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Herzschlag

eine UlquiHime-OS
von

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Herzschlag

Titel: Herzschlag

Hauptpersonen: Ulquiorra; Orihime

Disclaimer: Weder Bleach, noch die dort auftretenden Figuren sind meine, sonder gehören Tite Kubo. Ich habe diese Story komplett alleine geschrieben, also sind alle Wörter meine. Ich verdiene kein Geld und schreibe nur zum Spaß und beabsichtige keine Ähnlichkeiten mit anderen Storys.

Altersempfehlung: 14+

Genres: Romanze; Lime; eigentlich auch ein bisschen Drama

Warnings: Ulquiorra ist, wie ich finde, ziemlich OOC geworden.
 


 

Leise, die Hände in den Taschen, den Blick zu Boden gewandt, schritt er durch die schneeweißen Gänge von Las Noches, dem Schloss der Arrancar und dem Herrschaftsgebiet des Shinigamiverräters Aizen Sousuke.

Zu dieser späten Stunde begegnete er selten noch irgendeinem anderen Arrancar, und wenn doch, dann war es ein Untergebener, der noch schnell einen Boden fertig wischte, um sich danach so schnell wie möglich, wie auch alle anderen Bewohner dieses Schlosses, in seine Gemächer zu begeben und hinzulegen.
 

Oh ja, selbst ein Ort wie Hueco Mundo, in dem ewige Nacht herrschte, hatte eine Art Tagesablauf.

Es gab immer bestimmte Zeiten, in denen man, essen, schlafen oder eben wach bleiben sollte.

In Friedenszeiten wurde diese Ordnung fast immer strikt eingehalten, nur manchmal blieben noch einige wenige Arrancar auf, um Nachtschichten zu schieben oder sich mit irgendwelchen vermeidlichen Freunden zu amüsieren.

Selbst jetzt, wo doch fünf Eindringlinge in die Welt der Hollows gekommen waren, hatte sich dennoch fast nichts an dieser Art von Routine geändert.

Die Arrancar schliefen noch immer zu vorgegebenen Zeiten, gingen zu vorgegebenen Zeiten zu Besprechungen, aßen zu vorgegebenen Zeiten. Alles in allem konnte man wenig von der angespannten Stimmung spüren, die eigentlich herrschen sollte, wenn irgendwelche Shinigami oder andere feindliche Wesen in ihre Welt eindrangen.
 

Er selbst würde sich wahrscheinlich auch in seine Gemächer begeben, sobald er seinen letzten Auftrag von diesem Tag erledigt hatte.

Um genau zu sein, war es nicht einmal ein richtiger Auftrag. Er versuchte nur, den Befehl, den ihm Aizen-sama gegeben hatte, so exakt wie möglich zu befolgen.

Dafür sorgen, dass sie unter allen Umständen am Leben bleibt.
 

Andere Arrancar hätten an seiner Stelle nicht noch mehr Zeit bei ihr verbracht, als sie mussten.

Sie hätten, wie auch er es immer tat, aufgepasst, dass sie ihr Essen zu sich nahm und mehr nicht – schließlich konnte sich die Gefangene unmöglich aus dem Turm, in dem sich ihr Zimmer befand, stürzen, das verhinderten die drei Eisenstäbe, die in das einzigste Fenster von dem Raum, in dem sie lebte, eingebaut waren.
 

All dieser unbedeutende Abfall!
 

Alle, die so etwas behaupten würden, dass eine Bestätigung, dass die junge Frau aß, genug wäre, waren naiv.

Sie alle kannten Inoue Orihime nicht, sie konnten sie allesamt nicht einschätzen.

Doch eigentlich konnte er selbst das auch nicht.

Diese Frau, ihre Gefangene war eine der einzigsten Personen, die er nicht richtig verstehen konnte.

Er konnte sich nicht in ihren Kopf hineinversetzen und die Dinge aus ihrer Perspektive sehen – einer Perspektive, die, wie es schien, alle bestehenden Tatsachen verzerrte, die einfach vollkommen anders war, als die der anderen Arrancar und Menschen.

Vielleicht hing es ja mit ihren gottgleichen Kräften zusammen.
 

Immer wieder überraschte sie ihn mit neuen, unvorhergesehenen Handlungen.

Diese Überraschung konnte er zwar immer verbergen, jedoch fragte er sich ernsthaft, wie lange noch.
 

Und was ihn ebenfalls verwirrte, war seine eigene Reaktion auf Inoue Orihime.

Er hatte sich schon mehr als einmal dabei ertappt, dass seine Gedanken zu der Frau abschweiften und zwar in eine Richtung, die ihm überhaupt nicht behagte.

Und einmal – was für eine Demütigung! – hatte er sogar ein Feuer in seinen Lenden verspürt, als er an sie gedacht hatte.
 

Er hätte sich selbst für seine Naivität, Gefühle für irgendeinen Menschen, irgendein unbedeutendes Wesen, zu hegen, bestrafen können.

Doch trotzdem bewahrte er Ruhe, erzählte niemanden von diesem Vorfall und beabsichtigte auch nicht, das jemals irgendwann zu tun.

Es war ein unbedeutender Vorfall – ein Vorfall, der sich bestimmt nicht noch einmal wiederholen würde, dessen war er sich sicher.
 

Ulquiorra sah es als eine Pflicht an, für das Überleben der Frau zu sorgen – doch langsam fragte er sich, wer ihm überhaupt diese Pflicht gegeben hatte.

Erst dachte er immer, dass er es für Aizen-sama tat, damit dieser seinen Plan mit Inoue Orihime ausführen konnte.

Mittlerweile fragte er sich, ob er es nicht auch für sich selbst tat.

Als würde er sich selbst nie verzeihen können, wenn sie aus irgendeinem undefinierbaren Grund starb.

Und vielleicht war das auch der Anlass, weshalb er jede Nacht sichergehen wollte, dass sie schlief und nicht, wie sie es immer am Tag tat, einfach nur den Mond anstarrte.

Er würde ihr das durchaus zutrauen, zumal er ihr gestern von dem Tod ihres Freundes Sado Yasutora erzählt hatte und sie, wie es schien, ihn immer noch nicht vollständig verkraftet hatte.
 

Schließlich stand er vor der Tür ihres Zimmers.

Bedacht, nicht irgendein lautes Geräusch zu machen, trat er vorsichtig ein, bevor er die Tür hinter sich wieder schloss.

Es war durchaus ein Nachteil, nur ein Fenster zu haben, da der Raum fast vollständig in Dunkelheit getaucht war und er nur die Umrisse von sämtlichen Gegenständen wahrnehmen konnte.

Zwar würde er, wenn sich seine Augen nach einer Zeitlang an das dämmrige Licht gewöhnt hatten, wenigstens einigermaßen viel erkennen können, jedoch war ungewiss, wie viel Zeit bis dahin vergangen sein würde.

Bis zu diesem Zeitpunkt musste er sich also vollkommen auf sein Gehör verlassen, was, dank seines Ursprungs, der schärfste Sinn von ihm war.
 

Zum ersten Mal blickte er sich nun in dem Raum um.

Es fiel ihm leicht, die Silhouette des großen Sofas, das an der linken Wand stand und auf dem sie lag und, wie er hoffte, schlief, selbst in dem dämmrigen Licht, zu erkennen. Nach längerem Hinsehen vermochte er sogar, ihre Gestalt, den Körper von einer Decke verborgen, die Beine leicht angezogen, zu erkennen, vermochte ihr langes, rotbraunes Haar zu erkennen, das nun, wie sonst nicht immer ordentlich hinter ihrem Rücken, ihren Oberkörper wie eine zweite Decke verbarg und leicht im Licht schimmerte.

Nun, da ihre Haarspangen nicht länger in ihrem Haar steckten, sondern, mitsamt ihres gefalteten Kleides, auf dem Boden unter ihr lagen (er hatte es bei einer seiner ersten Kontrollen bemerkt), fielen ihr ein paar Haarsträhnen in das zarte Gesicht, verdeckten die geschlossenen Augen.
 

Vielleicht hätte er noch länger einfach nur dagestanden, etwa drei Meter von ihr entfernt, und hätte ihre zierliche Gestalt beobachtet – wenn ihm nicht etwas an ihrer Atmung aufgefallen wäre.

Sie war viel zu unregelmäßig für einen Schlafenden.
 

Er zog leicht die Augenbrauen nach oben, trat schließlich näher an sie heran.

„Warum stellst du dich schlafend? Du hättest wissen sollen, dass ich früher oder später dahinter komme.“

Er sah, dass sie leicht zusammenzuckte, doch schließlich einen Moment später zögerlich ihre Augen öffnete.

Langsam setzte sie sich auf, sodass die Decke von ihrem Oberkörper rutschte und nun die bleiche Haut, nur an einigen Stellen verborgen durch ein weißes Trägernachthemd, entblößte.
 

Schnell wandte er den Blick von der enthüllten Haut, um sowohl ihre Privatsphäre nicht zu verletzen, als auch nicht erst in Versuchung zu kommen, sich zu gewissen Handlungen hinreißen zu lassen.

Ulquiorra gebot sich, allein ihr Gesicht zu fixieren, weiter nichts, was ihm schließlich auch gelang.
 

Unter ihren grauen Augen lagen Schatten. Wahrscheinlich war auch die letzte Nacht nicht gerade die längste gewesen. Und als er noch ein wenig genauer hinsah, bemerkte er, leicht verwundert, dass ihre Wangen, im Mondlicht leicht glänzende, Tränenspuren aufwiesen.

Ein wacher Verstand, wie Ulquiorra ihn besaß, brauchte nicht lange, um zu verstehen.

Sie konnte also aus Sorgen ihren Freunden wegen, nicht einschlafen.
 

Als Inoue Orihime bemerkte, dass er ihre, bereits versiegten, Tränen gesehen hatte, wischte sie sich schnell einmal über die Augen, um irgendwelche Spuren verschwinden zu lassen. „Es ist nichts. Wirklich.“

Was für eine durchschaubare Ausrede!

Hatte sie wirklich geglaubt, dass er darauf hereinfallen würde?
 

Obwohl er sie nicht richtig einschätzten konnte und das wohl auch niemals tun könnte, wusste er dennoch, was ihre ‚Freunde‘ ihr zu bedeuten schienen.

Wahrscheinlich empfand sie ähnliche Gefühle für sie, wie er für Aizen-sama.
 

Nein, nicht einmal das war der passende Vergleich.

Er war Aizen-samas Untergebener, sein treuster Diener, der jeden Befehl befolgen würde, ganz egal, wie hart er doch sein würde.
 

Doch sie hatte eine andere Beziehung zu ihren Freunden.

Sie war eine von ihnen, keine Untergebene, sondern genauso stark, genauso gleichberechtigt, wie alle anderen. Man erteilte ihr keine Befehle, man bat sie höchstens um irgendetwas und sie, ein gutmütiges, zuvorkommendes Wesen, würde wohl nie irgendeine Bitte ablehnen.

Nicht etwa aus Angst, sondern einfach weil sie einfach helfen wollte. Und mehr nicht.

Er glaubte sogar ernsthaft, dass Inoue Orihime sogar Selbstmord begehen würde, wenn ihren Freunden das irgendwie helfen würde.
 

Langsam beugte er sich zu dem Mädchen mit dem rotbraunen Haar, das an die Flamen eines Feuers in der dunklen Nacht erinnerte, herunter. „Weshalb verschwendest du deine Tränen für deine Freunde?“, er betonte das letzte Wort unmerklich, „Weshalb weinst du wegen ihnen, obwohl du doch, genauso gut wie ich, weißt, dass sie ihr Todesurteil unterschrieben haben, als sie nach Hueco Mundo kamen.“

Mit seinem Daumen fing er vorsichtig eine Träne auf, die gerade aus ihrem Augenwinkel floss, betrachtete die salzige Flüssigkeit. „Sie sind es nicht wert, dass du wegen ihnen unglücklich bist. Nicht solcher unnützer Abfall, der sich freiwillig in den Tod stürzt.“
 

Für einen Moment war Inoue Orihime zu fassungslos, um etwas sagen zu können, das sah man ihr deutlich an.

Doch schließlich schien sie alle ihre Kräfte zusammenzunehmen und sah ihn zum Teil hasserfüllt, zum Teil traurig an. „Wie kannst du nur so etwas sagen? Wie kannst du jemanden, den du gar nicht richtig einschätzen kannst, als Abfall bezeichnen! Du kennst sie alle nicht! Warum urteilst du dann so über sie?“

Wieder fing sie an, zu schluchzen, Tränen rannen ihr schon wieder über die Wange.
 

Das Bild von dieser weinenden Frau, die nun eher wirkte, wie ein junges Mädchen, bewegte irgendetwas in Ulquiorra.

Es war, als würde es eine Art Beschützerinstinkt hervorrufen, als wäre es für ihn fast so schlimm, wenn er sie weinend sah, als würde er sehen, wie sie starb.

Vielleicht war das der Grund, vielleicht auch irgendein anderer, der dafür sorgte, dass er sich neben sie auf die Couch setzte und nach kurzem Zögern die Arme um ihren bebenden Körper legte.
 

Er hatte keine Ahnung oder gar Erfahrung in solchen Sachen, jedoch verspürte er, irgendwo in seinem Inneren, den Wunsch, sie einfach festzuhalten und nie mehr loszulassen.

Zumindest nicht so lange, bis sie aufgehört hatte, zu weinen.
 

Sie schob ihn nicht von sich weg, nein sie drückte sich nur noch mehr an ihn, vergrub den Kopf in seiner Schulter, weinte einfach lautlos weiter.
 

So, als hätte sie vergessen, dass er es eigentlich war, der dafür gesorgt hatte, dass sie und ihre Freunde überhaupt in diese Lage gekommen waren.

So, als hätte sie vergessen, dass er ihr Feind war.

So, als hätte sie vergessen, dass sie ihn eigentlich hassen sollte.
 

Er hatte keine Ahnung, was er jetzt noch sagen oder tun sollte, was er machen sollte, um sie zu trösten.

In diesem Gebiet kannte er sich nun wirklich nicht aus, doch schließlich tätschelte Ulquiorra ihr aufmunternd die Schulter. Etwas Besseres fiel ihm nicht ein.
 

Irgendwann war ihr Weinkrampf schließlich zu Ende, doch trotzdem bewegte sie sich nicht vom Fleck.

Ulquiorra war es zum Teil unangenehm, zum Teil aber auch nicht.

Er genoss ihre Nähe und fürchtete sie zugleich.
 

Wie würde sie reagieren, wenn er die Kontrolle verlieren würde?

Und er war sich sicher, dass das eintreten würde, wenn er sie nicht langsam losließ.

Schon jetzt musste er Gedanken niederkämpfen, die denen von Abfall wie Nnoitra sehr nahe kamen.

Er spürte den Wunsch in sich aufkeimen, sie zu küssen, sie zu berühren und, wenn nichts dazwischenkam, sich sogar mit ihr zu vereinen.

Er kämpfte gegen diese so verdammt ungebildeten, lächerlichen, abnormalen Gedanken an, jedoch nur mit mäßigem Ergebnis. Zwar schaffte er es, ihnen zu widerstehen, und er hoffte, dass das auch so blieb, jedoch konnte er sie nicht aus seinen Kopf entfernen.
 

Weshalb war er so anfällig, ihr gegenüber?

So etwas passte doch überhaupt nicht zu ihm.
 

Ulquiorra hoffte, seine Gedanken einigermaßen wieder unter Kontrolle zu kriegen, wenn er sich von ihr trennte.

Und so nahm er, nach kurzem Zögern, ihre Hände wieder von seinen Schultern und legte sie auf ihren Schoß, bedacht, nicht mehr Haut von ihr anzufassen, als nötig.

„Du solltest jetzt versuchen, wieder zu schlafen. Ihr Menschen braucht euren Schlaf, ich habe keine Lust, dich morgen übermüdet zu sehen.“
 

Sie blickte ihn erst geistesabwesend an, doch schließlich nickte sie.

„Du hast Recht. Aber…“, ihr Gesicht nahm eine dunklere Farbe an, man brauchte kein großes Licht, um zu sehen, dass sie gerade rot wurde, „… kannst… kannst du noch eine Weile bei mir bleiben?“

Er musterte ihr Gesicht. Meinte sie das jetzt ernst?

„Es muss ja nicht für lange sein. Deine Nähe… sie beruhigt mich… irgendwie.“

Verlegen blickte sie auf ihre filigranen Hände.
 

Nachdenklich sah er sie an. Damit hatte er nun wirklich nicht gerechnet.
 

Er überlegte kurz. Sollte er wirklich bei ihr bleiben? Schließlich wollte er seine Selbstbeherrschung auch nicht so stark herausfordern.

Andererseits würde er nicht lange bei ihr bleiben müssen. Wenn sie eingeschlafen war, konnte er sofort wieder gehen.
 

Also nickte er langsam.

Inoue Orihime schien beruhigt, legte sich schließlich wieder hin, ohne jedoch den Blick von ihm zu wenden.
 

Eine vereinzelte Haarsträhne lag unweit entfernt von ihrer Hand.

Zögerlich, einfach einer inneren Eingebung folgend, nahm er sie zwischen seine Finger und betrachtete die Strähne lange.

Ihr Haar fühlte sich weich und seidig an, so als habe man einfach die Kokonfasern einer Seidenraupe, oder wie auch immer dieses Insekt in der realen Welt genannt wurde, eingefärbt.

Nachdenklich, mit dem Verstand irgendwo, bloß nicht hier, wickelte er es um seinen Finger.
 

Die rotbraune Farbe bildete einen starken Kontrast zu seiner weißen Haut.

Es erinnerte ein bisschen an ein Feuer, das hier in der Wüste von Hueco Mundo angezündet worden war und nun die farblose Umgebung in ein warmes Orange tauchte.
 

Doch plötzlich wurde sich Ulquiorra bewusst, was er da gerade tat.

Hatte er es wirklich so weit kommen lassen? Hatte er sich wirklich, wenn auch nur ein bisschen, seinen inneren Trieben hingegeben?

Hatte er wirklich eine so schändliche Schwäche gezeigt?
 

Gefühle, Emotionen, Vorlieben – all das war doch nichts anderes als nutzloser Abfall.

Wer sich solchen Eindrücken hingab, zeigte Schwäche, machte sich angreifbar für jeden Gegner, egal wer oder was, es war.
 

Zögerlich löste er die Umwicklung wieder, ließ die Haarsträhne wieder auf die weiße Decke fallen.
 

Sie schien ihn die ganze Zeit beobachtet zu haben, sagte jedoch nichts.

Auch über seine Lippen kam kein Wort.
 

Noch immer bereute er es, dass er sich von seinen Gefühlen hatte leiten lassen, noch immer versuchte er, das nun wachsende Verlangen tief in seiner Seele zu unterdrücken.

Woran auch immer es lag – vielleicht war es einfach ihr aufmerksamer Blick, den sie nicht eine Sekunde von ihm gewendet hatte, vielleicht auch die Atmosphäre in diesem Zimmer – dieses Verlangen wurde immer größer, bis er ihm nicht mehr standhalten konnte. Langsam, den Blickkontakt zu Inoue Orihime keine Sekunde unterbrechend, beugte er sich zu ihr herunter, stützte sich mit den Händen links und rechts neben ihrem Kopf ab, und kam ihrem hübschen Gesicht jede Sekunde näher.

Sie schien einen Moment zu zögern, doch spätestens, als sich die Lippenpaare der beiden berührten, schloss sie, wie auch er, die Augen und konzentrierte sich, falls man das in so einer Situation überhaupt noch konnte, nur noch auf den jeweils anderen.
 

Er spürte ihren warmen Atem in seinem Gesicht, spürte, dass sie, wie auch er, immer mehr die Beherrschung verlor, sich immer näher an ihn drückte, immer weniger Abstand zwischen ihren beiden Körpern entstand.

Langsam schob er die Decke, die zwischen ihnen lag, bis zu ihren Knien zurück.
 

Er strich leicht über ihr Knie, schließlich über den unteren Teil der Oberschenkel, machte erst Halt, als seine Hand den Saum ihres Nachthemdes berührte.

Er zögerte kurz. Würde sie es ihm wirklich erlauben, so weit zu gehen?
 

Doch schließlich umfasste er den Saum, während er ihr das Kleidungsstück vorsichtig auszog.

Sie machte keinerlei Anstalten, ihn aufzuhalten, doch schließlich, als sie dalag, den Unterleib nur durch einen Slip verdeckt, legte sich ein leichter Rotschimmer auf ihre Wangen, der noch deutlicher hervortrat, als seine Hand über ihren Oberkörper strich, eine Handbreit unter den Rippen stoppte.
 

Die Wärme, die von ihrer Haut ausging, war für ihn ungewohnt.

Die Körpertemperatur von Arrancar war denen von normalen Menschen weit unterlegen. Er kannte den exakten Temperaturunterschied nicht, da hätte er Szayel fragen müssen, doch nahm er an, dass es mindestens zehn Grad waren.

Auch ihr, oder zumindest ihrem Körper, schien der Wärmeunterschied aufgefallen zu sein, denn ein leichtes Zittern machte sich bemerkbar.

Dennoch nahm er seine Hand nicht zurück, strich nur noch einmal über die weiche Haut, beobachtete, wie sich eine leichte Gänsehaut darauf bildete.
 

Er spürte ihre Rippen hart unter seinen Fingern, obgleich sie nicht so sehr hervortraten, wie seine eigenen.

Wie zerbrechlich all ihre Knochen doch wirkten.

Wie einfach es für jeden anderen Arrancar, der gegen sie war, ihr einen Knochen zu brechen – nun, wo sie doch halbnackt und schutzlos dalag.
 

Seine Hand glitt weiter nach oben, bis sie jene Stelle zwischen den Schlüsselbeinen erreichte, wo sich sein eigenes Hollowloch befand, strich sanft darüber.

Wie viele Feinde hatte er genau an derselben Stelle bereits zu Tode gestochen?

Wie vielen Feinden hatte er genau an derselben Stelle ein Loch verpasst?

Das Blut wie vieler Feinde hatte bereits an seiner rechten Hand geklebt, nachdem er ihre Brust mit diesem Zeichen versehen hatte?
 

Die exakte Anzahl kannte er nicht, dafür waren es zu viele, jedoch würden ihm die letzten Sekunden des Lebens seiner Feinde wohl nie entfallen.

Wie sie erst langsam zu Boden fielen, wie ihr Herzschlag und ihre Atmung immer mehr abnahmen und schließlich ganz aufhörten.

Erst würde das Herz seiner Feinde für ein paar Momente noch genauso schnell schlagen, wie das ihre – doch dann würde das Pochen in immer länger werdenden Abständen auftreten, bis sich die ewige Ruhe in dem Besitzer breitgemacht hatte und er nie wieder aufstehen würde.
 

Es war schon recht vergnüglich, dem schnellen Schlagen des Herzens von Inoue Orihime zuzuhören, zumal es sie, wie es schien, in Verlegenheit setzte, wenn er ihre nackte Brust musterte, und berauschte, wenn er seine Hand auf die Haut, unter der sich das klopfende Organ befand, legte, um das Pochen noch deutlicher wahrnehmen zu können.
 

Dieses monotone Klopfen rief Erinnerungen aus längst vergangener Zeit wieder auf. Rief Erinnerungen an sein Leben als Normalsterblicher auf – als schwacher, wehrloser Mensch, nicht als Hollow oder gar Arrancar.

Ulquiorra hatte immer geglaubt, all seine Erinnerungen an dieses frühere Leben verloren zu haben, da er auch nie Wert darauf gelegt hatte, sie zu behalten, doch nun belehrte sein Verstand ihm eines Besseren.
 

Jedoch hielten diese Erinnerungen für nur einen kurzen Augenblick an, dann waren sie wieder verschwunden.

So, als hätte man in einem Raum ein Räucherstäbchen, oder wie auch immer man es in der realen Welt nannte, angezündet, das, kurz nachdem es entzündet wurde, auch schon wieder erloschen war – für ein paar Augenblicke hielt sich der Duft und der Rauch noch, doch dann schließlich vermischte er sich mit der Umgebung und sorgte somit dafür, dass man fast nichts mehr davon wahrnehmen konnte.
 

Für einen Moment versuchte Ulquiorra nochmals, diese Erinnerungen zurückzurufen, doch schließlich, als ihm bewusst wurde, wie dumm und naiv es war, seiner Vergangenheit nachzutrauern, brach er jeglichen Versuch ab.
 

Um vollkommen aus seinen Gedanken aufzutauchen, legte er nochmals seine Lippen auf ihre, küsste sie mit einer nie gekannten Leidenschaft und war überrascht, als sie den Kuss ebenso leidenschaftlich erwiderte.
 

Es überraschte ihn selbst, als er plötzlich seine Jacke öffnete und von seinen Schultern streifte, sodass sein Hollowloch und die tätowierte Vier auf seiner linken Brust entblößt wurden.

Er ließ das Kleidungsstück auf den Boden fallen, küsste sie erneut, spürte, wie die zarten Finger ihrer rechten Hand über seine enthüllte Brust glitten, vorsichtig über das Tattoo strichen, sich weiter hinauf bewegten, um nach kurzem Zögern auch den Rand des Loches ins einem Brustkorb nachzuzeichnen.
 

Wie viel Zeit danach verging, konnte er nicht sagen.

Vielleicht war es eine Stunde, vielleicht auch zwei.

Ulquiorra hatte jegliches Zeitgefühl ab dem Zeitpunkt an verloren, als er sich mit ihr vereint hatte.
 

Seine anfängliche Verzagtheit, ihr wehzutun, sie zu verletzen, war nach und nach einer immer intensiver werdenden Leidenschaft gewichen, wie er sie noch nie gekannt hatte.

Noch nie hatte er ein solches oder auch nur annähernd ähnliches Gefühl empfunden, wie dieses eine.

Noch nie hatte er eine solche Intensität zwischen zwei Menschen wie zwischen ihnen gefühlt.

Vielleicht fehlte es ihm einfach an Erfahrung, vielleicht auch an irgendetwas anderen, jedoch konnte er behaupten, dass die Beziehung von ihm und ihr bis jetzt die komplexeste war, die er kannte.
 

Vielleicht weil sie so viele Widersprüche aufweisen konnte.
 

Sie beide wussten, dass sie eigentlich Feinde hätten sein sollten und das sogar bis vor kurzem noch waren.

Sie beide wussten, dass sie eigentlich Hass gegenüber dem anderen empfinden musste, besonders sie für ihn.

Sie beide wussten, dass sie eigentlich vollkommen andere Blickwinkel hatten – sie war auf der Seite der Shinigami, er auf der Aizen-samas.
 

Doch obwohl es so schien, als würden Welten zwischen ihnen liegen, war dem nicht so.

Diese Grenze zwischen ihnen beiden, die man nicht glaubte, zu überschreiten, existierte nicht.

Und falls es doch eine gab, war es dennoch so einfach, sie zu überqueren, zu dem anderen zu gehen, bei ihm zu bleiben.
 

Während der Ekstase hörte er von weiter Ferne, wie sie seinen Namen rief, spürte, wie sich sein Körper noch stärker an ihren presste.

Für einen Moment strömte alles nochmals auf ihn ein – die Dunkelheit, ihr Geruch, das aufgeregte Klopfen ihres Herzens, das förmlich zu zerspringen schien – und dann plötzlich – nichts mehr. Als wäre man von einer hohen Klippe gesprungen und würde nun in das Wasser eintauchen.
 

Nur am Rande seines Verstandes bekam er mit, dass sie, die Haut von einem dünnen Schweißfilm überdeckt, erschöpft und müde neben ihm zusammensank.

Nach einigen großen Mühen gelang es ihm, den Arm zu heben, mit der Hand über das Gesicht zu streifen und eine einzelne Haarsträhne hinter ihr Ohr zu stecken.
 

Irgendwo in seinem Hinterkopf machte sich der Gedanken breit, dass Ulquiorra nun eigentlich hätte gehen müssen, damit er nicht hier einschlafen und eventuell am nächsten Tag hier bei ihr entdeckt werden würde, doch er achtete nicht darauf.

Er wusste, dass es riskant sein würde, die Nacht noch bei ihr zu verbringen, insbesondere dann, wenn die Müdigkeit die Oberhand gewinnen und ihn, mehr oder weniger, dazu zwingen würde, ein paar Stunden zu schlafen.
 

Doch er konnte sie jetzt nicht verlassen, es wäre einfach falsch, das wusste er.

Vielleicht hätte er, wenn er bei klarem Verstand gewesen wäre, anders gehandelt, doch im Moment war es schon schwer genug, diesen einen Gedanken zu erfassen.
 

Und so strich er ihr nochmals über das Haar, zog schließlich die Decke, die sich am Fuße des Sofas befand, über ihre beiden Körper, die sich gerade erst wieder voneinander getrennt hatten.
 

Er lag noch eine ganze Weile einfach nur stumm da, beobachtete die schon schlafende junge Frau, hörte dem gleichmäßigen, monotonen Klopfen ihres Herzens und ihrem regelmäßigen Atem zu.

Irgendwann schlossen sich auch seine Augen, obgleich der Schlaf, in den er glitt, nicht einmal annähernd so tief war, wie der ihrer.
 

Doch trotzdem erwachte auch Ulquiorra erst Stunden später.

Da er noch keinerlei Geräusche aus dem angrenzenden Flur hören konnte, schloss er daraus, dass fast noch ganz Las Noches schlief. Er hatte also noch genügend Zeit, um unbemerkt aus ihrem Zimmer zu verschwinden.
 

Lautlos suchte er nach Hakama, Gi und Obi, zog sich ebenso lautlos an.
 

Noch einmal musterte er ihr schlafendes Gesicht, nach kurzem Zögern strich er über die weiche Haut ihrer Wange und wiederholte diese Prozedur so lange, bis sie schließlich erwachte.

Für einen Moment zeichnete sich aus ihren grauen Augen Überraschung hervor, als sie ihn sah, doch diese legte sich bald, wich stattdessen einem leichten Lächeln.

„Ulquiorra“
 

Er zeichnete mit dem Daumen sanft die Kontur ihrer Lippen nach, um sie zum Schweigen zu bringen. „Ich werde jetzt gehen. Den anderen Espada wird es sicherlich nicht belieben, wenn sie erfahren, was in dieser Nacht… zwischen uns… vorgefallen ist. Aizen-sama selbst wird es bestimmt auch nicht tolerieren.“

Sie nickte.
 

Nach kurzem Zögern beugte sich Ulquiorra nochmals zu ihr herunter.

Ihre Lippen berührten sich zu einem sanften, kurzen Kuss, den er schließlich beendete.

„Ich muss jetzt los.“
 

Damit wandte er sich ab, ging zur Tür und öffnete sie.

Nochmals drehte er sich um, sah, wie Inoue Orihime sich wieder hinlegte, wobei sie allerdings einmal kurz in der Bewegung stockte, so als habe sie Schmerzen.
 

Er hatte davon gehört.

Dass es bei Frauen immer so war, wenn sie sich das erste Mal mit einem Mann vereinten.

Ulquiorra hoffte, um ihrer selbst willen, dass dieser Schmerz nicht allzu lange anhalten würde, doch mehr konnte er auch nicht tun.
 

Leise schloss er die Tür, schritt den stillen Gang entlang, zurück zu seinen Gemächern.

Noch während den ersten Schritten hatte er seine kalte, emotionslose Maske wieder aufgesetzt, die er bei ihr vollkommen verloren hatte. Noch nie hatte er sich seinen Gefühlen so sehr hingegeben, wie in dieser Nacht.
 

Und so würde es auch bleiben.

Nur ihr, jener Person, die ihm, neben Aizen-sama natürlich, wirklich etwas bedeutete, würde er diesen Teil, den er sonst immer vor allen versteckt hielt, offenbaren.

Nur sie würde wissen, dass er überhaupt so einen Teil hatte.
 

Nur sie – und niemand sonst.
 

©by Princess Chocolate a la Balisto



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von:  Erdkoenig
2011-03-12T21:48:48+00:00 12.03.2011 22:48
Wunderschöner OS <3 Ich find es wirklich schwer Ulquiorras Gedanken zu beschreiben (bin selbst schon daran gescheitert >.>) aber ich find du hast ihn so hingekriegt, dass er auf jeden Fall IC ist x3
Du hast auch einen wirklich schönen Schreibstil <3
^^
Lg
Von:  Eleinia
2010-11-07T18:40:36+00:00 07.11.2010 19:40
Toller OS
ich mag das Pair total <3
Ich finde, es ist schwer zu sagen, was Ulquiorra eigentlich denkt.
wirklich schön geschrieben
*zu favos packt*
Von:  jade18
2010-03-28T09:59:41+00:00 28.03.2010 11:59
Ein super schöner OS. Wirklich sehr schön geschrieben. Und das Pairing hast du auch sehr gut darstellen können. Bei den beiden ist es ja oft schwer, nicht in die OOC Welt abzudriften (ein bisschen lässt sich nie vermeiden, aber hier war es absolut ok) ((und am ende weiß doch eh keiner was Ulqui so hinter seiner kalten,starren Maske denkt^^))
jedenfalls ... ich liebe dieses Pairing und mit diesem OS hast du den UlquiHime Fans einen yehr großen Gefallen getan ^.~
Von:  Izanami_Sakurai
2010-01-03T23:56:15+00:00 04.01.2010 00:56
Echt schön ^^ Ich liebe die 2 ^^ Viel besser als Orihime und Ichigo xD Und echt Hut ab, sehrschön geschrieben *gleich mal auf Favo pack*

Lg ^^
Von: abgemeldet
2009-12-30T13:11:44+00:00 30.12.2009 14:11
OMG einer der schönsten Ulquihime FF die ich jemals gelesen hab T.T hatte voll oft Bauchkribbeln, einfach toll geschrieben! Es ist egal das Ulquiorra OOC geworden ist, den das war einfach zu romantisch und süß xD
Mach weiter so ^^


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