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Das Rudel des Wolfes

RL / SB
von

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Die Rückkehr der Rumtreiber

Die Rückkehr der Rumtreiber
 

Als Remus aufwachte, schmeckte er Blut in seinem Mund.
 

Er hustete, stemmte sich auf und zuckte zusammen, als er eine Prellung an seiner rechten Seite spürte. Dann stellte er fest, dass er in eine Decke gehüllt war und dass Black neben ihm auf dem Boden lag. Im Gegensatz zu ihm war er wenigstens bekleidet.
 

Angewidert von dem Geschmack in seinem Mund spuckte er aus. Black neben ihm murmelte etwas im Schlaf und rückte näher an ihn heran.
 

Wieder einmal konnte er sich an die Nacht erinnern. Dieses Mal war es ein junges Reh gewesen, das ihm nicht entkommen konnte. Allein der Gedanke an das rohe Fleisch in seinem Magen ließ ihm schlecht werden. Er sehnte sich nach einem Glas Wasser.
 

Sie waren wieder durch den Wald gestreift und hatten jeden neuen Baum erkundet, jede Lichtung, jeden Hügel. Er konnte sich an alle Gerüche erinnern, an den Geruch der Tannenbäume, an den Geruch des frisch erlegten Rehs. Der Schnee hatte fast alle Geräusche erstickt, aber sein ausgezeichneter Hörsinn hatte trotzdem noch das Fiepen einiger Tiere wahrnehmen können.
 

Bevor die Rumtreiber angefangen hatten, sich in seine Vollmondnächte einzumischen, hatte er sich an nichts erinnern können. Irgendwann bei seiner Verwandlung würde er das Bewusstsein verlieren und irgendwann, nachdem er sich längst zurückverwandelt hatte, würde er aufwachen. Er würde die Blessuren und Kratzer auf seiner Haut studieren, bis Madam Pomfrey ihn abholte und in den Krankenflügel brachte.
 

Jetzt erinnerte er sich an alles klar und deutlich. Es war, als hätte der Wolf in ihm ein Fenster geöffnet, damit er ebenfalls hinaussehen konnte. Alles, was der Wolf wahrnahm, konnte auch er wahrnehmen. Es war furchtbar.
 

Black regte sich und zog ihn zu sich heran, dann öffnete er die Augen.
 

Remus sah ihn nur an, ohne etwas zu sagen.
 

"Guten Morgen?", versuchte Black es und küsste ihn auf die nackte Hüfte.
 

Irgendetwas an dieser Geste beruhigte ihn. Vorsichtig hob er eine Hand und strich Black durch die zerzausten Haare.
 

"Ist alles okay bei dir?" Er musste einfach fragen.
 

Black runzelte die Stirn.
 

"Klar, warum nicht?"
 

"Ich meine … wegen meiner Verwandlung. Wie gesagt, es ist kein schöner Anblick."
 

Black zögerte genau einen Augenblick zu lange mit seiner Antwort.
 

"Es ist okay. Ich hab ja auch nicht erwartet, dass das so einfach geht wie bei mir."
 

Remus beschloss nichts zu sagen. Er würde in Zukunft einfach dafür sorgen müssen, dass ihm niemand mehr bei seiner Verwandlung zusah. Auch wenn dieses eine Erlebnis nun für immer in Blacks Erinnerung eingebrannt sein würde.
 

Da fiel ihm plötzlich ein, dass sie keine Zeit mehr hatten.
 

"Black", er zog ihm die Decke weg, "du musst weg! Madam Pomfrey kann jeden Moment hier auftauchen."
 

Hastig stand Black auf, seine Füße verhedderten sich in der Decke und er fiel hin, ehe er sich erneut aufrappelte. Remus fing seinen Blick auf.
 

"Nur eins noch", stieß er aus, während er zur Tür blickte, "nenn mich endlich Sirius."
 

Remus konnte nur nicken, dann war er auch schon verschwunden. Er hörte ihn die Treppe runtertrampeln, dann verloren sich seine Geräusche.
 

Sirius, dachte er, als er sich in seine Decke einwickelte. Was für ein seltsamer Gedanke.
 

~~~~~*~~~~~
 

Am letzten Tag der Weihnachtsferien machten sich Remus und Black - nein, Sirius - auf den Weg zur Zugstation, in der der Hogwartsexpress bald einfahren würde. Es war ein weiter Weg ohne die Kutschen, aber sie wollten die beiden unbedingt von der Station abholen und nicht warten, bis sie im Schloss ankamen. Jedenfalls wollte Sirius das. Remus wusste jetzt schon, dass er die ruhige Zeit vermissen würde.
 

Schnaufend fuhr der Hogwartsexpress das Gleis entlang und kam schließlich zum Stehen. Die Türen öffneten sich und die Schüler strömten aus dem Zug hinaus. Sirius hielt nach Potter und Pettigrew Ausschau. Langsam leerte sich der Zug, aber immer noch gab es keine Spur von ihnen.
 

Plötzlich wurde Sirius von hinten angesprungen. Potter hatte ihn von hinten überrascht.
 

"Hey Tatze! Hast du mich vermisst?" Potter wuschelte ihm durch die Haare, sodass Sirius' eben noch ordentliche Frisur zerstört wurde.
 

Er grinste und knuffte ihn in die Seite.
 

"Klar doch, Mann!"
 

Pettigrew stand schüchtern daneben. Remus' Blick fiel auf ihn, eigentlich unabsichtlich, aber Pettigrew starrte ihn an, als hätte er ihn damit soeben persönlich beleidigt. Rasch wandte Remus den Blick ab.
 

Zusammen gingen sie zu den Kutschen. Die Thestrale, die vor sie gespannt waren, scharrten ungeduldig mit den Hufen. In der Kutsche setzte sich Sirius neben ihn, wofür Remus gleichzeitig dankbar war und auch wiederum nicht - einerseits wollte er lieber vermeiden, neben Potter oder Pettigrew zu sitzen, andererseits konnte er jetzt nicht anders, als ihnen während der gesamten Fahrt in die Gesichter zu schauen.
 

"Wie war's bei deinen Eltern?", fragte Sirius Potter.
 

Potter grinste wie ein Honigkuchenpferd.
 

"Wir hatten die größte Weihnachtsgans die du dir vorstellen kannst!" Remus verdrehte innerlich die Augen. Natürlich fing Potter mit dem Essen an. "Und es gab Pudding, und Kürbistorte, und Plätzchen …", schwärmte er weiter. "Aber es wäre cooler gewesen, wenn du auch dabei gewesen wärst."
 

"Hier gab es auch gutes Essen.", meinte Sirius nur. "Und bei dir, Peter?", fragte er, nicht ganz unauffällig, obwohl es offensichtlich war, dass Pettigrew über die Ferien ein wenig zugenommen hatte.
 

Während Pettigrew anfing von seinen Ferien zu erzählen und schon bald von Potter unterbrochen wurde, legte Sirius einen Arm um Remus' Schultern. Es war eine rein freundschaftliche Geste, jedenfalls konnte es als das interpretiert werden, wenn man nichts von ihrer Beziehung wusste. Trotzdem war es Remus unangenehm. Er hatte das Gefühl, dass Sirius mit dem Feuer spielte, vor allem, als er noch ein Stück näher an ihn heranrutschte. Sie hatten in den letzten zwei Wochen so viel Zeit miteinander verbracht, dass es Sirius anscheinend schwer fiel, ihn vor seinen Freunden wieder normal zu behandeln.
 

Aber keiner der beiden sagte irgendetwas. Potter war viel zu sehr damit beschäftigt zu erzählen, dass Evans ihn über die Weihnachtstage besucht hatte. Trotzdem blieb er die ganze Kutschfahrt über angespannt und entspannte sich erst wieder, als sie endlich aussteigen konnten.
 

~~~~~*~~~~~
 

Im Schlafsaal war es laut. Obwohl nur knapp zwei Wochen vergangen waren, war Remus es nicht mehr gewöhnt, so viel Lärm um sich zu haben. Jetzt war es überall laut: In der Großen Halle, wo plötzlich alle Tische wieder voll waren, in den Gängen, durch die hunderte von Schülern liefen und eben auch hier im Schlafsaal. In dem Schlafsaal, in dem er und Sirius in den vergangenen Wochen nur ein Bett belegt hatten.
 

Sie hatten die Voraussicht gehabt, Sirius' Bett zu zerwühlen, damit es aussah, als hätte er darin geschlafen. Remus' Bett dagegen war wie immer frisch aufgedeckt, so wie er es auch üblicherweise tat. Die Jungs schienen keinen Verdacht zu schöpfen.
 

Obwohl Sirius ihn gebeten hatte, ihn endlich bei seinem Vornamen zu nennen, tat Remus sich schwer damit. Er war es viel zu sehr gewohnt ihn bei seinem Nachnamen zu nennen, wie er es bei jedem seiner Mitschüler tat. Allerdings führte er mit diesen auch keine Beziehung, von daher konnte er durchaus verstehen, wieso er das von ihm verlangte.
 

Potter und Sirius hatten sich sofort nach ihrer Ankunft zusammengesetzt, vermutlich heckten sie den ersten Streich für das neue Jahr aus. Er versuchte, sich nicht wie das fünfte Rad am Wagen zu fühlen, aber es gelang ihm nicht ganz. Er gehörte zwar jetzt irgendwie zu den Rumtreibern dazu und seit Potter von seinem Geheimnis erfahren hatte und er im Gegenzug auch von ihrem, hätte er sich auch dazusetzen und ihren Plänen lauschen können. Aber er wollte nicht. Streiche waren nicht seine Art, vor allem nicht in seiner Position. Er würde sich schämen, wenn er von irgendeinem Lehrer bei so etwas Dummen erwischt würde und das, wo er eigentlich dankbar sein müsste hier überhaupt zur Schule gehen zu dürfen, was er ja auch war.
 

Als es schließlich schon auf Mitternacht zuging und die Rumtreiber sich in ihre Betten legten, kehrte endlich Ruhe in den Schlafsaal ein. Remus lauschte dem leisen Schnarchen Pettigrews.
 

Die Stille währte nur kurz.
 

"Krone?", flüsterte Sirius in die Dunkelheit.
 

"Was ist?", wisperte Potter zurück.
 

"Wir sind doch beste Freunde, oder?"
 

"Na klar, wieso fragst du?"
 

"Na ja … bald ist unser letztes Schuljahr zu Ende. Glaubst du wir werden dann immer noch Freunde bleiben?"
 

"Natürlich."
 

"Uns bringt nichts auseinander, oder?"
 

Potter antwortete nicht sofort. Remus hörte, wie er sich im Bett aufsetzte.
 

"Wieso fragst du mich diese ganzen komischen Sachen?"
 

"Na ja, ich hab das Gefühl, dass du sauer auf mich bist."
 

Potter schnaubte.
 

"Sauer nicht, nein. Nur - verwirrt."
 

"Weil ich nicht mit dir gefahren bin?"
 

"Verdammt richtig."
 

Sirius seufzte. Remus lauschte angestrengt. Dann sprach Potter weiter.
 

"Ich versteh es einfach nicht. Letztes Jahr hast du praktisch jede Gelegenheit genutzt, um zu meinen Eltern zu fahren und jetzt? Du hängst nur noch mit Remus rum. Wieso? ich meine, wenn es so wichtig für dich ist, hätte er von mir aus auch mitkommen können. Aber du hast ja nicht gefragt."
 

"Du weißt doch ganz genau, wieso wir ihn nicht mitnehmen können."
 

"Der Verbotene Wald ist nicht der einzige Wald."
 

"Ich - ach, ich weiß auch nicht, wie ich's dir erklären soll.", seufzte Sirius.
 

"Versuch's."
 

"Ich - also Remus und ich hatten uns gestritten."
 

"Wann? Das habe ich gar nicht gemerkt.", sagte Potter überrascht.
 

"Vor den Ferien. Ich wollte es einfach wieder gutmachen. Deswegen bin ich hiergeblieben, um ihn zu zeigen, dass ich's ernst meine."
 

"Und jetzt habt ihr euch wieder vertragen?"
 

"Ja."
 

"Okay." Wieder Rascheln. "Gibt es sonst noch etwas, das du mir sagen möchtest?"
 

Remus hielt den Atem an. Er wusste, wie wichtig Potter für Sirius war. Würde er ihn so direkt anlügen können?
 

"Nein, nichts.", sagte Sirius nach einer Weile.
 

"Okay.", antwortete Potter leise. "Gute Nacht."
 

"Nacht."
 

Remus lag auf dem Rücken, die Hände in die Bettdecke gekrallt. Das war knapp. Er fragte sich, wie lange sie es noch verheimlichen können würden.
 

~~~~~*~~~~~
 

Die erste Woche nach den Weihnachtsferien verlief ereignislos. Remus passte im Unterricht auf, während Potter und Sirius sich Zettelchen schrieben und die meisten Nachmittage verbrachte er in der Bibliothek. Sirius verbrachte wieder mehr Zeit mit Potter, was Remus auch verstand, auch wenn er sich in seiner Arbeit vergraben musste, um nicht zu sehr an ihn denken zu müssen. Die ganze Woche hatten sie sich nicht alleine getroffen. Remus fragte sich, ob man physische Entzugserscheinungen von zu wenig Küssen bekommen konnte.
 

Am zweiten Montag nach den Ferien saßen sie alle gemeinsam beim Abendessen. Remus schaufelte sich eine Portion Haggis auf den Teller.
 

"Wie kannst du so etwas nur essen?", fragte Potter ihn angewidert.
 

"Es ist leckerer als es aussieht.", meinte Remus nur.
 

"Es sind Innereien, Mann!"
 

Remus zuckte nur mit den Schultern. Er hatte schon immer einen etwas anderen Geschmack beim Essen gehabt. Nun, nicht immer, aber seit er fünf war.
 

Er hatte ziemlich schnell herausbekommen, welchen Streich die beiden geplant hatten, nämlich auf dem gleichen Weg wie die unglückliche Schülergruppe, die vergangenen Donnerstag als erste den Zaubertränkekerker betreten und baden gegangen waren. Potter und Sirius bezeichneten es als einen ihrer gelungensten Streiche, auch wenn ihre Ruhmestat leider anonym bleiben musste. Remus wusste nicht, was an einem überfluteten Kerker so gelungen sein sollte. Immerhin war Zaubertränke dadurch ausgefallen, was sie alle in ihrem Stundenplan zurückwarf.
 

Plötzlich spürte er eine Berührung an seinem Bein. Zuerst dachte er, es wäre ein Versehen, doch als er in Sirius' Gesicht hochsah und dieser ihn breit angrinste, wusste er Bescheid. Es war Sirius' Fuß, der ihm gerade das Bein bis zum Knie entlangstrich. Er spürte, wie er rot wurde und versuchte ihm mit den Augen irgendwie zu bedeuten, dass er damit aufhören sollte, bevor es zu auffällig wurde, doch Sirius hörte natürlich nicht auf ihn. Stattdessen wanderte sein Fuß langsam in Gefilde, die sich am Esstisch wirklich nicht mehr gehörten.
 

"Alles klar bei dir, Remus?", sprach Potter ihn von der Seite an und Remus wäre am liebsten im Boden versunken. "Du bist so rot im Gesicht."
 

"Es ist das Haggis", hustete er, "es ist scharf."
 

Potter nickte und Remus war froh, dass er die schottische Spezialität niemals anrühren würde, um die Wahrheit seiner Aussage zu überprüfen. Trotzdem sandte er Sirius einen bösen Blick, von dem dieser aber vollkommen unberührt blieb.
 

So unauffällig wie möglich versuchte er, seinen Fuß von seinem Schoß runterzuschieben, aber leider war der Fuß stärker als seine Hand. Stattdessen kam Remus plötzlich eine Idee und er streckte selbst ein Bein unter dem Tisch aus, bis er den fremden Fuß berührte. Sirius hob nur eine Augenbraue, als wollte er sagen, traust du dich das denn?
 

Er traute sich. Auch wenn sein Gesicht inzwischen verdächtig rot sein musste, schob er seinen Fuß höher, bis hinein in Sirius' Hosenbein. Sirius hielt die ganze Zeit den Blickkontakt, es war wie eine Mutprobe. Langsam fuhr Remus ihm mit dem Fuß über die bloße Haut. Er wünschte sich, keine Schuhe anzuhaben, noch nicht einmal Socken, dann würde es sich weniger seltsam anfühlen.
 

"Alles klar bei dir, Sirius?" Potter wedelte mit einer Hand vor seinem Freund herum und Remus verlor, indem er rasch seinen Fuß zurückzog. "Du wirkst irgendwie abwesend."
 

"'tschuldigung." Sirius brach den Blickkontakt ab. "Ich musste nur an etwas denken."
 

Potter grinste ihn an.
 

"Denkst wieder an dein Mädel, wette ich.", sagte er anzüglich.
 

Sirius sagte nichts dazu, aber als Potter sich wieder seinem Essen zugewandt hatte, zwinkerte er Remus einmal kurz zu.
 

~~~~~*~~~~~
 

Müde schlich Remus durch die Gänge auf dem Weg zum Gryffindorturm. Er kam gerade von Geschichte der Zauberei, das er als einziger der Rumtreiber belegt hatte und wollte sich am liebsten nur noch in sein Bett legen und schlafen. Leider konnte er seiner Erschöpfung noch nicht nachgeben, er musste sich noch um seine Hausaufgaben kümmern, danach gab es Essen und dann würde er wahrscheinlich noch weiter an seinen Aufsätzen schreiben. Manchmal fragte er sich, wieso er nicht einfach wie Potter und Sirius nur das nötigste für die Schule machte. Aber sein Ehrgeiz verbot ihm dies, ebenso wie das schlechte Gewissen, das sich unweigerlich einstellen würde, würde er nicht sein Bestes geben in der Schule, für die er so hart gekämpft hatte.
 

Die Gänge waren relativ leer, da die meisten Schüler nicht so spät Unterricht hatten wir er und sich vermutlich in ihren jeweiligen Gemeinschaftsräumen aufhielten.
 

Er ging um eine Ecke und wurde plötzlich hinter eine Statue gezogen. Er wollte aufschreien, aber eine Hand hatte sich bereits auf seinen Mund gelegt.
 

"Psst! Oder willst du, dass uns einer hört?" Die Stimme, die in sein Ohr wisperte, war ihm nur allzu gut bekannt.
 

Sirius nahm die Hand von seinem Mund und grinste ihn an, als Remus sich fragend zu ihm umdrehte.
 

"Was-"
 

Weiter kam er nicht, denn Sirius stahl ihm einen Kuss, was ihn für kurze Zeit zum Schweigen brachte. Seit einer Woche hatten sie keine Gelegenheit mehr dazu gehabt und obwohl ihr Versteck hinter der Statue von Wilfried dem Wehmütigen nicht das allerbeste war, küsste er ihn zurück.
 

"Was sollte das heute Mittag?", fragte er, als er sich schließlich von ihm löste.
 

"Ich weiß nicht, was du meinst.", tat Sirius unschuldig, das schelmische Funkeln in seinen Augen verriet ihn jedoch.
 

"Mit deinem Fuß meine ich." Remus versuchte sich nicht von Sirius' wandernden Händen ablenken zu lassen. "Du kannst sowas doch nicht einfach in der Großen Halle machen! Was, wenn uns jemand gesehen hätte? Wenn Potter etwas gemerkt hätte, willst du das etwa?"
 

"Er hat aber nichts gemerkt." Sanft knabberte Sirius an seinem Nacken, ihm wurden die Knie weich.
 

"Das ist nicht fair.", keuchte er. "Erst ignorierst du mich und jetzt-"
 

"James und ich haben uns die ganzen Ferien nicht gesehen, natürlich verbring ich da mehr Zeit mit ihm.", unterbrach Sirius ihn, während er seine Hände unter Remus' Umhang gleiten ließ. Selbst durch den Stoff seines weißen Hemdes fühlten sich seine Hände warm an.
 

"Ich versteh das ja auch, aber ich …" Er verstummte.
 

"Aber was?" Sirius küsste ihn abermals, aber nur kurz und blickte ihm dann erwartungsvoll in die Augen. Remus sah zur Seite.
 

"Aber ich … hab dich vermisst."
 

Mit einer Hand hob Sirius sein Kinn an und zwang ihn so, ihn wieder anzusehen. Er lächelte.
 

"Ich dich auch."
 

Ein warmes Gefühl stieg in Remus auf. Er hatte ihn wirklich vermisst.
 

Diesmal war er es, der sich vorbeugte, um Sirius einen Kuss zu stehlen. Sirius zog ihn enger an sich, eine seiner Hände wanderte von seinem Rücken hinunter zu seinem Po und drückte verspielt zu. Remus keuchte auf. Sirius' Mund senkte sich auf seinen Nacken und biss ihn dort sanft.
 

"Nicht - nicht zu viel, sonst-"
 

Sichtlich widerwillig ließ Sirius von ihm ab.
 

"Du hast Recht." Etwas außer Atem strich er sich die schwarzen Haare zurück. "Ich freu mich ja wirklich, dass James wieder da ist, aber ich vermisse auch die Zeit, in der wir den Schlafsaal ganz für uns allein hatten.", grummelte er.
 

Remus lehnte sich an ihn, das Gesicht in seiner Halsbeuge vergraben und versuchte ebenfalls seinen beschleunigten Herzschlag zu beruhigen. Dass sie kaum Gelegenheit hatten allein zu sein, störte ihn auch, allerdings bot es ihm auch die perfekte Ausrede, falls Sirius mehr wollte. Bereits in den zwei Wochen der Weihnachtsferien hatte Sirius mehrmals versucht weiter als bisher zu gehen und jedes Mal hatte Remus ihn aufgehalten.
 

Es war nicht so, dass er nicht wollte. Er wollte es sogar sehr.
 

Aber er hatte Angst. Nicht vor der Sache an sich, davon hatte er schließlich genug in seinen zahlreichen Liebesromanzen gelesen und auch wenn es zwischen zwei Jungs vermutlich anders sein würde als zwischen Mann und Frau, vermutete er, dass es im Grunde das Gleiche war.
 

Er hatte Angst fallen gelassen zu werden.
 

Sirius war nicht bekannt dafür, längere Beziehungen zu führen. Tatsächlich war die Beziehung mit ihm wahrscheinlich die längste, die er jemals gehabt hatte und dieses Gefühl ließ einen gewissen Stolz in ihm aufkeimen.
 

Wirklich, es war eine irrationale Angst. Remus glaubte nicht wirklich, dass Sirius mit ihm schlafen und ihn dann verlassen würde.
 

Aber irrationale Ängste waren schwieriger zu bekämpfen als rationale.
 

Sein Herzschlag hatte sich inzwischen wieder beruhigt. Die Stelle an seinem Hals, an der Sirius ihn eben noch geküsst hatte, pochte schwach. Er würde aufpassen müssen, falls sich dort ein Knutschfleck bilden sollte. Sirius hielt ihn im Arm und strich ihn in langsamen Bewegungen über den Rücken. Es fühlte sich einfach richtig an, warm und geborgen. Er strich mit seiner Nase über die Haut an Sirius' Halsbeuge, sog seinen vertrauten Geruch ein, eine Mischung aus Erde, Wald und der leisesten Andeutung Hund.
 

Dann kamen Schritte näher.
 

Gleichzeitig ließen sie voneinander ab und kamen hinter der Statue hervor, möglichst unschuldige Mienen auf ihren Gesichtern.
 

Es war Pettigrew, der gerade um die gleiche Ecke gekommen war wie Remus vor wenigen Minuten. Er erblickte sie. Seine Augen huschten kurz zwischen ihnen hin und her, auf seinem Gesicht ein nachdenklicher Ausdruck. So schnell wie er gekommen war, verschwand dieser jedoch, und an seiner Stelle trat ein Ausdruck freudiger Überraschung.
 

"Sirius!" Er übersah Remus geflissentlich. "Da bist du ja, James und ich wollten mit dir eine Runde Karten spielen."
 

Nervös beobachtete Remus ihn. Er schien nichts mitbekommen zu haben, sonst hätte er doch sicher etwas gesagt. Aber was bedeutete dann dieser Blick, wieso hatte er so bedeutungsschwanger zwischen ihnen hin und her gesehen? Nicht zum ersten Mal hätte er ihm gerne in den Kopf geschaut, um zu erfahren, was in diesem vorging.
 

Zusammen gingen sie den Weg bis zum Gryffindorturm. Sirius begann das Kartenspiel mit Potter und Pettigrew und Remus setzte sich weiter von ihnen weg, absichtlich, um in Ruhe seine Hausaufgaben machen zu können, aber auch, weil Pettigrew ihm langsam nicht mehr geheuer war.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Liebt ihr Remus und Sirius auch so sehr wie ich? :3 *Kekse dalass* Komplett anzeigen

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