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Wenn das Blut fließt...

ist es in deinem Herzen bereits kalt und leblos
von

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Leblos

Jeder Mann hat seine geheimen Sorgen, die die Welt nicht kennt; und oft bezeichnen wir einen Mann als kalt, obwohl er einfach nur traurig ist.

(Henry Wadsworth Longfellow)
 

Er sitzt nur da.
 

Er bewegt sich nicht.
Starrt auf die Blutlache, als könne das Blut zurückbringen, was vor wenigen Atemzügen noch seines gewesen ist.
 

Als könne das Blut zurück in die leblosen Körper fließen, als könnten sich die klaffenden Wunden wieder verschließen und als könnten sie wieder lebendig werden.
 

Er ist noch zu jung, um zu verstehen, ich erkenne seine Verzweiflung, sein Unverständnis.
 

Doch dann beginnt er zu begreifen, dass der Tod nicht unterscheidet.


Ich sehe die Veränderung in seinen Augen, als er den Kopf wendet und mich anschaut.

Ich erwidere den Blick, stumm, weil ich weiß, dass Worte nichts verändern können.

Nicht jetzt, es ist schon zu spät.
 

Ich weiß es, sagt dieser Blick mir; Ich weiß es, aber ich wünschte, es wäre anders. Ich wünschte du hättest mich auch getötet, dass ich nicht zurückbleiben muss. Ich wünschte, sie würden wieder aufstehen und mich in die Arme schließen.

Ich wende den Blick ab, weiß, dass diese Wünsche das ist, was am Ende von seiner Kindheit übrig geblieben ist.
 

Das Blut klebt auch an meinen Händen, ich habe einen metallischen Geschmack im Mund, als läge mir eine Kupfermünze auf der Zunge.

Ich bin zu feige, ihn anzuschauen, obwohl ich es war, der ihn gebrochen hat. Wobei ich nicht nur ihn, sondern auch mich selbst zugrunde gerichtet habe...
 

Was bin ich für ein erbärmliches Wesen? Erst raube ich ihm seine Zukunft, aber seines Lebens kann ich ihn nicht berauben?

Ich fange erneut seinen Blick auf, die Waffe fällt mit einem dumpfen Laut auf den Holzfußboden.
 

Plötzlich schießt ein Bild durch meinen Kopf, eine fast vergessene Erinnerungen. Auf diesem Fußboden haben er und ich gespielt. Mit jenen, die vor mir liegen, tot, leblos. Sie haben im Tod die Augen aufgerissen, sie werden schon trüb und ausdruckslos.
 

Seine dunklen Augen blicken mich an, ängstlich, verständnislos, dann schaut er auf seine Hände, an denen das Blut seiner Eltern klebt, die auch meine waren.

Er schreit, erst jetzt hat er begriffen, was ich getan habe.
 

Und erst jetzt, erst als die Tränen über seine staubige Wange rinnen und eine Spur auf der bleichen Haut hinterlassen, begreife auch ich, was ich getan habe.

Auch meine Augen werden feucht, als mein Weltbild zerbricht. Ich schaue ihn an, doch er weicht vor mir zurück, wie eine von dem Jäger in die enge getriebene Antilope.
 

„Itachi, kommen Sie?“
 

Rasch wische ich mir die Tränen fort, die noch nicht einmal einen Weg über meine Wange gefunden haben. Reue und Tränen gibt es nicht mehr in meinem Leben.

"Natürlich... Die Mission ist... Erledigt.“

Meine Stimme klingt hohl und leblos.

Ich wende mich um, nehme meine Waffe wieder an mich und lasse den Jungen in der Ecke zusammengekrümmt liegen, während er von Weinkrämpfen geschüttelt wird.
 

Ich schaue nicht zurück, nicht verstehend, was sich verändert hatte, tief in meinem Herzen.

Nächste Nacht werde ich verstehen, wenn er mich besuchen wird in meinen Träumen...
 

Ich werde lernen zu bereuen, was ich an jenem Tag tat.
 

Ich werde lernen, was es heißt, seine Seele zu verlieren.
 

Denn an jenem Tag verlor ich meine Seele.
 

Sie wurde fortgeschwemmt im Blute meiner Eltern, zusammen mit der meines Bruders.
 

Aber zum Bereuen ist es zu spät, lange schon zu spät...
 

Jeder Mann hat seine geheimen Sorgen, die die Welt nicht kennt; und oft bezeichnen wir einen Mann als kalt, obwohl er einfach nur traurig ist.

(Henry Wadsworth Longfellow)



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2011-02-23T20:25:11+00:00 23.02.2011 21:25
Hey,

dein OS hat mir sehr gut gefallen. Der Schmerz der beiden Brüder hast du sehr schön dargestellt. Man hat richtig die Trauer und die Reue von Itachi gespürt. Das Zitat am Anfang und am Ende des OS empfand ich als sehr passend. Schön gemacht!

LG
Justice


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