vergangenheit abschließen?



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