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Der Geist von Weihnachten

von

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Der Weihnachtsmann und Elvis

„Frances, aufwachen!“ Kalte Hände klatschten mir leicht gegen die Wange, als ich versuchte aus diesem Albtraum wieder zu erwachen, doch als ich die Augen aufmachte, waren die beiden noch immer da.

„Ihr seid kein Traum!“, schniefte ich anschuldigend und boxte Steve in den Bauch, damit dieser damit aufhörte mich in seinen Armen zu halten, obwohl mir dadurch wesentlich wärmer geworden war, doch da sprach nur die ausgetrocknete Libido aus mir.

Elvis – ich meine Fred – lachte. „Tut mir Leid, Süße. Hast wohl nicht oft sozialen Kontakt, was?“

Ich grummelte etwas, was dieser Typ besser nicht hören wollte und kreischte gleich darauf wieder auf, als ich sah was ich anhatte.

„Wer hat mich in dieses Elfenkostüm gesteckt?!“, brüllte ich und spürte wieder den Schwindel über mich kommen.

Ein giftgrüner Anzug, mit allerlei Zeugs dran und Glöckchen war über meinen zweitausend Dollar Hosenanzug gestülpt worden, dem jetzt wohl für Immer der Geruch von faulen Eiern anhaften würde und somit Vergangenheit für mich war.

„Als du k.o. gegangen bist, hab ich dir die Sache drüber gezogen, damit du nicht frierst“, gab Steve entschuldigend zu und lächelte mich schief an.

Ich wusste nicht was ich erwidern sollte. Klar, es war sehr aufmerksam von ihm gewesen mich nicht in dieser Eiseskälte erfrieren zu lassen, aber andererseits war das hier auch ein Elfenkostüm.

In einem Anflug von Größenwahn riss ich die Hände hoch und tastete meine Ohren ab. Keine verdächtigen Spitzen. Puh! Erleichtert aufseufzend ließ ich die Hände wieder sinken. Vielleicht war ich tatsächlich etwas paranoid, wie diese billige Imitation eines Weihnachtsmannes behauptet hatte. Aber heute war ganz klar ein Tag, an dem ich alles Recht der Welt dazu hatte.

„Was ist in dem Laster?“, fragte ich Steve nach einer Weile, der es sich mittlerweile bequem gemacht hatte und einen Arm locker um meine Schulter geschoben hatte. Klar, ich hätte ihn wieder dafür schlagen können, aber ich versuchte ausnahmsweise die positive Stimmung meiner Umgebung nicht in mein persönliches schwarzes Loch zu ziehen, was mir in letzter Zeit irgendwie häufiger passierte.

„Na was wohl?“, fragte der bärtige Hampelmann und grinste mich an. „Geschenke natürlich!“

„Der ganze Laster ist voll damit?“

„Jetzt nicht mehr, Süße. Wir kurven schon die halbe Nacht umher, deshalb haben wir jetzt nur noch eine einzige Station, zu der wir müssen“, sagte Fred und zupfte an seiner Schmalzlocke, die ihm ins Gesicht hing.

„Nenn mich nicht Süße, kapiert? Mein Name ist Frances“, grummelte ich und spielte mit den Glöckchen an meinen Armen.

„Er darf dich duzen, ich aber nicht?“, fragte Steve und machte einen Schmollmund, der mir ein mikroskopisch kleines Lächeln entlockte. Vielleicht waren die beiden ja doch nicht so verrückt wie ich angenommen hatte. Aber noch war ich nicht völlig überzeugt, schließlich wirkten die meisten Serienmörder völlig normal.

„Apropos, wo fahren wir eigentlich hin?“ Diese Frage spukte schon seit geraumer Zeit in meinem Kopf, doch jetzt erschien mir der passende Augenblick um es mal zur Sprache zu bringen. Ich wusste so in etwa wo wir waren, da ich öfters mal in diese Gegend musste, um diverse Gebäude zu begutachten und Baupläne verschiedenen Geschäftspartnern vorzustellen. Ich war ein relativ hohes Tier und musste deshalb öfters mit anderen Firmen anbandeln, besonders wenn es sich um Massenprojekte handelte, dann wurde es erst richtig dreckig.

„Wir sind auf dem Weg zum St. Madeleine Waisenhaus um den Kindern den Festtag zu verschönern“, antwortete Steve und in seinem Lächeln lag so viel Aufrichtigkeit und Wärme, das mir beinahe wieder die Tränen gekommen wären.

„Ich kenne das Waisenhaus. Meine beste Freundin ist dort aufgewachsen“, erzählte ich ihm. „Wir haben oft miteinander gespielt und verstanden uns einfach großartig. Es ging sogar soweit, dass wir gegenseitig unsere Sätze beendeten.“ Ich kicherte bei der Erinnerung an unsere Lachkrämpfe, die uns daraufhin immer heimgesucht hatten. „Aber als sie volljährig wurde ist sie verschwunden; in eine andere Stadt gezogen ohne mir Bescheid zu geben.“

„Das ist mies“, sagte Fred grunzend und klopfte mir aufmunternd auf den Schenkel. Ich ließ es ihm durchgehen – fürs erste.

„Sprich nicht so über sie!“, fuhr ich ihn an und rückte von ihm ab, was allerdings nur bewirkte, dass ich näher an Steve heran kroch, dem meine Nähe ganz und gar nichts auszumachen schien. „Jedenfalls habe ich sie einige Jahre lang nicht mehr gesehen, bis ich plötzlich eines Tages meine Haustüre öffnete und Clarence gegenüber stand. ‚Ich habe einen gutbezahlten Job, eine tolle Wohnung und bin auch im Bett gut bedient, aber es gibt noch immer eine Sache, die mir mehr als alles andere fehlt, und das ist meine beste Freundin‘, waren ihre Worte. Von da an waren wir kaum noch trennbar gewesen.“

Clarence war die beste Freundin, die man sich hätte vorstellen können.

„Und was ist jetzt mit ihr? Warum feierst du nicht mit ihr Weihnachten?“, fragte Steve neugierig. Ich verzog das Gesicht, aber der Arme konnte ja schließlich nicht wissen, dass das eigentlich ein Tabu-Thema war. Nun, dann würde ich ihn eben aufklären müssen.

„Sie ist vor sieben Jahren von einem Einbrecher erschossen worden. Rate mal an welchem Tag das war.“

„Will ich es wissen?“

„Es war der 24. Dezember – Heute.“ Ich schnitt eine Grimasse, als Fred laut durch die Zähne pfiff. „Kein Wunder, dass du Weihnachten so hasst. Kann‘s dir jetzt echt nicht mehr verübeln.“

„Bitte?“ Ich blinzelte ihn an. Woher wusste er denn das schon wieder? Steve, diese gemeine Petze. Ich kam mir vor wie im Kindergarten.

Doch eben dieser Mann zuckte lediglich die Schultern und schwieg. Er hatte den Blick aus dem Fenster gerichtet, an dem viele bunter Lichter, wie in einem schnellen Film, vorbei rauschten. Er war wirklich nett anzusehen, wenn man mal von seinem lächerlichen Aufzug absah. Weiche Gesichtszüge, schöne Augen und volle Lippen. Mein Pech, dass er so ein … Heiliger und ich nur eine engstirnige Karrierefrau war. Vielleicht hätte ich auch etwas freundlicher zu meiner Umwelt sein können, dann säße ich jetzt bestimmt nicht in diesem Schlammassel. Aber bekanntlich passierten mir zu Heilig Abend immer die komischsten Sachen – oder die schlimmsten. Denn unser nächstes Ziel versprach für mich Kummer, ebenso wie Vorfreude.

Fred knuffte mich in die Seite und grinste mich mit seinem Zahnpasta Lächeln übertrieben an. Er wirkte wie ein kleines Kind, dass sich gerade Hals über Kopf in Zuckerwatte verliebt hatte. „Wir sind da!“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Ditsch
2010-01-02T22:41:10+00:00 02.01.2010 23:41
Okay, gleich zwei Fragen aus anderen Kommis geklärt xD Jetzt weiß ich, woher sie das Waisenhaus kennt und ein weiteres schlimmes Ereignis von Weihnachten^^
Das mit ihrer Freundin ist ja echt heftig o.O Da kann man tatsächlich viel besser nachvollziehen, warum sie Weihnachten so sehr hasst U___U


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