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Setsugekka

-The End of Silence-
von

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Ihr langes, rotes Haar wehte in der sanften Winterbrise. Sie schloss die Augen und drehte sich tänzelnd um die eigene Achse, während winzige Schneeflocken auf ihrem Gesicht schmolzen. Die Tröpfchen im Haar funkelten unter dem silbernen Mondlicht wie kleine Diamanten. Ihr weißes Kleid schmiegte sich an den schlanken Körper, der dort alleine zwischen den glänzenden Schneeflocken tanzte. Die roten Strähnen ihres seidigen Haars legten sich wie blutige Striemen auf den weißen Stoff.
 

~*~

Mika tsuki wo daita kimi ni tsubuyaita

Konayuki to odoru kimi ni aitai

Tatta hitotsu dake no omoi wo nosete

Akaku somaru yuki wo sora ni chiribameta

~*~
 

In ihrer letzten Drehung schmiegten sich zwei starke Arme um ihre Taille. Sie lächelte sanft und vergrub ihre blassen Finger in seine schwarzen Haare. Mit leiser Stimme flüsterte sie seinen Namen und legte den Kopf auf seine Brust. Der Schnee fiel auf ihre Haut wie zarte Blütenblätter, während sie in seinen Armen verblasste.

Er war allein. Der Schnee auf seinem Körper schmolz zu warmen Blut. Wie in jeder Nacht zitterte er, wenn sein Bewusstsein ihn aus den Fängen dieses Albtraums zerrte.

Kyro stand auf und band sich die schulterlangen Haare zu einem Pferdeschwanz. Er öffnete die Balkontür und trat in die Kälte. Der Sichelmond zog die Schneeflocken in seinen Bann und ließ sie in seinem Licht tanzen.
 

~*~

Kimi wo dakishimeru hana to nare

Tsunoru omoi wo megurase sakimidare

Kokoro ubawareru hodo kimi wo aiseta koto wo

Nando mo... nando mo... yozora ni sakenda

~*~
 

Hier oben auf diesem Balkon, über den Dächern der Stadt, hatte er ihr seine Songs gewidmet. Nur für sie hatte er gesungen, während ihre warmen, braunen Augen über sein Gesicht wanderten. Seine Stimme hatte er ihr zum Geschenk gemacht.

In dieser Nacht kam sie zurück zu ihm, doch so wie die letzten Schneeflocken auf seinen zitternden Händen schmolzen, so wünschte er sich, dass seine Tränen zu weichem Pulverschnee würden, der vom Wind zum Himmel getragen werde. Kyro fasste sich an den Hals, an dem eine breite Narbe klaffte. Er senkte den Kopf und spürte warme Tränen, die sich auf seine Wangen drängten.
 

~*~

Toiki akaku somete utai tsuzuketeta

Koyoi no yume ni to kimi ga sugata wo

Kimi no kieta kisetu ga mou sugu owaru

Saigo no namida kasane konayuki ni kaette miseyou

~*~
 

Ein ganzes Jahr war vergangen und noch immer schmerzte die Erinnerung an ihren Tod so sehr. Er konnte sich nicht befreien. Die Bilder dieser schrecklichen Nacht, sie wollten ihn nicht verlassen. Sie stand alleine hoch oben auf dem Dach des Gebäudes in dem sie zusammen wohnten. Ihr schmerzlicher Schrei, den der Wind über die Stadt trug, ehe sie …

Kyro schüttelte den Kopf. Er zog sich um, knöpfte das schwarze Hemd zu und nahm den Ledermantel vom Haken. Ohne sich ein weiteres Mal umzudrehen, zog er die Tür hinter sich zu.
 

~*~

Kimi wo dakishimeru yuki to nare

Tsunoru omoi wo chiribame maiodore

Kizu wo kakusu to suru hodo

Naze ka namida ga afurete

~*~
 

Seine schweren Boots drängten den Schnee unter seinen Sohlen zur Seite und hinterließen tiefe Spuren. Die Straßen waren fast leer. Hier und da trieb sich noch ein junges Ding herum und versuchte zu verheimlichen, dass sie grad von ihrer großen Liebe verlassen wurde. In dieser Nacht hatte man Angst, dass einem die Tränen auf den Wangen einfroren.

Kyro lief weiter. In seinem Kopf spielten sich die Bilder der Nacht ab, in der er seine große Liebe verloren hatte. Während sie in seinem Kopf vom Hausdach sprang und in die Tiefe stürzte, verblasste ihr Gesicht im eisigen Mondschein.
 

~*~

Kimi no hohoemi ga ima kasunde mienai yo

~*~
 

Das Tor zum Friedhof quietschte leise, als Kyro hindurch trat. Hier lag sie. In ewiger Ruhe gebettet. Nach ihrem Tod hatte Kyro keinen Grund mehr gesehen sein Leben fortzuführen. Da sie weg war, wurde seine Stimme wertlos. Er hatte sie ihr geschenkt, sie sollte sie mit sich fort nehmen. In der Absicht sein eigenes Leben zu beenden, hatte sich Kyro die Kehle durchgeschnitten. Er lebte noch, weil zwei Passanten ihn früh genug entdeckten. Seine Stimme jedoch, hatte seine Liebste mit sich genommen. Kyros Augen wanderten gen Himmel.
 

~*~

Kimi wo terashidasu tsuki ni nareru nara

Yozora ni hoshi chiribamete kimi wo sagasou

Karada kuchihatete mo

~*~
 

Ein ganzes Jahr lang suchte er nach Antworten. Er wollte wissen, was sie dazu gebracht hatte sich vom Hausdach zu stürzen. Er wollte wissen, wieso sie sich ihm nicht anvertrauen konnte. Kyro fühlte sich verloren. Als der Schnee zum ersten Mal schmolz, fühlte er sich verlassen. Die Fragen nahmen kein Ende. Ratlosigkeit dominierte sein ganzes Sein. Erst einige Monate zuvor hatte Kyro erfahren, dass man seine Liebste vergewaltigt hatte. Ohne einen Grund, ohne ihr den Hauch einer Chance zu lassen. Sie war auf dem Weg nach Hause. Man hatte sie dazu verdonnert länger zu arbeiten. Es war nicht ihre Schuld. Sie hatte einfach nur ihren Bus verpasst, der sie sicher nach Hause gebracht hätte. Kyro war zu dieser Zeit auf Tour. Er würde erst eine Woche später wieder bei ihr sein. Doch sie hatte sich nie etwas anmerken lassen. Zwei Wochen später stieg sie auf dieses verschneite Dach. Sie stand dort oben mit der Erkenntnis, das Kind eines Vergewaltigers in sich zu tragen. Mit einem Kind, dass sie weder wollte, noch zu einem Mann gehörte, der ihr Liebe schenkte. Sie konnte diese Bürde nicht tragen. Und sie wollte auch nicht, dass sich Kyro diese Sorgen auflud.

Auf seinem Gesicht zeichnete sich ein bitteres Lächeln. Er zog eine kleine Kapsel aus seiner Manteltasche. Strychnin. Damit hatte er den Dreckskerl zum Tode verurteilt, nachdem er ihm im Schlaf eine Spritze angelegt hatte um ihn zu lähmen. Er konnte weder schreien, noch sich in jeglicher Form zur Wehr setzen.

Kyro verdrängte diese Bilder. Er wusste endlich, wieso er so lange am Leben geblieben war, wieso seine Zeit noch nicht abgelaufen war. Sein Blick senkte sich auf das Grab seiner verlorenen Geliebten. Es war soweit. Er öffnete seinen Mantel und setzte sich neben den Grabstein. Auf das die Götter gnädig über ihn stimmten und seine Taten ansahen, als Wiederherstellung der Seelenruhe seiner verlorenen Gefährtin. Er schluckte die Strychninkapsel. Innerhalb weniger Augenblicke durchfuhren ihn schwere Krämpfe. Er spürte wie seine Atmung langsam nachließ. Der Himmel schickte ihm weißes Geleit. Schnee. Und wie die zarten Schneeblumen vom Wind hinfort getragen wurden, so sollte auch er von seinem Leiden erlöst werden.

Ein Stummer Schrei drängte sich durch seine Lippen.
 

~*~

Kimi wo dakishimeru yuki to nare

Yozora no kimi wo irodoru hana ni nare yo

Kimi ni fureyou to suru hodo

Tsukande wa kieru... "yuki no hana"

Nando mo nando mo yozora ni sakebi tsuzuketa

~*~
 

Ein letzter Windstoß wirbelte den frischen Schnee auf, der alles mit sich forttrug. Die Dunkelheit verschlang das letzte Bisschen Mondlicht, das sich durch die Wolken drängte. Und alle Schmerzen, waren fort…
 

~*~

Kimi ni todokimasu you ni

~*~
 

Habe ich dich… nun endlich erreicht?



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Sirenentanz
2010-01-10T20:13:41+00:00 10.01.2010 21:13
Wow... oo
Also ich liebe das Lied, da habe ich nun aus reiner Interesse die Songfic gelesen und ich muss sagen: Wunderschön.
Traurige Geschichte, wirklich... Ich hatte das Gefühl, dass mir jeden Moment Tränen in die Augen steigen könnten. =/ Es war gut beschrieben, von Anfang bis zum Ende hin und der letzte Satz ist noch einmal ein sehr guter Abschluss für das Ganze. x3
Respekt! ^-^

lg. BelovedNamine.
Von:  Asmodina
2010-01-09T15:27:21+00:00 09.01.2010 16:27
Sehr schön und tragisch, den Songtext hast du perfekt eingebaut. :)
LG


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