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Weihnachtsengel

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Weihnachtsengel

Weihnachtsengel
 

Den Kragen seiner Jacke hochgeklappt und den Schal so tief wie möglich ins Gesicht gezogen, stapfte Joey durch die Straßen der Innenstadt von Domino. Seit zwei Tagen schneite es fast ohne Unterbrechung, so dass die weißen Flocken, die beständig und leicht wie Federn vom Wind hin und her geweht zu Boden tänzelten, auf den Straßen mittlerweile eine dichte weiße Schicht bildeten. War es für die einen – besonders die Autofahrer – ein ärgerliches, doch unumgängliches Hindernis, da die Straßenräumdienste kaum mit der Arbeit nachkamen, stellte der plötzliche Schnee für andere eine mehr als reizende Einstimmung auf die Feiertage dar. Morgen war Weihnachten, der Heilige Abend, und übermorgen früh sollten die Geschenke unter dem Baum liegen.

Sollten … Joey seufzte unzufrieden. Er zerbrach sich seit Wochen darüber den Kopf, was er Seto schenken sollte. Das ewig leidige Problem, das dreimal im Jahr, zu seinem Geburtstag, Weihnachten und ihrem Jahrestag, auftrat und ihm jedes Mal schlaflose Nächte bescherte. Was sollte man auch jemandem schenken, der alles hatte oder es sich mit Geld kaufen konnte. Sie hatten vereinbart, sich nichts zu schenken – und dennoch hatte Joey letztes Jahr zu Weihnachten einen Gutschein über ein Wochenende in der Schweiz und Seto einen Drachen aus weißer Schokolade ausgepackt, den sein Freund selbst aus der süßen Masse geformt und sogar mit Mandelsplittern als Klauen und Zähne verziert hatte.

Sie mochten es sich vornehmen, auf Geschenke zu verzichten, doch in den vergangenen zwei Jahren, seit sie ein Paar waren, hatten sie dieses Versprechen mit schöner Regelmäßigkeit gebrochen. Dafür sahen sie zu gern den Glanz in den Augen des anderen, wenn dieser sein Geschenk auswickelte. Ein Lächeln huschte über Joeys Gesicht. Freundliche Worte, ein strahlendes Lächeln … all das waren Gefühlsregungen, die der Blondschopf früher nie mit Seto in Verbindung gebracht hätte. Lange hatte er gedacht, dieser wäre zu dergleichen überhaupt nicht fähig.

Ihr letztes gemeinsames Schuljahr war in seiner ersten Hälfte ereignislos verstrichen, bis Joey die Zusage eines belgischen Chocolatiers erhalten hatte, bei ihm in die Lehre gehen zu dürfen. Nach dieser Ankündigung in der Klasse, wodurch zwangsläufig auch Kaiba etwas davon mitbekommen hatte, hatte sich dessen Verhalten immer mehr verändert, ihre Zankereien waren häufiger geworden, heftiger und hatten schließlich selbst den Unterricht nicht mehr verschont. Wenn Joey daran dachte, dass der große Seto Kaiba seinetwegen einmal aus dem Unterricht geflogen war, musste er heute noch breit grinsen. Dass ihr Krach dann statt vor dem Direktor in einer Abstellkammer und er von Seto an die Wand gedrückt geendet hatte, die Lippen des Brünetten auf seinen … damit hätte er damals nicht im Traum gerechnet. Ebenso wenig wie mit Setos kurz darauf gemachten Angebot, ihm eine Ausbildung zum Chocolatier in Domino zu verschaffen, denn Joey dachte trotz aller Liebe nicht daran, von seinem Berufswunsch abzuweichen.

So war es gekommen, dass er seine Ausbildung in einer kleinen Konfiserie begonnen hatte, unter den strengen Augen seines Lehrmeisters Monsieur Rembeau, der vor rund zwölf Jahren von Frankreich nach Japan ausgewandert war, um sich in Domino eine neue Existenz aufzubauen.
 

Ein Schneeball verfehlte ihn nur um wenige Millimeter und holte ihn aus seinen Überlegungen. Verwirrt sah er sich um, bis er den Schützen, einen siebenjährigen Jungen mit einem dicken Schal um den Hals, entdeckte, der ihn verlegen angrinste und sich entschuldigte, er habe seine Schwester treffen wollen. Joey nickte ihm zu und wandte sich, die Gedanken wieder auf sein Problem zurückrichtend, ab. Ein passendes Geschenk für Seto aufzutreiben, war eine echte Denkaufgabe. Aber er war Joey Wheeler – und für einen Joey Wheeler gab es immer einen Weg.

Auf der Straße herrschte die typische, vorweihnachtliche Hektik. Unzählige Leute waren unterwegs, um noch schnell ihre letzten Besorgungen zu machen oder sich endlich in den viel zu lange hinausgezögerten Weihnachtseinkauf zu stürzen, damit überhaupt etwas seinen Platz unter dem Baum fand. In den Geschäften liefen die Kassen heiß, während die Angestellten kaum damit nachkamen, die Weihnachtsgaben in hübsches, buntes Geschenkpapier zu verpacken und mit Schleifen und Bändern zu verzieren.

Joey ließ sich von der Masse mit treiben, blieb mal hier, mal dort stehen und warf einen Blick in die Auslagen der Schaufenster. Manchen gönnte er lediglich einen flüchtigen Blick, was sollte Seto auch mit einem Pfeifenhalter und einer verzierten Dose für Tabak anfangen, wenn er nicht rauchte, oder eine dieser kitschig-bunten Blumenvasen bekommen, die im Geschäft nebenan ausgestellt waren.

In andere Läden, die sein Interesse weckten, ging er hinein, um sich näher umzusehen. In einer Boutique fand er einige Hosen und Mäntel, die ungefähr Setos Geschmack entsprachen und von denen er sich sicher war, dass sie ihm gut stehen würden. Wenn auch seufzend, weil sein Portemonnaie danach leer sein würde, schritt er mit einem silbergrauen Mantel auf die Kasse zu, um ihn zu bezahlen und verpacken zu lassen. Auf halbem Weg jedoch stockte er, noch mitten im Schritt, und betrachtete noch einmal den weichen Stoff, den er sich über den Arm gelegt hatte.

Der Mantel war zweifelsfrei schön und passte zu seinem Freund und trotzdem hatte Joey das Gefühl, es sei nicht das Richtige für ihn. Seto hatte Dutzende solcher Mäntel in verschiedenen Farben in seinem Schrank hängen, allesamt von hochkarätigen Designers und wahrscheinlich noch weit teurer als dieser. Er schüttelte kurz den Kopf, drehte sich auf dem Absatz um und hängte ihn dahin zurück, wo er ihn hergenommen hatte, bevor er der Boutique den Rücken kehrte.

Kaum anders erging es ihm in der Parfümerie, wo er nach einem Herrenduft suchte, und in der Buchhandlung. Seto las gern – wenn er denn mal die Zeit und Muße hatte, etwas anderes als die Zeitung und seine Geschäftsberichte zu lesen. Ein paar Bücher in seinen Schränken waren immer noch originalverpackt, manche davon hatte ihm Mokuba schon vor Jahren geschenkt.

Das Schneetreiben wurde stärker, Joey zog seine Hände weiter in seine Jackenärmel zurück. Trotz der warmen Handschuhe, die er trug, kamen sie ihm wie zwei Eiszapfen vor. Wenn er nur endlich etwas finden würde, dann könnte er nach Hause zu Seto und Mokuba gehen. Gut, Seto war bestimmt noch im Büro, wie er ihn kannte, aber Mokuba hockte sicher schon zu Hause vor dem Kamin, eine heiße Tasse Kakao in der Hand und war am Grübeln, was er für Geschenke bekommen würde. Seto hatte ihnen beiden nichts, aber auch gar nichts verraten wollen, wie üblich. Ebenso wie natürlich bei ihrer gemeinsamen Hausdurchsuchung nichts zu finden gewesen war, nicht mal eine kleine Notiz des Hausherrn, die Aufschluss darüber gab, was sie zu erwarten hatten.

Bibbernd vor Kälte sah sich Joey um und stieß die erstbeste Ladentür auf, die ihm vor die Nase kam. Wenn er noch länger in dieser Eiseskälte blieb (der Winter musste mit Seto verwandt sein, das hatte er schon immer gewusst), würde er bald als Schneemann enden. Als er eintrat, klingelten ein paar kleine Glöckchen, die über der Tür angebracht waren. Er klopfte sich den Schnee von Jacke und Kapuze und sah sich in dem Geschäft um, in das es ihn verschlagen hatte.

Seine Augen brauchten eine Weile, bis sie sich an das Dämmerlicht gewöhnt hatten, das hier herrschte und teilweise von dem Schneetreiben draußen herrührte. Wohin er auch sah, überall standen Regale, die bis an die Decke reichten. Manche waren mit Büchern gefüllt, in anderen standen Gläser, Vasen, stapelten sich Porzellan und mit schwarzem Edding beschriftete Kartons unterschiedlichsten Inhalts. Ein Schrank enthielt nur Spieluhren und kleine Porzellan- und Glasfiguren. Auf der Ladentheke standen die Kasse, ein altmodisches Modell wie man sie noch aus der Mitte des 20. Jahrhunderts kannte, und ein Rondell, an welchem Ketten und Armbänder hingen, die im Licht der Deckenleuchte glitzerten. Nur von dem Besitzer oder der Besitzerin des Geschäfts war nichts zu sehen.

Joey beschloss sich ein wenig umzusehen, wenn er sich schon hier drin aufwärmen wollte. Vielleicht fand er in all dem Trödel die Anregung, die er so dringend benötigte. Er begann die Reihen abzugehen und die Waren zu begutachten. Jede trug ein kleines Schild, das mit feiner, sauberer Handschrift beschriftet war und den Preis angab. Einige Stücke wie ein Samowar hatten ein größeres Schild, auf dem in knappen Worten geschrieben stand, um was es sich dabei handelte.

„Kann ich Ihnen weiterhelfen, junger Mann?“

Um ein Haar hätte er die Kristallkaraffe fallen lassen, die er gerade aus dem Regal genommen hatte, um sie näher zu betrachten und zu entscheiden, dass Seto damit nicht viel anfangen konnte. Er schaffte es gerade noch, sie festzuhalten, als er zusammenzuckte und sich wie ertappt zu der Stimme umdrehte. Im Rahmen der Tür, die nach hinten zu den Lagerräumen führte, stand eine Frau, nur wenige Jahre älter als er selbst und eine zierliche Brille auf der Nase. Die gelockten Haare, die ihr über die Schultern flossen, hatte sie mit einer großen Spange im Nacken gebändigt. Ein langer Rock und eine Bluse mit weiten Ärmeln vervollständigten das für Joey etwas seltsam anmutende Bild.

„Ja, also … nein …“, stammelte er und stellte die Karaffe an ihren Platz zurück. „Ich wollte mich nur mal umsehen.“

„Bitte, nur zu. Lassen Sie sich so viel Zeit, wie Sie brauchen“, ermunterte sie ihn, zog einen Hocker unter der Theke hervor und setzte sich darauf. Unter den wachsamen Augen der Besitzerin setzte er seine Erkundung fort.

Eigentlich hat sie ganz hübsche Sachen, dachte Joey nach einer Weile. Er blätterte in mehreren Büchern, betrachtete ein kunstvoll bemaltes Teeservice, nur der Funke wollte einfach nicht bei ihm überspringen, dass er sagte, dieses oder jenes sei das richtige Geschenk.

„Sie suchen doch ein Weihnachtsgeschenk, oder?“

Wieder fuhr er zusammen und dachte kurz, ihm würde das Herz stehen bleiben. Die Frau hatte auch eine Art, ganz unvermutet direkt neben einem aufzutauchen.

„Jaaaa“, antwortete er gedehnt.

„Dann habe ich das Richtige für Sie.“

„Ich … ich weiß nicht“, zögerte er und sah skeptisch auf das, was sie ihm hinhielt.

„Vertrauen Sie mir, darüber wird sich die Person, für die er sein soll, sehr freuen.“

„Woher wollen Sie das wissen?“

„Das sagt mir mein Gefühl und das hat sich noch nie geirrt.“

Er musterte sie, überlegte, ob er ihr vertrauen sollte. Während er überlegte, sagte sie kein Wort, sie sah ihm nur in die Augen, bis er schließlich nickte.

„Gut, ich nehme ihn.“

„Möchten Sie, dass ich ihn für Sie einpacke?“, fragte sie auf dem Weg zur Kasse.

„Ja, das wäre nett.“

Er war sich nicht sicher, ob er heute noch die Gelegenheit dazu fand, sich zurückzuziehen und die Verpackung selbst zu besorgen. Die Weihnachtsvorbereitungen hielten an den letzten Tagen vor dem Fest normalerweise den ganzen Kaiba-Wheelerschen Haushalt auf Trab.

Wenig später verließ Joey das Geschäft mit dem Gefühl, das Passende für seinen Liebsten gefunden zu haben. In einer Schreibwarenhandlung erstand er noch ein Schreibset, bestehend aus Füller und Kugelschreiber, und machte sich auf den Heimweg.

Er fühlte sich, Mütze, Schal, Handschuhen und Daunenjacke zum Trotz, durchgefroren, als er zu Hause ankam und war überaus dankbar für Mokubas Angebot, ihm eine heiße Schokolade zu kochen, damit er sich aufwärmen konnte, bis sich Seto endlich bequemte, aus dem Büro zu kommen.
 

Am Weihnachtsmorgen, dem 25. Dezember, wurde er von der lauten Stimme und dem aufgeregten Hopsen eines schwarzhaarigen Jugendlichen, auch als Mokuba bekannt, aus dem Schlaf gerissen. Der jüngere der beiden Kaiba-Brüder war der Überzeugung, dass er und Seto lange genug geschlafen hätten und endlich mit ihm nach unten gehen sollten, um die Geschenke auszupacken. Eher widerwillig gab das Paar seinem Wunsch nach und schlüpfte in die Morgenmäntel.

Gemeinsam betraten sie das Wohnzimmer, in dem der Weihnachtsbaum stand. Sobald Mokuba seinen Geschenkstapel entdeckt hatte, gab es für ihn kein Halten mehr. Seto sah ihm lächelnd zu, wie er das Papier aufriss. Er war froh, ihm die Kindheit bieten zu können, die ihm selbst nicht vergönnt gewesen war. Er hatte sich geschworen, ihn in Frieden aufwachsen zu lassen, ohne Angst davor, was der nächste Tag bringen würde.

„Willst du nicht auspacken, Seto?“, fragte Joey, der sich kurz nach Mokuba selbst mit Feuereifer ins Papiergefecht gestürzt hatte.

„Doch, sicher.“

Aus einer Doppellage rotem Papier mit Elchdruck zog er ein Buch über berühmte Schlösser und Burgen hervor, das ihm Mokuba geschenkt hatte. Als nächstes griff er zu dem Geschenk von Joey.

„Schwer … was ist da drin?“

„Warum packst du es nicht einfach aus?“, lachte er und löste seine Augen kurz von dem neuen Brettspiel, das er heute noch mit Seto und Mokuba ausprobieren wollte.

Der Brünette löste Schleife und Papier, hob den Deckel der Pappschachtel ab und schob das geknüllte Papier beiseite, das als Stoßschutz diente. Vorsichtig zog er die Figur heraus und betrachtete sie.

„Ich hoffe, es gefä –“

Joey stockte mitten im Satz, als er in Setos Gesicht sah. Es war starr wie eine Maske, kein Muskel zuckte, nur tiefer Schmerz stand in den blauen Augen geschrieben.

„Seto?“, fragte er vorsichtig. „Alles okay?“

„Ja, ich … brauche einen Kaffee.“

Wie mechanisch stellte er den Kristallengel vor sich auf den Tisch, legte die Verpackung daneben und stand auf. Joey und Mokuba sahen ihm verwundert nach, wie er das Zimmer verließ, stocksteif, als hätte er gerade einen Besen verschluckt.

„Hast du eine Ahnung, was mit ihm ist?“, fragte Joey. „So schlimm kann mein Geschenk doch auch nicht gewesen sein.“

„Ich hab keinen blassen Schimmer. Lass ihm ein paar Minuten, er kommt sicher gleich wieder.“

Die beiden widmeten sich wieder ihren Geschenken. Fast eine Viertelstunde später war Seto jedoch immer noch nicht zurück. Sein Freund machte sich auf die Suche nach ihm und fand ihn schließlich in seinem Büro, den Kopf in seinen Händen vergraben am Schreibtisch sitzend.

Er wollte ihn gerade ansprechen, da bemerkte er die leisen Geräusche, die von ihm ausgingen. Joey traute seinen Ohren nicht. Leise trat er an ihn heran und umarmte ihn.

„Sonst ist es zwar schön, jemand mit einem Geschenk zu Tränen zu rühren, aber ich verstehe nicht, warum du weinst, Seto“, sagte er und strich ihm über den Nacken. „Hab ich dir so was Schlimmes geschenkt?“

Langsam hob sich der brünette Haarschopf, gab den Blick auf ein Paar gerötete Augen frei und zeigte Joey, dass er sich eben nicht verhört hatte. Seto hatte geweint.

„Hey, was ist denn?“ Vorsichtig setzte er ihm einen Kuss auf die feuchte Wange.

„Du kannst nichts dazu“, antwortete Seto endlich. „Du konntest es ja nicht wissen. Ich … kenne diesen Engel.“

„Äh … wie?“

„Wir hatten genau den gleichen. Ganz früher.“

„Ich verstehe nicht. Meinst du Gozaburo?“

„Nein.“ Er wischte sich die letzten Tränenspuren von den Wangen und fuhr sich über die Augen. „Unsere Eltern. Meine Mutter hatte ihn von ihrer Mutter bekommen, er stand jedes Jahr auf einem Tisch neben dem Baum. Als sie bei Mokubas Geburt starb, erklärte mir mein Vater, sie würde bei uns sein und mit uns feiern, wenn der Engel dort steht. Idiotisch, an so etwas zu glauben …“

Seto schüttelte über sich selbst den Kopf. Er verstand sein eigenes Verhalten nicht, dass ihn der Anblick des Engels dermaßen aus der Fassung gebracht hatte. Das passte doch sonst gar nicht zu ihm, sich so irrational zu verhalten.

Alles Joeys Schuld, dachte Seto. Er hat mich weich gemacht.

„Hey, du warst ein Kind“, sagte Joey.

Nach nochmaligem Durchatmen hatte Seto seine Fassung endgültig wiedererlangt.

„Mag sein … Jedenfalls war er jedes Weihnachten da, bis mein Vater starb und alles verkauft wurde. Mokuba wird sich kaum an den Engel erinnern, er war noch zu klein. Ich weiß nicht mal, warum ich eben überhaupt – entschuldige, ich hatte vorhin was im Auge.“

„Immer diese Ausreden“, seufzte Joey lächelnd. „Ist doch nichts Schlimmes dran, wenn es eine Erinnerung für dich ist. Wer weiß, vielleicht ist es sogar euer Engel.“

„Glaube ich nicht, wie hätte der die letzten Jahre überleben sollen.“ Seto stand auf und strich sich durch die Haare, versuchte sich wieder besser herzurichten. So wollte er Mokuba nicht unter die Augen treten. „Unserer hatte eine Macke am linken Flügel, da fehlte ein winziges Stück, weil er meiner Mutter einmal runtergefallen war.“

„Dann lass uns nachsehen.“

Joey ergriff seine Hand und zog ihn ins Wohnzimmer zurück.

„Wo wart ihr so lange?“, fragte Mokuba. „Ist was passiert?“

„Alles bestens.“ Seto zwang sich zu einem Lächeln und setzte sich neben seinen Bruder. „Freust du dich über deine Geschenke?“

„Da fragst du noch?“ Er hielt eine CD seiner Lieblingsband hoch. „Die muss ich gleich hören.“

Sein Bruder konnte gar nicht so schnell schauen, wie Mokuba aufsprang und aus dem Wohnzimmer stürmte.

„Und was ist mit Frühstück?“, rief ihm Joey nach.

„Später!“

Er sah dem Jungen leise lachend nach und wandte sich Seto zu, der nach dem Engel gegriffen hatte und diesen nun aufmerksam musterte. Sein Blick blieb an einer schmalen Kerbe nahe der linken Flügelspitze hängen.

„Joey …“, sein Mund fühlte sich mit einem Mal seltsam trocken an. „Das ist er wirklich.“

„Der Engel von deiner Mutter?“

Er ließ sich neben ihm auf der Couch nieder.

„Ja. Woher hast du ihn?“

„Aus einem kleinen Antiquitätenladen. Die Verkäuferin hat ihn mir regelrecht aufgedrängt, sie meinte, damit würde ich dir eine Freude machen.“

Seto stellte den Engel vorsichtig auf den Tisch zurück und zog seinen Freund dicht zu sich.

„Das hast du, Joey. Danke.“

Joey lächelte und kuschelte sich an seinen Freund. Es kam nicht darauf an, wie teuer ein Geschenk war, nur darauf, was dahinter steckte.
 

Ich wünsche euch allen fröhliche Weihnachten und einen guten Rutsch ins Neue Jahr. ^______^

Eure Lily



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Kommentare zu diesem Kapitel (9)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2011-04-15T12:30:36+00:00 15.04.2011 14:30
Das war ja süß! =)
Echt ein nettes Ff.
Und ein toller Schlusssatz.:)

lg Fox

Von:  Pluesch-Pueppie
2010-12-15T22:52:37+00:00 15.12.2010 23:52
Ich muss zugeben, dass mir gerade Tränen in die Augen gestiegen sind.
Ich bin in der (Vor-)Weihnachtszeit sowieso sehr nah am Wasser gebaut.

Von dem Joey, der so eingehend nach einem passenden Geschenk sucht (Mir gefällt die Szene in der Boutique besonders gut) bishin zum Seto, der zu Tränen gerührt ist und Joey die Schuld dafür gibt (denn wir wissen alle, dass Joey der einzige neben Mokuba ist, der ihn auftauen könnte)gefällt mir alles wahnsinnig gut!

Wirklich eine sehr sehr schöne Geschichte!
Mach weiter so! (und das sage ich auch aus Eigennutz)

Liebste Grüße
Plüschi
Von:  oOArtemisOo
2010-11-06T21:37:24+00:00 06.11.2010 22:37
zuckersüß *.*
Jaja so ist das manchmal sollte man auf den Rat der Verkäufer hören.
Lg
Artemis
Von:  Ryuichi-Sakuma-
2010-03-08T01:59:50+00:00 08.03.2010 02:59
Eine wirklich sehr sweete FF *smile*
Gefällt mir echt sehr gut deine FF mit denn zwei süßen (^___^~)
Nah da hatte Joey ja dank der Frau ja wirklich das Perfeckte Geschenk für Seto *lächel*
Kannst wirklich klasse FF schreiben X3
Weiter so *knuff*

Gruß: Ryuichi-Sakuma-
(^_~)/
Von:  night-blue-dragon
2009-12-31T19:45:13+00:00 31.12.2009 20:45
Hallo^^

die Ff ist wirklich süß und so sehr OOC finde ich Seto nicht.
Einen solchen Gegenstand aus seiner glücklichen Kindheit, hätte jeden umgehauen.
Das zeigt doch... Wunder gibt es immer wieder.^^

Danke für diese wunderschöne FF. *knuddel*

glg
deine night-blue-dragon

Von:  trinithy
2009-12-28T18:41:23+00:00 28.12.2009 19:41
So, endlich von mir auch ein Kommentar^^

Ich find die Geschichte total süß!
Es kam zwar wirklich etwas plötzlich, dass Seto so in Tränen ausbricht, aber es macht ihn so menschlich.
Und am besten war seine gedankliche Reaktion darauf, dass Joey ihn so "weich" gemacht hat, da musste ich schmunzeln und dachte mir "Ja hat er, aber sei doch froh!"

Die Idee mit dem Engel an sich war auch total toll und die Frau in dem Laden war wohl wirklich selber schon ein Weihnachtsengel =)

LG trinithy
Von:  _Raphael_
2009-12-27T18:43:29+00:00 27.12.2009 19:43
das war ricjtig schön
ht mir gefallen
Von:  mu_chan
2009-12-27T15:00:34+00:00 27.12.2009 16:00
gott wie süß!!*.*
einfach zu knuffig!!
tolle fic!!
glg mu_chan

wünsch dir auch nen guten rutsch ins neue jahr
Von:  SMC_Smoker
2009-12-27T13:46:44+00:00 27.12.2009 14:46
*tränchen aus den augen wixsch*
das is eine schöne idee.
ganz klasse geschrieben udn ich kann seto so gut verstehen!
*sich taschentuch hol*
die frau aus dem laden hatte wirklich ein gutes gefühl^^
ich denke einfach mal, der engel wird jetzt bei jedem weihnachtsfest da stehen :)

lg wibi


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