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Der Begierde hilflos verfallen

TheGazettE x MUCC
von

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Die Verfolgung

Nur mit Widerwillen betrete ich diesmal das PSC Gebäude.

Ich wäre lieber weiterhin „krank“ gewesen…aber wenn meine Kollegen schon beim 2. Fehltag beinahe in Panik geraten, wie soll es dann erst beim 3. Tag aussehen??

Da wäre wohl die Welt zusammengebrochen.

Außerdem klang Kais Stimme ziemlich ermahnend gestern…Ich muss den Leader ja nicht unbedingt herausfordern…noch nicht.

Ich schmeiße die Zeitung, die ich soeben erst gekauft hatte, achtlos in den Mülleimer. Ich habe sie nur oberflächig durchblättert und nach einem Bericht oder gar einer Schlagzeile gesucht, doch es war kein Sterbenswörtchen über die Leiche der Frau zu lesen. Entweder sie ist noch gar nicht entdeckt worden…oder die Mordtat sieht zu unspektakulär aus, was ich jedoch bezweifle.

„Hey, Uruha!“

Lächelnd winkt mir der Tontechniker zu.

Ich verdrehe die Augen und tue so als hätte ich nichts gehört.

Nicht sehr nett…ich weiß, aber das Interesse an jegliche Verehrer ist mir schon längst abhanden gekommen. Wenn ich ehrlich bin, war das Ganze eh nur als Zeitvertreib gedacht und später dann nur noch um Kai regelmäßig an die Decke springen zu lassen.

…Und hallo. Die nächste Hürde lässt sich nicht lange auf sich warten.

„Uruha! Wo warst du letztens?“

Seufzend atme ich aus.

„Ich war krank.“

Der Fotograf lächelt besorgt.

„Na ich hoffe, dass es dir jetzt wieder besser geht?“

„Ja.“

Dann wird sein Lächeln unerwartet frech.

„Gut…denn…ich habe dich schon vermisst…“

Und auch seine Hand auf meinen Hintern ist nicht gerade sehr angemessen.

Leicht gereizt schlage ich diese aus.

Sehe ich so aus als könnte ich jetzt an Sex denken??

Überrascht weicht dieser zurück. Ich setze nur eine entschuldigende Unschuldsmiene ein und zucke hilflos mit den Schultern.

Es ist vorbei…hoffentlich kann er damit leben.

„Shit happens, Süßer. Also habe noch ein glückliches Leben.“

Seine Augen weiten sich noch um ein Stückchen ehe ich gekonnt geschickt um die Ecke schwinge.

„Oh, wieder da?“

Ich lege verwundert meinen Kopf schief, als ein kleinerer etwas pummeliger Mitarbeiter mich überaus freundlich anstrahlt.

Hatte ich etwa mit ihm…auch?

Meine Gedanken bekommen ein Knick, als er sich einen fettigen Dougnat in den Rachen steckt und dabei die Hälfte der Schokolade an seinen Mund kleben bleibt.

Nein. Definitiv nicht.

Der fragt nur aus Höflichkeit.

Ganz sicher.

„Ja, ich war nur krank gewesen.“

Nach einem Hin- und Her und weiteren Beteuern, dass ich nur krank gewesen war, komme ich endlich ins Bandzimmer. Geschafft.

Trotz meines überdimensionalem Selbstbewusstseins frage ich mich wieso die Menschen mich so gern haben…Klar, ich sehe gut aus. Keine Frage.

Aber…ist gutes Aussehen wirklich alles? Sind die Menschen wirklich nur auf das Äußere fixiert?

Ich könnte das größte Arschloch sein…und den Leuten wäre es scheißegal.

Mal davon abgesehen, dass ich ansatzweise echt ein Arschloch bin.

Aber für mich ist das gut. Sehr gut.

Denn genau in so eine Welt passe ich rein und fühle mich wohl.

Man könnte meinen, dass sie geradezu für mich geschaffen wäre…

Wenn…

Ja, wenn da nicht diese eine Person aufgetaucht wäre…die so gar nicht in meine Welt passt.

„Heeeey!“

Fast synchron begrüßen mich meine Kollegen, was mir noch mehr Kraft kostet.

Wenn das so weitergeht, kriege ich noch einen Kollaps.

„Hey, Leute.“

Kai steht extra auf und legt kumpelhaft seine Hand auf meine Schulter.

Aufmunternd nickt er mir mit seinem breiten Kai-Lächeln zu.

Kai…der unangefochtene Strahlemann.

Sein strahlendes Lächeln kann ich jedoch nur schwach erwidern.

Er weiß, dass dieses konkurrenzlos ist.

Aois Reaktion hingegen ist da schon direkter.

„Wow…siehst du scheiße aus. Du musst ja echt krank gewesen sein.“

Dankend zwinkere ich ihm sarkastisch zu.

„Du bist der Erste, der mir heute ein Kompliment macht!“

Ich muss wohl doch ganz schön fertig aussehen…aber so fühle ich mich auch irgendwie.

Diese ganze Sache zerrt an meinen Nerven.

Ich hoffe nur, dass man mir wenigstens die Verzweifelung nicht ansieht, an der ich nage.
 

Zum Glück hackt keiner genau nach, weshalb ich nur halb bei der Sache bin. Sie schieben alles auf die Krankheit, die ich hatte und das ich mich bestimmt noch in der Genesungsphase befinde. Ich bin eher seltener krank…also verzeihen sie mir.

Der Einzige, der etwas skeptisch scheint, ist wohl Ruki. Aber da er immer noch nicht mit mir redet, ist das eher weniger ein Problem.

Ich wollte erst nicht hierher kommen…aber es tut gut.

Dieses Gefühl von alltäglicher Arbeitsroutine.

Das Gefühl, dass alles in Ordnung ist.

Dass…hier die Welt nicht Kopf steht.

Ich weiß ehrlich gesagt nicht…was ich mir wünschen soll.

Soll ich mir wünschen, dass sich auch bei mir nichts geändert hat…?

Dass ich hier ganz normal reingekommen wäre…ohne jegliches Wissen von irgendwelchen unnatürlichen Geschehnissen, die gar nicht existieren können?

Oder…sollte ich froh sein, dass mir das passiert ist?

Dass mir irgendein Typ begegnet ist…der Sachen vollbringen kann…die nicht sein können. Die mir zeigen…dass diese Welt hier…zu kippen droht?

Die Welt…in der sich alles ganz natürlich erklären lässt.

Von einem Moment…in den anderen…zerstört.
 

In der Pause lege ich mich müde auf das gute alte Bandsofa.

Die Anderen lassen mich zum Glück gewähren und sind in die Cafeteria abgehauen.

Sie denken, ich bräuchte etwas Ruhe.

Aber was ich wirklich brauche…wäre wohl eine Rückspultaste…oder ein gelöschtes Gedächtnis.

„Du verdammter Idiot…Du hättest das viel, viel, viel früher machen sollen. Da…wo ich noch nichts von dir wissen wollte…“

Meine Augen halten sich wacker halboffen…doch gegen die Müdigkeit kommen sie einfach nicht an.

Zufrieden streiche ich über die Sofalehne, die ich nun als Stütze für meinen Kopf missbrauche.

Ich hatte den ganzen Tag schon versucht, mich abzulenken, um nicht an die mir jetzt unwirklich vorkommenden Ereignisse denken zu müssen.

Geholfen hat es nicht so wirklich. Aber ein Nickerchen denke ich, wird helfen.

Für eine Weile…

Ein Schaf…Zwei…

Klack

Oder auch nicht.

Genervt muss ich die Augen aufreißen, als sich die Bandzimmertür öffnet.

Die Zweisamkeit mit der Coach hat nicht lange gewährt. Trauernd streiche ich über die Lehne.

„Es waren erst zwei Schafe…“

Überrascht hebe ich dann eine Augenbraue, als ich den Eindringling sehe.

„Taka…“

Besorgt setzt er sich gegenüber von mir auf den knallroten Sessel.

„Denke jetzt bloß nicht, dass…unsere Geschichte aus der Welt ist…aber…ich mache mir Sorgen um dich. Ist wirklich alles ok mit dir?“

Ein Anflug von Dankbarkeit und Zuneigung überwältigt mich und lässt meine innerliche Wut verblassen.

So gerne würde ich ihm alles erzählen…jedes Detail…doch es wäre keine gute Idee.

Wer glaubt einem schon, dass man jemanden kennt, der anscheinend als Hobby das Aufreißen von Frauenhälsen hat?

Als hätte ich noch nicht den Gedanken daran verschwendet, den Mord bei der Polizei zu melden.

Nein…das kann ich nicht tun.

Ich kann es niemanden erzählen.

Es würde mir keiner glauben.

Ich frage mich…ob ich es überhaupt selber richtig glauben kann.

„Ich habe dich…selten so fertig gesehen.“

Wieder ein wundervolles Kompliment.

Ich schließe kurz die Augen und öffne sie dann wieder.

Wie er wohl aussehen würde??

„Es ist nichts. Ich war nur krank gewesen und das hat mich etwas geschwächt.“

Man kann ihm deutlich ansehen, dass er mir das nicht abnimmt.

Zu Recht.

„Lüg mich bitte nicht an.“

Tja…Er kennt mich eben sehr gut.

„Tut mir Leid, Taka…aber ich muss damit alleine klarkommen. Du kannst mir nicht helfen.“

Anscheinend ist ein Geduldsfaden gerissen…

Ich konnte den Riss und den schlagenden Laut des zurückgeworfenen Fadens förmlich hören.

„Uruha! Sag mir endlich was passiert ist!!“

Ich kann den plötzlichen Ausbruch nicht nachvollziehen, erhebe mich aber ebenfalls.

„Willst du mit mir wieder streiten??“

Und dann kommt die Anspielung auf die ich schon gewartet habe.

Ich habe es gewusst.

„Hat es was mit Tatsuro zu tun??!“

Nur deswegen, ist er zu mir gekommen…nur um wieder einen Grund zu suchen, damit ich Tatsuro aus dem Weg gehe…

„Das hättest du wohl gerne!“

Das wünscht er sich.

Aber ich werde ihm nicht die Gelegenheit geben sich zu freuen…Er wird nie erfahren, dass es wirklich etwas mit Tatsuro zu tun hat.

Und ich dachte…ich dachte, Ruki würde sich besinnen.

Stattdessen…führt er diesen unsinnigen Streit weiter…der sich nur um Tatsuro dreht…und keiner weiß weshalb.

Wieso Ruki…? Wieso…lässt du es nicht gut sein?

Wir sehen uns stumm und zornig an.

Keiner bereit, aufzugeben.

Ruki ist dann der Erste, der den Blick abwendet.

Seine Stimme klingt aufeinmal verhältnismäßig leise.

„Weißt du Uruha…Das einzige was ich will ist…dass du mir die Wahrheit sagst. Mehr nicht. Ich…mache mir nun mal Sorgen.“

Verächtlich schnaube ich.

Wie kann er denken, dass ich ihn jetzt noch ernst nehmen kann?

„Nein, Ruki. Du bist ein Egoist. Das einzige was du willst ist, dass ich Tatsuro fallen lasse. Nur weil du nicht ertragen kannst, dass ich glücklich sein könnte.“

Rukis Gesichtsausdruck ist erst überrascht…dann für eine Viertelsekunde erschüttert…und letztendlich erzürnt.

Bevor die Tür zuschlägt, hatte ich schon den Knall in den Ohren.

Ich wollte nicht, dass es so endet.

Wie so oft.

Er erschüttert und aus dem Zimmer eilend. Ich alleine zurückbleibend mit einem schlechten Gewissen, das ich nie zugeben würde.

Keiner der Parteien mit dem Ende der Debatte zufrieden.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass Ruki nicht will, dass ich glücklich bin…aber…einen anderen Grund will er mir wohl nicht geben.

So ist der Schlaf in den ich falle…ziemlich unruhig.
 

Mit vorsichtigen Schritten schleiche ich lautlos durch die Dunkelheit.

Um mich herum ist Stille…nur meine Schritte hallen im Vergleich relativ laut an den engen Wänden wider.

Schnell…schneller…und noch schneller…husche ich durch das bedrückende Schwarz.

So als hätte ich ein Ziel vor Augen.

Nach schier endloser Zeit bleibe ich endlich stehen, doch ich bin nicht mal annähernd außer Puste und blicke mich prüfend um.

So als würde ich nach etwas suchen.

Dann höre ich den hohen Schrei.

Unbeeindruckt eile ich in die nächste Gasse und da sind sie.

Wie zu erwarten steht Tatsuro dort mit seinem blutleeren Opfer, dass er unbekümmert fallen lässt.

Doch als er sich zu mir umdreht, setzt mein Herzschlag für einen Moment aus.

Ich blicke nicht in das Gesicht von Tatsuro…sondern in meines.

In mein eigenes.

Blutverschmiert und aggressiv.

Voller Angst renne ich davon und höre wie er mich gackernd lachend verfolgt. Wie ich mich verfolge.

Wie ein hungriges Tier.

„Ich bin du! Du bist ich! Du kannst mir nicht entkommen…“

Unerträgliche Angst mit Panik gemischt, treibt mich weiter.

Schnell…schneller…und noch schneller…renne ich durch die nicht aufhörende Finsternis.

Hinter mir das schallende Gelächter.

Ich habe das Gefühl im Kreis zu rennen.

In einem Kreis aus dem es kein Ausgang gibt.

Das Lachen verstummt.

Ich stolpere und…falle.

Tief.

Aufeinmal erhebe ich mich wieder.

Erschreckt zucke ich auf als ich auf meine blutverschmierten Hände blicke.

Blut tropft aus meinem Mund.

Nein…Nein…NEIN!

Hat er…Habe ich mich doch noch erwischt…?

„Uruha…“

Eine vertraute kühle Stimme dringt in mein Ohr.

Ich blicke auf.

Hoffnungsvoll. Weinend. Zerstört.

Und da steht er wirklich.

Genüsslich leckt er sich das rote Blut von den Lippen.

„Dein Blut war köstlich…geradezu unwiderstehlich…aber dafür…hast du deine Menschlichkeit verloren. Genauso wie ich sie verloren hatte.“

Böswillig grinsend lässt er etwas aus seiner Hand fallen, das schmatzend vor mir auf den Boden aufkommt.

Mir steigt die Übelkeit hoch, als ich sehe was es ist.

Ich taste schnell an mir und spüre die tiefe Aushöhlung…

Es ist ein Herz.

Aber nicht irgendein Herz.

Es ist mein Herz.

Frisch.

Blutig.

Schmackhaft.
 

Schreiend falle ich von der Coach und bleibe erstmal schockiert liegen.

Natürlich war es nur ein Traum.

Gott sei Dank!

Irgendwann muss ich ja das Gesehene verarbeiten…

Doch…wieso kriege ich das Gefühl nicht los, dass es kein normaler Traum war…dass er irgendeine wichtige Bedeutung beinhaltet…?



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  life_is_melody
2010-04-14T19:57:06+00:00 14.04.2010 21:57
man, ich komm irgendwie zu gar nichts mehr, seit die FH begonnen hat.. also gomen, dass das kommi erst jetzt kommt. ^^"
Aber das Kapitel war toll. *o* Ich glaub ja nicht, dass Ruki was böses will, ich glaub irgendwie, dass er Uruha helfen will, denn irgendwie scheint es so, dass Uruha wirklich hilfe braucht, wirkt er doch ein bisschen überfordert. Vor allem dieser Traum, der ja ne tiefer Bedeutung hat. Man, ich bin wirklich gespannt, was da noch passiert, denn so langsam glaub ich auch, dass tatsu ein vampir ist und uruha ja deshalb von ihm fern halten will, weil er ihn auch mag *o*
nya... ich werd das dann ja sehen ^-^
ich bin jedenfalls gespannt, wie das alles ausgehen wird ^-^
Von:  Hizu
2010-04-13T19:47:32+00:00 13.04.2010 21:47
Ist schon krass das Ganze...
O_O
Tatsu ist ein Vampir was?
Ôo
Wenn ich Uru wäre...ich glaub ich würde auch abdrehen...uu"
ich freu mich aufs nächste^^


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