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Das Rudel des Wolfes

RL / SB
von

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Es gibt immer ein zweites Mal

Es gibt immer ein zweites Mal
 

Mitten in der Nacht wachte Remus auf. Er hatte irgendein Geräusch gehört, aber als er lauschte, konnte er nur Blacks Atem hören. Möglicherweise war irgendetwas draußen, irgendein Tier, das ums Haus schlich. Es würde sich nicht allzu lange aufhalten, da der Geruch eines viel gefährlicheren Tieres in der Luft lag. Er drehte sich wieder um und wickelte sich in die Decke ein. Auch wenn es heiß war, konnte er nicht ohne schlafen, er fühlte sich nackt, und der getrocknete Schweiß des Schlafes auf seiner Haut und Blacks Anwesenheit machten dieses Gefühl nicht besser.
 

Da. Wieder dieses Geräusch. Aber es kam nicht von draußen. Remus hielt die Luft an.
 

Neben ihm, unten auf dem Boden, wo Black auf einer Matratze lag, erklang es wieder. Blacks Atem war stockend, nicht ruhig wie bei Schlafenden.
 

„Bist du wach?“ Remus flüsterte nur, für den Fall, dass er doch schlief.
 

Keine Antwort. Aber das Geräusch des Ein- und Ausatmens war für einen Moment unterbrochen worden, ehe Black wieder vollkommen ruhig weiteratmete. Betont ruhig.
 

Wieso konnte er nicht schlafen? Oder was war das Problem?
 

Nach ein paar Minuten öffnete Remus die Augen wieder, drehte sich auf den Rücken und starrte an die Decke. Seit dem letzten Tag war Black noch seltsamer als vorher. Er verstand ihn nicht. Suchte erst seine Nähe – ausgerechnet seine! - und ging dann wieder auf Distanz.
 

Remus hatte das Gefühl, als hätte er irgendetwas übersehen, aber ihm fiel partout nicht ein, was.
 

„Schlaf endlich, Black.“
 

Er wusste selbst nicht, warum er das gesagt hatte.
 

Geraschel, Black drehte sich um.
 

„Das musst du gerade sagen.“ Was war das für ein Ton, der in seiner Stimme mitschwang?
 

„Zufälligerweise habe ich bis gerade eben geschlafen.“ Stille. Black sagte nichts mehr. Remus kämpfte einen Augenblick mit sich selbst, ehe er fragte: „Kannst du nicht einschlafen?“
 

Sekunden verstrichen, ehe er eine Antwort erhielt.
 

„Geht schon. Ich … muss nur nachdenken.“
 

„Worüber?“
 

Die Worte kamen schneller über seine Lippen, als er wollte. Er wollte doch gar nicht wissen, über was Black nachdachte. Was konnte das auch besondereres sein, als die Planung für seinen nächsten Streich oder welches Mädchen er als nächstes flachlegen würde?
 

„Kann ich dir nicht sagen.“
 

„Dann eben nicht.“
 

Remus versuchte wieder einzuschlafen, aber er kam nur bis zum Augenschließen. Neben ihm raschelte es noch mehr, und als er die Augen wieder öffnete, hatte Black sich neben seinem Bett hingekniet und starrte ihn an.
 

„Was ist?“
 

Black sah zur Seite. Seine Haare verschmolzen mit der Dunkelheit, aber Remus konnte ihn dank seiner geschärften Sinne dennoch erkennen. Black richtete seinen Blick wieder auf ihn, und Remus musste unwillkürlich schlucken.
 

„Das heute tut mir Leid.“ Er kam ihm näher. „Du magst es nicht, wenn ich dich aufziehe, oder?“
 

Remus rang um eine Antwort, aber in seinem Kopf waren Nebelschwaden, die er auf seine Müdigkeit schob. Black war einfach viel zu nah.
 

„Ähm … das ist nicht so schlimm, das bin ich ja gewohnt. Ich … mag es nur nicht, wenn jemand in meinen Büchern liest.“
 

„Ist es dir peinlich?“
 

„Quatsch … ich mag es nur nicht, wenn jemand zu sehr in meinen Sachen rumkramt!“
 

Das Grab hatte er sich selbst geschaufelt. Er hatte zwar etwas vollkommen anderes gemeint, aber er mochte es wirklich nicht, wenn man seine Sachen durchwühlte, sich Dinge in seinem Zimmer ansah und dadurch vielleicht auf etwas stieß, das ihn verraten könnte. Remus wusste nicht, was das überhaupt sein könnte, dennoch hatte er eine geradezu panische Abneigung dazu. Und doch hatte er sich nun selbst verraten.
 

Die entschuldigende Miene, die Black aufgesetzt hatte, war einer nachdenklichen, ernsten gewichen. Black war vielleicht nicht sonderlich empathisch, dafür aber verdammt spitzfindig und vor allem stur.
 

„Lupin … du bist nicht besonders beliebt im Dorf, hab ich Recht?“
 

Remus sah zur Seite. Schweigen war Gold.
 

„Als wir draußen waren, kamen uns doch diese Leute entgegen. Und sie hatten einen Hund dabei, erinnerst du dich? Der hat regelrecht den Schwanz vor dir eingezogen.“
 

Remus ballte die Hände zu Fäusten, er sollte aufhören nachzubohren!
 

„Als ich hierhin zurückgekommen bin, saß dein Vater am Tisch. Er sah ziemlich fertig aus.“
 

„Jetzt lass mich endlich damit in Ruhe, es geht dich nichts an!“
 

Er wollte aufstehen, es war zwar mitten in der Nacht und er wusste nicht wohin, aber in diesem Raum, allein mit Sirius Black, konnte er nicht bleiben.
 

Doch Black streckte den Arm aus, packte ihn am Handgelenk und zog ihn wieder zurück. Remus wehrte sich, aber Black als Quidditchspieler war viel stärker als er mit seinem schwachen Körper. Er drückte ihn auf seine eigene Matratze, die noch warm und klamm war.
 

„Mir war schon vorher klar, dass du nicht sonderlich gesprächig bist. Aber bevor wir uns hier getroffen haben, dachte ich, das läge einfach nur an deinem Charakter. Aber es ist etwas anderes, hab ich Recht?“
 

Sein Blick war so intensiv, als wollte er damit die Wahrheit aus ihm herauszwingen. Remus wehrte sich immer noch, drückte seine Handgelenke gegen den starren Griff, doch Blacks Hände wichen kein Stück, seine Beine lagen nutzlos auf der Matratze, nicht fähig, einen Treffer auf ihm zu landen.
 

„Lupin, bitte.“ Remus fiel auf, dass das schon das zweite Mal war, dass er 'bitte' zu ihm sagte. Nur diesmal nicht mit Hundeaugen und auf einem Bein hüpfend, sondern als sei es ihm wirklich ernst.
 

Aber Sirius Black war noch nie etwas wirklich ernst gewesen.
 

„Wieso bist du nicht zu Potter gegangen? Wieso zu mir?“
 

„Das habe ich dir doch schonmal gesagt. Weil ich dich sehen wollte. Schließlich sind wir Freunde.“
 

„Red doch nicht so einen Unsinn!“ Remus trat noch einmal, traf Black an der Hüfte, was jedoch kaum eine Wirkung hatte. „Das hast du einfach so beschlossen!“, zischte er, sie wussten beide, dass sein Vater nur ein Stockwerk weiter unten schlief.
 

„Ach, stör ich dich etwa? Du hast mir doch selbst angeboten zu bleiben!“
 

„Als hätte es für dich einen Unterschied gemacht, wenn ich Nein gesagt hätte!“
 

„Hätte es auch nicht, weil ich bei dir bleiben will.“
 

Remus stockte. Das hörte sich irgendwie anders an. Aber das war Black, der über ihm kniete. Black, der Mädchenaufreißer, der nach einer erfolgreichen Nacht seiner Liste einen weiteren Namen zufügte und das betroffene Mädchen fortan links liegen ließ. Remus hatte ein ungutes Gefühl. Es wurde Zeit, Black klar zu machen, dass er nichts mit ihm zu tun haben wollte, nichts mit ihm zu tun haben konnte.
 

„Jetzt hör schon auf mit diesem dummen 'Wir-sind-Freunde'-Getue! Wir sind keine Freunde, geht das nicht in deinen Kopf?“
 

„Achja?“ Black schien wirklich sauer zu sein, sein Griff war nun so fest, dass es schmerzhaft war, aber Remus war weitaus größere Schmerzen gewohnt. „Warum willst du dann wissen, worüber ich nachdenke? Ich seh doch, dass du dich zu etwas zwingst, das du eigentlich gar nicht willst! Willst du dich solange vor mir verstecken, bis wir wieder in Hogwarts sind und dich dann wieder hinter deinen Büchern vergraben? Immer bist du allein, du kannst mir nicht erzählen, dass dir das gefällt!“ Seine Stimme überschlug sich fast, dann nahm er Remus' Arm und hob ihn in das Licht des noch fast vollen Mondes. „Und was ist das hier? Diese Narben!“
 

„Das geht dich nichts an!“ Er entriss ihm seinen Arm, wollte weg, dieses Mal noch stärker als zuvor, doch Black hinderte ihn daran. Warum wühlte er bloß so sehr?
 

„Hör zu, Lupin. – Remus.“ So ernst hatte er ihn noch nie angesehen. Remus konnte nicht anders, als den Blick zu erwidern. „Egal was du bist, das ändert nichts daran, dass ich dich mag.“
 

Und damit ließ er ihn los.
 

~~~~~*~~~~~
 

Egal was du bist, das ändert nichts daran, dass ich dich mag.
 

Dieser Satz löste eine Verwirrung in Remus aus, die ihn den ganzen nächsten Tag nicht losließ. Black und er gingen sich nicht wirklich aus dem Weg, aber sie sprachen auch nicht miteinander. Nicht wirklich, denn der Inhalt ihrer Sätze erstreckte sich nicht über viel mehr als „Kannst du mir mal die Marmelade reichen? - Danke.“ Normalerweise war so etwas für Remus kein Problem. Schließlich hatte er damit einen Großteil seiner Kindheit und die letzten sechs Jahre in Hogwarts verbracht, höflich zu den Lehrern, freundlich, aber distanziert zu seinen Mitschülern. Als er Black in der Stadt getroffen und ihm vorgeschlagen hatte, ihn für die Sommerferien bei sich aufzunehmen, hatte er seine eigene Mauer eingerissen.
 

Doch die Realität hatte ihn eingeholt.
 

Ob Black nun wusste oder nicht, was er war, darüber war sich Remus nicht im Klaren. Es hatte so geklungen, ja, aber er würde den Teufel tun und ihn direkt darauf ansprechen. Seltsamerweise schockte es ihn gar nicht so sehr, dass Black eventuell hinter sein Geheimnis gekommen sein könnte. Seine Angst lag eher darin, dass er es jemand anderem erzählen könnte. Déjà-vu. Black hatte seinen Freunden auch nicht von Remus' peinlicher Lektüre erzählt.
 

Aber das war etwas vollkommen anderes!
 

Und da gab es noch etwas, dass ihn seit dem frühen Morgen beschäftigte, etwas, womit er bisher noch keine Erfahrungen gemacht hatte. Black mochte ihn? Und seltsamerweise löste das Assoziationen in Remus aus, die er lieber ganz schnell aus seinem Kopf verbannte. Er sollte sich zukünftig doch Bücher mit mehr Niveau kaufen.
 

Apropos Buch. Remus bemerkte gerade, dass er schon eine ganze Weile keine Buchseite mehr umgeschlagen hatte. Und woran lag das? Richtig. An Sirius Black, der auf dem Baum hockte, an dessen Stamm er lehnte.
 

Jedes Mal, wenn dieser sich bewegte und dabei einen anderen Ast zum Festhalten ergriff, rieselten mehr Blätter auf Remus herab. Kaum hatte er eines von seinem Buch hinunter gewischt, folgte auch schon das nächste, ganz so, als wollte Black ihn ärgern.
 

„Entweder du kommst vom Baum runter oder du hörst auf ständig rumzuzappeln.“, murmelte Remus, mehr zu sich selbst als an Black gerichtet.
 

Blacks Gesicht erschien so plötzlich vor seinem, dass er beinahe das Buch aus seinem Schoß hätte fallen lassen.
 

„Aber mir ist so langweilig!“, nörgelte er, kopfüber an dem dicken Ast hängend, auf dem er eben noch gesessen hatte.
 

„Kannst ja wieder schwimmen gehen.“ Angestrengt starrte Remus auf das Buch, auch wenn einige von Blacks langen schwarzen Haaren ihm die Sicht versperrten.
 

„Kommst du mit?“
 

„Ich geh nicht gern schwimmen.“
 

„Warum?“
 

„Darum.“
 

„Das ist keine Antwort.“
 

Remus stöhnte genervt und sah zu ihm auf.
 

„Es ist einfach so. Du magst auch keine Geschichte der Zauberei. Jeder hat Dinge, die er mag oder nicht mag.“
 

„Geschichte der Zauberei ist auch öde!“ Black verschränkte die Arme und pendelte ein wenig mit den Beinen. Remus konnte nur hoffen, dass er das nicht zu sehr tat, schließlich hing er nur mit den Kniekehlen am Ast. „Was magst du denn?“
 

„Lesen.“
 

„Pah!“ Black schwang die Beine heftiger. „Und sonst?“
 

Remus zuckte mit den Schultern.
 

„Mensch, Lupin, jetzt sei doch nicht so!“
 

Mit einem Satz sprang Black vom Baum runter, Remus zuckte zusammen, einen Augenblick lang befürchtend, er könnte mit ihm zusammenprallen, doch er kam sicher vor ihm zum Stehen. Angeber, dachte Remus.
 

Black hockte sich direkt vor ihn.
 

„Komm schon. Eine Runde mit mir durch den See, dann lass ich dich auch für den Rest des Sommers damit in Ruhe. Okay?“
 

„Nein.“
 

„Kann man es dir überhaupt mal recht machen?“ Blacks Gesicht verdüsterte sich. „Okay, es geht wohl nicht anders.“
 

Und dann tat er etwas, womit Remus nun gar nicht gerechnet hatte: Er hob ihn hoch.
 

Vor Schreck ließ er das Buch fallen.
 

„Hey, was soll das denn?“
 

„Genau das, wonach es aussieht.“ Black grinste ihn an, doch seine Entschlossenheit war nicht zu übersehen. „Wir gehen jetzt schwimmen.“
 

„Was? Nein!“ Remus wehrte sich mit Händen und Füßen, doch wie er schon in der Nacht zuvor festgestellt hatte, war er kein Gegner für ihn. Trotzdem wehrte er sich. Black schwankte ein bisschen, ging aber weiter. Sie näherten sich einer kurzen Biegung des angrenzenden Waldstücks, hinter der der See lag. „Du kannst mich nicht bis zum See tragen!“
 

„Und wie ich das kann.“
 

„Black!“ Remus hämmerte mit den Fäusten gegen Blacks Brust, versuchte ihn zu treten, doch seine Füße wurden einfach festgehalten. „Lass mich sofort runter!“
 

Black grummelte.
 

„Also schön!“
 

Er ließ ihn herunter, ließ ihn beinahe fallen, Remus schwankte, dann wurde er am Kragen gepackt und gegen den nächstbesten Baum gedonnert. Black stand genau vor ihm, er grinste nicht mehr.
 

„Was bei Merlins Eiern ist mit dir los? Was ist denn bitte so schlimm daran, schwimmen zu gehen? So spannend kann dein Buch wohl nicht sein, wenn du schon über eine halbe Stunde keine einzige Seite darin umgeblättert hast!“
 

Remus schwieg mit gesenktem Kopf.
 

„Hasst du mich so sehr, dass du auf jede Art versuchst, mich loszuwerden? Oder bist du wirklich so ein Langweiler, wie du immer vorgibst zu sein?“ Er drückte ihn stärker gegen den Baumstamm. „Antworte mir!“
 

Remus murmelte etwas Unverständliches.
 

„Was?“ Black senkte seinen Kopf zu Remus'. „Sag's nochmal.“
 

Remus schlang die Arme um seinem Körper, er sah immer noch nicht auf. Seine Stimme war ganz leise, aber klar, als er antwortete:
 

„Ich kann nicht schwimmen.“
 

~~~~~*~~~~~
 

„Ich halte das für keine gute Idee.“
 

Am Ufer des Sees zögerte Remus. Sowohl er als auch Black waren bis auf die Shorts ausgezogen, Black war schon bis zu den Knien im Wasser und drehte sich nun zu ihm herum.
 

„Jetzt hab dich nicht so! Hier ist es noch lange nicht tief und ich pass auch auf!“
 

Als er erfahren hatte, dass Remus nicht schwimmen konnte, war Black sofort Feuer und Flamme gewesen und hatte den Plan gefasst, es ihm beizubringen. Remus wusste allerdings nicht so genau, warum er sich überhaupt darauf eingelassen hatte. Er wusste doch, dass er nie schwimmen lernen können würde.
 

„Komm schon, Lupin.“ Black stapfte durch das Wasser auf ihn zu und streckte ihm seine Hand entgegen. Remus zögerte. Wenn er nur so tief ging, wie er stehen konnte, konnte doch eigentlich nichts passieren, oder? Mit einem mulmigen Gefühl in der Bauchgegend nahm er die ihm angebotene Hand an und machte ein paar Schritte vorwärts, tiefer in das klare Wasser hinein. Er konnte allerdings nicht umhin, den Blick gesenkt zu halten und zu versuchen, mit der freien Hand seinen Körper zu bedecken. Natürlich brachte das nichts, Black konnte seine Narben auch so sehen und dass es sie gab, wusste er doch auch schon längst.
 

„Also“, Black sah ihn mit ernstem Blick an, der wohl einen Lehrer imitieren sollte, „das geht so, die Arme ausstrecken, und dann musst du die so bewegen.“ Er ahmte eine Schwimmbewegung nach. In der Luft sah das ziemlich ulkig aus und Remus erwischte sich bei einem kleinen Grinsen.
 

„Die Theorie kenne ich doch.“
 

Black ließ die Arme sinken.
 

„Ach so?“ Er grinste breit. „Dann können wir ja gleich anfangen!“ Und schmiss sich mit vollem Elan in das Wasser. Remus ließ sich auf die Knie sinken, sodass ihm die Wellen bis zur Brust schwappten. Er kam sich ziemlich dumm dabei vor, aber um Blacks Absichten Genüge zu tun, begann er lustlos die Arme durch das Wasser zu ziehen. Die Bewegung kam ihm ungewöhnlich vor, geradezu unnatürlich.
 

„Na geht doch!“ Black schaute ihn an, ein Lächeln auf den Lippen. „Und jetzt das Gleiche mit den Beinen.“
 

„Aber dann geh ich doch unter!“
 

„Nein, dann schwimmst du.“
 

„Ich kann nicht schwimmen.“
 

Black verdrehte die Augen. „Okay, dann machen wir das eben wie mit Kindern. Komm her.“
 

Remus wünschte sich, er hätte nichts gesagt, denn im nächsten Moment hatte Black ihn auch schon gepackt, sodass er das mühsam auf den Knien gehaltene Gleichgewicht verlor, und fasste ihn mit zwei Händen unter den Bauch.
 

„Was tust du da?“ Remus' Gesicht flammte auf.
 

„Siehst du doch, ich halte dich fest. Jetzt kannst du nicht mehr untergehen.“ Seine Stimme hörte sich nicht so fest an wie sonst. Black beugte sich etwas tiefer zu ihm herunter und verlagerte sein Gewicht im Sand. Remus konnte sehen, wie sich seine Zehen in den feinkörnigen Kies krallten. Er sah zu ihm hoch. Dieser lächelte ihn an. „Komm, schwimm.“
 

Und tatsächlich, auch wenn es Remus peinlich wie noch nichts anderes in seinem Leben war, er hatte zum ersten Mal in seinem Leben das Gefühl, wirklich zu schwimmen. Er führte die Bewegungen aus, ließ seine Arme durch das Wasser gleiten, paddelte mit den Beinen und ging nicht unter. Er wusste, dass das nur deswegen war, dass Black ihn hielt, doch für einen Moment wollte er nicht daran denken.
 

Und dann wurde er urplötzlich losgelassen.
 

Er spürte, wie die Berührung an seinem Bauch verschwand, stockte in seinen Bewegungen und sah Wasser über sich schwappen, schnappte instinktiv nach Luft, schluckte aber nur Wasser. Panik wallte in ihm auf, seine Beine traten wild durch das Wasser. Im gleichen Moment, wo seine Füße den Boden wiederfanden, spürte er zwei Arme, die sich um seinen Oberkörper legten und ihn hochzogen.
 

Hustend und mit tränenden Augen schnappte er nach Luft, im nächsten Moment holte er zum Schlag aus. Natürlich wurde seine Hand abgefangen.
 

„Du Idiot!“ Er wirbelte herum, wand sich aus seinen Armen. „Wieso hast du mich losgelassen?“
 

Black antwortete nicht direkt, sondern verstärkte den Griff um sein Handgelenk und zog ihn dann näher.
 

„Wenn ich dich nicht loslasse, wirst du nie schwimmen lernen.“, meinte er.
 

Remus starrte ihn mit tropfnassen Haaren an. Er wusste nicht, ob ihm zum Schreien oder zum Heulen zumute sein sollte.
 

„Ich werde eh nie schwimmen lernen.“
 

Er entzog sich seinem Griff und ging an ihm vorbei. Er würde froh sein, wenn er wieder in trockenen Klamotten war. Black rief ihm nach und natürlich kam er ihm hinterher. Was hatte er auch anderes erwartet, etwa, dass er endlich aufgeben und ihn in Ruhe lassen würde?
 

„Lupin, es tut mir Leid!“ Black hatte ihn eingeholt und umrundet und schaute ihn mit großen Hundeaugen an. Doch dieses Mal würde das nicht bei ihm wirken. Er schob sich ein zweites Mal an ihm vorbei und ging zu seinen Sachen, die er in einem ordentlichen Stapel ein paar Meter vor Ufer entfernt hingelegt hatte.
 

„Lupin!“ Er hörte, wie Black ihm hinterher gestapft kam, aber was danach kam, damit hatte er nicht gerechnet.
 

Bevor er sich zu seinen Sachen hinunterbeugen konnte, wurde er an der Schulter gepackt und herumgewirbelt, ein Arm schlang sich um ihn und drückte ihn näher. Remus schoss das Blut ins Gesicht, als er spürte, wo sich ihre Körper berührten.
 

Black beugte sich doch tatsächlich vor. Seine Augen geschlossen. Remus hatte sich so etwas oft vorgestellt, aber nicht so. Der Druck in seinem Rücken verstärkte sich noch mehr und er hatte das Gefühl, gar nicht alles auf einmal aufnehmen zu können, seine Augen weiteten sich, als er begriff.
 

Er verlor seinen zweiten Kuss an ihn.
 

Irgendwann löste Black sich von ihm und umarmte ihn fester. Remus hatte die Augen geschlossen. Selbst wenn er sie offen gehabt hätte, glaubte er nicht, noch irgendetwas damit wahrnehmen zu können. Seltsamerweise verspürte er nicht mehr den geringsten Willen, sich von ihm loszureißen, ihm Sachen an den Kopf zu werfen – ob nun verbal oder materiell – oder überhaupt irgendetwas zu denken. Beim ersten Mal war es nur ein Spiel gewesen, aber das hier meinte Black ernst. Ein seltsam unerwartetes Glücksgefühl breitete sich in ihm aus.
 

Langsam lehnte er sich gegen ihn.
 

Blacks Hand strich ihm über den Rücken, fuhr dabei wie zufällig über eine seiner vielen Narben. Atem an seinem Ohr, Black flüsterte:
 

„Mein kleiner Werwolf.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2011-02-01T20:29:21+00:00 01.02.2011 21:29
Yay, ein neues Kapitel !!! Und ich bin die erste Person, die einen Kommentar dazu verfasst. Muhaha ;D

Ich fand das Kapitel echt schön :) Vorallem die Szene am See, wo Sirius versucht Remus das Schwimmen beizubringen. Das war wirklich total süß. Und dass sich die beiden wieder geküsst haben, fande ich natürlich auch toll. Langsam kommen sich die beiden näher..yeah :D
Und Sirius hat wirklich toll darauf reagiert, dass Remus ein Werwolf ist. Ach, ich liebe Sirius einfach *schmacht* Er und Remus passen echt wunderbar zusammen :)
Naja, wie auch immer...Tolles Kapitel, freu mich auch schon wieder auf das nächste :) Bin gespannt, wie die Beziehung von Remus & Sirius sich entwickelt.

Ganz liebe Grüße
Mad-Penguin


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