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Das Rudel des Wolfes

RL / SB
von

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Kleine Liebesbeweise

Kleine Liebesbeweise
 

Remus putzte sich gerade die Zähne, als ein Schrei durch die Tür drang. Alarmiert stürmte er aus dem Bad, nur um Potter und Black miteinander rangeln zu sehen. Blacks Gesicht trug eine Mischung aus Überraschung und Verlegenheit, ein Ausdruck, den Remus noch nie bei ihm gesehen hatte und den er zu seiner eigenen Verlegenheit süß fand. Potter lachte und hielt irgendetwas in seiner Hand, die er nach oben hielt, während Black sich an ihn klammerte und versuchte, was auch immer sich in der Hand befand, zu bekommen. Pettigrew stand etwas unschlüssig daneben. Remus war sich nicht sicher, was er von der Situation halten sollte. Es schien sich nicht um einen Streit zu handeln.
 

„Gib’s her!“, forderte Black und schnappte nach Potters Arm, doch dessen Sucherreflexe waren einfach besser.
 

„Nicht, bevor du mir verrätst, von wem es ist!“ Potter grinste triumphierend.
 

„Das geht dich nichts an!“
 

„Ach komm schon, du kannst mir doch alles erzählen.“, säuselte Potter.
 

„Ich will einfach nicht – ach, komm schon-“
 

„Wer ist es, hm? Ist es Miranda? Die hat dir schon letztes Jahr so gut gefallen.“
 

„Miranda hat jedem gut gefallen und nein, sie ist es nicht und es geht dich nichts an! James!“
 

So langsam bekam Remus einen Verdacht, um was es hier ging, doch er konnte nur hoffen, dass er sich irrte. Kalte Schauer liefen ihm über den Rücken, während er immer noch in der Badezimmertür stand, den Mund voller Zahnpasta.
 

„Also gut.“ Potter senkte den Arm und Black schnappte sofort den Pergamentschnipsel darin. Remus erkannte den Zettel sofort. Er hatte ihn tags zuvor eigenhändig in Blacks Tasche deponiert. Potter hatte ihn offensichtlich gefunden. Was hatte Potter überhaupt mit dieser Tasche zu schaffen? „Komm schon, ich bin neugierig. Du machst doch sonst nie ein Geheimnis draus.“
 

Black sagte nichts, sondern faltete den Zettel auseinander und las die Zeilen, die darauf geschrieben standen: "Treffen wir uns morgen nach Zaubertränke an unserem üblichen Ort? Ich vermisse dich." Merlin wusste, wie erleichtert Remus war, keinen Namen daruntergesetzt zu haben. Potter beugte sich gerade über Blacks Schulter.
 

„Wer es auch ist, sie scheint süß zu sein. Hast mal wieder einem Mädel den Kopf verdreht?“ Remus verdrehte nur die Augen, während Black ihm einen giftigen Blick sandte. Potter schien jedoch einen Geistesblitz gehabt zu haben. „Oder ist es diesmal was Ernstes?“ Er musterte Black mit einem prüfenden Blick. Irgendetwas schien ihm die Bestätigung gegeben zu haben, denn plötzlich rief er geradezu enthusiastisch aus: „Das ist es also! Was Ernstes! Sirius, unser Sirius, wird sesshaft!“ Er legte Black freundschaftlich einen Arm um die Schulter. „Erzähl mir wenigstens, wie sie ist, wenn du mir schon nicht ihren Namen verrätst. Haarfarbe? Welches Haus? Körbchengröße?“
 

Black lächelte, immer noch verlegen. Remus war unsicher, was er von der ganzen Situation halten sollte. Beinahe wären sie aufgeflogen, doch Potter glaubte, es ginge um ein Mädchen. Es würde ja auch niemand vermuten, dass Sirius Black, der Mädchenschwarm von Hogwarts, plötzlich mit einem Jungen ging. Allerdings hatte er nicht damit gerechnet, dass Black tatsächlich auf seine Fragen antwortete.
 

„Braun. Ihre Haarfarbe ist braun. Sie findet es langweilig, aber ich finde, es passt gut zu ihr.“ Als Potter daraufhin grinste, verbesserte er sich. „Ich meine nicht, dass langweilig zu ihr passt. Es ist einfach … sie ist sehr still. Ruhig. Rot zum Beispiel würde gar nicht passen.“, sagte er. Remus hatte das Gefühl, dass er jeden Blick in seine Richtung vermied. „Sie ist in Gryffindor. Und nein, ich sag dir immer noch nicht, wer es ist.“ Potter hatte den Mund aufgemacht, um ihn wieder auszuquetschen, schloss ihn daraufhin aber wieder. „Und … was ihre Oberweite angeht …“ Jetzt musste auch Black grinsen. Remus spürte sein Gesicht heiß werden. Zum Glück waren sowohl Potter, als auch Pettigrew, der bei Mädchengeschichten immer wie gebannt zuhörte, vollkommen auf Black fixiert. „Ehrlich gesagt hat sie nicht viel davon. Maximal A, vielleicht noch nicht einmal das.“
 

„Was?“ Potters Mund hing offen. „Du hast doch noch nie etwas mit einem Mädchen unter C angefangen!“ Black grinste. „Dann hat sie wohl andere … Qualitäten?“ Er stieß ihm spielerisch in die Seite.
 

„Das kann man wohl sagen.“ Blacks Grinsen verbreiterte sich, falls das überhaupt noch möglich war. „Aber jetzt mal ehrlich … ich hab sie wirklich gern. Sie ist klug und süß, aber sie unterschätzt sich andauernd. Sie will immer wie jeder andere behandelt werden, aber ich finde, sie ist etwas Besonderes.“
 

Während er das sagte, ein vorsichtiges Lächeln auf den Lippen, sah Black kein einziges Mal zu ihm herüber, doch für Remus war es, als hätte er ihm die Worte direkt ins Gesicht gesagt.
 

~~~~~*~~~~~
 

Ungeduldig wartete Remus an ihrem Treffpunkt, einem alten, nicht mehr benutzten Klassenraum. Black war schon einige Minuten zu spät. Sein Herz war beinahe stehen geblieben, als er den Zettel in Potters Hand gesehen hatte. Was Black jedoch dann über ihn gesagt hatte, hatte genau die gegenteilige Wirkung. Es hatte wie eine Liebeserklärung geklungen, wenn auch leider eine indirekte, wenn man bedachte, dass Black ihn nicht angesehen hatte und außer ihnen beiden niemand wusste, wer gemeint war.
 

Aber war das wirklich das, was Black von ihm dachte? Etwas in Remus wehrte sich dagegen, es einfach so zu akzeptieren. Außerdem – klug mochte ja noch als Kompliment durchgehen, aber süß? Black hatte wohl wieder einmal übersehen, dass er ein Junge war. Gut, ein Junge, der kitschige Liebesromane las, doch immer noch ein Junge!
 

Die Tür ging auf und herein kam Black. Er sah ein bisschen gehetzt aus, lächelte aber, als er ihn erblickte.
 

„Sorry“, sagte er, die Tür hinter sich zuziehend und mit einem knappen Zauberspruch abschließend, „James wollte unbedingt herauskriegen, wo wir uns treffen und ich musste ihn abhängen.“
 

Remus beobachtete ihn unsicher.
 

„Er … hat keinen Verdacht geschöpft, oder?“, fragte er schließlich.
 

Black schüttelte den Kopf.
 

„Nein. Wer würde das auch denken?“
 

Allerdings, dachte Remus. Niemand würde das erwarten.
 

Black lächelte nur, kam auf ihn zu und schloss ihn in die Arme. Erleichtert atmete Remus aus und lehnte sich gegen ihn. Merlin, wie hatte er das vermisst. Sich nicht mehr zurückhalten zu müssen und einfach die Wärme zu genießen, die von ihm ausging. Behutsam strich Black über seinen Rücken, als wollte er ihn trösten und irgendwie war es das auch für ihn – ein Trost. Er hatte gar nicht bemerkt, wie angespannt er die letzten Tage gewesen war. Ohne in den zärtlichen Berührungen inne zu halten, hob Black schließlich seinen Kopf an und küsste ihn sanft.
 

Der Kuss wurde rasch weniger unschuldig, als er spürte, wie Black sein Hemd aus der Hose zupfte. Diesmal hielt Remus ihn nicht auf, sondern presste sich stattdessen noch näher an ihn. Blacks Hände glitten unter sein Hemd, sie schienen jeden Zentimeter Haut berühren zu wollen, den sie erreichen konnten. Remus erschauerte, als Blacks Lippen von seinem Mund abließen und über seine Wange, sein Kinn und schließlich ganz leicht über seine Kehle wanderten. Er war so ungeschützt in diesem Moment und etwas in ihm – wahrscheinlich der Instinkt des Wolfs, der so kurz vor Vollmond stärker war denn je – wollte vor der Berührung zurückweichen. Doch da war Black schon wieder ganz woanders, diesmal an der empfindlichen Stelle, an der sein Hals in seine Schulter überging. Mit einer Hand zog Black das Hemd beiseite, sodass mehr von seiner Schulter entblößt wurde, doch es war Remus egal. Er hatte die Augen geschlossen und konzentrierte sich ganz und gar auf die Berührungen.
 

Blacks Hände wanderten immer noch tiefer, seinen Rücken hinab, was angenehme Schauer in ihm erzeugte, und stoppten schließlich auf seinem Hintern. Dort angekommen, hielt Black inne, als ob er sich davon überzeugen wollte, dass Remus nicht zusammenzuckte, erst dann zog er ihn noch näher.
 

In diesem Moment spürte Remus nur allzu deutlich, wie erregt Black war. Panik wallte in ihm auf, weil er sich nicht entscheiden konnte, ob er ihn von sich stoßen oder sich noch näher an ihn drücken sollte. In seinem Kopf herrschte Chaos, sein Herz pochte wie verrückt und er spürte, wie ihm das Blut in die Lenden schoss.
 

Letzten Endes siegte die Panik und er legte seine Hände auf Blacks Brust und drückte ihn von sich weg. Black sah ihn irritiert an.
 

„Ist irgendetwas nicht okay?“
 

Remus schüttelte den Kopf.
 

„Nein, ich … es war okay. Ich – es war nur zu viel.“ Er schluckte. Offensichtlich brauchte er noch eine Weile, um wieder richtig reden zu können. Es war mehr als okay gewesen, es war absolut phänomenal gewesen, aber wie sollte er diese ganzen Empfindungen, die auf einmal auf ihn einströmten, ertragen können?
 

Blacks Gesichtsausdruck veränderte sich.
 

„Nur okay?“, fragte er.
 

„Nein, ich mein, mehr als okay, nur …“ Remus‘ Stimme verlor sich, er senkte den Kopf, sein Gesicht glühte.
 

„Remus, ich werde dich nicht fragen, ob es dir nicht gefällt, was wir machen. Denn ich weiß, dass es dir gefällt. Ein Blinder könnte das sehen.“ Black klang so ernst wie selten zuvor. „Aber wieso verdammt nochmal stellst du dich immer so an?“
 

„Ich stell mich nicht an! Im Gegensatz zu dir hab ich noch nicht jedes Mädchen im Schloss flachgelegt.“
 

Black schwieg. Remus wusste, dass er das Falsche gesagt hatte und es war auch nicht so gemeint gewesen, wie es geklungen hatte.
 

„Es ist nicht jedes Mädchen. Bis jetzt sind es gerade mal vierzehn.“, sagte Black schließlich trocken.
 

Remus fand das immer noch viel zu viel.
 

„Und du bist mein Erster.“ Er zwang sich dazu, ihm in die Augen zu sehen. Black sah ungezwungen zurück.
 

„Also gut“, seufzte er schließlich, „ich verstehe, du bist noch eine schüchterne Jungfrau“, Remus protestierte dagegen, doch Black brachte ihn mit einem knappen Kuss zum Verstummen, „aber ich werde mir Mühe geben, Geduld mit dir zu haben.“ Er zwinkerte ihm zu und Remus wusste, dass er sich mal wieder um den Finger wickeln lassen würde.
 

~~~~~*~~~~~
 

Remus hatte schon den ganzen Tag schlechte Laune. Er hatte Kopfschmerzen und in der letzten Nacht schlecht geschlafen. Sein Gesicht war bleicher als sonst und seit er aufgestanden war, spürte er ein Prickeln in seiner Haut, das mit jeder verstreichenden Stunde stärker zu werden schien. Es war Vollmond.
 

Black wusste offensichtlich auch, welcher Tag war, denn er gab sich mehr Mühe als sonst. Zwar trug er ihm nicht gerade die Tasche, wie er es getan hatte, als er sich den Fuß verletzt hatte, aber er behandelte ihn mit allergrößter Vorsicht. Achtete darauf, dass er ein ordentliches Frühstück zu sich nahm, obwohl er nicht das geringste bisschen Hunger verspürte, versuchte ihn aufzumuntern und nach Pflege Magischer Geschöpfe fand er sogar eine Gelegenheit, ihn kurz an der Hand zu berühren. Das hatte Remus tatsächlich kurz zum Lächeln gebracht.
 

Aber nun war der Tag vorbei und Remus befand sich zusammen mit der Krankenschwester auf dem Weg zur Peitschende Weide. Auf den Hogwartsgründen war es inzwischen stockdunkel, was gut war, da ihn so niemand von einem der Fenster sehen konnte. Es war kalt, doch er hatte sich nicht warm angezogen, da er seine Kleidung später eh würde ablegen müssen.
 

An der Weide angekommen, drehte er sich noch einmal zu Madam Pomfrey um. Sie nickte ihm zu, den Mund zu einer strengen Linie zusammengepresst. Mit einem langen Ast betätigte er den Knoten an einer Wurzel des Baumes, warf noch einen letzten Blick auf das Schloss und verschwand dann im Inneren der Weide.
 

Der Tunnel, der sich vor ihm erstreckte, war ebenso kalt wie draußen und nass. Die Wurzeln des Baumes über ihm hingen lose aus der Decke. Sein Weg führte ihn erst ein Stück tiefer, ehe der Tunnel stetig anstieg, um nach etwa einer Viertelstunde abrupt zu enden. Remus sah nach oben. An der Decke war eine hölzerne Falltür angebracht, die er mit etwas Anstrengung öffnete. Die Tür war schwer, eine Versicherung, dass er sie später nicht aus Versehen öffnen würde.
 

Über der Falltür befand sich eine kleine Blockhütte. Die Wände bestanden aus Brettern, die so morsch erschienen, dass er sie mit einer Hand hätte herausreißen können, tatsächlich aber befand sich auf ihnen ein Zauber, der ihn vor dem Ausbrechen und andere vor dem Einbrechen bewahren würde.
 

Routiniert begann er, seine Sachen auszuziehen und in einem ordentlichen Stapel in einer Ecke abzulegen. Er hatte eine weiche Decke mitgebracht, die er ebenfalls in der Ecke verstaute. Bisher war immer alles gut gegangen und auch jetzt hoffte er, dass er die Decke später nicht zerreißen würde.
 

Dann hieß es warten. Er war nun schon so lange krank, dass die Zeit für ihn nicht allzu langsam verstrich. Allerdings hielt ihn das nicht davon ab, ab und zu durch eines der zugenagelten Fenster zu lugen und nachzusehen, wann der Mond aufgehen würde. Es konnte nicht mehr lange dauern.
 

Kaum hatte er den Gedanken zu Ende gebracht, da spürte er auch schon, wie sich das Kribbeln in seiner Haut, das ihn den Tag über begleitet hatte, plötzlich verstärkte. Nun war es keine Minute mehr, bis er das Bewusstsein verlor und der Wolf in ihm Überhand nehmen würde. Er legte sich der Länge nach auf den Boden hin, eine seiner Lieblingspositionen, von denen er glaubte, dass sie die Verwandlung weniger schmerzhaft machen würden.
 

Es begann in seiner Wirbelsäule. Ein Knacken, dann spürte er, wie sie sich in die Länge zog. Gleichzeitig wurde das Prickeln unerträglich und er konnte beobachten, wie dunkle Haare durch seine Haut stachen. Seine Hände ballten sich ohne sein Zutun zusammen. Er hatte gelernt, nicht dagegen anzukämpfen. Seine Füße scharrten über den staubigen Boden, als seine Beine an Länge gewannen. Mit einem Male verschärfte sich seine Sicht, sodass er die Staubkörner in der Luft in der Hütte sehen konnte. Dann verschwamm zunehmend alles. Er wusste nun, dass er bald das Bewusstsein verlieren würde und war dankbar dafür. Er hatte nicht den Hauch einer Ahnung, wie der Wolf aussah und so sollte es auch bleiben.
 

Als sein Kopf sich zu verformen begann, wurde ihm endlich schwarz vor Augen.
 

~~~~~*~~~~~
 

Remus blickte an die weiße Decke des Krankenflügels. Eine bekannte Aussicht. Nachdem er sich zurückverwandelt hatte, hatte er das Bewusstsein gerade so lange wieder erlangt, dass er sich seine Decke schnappen und sich darin einwickeln konnte, dann war er auch schon wieder in den Schlaf gedriftet. Madam Pomfrey hatte ihn dann irgendwann vor Morgengrauen abgeholt und hierher verfrachtet. Vor wenigen Minuten hatte sie ihm noch einen Stärkungstrank gegeben und den Großteil der Kratzer und blauen Flecken geheilt, die er sich nachts zugezogen hatte.
 

Langsam drehte er den Kopf zur Seite und blickte zu seinem Nachttisch, auf dem einige Bücher lagen. Er hatte immer einige im Krankenflügel gelagert, damit er sich, wenn er wieder aufrecht sitzen konnte, nicht langweilte. Bis dieser Zeitpunkt kam, würde es aber noch dauern. Im Moment spürte er jeden Knochen in seinem Körper nur allzu deutlich. Müde schloss er wieder die Augen.
 

Im Laufe der nächsten zwei Stunden gingen einige Schüler ein und aus, um sich etwas gegen Kopfschmerzen oder Übelkeit zu holen. In einem Fall hatte es einen Streit zwischen zwei Mädchen gegeben und die eine hatte der anderen eine dicke, nicht zu übersehbare Warze mitten auf die Nase gehext. Madam Pomfrey musste das völlig hysterische Mädchen erst einmal beruhigen, bis sie die Warze mit einer Tinktur behandeln konnte.
 

Mittags kehrte Ruhe ein. Alle Schüler befanden sich beim Essen in der Großen Halle und auch Remus verspürte ein leichtes Hungergefühl, wusste jedoch, dass sein Magen frühestens am Abend, eher noch am nächsten Tag etwas vertragen konnte.
 

Er döste weiter vor sich hin, als die Tür zum Krankenflügel ein weiteres Mal aufging. Er schenkte dem jedoch kaum Beachtung, sondern döste weiter vor sich hin. Die Krankenschwester redete mit dem Schüler, dessen Stimme ihm vage bekannt vorkam.
 

„… er schläft und sollte sich auch besser ausruhen-“, war ein Bruchstück von dem, was er hören konnte. Der Schüler antwortete irgendetwas, das er nicht verstehen konnte, aber kurz darauf wurde der Vorhang, hinter dem er lag, plötzlich beiseite gezogen und jemand trat an sein Bett.
 

Jetzt machte er doch die Augen auf.
 

Neben seinem Bett stand Black. Offensichtlich hatte er noch nicht bemerkt, dass Remus wach war, denn er sagte nichts zu ihm. Stattdessen legte er ein Paket von der Größe eines Buches auf seinem Nachttisch ab. Remus war neugierig, was wohl darin sein mochte. Dass er ihm ein Buch schenkte, traute er ihm ehrlich gesagt nicht zu.
 

„Du bist wach?“
 

Remus blickte zu Black auf, der ihn jetzt überrascht ansah, ehe sich ein Lächeln auf sein Gesicht schlich. Er nahm sich einen Stuhl vom Bett nebenan und setzte sich an sein eigenes Bett.
 

„Wie geht es dir?“
 

„Schlecht.“ Remus lächelte zaghaft zurück, zuckte dann jedoch zusammen. Selbst seine Gesichtsmuskeln taten weh. „Aber den Umständen entsprechend gut.“
 

„Das freut mich.“ Black sah um den Vorhang herum, dann legte er seine Hand auf Remus‘. „Ich hab dir was mitgebracht, aber vielleicht willst du es später aufmachen?“
 

„Ja. Im Moment will ich einfach liegen bleiben und mich nicht bewegen.“
 

„So schlimm? Beim letzten Mal konntest du schon aufstehen.“
 

„Es ist immer unterschiedlich. Hängt davon ab, wie sehr ich mich selbst verletze.“ Remus konnte ihm bei diesen Worten nicht in die Augen sehen. „Zu Hause setzt mein Vater mich im Wald aus, das scheint besser zu sein. Ich hab dann meistens nur Kratzer von Ästen oder sowas. Aber hier …“ Er schluckte. So offen hatte er noch nie mit ihm darüber geredet und er schob es auf seinen momentanen Zustand. „Ich glaube, es macht ihn wütend. Eingesperrt zu sein.“
 

Black nickte, plötzlich ernst geworden. Sein Daumen strich über Remus‘ Handrücken und obwohl es so eine schlichte Berührung war, tat sie ihm beinahe so gut wie die Medizin, die Madam Pomfrey ihm gegeben hatte.
 

Es war das erste Mal, dass ihn jemand nach der Vollmondnacht im Krankenflügel besucht hatte. Zu Hause brachte ihn sein Vater zwar ins Bett und kümmerte sich um ihn, trotzdem erholte er sich auch dort die meiste Zeit allein. Jemanden zu haben, der sich mit ihm unterhielt und der ihm sogar etwas mitgebracht hatte, war eine völlig neue Erfahrung für ihn.
 

Als Black eine halbe Stunde später zum Unterricht zurückkehrte, richtete sich Remus mühsam auf und öffnete neugierig das Päckchen. Natürlich war es kein Buch. Es waren Süßigkeiten. Aus Hogsmeades Honeydukes, wenn er sich nicht irrte. Es war so typisch Black, dass er ein Grinsen nicht unterdrücken konnte.
 

~~~~~*~~~~~
 

Am nächsten Tag ging Remus wieder in den Unterricht. Er holte sich die Unterlagen der verpassten Stunden bei den Lehrern ab und setzte sich in den Gemeinschaftsraum, um den Stoff nachzubearbeiten. In der Nähe alberten Black und Potter miteinander herum, während Pettigrew seine Nase in einem Buch versteckt hielt.
 

Lief es gut zwischen ihnen oder schlecht? Wenn sie sich im Geheimen trafen, kamen sie immer gleich zur Sache und obwohl er dagegen nichts einzuwenden hatte, wünschte er sich, dass sie sich einfach einmal normal miteinander unterhalten konnten. Aber worüber? Quidditch war ganz okay, interessierte ihn aber nicht so sehr, und Bücher interessierten Black nur, wenn er seinen Kopf zum Schlafen darauf legen konnte. Was dachte Black wirklich über ihn? Was fand er so besonders an ihm? Remus wurde das Gefühl nicht los, dass das einzig besondere an ihm seine Krankheit war und er wollte dieser nicht diese Macht über sein Leben geben.
 

Während er Black und Potter dabei zusah, wie sie zum Spaß miteinander rangelten, fing er einen Blick von Pettigrew auf. Bei diesem Jungen lief es ihm kalt den Rücken herunter. Er wusste nicht, was er ihm getan hatte, aber er schien ihn wirklich zu hassen. An sich wäre ihm das egal gewesen – ob man ihn nun ignorierte oder hasste, welchen Unterschied machte das schon? Bei Pettigrew bekam er jedoch das Gefühl, dass es sehr wohl einen Unterschied machte, er konnte sich nur noch nicht erklären, wie er zu diesem Schluss kam.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  akasuna
2014-02-23T14:12:09+00:00 23.02.2014 15:12
Hab die ganze story so weit sie jetzt geht in einer nacht durch. Mir gefällt sie sehr. Ist mal toll wenn man über die jugendzeit der charas schreibt. Bin gespannt wie es weitergeht und warum peter so fies zu remus ist.
Von:  MikaChan88
2013-04-08T22:33:56+00:00 09.04.2013 00:33
armer remus
total super kapi
freu mich schon aufs nächste ^-^

cu,
MikaChan


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